Rotes Meer: EU-Außenminister starten Mission Aspides, erstmals Unterwasserdrohne der Huthi entdeckt
Die EU-Außenminister haben formal die Mission Aspides europäischer Marinen im Roten Meer gebilligt, mit der die Handelsschifffahrt vor Angriffen der Huthi-Milizen aus dem Jemen geschützt werden soll. Für die Beteiligung der Bundeswehr will der Bundestag das nötige Mandat in dieser Woche debattieren und beschließen. Die Angriffe auf Frachter und Tanker halten derweil an; inzwischen auch mit Unterwasser-Drohnen.
Nachdem die EU-Mission bereits am 8. Februar in den Gremien grundsätzlich gebilligt worden war, gaben die Außenminister der Union im Rat für Auswärtige Angelegenheiten am (heutigen) Montag wie geplant den Startschuss:
The Council launched today EUNAVFOR ASPIDES. The objective of this defensive maritime security operation is to restore and safeguard freedom of navigation in the Red Sea and the Gulf.
Operation ASPIDES will ensure an EU naval presence in the area where numerous Houthi attacks have targeted international commercial vessels since October 2023. In close cooperation with like-minded international partners, ASPIDES will contribute to safeguard maritime security and ensure freedom of navigation, especially for merchant and commercial vessels. Within its defensive mandate, the operation will provide maritime situational awareness, accompany vessels, and protect them against possible multi-domain attacks at sea.
The operation will be active along the main sea lines of communication in the Baab al-Mandab Strait and the Strait of Hormuz, as well as international waters in the Red Sea, the Gulf of Aden, the Arabian Sea, the Gulf of Oman, and the Persian Gulf.
The Operation Commander will be Commodore Vasilios Griparis, and the Force Commander will be Rear Admiral Stefano Costantino. The Operation headquarters will be based in Larissa, Greece.
(Ehe jemand über die Aussage stolpert, dass da anscheinend ein Konteradmiral einem Kapitän zur See unterstellt wird: Da sind vermutlich manche Begrifflichkeiten lost in translation; der griechische Operation Commander ist vermutlich nach deutscher Begrifflichkeit ebenso wie der italienische Force Commander Flotillenadmiral. Aber diese Details werden bestimmt irgendwann geklärt.)
Für die Mission ist die Fregatte Hessen der Deutschen Marine bereits auf dem Weg in das Rote Meer, soll aber dort erst nach der Entscheidung des Parlaments eintreffen. Verteidigungsminister Boris Pistorius will das Schiff und seine Besatzung am (morgigen) Dienstag in der Marinebasis Souda Bay auf Kreta besuchen, dem letzten Hafen vor der Passage durch den Suez-Kanal.
Das Mandat, dass der Bundestag in dieser Woche beschließen soll (BT-Drucksache 20/10347), sieht zwar ebenso wie der EU-Beschluss ein Einsatzgebiet vom Roten Meer über den Golf von Aden bis hinauf in den Persischen Golf vor, einschließlich der Straße von Hormus.
Im deutschen Mandat wird aber der Waffeneinsatz auf die Bereiche bis unterhalb von Maskat (Muscat), der Hauptstadt des Oman, beschränkt – die Straße von Hormus und der Persische Golf selbst sind damit für die Aufgabe der Deutschen Marine kein Einsatzgebiet:
Das Einsatzgebiet von EUNAVFOR ASPIDES umfasst die Meerenge von Bab al-Mandab und die Straße von Hormus sowie die internationalen Gewässer im Roten Meer, im Golf von Aden, im Arabischen Meer, im Golf von Oman und im
Persischen Golf sowie den darüber liegenden Luftraum. Ein Einsatz in Hoheitsgewässern erfolgt grundsätzlich nur nach Zustimmung durch den jeweiligen Anrainerstaat. Es gelten die Regeln des Seerechtsübereinkommens.
Die exekutive Aufgabe des Schutzes von Schiffen gegen multidimensionale Angriffe ist im Seegebiet nördlich des Breitengrades von Maskat im Golf von Oman, in der Straße von Hormus und im Persischen Golf nicht auszuüben und hiermit ausgeschlossen.
