Beginn jüdischer Militärseelsorge in der Bundeswehr – Erstmals seit über 100 Jahren in deutschen Streitkräften (Nachtrag: Rede AKK)
Mit der Amtseinführung eines Militärbundesrabbiners gibt es jetzt in der Bundeswehr und damit erstmals seit mehr als 100 Jahren in den deutschen Streitkräften wieder eine jüdische Militärseelsorge. Der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla wurde am (heutigen) Montag in der Leipziger Synagoge in einer feierlichen Zeremonie des Zentralrats der Juden in Deutschland als erster Militärbundesrabbiner ins Amt eingeführt. Künftig sollen zunächst zehn Militärrabbiner jüdische Soldaten betreuen, aber auch alle Soldaten mit jüdischem Leben in Deutschland vertraut machen.
Bei der Amtseinführung in der Synagoge in Leipzig betonte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, dass jüdisches Leben zur Bundeswehr gehöre. Der Beginn einer jüdischen Militärseelsorge sei aber auch ein Zeichen für eine konsequente Haltung gegen Antisemitismus in den Streitkräften wie in der Gesellschaft, gerade auch gegen den leisen, subtilen Antisemismus, sagte die Ministerin. Es ist ein großes Bekenntnis für unsere Demokratie, für unsere offene, vielfältige Gesellschaft. Und dass wir dieses Zeichen in der Bundeswehr setzen – das macht mich stolz
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, betonte, dass die Aufgaben der künftigen Militärrabbiner über die seelsorgerliche Betreuung von Juden in der Bundeswehr hinausgingen:
Sie werden den Soldatinnen und Soldaten und ihren Angehörigen zur Verfügung stehen als Ansprechpartner, als Vertrauenspersonen. Bei ethischen Fragen, mit religiösen Anliegen, in persönlichen Krisen können sich die Soldaten an die Rabbiner wenden. Und nicht nur in Krisen. Ein Rabbiner oder eine Rabbinerin teilt auch gerne das Glück über die Geburt eines Kindes oder über die gerade erfolgte Heirat eines Soldaten.
Diesen Dienst leisten die katholischen und evangelischen Militärgeistlichen genauso. Jetzt kommt jedoch die jüdische Perspektive noch hinzu. Das heißt, dass die Rabbiner sich darum kümmern, werden, dass jüdische Soldaten gemäß der für sie wichtigen religiösen Regeln ihren Dienst tun können. Nicht-jüdische Soldaten können sie mit jüdischen Feiertagen und Traditionen vertraut machen.
Damit wird Fremdheit gegenüber dem Judentum abgebaut, so dass – da bin ich mir sicher – Vorurteile gar nicht erst entstehen oder am besten gleich in sich zusammenfallen. Das ist für uns ein wichtiger Nebeneffekt der jüdischen Militärseelsorge.
Das Bundeskabinett hatte im Dezember 2019 einen Staatsvertrag mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland gebilligt, der die Einführung der jüdischen Militärseelsorge in Deutschland regelt; der Bundestag hatte dem entsprechenden Gesetz dafür im vergangenen Jahr zugestimmt. Die Zahl der jüdischen Soldaten in der Bundeswehr wird auf rund 300 geschätzt, genaue Zahlen gibt es nicht. In deutschen Streitkräften hatte es zuletzt im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner gegeben, die rund 100.000 jüdische deutsche Soldaten betreuten.
Berufen wird der Militärbundesrabbiner, wie im Staatsvertrag vorgesehen, vom Zentralrat der Juden; die Bundesregierung hat dabei allerdings ein Vetorecht. Balla wird seine Aufgaben als Gemeinderabbiner in Leipzig und als Landesrabbiner in Sachsen behalten und seine Aufgabe ehrenamtlich ausüben, wie das zum Beispiel auch beim katholischen Militärbischof der Fall ist.
Unter Ballas Leitung wird in den nächsten Monaten das geplante Militärrabbinat als Bundesbehörde aufgebaut. Geleitet wird sie, wie das Verteidigungsministerium in einem Video-Einspieler während der Zeremonie mitteilte, von der Professorin an der Fachhochschule des Bundes Angelika Günzel. Nach den derzeitigen Plänen sollen zunächst zwei und dann bis zu zehn Stellen für Militärrabbiner und -rabbinerinnen besetzt werden.
(Die Aussage von Günzel ab Minute 11:20)
Der in Ungarn geborene Balla ist Sohn eines Offiziers der ungarischen Streitkräfte – sein Vater kommandierte als Oberstleutnant eine Artillerieeinheit. Balla, der zum Studium als 23-jähriger nach Deutschland kam, machte in seiner Danksagung nach der Amtseinführung deutlich, warum er diese Aufgabe übernimmt:
Aber bei allen Herausforderungen empfinde ich eine ungeheure Dankbarkeit, in einem Land leben zu dürfen, das sich seiner Vergangenheit gestellt hat, sich aber auch entschlossen hat, nach vorne zu gehen, um aktiv eine bessere Welt zu gestalten. Diese Dankbarkeit muss sich in Taten manifestieren. Und es ist schwer, sich eine bessere Gelegenheit vorzustellen, als daran zu arbeiten, die deutschen Verteidigungskräfte zu stärken, um eine Botschaft der gemeinsamen Lastenteilung zu überbringen. Wir alle wünschen uns, in einem Land zu leben, das auf der richtigen Seite der Geschichte steht und für Menschenrechte, Menschenwürde und Demokratie eintritt und sie verteidigt, wo immer es nötig ist.
und erläuterte das auch in einem Video-Statement:
Frisch im Amt: Militärbundesrabbiner @RabbiZsolt direkt nach der Einführung im Statement: @ZentralratJuden pic.twitter.com/LyuJyxx5M7
— Verteidigungsministerium (@BMVg_Bundeswehr) June 21, 2021
Die Reden zur Amtseinführung des neuen Bundesmilitärrabbiners hat der Zentralrat auf seiner Webseite dokumentiert, dort ist auch die Ernennungsurkunde eingestellt. Vor allem Schusters Rede ist deswegen interessant, weil er auch auf die rechtsextremistischen Vorfälle in der Bundeswehr eingeht.
