Rüstungsimporte in Europa verdoppelt – Löwenanteil für Kampfjet-Lieferungen aus den USA

Die Rüstungsimporte europäischer Staaten haben sich in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt, während das Finanzvolumen des internationalen Handels mit Kriegswaffen und Rüstungsgütern leicht zurückging. Mit ausschlaggebend dafür waren nach einer Übersicht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI die Lieferungen an die Ukraine, die zum viertgrößten Waffenimporteur der Welt wurde. Bei den Exportländern standen die USA in den Jahren 2019 bis 2023 weltweit unverändert an der Spitze, allerdings verdrängte Frankreich mit einer Steigerung um 47 Prozent Russland auf den dritten Platz.

Nach der am (heutigen) Montag veröffentlichten SIPRI-Statistik bezogen die Europäer, nach Finanzvolumen gerechnet, in den vergangenen vier Jahren 55 Prozent ihrer Rüstungsgüter aus den USA – ein deutlicher Zuwachs zu den 35 Prozent im vorherigen Zeitraum 2014 bis 2018. Mit weitem Abstand folgten als Lieferländer an die Europäer Deutschland mit 6,4 und Frankreich mit 4,6 Prozent.

Das Wachstum der US-Rüstungsexporte in alle europäischen Länder, nicht nur die Ukraine, ist nach der SIPRI-Übersicht vor allem auf den Export von US-Kampfflugzeugen zurückzuführen, der ein Viertel aller amerikanischen Waffenausfuhren ausmachte. Viele NATO-Länder, darunter auch Deutschland, entschieden sich für den Kauf des Kampfjets F-35. Während von 2014 bis 2018 elf Prozent aller US-Waffenexporte nach Europa gingen, waren es zwischen 2019 und 2023 bereits 28 Prozent. Knapp fünf Prozent aller US-Rüstungsexporte gingen in die Ukraine.

Dass Frankreich mit einer Steigerung der Ausfuhren um 47 in den vergangenen vier Jahren Russland als weitweites Exportland vom zweiten auf den dritten Platz verdrängte, hängt nach Angaben des Stockholmer Instituts vor allem mit den Lieferungen an Indien zusammen. 29 Prozent aller französischen Rüstungsexporte gingen an Indien, das weltweit zum größten Waffenimporteur aufstieg. Insgesamt verkaufte Frankreich 42 Prozent seiner exportierten Rüstungsgüter nach Asien und 34 Prozent in den Nahen Osten. Der Export innerhalb Europas hatte dagegen für die französische Rüstungsindustrie nur einen Anteil von knapp zehn Prozent – das meiste davon ging mit der Lieferung von Rafale-Kampfjets an Griechenland.

Im Gegensatz dazu rüstete China, das auf dem vierten Platz der Exportnationen stand, vor allem Pakistan aus: Der Gegner Indiens bezog 61 Prozent aller chinesischen Rüstungsexporte; die Waffensysteme aus der Volksrepublik machten 82 Prozent der Importe aus.  Insgesamt gingen die Ausfuhren chinesischer Waffen und Rüstungsgüter allerdings um 5,3 Prozent zurück. China liegt als Exportland an vierter Stelle weltweit vor Deutschland auf Rang 5.

Einen massiven Einbruch seiner Rüstungsexporte verzeichnete Russland, das mit einem Anteil von nunmehr 11 Prozent gegenüber 21 Prozent im vorangehenden Vierjahreszeitraum einen Rückgang von 53 Prozent erlebte. Während 2019 noch 31 Staaten Großwaffensysteme aus Russland bezogen, sank diese Zahl auf zwölf im Jahr 2023. Einen Anteil an dem Rückgang hatte Indien, das sich bei Rüstungsimporten mehr in die USA und nach Frankreich orientierte und zudem die heimische Rüstungsindustrie ausbaute.

Die deutschen Rüstungsexporte hatten von 2019 bis 2023 zwar einen Anteil von 5,6 Prozent weltweit; das bedeutete jedoch im Vergleich zu den Jahren 2014 bis 2018 einen Rückgang um 14 Prozent. Auch für die deutsche Rüstungsindustrie waren die Ausfuhren nach Nahost mit 39 Prozent und Asien mit 28 Prozent größer als an die Exporte in europäische Nachbarländer, die ein Viertel ausmachten.

In einer gesonderten Übersicht listete SIPRI die Bestellungen auf, die in den zehn größten Exportländern für künftige Lieferungen vorliegen, aufgeschlüsselt nach Waffensystemen. An der Spitze stehen die USA, die Bestellungen unter anderem für gut 1.000 Kampfjets verzeichnen konnten, außerdem 390 Kampfhubschrauber, acht größere Kriegsschiffe und 561 Kampfpanzer.

An zweiter Stelle steht auch hier Frankreich, wo unter anderem 223 Kampfflugzeuge und 20 Kriegsschiffe bestellt wurden. Allerdings führt Deutschland in dieser Liste mit einem Produkt: Während nach SIPRI-Angaben hierzulande mehr als 37 Flugabwehrsysteme bestellt wurden, sind es in den USA 35, in Israel 30, in Russland 16 und in Frankreich und China jeweils zwei.

(Das Datenblatt von SIPRI wird nachgetragen)