Die Bedrohung durch Angriffe der Huthi-Milizen hält unterdessen an – und bekam am Wochenende noch einmal eine neue Qualität. Nach Angaben des U.S. Central Command (CENTCOM) wurde erstmals in dieser Region eine Unterwasserdrohne abgewehrt:
Between the hours of 3:00 p.m. to 8:00 p.m. (Sanaa time), Feb. 17, CENTCOM successfully conducted five self-defense strikes against three mobile anti-ship cruise missiles, one unmanned underwater vessel (UUV), and one unmanned surface vessel (USV) in Iranian-backed Houthi-controlled areas of Yemen. This is the first observed Houthi employment of a UUV since attacks began in Oct. 23.
Ebenfalls am Wochenende wurde ein Frachter im Bab el Mandeb, der Meerenge auf dem Weg ins Rote Meer, von einer Rakete aus dem Jemen getroffen und so stark beschädigt, dass die Besatzung das Schiff verlassen musste. Die Details von Associated Press:
The ship targeted in the Houthi attack on Sunday reported sustaining damage after “an explosion in close proximity to the vessel,” the British military’s United Kingdom Maritime Trade Operations center reported.
“Military authorities report crew have abandoned the vessel,” the UKMTO said. “Vessel at anchor and all crew are safe.”
Houthi Brig. Gen. Yahya Saree issued a statement claiming the attack, saying the vessel was “now at risk of potentially sinking.” (…)
Ship-tracking data from MarineTraffic.com analyzed by The Associated Press identified the vessel targeted as the Rubymar. (…) The Houthis later also identified the ship as the Rubymar.
Update dazu von CENTCOM am Montagabend:
Between 9:30 and 10:45 p.m., Feb. 18, two anti-ship ballistic missiles were launched from Iranian-backed Houthi terrorist-controlled areas of Yemen toward MV Rubymar, a Belize-flagged, UK-owned bulk carrier. One of the missiles struck the vessel, causing damage. The ship issued a distress call and a coalition warship along with another merchant vessel responded to the call to assist the crew of the MV Rubymar. The crew was transported to a nearby port by the merchant vessel.
Am vergangenen Samstag hatten die USA die Huthi-Rebellen unter ausdrücklichem Verweis auf die Angriffe auf Handelsschiffe zur terroristischen Organisation erklärt. Aus dem Statement von US-Außenminister Antony Blinken:
The Department of State today is announcing the designation of Ansarallah, commonly referred to as the Houthis, as a Specially Designated Global Terrorist group, effective 30 days from today.
Since November, the Houthis have launched unprecedented attacks against international maritime vessels in the Red Sea and Gulf of Aden, as well as military forces positioned in the area to defend the safety and security of commercial shipping. These attacks against international shipping have endangered mariners, disrupted the free flow of commerce, and interfered with navigational rights and freedoms. This designation seeks to promote accountability for the group’s terrorist activities. If the Houthis cease their attacks in the Red Sea and Gulf of Aden, the United States will reevaluate this designation.
(Foto: Fregatte Hessen bei der Einfahrt ins Mittelmeer durch die Straße von Gibraltar auf dem Weg in die EU-Mission Aspides am 14. Februar 2024 – Foto Deutsche Marine)
@T.W.: Im nautischen Sprachgebrauch ist ein „Kommodore“ (oder eben engl. „Commodore“) der befehlshabende Offizier über einen aus mehreren Einheiten bestehenden Einsatzverband bzw. ein Geschwader. Es handelt sich in vielen Seestreitkräften demnach mehr um eine Funktionsbezeichnung, denn um einen Dienstgrad. Ein Kommodore wird indes aufgrund seiner Dienststellung durchaus zu den Flaggoffizieren gezählt,
Der Kamerad Griparis steht im Rang eines „Archiploiarchos“, was tatsächlich inhaltlich dem „Kommodore“ zu entsprechen scheint. allerdings dem NATO-Rang OF-6 zugeordnet ist (https://en.wikipedia.org/wiki/Navarch#Modern_Greece)
Stichwort „Unterwasserdrohne“.
