Vor Einsatz im Roten Meer: Pistorius an Bord der ‚Hessen‘ (Nachträge: Frankreich, USA)
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat am (heutigen) Dienstag in der Marinebasis Souda Bay auf Kreta die deutsche Fregatte Hessen vor ihrem geplanten Einsatz in der EU-Mission zum Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer besucht. Dabei wies der Minister auch den Vorwurf zurück, die EU-Mission Aspides, die fast vier Monate nach Beginn der Angriffe von Huthi-Milizen aus dem Jemen startet, komme zu spät.
Zum Nachhören und fürs Archiv das Statement des Ministers auf der Hessen:
(Wenn’s ein bisschen künstlich klingt, hat das einen Grund – ich habe die ganzen Hintergrundgeräusche des Schiffs rausgefiltert)
Nachtrag: In der formal am (gestrigen) Montag von der EU gestarteten Mission sind französische Kriegsschiffe bereits aktiv. In der Nacht zum Dienstag seien zwei Drohnen aus dem Jemen zerstört worden, teilte das französische Verteidigungsministerium mit:
In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar erfassten französische Mehrzweckfregatten in ihren jeweiligen Patrouillengebieten im Golf von Aden und im südlichen Roten Meer mehrere Drohnenangriffe aus dem Jemen. Zwei Drohnen wurden gezielt zerstört.
Diese Aktionen tragen zur Sicherheit des Seeverkehrs vom Suezkanal bis zur Straße von Hormus bei und sind Teil der Verteidigung der Freiheit der Schifffahrt, dem Ziel der Operation EUNAVFOR ASPIDES, die von der Europäischen Union am 19. Februar unter griechischem Kommando gestartet wurde.
(Übersetzt mit deepL.com)
Nachtrag 2: Die – inzwischen tägliche – Übersicht des U.S. Central Command (CENTCOM) zu den Vorgängen in dem Seegebiet. Unter anderem wurden nach diesen Angaben allein von Mittwoch 20.00 Uhr bis Donnerstag 00.30 Uhr (Ortszeit Jemen) zehn Drohnen im Roten Meer und im Golf von Aden abgeschossen:
On Feb 19, between 12:30 and 1:50 p.m., two anti-ship ballistic missiles (ASBM) were launched from Houthi-controlled areas of Yemen toward M/V Sea Champion, a Greek-flagged, U.S.-owned grain carrier in the Gulf of Aden. Minor damage and no injuries were reported. The ship continued toward its scheduled destination to deliver grain to Aden, Yemen.
A surface to air missile launcher was located and destroyed by U.S. CENTCOM forces in Houthi-controlled areas of Yemen at approximately 5 p.m.
One additional anti-ship ballistic missile was launched at 6:40 p.m. but did not impact any commercial or coalition ships.
At 7:20 p.m., a one-way attack (OWA) unmanned aerial vehicle (UAV) struck the M/V Navis Fortuna, a Marshall Islands-flagged, U.S.-owned, bulk carrier causing minor damage and no injuries. The ship continued its voyage toward Italy.
At 8:15 p.m., U.S. CENTCOM forces destroyed a OWA UAV in Western Yemen prepared to launch at ships in the Red Sea.
Between 8 p.m. on Feb. 19 and 12:30 a.m. on Feb. 20, U.S. and coalition aircraft and warships shot down 10 OWA UAVs in the Red Sea and Gulf of Aden.
Additionally, at 12:30 a.m., Feb. 20, USS Laboon (DDG 58) identified one anti-ship cruise missile (ASCM) headed in its direction. USS Laboon subsequently shot down the ASCM.
(Foto: Verteidigungsminister Boris Pistorius, l., im Gespräch mit dem Kommandanten der Fregatte Hessen, Fregattenkapitän Volker Kübsch, an Bord des Schiffes in Souda Bay – Nico Theska/Bundeswehr)
Nun. Die Dienstgrad Abzeichen bei der Marine sind ja auch ein Ding für sich. Beim Heer habe ich dass begriffen. Bei der Marine bin ich noch nicht durch.
