Mängelbericht der Wehrbeauftragten: Trotz Kriegs in Europa Probleme mit Beschaffung und Attraktivität (Neufassung)
Trotz der zunehmenden Bedeutung der Landes- und Bündnisverteidigung und bereitgestellter Milliardensummen hat sich die Ausstattungs- und Personalsituation der Bundeswehr im vergangenen Jahr kaum verbessert. Die Bundeswehr hat von allem zu wenig, und sie hat seit dem 24. Februar 2022 noch weniger, beklagte die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, in ihrem Bericht für das vergangene Jahr. Mit zusätzlichem Geld wie dem 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr könne sich die Lage bessern, allerdings liefen die Verfahren für Beschaffungen oder Infrastruktur nach wie vor zu behäbig ab.
Der Bericht, den die Wehrbeauftragte am (heutigen) Dienstag in Berlin vorstellte, war wie schon in den Jahren zuvor erneut ein Mangelbericht, wenn auch diesmal unter dem Eindruck eines Krieges in Europa. Die Bundeswehr sei zwar im Zusammengehen mit NATO-Verbündeten verteidigungsfähig, sagte Högl. Aber sie ist nicht voll einsatzbereit.
Ein wesentlicher Grund ist der Mangel an einsatztauglichem und einsatzbereiem Gerät: Ich kann deutlich sagen, dass es kein größeres Gerät gibt, dass es nicht in höherer Stückzahl und höherem Klarstand geben sollte.
Vor allem bei dessen Beschaffung, mahnte Högl, könne die Bundeswehr nicht weitermachen wie vor dem 24. Februar vergangenen Jahres. Von dem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sei im vergangenen Jahr noch kein Euro und kein Cent ausgegeben worden. Sie hoffe aber darauf, dass in den vergangenen Monaten beschlossene Verfahrensbeschleunigungen dazu führten, dass Material nicht nur schneller als bisher eingekauft werden könne – sondern auch an die Ukraine abgegebenes Gerät zügig wiederbeschafft werde.
Als ein Negativbeispiel wird im 170-Seiten-Bericht der Wehrbeauftragten die Beschaffung eines eines Fliegerhelms mit ballistischem Schutz aufgeführt, der marktverfügbar ist und bei den US-Streitkräften seit rund 30 Jahren genutzt wird. An dessen Einführung arbeitet die Bundeswehr seit 2013:
Der Grund für den über zehnjährigen Beschaffungsprozess liegt nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Verfahren: Zunächst hätten die Forderungen an den Helm mit den Bedarfsträgern von Heer, Luftwaffe und Marine abgestimmt werden müssen. Nach der Projektierung inklusive der Erstellung der haushaltsbegründenden Dokumente und der Bereitstellung von Haushaltsmitteln sei das Vergabeverfahren gefolgt. Als besonders zeitraubend habe sich dann erwiesen, dass der Fliegerhelm als Luftfahrtgerät der Musterprüfung unterliege und deshalb die Durchführung einer luftfahrtrechtlichen Musterzulassung notwendig gewesen sei. Diese sei aufgrund der erforderlichen Nachweisführung für sieben verschiedene Hubschraubermuster sehr komplex und umfangreich ausgefallen. Im Oktober 2022 wurde die Musterzulassung erteilt, und ab dem dritten Quartal 2023 soll die Bereitstellung der Standardfliegerhelme für die
Besatzungen folgen.