Weiß jemand etwas zur Befähigung der „Hessen“ in der Aufklärung und Abwehr von UUV?
@Wiegold. Sie haben zwar Recht, daß ein griechischer Kommodore(1 Sterne-Admiral) und ein italienischer Konteradmiral(1 Sterne Admiral) den gleichen Rang haben und einem dt. Flottillenadmiral entsprechen.
Aber Sie haben statt Commodore, (wie im Originaltext steht) mit Kapitän zur See geschrieben, was hier unrichtig ist.
Der Kommodore der Kriegsmarine war nur eine Dienststellung mit einem Kapitän zur See. Dagegen ist der Kommodore bei der Royal Navy und bei der griechischen Marine ein Dienstrang, der dem Flottillenadmiral der Deutschen Marine entspricht.
(PS: Zur Info: Ich hatte einen ähnlichen Beitrag schon dreimal versucht zu schicken heute Nachmittag, bekam aber immer eine unbekannte Fehlermeldung auf dem Handy heute. )
Bei der Entsheidungsgeschwindigkeit der EU + Deutschem nationaln Prozess hat man den Eindruck das ganz fest gehofft wurde, dass sich das Problem von selbst bzw. durch Aktivitäten von US/UK gelöst haben würde bis man im Einsatzgebiet ankommt. Schein momentan nicht so das die Houthis den Eu europäern diesen Gefallen tun.
Gitb es mittleriweile eigentlich mehr Klarheith über die ROE? Ich habe irgendwo gelesen das nichtmal boarding von potentiell Houthi verdächtigen Schiffen (entweder zum waffentransport oder als Basis für Entermanöver) möglich sein soll?
Also wirklich nur erweiterte Notwehr? Warum braucht man da überhaupt ein Mandat? Da würde es ja reichen wenn die Hessen „zufällig“ im OP gebiet herumschippert und dann anfliegende LFK aufklärt.
*nur zur Erklärung, muss nicht veröffentlicht werden*
Hallo Herr Wiegold,
der griechische Einsterner wird in der NATO als „Commodore“ tituliert. Beispielhaft auf der Seite von MARCOM zu sehen. Dort sind der Befehlshaber (COM) und sein Stellvertreter (DCOM) jeweils Dreisterner, der Chef des Stabes (COS) Zweisterner und die Abteilungsleiter (DCOS) Einsterner. Der Abteilung MARAIR steht zur Zeit ein griechischer Flaggoffizier vor, tituliert als „Commodore“.
Link zum MARCOM Auftritt https://mc.nato.int/about-marcom/leadership.
Beste Grüße
[Jede Erklärung hilft, deshalb veröffentlicht. Die Frage bleibt ja, ob der Italiener ein Zweisterner ist, denn der wird als Konteradmiral geführt. Wollte eigentlich nur auf die gewisse Verwirrung hinweisen, die an dieser Stelle entsteht… T.W.]
UUV. Soso. Super Live Firing Asymetric Weapon Test Range von IRN anscheinend, könnte man sagen, wenn es nicht so zynisch klingen würde. Mandatsgebiet bis inkl. Persischer Golf? Ist mir tatsächlich neu. Da bräuchte man wohl besser Zahlen schwimmender Einheiten der Seestreitkräfte der 1980/90er, um das Gebiet zu sichern.
Plausible Erfolgs-Szenarien der Mission – und „möglichst wenig auf den Deckel kriegen und incoming threats abzuballern“ ist mir da irgendwie zu wenig – sind jetzt noch mal welche?
Mir ist weiter noch nicht klar, warum man nicht einfach die Huthis ins Leere laufen lässt und den Reedern aufgibt, eben den Umweg um das Kap zu nehmen. Die Huthis würden dann als Proxy zunehmend uninteressant – jetzt jedoch hat die Gegenseite hingegen allen Grund, die Huthis am Leben zu halten. Sind höhere Frachtraten für heimische Industrie nervig? Ja, etwas. Aber wir reden hier doch nicht über völlige Unzumutbarkeiten und müssten sowieso dringend dahin, die Abhängigkeiten vom Welthandel nach Asien und fossilen Brennstoff zu verringern.
