Die Heeresflugabwehr kommt als Truppengattung wieder (aber Vorsicht mit den Erwartungen)

Die Nachricht, die seit einigen Tagen kursiert, wird bei etlichen hohe Erwartungen auslösen: Die 2012 aufgelöste Heeresflugabwehrtruppe soll als eigene Truppengattung wieder aufgestellt werden. Allerdings wird es ein mühsamer Start – und sollte nicht gleich mit Fragen wie Gibt’s ein eigenes Barettabzeichen? befrachtet werden.

Zum Sachstand: Ein Sprecher des Heeres bestätigte die Meldung, die das defence network zuerst hatte: Heeresinspekteur Alfons Mais hat Anfang April entschieden, die Flugabwehrtruppe des Heeres als Truppengattung wieder aufzustellen. Initialer Aufstellungsort, sagt das Heer, soll Lüneburg sein, und die Zeitplanung sieht eine Aufstellung sequenziell bis 2028 vor.

Das erste Gerät für diese Aufgabe ist inzwischen bestellt: Im Februar wurde der Vertrag mit Rheinmetall über die Lieferung von 18 Seriensystemen Skyranger 30 unterschrieben, plus einem Prototypen. Ein Lieferdatum wird von dem Unternehmen nur für den Prototypen genannt: Der soll Ende dieses Jahres kommen.

Neben dem Aufwuchs an Gerät wird es vor allem darum gehen, Personal für diese Aufgabe zu finden und vor allem auch auszubilden. Denn von der ehemaligen Heeresflugabwehrtruppe gibt es nach mehr als einem Jahrzehnt nach der Auflösung nur noch eine überschaubare Zahl an aktiven Soldaten. Schon das erklärt den Zeitrahmen bis 2028.

Wie sich die Heeresflugabwehr, die für die mobile Flugabwehr short range zuständig sein wird, mit der weiterhin bei der Luftwaffe bleibenden Flugabwehr medium range im Rahmen des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz mischen wird, dazu habe ich einen interessanten Vortrag von Ende vergangenen Jahres gefunden. Der angedachte gemischte Einsatz von Skyranger beim Heer und Iris-T SLM bei der Luftwaffe soll da nicht viel anders laufen als ehemals diese Mischung von Flugabwehrkanonenpanzer Gepard und Flugabwehrraketensystem Roland: Im Einsatz werden in der Regel gemischte Einheiten gebildet, so dass sich MR- und SR-Komponenten in idealer Weise ergänzen. Feuerleit- und Sensorkomponenten werden dabei
gemeinsam genutzt.

Die Ozelot (auf Wiesel-Basis) des Leichten Flugabwehrsystems (LeFlaSys), die zur Luftwaffe gehören und derzeit wegen ihrer begrenzten Zahl eigentlich fast nur noch auf Tour sind als mobile Flugabwehr bei allen möglichen Übungen, sollen bei der Luftwaffe bleiben: Das derzeit noch in der Flugabwehrraketengruppe 61 betriebene leichte Flugabwehrsystem wird im Rahmen des Zulaufs der Feuereinheiten IRIS-T SLM / LVS NNbS außer Dienst gestellt und bis dahin durch die Luftwaffe betrieben werden. Ein Transfer zum Heer ist nicht beabsichtigt, sagte ein Luftwaffensprecher.

(Archivbild November 2002: Flugabwehrkanonenpanzer Gepard 1A2 (hinten) und Flugabwehr-Lenkflugkörpersystem Roland auf dem Truppenübungsplatz Munster – Thomas Imo/photothek.de)