Eine EU-Mission mit deutscher Beteiligung ist besser als nichts. Aber bei der Dauer von 4 Monaten hat der Minister schon sich ziemlich herumgedrückt! Trump ante portas ist das ziemlich schwach. Wie will die EU in Zukunft ihren Handel schützen? 4 Monate unsre Fabriken schließen?
18 von 27 Nationen der EU sind nur für den Einsatz und davon schicken nur 5 Kriegsschiffe, ist für 4 Monate Dauer kein gutes Zeichen.
Richtigerweise müsste die EU an allen wichtigen Handelswegen ggf. mit Absprache mit GB 365 Tage im Jahr Kriegsschiffe unterhalten, um die Handelswege zu sichern. Deutschland wird natürlich nur begrenzte Einheiten stellen können, weil wir die Russen noch in Nord- und Ostsee abschrecken müssen.
Der Verteidigungsmister bleibt wieder alle Antworten schuldig, warum diese EU Mission und kein Anschluß an die USA, welche Deutschland ja aufgefordert hatte, sich an seinem Einsatz zu beteiligen. Das Deutsche Volk hat meiner Meinung nach ein Recht darauf eine Antwort zu erhalten, warum nicht Einsatz mit USA, sondern nur EU Einsatz? Warum hat die Schiffsentsendung 4 Monate gedauert(möglicherweise weil man noch Drohnenabwehrmittel einbauen wollte), eine klare Antwort fehlt auch dazu?
Und warum keine aktive Bekämpfung der Huthi Rebellen? Gab es keine Mehrheit bei der EU hierfür oder sind es verfassungsrechtliche Bedenken aus Deutschland oder Angst in den Krieg im Jemen hereingezogen zu werden? Gab es verfassungsrechtliche Bedenken sich der USA Mission anzuschließen?
Die Hessen soll Handelsschiffe schützen, dies ist Nothilfe oder sich selbst verteidigen, dies ist Notwehr. Dafür braucht es eigentlich kein BW Mandat, sondern nach meiner Meinung nur Verteidigung nach § 87 a II GG. Ein Schiff erst in die Region zu schicken mit Mandant ist Unfug. Man stelle sich vor, ein deutschen Kriegsschiff wäre zufällig in der Region gewesen, als die Angriffe begonnen haben. Dreht dann ein deutsches Schiff ab und sieht beim Beschuß von Handelsschiffen zu?? Wohl kaum, die Regierung hätte sich sicher auf Gefahr im Verzug berufen und später ein Mandant eingeholt.
Deshalb finde ich nicht gut, daß der Verteidigungsminister es hier bei einem Mandat so übertreibt. Aber ich weiß nicht, weiß es der Minister nicht besser oder wird er so schlecht beraten?
Es gibt eine UN- Resolution des Sicherheitsrates gegen die Huthi-Angriffe.
Deutschland lebt vom freien Welthandelt, deshalb müssen wir schneller werden in unseren Entscheidungen und die Deutsche Marine braucht dringen mehr Kriegsschiffe!
Vielleicht sollten wir auch mal auf die Idee kommen, dt, Kriegsschiffe im Mittelmeer oder im Indischen Ozean ständig zu stationieren und uns die langen Anmarschweg aus Deutschland zu verkürzen. Wir haben eine Dt. – Französische Staffel und eine Dt. Französische Brigade, aber warum kein Dt. – Französisches Marinegeschwader?? Wir könnten Schiffe im Mittelmer dann stationieren und die Franzosen in der Ostsee.
Ich bin der Meinung, dass dieser Einsatz einfach nur ein politisches Symbol ist
Wir unterstützen euch, wir senden auch was, aber richtig was tun, nee nicht wirklich.
Im Grunde, sehe ich die Marine in Nord- und Ostsee. Maximal noch im Atlantik um die Seewege zu den USA zu schützen.
Das dürfte in den nächsten Jahren anspruchsvoll genug werden.
Die Meerenge dort kann großräumig umfahren werden.
Ja das kostet Geld und Zeit und ist auch nicht besonders ökologisch, entzieht den anrainern dort aber auch die Geschäftsgrundlage.