Fürs Archiv hier noch die Rede des Präsidenten des Zentralrats und die Danksagung Ballas:
20210621_Danksagung_Zsolt_Balla 20210621_Bundesmilitaerrabbiner_Rede_Schuster
Der Zentralrat hat auch ein FAQ zu dem Thema eingestellt.
Nachtrag 22. Juni: Das Verteidigungsministerium hat inzwischen das Redemanuskript Kramp-Karrenbauers eingestellt, außerdem ein Interview mit Balla:
Rede der Verteidigungsministerin bei der Amtseinführung des Militärbundesrabbiners
Interview mit Zsolt Balla: „Ich bin mir des historischen Gewichtes meiner Aufgabe bewusst“
(Foto: Die obersten Geistlichen der Militärseelsorge der Bundeswehr: v.l. der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg, Militärbundesrabbiner Zsolt Balla und der katholische Miliätrbischof Franz-Josef Overbeck – Tom Twardy/Bundeswehr)
Das finde ich echt mal schön. Hat lange gedauert… weiß jemand warum?
Zu begrüßen. Wann sind die muslimischen Seelsorger dran?
[Da die Frage – zu Recht – immer wieder kommt: Wenn geklärt ist, wie die rechtlichen Regelungen sind, weil es anders als mit den beiden christlichen Kirchen und dem Zentralrat der Juden keine Institution gibt, die für alle Muslime in Deutschland spricht und als Vertragspartner für einen Staatsvertrag infrage kommt. T.W.]
@all
Der Redetext der Ministerin liegt jetzt vor; oben als Nachtrag ergänzt.
@T.W.
„[Da die Frage – zu Recht – immer wieder kommt: Wenn geklärt ist, wie die rechtlichen Regelungen sind, weil es anders als mit den beiden christlichen Kirchen und dem Zentralrat der Juden keine Institution gibt, die für alle Muslime in Deutschland spricht und als Vertragspartner für einen Staatsvertrag infrage kommt. T.W.]“
Absolut richtig.
Allerdings könnte man auch ehrlicher Weise hinzufügen „… und wenn der politische Wille groß genug ist, die verwaltungs- und verfassungsrechtlichen Problem“ zu lösen.
Sie haben absolut Recht, es ist eine knifflige rechtliche Frage, da ja der „Vertragspartner“ fehlt bzw. die potentiellen Vertragspartner nicht den notwendigen rechtlichen Status kennen.
Aber die Lösungen auch hierfür liegen ja schon seit Zeiten vdL auf dem Tisch. Man könnte z.B. über eine Beiratslösung arbeiten, wie es ja auch mit der vergleichbaren Problematik der islamischen Religionsunterrichte in einigen Bundesländern läuft (mit allen Problemen die diese mit sich bringen, z.B. wenn man an die Problematik der theologischen Differenzen zwischen Schiiten, Sunniten, Aleviten denkt und drei neue, islamische Militärseelsorgen wird man vermutlich nicht aufmachen wollen…).
Man muss halt nur mal über den Schatten springen und es auch machen.
Es gibt aber auch noch ein weiteres Probleme, das keineswegs trivial ist!
Die Personalauswahl der zukünftigen Militärimame.
Wenn man die islamische Militärseelsorge „auf Augenhöhe“ mit den drei anderen Aufstellen will, dann benötigt man deutsche Staatsbürger (weil Bundesbeamte), mit einem theologischen Studium (die entsprechenden Studiengänge gibt es in DEU noch nicht all zulange) und mit mehrjähriger Berufserfahrung in der Seelsorge (das gibt es praktisch gar nicht, denn ein „klassischer“ Imam ist Prediger und Lehrer, aber normalerweise nicht Seelsorger im christlich-jüdischen Sinne, das hat auch etwas mit der Finanzierung der Imame u.a. zu tun).
Also: es wird knifflig!
Dennoch hoffe ich, dass es nach der Bundestagswahl endlich voran geht.
Der faktische Bedarf ist um ein vielfaches höher als bei unseren jüdischen Kameraden und die Signalwirkung in die „community“ dürfte genauso wichtig und tiefgreifend sein…
Vielleicht noch ein Hinweis darauf, dass auch die taz ein etwas längeres Interview mit Hr. Balla geführt hat (link aus bekannten Gründen nicht), der Titel ist „Neuer Militärrabbiner über Bundeswehr: ‚Antisemitismus isolieren'“
@T.W: Gerade die letzte Runde Zahal vs. Hamas hat gezeigt, dass weite Teile der muslimischstämmigen und ganz besonders palästinensischstämmigen Jugend ihre Informationen aus Medien fern von Verlagshäusern mit Fundament FDGO bekommen. (TRT, Al-Jazeera, etc.)
Gerade die Bundeswehr mit ihrem Erziehungsauftrag und als sicherheitsempfindliche Institution hat ein Interesse daran auch per Seelsorge den Muslimischen Soldaten zu signalisieren, ihr seit hier willkommen.
Sie hat auch ein vitales Interesse daran, dass deutlich wird, dass Islam mit den Werten der FDGO vereinbar ist und islamische Theologie im Sinne der Aufklärung stattfindet.
Man hat auf Ebene der Regierung und den Verbänden nun lange genug diskutiert und erkennt deutlich, wer wessen Interessen (offen oder verdeckt) vertritt. Jetzt ist es an der Zeit, dass der laizistische Staat „Nägel mit Köpfen“ macht.
Für mich wäre die richtige Überschrift:
„Nach über 100 Jahren wieder in deutschen Streitkräften.“
@AoR sagt: 22.06.2021 um 13:23 Uhr
„Gerade die Bundeswehr mit ihrem Erziehungsauftrag und als sicherheitsempfindliche Institution hat ein Interesse daran auch per Seelsorge den Muslimischen Soldaten zu signalisieren, ihr seit hier willkommen.