Es hakt aber nicht nur an der Beschaffung. Neben den Investitionen in neues Material müssten auch die ganzen Verfahren bei der Instandsetzung von Gerät oder der Infrastruktur schneller als bisher funktionieren, sagte die Wehrbeauftragte. Nicht nachvollziehbar sei, warum für andere, als Folge des Kriegs in der Ukraine neu bewertete Vorhaben wie neue LNG-Terminals die Verfahren beschleunigt werden konnten – für die notwendigen Investitionen in die Bundeswehr dagegen bisher nicht. Für Kasernen in einem erbärmlichen Zustand gebe es einen Sanierungsbedarf von rund 50 Millarden Euro, aber die zuständigen Landesbauämter könnten davon – in allen Bundesländern zusammengerechnet – nur eine Milliarde Euro pro Jahr auch abarbeiten. Das von Bundeskanzler Olaf Scholz angemahnte Deutschland-Tempo müsse deshalb auch hier Wirklichkeit werden, sagte Högl.
Der Stau bei der Beschaffung von Ausrüstung und Gerät, aber auch unsanierte Kasernen ohne WLAN in der Stube und mit verschimmelten Duschen, wie die Wehrbeauftragte beklagte, hat auch direkte Auswirkungen auf den Mangel an Personal. Im vergangenen Jahr wurden zwar mehr Soldatinnen und Soldaten eingestellt, sagte die Wehrbeauftragte. Zugleich liege aber die Abbrecherquote innerhalb der ersten sechs Monate bei 21 Prozent – im Durchschnitt. Und die Zahl der Bewerbungen habe mit 43.900 im vergangenen Jahr um elf Prozent abgenommen. Das sei eine Folge mangelhafter Attraktivität, die wiederum von Materialmangel und schlechter Infrastruktur geprägt sei.
Dabei hätten die Soldaten und Soldatinnen der deutschen Streitkräfte seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine viel mehr das Gefühl bekommen, dass sie gebraucht würden, sagte Högl. Die Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung sei zwar seit der russischen Annexion der Krim 2014 immer wieder hervorgehoben worden, aber eher theoretisch. Das hat sich seit dem 24. Februar grundlegend geändert und auch das Selbstbewusstsein der Soldat*innen gestärkt – dennoch werde die Stimmung durch den Frust angesichts fehlenden oder mangelhaften Geräts eingeschränkt.
Den Bericht der Wehrbeauftragten gibt es hier (Bundestagsdrucksache 20/5700); und dazu Högls komplette Pressekonferenz zum Nachhören:
(Archivbild Juli 2022: Die Wehrbeauftrage bei der Firma Diehl Defence in Überlingen am Bodensee, Hersteller unter anderem des Luftverteidigungssystems Iris-T SLM, mit Harald Buschek, Mitglied der Geschäftsführung – Foto Diehl Defence)
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Alle Artikel mit Versorgungsnummer kann man problemlos nachbeschaffen, die Lieferanten sind bekannt und freigefahren, da genügt eigentlich eine einfache Ausschreibung / Aufforderung zur Angebotsabgabe.
Bzgl. Bauleistungen: kleinere Gewerke werden oft gar nicht mehr angeboten oder nur überteuert, die Bauindustrie hat kein wirkliches Interesse mehr mit dem Bund als Kunden zu haben.
Es ist einfach nur peinlich und ernüchternd. Darum werde ich meine Dienstzeit auch nicht verlängern. Ich rate jeder jungen Frau und jedem jungen Mann dringend davon ab Soldat zu werden. Mein Dank gilt allen etablierten Parteien, für die vorsätzliche und systematische Abwicklung der Bundeswehr über Jahrzehnte. Loyal? Warum? Ihr seid es doch auch nicht. Und Geld ist nicht alles.
Der aktuelle Bericht offenbart – wieder einmal – ganz deutlich, dass es total einfach ist, etwas aufzulösen, zu unterlassen oder grandios gegen die Wand zu fahren.
Dies dann später zu korrigieren, bedeutet eine enorme Kraftanstrengung.
Und genau an diesem Punkt brauchen wir mehr Führungskräfte in der Bundeswehr, die in der Sache zum Wohle der Bundeswehr streiten. Die Folgenabschätzung muss viel stärker öffentlich gemacht werden.