Wenn die ägyptische Marine, die Einnahmen für die Passage sichern will, sollen die das tun. Der Iran und seine Proxis müssen sich dann andere Ziele suchen.
@all
Die recht interessante Tagesübersicht von CENTCOM zu den aktuellen Angriffen oben im Nachtrag.
Das war ein Fehler, die Hessen alleine zu schicken. Ein Flottendienstboot hätte man unbedingt mitschicken müssen. Wofür? Dafür: http://blog.fefe.de/?ts=9b2cafdf
Aber was machen die Idioten in Berlin? Entscheiden, dass den USA Informationen zu liefern sind, statt Informationen von ihnen zu beschaffen. So wird das nie was. Wozu hat man eigentlich einen Geheimdienst, wenn man selbst aus der größten Inkompetenz-Demonstration seit 1945 nichts lernt, obwohl der Geheimdienst rausgefunden hat, wie es besser gewesen wäre.
[Nur weil Fefe keine Kommentare zulässt, heißt das noch lange nicht, dass Sie das dann einfach hier abladen können. Und schon hat sich dieses Thema erledigt. T.W.]
Guter Auftritt vom Verteidigungsminister.
Auch der Nachschub ist geregelt. Gute Nachricht für alle bedenkenträger hier.
Die Hessen soll bis Ende April vor Ort sein. Diese kurze Zeit ist verwunderlich, da die Fregatten der Sachsen Klasse für 4 Monate ihm Einsatz ausgelegt sind. Wechselbesatzungen gibt es nicht. Warum nicht bis Juni im Einsatz und wird die Hessen Ende April von der Hamburg oder der Sachsen abgelöst oder muss die Marine dann erst Mal pausieren, weil sie nicht durchhaltefähig ist?
Der Waffeneinsatz der Franzosen in diesem Einsatz zeigt, was die Hessen zu erwarten hat.
@closius. Wo sind denn die Wechselbesatzungen? Wenn ich 3 Schiffe habe brauche ich doch min 6 vollausgebildete Besatzungen zum Durchrotieren alle 3 Monate.
Guten Morgen zusammen, nach Sichtung der gesammelten Daten bezüglich dieses Einsatzes bin ich zu dem Schluss gelangt, dass diese Mission in erster Linie wohl der Informationsgewinnung dient, ein Austasuch von Daten soll ja wohl auch mit den USA als Beispiel erfolgen, und nicht unbedingt der effektiven Abwehr möglicher Angriffe. Denn dazu sind die zum Einsatz kommenden Kräfte viel zu schwach aufgestellt, das Mandat zu defensiv formuliert und das Einsatzgebiet zu größflächig angelegt, als dass man hier z.B. einen effektiven Schutzschirm aufbauen könnte. Zumal wohl niemand Mitglieder der Ansar Allah gefangen nehmen und diese dann bei sich vor Gericht stellen möchte. Weil du die dann wahrscheinlich auch nicht mehr loswirst….
Die ganze Mission samt Zielsetzung und selbst angelegten Anprüchen lässt einen hier deshalb doch recht ratlos zurück…
Vielleicht wäre der Einsatz von Aufklärungsdrohnen, der Ehrlichkeit halber besser gewesen….
@Closius
Ich vermute mal stark, das liegt daran, dass man der Besatzung einfach nicht mehr zumuten kann. Immerhin war sie erst von Juli bis November 23 in der SNMG1 gebunden und auf See. Jetzt nochmal 4 Monate fast ohne Pause dazwischen und dann ist auch der letzte an Bord wieder Single.
Ich gehe momentan von einer deutschen Pause nach der HESSEN aus und dann evtl. von einer Übernahme der HAMBURG zu einem späteren Zeitpunkt.
@Dharoc Ich denke dass es den Leuten die zur Marine gehen durchaus bewusst ist dass sie sich nicht jeden Morgen an den goldenen Frühschtücks Tisch setzen können. Dann soll die BW doch die Leute ausbilden.
@Dharoc Genau das ist der Punkt, zumal die HESSEN bis 12.01. zur SNMG 1 gehörte, auch wenn sie seit 22.12. wieder in WHV lag. Eine wirkliche Pause gab es nicht.