Sie hat auch ein vitales Interesse daran, dass deutlich wird, dass Islam mit den Werten der FDGO vereinbar ist und islamische Theologie im Sinne der Aufklärung stattfindet.“
Absolute Zustimmung.
Neben dem Recht der Kameraden auf eine eigene Seelsorge, ist es eben auch im originär eigenen Interesse der Bw!
Bei der Frage des Rechts könnte man noch hartherzig sein und sagen, die ganzen Problem entstehen ja nur weil die Muslime sich nicht „richtig“ organisieren, aber das ureigene Interesse der Bw hebelt selbst dieses (schwache) Argument ganz schnell aus.
„Jetzt ist es an der Zeit, dass der laizistische Staat „Nägel mit Köpfen“ macht.“
Hier ist mein einziger Widerspruch! DEU ist KEIN laizistischer Staat. Die Bestimmungen des Grundgesetzes regeln ein besonderes Verhältnis von Religion und Staat. Der Staat mischt sich zwar nicht in die internen Fragen der Religionen ein, aber er ist in vielen Fragen verfassungsrechtlich so mit ihr verwoben, dass unser Staatsprinzip nicht der Laizismus ist.
@Koffer: my bad! Denken, Drücken, Sprechen…
Streiche „laizistische“, setzte „säkulare“!
AoR sagt: 22.06.2021 um 13:23 Uhr
Ihr Kommentar verdient eine kleine Richtigstellung.
Auf dem Boden der FDGO gilt das Grundrecht der Religionsfreiheit, das ist das Recht des Bürgers (des Menschen) „seine“ Religion frei und öffentlich (!) auszuüben. Das heißt, der Staat mischt sich nicht in die individuellen geistigen-religiösen Belange seiner Bürger ein.
Deshalb kann die Bundesrepublik Deutschland kein lebendiges (vitales) Interesse haben, dass Theologie (egal welcher Ausprägung) im Sinne der Aufklärung stattfindet, damit wäre neben der Religionsfreiheit u.a. wohl auch die Freiheit der Lehre (Wissenschaftsfreiheit) beschränkt. Oder wollen Sie einem Religionsgelehrten wirklich erklären, wie er den Inhalt seine Heiligen Texte im Sinne der Aufklärung auszulegen hat?
Sehr wohl hat die Bundesrepublik Deutschland ein Interesse daran, dass die Grundrechte für jedermann im Geltungsbereich der FDGO garantiert werden, dass ist aber nicht das selbe wie „ein vitales Interesse daran
[haben], dass deutlich wird, dass Islam mit den Werten der FDGO vereinbar ist und islamische Theologie im Sinne der Aufklärung stattfindet.“
Die Religionsfreiheit ist mit den Werten der FDGO vereinbar. Dem Islam wird wie vielen Religionen die Nutzung dieses Recht garantiert.
PS:
Ich glaube auch nicht, dass die Einführung islamischer Militärseelsorger in der Bundeswehr sich irgendwie auf das Mediennutzungsverhalten junger Palästinenser auswirken könnte.
AoR sagt: 22.06.2021 um 13:23 Uhr
PPS:
Ich nehme doch stark an, dass Sie hier eigentlich das lebenswichtige rechtstaatliche Interesse der Bundesrepublik Deutschland an der Garantie seiner obersten Rechtsgrundsätze (der Grundrechte) meinen.
Den Anschein, dass die Garantie von Grundrechten irgendwie „unter“ das institutionelle Sicherheitsinteresse der Bundeswehr subsumiert werden könnte oder mit einem „Erziehungsauftrag“ gegenüber Menschen verknüpft wird, gilt es wohl im Sinne unseres Grundgesetzes und der darin fixierten FDGO unbedingt zu vermeiden.
@sputo.di.rospo:
„Auf dem Boden der FDGO gilt das Grundrecht der Religionsfreiheit, das ist das Recht des Bürgers (des Menschen) „seine“ Religion frei und öffentlich (!) auszuüben. Das heißt, der Staat mischt sich nicht in die individuellen geistigen-religiösen Belange seiner Bürger ein.“
Richtig! Erstmal…
„Deshalb kann die Bundesrepublik Deutschland kein lebendiges (vitales) Interesse haben, dass Theologie (egal welcher Ausprägung) im Sinne der Aufklärung stattfindet, damit wäre neben der Religionsfreiheit u.a. wohl auch die Freiheit der Lehre (Wissenschaftsfreiheit) beschränkt. Oder wollen Sie einem Religionsgelehrten wirklich erklären, wie er den Inhalt seine Heiligen Texte im Sinne der Aufklärung auszulegen hat?“
Da sind einige Gedankensprünge ihrerseits. Ich erkläre es ihm nicht, aber spätestens ein Richter oder der nette Beamte vom Staatsschutz, wenn zur Minderbehandlung und Stigmatisierung verschiedener sozialer Gruppen aufgerufen wird, verfassungsfeindlich agitiert wird etc… Und die im Zuge dessen verteidigten hohen Güter des Grundgesetzes sind vor allem die Früchte der Aufklärung. Aber da habe ich vereinfacht getextet, danke für den Einwand.
Und für alles weitere bräuchten wir Goffman, Erving: Stigma und Folgende Behavioristische Debatten und sie werden schnell merken, dass sich auch das Medienverhalten von Sozialen Gruppen ändert, wenn sie sich in der Gesellschaft angenommen fühlen. Aber das ist jetzt ein „ganz weites Feld“ hätte Effi Briests Pappi in Fontane jetzt gesagt. Hier OT und generell wichtig für gesamtgesellschaftliche Resilienz.
Und ihr PPS, ihre Annahme, unterschreibe ich ihnen gerne.
P.S: Richtigstellung ist offensichtlich eine irreführende Überschrift ihres Posts, denn sie wollten nur noch mal unterstreichen, dass auch gilt: xyz ;)
PPS: sputare il rospo / ausspucken, sputo.di.rospo / Froschspucke?