Na, wenn die Kameradinnen und Kameraden auf der Hessen in den nächsten Monaten keine anderen Sorgen als Dienstgrade haben sollten, dann ist ja alles in bester Ordnung. Mich würde eher die Frage bewegen, wie es mit „Goalkeepern“ aussieht. Mk 27mm der Aufgabe gewachsen oder eher die US Systeme mit 20mm Gatling und weitgehend autonomer Elektronik? Unsere Leute sollen doch wieder heil nach Hause kommen – oder?
Wie wehrt man denn eine solche Unterwasserdrohne erfolgreich ab? Darauf ist die Hessen als Flugabwehrfregatte doch sicher nicht eingestellt?
Gibt es Informationen darüber wie der Nachschub für die Hessen logistisch gelöst werden soll/ welche Häfen genutzt werden können? insbesondere in Bezug auf Munition wäre das ja spannend.
Heute wurde veröffentlicht, dass die USN seit Beginn der Huthi-Angriffe über 100 Standard Missiles aller Typen verschossen hat.
[Wo? Quelle bitte. T.W.]
Wie wehrt man eigentlich solche Unmanned Underwater Vessels ab? Mit Tauchern?
https://www.twz.com/sea/navy-has-fired-around-100-standard-series-missiles-at-houthi-drones-missiles-report
Was UUVs angeht, ich hab keine Ahnung ob man hierfür Leichtgewichtstorpedos wie MU90 einsetzen kann.
Aber ich fürchte diese Waffen sind zu spezialisiert gegen konventionelle Uboote z.B. was Mindesttiefe angeht.
Die Russen haben so ASW-Raketen (RBU-Serie), die dafür geeignet sein dürften, aber die NATO setzt ja seit den 80ern nur noch auf den Torpedo für ASW.
Was das eigenen Schiff angeht, sollte man den Dingern davonfahren können, schnell sind die nicht. Aber der Schutz anderer Schiffe steht auf einem anderen Blatt.
@Schorsch52 und Mike Echo
So weit ich weiß, ist das derzeitige MLG27 der Marine nur sehr eingeschränkt zur Flugabwehr (und Flugkörper-/Drohnenabwehr) geeignet, sondern dient primär zur Abwehr von Speedbooten etc. im Nahbereich.
Für den CIWS Job ist bei der DEutschen Marine primär RAM vorgesehen.
Echte kanonenbasierte CIWS Systeme (wie Phalanx oder Goalkeeper) gab es bei der Deutschen Marine zuletzt Anfang der 1990er in Form „geborgter“ Goalkeeper auf den 122er Fregatten. Zumindest lag ca. 1992 eine F122 (welche krieg ich nicht mehr zusammen) mit uns in Wilhelmshaven an der Außenmole. Grund für die Leihgabe war, dass sich die Entwicklung und Beschaffung der RAM-Systeme um mehr als zehn Jahre verzögert hatte und die Fregatten bezüglich der Flugabwehr ziemlich nackig waren.
Für Operation Südflanke und später Adria (Jugoslawienkrieg) wurde dann halt notgedrungen improvisiert.
Bezüglich der Abwehr von (Kleinst) U-booten und Unterwasserdrohnen würde ich auf die Bordhubschrauber in klassischer U-Jagd Rolle hoffen… (Hat die Hessen überhaupt welche eingeschifft?)
@TW / @JCR
Quelle:
https://www.afcent.af.mil/News/Article/3643851/afcent-commander-statement-on-strikes-against-houthi-positions-in-yemen/
[Das bezieht sich allerdings vor allem auf die Angriffe auf Landziele in Jemen und sagt wenig über die Missiles, die die U.S. Navy zur Abwehr von Raketen/Marschflugkörpern/Drohnen abgefeuert hat? T.W.]
Der italienische Konteradmiral ist ein 1 Stern Admiral und entspricht dem dt. Flottillenadmiral.
Es wurde also kein Zwei-Sterne Admiral einem 1 Sterne Admiral unterstellt.
Dem dt. Konteradmiral entspricht dagegen in der italienischen Marine der Admiral der Division als Zwei-Sterne Admiral.