@Mario ein FD Boot müsste dann ständig geschützt werden, von daher halte ich das für keine gute Idee.
@Closius Ja, nur fünf EU-Nationen schicken Schiffe. Dabei sollte man aber berücksichtigen wer überhaupt Einheiten mit der nötigen AAW-Fähigkeit hat. Sind nicht so viele.
@Dante
Das ist ihnen sehr wohl bewusst, aber alles hat seine Grenzen. Alle Welt redet davon, die Attraktivität des Dienstes steigern zu wollen, aber 10 Monate Abwesenheit mit fast keiner Pause sind einfach extrem und das Gegenteil von attraktiv, das hat dann auch nichts mehr mit „nicht jeden Morgen an den goldenen Frühstückstisch setzen“ zu tun. Das hält keine Beziehung auf Dauer aus und auch Kinder freuen sich durchaus mal wieder, Vater oder Mutter wiederzusehen. Der Dienstherr hat eine Fürsorgepflicht den Soldaten gegenüber und noch ist der dritte Weltkrieg ja nicht ausgebrochen, also darf auch auf das „Menschenmaterial“ durchaus noch ein wenig Rücksicht genommen werden…
Ein Besatzungswechsel ist auf diesen Einheiten einfach nicht vorgesehen und dafür ist das Waffensystem mit all seinen Eigenheiten und Besonderheiten auch viel zu komplex. Nicht umsonst rückt man im Korvettengeschwader inzwischen wieder vom Wechselbesatzungskonzept ab und geht zurück zu ein Schiff -eine Besatzung. Die Fregatten der Klasse 125 werden noch mit Mehrbesatzungskonzept betrieben, aber wirklich bewährt hat sich das auch noch nicht.
Ergo bleibt nur, die Männer und Frauen der HESSEN irgendwann nach Hause zu holen und ein anderes Schiff zu schicken.
@Dante Unabhängig davon, dass es so manchen Bewerber nicht klar ist und diese dann völlig überrascht sind, dass Schiffe zur See fahren und das auch länger (etwas überspitzt, aber Erfahrungswert), ist das den Besatzungen schon bewußt.
Aber zu „dann soll die BW doch die Leute ausbilden“: man kann nur ausbilden was man an Personal hat und das ist zu wenig. Das die Personalstärken an Bord alles andere als rosig sind haben in den letzen Jahren auch die InspM immer wieder klar kommuniziert.
Hier etwas zum Thema (kommt sicher wieder hoch), ob es sich lohnt auf „low tech“ Ziele mit „high tech“ FK zu schiessen.
https://www.hartpunkt.de/die-falsche-kosten-nutzen-rechnung-der-flugabwehr/
@ Dharoc
Genau so.
Und @Closius: Und jetzt ist man im Operationsgebiet noch im Dauer-Kriegsmarsch. 2×6=12 Stunden pro Tag aufgerödelt auf Gefechtstation, alles andere in der Freiwache (die eben nicht aus Freizeit besteht) und Schlafen mit vielleicht 4-5 Stunden in Summe in Prio unten. Durchgängig, ohne Unterbrechung.
@ Dante: Problem: Wer will sich das antun, was die Marine den Besatzungen seit langem zumutet…Zahl der Seetage ist bei zu vielen zu lange viel zu hoch.
„Ergo bleibt nur, die Männer und Frauen der HESSEN irgendwann nach Hause zu holen und ein anderes Schiff zu schicken.“
Nachdem was man so hört übernimmt die Hamburg. Fährt gerade im Skagerrak rum
In einem Punkt muss ich hier vielen zustimmen, die Belastungsgrenze der Besatzung der Hessen ist bald erreicht. 2 Einsätze mit einer sehr kurzen Pause die noch dazu mit einer intensiven Vorbereitung ausgefüllt war reichen. Die verantwortlichen sollten sich jetzt schon Gedanken machen um die Hamburg Ready For Combat zu machen damit sie bald die Hessen ablösen kann. Danach die Sachsen und der Besatzung der Hessen eine ordentliche Pause ohne Seefahrt. Da zeigt sich ganz klar 3 Schiffe sind zu wenig. Ich weiß ja nicht wie lange die Besatzung der Hessen im Kriegsmarsch bleibt oder ob es auch Erholungsphasen gibt. Ich wünsche der Hessen eine baldige Heimkehr und das alle gesund nach Hause kommen. Es ist ja der erste ernsthafte Kampfeinsatz eines deutschen Schiffes.