In Bezug auf die Frage nach Imanen in der Bundeswehr möchte ich nur auf folgendes Hinweisen:
Gerade erst vor wenigen Wochen hat in Osnabrück das öffentlichen Haushalt mit mehreren Millionen Euro geförderte „Islamkolleg Deutschland“ geöffnet“. Hier sollen nun deutsche Imame ausgebildet werden.
Spannend hieran ist, dass in der Presse immer wieder der Hinweis auftauchte, dass vorallem Bundeswehr und Bundespolizei ein hohes Interesse an dieser Ausbildungsstelle hätten.
@Lobata: Danke für den Hinweis. Das Beispiel hätte ich im Laufe des Austausches gebracht.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/islamkolleg-deutschland-eroeffnung-ausbildung-imame-100.html
Haben sie noch einen Link zum besonderen Interesse der Sicherheitsbehörden? Spannend, es tut sich was.
@AoR: Tut mir leid, dass habe ich wohl überlesen.
Mit einem weitergehenden Link kann ich leider nicht helfen. Ich habe in entsprechenden Artikeln nur kleine Randnotizen gefunden. Und Links sind auf Presseartikel sind hier meines Wissens nach auch nicht erwünscht.
@Lobata: „hätte“ nicht „hatte“, egal OT.
Wir feiern hier @RabbiZsolt und eventuell nimmt er unseren Faden als (auch) Seelsorger der muslimischen Kameraden wahr und spricht die Segnung הברכה דברה „ha-bracha dabra“ oder „Abrakadabra“ wie es hier geläufig ist und unterstützt die organisationale Strukturierung muslimischer Seelsorge in der Bundeswehr.
Denn wie kann ein Muslim, der die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber dem Judentum anerkennt, darauf pochen in einem Bereich zu strukturieren wo – frei nach dem ersten Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland – Heinz Galinski, jüdisches Leben in Deutschland noch nicht wieder so möglich gemacht worden ist, wie es dich schon immer hätte selbstverständlich sein sollen.
Denn der Koran ruft den Juden zu „Gott ist mit den Standhaften“, also seit standhaft!
AoR sagt: 23.06.2021 um 13:14 Uhr
Der Rabbi „nimmt unseren Faden als (auch) Seelsorger der muslimischen Kameraden wahr“ ?
Ich würde sagen, der neue Militärbundesrabbiner kümmert sich um das Seelenheil der jüdischen Soldat_innen.
Und eine organisatorische Lösung für die Seelsorge Gläubiger anderer großer Religionen schreibt die Bundeswehr auf ein anderes eigenes Blatt.
@sputo.du.rospo:
„Und eine organisatorische Lösung für die Seelsorge Gläubiger anderer großer Religionen schreibt die Bundeswehr auf ein anderes eigenes Blatt.„
Das ist falsch, die Militärseelsorger öffnen ihre Türen allen Soldaten, unabhängig der Konfession oder Herkunft. Das bieten die in jeder Grundausbildung jedem Rekruten so an.
@AoR und @sputo.di.rospo
Zur Frage sind die verschiedenen Seelsorgen offen für alle?
Die Antwort ist ja und nein ;)
Zunächst einmal im originären Kern, also der der durch Reichskonkordat und GG/WRV geschützt ist die Seelsorge exklusiv. Die Seelsorgen werden eingerichtet um einen Bedarf der jeweiligen Gläubigen zu decken.
Aber einerseits haben sich die beiden christlichen Seelsorgen in den letzten Jahrzehnten immer stärker ausgetauscht und „ökumenisiert“, so dass teilweise sogar absprachen für die jeweiligen Einsätze bestehen auch im Kernbereich der Seelsorge jeweils für die Gläubigen der anderen Konfession tätig zu sein, wenn kein „eigener“ Seelsorger anwesend ist.
Darüber hinaus haben beide Seelsorgen sich aktiv und stark ins psychosoziale Netzwerk eingebracht und das kann nur funktionieren wenn man sich um alle Soldaten kümmert.
Es besteht also eine gewissen Erwartungshaltung – jenseits der verfassungs- und völkervertragsrechtlichen Grundlage – an die neue Seelsorge sich in diese „gemeinsame und übergreifende“ Seelsorgepraxis einzufügen, auch wenn dies rechtlich nicht gefordert ist.
Und dazu hat sich ja auch der neue Bundesrabbiner eindeutig positioniert, dass das die jüdische Seelsorge auch von sich aus so möchte.
Darüber hinaus gibt es die „Zusatzaufgaben“, die die Seelsorger außerhalb ihres „religiösen“ Kernbereichs wahrnehmen (also vor allem die Unterrichtsverpflichtungen im Rahmen von LKU). Diese Aufgaben gehören nicht zur eigentlichen Seelsorge, sondern werden sozusagen „mitgemacht“, weil die Seelsorger ja eh da sind und bereits die notwendige akademische Qualifikation mitbringen, die ansonsten erst aufwändig allen Offizieren als Lehrpersonal vermittelt werden müsste (denn nicht jeder hat z.B. Staats- und Sozialwissenschaften studiert und von einem Dipl.-Ing. kann man nicht per se eine ausreichende berufsethische Qualifikation erwarten, dass er das als KpChef oder als Hörsaalleiter an der OSH/USH angemessen vermitteln könnte).
Und für diese „Zusatzaufgaben“ sind die Seelsorgen für alle da.
Das ist übrigens auch einer der Gründe mit der die ansonsten vollkommen überdimensionierte Personalausstattung der jüdischen Militärseelsorge gerechtfertigt wird, denn wenn man an die beiden UniBw, die FüAk und die Offizier- und Unteroffizierschulen der TSK denkt, dann wird klar, warum hier die eigentlich gerechtfertigten ein oder zwei Militärrabbis nicht reichen würden.
AoR sagt: 23.06.2021 um 14:58 Uhr
Ja, warum eigentlich der ganze Rummel? Dann reicht ja in Zukunft ein Einheitsmilitärseelsorger mit einer großen Tür für alle. Da hätten wir auch gleich drauf kommen können.