Marineränge können sehr unterschiedlich sein, vor allem ab Commodore und ändern sich mit der Zeit. In Deutschland unterscheiden sich die Admiralsränge in kaiserlicher Marine, Reichsmarine, Kriegsmarine, Deutscher Marine und Volksmarine jeweils. Da ist es klar, daß auch viele Nato-Staaten jeweils unterschiedliche Admiralsränge haben. Die USA leisten sich einen Konteradmiral der oberen Hälfte und der unteren Hälfe, d.h. der amerikanische Konteradmiral kann deshalb sowohl ein 1 Sterne-Admiral, wie auch ein Zwei-Sterneadmiral sein. Und zu aller Verwirrung gab es ca. 1980 mal kurzzeitig den Commodore als 1 Sterne-Admiral (anstatt Konteradmiral der unteren Hälfte) . Dies wurde zwar bald wieder abgeschafft, aber eine ganze Reihe von Darstellungen führt noch Jahrzehnte später fälschlicherweise den Commodore auf(z.B. der Reibert im Jahre 2005) statt Konteradmiral der unteren Hälfte.
@ Thelamon.
Danke für die Aufklärung betr. MLG27. Bleibt die Frage was die Mindestentfernung ist, ab der RAM FK bereits wirksam sind. Im Fall der USS Gravely soll der „durchgerutschte“ Seaskimmer nur noch eine Meile vom Schiff entfernt gewesen sein als er abgeschossen wurde. Das wären dann 1,8 km gewesen, also ganz schön „close“. Für Phalanx wohl genau innerhalb der „effective firing range“ – aber RAM?
@Closius: am besten arbeitet man mit dem NATO-Rang-Code, um Verwirrungen zu minimieren:
https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Rangcode#Generalit%C3%A4t_&_Admiralit%C3%A4t
@all
Danke für die Erläuterungen zum NATO-Rangcode und die div. Zuordnungen für Griechen, Italiener und weitere – ich denke, jetzt haben wir das geklärt.
Leider überrascht es mich nicht, wenn im Roten Meer auch mit gegen die westliche Schifffahrt gerichteten Unterwasseraktivitäten zu rechnen ist. Am 5.2.24 um 1:26 Uhr schrieb ich etwas konkretes dazu. Zumindest die amerikanische Navy scheint dies in Betracht zu nehmen ! Indiz dafür ist für mich der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Meldung des US Central Command über obskure Unterwasservehikel. Es ist auf den Tag genau 160 Jahre her, daß die „CSS Hunley“ die „USS Housatonic“ angriff und torpedierte.
Schorsch52 sagt:
19.02.2024 um 23:28 Uhr
Abwehr von sehr schnellen Zielen im Nächstbereich (= Flugkörper) ist mit MLG 27 nicht wirklich gut zu machen, da optisch auf das Ziel aufgeschaltet werden muss.
Das Ding ist für kleine Überwasserziele wie Überwasser-Drohnen oder Speedboote das Mittel der Wahl. Hubschrauber oder Flugzeuge bekäme man auch weg – aber die sind in dem Bereich auch kaum zu erwarten.
Gegenstück zum US-Phalanx oder Goalkeeper ist auf den DEU Fregatten das RAM-System. Jedes dieser Systeme hat seine spezifischen Vor- und Nachteile.
@ JCR: UUV-Abwehr ist technisch noch sehr „antik“ (richtig, die „alten“ U-Jagd-Werfer oder die simplen Wasserbomben, hat DEU beides nicht mehr, SWE kann das besser) oder in den Kinderschuhen (wie Leonardos „Black Scorpion“ Mini-Torpedo, BAEs NewGen Wasserbomben oder Kingfisher-Munition für die 127mm Schiffsartillerie.
@Landmatrose3000: Ich finde Ihre Aussagen sehr unrealistisch und gefährlich. Es ist nicht nur „nervig für die heimische Industrie“. Es herrscht enormer globaler Preisdruck. Deutschland lebt vom Export und benötigt den Import.Der Umweg ist viel teurer, dauert länger und man darf nicht vergessen, dass es auf der Welt nur eine gewisse Anzahl an Frachtern gibt, wenn die alle plötzlich länger unterwegs sind reicht die Kapazität nicht.
