Erstmals seit mehr als 100 Jahren geht ein deutscher Militärrabbiner in einen Einsatz

Erstmals seit mehr als 100 Jahren begleitet wieder ein Militärrabbiner deutsche Streitkräfte in einen Einsatz. An Bord des Tenders Donau, der einen Minenabwehrverband der NATO führt, schiffte sich am (gestrigen) Dienstag Rabbiner Konstantin Pal ein. In deutschen Streitkräften hatte es zuletzt während des Kaiserreiches und im Ersten Weltkrieg Militärrabbiner im Einsatz gegeben.

Während bei der evangelischen und katholischen Militärseelsorge die Begleitung von Bundeswehrsoldat*innen in Einsatzgebieten seit Jahrzehnten Praxis ist, betritt die 2021 eingerichtete jüdische Militärseelsorge mit der Entsendung von Pal Neuland in der Bundeswehr. Der 45-jährige arbeitet als Referent für Einsatz und Ausbildung im Militärrabbinat in Berlin. Er hatte bereits während seines Studiums am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam im Jahr 2004 ein Bordpraktikum bei der Deutschen Marine absolviert – damals in Zusammenarbeit mit der katholischen Militärseelsorge, da es das Militärrabbinat noch nicht gab.

Von der Donau aus soll der Militärrabbiner die Soldaten aller an dem Minenabwehrverband (Standing Naval Mine Counter Measures Group, SNMCMG) betreuen, auch an Bord der Minensucheboote aus Belgien, Estland, Frankreich, den Niederlanden und Norwegen.

Eine Besonderheit der jüdischen Militärseelsorge ist, dass im Vorhinein recht unklar ist, ob und wenn ja wie viele jüdische Soldaten und Soldatinnen in den Einheiten sind, die der Rabbiner betreut – die Religionszugehörigkeit wird in Deutschland aus historischen Gründen (über die Kirchensteuerpflicht hinaus) nicht erfasst. Allerdings, betont das Militärrabbinat, gilt das Angebot der seelsorgerlichen Betreuung für alle Soldaten unabhängig von ihrer Religion. Auch beim Einsatz evangelischer oder katholischer Militärseelsorger seien diese Geistlichen als Ansprechpartner für alle im Einsatz.

(Foto: Militärrabbiner Konstantin Pal an seinem ersten Seetag an Bord des Tenders Donau, Flaggschiff der SNMCMG1, am 27.02.2024 im Seegebiet vor Trondheim/Norwegen – Marco Schestag/Bundeswehr)