Wir streichen den Rabbi wieder und sparen die christliche Seelsorge auch gleich mit ein. Die Moslems und alle anderen gehen dann zur neuen Einheitsseelsorge und sprechen gemeinsam ein Gebet an den Dienstherrn. Amen, inshalla und schalom.
Das geht irgendwie am eigentlichen Zweck vorbei, oder?
Soweit ich weiss ist das, was die Militärgeistlichen in der Grundausbildung anbieten, so ein Art „lebenskundlicher Unterricht“ – da wird keine christliche Messe oder ein anderes religiöses Ritual zelebriert. das ist was anderes. Und mit der organisatorischen Abbildung von Dienststellen und Dienstposten der Militärseelsorge egal welcher Glaubensgemeinschaft hat das auch nix tun.
Schön ist, dass zukünftig das LeKu-Angebot durch die Schaffung eines Militärrabbinats um die Aspekte jüdischen Lebens (hier ist das irdische Leben gemeint) fachkompetent und in gewisser Weise auch authentischer erweitern werden kann.
@AoR 23.06.2021 um 14:58 Uhr
So ist es, Militärseelsorge steht allen offen.
@sputo.du.rospo die verschiedenen Gründe zu bisher nicht gegebener Seelsorge für Muslime in den Streitkräften wurde hier und im Parallelfaden umfänglich erörtert.
Es beginnt mit inner-muslimischer herzlicher Abgeneigtheit zueinander, was nur eine Facette abbildet.
Einen einzelnen Gesamt-Vertragspartner, der alle Muslime juristisch in einem Staatsvertrag vertritt, gibt schlicht nicht.
Über die Ausbildungstiefe, die in anerkanntem Studium erworbene Kompetenz, verlieren wir (bisher) besser kein Wort.
Der Studiengang an der Uni Münster kann da u.U. Abhilfe schaffen, nur wird der seitens Ankaras Religionsbehörde nicht anerkannt.
Also mehr Stolpersteine als Minengassen hindurch. Das Problem ist auch durch nächste Regierung staatlicherseits nicht lösbar. Es fehlt die Einigkeit zwischen den muslimischen Konfessionen.
@sputo.di.rospo:
Jetzt werden sie aber Ausfällig. In meiner Grundausbildung haben alle gemeinsam mit dem Militärbischof gebetet. Sogar ich als Atheist. Aber Ja, für einen Militärbundesrabbiner stehen natürlich erstmal die jüdischen Kamerad*innen im Mittelpunkt.
Koffer sagt: 23.06.2021 um 15:30 Uhr
Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Wie sich das in den Einsätzen gestalten wird, wird die neue Praxis zeigen. Ich vermute, dass jüdische Seelsorger zu bestimmten Anlässen auch temporär in die Einsatzgebiete fliegen könnte, um dort Feiern jüdischen Glaubens zu zelebrieren.
Ein konfessionsübergreifender Gottesdienst innerhalb des christlichen Glaubens ist ja was anderes als ein religionsübergreifender Gottesdienst, schon allein aus Gründen religöser Symbolik.
Nur mal ein Aspekt: Ein katholischer Altar ist z.B. ist oft auch das „Grab“ eines christlichen Heiligen, da liegt dann ggf. eine Reliquie drin „beerdigt“, um durch diese den Zugang zum christlichen Gott zu „verbessern“. Das muss jetzt z.B. im Haus Benedikt (in MeS) nicht der Fall gewesen sein. Aber allein diese materialen Aspekte zu denen ja auch das Abbild Jesu am Kreuz oder „Bilder von Gott“ zählen, kennt eine Religion in der Gott sehr abstrakt geworden ist und quasi nur noch durch den Text der heiligen Schrift vermittelbar ist, wie das Judentum oder der Islam, gar nicht. Da wirds dann schwierig mit dem religionsübergreifenden Gottesdiensten, könnte ich mir vorstellen.
AoR sagt: 23.06.2021 um 15:52 Uhr
Ein letztes noch, dann steige ich aus unserer kleinen Diskussion aus.
Wenn Sie als Atheist in einer christlichen Messe mitbeten ist das was anderes, als wenn das ihr von seinem Glauben überzeugter Nachbar auf der Kirchenbank tut. Für den ist das nicht nur ein Ereignis im irdischen Leben. Für wirklich Gläubige ist es mit den natürlichen Tatsachen dieser Welt noch nicht zu Ende, für diese ist der naturwissenschaftlich beschrieben Raum quasi gebrochen, da gibt es zusätzlich noch querliegende heilige Räume, heilige Zeiten, heilige Rituale und heilige „Materie“.
Da bestehen aktuell teils (siehe Kommentar @KPK) schon unüberwindbare innerreligöse Barrieren. Auch im Christentum, des innerreligiöse Glaubensvielfalt ja im Grunde mit katholisch, evangelisch, griechisch-orthodox nur unzureichend beschrieben ist. Wo sich deutsche (!) Katholiken und Evangelen noch zusammenfinden, bekommen sie ggf einen amerikanischen Christen nicht mit an den gleichen Ort oder einen griechisch-orthodoxen..
Eine offene Tür für alle.. so einfach ist das leider nicht.
AoR sagt: 23.06.2021 um 15:52 Uhr
Soll also heißen, was sich in Bezug auf die Vorstellungen vom jeweiligen Seelenheil und Heiligkeit schon innerreligiös schwer auf eine gemeinsame Basis stellen lässt, das gilt dann umso mehr religonübergreifend.
@sputo.di.rospo: Sie kommen aus der Ruhe. Den Ball, welchen ich ihnen mit Goffman zugespielt habe, lassen sie plump auf den Boden fallen. Stigmatisierung, die Schaffung einer Virtuellen Realität individuellen Seins. Dieses Sein zu betonen, es gegen andere auszuspielen ist all das, was gesellschaftliche Zentrifugalkräfte ausmacht. Allein die Betonung des Trennenden bewirkt Unruhe, die Erkenntnisse der Behavioristik so fundamental für jede sicherheitspolitische Analyse.