Das ganze System verwaltet leider nur noch sich selbst. Angefangen mit dem Bundesamt für Personalmanagement, welches in einer kleinen Traumwelt lebt und gegen das Personal und nicht mit ihm arbeitet. Bin seit vielen Jahren Ausbilder und erlebe immer wieder wie dieses Bundesamt in Köln durch seine Arbeitsweise aus motivierten Menschen Leute macht die nur noch ihre Zeit absitzen. Selbst Vorgesetzte auf Ebene B3+ beißen sich an diesem Amt die Zähne aus und lassen die Soldaten im Stich. Darüber hinaus sucht das BAMAD seit Jahren Personal, bekommt fähige und motivierte Bewerber von BaPersBw jedoch häufig nicht freigegeben.
Infrastruktur ist eine eigene Sache. Anstelle Kasernen wieder so herzurichten, dass jeder ein Bett hat, wird auch in der langfristigen Planung auf den freien Wohnungsmarkt verwiesen. Neben der Tatsache, dass Fernpendler ohnehin schlechter gestellt sind als Tagespendler (lediglich Anspruch auf zwei Familienheimfahrten im Monat) wirkt dies natürlich sehr motivierend seine Lebenszeit in der Bw zu verbringen (Anmerkung: Gratis Bahnfahrt ist nicht an jedem Standort ein Hilfe).
Bleibt nur die Hoffnung dass es VM Pistorius, dem nominierten GI Breuer und GS Hilmer gelingt die Reihen im Beschaffungswesen etwas oder etwas mehr zu lichten, damit unsere BW endlich das bekommt, was sie benötigt. Wobei ich den nach einem glanzlosen Jahr mit vielen Phrasen für einen kleinen Moment den Eindruck habe, dass der Ist-Zustand der BW einigen Personen recht ist. Phrasen dreschen große Versprechungen und am Ende ist das und sind die gravierenden Folgen die das für uns alle hat egal.
Ich bewundere unsere Soldatinnen und Soldaten die das aushalten und stetig neu motivieren müssen.
Sollte ehrliches Interesse an Erkenntnissen bestehen, warum die Bundeswehr keine Performance am Rekrutierungsmarkt entwickelt, dann empfehle ich die „rosarote Brille“ abzunehmen und eine offene und ehrliche Bestandsaufnahme durchzuführen.
Zwar wurde in den letzten Jahren recht häufig und regelmäßig in Befragungen nach Gründen geforscht, die Ergebisse wandern allerdings, nach Visualsierung in bunten Präsentationen, danach in den Giftschrank oder wahlweise auch direkt in den Papierkorb. Ich informiere, auf Nachfrage, offen über meine Erfahrungen bei der Bundeswehr, so auch in solchen Befragungen. Meine Hoffnung ist es, vielleicht doch eine Wirkung zu erzielen und eine Veränderung mit einzuleiten.
Letztlich verdankt die Bundeswehr nur einem Umstand, dass es noch funktioniert, einem treuen und pflichtbewußten Personalkörper der trotzdem hoch motiviert die täglichen Herausfordernungen des Dienstes annimmt.
Wenn schon Bekleidungsaspekte (vgl. Ausführungen der Wehrbeauftragten ab Seite 38) organisatorisch bzw. verfügungsrelevant seit langem aus dem Ruder laufen, und mit Sichereheit nicht durch die schwierige Bewertungen, unklare Einkaufnotwendigkeiten, aufwendige Verteilung oder vorher unverzichtbare Schulungsmaßnahmen zu hochkomplexen Zusammenhängen entschuldbar sind, wird nachvollziehbar, das sich hier ein Apparat „verselbstständigt“ hat, bzw. in eine nicht offen und nachhaltig bekämpfte Verhandlungsdiffussion (Zuständigkeit, Verantwortung, Handlungs- und Optimierungstransparenz) „zurückziehen“ durfte!