Das Mehrbesatzungskonzept wurde erst für die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse eingeführt. Für die Hessen, die zur Sachen Klasse gehört, gibt es nur eine Besatzung pro Schiff.
Aber die Korvetten wurden auch nicht für ein Mehrbesatzungskonzept gebaut, trotzdem gibt es mittlerweile Besatzungswechsel, damit die Schiffe länger am Einsatzort bleiben konnten(UNIFIL Einsätze). Im Moment wird der UNIFIL Einsatz erstmals seit vielen Jahren wieder durch eine Fregatte, statt einer Korvette durchgeführt. Die Fregatte Baden-Württemberg hat auch schon einen Besatzungswechsel seit Einsatzbeginn vollzogen. Allerdings sollten für die 4 Fregatten der Ba-Württemberg-Klasse 8 Besatzungen aufgestellt werden, aber die Marine hat es bis heute nur geschafft 6 Besatzungen zu rekrutieren.
Statt das Schiff Hessen auszuwechseln, was wieder eine lange An- und Abfahrt aus Deutschland erfordert, müsste auch möglich sein die Besatzung der Hamburg oder der Sachsen auf die Hessen zu schicken. Denn die Schiffe sind baugleich.
Es ist auch schon lange klar, daß die drei Schiffe der Sachen-Klasse zu wenig sind als „Lenkwaffenzerstörer“. Aber vor 2028 gibt es keine Abhilfe dagegen. Denn erst im Jahre 2028 soll die erste Mehrzweck-Fregatte der F 126 Klasse, die „Saarland“ fertig werden.
Falls die Bedrohung durch die Huthi über Jahre andauern sollte, wird der dt. Marine nichts anderes übrig bleiben, als Fregatten der Brandenburg-Klasse einzusetzen, damit die Besatzungen der Sachen-Klasse nicht überlastet werden. Denn außer der Sachsen-Klasse sind die Fregatten der Brandenburg Klasse die einzigen deutschen Fregatten, in welche VLS Systeme eingebaut sind und damit zu einer weitreichende Verbandsflugabwehr fähig sind, auch wenn die Radarsysteme nicht so leistungsfähig sind, wie bei der Hessen.
Bei den ständigen Hinweise, dass dieser Einsatz ja jetzt der erste „scharfe“ Einsatz der Marine sei, dürfte der ein oder andere Minenräumer sicherlich vor Wut die Faust in der Tasche ballen…
@Closius: Von der Brandenburgklasse ist bald nicht mehr viel übrig. Und nur, weil SAC, HAM und SAC zur gleichen Klasse gehören, heißt das mitnichten, dass sie baugleich sind. Und schließlich ist auch die Standzeit des Schiffes selbst begrenzt (Anoden, Betriebsstunden, allg. Verschleiß).
Drittelregel hält immer noch, die Deutsche Marine hat schlicht zu wenig Einheiten. Von führenden Politikern der letzten 20 Jahre ausdrücklich so gewollt.
@Nur 2 Cent sagt: 21.02.2024 um 22:05 Uhr
„Drittelregel hält immer noch, die Deutsche Marine hat schlicht zu wenig Einheiten. Von führenden Politikern der letzten 20 Jahre ausdrücklich so gewollt.“
Man kann eben nicht alles können (wollen). Das Personal ist eben begrenzt, gerade bei der Marine als kleinste TSK. Da muss man sich schon langfristig entscheiden, was man will. DEU ist durch die geographische Lage eher ein Heeres-Land als ein Marine- Land, umgekehrt GBR.
Wir können nicht alles gleich gut. DEU muss sich irgendwann entscheiden. Diese Mission ist politisch motiviert, wirtschaftlich ist sie überflüssig.