Wollen Sie jetzt dass für Immer kein Frachter mehr durchs Rote Meer fährt – weil sie Huthis das so wollen? Wollen Sie zulassen dass die Huthis den freien Welthandel als Geissel nehmen? Genau für so ein Freiheitverteidigung ist die Bundeswehr unter Anderem da.
Abhängigkeit nach Asien und Fossiler Energie verringern? Sind ja schöne Wünsche aber unrealistisch! Asien ist als Exportmarkt für Deutschland essentiell wichtig.
Mich ärger es wenn man es so hinstellt, als wüchse unser Lebensstandard auf den Bäumen.
@Schorsch52, 19.02.2024 um 23:28 Uhr
Ich wollte nur einen Beitrag zur Klärung der Benamung der kommandierenden Offiziere leisten, die Frage, wer sich wie nennt ist mir relativ egal. Zum Thema „Verantwortung gegenüber der Truppe“ möchte ich aber eine Anmerkung machen. Ich hatte einen Kommandanten, der sinngemäß sagte “ die Erfüllung meines Auftrages rangiert vor dem Ziel, alle meine Männer (und Frauen) heil nach Hause zu bringen“. Das mag nicht jedem gefallen, ist in der Sache aber richtig. Dafür haben die Soldaten ihren Eid abgelegt. Das wird nur leider nicht in der Breite der Gesellschaft akzeptiert, und das ist ein Grundproblem unserer Zeit.
@ Mike Echo sagt:
20.02.2024 um 18:37 Uhr
Der freie Welthandel geht weiter, er kostet eben etwas mehr als noch vor ein paar Monaten – da war das ganze auch spottbillig – und die Reisezeit eines Frachtgutes dauert etwas länger. Die Container-Frachtrate von East Asia nach Northern Europe war zu Oktober 23 auf einem echten Tiefststand bei etwas über 1000 $ pro 40-ft-Kiste (FEU). Ein absoluter Witzpreis. Die Containerschiffahrt hatte echte Überkapazitäten, und man kratzte an der Gewinnschwelle. Es gibt jetzt kein Kapazitätsproblem an Transportvolumen, obwohl 90% des Verkehrs die Route ums Kap nimmt – und zum Beispiel Hapag Lloyd auch angekündigt hat das fortsetzen zu wollen, Aspides hin oder her.. Die FEU-Frachtrate EA-NE ist jetzt bei 6000 $, damit bei weniger als der Hälfte des Hochs von 2021 und wird absehbar auch nicht mehr steigen sondern eher wieder runter gehen. Allerdings wird bei den Reeden jetzt wieder richtig Geld verdient.
Ein Grund für die Frachtschiff-Überkapazitäten ist übrigens, dass die USA Ihren China-Handel stark zurückgefahren haben. Allein von 2022 bis 2022 sank das Volumen innerhalb eines Jahres um 20%. Dort fährt man eine recht klare Strategie des De-Riskings und baut ziemlich fix Produktionskapazitäten zB im Inland oder Lateinamerika auf. Von Öl- und Gasimporten hat man sich dort ja auch schon vor längerem unabhängig gemacht. Der protektionistische Kurs der Trump-Admin wird unter Biden im Grundsatz recht nahtlos fortgesetzt und scheint ja aufzugehen, und man schafft sich eben durch Verzicht auf Asien-Handel und importierte fossile Energie geopolitisch eine langfristig stärkere Position.
No offense, aber manchmal komme ich mir vor, als wenn wir hier in der EU-Zone und gerade in DEU wie die Junkies schwach und siechend an der Nadel hängen. Wenn es keinen billigen Stoff gibt, wird man hier schnell kirre. Gesund, nachhaltig oder resilient ist das nicht.
@Landmatrose: Was die Frachtraten anbelangt haben Sie sicher recht. Beim Rest liegen Sie aber falsch. Wir können uns eben nicht mit den USA vegleichen:
– keine Rohstoffe (schauen Sie sich die US Gas- und Ölförderung an)
– die Wirtschaftsbedingungen in USA sind viel besser als in der EU und besodern in D. Überregulierung und letztlich industriefeindlich Politk.