Warum hat man diesbezüglich in den letzten Jahrzehnten zu wenig prinzipiell (u.a. Ersatzteile, Wartung, Munition, uvw.) z.B. von höhren Diensposten in der B-Klasse gehört, das sicherheitsgefährdende BW-Strukturprobleme aufzuarbeiten wären? Wurde die Distanz zur täglichen Realität in der Truppe zu groß? Hoffte die Führungsetage heimlich ein Externer würde dienstessentielle „Herausforderungen“ für einen selber lösen? Irgendwie war ja offensichtlich immer eine andere Rolle schuldig eigene Untergebene nicht nur in der Kälte oder sprichwörtlich „im Regen“ stehen zu lassen.
Warum wollte man nicht stärker auf den Topf schlagen? War es wegen der grenzumgebenden Freunde schon zu gemütlich geworden? Oder wegen der Erwartung auf den nächsten goldenen Stern besser die Klappe halte. Bei solchem vorsätzlichen Verdrängen eigener Manager- bzw. Unbequemsnotwendigkeiten , bzw. tatkräftiger und ggf. mehrfach umfangreich realisierter „Anstrengungen“ in Richtung nachhaltiger Verbesserungen, dürfte unsere BW noch ein viel größeres „inneres“ Führungsproblem haben als bisher bekannt.
Demgegenüber gebührt den Manschaften unser Dank und Respekt trotzdem bei der Stange geblieben zu sein. Nur reichen Verbesserungsabsichten in mindestens 5-Jahresschritten aus, spürbare Verbesserungen und somit einen höheren Personalzulauf in der näheren sicherheitsbedrohten Zukunft zu erreichen?
Der Fisch stinkt wie immer am Kopf zuerst, oder mal die Treppe von oben kehren bei kollektiver Verantwortungslosigkeit und dem Zeitabsitzen. Ob Soldat oder Sesselpubser: es wiederholt sich immer wieder, das Hoch- bzw Wegloben von offensichtlichen „Pfeifen“, um diese endlich loszuwerden. Aufgrund dieses vergifteten Lobes werden solche Leute in neuer Funktion auch noch befördert.
Dieses System ist sowohl zivil als auch bei Soldaten in besonders hohem Maße in der Bundeswehr anzutreffen.
Wer wird denn mal gefeuert? Wer tritt mal zurück? Niemand muss für irgendetwas persönlich Verantwortung übernehmen. Mit stoischer Gelassenheit, Ruhe, Sitzfleisch und Zeit kann man sich seine Meriten ersitzen.
Natürlich auf Kosten des Steuerzahlers.
Zügigere Beschaffung, Personalgewinnung, Ansehen usw, usw. gewinnt man mit so einer Performance und Mentalität keineswegs, ein CEO in der Wirtschaft überlebt das nicht lange, bei der Bundeswehr wird man damit alt mit Pensionsanspruch.
Ohne einen grundsätzlichen System- und Mentalitätswechsel sprich Übernahme von Verantwortung und Geradestehen für sein Tun oder Nichtun wird sich rein ger nichts ändern und der Wurm frisst sich genüsslich weiter durch das System und wird fett und fetter. Alle Jahre wieder….kommt die Ernüchterung auf uns hernieder, weil wir so…….sind!
„Alle Artikel mit Versorgungsnummer kann man problemlos nachbeschaffen, die Lieferanten sind bekannt und freigefahren, da genügt eigentlich eine einfache Ausschreibung / Aufforderung zur Angebotsabgabe.“
@ThomasMelber
Schön wäre es, wenn das immer so problemlos ginge. Die angegebenen Lieferanten können/wollen? mittlerweile oftmals nicht liefern.
Und diese Beschaffungsprobleme werden mittlerweile mit schöner Regelmäßigkeit auf die einzelnen Dienststellen abgewälzt, indem die Artikel mit dem ach so tollen Hinweis auf die Dezentrale Beschaffung versehen sind. Dann kann sich jedes Btl alleine einen Kopf machen, wie es an die Artikel rankommt.