Ich habe den Eindruck, dass bei der Sachsenklasse die Schiffe mehr Einsatz leisten können als ihre Besatzungen. Ist bei nur einer Besatzung pro Schiff auch kein Wunder. Nicht umsonst hat man bei den F125 2 Besatzungen pro Schiff projektiert. Selbst wenn davon nur 6 vorhanden sind sind dies immer noch 1,5 pro Schiff.
Meiner Kenntnis nach geht die Marine in ihrem neuen Zielbild aber wieder von der Dritteltegelung. Wie dem auch sei: Die Ambition sollte sein, zu jedem Zeitpunkt mindestens eine F124 einsatzfähig zu haben.
@all Dass Marine körperlich und geistig belastend ist, ist nicht neu. Nur die 24 H Bereitschaft werden aber auch bezahlt. Und dass es im Hinterkopf in der Koje nicht leicht ist runter zu kommen weil jede Sec die Sirene anspringen könnte, ist verständlich. Nur gibt es ja nun wirklich genug Leute die keinen Partner oder Kinder oder Freunde oder Familie haben die das Geld mitnehmen wollen.
Das ist nicht Thema dieses Fadens, aber abschließend zum Mehrbesatzungskonzept: Es hat sich herausgestellt, dass dieses nicht nur Vorteile bringt, ganz im Gegenteil. Es ist eben nicht ein Schiff wie das andere, das fängt schon damit an, dass nicht auf jedem Schiff in ebenjener Schublade auch das gleiche drin ist. Ein milliardenschweres Waffensystem, welches von 200 Leuten betrieben wird, lässt sich nicht bis auf die letzte Schraube standardisieren und daher ist es unmöglich, es bruchfrei an eine andere Besatzung zu übergeben, da hilft alle Bürokratie nicht. Es bleibt erfahrungsgemäß so viel liegen, dass letztendlich die Effizienz des Waffensystems leidet und die ist nunmal eben Prio 1.
Auch Werftliegezeiten verlängern sich, weil bei den Übergaben Dinge liegen bleiben. Und schlussendlich leidet auch der Waffenstolz. Der Heizer passt auf „seinen“ Antriebsdiesel halt einfach besser auf und wartet ihn mit mehr Hingabe als irgendeinen Diesel. Und er kennt ihn besser, seine Macken und Eigenheiten. „Wir sind die HESSEN“ schweißt mehr zusammen als „Wir sind Besatzung Delta“.
Damit ist das an dieser Stelle sicher ausdiskutiert. Die Marine hat Gründe, das Konzept langfristig nicht weiter zu verfolgen.
[Ich bitte der Empfehlung oben zu folgen: „Damit ist das an dieser Stelle sicher ausdiskutiert.“ T.W.]
Eine vielleicht unpassende Frage, aber für mich sehr interessant: Sind neben SaZ und BS auch FWDl an Bord? Ich gehe davon aus, dass diese Soldaten eher Dienst an Land versiehen? Bestehen da rechtliche Bedenken Soldaten im Status FWDL an relativ langen Einsätzen teilnehmen zu lassen?
Danke für Ihre Antworten
[Die rechtliche Frage ist ziemlich einfach zu beantworten: Wer sich als FWDL für 12 Monate oder mehr verpflichtet, erklärt damit zugleich seine Bereitschaft, an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Das ist keine Frage der Länge des Einsatzes. T.W.]
@Nachhaltig: Der Schein trügt. Mehrbesatzungskonzept ist der Versuch, sich in die eigene Tasche zu behumpsen. Auch das Material leidet bzw. orientiert sich nicht zwingend an Wunschträumen einer Spar-Bw.
Die Anoden haben gearbeitet… sind keine mehr da…
@closius
Und aus welcher öffentlichen Quelle haben Sie die Info, dass die erste F-126 Fregatte „Saarland“ (Rest Niedersachsen, Bremen und Thüringen) heißen wird?
Die Namen tauchen nur in einem halb offiziellen Vortrag des flotille 2 Chefs beim nautischen Verein auf.
Wikipedia hat das mutwillig übernommen.