– immer noch sehr große Abhängikeit von China (Autoindustrie, Chemie, …)
[Ich ahne schon, auf welchen OT diese Debatte sehr direkt zusteuert, und bitte das zu beenden. T.W.]
@12PzDiv:
– Wir haben sehr wohl viele Rohstoffe in Europa (siehe Öl & Gas in der Nrodsee, große Kohlevorkommen in DE & PL), es war in den letzten Jahren und Jahrzehnten aber oftmals günstiger, aus anderen Ländern zu importieren. Die Erkenntnis, dass das so nicht weitergehen wird, gibt es schon seit vielen Jahren. Und gerade in Deutschland haben wir schon vor gut zwei Jahrzenten mit einer Kursänderung begonnen und produzieren heute Strom gar nicht mehr aus Heizöl, nur noch in überschaubaren Teilen aus Erdgas, dafür aber erheblich mehr aus lokalen, erneuerbaren Energiequellen. Und egal was die Presse rauf- und runter kommuniziert: wir legen derzeit eine ziemliche Geschwindigkeit beim Ausbau hin und reduzieren im Prinzip täglich unser Abhängigkeitsrisiko bei der Energieproduktion. Natürlich kommen PV-Module heute primär aus China – aber so what? Was heute nach Europa importiert wird ist der Rohstoff in 20 Jahren, solange wir aufpassen, dass wir diese nicht aus der EU herauslassen.
– Die Investitionsneigung in den USA ist stark auf den Inflation Reduction Act und vor allem auch dort dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien zurückzuführen. Aber auch dort ist nicht alles Gold was glänzt: diverse Großprojekte mussten gestoppt werden da nicht mehr wirtschaftlich tragfähig. Und die USA sind eben auch die mit am stärksten verschuldete Volkswirtschaft der Welt. Ein gerne ausgeblendetes Risiko. Wird alle Jahre wieder kurz neu aufgezeigt, wenn der Neuverschuldungsrahmen durch Kongress und Senat ausgeweitet werden muss. Geht es in der EU und DE besser? Ja, definitiv. Ist hier alles schlecht? Ganz bestimmt nicht.
– Die Abhängigkeit von China ist zweigleisig. Wenn die Transporte durch die de-facto Sperrung des Suezkanals teurer werden, dann schlägt das auch auf die Gesamtkosten für eine Produktion in China zurück. Jeder Käufer im Westen macht eine Gesamtkostenkalkulation – wenn der Import aus den USA, EU oder Lateinamerika günstiger ist, dann schlägt das auf Sicht auch auf China und deren Exporte zurück. Entsprechend hat man auch in Peking ein (großes) Interesse an einer freien Passage durch den Kanal, scheint aber zwischen den widersprüchlichen Interessen (günstiger Handel fördert Arbeitsplätze in China vs. den USA über Iran Steine in den Weg legen) gefangen zu sein.
Was weiterhin erstaunt: die Ruhe Ägyptens. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Zahl der Kanaltransite um 75% gesunken ist. Das muss inzwischen ein erheblicher Schaden für Ägypten sein. Trotzdem scheint die Sorge vor innenpolitischen Problemen durch ein militärisches Engagement größer zu sein als die Furcht vor den wirtschaftlichen Problemen.
[Ich hatte schon beim vorangegangenen Kommentar zu diesem OT darum gebeten, das zu beenden. Scheint nicht zu fruchten; die nächsten Kommentare dieser Art fliegen raus. T.W.]
@ Jon Dhoe, 20.02.2024 um 23:59 Uhr:
Auftragserfüllung als oberstes Ziel. So ist’s wohl beim Militär – da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Aber: wenn Kameraden/innen schon in absehbar gefährliche Einsätze geschickt werden, dann haben sie nach meiner Meinung aber auch Anspruch auf optimale Ausrüstung! Stellt sich für mich nach dem Gravely-Zwischenfall aktuell die Frage, ob die Hessen mit MLG27 und RAM für die Abwehr von „durchgerutschten“ Seaskimmern im Roten-Meer-Szenario optimal ausgerüstet ist. Mir graut da bei der Erinnerung an die HMS Sheffield.