Aber leider legen sie mir Worte und Aussagen in den Mund, welche ich so nie getätigt habe (schon wieder). Wo beschreibe ich religionsübergreifende vereinheitlichende Gottesdienste? Denn wenn wir eines von Goffman lernen können ist, dass jeder so aufgenommen werden soll, wie er ist. Daher ist die Pluralität des Angebots der Seelsorge so wichtig, als das wir bei Goffman, also im 20Jh., ankommen. So kann Seelsorge, also im trennenden vereint, diesen so wichtigen und zentralen Beitrag leisten.
Dialog? Auch hierzu hat Goffman viel zu berichten, aber leider schlagen sie die Türe zum Dialog zu und rennen schon bevor sie ihre Feststellungen platzieren.
P.S: Das Trennende und das Verbindende, zwei gleichberechtigte gegensätzliche Kräfte. Das Individuum ist diesen Kräften ausgesetzt und seine Entscheidung, welche Kräfte er bedient ist im selben Moment seine Entscheidung, an welchem Tempel der Humanität er arbeitet, welchen Geistes Kind er ist. Daher etwas Literatur für die Flucht: „Ephraim Lessing – Nathan der Weise.“
@KPK: Der Staat entschied sich mit dem Zentralrat der Juden einen Vertrag zur Seelsorge zu machen. So kann er auch entscheiden, mit welchen Körperschaft(en) der Muslime er einen Vertrag machen möchte. Er kann also den Stein ins Rollen bringen. Ach so, jüdische Seelsorge bei Muslimen: https://de.wikipedia.org/wiki/Maimonides der Artzt Saladins und ein ganz großer Mystiker, also Psychotherapeut/Psychiater seiner Zeit. ;)
Nochmals: Die Militärseelsorge im „engeren“ Sinne ist NICHT offen für alle, sondern verfassungs- und vertragsvölkerrechtlich (sowie durch den Staatsvertrag) nur für die Soldaten der eigenen Religion/Konfession vorgesehen.
Aber wie ich bereits ausgeführt habe, gibt es bestimmte Teile der Tätigkeit der Seelsorger, die entweder aufgrund freiwilliger Entscheidung/sukzessiver Entwicklung faktisch für alle offen sind.
Und es gibt sogar Teile, die aufgrund ihres allgemeindienstlichen Charakters nicht religiös sind (sondern berufsethisch) und die ausdrücklich für alle Soldaten bestimmt sind.
Bitte diese drei Teile nicht mit einander verwechseln!
Der religiöse Teil im Kern (Kulthandlungen etc.) kann und darf sich nicht an alle richten.
@sputo.di.rospo sagt: 23.06.2021 um 16:13 Uhr
„Wie sich das in den Einsätzen gestalten wird, wird die neue Praxis zeigen. Ich vermute, dass jüdische Seelsorger zu bestimmten Anlässen auch temporär in die Einsatzgebiete fliegen könnte, um dort Feiern jüdischen Glaubens zu zelebrieren.“
Absolut. Und es wird auch spannend werden, im umgedrehten Fall, also wenn für ein kleines Kontingent nur eine Seelsorgestelle vorgesehen ist und diese „turnusgemäß“ durch einen Rabbi besetzt ist. Dann wird vermutlich auch das Gegenteil erfolgen, also z.B. einmal im Monat oder einmal im Quartal ein christlicher Seelsorger einfliegen um einen Gottesdienst durchzuführen.
„Ein konfessionsübergreifender Gottesdienst innerhalb des christlichen Glaubens ist ja was anderes als ein religionsübergreifender Gottesdienst, schon allein aus Gründen religöser Symbolik.“
Rein theologisch gesehen, ist es schon äußerst problematisch bei christlich-jüdischen Andachten überhaupt von einem Gottesdienst zu sprechen. Zu unterschiedlich sind hier die theologischen Grundlagen und die kultischen Handlungen. Außerdem gibt es ja gar keine gemeinsamen Agenden. Gänzlich ausgeschlossen ist das dann wenn (hoffentlich bald) auch Militärimame dazu kommen.
Gemeinsame Gebete oder Reflexionen gehen natürlich, aber das ist dann kein Gottesdienst im eigentlichen Sinne mehr etc.
Aber mEn dürfte das alles kein Problem sein, denn da die Seelsorge ja wie von mir o.a. drei „Tätigkeitsfelder“ hat bleibt auch religionsübergreifend genug für die beiden „offenen“ Tätigkeitsfelder übrig ohne das man religiöse Tabubrüche begehen muss ;)
Was hat Ankara mit möglichen BW Imamen zu tun?
Kairo würde ich ja nachvollziehen., aber Ankara?
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 23.06.2021 um 15:38 Uhr
„Der Studiengang an der Uni Münster kann da u.U. Abhilfe schaffen, nur wird der seitens Ankaras Religionsbehörde nicht anerkannt.“
Da stimme ich mal @ThoDan zu (ich glaube das ist das erste mal überhaupt), aber Ankara ist für die Frage der Militärseelsorge wirklich nicht relevant. Da hätte es mal vor Jahren eine Chance gegeben, aber nach den schlechten Erfahrungen mit DITIB u.a. in NRW beim Religionsunterricht ist das nach meinem Kenntnisstand schon lange keine Option mehr.
„Also mehr Stolpersteine als Minengassen hindurch. Das Problem ist auch durch nächste Regierung staatlicherseits nicht lösbar. Es fehlt die Einigkeit zwischen den muslimischen Konfessionen.“
Das ist in der Tat ein Problem, aber nicht das entscheidende. Selbst wenn sich die verschiedenen islamischen, religiösen Strömungen in DEU einig wären, dann wäre das entscheidende, rechtliche Problem an dem das BMVg (und das BMI) seit Jahren scheitern nicht gelöst: die Vertretungsstellung der entsprechenden Vereine und die rechtliche Stellung (z.B. als Körperschaft öffentlichen Rechts). Aus theologischen Gründen kennt der Islam keine „Kirchenstruktur“ im Sinne des DEU Staatskirchenrechts.