Die betreffenden Bundesländer müssen dem formell zustimmen.
Fakt ist :
Durch das BMVg gibt es dazu keinerlei Bestätigung oder Veröffentlichung bislang.
@Dante
puhhh also erstmal sind die DG recht leicht zu lernen, ich kann die aller TSK (ausgenommen Sanität die sind wirklich wirr).
Aber die anderen Sprüche von wegen Seefahrt wird gut bezahlt, und die an Bord sind selber Schuld das ist schon starker Tobak. Am ehesten ist der Einsatz dort mit den Heereskräften die außerhalb der Base in Afghanistan oder Mali unterwegs waren, permanente Bedrohung 24/7 nur mit dem kleinen Unterschied das die Kameraden vom Heer niemals 4 Monate dauerhaft draußen waren, irgendwann war jeder von denen mal im Camp und konnte bewacht von anderen mal den Kopf ausschalten und runter kommen. Die Eigenart auf einem Schiff ist man ist IMMER im Einsatz selbst in der Freiwache da der Bock auf dem man liegt gleichzeitig Ziel ist. Da den Kopf abzuschalten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Also ein wenig mehr Kameradschaft den Jungs und Mädels an Bord der Hessen wäre wünschenswert, ich drücke denen die Daumen.
PS: Ich maße mir mal ne Meinung an nach mehreren Einsätzen sowohl an Bord als auch an Land.
Auf der (zugegebenermaßen nicht immer ganz verlässlichen) Quelle Merkur.de steht dass die Fregatte Hamburg sich bereit machen soll die Hessen ab April abzulösen. Gibt es dazu schon offizielleres?
Link natürlich nicht.
@Voodoo, ja auch jede Übung im Rahmen der NATO bei der irgendwo in der Ostsee Minen geräumt wurden, war im Endeffekt ein scharfer Einsatz weil es eben echte Minen waren.
Allerdings dürfte der Einsatz der Hessen schon eine neue Qualität in der Beziehung habe. Weil die ist in ihrem Einsatzgebiet nicht umgeben von Freunden, das Speedboot das Alarm auslöst ist nicht vom begleitenden Tender gekommen zur Übung und abends zurück in den Hafen ist auch nicht drin.
Oder habe ich was übersehen und irgendwo wurden schon früher unter Kriegsbedingungen Minen geräumt?
merkur.de berichtet heute, dass die Fregatte Hamburg sich bereit macht für einen Einsatz „gegen die Huthis“ und die Fregatte Hessen Ende April ablösen soll . soweit dies stimmt, würden die Schiffe getauscht und nicht die Besatzungen. Logischerweise müsste danach dann die Fregatte Sachsen folgen. Allerdings müsste diese Vorher ihr VLS Testschießen noch absolvieren, denn die Sachsen hatte 2018 ihren Schiessunfall, wo eine Rakete nicht startete und stattdessen an Bord ausbrannte und die VLS Startanlage zerstörte. Nach 5 Jahren ist die Anlage ersetzt worden, aber die aktuelle Besatzung hat noch nie damit geschossen.
PS: Dass die erste F 126 Fregatte den Namen Saarland tragen soll, habe ich nur Wikipedia entnommen und nicht nach Recherche ermittelt. Die Benennungen erscheinen aber logisch, weil dann nach jedem Bundesland ein größeres Kriegsschiff benannt ist. Dagegen werden Städtenamen an die Korvetten vergeben und nicht mehr an Fregatten.
@Flo sagt: 23.02.2024 um 7:01 Uhr
„Oder habe ich was übersehen und irgendwo wurden schon früher unter Kriegsbedingungen Minen geräumt?“
Ich weiß zwar gerade nicht, wie Sie auf Minen räumen kommen, denn das macht die „Hessen“ nicht. Aber ja, im 1. Irakkrieg waren deutsche Minenräumer im nördlichen Persischen Golf.
@Flo
„Weil die ist in ihrem Einsatzgebiet nicht umgeben von Freunden, das Speedboot das Alarm auslöst ist nicht vom begleitenden Tender gekommen zur Übung und abends zurück in den Hafen ist auch nicht drin.
