Was lange währt: Neue Fliegerhelme für Hubschrauberpiloten (Update: Marine muss noch warten)

Ein Teil der Hubschrauberpiloten der Bundeswehr bekommt neue Fliegerhelme. Sie sollen ab August ausgeliefert werden, wie das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mitteilte. Die Beschaffung der neuen Ausrüstung hat sich ein wenig hingezogen: Im vergangenen Jahr wies die Wehrbeauftragte darauf hin, dass das Projekt bereits seit 2013 läuft.

Aus der Mitteilung des BAAINBw vom (heutigen) Freitag:

Die Hubschrauberpilotinnen und Piloten der Luftwaffe und des Heeres erhalten neue Fliegerhelmsysteme. Hierzu hat das Beschaffungsamt der Bundeswehr kürzlich die Firma Gentex Corporation mit der Lieferung von 1.850 marktverfügbaren Helmsystemen beauftragt. Damit ist der derzeitige Bedarf vollständig abgedeckt. (…)
Der Helm ist bezüglich Staub- und Gesichtsschutz, flexibler Wahl von Laser- oder Sonnenschutz sowie der Anbringung von Nachtsichtgeräten, individuell konfigurierbar. Der modulare Aufbau ermöglicht die flottenübergreifende Nutzung bei nahezu allen eingesetzten Hubschraubern im Heer und bei der Luftwaffe. (…)
Die neuen Fliegerhelmsysteme ersetzen die bisherigen Helme vollumfänglich. Ab August werden die ersten Helme den Hubschrauberpilotinnen und Piloten zur Verfügung stehen. In der zweiten Jahreshälfte 2024 soll die Beschaffung aller Helmsysteme abgeschlossen sein.

Zunächst stellt sich natürlich die Frage, warum zwar Heer und Luftwaffe neue Fliegerhelme für ihre Hubschrauberpiloten bekommen, die Marine aber nicht. (Die Antwort dazu unten im Update.) Und, so scheint es, es ist eine sehr langwierige Beschaffung. Aus dem im März vergangenen Jahres veröffentlichten Bericht der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl, für das Jahr 2022 (da wird übrigens die Marine noch genannt):

Beim Besuch des Hubschraubergeschwaders 64 erfuhr die Wehrbeauftragte, dass die Beschaffung eines Fliegerhelms mit ballistischem Schutz – ein marktverfügbares Produkt und bei den US-Streitkräften seit den 1990er-Jahren in Gebrauch – bis ins Jahr 2013 zurückreicht:
Der Grund für den über zehnjährigen Beschaffungsprozess liegt nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Verfahren: Zunächst hätten die Forderungen an den Helm mit den Bedarfsträgern von Heer, Luftwaffe und Marine abgestimmt werden müssen. Nach der Projektierung inklusive der Erstellung der haushaltsbegründenden Dokumente und der Bereitstellung von Haushaltsmitteln sei das Vergabeverfahren gefolgt. Als besonders zeitraubend habe sich dann erwiesen, dass der Fliegerhelm als Luftfahrtgerät der Musterprüfung unterliege und deshalb die Durchführung einer luftfahrtrechtlichen Musterzulassung notwendig gewesen sei. Diese sei aufgrund der erforderlichen Nachweisführung für sieben verschiedene Hubschraubermuster sehr komplex und umfangreich ausgefallen. Im Oktober 2022 wurde die Musterzulassung erteilt, und ab dem dritten Quartal 2023 soll die Bereitstellung der Standardfliegerhelme für die Besatzungen folgen.

Update: Auf die Frage, warum die neuen Helme für Heer und Luftwaffe kommen, nicht aber für die Marine, antwortete mir das BAAINBw:

Die Pilot*innen der Marine tragen bei Flügen zusätzliche Schwimm- und Schutzwesten, welche in Kombination mit dem Helm die Bewegungsfreiheiten einschränken.
Daher ist in Folge der Eignungsprüfung vorerst von einer Einführung abgesehen worden, bis weitere Untersuchungen erfolgt sind.

(Undatiertes Archivbild: Der neue Fliegerhelm – Johannes Locherer/Bundeswehr via BAAINBw)