Der Bericht offenbart schwerwiegende Defizite im Amtsverständnis der Wehrbeauftragten, wenn sie z.B. auf S. 118 die aus ihrer Sicht „überkommenen Moralvorstellungen“ von Soldaten verurteilt. Welchen Moralvorstellungen ein Soldat folgt, ist allein seine private Angelegenheit, in das staatliche Stellen nicht einzugreifen haben. Das Recht auf Privatsphäre hat immerhin den Rang eines Menschenrechts und ist im Art. 2 GG als Grundrecht festgeschrieben. Staatliche Stellen haben in der FDGO somit nicht darüber zu entscheiden, ob private Moralvorstellungen „überkommen“ sind oder nicht.
[Ich bitte dringend darum, diese OT-Debatte – das wird ja dann gleich ausgeweitet auf alle in irgendeiner Form für staatliche Institutionen Tätigen – nicht fortzuführen. T.W.]
Wenn heute der Rheinmetall-Chef sagt ohne Aufträge wird man keine Munition produzieren, dann fragt man sich ob da nicht mit Vorsatz sabotiert wird. Seit mehr als 12 Monaten Krieg, seit Jahren das Wissen, um die kaum vorhanden Munitionsvorrat, das kann man doch nicht anderst erklären,
Eine Abbrecherquote von 21 Prozent ist im Vergleich zum zivilen Ausbildungssektor (25,1 Prozent) und dem Studium (Abhänig vom Studiengang zwischen 27 und 40 Prozen) ja noch gut…..
@ Thomas Melber und Merjungfrau-Mann: nicht nur dass einige Hersteller gar nicht liefern wollen/können, weil es z.B. die Fertigungsstraßen, das benötigte Fachpersonal nicht mehr gibt, die Vers.Artikel (und die zugrunde liegende TL) nicht mehr den aktuellen Normen/Ansprüchen entsprechen – viele Hersteller gibt es auch einfach nicht mehr! Und einen anderen Herstellet zu finden ist auch nicht immer einfach….
Dem Bericht ist nicht viel hinzuzufügen. Frau Strack-Zimmermann hat sich natürlich auch zu Wort gemeldet und gefordert, im Rahmen des EU-Rechts (Stichwort Sicherheit) auf europaweite Ausschreibungen zu verzichten, um die Beschaffung zu beschleunigen.
Auf eine Änderung der Verfahrensweise mit den 25 Mio.-Vorlagen ist keine der beiden Damen gekommen. dabei müsste man in heutigen Zeiten mindestens eine Null anhängen (250 Mio-Vorlage), damit der Haushaltsausschuss sich nicht mit dem täglichen Klein-Klein der Bw beschäftigen muss.
Dabei sitzen beide Damen im Bundestag, und damit in dem Gremium, das das alles bestimmen und ändern kann (und schon längst hätte machen können). Aber offenbar besteht da kein politischer Wille. oder die Notwendigkeiten werden nicht erkannt.
Nicht „trotz“ sondern wegen Krieg in Europa besteht mangelnde Attraktivität. Oder hat jemand wirklich angenommen, dass die jahrzehntelange – maẞgeblich grün-rote – „der-Frieden-ist-der-Ernstfall-Rethorik“ und das parteiübergreifende Kaputtsparen keine Auswirkungen hat. Und dann müssen sich die, die sich dennoch melden, vorhalten lassen, daẞ sie „überkommenen Moralvorstellungen“ haben. Das ist bei dem Titel zu diesem Artikel eben nicht OT, sondern der KERN des Ganzen.
@TomCat
Vielleicht nicht Zitat: „……mit Vorsatz sabotiert wird.“
Aber mindestens fahrlässig. Hatte da auch schon meine Erfahrung mit dem Amt in Koblenz.