Und bisher war man auf Bundesebene nicht bereit eine Lösung hierfür zu schaffen und hat sozusagen „religionsfremd“ gefordert, dass sich die Muslime an den christlichen Kirchenstrukturen (die seit dem 19. Jhdt in DEU auch durch die Juden nutzen) orientieren.
Auf Landesebene (z.B. bei den Religionsunterrichten oder für die islamischen Studiengänge an einigen Universitäten) hat man sich da mit einer Beiratslösung beholfen, aber bisher ist auf Bundesebene noch niemand über seinen Schatten gesprungen und hat sich für diese Lösung entschieden.
Nach meiner Vermutung auch deswegen, weil bisher schwerwiegende Personalauswahlprobleme für potentielle Militärimame bestehen würden (siehe mein Kommentar von 22.06.2021 um 11:13 Uhr). Sprich, bisher hätte auch eine Lösung in der Grundsatzfrage kein Ergebnis produziert, weil schlicht und einfach keine geeigneten Imame zur Verfügung gestanden hätten.
Das löst sich hoffentlich jetzt nach und nach mit den entsprechenden Studiengängen in Frankfurt, Münster, Tübingen, Erlangen und seit neustem auch Berlin. Jetzt fehlt noch die geforderte „Berufserfahrung“ (keinesfalls trivial, denn Imame waren bisher üblicherweise keine Seelsorger im christlich-jüdischen Sinne), aber auch das wird sich hoffentlich nach und nach lösen.
Jetzt liegt es an der neuen BReg endlich den Knoten zu durchschlagen und die rechtlichen Grundlagen zu schaffen.
Und DANN kommt auch wieder die Frage der unterschiedlichen, religiösen Strömungen zum tragen. Erst bei der angemessenen Besetzung des/der Beirats/Beiräte und dann bei der entsprechenden Quotierung und Bedesetzung Militärimamstellen.
TRENNUNG
@T.W.
apropos, ist Ihnen bekannt wie der Zentralrat gedenkt die (bis zu) 10 Stellen hinsichtlich Reform-/Konservativ-/Orthodox zu besetzen?
@Koffer
Was die Türkei und Türken in Deutschland, sowie ggf in der Bw angeht, widerspreche ich absolut.
Die Masse deutscher Muslime stammt aus kleinasiatischen Familien, die, soweit gläubig, an Ankaras Rockzipfel hängen.
@SigridHerrmann
„Die Islamismusexpertin Sigrid Herrmann-Marschall betonte auf Anfrage von IDEA, dass es mit der DITIB keinen „Euro-Islam“ geben werde. Der Moscheeverband sei „untrennbar mit der türkischen Religionsbehörde“ verwoben“.
Für mich heißt dies: es wird auch keinen deutschen Islam geben.
Wenn Ankara staatliche Berliner Absichten zu Imamen in der Bw nicht akzeptiert, wird es nicht dazu nicht kommen. DITIB, Graue Wölfe, der Moscheeverband, eben Ankara, bestimmen den Mainstream der türkisch-sunnitischen Muslime. Wenn ich Frau Herrmann auslegen darf, gegen (!) die türkische Religionsbehörde gibt es „DEN“ Deutschen Zentralrat der Muslime als Ansprechpartner nicht.
Da eine Emanzipation, eine säkulare Entwicklung der 4 Hauptrichtungen islamischer Verbände sich nicht abzeichnet, muss „der Imam der Bundeswehr“ auf sich warten lassen.
Das Thema schiitischer Bürger in Folge der SYR/IRK Flüchtlingsbewegung ist bei allem vollkommen unberücksichtigt.
Herzlichen Glückwunsch und gutes Gelingen.
@WB
Neben der historischen Problematik, die eine wohl überlegte Lösung verlangte, würde ich annehmen, dass die Nachfrage einfach nicht als groß genug galt. 300 Soldatinnen und Soldaten, das ist nicht besonders viel. Und im Gegensatz etwa zum moslemischen Bevölkerungsanteil wird der jüdische auch nicht wachsen.
Zwar sind in den 1990ern und 2000ern einige Juden nach Deutschland eingewandert, aber ihr Anteil ist dennoch gering, und nimmt in letzter Zeit durch Auswanderung im Gefolge antisemitischer Übergriffe durch moslemische Immigranten und Neonazis wieder ab.
Man mag eine solche Kosten-Nutzen-Analyse, ob sich die Einrichtung einer eigenen Seelsorge lohnt, für zynisch halten, aber es gibt auch andere Religionsgemeinschaften in der Bundeswehr, Buddhisten etwa, die ihrerseits keine Seelsorger zur Seite gestellt bekommen. Insofern ist diese Neuerung ein schönes Zeichen.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 23.06.2021 um 23:34 Uhr
„Was die Türkei und Türken in Deutschland, sowie ggf in der Bw angeht, widerspreche ich absolut.
Die Masse deutscher Muslime stammt aus kleinasiatischen Familien, die, soweit gläubig, an Ankaras Rockzipfel hängen.“
Jetzt mal unabhängig davon, dass ich Ihren Formulierungen („Masse“ und „Rockzipfel“) nicht folge, würde ich der Tendenz Ihrer Aussage bei politischen Fragen durchaus teile.
Aber bei religiösen Fragen ist das nicht so. Die DITIB hat ja nicht deswegen so eine starke Stellung, weil sie aktiv durch den türkisch geprägten Teil der „Community“ gefordert wird, sondern vielmehr dadurch, dass sie als staatliche Organisation konsequent über Jahrzehnte ihre Stellung ausgebaut hat, mit viel Geld im Hintergrund und einem professionellen und beharrlichen Vorgehen.
Das alles ist für die Militärimame vollkommen bedeutungslos.
Die Imame der DITIB erfüllen grundsätzlich nicht die Vorgaben des DEU Beamtengesetzes (keine DEU Staatsbürgerschaft und überwiegend nmK auch kein Theologiestudium welches bei uns hierfür anerkannt würde). Da sie Beamte des TUR Staates sind, würden sie die Sicherheitsüberprüfung vermutlich auch nicht bestehen.
