EU-Mission Aspides im Roten Meer stoppte bislang elf Angriffe
Für den Überblick: Die EU-Marinemission Aspides zum Schutz der Handelsschiffahrt im Roten Meer hat seit Beginn des Einsatzes Ende Februar elf Angriffe auf Frachter und Tanker gestoppt. Die Mission sei damit bislang erfolgreich, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.
Borrell und der Aspides-Befehlshaber, der griechische Konteradmiral Vasileios Gryparis, zogen am (heutigen) Montag in Brüssel eine Zwischenbilanz der Mission. Laut Borrell wurden bisher mehr als 68 Handelsschiffe durch das Operationsgebiet im Roten Meer begleitet. Nach Angaben des Admirals wurden bei Angriffen der Huthi-Milizen aus dem Jemen dabei von EU-Kriegsschiffen neun unbemannte fliegende Systeme, eine Überwasserdrohne sowie vier Antischiffsraketen abgewehrt.
Nach den bisher von der Bundeswehr veröffentlichten Einzelheiten gehen davon auf das Konto der deutschen Fregatte Hessen, die in dieser Mission im Einsatz ist,
• zwei fliegende Drohnen am 27. Februar
• eine Überwasserdrohne, die am 21. März mit dem schweren Maschinengewehr des Bordhubschraubers SeaLynx zerstört wurde, und
• eine Antischiffsrakete, die am 6. April abgewehrt wurde.
An der Mission beteiligen sich nach den Angaben der EU vier Nationen mit Kriegsschiffen. Einzeln genannt wurden sie zwar nicht, aber neben Deutschland sind es derzeit Italien mit dem Force Commander, Frankreich und Griechenland. Am Kommandostab und als Unterstützer sind danach insgesamt 19 EU-Nationen beteiligt.
Von der Pressekonferenz des Außenbeauftragten und Gryparis gibt es zwar ein Transkript – aber da stehen merkwürdigerweise nur die Worte Borrells drin. Aus dieser Abschrift:
In one month, the operation was launched. It has become operational very quickly and it is fulfilling the [three-fold] mandate this mission has: to protect ships under attack, to accompany vessels, and to reinforce maritime [situational] awareness.
Rear Admiral Gryparis will give more operational details, but let me just emphasise that as of today, four Member States have been deploying frigates for the mission, and 19 Member States are contributing with personnel in the Operational Headquarters and the Force Headquarters.
In less than two months since the operation was launched, the operation has escorted [more than] 68 vessels and has repelled 11 attacks. So, it is a mission that has a certain, an important level of engagement and risk.
But [Operation ASPIDES] has a defensive mandate: we are not engaged in any operation against the Houthis on land. Our vessels operate in self-defence and to protect targeted ships.
Da offensichtlich die Aussagen des Admirals der Abschrift nicht würdig angesehen wurden, der Link zum Video, in dem er auch zu Wort kommt:
https://audiovisual.ec.europa.eu/en/video/I-253842
Elf gestoppte Angriffe in zwei Monaten und rund 68 Eskorten ein Erfolg? Darunter im März der (erfolgreiche) Huthi-Angriff auf die „True Confidence“, der erstmals tote Seeleute zur Folge hatte …
Ich weiß ja nicht was sonst so da entlang schippert, aber 68 kommt mir wenig vor. Hat sich denn der Strom der ausgewichenen Schiffe wieder zurückorientiert? Die Zahl und Qualität der Angriffe abgenommen? Gibt es Zeichen, dass die Huthi generell damit aufhören? DAS wären Erfolge.
@ Pham Nuwen sagt:
08.04.2024 um 23:30 Uhr
Von den grossen europ. Container-Reedereien fahren Hapag Lloyd (DEU) mit Maersk (DNK) weiter ums Cap. MSC (CHE) und CMA CGM (FRA) fahren situations-/einzelfallabhängig wieder durch das Rote Meer. Zwei MSC-Schiffe wurden gestern angegriffen, wobei MSC nur Betreiber dieser Schiffe ist und die Eigner aus ISR kommen. Die Transitzahlen durch das Rote Meer sind weiter niedrig. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Umwegs ums Cap waren bisher überschaubar und die Spotpreise der Frachtraten haben sich auf einem als akzeptabel bewerteten Niveau stabilisiert. Den genannten 68 Eskorten während der Missionsdauer insgesamt stehen ca. 40 Containerschiffspassagen pro Tag (Stand Mitte März) gegenüber, es wird offenbar sehr selektiv eskortiert.
Ich begrüße die Erfahrung, trotz aller persönlichen Gefahr, die die Besatzung sammelt und hoffentlich werden diese gut ausgewertet und für die Zukunft die richtigen Schlüsse gezogen.
Selbstverständlich hoffe ich das die Beteiligten natürlich unversehrt aus dieser Geschichte herauszukommen.
Preis / Leistung passt natürlich nicht zusammen. War aber vorher klar,, bevor dieser Einsatz begann.