Ein einfaches „Nö, wir geben die Gelder doch nicht frei.“ Hat ein 2-Jahre vorbereitetes Projekt während der geplanten Unterzeichnung gekippt.- Hat die 87b-Dame den 87a-Jungs gezeigt wer den „Hammer“ hat.
Im Westen, Süden, Norden und Osten also wie jedes Jahr nix neues.
Marode Kasernen, nicht vorhandene Unterkünfte, kein WLAN etc. etc. das sind aber nun mal die Sachen auf die heute geschaut. Das sind Dinge die den Dienst attraktiv machen und nicht eine Stunde länger schlafen in der Grundi, natürlich kostet das nix und gibt „tolle“ Presse.
Wenn es nicht so traurig wäre……
@Pio-Fritz am 15.03.2023, 09:40 Uhr
„Dabei sitzen beide Damen im Bundestag…“
Ist da etwas an mir vorbeigegangen? Meiner Kenntnis nach schließen sich ein Mandat im Bundestag und die Tätigkeit als Wehrbeauftragte*r schon gesetzlich aus, so dass regelmäßig MdB ihr Mandat niedergelegt haben, um diese Aufgabe zu übernehmen…
@LwFan:
Es handelt sich bei Frau Högl um „die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages“. Also vielleicht keine MdB mehr, aber „im Deutschen Bundestag“ sitzt Frau Högl durchaus noch, nur halt eben in anderer Funktion.
Meine Güte diese Empörung hier:
„….In der Bundeswehr und in unserer Gesellschaft halten.“
Also nicht nur BW angesprochen, …
@LwFan sagt: 15.03.2023 um 12:11 Uhr
Da haben Sie natürlich recht, das war nachlässig von mir. Die Wehrbeauftragte war bis 2020 MdB. Naja, die Karre steckt ja schon länger im Dreck, und wenn sie wollte, Kontakte wären als ehemalige stellvertretende Fraktionsvorsitzende wahrscheinlich mehr als genug da.
Na das ist doch schön, dass jetzt jeder (m/w/d) weiß, woran es hapert (Sarkasmus beendet).
Mein ehrliches Mitgefühl gilt den beim Militär Beschäftigten (Hier kann das mal wörtlich verstanden werden. Sie sind allenfalls beschäftigt. Mehr aber auch nicht.), die entweder bis heute gegen die Mißstände angehen, aber auch jenen, die resigniert haben und nur noch Dienst nach Vorschrift schieben. Es ist schwer, das Scheitern einer Mission zuzugeben. Ich verfolge seit einigen Jahren die Kommentare. Das einzige, was mich bislang in diesen Blog „lockte“. Wäre das hier lediglich die Pinnwand für öffentliche Verlautbarungen von Dritter Seite, müsste ich nicht rein schauen. Daher weiß ich, dass viele von Ihnen Ihre wirtschaftliche Existenz an diese Institution, genannt Bundeswehr, gebunden haben. Allein durch lamentieren und hoffen wird es nicht besser. Was tun? Weiter links wählen? (sorry Herr Wiegold, ich „Rechter“ konnte es nicht lassen ;-)).
Nichts tun ändert aber auch nichts.
Also leiste ich ab sofort meinen bescheidenen Beitrag als freiberuflicher Nettosteuerzahler: Senkung der Einnahmen und Ausgaben auf das Nötigstes. Die letzten 10 Jahre (vermutlich werden es 13, denn die Kassen leeren sich) work-life-balance. Wenn ich könnte, würde ich keinen Cent mehr (auch) in diese nutzlose Institution namens Bundeswehr fließen lassen. Es muss augenscheinlich noch schlimmer werden, ehe es wieder aufwärts geht. Gruß.
Vielleicht sollte man zur Einordnung noch erwähnen, dass die Hälfte der 50 Mrd Euro Infrastrukturbedarf für die klimaneutrale Bundesverwaltung eingeplant sind.. Da wird deutlich wo die Schwerpunkte tatsächlich liegen.