Hintergrund: Bei den Sarajewo-Hilfsflügen 1992 waren die damals eingesetzten Transall der Luftwaffe die ganz wenigen Transporter unter all denen anderer Nationen, die ohne Flares und andere ECM-Schutzausrüstung flogen. Das hatte seinerzeit sogar einer der Offiziere im Bayerischen Fernsehen beklagt. Die Sachen sind erst eingebaut worden, nachdem im September eine ähnlich „blanke“ italienische G-222 beim Landeanflug auf Sarajewo mit einer SA-7 oder Stinger abgeschossen wurde. Alle 8 Personen an Bord starben.
Da kann ich nur hoffen, dass die Zeiten hoffentlich vorbei sind, als Tapferkeit mangelhafte Ausrüstung ersetzten musste. Die Besatzung der HESSEN hätte es verdient. Ich drücke der die Daumen und wünsche allen eine gute Heimkehr.
@All – die Aussage zu den 100 verschossenen SM2 stammt afaik aus dem 60 Minutes CBS Bericht vom Wochenende – https://www.cbsnews.com/video/us-navy-red-sea-houthi-response-60-minutes-video-2024-02-18/
In einer Centcom Veröffentlichung habe ich das bisher nicht gesehen, aber dem wird auch nicht widersprochen im Betrag. Es geht darum, ob sich die 100 SM2 billige Flugkörper „rechnen“.
Schorsch52 sagt: 21.02.2024 um 22:03 Uhr
Naja, die Transall wurde mit Flak (vermutlich Spatzen-Flak 23mm) beschossen — da helfen weder Chaff noch Flares etwas, gell?! So ein Transport-Flugzeug hat eben über „feindlichem Gebiet“ oder wo mit Beschuss gerechnet werden muss ü-b-e-r-h-a-u-p-t nix zu suchen. Das nennt man „Einsatzgrundsätze“. Bis halt ein Politiker kommt und es anders befiehlt…
Übrigens galt für die PAH der Einsatzgrundsatz, nur über eigenem Gebiet zu operieren. PAH, auch übersetzt als „Plastik am Himmel“ ist gegen Beschuss halt noch a bisserle empfindlicher…
VG, NG.
@ Gepard65:
Von beschossener Transall und „Spatzen-Flak“ habe ich nichts geschrieben. Ging um die G222, Manpads und fehlenden Schutz bei den Transalls damals.
Oder wollen Sie uns damit sagen, dass die Hessen im Roten Meer „ü-b-e-r-h-a-u-p-t nix“ zu suchen hat?
In Bezug zu ASPIDES kommt dem interessierten Laien schon die ein oder andere Frage auf . Wieso schossen die Franzosen schon im Dezember Huthidrohnen im Roten Meer ab ? Offensichtlich waren die auch ohne EU-Beschluss aktiv . Wieso ist man seitens der deutschen Marine ,nicht wirklich aus dem Stand ,genau auf diese Szenarien vorbereitet . Seit gefühlten mehreren Jahrzehnten wirbt die Marine für den Schutz der Seewege ,dass ist auch unstrittig richtig . Aber wenn es darauf ankommt, so auch bei diversen Auslandseinsätzen ,wirkt alles ungeheuer gehemmt . Sicher, müssen die Dinge überlegt sein, aber nicht so . So ,bedeutet monatelange Berichterstattungen und Diskussionen über das Wie und vielleicht Doch nicht. Angriffe auf die Lebensadern Europas müssen beantwortet und nicht lange ausgehandelt werden. Der Werkzeugkasten muss stehen ,
wenn man in der Welt ernst genommen werden soll . Das ist kein Hau drauf aber halt ein Stück Klarheit . Damit ich nicht falsch verstanden werde , mir ist schon klar das die Bundeswehr ( Marine ) eine Parlamentsarmee ist und somit geht meine Kritik an die Politik der letzten Jahrzehnte. Im übrigen würde Klarheit und Entschlossenheit so manchen Verschwörungstheorien den Wind aus den Segeln nehmen.