Gibt es denn wenigstens Nachbeschaffungen für die verschossenen Raketen?
Ich kann mich nicht erinnern davon gelesen zu haben..
Ist die ägyptische Marine auch aktiv und beteiligt sich irgendwie an den Einsatz?
Auch hierzu, kann ich in den Medien nichts finden.
Finanziell sollte das für Ägypten ja ein ordentliches Loch in den Haushalt schaffen, da ja deutlich weniger Schiffe durch den Suezkanal fahren.
@T.W.
Zitat1:“Die Mission sei damit bislang erfolgreich, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.“
Zitat2:“So, it is a mission that has a certain, an important level of engagement and risk.“
Sind sie sicher, Herrn Borell richtig übersetzt zu haben? Borell ist ja für sein seltsames Englisch bekannt. Ich würde ihn eher dahingehend übersetzen, dass es bei dieser Missionsicher ein hohes Einsatzniveau und Risiko‘ gibt. Wobei ich den Begriff ‚Einsatzniveau‘ eher mit ‚anspruchsvoll‘ hinsichtlich des technischen Aufwands und des nötigen Sachverstands der beteiligten Soldaten interpretiere.
[Blick ins verlinkte Transkript, Zitat 3: „But certainly, until now, the performance is very good, and I thank the [Rear] Admiral for that.“
T.W.]
Vier Bemerkungen:
i) Wenn fünf Schiffe 11 Angriffe abgewehrt haben, dann ist der Anteil der „Hessen“ mit vier abgewehrten Angriffen überproportional.
ii) Dass sie bei diesen wenigen Einsätzen bereits in Dschibuti Waffen nachladen musste, scheint mir kurzatmig.
iii) Eine besondere Leistung scheint mir die erfolgreiche Abwehr der Überwasserdrohne zu sein.
iv) Das BMVg hat angekündigt, dass Deutschland die Hessen bereits im April zurückziehen will – trotz einer Mandatslaufzeit bis 2025. Wurde dazu in Brüssel nichts gesagt, ob und ggfls. wie das ersetzt werden soll?
[Zum letzten Punkt: Die Marine hat doch bereits angekündigt, dass in diesem Jahr eine andere Fregatte in diesen Einsatz gehen soll? T.W.]
Ich denke mal dass man sich für den Geleitschutz Schiffe aussucht, bei denen ein Angriff der Huthi aufgrund irgendeiner Verbindung zu Israel oder jüdischen Eignern wahrscheinlich erscheint.
Wenn die Huthis das recherchieren können, sollten die Marinen von EU-Staaten dazu wohl auch in der Lage sein ;)
Am 18. März sagte Rolf Habben Jansen, der Vorsitzende des Vorstandes der Hapag-Lloyd AG, in einer Video-Pressekonferenz auf Nachfrage zum Thema: „Wir begrüßen es grundsätzlich, dass die Regierungen Militärschiffe ins Rote Meer schicken, um gegen die Bedrohung dort vorzugehen. Aber seien wir ehrlich: die Situation ist weit davon entfernt, sicher zu sein.“ Die Sicherheit der Besatzungen, Schiffe und Ladung habe für die Reederei höchste Priorität, betonte er. Deshalb fahren die Hapag Lloyd-Schiffe nicht durch das Rote Meer, sondern nehmen die weitere Route rund um Afrika. (Wilhelmshavener Zeitung v. 19.03.2024)
https://www.youtube.com/watch?v=6IepO-wbfbg „Israels Luftabwehrsystem Iron Dome ist berühmt. Nun wurde erstmals der C-Dome eingesetzt, ein System auf See.“
Einfach hier
https://www.vesselfinder.com/
oder hier
https://www.marinetraffic.com/
mal nachschauen. Die ganzen großen Containterlinien, die sonst den Suezkanal verstopfen (Ever Given und Konsorten, OOCL, CMA, Maersk, MSC ich habe ca 40-50 gebookmarked) fahren alle (mit wenigen Ausnahmen für lokalen Transport) um Afrika herum.
Ich kann da keinen Erfolg erkennen.
„Das BMVg hat angekündigt, dass Deutschland die Hessen bereits im April zurückziehen will – trotz einer Mandatslaufzeit bis 2025. Wurde dazu in Brüssel nichts gesagt, ob und ggfls. wie das ersetzt werden soll?“
Ein deutsches Schwesternschiff das nicht in der Werft liegt
Der letzte Angriff, der von der Hessen abgewehrt wurde, weiß man da inzwischen eigentlich womit? Wieder mit RAM oder diesmal mit einem erfolgreiche Abschuss durch ESSM oder SM-2? Es wäre ja beruhigend zu wissen, dass die technischen Probleme mit der Senkrechtstarteranlage inzwischen gelöst wurden.
[Nur als Hinweis: von Problemen mit dem VLS war da nie die Rede. T.W.]