@JaHo sagt: 15.03.2023 um 10:00 Uhr
„Nicht „trotz“ sondern wegen Krieg in Europa besteht mangelnde Attraktivität. Oder hat jemand wirklich angenommen, dass die jahrzehntelange – maẞgeblich grün-rote – „der-Frieden-ist-der-Ernstfall-Rethorik…“
Sie übersehen die CDU-geführte Regierung der letzten 16 Jahre ( bis 2021)?
Und Frau Merkels rumgeiere um Minsk 1 + 2?
Einfach mal auf das letzte Jahr zu schauen greift definitiv zu kurz.
@Stadie „Wenn ich könnte, würde ich keinen Cent mehr (auch) in diese nutzlose Institution namens Bundeswehr fließen lassen. Es muss augenscheinlich noch schlimmer werden, ehe es wieder aufwärts geht. “
Angesichts der Vorgänge in der Ukraine und der Aggression Putins heisst dieser Satz nicht anderes, als den Kopf im Sand lassen und drauf warten bis man dann von einem Russenpanzer überrollt wird. Der Zustand der Bundeswehr ist das Resultat jahrzehntelanger Fehleinschätzung und Leugnung sicherheitspolitischer Realitäten. Das war breiter gesellschafterliche Konsens. Dieser Fehler kostest jetzt Geld, viel Geld. Man darf aber nicht vergessen, dass 600 Mrd. bei der BW über die Jahre eingespart wurden. By the way, wo ist denn das ganze Geld versackt?
Für mich ist immer noch unverständlich, warum man die 25 Mio Vorlagen nicht anfassen möchte. Dieser Wert wurde 1981 festgelegt und zwischenzeitig nur von DM in Euro umgerechnet. Die Inflation zwischen 1981 und 2023 beträgt 131,3 %. Entsprechend müssten wir heute eigentlich 57,82 Mio Vorlagen haben. Ohne Anpassung betreibt man automatisch von Jahr zu Jahr mehr Mikromanagement. Jede dieser Vorlagen erzeugt ja Mehrarbeit (irgendjemand muss diese Vorlagen ja schreiben, abstimmen, freigeben und beim Haushaltsausschuss einreichen) und sie verzögern den Beschaffungsprozess, weil man die Vorlagen erst erstellen und dann die Entscheidung des Haushaltsausschusses abwarten muss. Auch gibt es natürlich den Effekt, dass die Mitarbeiter des BAAINBw viele Kniffe anwenden, um unter den 25 Mio. zu bleiben (z.B. Beschaffungen zerhacken und auf verschiedene Einzelbeschaffungen aufteilen), was am Ende auch Mehrarbeit verursacht.
Mein Eindruck ist, dass man hier sehr viel Potential liegen lässt, da sich die Politik hier nicht traut vom Mikromanagement zu lösen. Man muss hier ja nur eine Zahl nach oben setzen und man hat gleich eine Verbesserung, komplett ohne Anpassung von Prozessen oder aufwändige Umstrukturierungen.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum diese Anhebung in der Politik so ein krasses no-go Thema ist? Vermutlich Angst vor Kontrollverlust oder mangelndes Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter. Herr Wiegold, dass wäre mal eine gute Frage für die nächste Pressekonferenz :-)
Selbstverpflichtung, schriftlich, zum 2% Ziel?
BERLIN – „Deutschland wird sich bald zum ersten Mal schriftlich dazu verpflichten, das 2-Prozent-Verteidigungsausgabenziel der NATO zu erreichen, so mehrere mit dem Plan vertraute Personen.