Oder habe ich was übersehen und irgendwo wurden schon früher unter Kriegsbedingungen Minen geräumt?“
-> Ja – Sie haben da den bisher größten und gefährlichsten Einsatz der Deutschen Marine übersehen. Im 1. Golfkrieg kamen bei der „Operation Südflanke“ die Deutschen Minensucher und kriegsmäßigen Bedingungen im Persischen Golf zum Einsatz. (einfachmal Google nutzen. Es gibt auch einen recht guten Wikipedia Artikel dazu)
Die Bedrohung kam damals nicht nur durch den Irak (Eigentlicher Kriegsgegner und „Autor“ der Minen vor Kuweit) sondern auch durch Iranische Speedboote die ihr eigenes Spiel spielten.
Die Boote und Versorger waren damals mit allem, was man so improvisieren konnte (viele (!) zusätzliche MG), eingeschiffte Kampfschwimmer etc. gegen Speedboote gesichert. Selbst die Unterstützungseinheiten hatten alle Waffen ausgepackt, scharf und beübt, die volle Zahl Ari Jungs eingeschifft etc. (Die alten Versorger hatten damals zuvor normalerweise ihre 40mm Bofors Zwillinge jahrelang „kokoniert“ (d.h. Vakuumverpackt zur Dauerlagerung) spazieren gefahren.)
Die äußere Sicherung gegen Speedboote musste letztlich dann aber doch von einem, amerikanischen Hubschrauberträger übernommen werden, da das ursprünglich zur Begleitung gedachte Deutsche Zerstörergeschwader aufgrund von verfassungsmäßigen Bedenken nicht mit in den Golf durfte. (Die große Einheiten blieben in Souda Bay Kreta). Insgesamt trotzdem eine Riesenleistung der Marine aus dem Stand.
Besonderheiten der Operation Südflanke:
1. Die Out of Area Frage war zu diesem Zeitpunkt noch nicht durch das BVerfG entschieden, man betrat 1991 rechtlich völliges Neuland und musste bezüglich der Rechtsgrundlage heftigst improvisiere. Letztlich wurde der Minenräumeinsatz irgendwie mit „Umweltschutz/ humanitärer Hilfe“ begründet. Da passte das Zerstörergeschwader natürlich nicht dazu…
2. Selbstverständlich kamen damals auf allen beteiligten Einheiten Wehrpflichtige in großem Umfang zum Einsatz. Die hätte man auch gar nicht ersetzen können.
Der Wikipedia Artikel spricht davon, dass die Besatzungen – auch die Wehrpflichtigen nicht befragt wurden, ob sie freiwillig in den Einsatz gehen. Das habe ich tatsächlich anders in Erinnerung. Unser Kommandant hatte allen die zeitweilige Versetzung auf eine Schwestereinheit angeboten. Dies wurde tatsächlich von niemandem wahrgenommen. Im Gegenteil viele Wehrpflichtige haben damals spontan für diesen Einsatz ihre Dienstzeit freiwillig um mehrere Monate verlängert.
(Wir reden hier auch nicht von überflüssigen Amateuren, denn die Marine hatte eine hohe Attraktivität für „marinewillige“ Wehrpflichtige und konnte sich die Leute – entsprechend der benötigten Verwendungsreihen – meist aussuchen. Vielfach passte da die bereits abgeschlossene zivile Berufsausbildung gut zur Verwendungsreihe und der Funktion an Bord.)
So sieht es aus bei der Klasse F124: Die Fregatte „Hamburg“ durchläuft seit Abschluss ihrer Werftliegezeit in 2023 (im Marinearsenal Wihelmshaven) ihr Einsatzausbildungsprogramm. Wenn alles gut läuft, sind Schiff und Besatzung zum Abschluss „einsatzklar“. Anschließend könnte die „Hamburg“ die „Hessen“ im Einsatz ablösen. Typschiff „Sachsen“ befindet sich weiterhin in der planmäßigen Instandsetzung und liegt noch im Schwimmdock des Marinearsenals Wilhelmshaven. Danach folgt das übliche Einsatzausbildungsprogramm …