Das Versprechen wird Teil einer bevorstehenden nationalen Sicherheitsstrategie sein, der ersten ihrer Art.“
Die Aussage unter Bezug auf „bevorstehende“ nationale Sicherheitsstrategie kann gerade aus diesem Grund nicht eben überzeugen. Deren Wachstumsraten sind nämlich leider alles andere als hervorstechend, denn, eine solche Strategie wäre Handlungsmaxime eines „Nationaler Sicherheitsrat“, der offensichtlich in weite Ferne gerückt wurde.
https://www.politico.eu/article/olaf-schlz-germany-nato-jens-stoltenberg-commits-to-2-percent-defense-spending-under-security-strategy/?utm_medium=social&utm_source=Twitter
[Das widerspricht zwar den Aussagen, die diese ’several people familiar with the plan‘ gemacht haben, aber hey, lassen wir mal so stehen. T.W.]
Frage am Rande. Wer würde einer Firma für die Reparatur eines Fahrzeuges oder bei einer Bestellung eines Fahrzeuges bereits Geld auf den Tisch legen? Ich nicht und ich erwarte, dass auch die Bw oder andere Institutionen das nicht tun, sondern die Lieferung abwarten, dann die Rechnung sowie das gelieferte Material prüfen und dann bezahlen. Das heißt, dass in aller Regel erst dann Geld fließt, wenn auch Ware geliefert wird. Derartige Überlegungen erwarte ich eigentlich auch von der Wehrbeauftragten. Nach meinem Kenntnisstand sind aktuell 31,7 Mrd€ aus dem Sondervermögen bereits verplant. Nicht schlecht aus meiner Sicht, da das Sondervermögen auch erst ein halbes Jahr zur Verfügung steht und nicht ein Jahr wie immer wieder behauptet.
In der Infrastruktur könnten wir mit unserem Personal etwa 1,8 Mrd € verplanen. Die maximale Planungskapazität der Bauämter liegt aber bei nur knapp 1Mrd €. Hier können wir also nicht viel bewegen, da der Flaschenhals außerhalb der Bw liegt. Das kann nur dann besser werden, wenn die BImA evtl selbst plant. Aber auch dafür muss entsprechend qualifiziertes Personal erst gefunden werden.
Geld kann also nur dann schneller ausgegeben werden, wenn schneller geliefert/gebaut wird. Darauf haben Akteure in der Bw aber keinen Einfluss
Wir müssen aber unsere Prozesse optimieren und unsere Mitarbeiter ermuntern die Entscheidungen zu treffen, die man treffen dürfte.
@ExPanzergrenadier:
Das mag bei einem Auto funktionieren, bei Millionen teuren Fahrzrugen eben nicht. Da müsste das so sein wie beim Hausbau. Mit Fortschreiten der Produktion wird Geld freigegeben, ist bei Flugzeugen zb auch so und zumindest fie kleineren Airbusse sind kaum teurer als ein Puma….
Es ist ein Tollhaus, wenn man jenem buiseness-insider-Bericht (BI) vom 13.03. glauben schenken darf. Man hat 14 PzH abgegeben, soll aber nur 10 oder 16 oder 22 … aus vertraglichen Gründen nachbestellen können. Für mehr als 14 fehle aber der finanzielle Rahmen.
Man redet von Zeitenwende, macht 100 Mrd. Sonderschulden und will eine Verstärkung der Art.,. Aber man ist noch nicht mal in der Lage die jüngst geschlagenen Lücken aufzufüllen.
Ich kann mir erstens nicht vorstellen, daß der Lieferant nicht bereit sei, statt 10 oder 16 auch 14 Geräte zu liefern. Zum anderen werden ja nicht nur 14 neue Haubitzen benötigt, sondern einige mehr, nur um die vorhandenen Btl. auf 100% zu bringen. Lt. Bericht Materielle Einsatzbereitschaft II/21 (neueren habe ich nicht gefunden) beträgt diese 77% im entsprechenden Cluster. Lt. Focus vom 20.12.22 sollten 36 PzH einsatzbereit sein. Eine zu große Bestellung kann es daher, wenn man die Wiederherstellung der LV anstrebt, gar nicht geben.