Also: der entscheidende Grund, warum die DITIB so erfolgreich ist, schließt sie bei den Militärimamen als Personalquelle aus.
Und rechtlich ist die DITIB eben nicht in der Lage einen Staatsvertrag abzuschließen.
Also auch organisatorisch spielt sie in der aktuellen Frage keine Rolle.
Das einzige, wo man sie ggf. sehen kann, wäre mit einem Vertreter im Beirat (so sich die BReg zu diesem Konstrukt entscheidet). Das wiederum hätte Vorteile und Nachteile zugleich. So oder so ist es aber nur eine Randfrage.
„Da eine Emanzipation, eine säkulare Entwicklung der 4 Hauptrichtungen islamischer Verbände sich nicht abzeichnet, muss „der Imam der Bundeswehr“ auf sich warten lassen.“
Das ist NICHT der Grund. Sorry. Ich habe weiter oben bereits mehrfach erläutert, was die tatsächlichen Problemstellungen sind. Und nur um eines klarzustellen: eine „säkulare“ Entwicklung bräuchte es keinesfalls! Der Heilige Stuhl (unser Vertragspartner im Reichskonkordat) und die EKD bzw. der Zentralrat der Juden (unsere Vertragspartner in den Staatsverträgen) sind von ihrer ganzen Existenz her ja auch keine säkulare Einrichtungen!
Und ich habe auch weiter oben schon bereits eine schon seit Zeiten vdL auf dem Tisch liegende Lösung hierfür skizziert.
Das einzige was jetzt noch fehlt, ist der Wille der BReg diese Lösung zu implementieren und Übergangsfristen für die Personalauswahl der Militärimame, damit man nicht erst in fünf Jahren den ersten qualifizierten Imam als Bundesbeamten berufen kann, sondern bereits nächstes Jahr zunächst in einem Angestelltenverhältnis mit geringerer Qualifikation und dann nach und nach die muslimische Militärseelsorge zur qualitativen „Augenhöhe“ der drei anderen aufwachsen lassen kann.
@muck sagt: 24.06.2021 um 3:01 Uhr
„Neben der historischen Problematik, die eine wohl überlegte Lösung verlangte, würde ich annehmen, dass die Nachfrage einfach nicht als groß genug galt. 300 Soldatinnen und Soldaten, das ist nicht besonders viel.“
Mit dieser Einschätzung haben Sie vermutlich Recht. Die 300 sind ja nach allem was man weiß auch deutlich (!) zu hoch gegriffen. Deswegen hat sich das BMVg längere Zeit auf die Position gestellt, dass der rechtlich notwendige „Bedarf“ nicht vorhanden ist und ein „Bedürfnis“ nicht der notwendige verfassungsrechtliche Auslöser ist.
Die Entscheidung ist dann am Ende, so bewerte ich das, nicht aufgrund des „Bedarf“ getroffen worden, sondern aus politisch-symbolischen Gründen. Tatsächlich glaube ich, dass die Bw die „nicht-seelsorgerischen“ Aufträge der Militärrabbis (berufsethische Unterrichte) derzeit deutlich mehr braucht als die jüdischen Soldaten eigene Seelsorger. Fast könnte man sagen, dass hier der Zentralrat der Bw einen Gefallen tut und nicht umgedreht ;)
„Man mag eine solche Kosten-Nutzen-Analyse, ob sich die Einrichtung einer eigenen Seelsorge lohnt, für zynisch halten, aber es gibt auch andere Religionsgemeinschaften in der Bundeswehr, Buddhisten etwa, die ihrerseits keine Seelsorger zur Seite gestellt bekommen. Insofern ist diese Neuerung ein schönes Zeichen.“
Die Zahlen für Buddisten sind nach allem was man weiß zu gering. Und der gewünschte politische und berufsethisch-bildende „Nebeneffekt“ wie bei den Militärrabbis tritt hier nicht ein. Es gibt also weder einen seelsorgerischen „Bedarf“ noch einen rechtfertigenden Nutzen für die Bw.
Die orthodoxen sowie (ggf. und eingeschränkt die neuapostolischen Christen) sind mWn die einzigen anderen religiösen Strömungen (bzw. in diesem Fall christliche Konfessionen), die ausreichend groß wären um einen juristischen Bedarf in der Bw zu generieren. Und diese hätten auch den notwendigen Rechtsstatus um Staatsverträge abschließen zu können. Aber bisher haben weder die orthodoxen Kirchen noch die Neuapostolische Kirche den Bedarf angemeldet. Wenn sie es tun, stünde Ihnen qua Grundgesetzt das Recht zu…
@AOR
„So kann er auch entscheiden, mit welchen Körperschaft(en) der Muslime er einen Vertrag machen möchte. Er kann also den Stein ins Rollen bringen“.
Könnte Deutschland machen.
Wenn wir uns aber, ausnahmsweise, weiterhin clever verhalten in Bezug auf andere Kulturen, lässt der Staat die Finger davon.
Es käme nämlich tatsächlich ein Stein ins Rollen. In der Form, dass sämtliche islamischen „Zentralrat der xyz“ bedacht werden müssten, um nicht einseitige Bevorzugungen augenscheinlich werden zu lassen.
Ich bin so lange absolut gegen eine vertragliche quasi Anerkennung einzelner Gruppierungen, bis dass Muslime in Deutschland sich untereinander nicht geeinigt haben.
Ich denke, Sie wissen um die herzliche Abneigung von Sunniten, Schiiten, Drusen, Alawiten, Aleviten, Imamiten, jede Konfession mit eigener Vertretung, buhlend um ausschließliche Anerkennung.
Das ist ein religiös-kulturelles Hornissenest. Finger weg!
Ihre Haltungen das Trennende zu betonen ist fatal. Besonders wenn man die Muslime weiterhin „als an Rockzipfeln hängend“ stigmatisiert.
Wenn man Minderheiten keinen Raum schafft wo sie sich hier zu Hause fühlen, werden sie ihr (hier) spirituelles zu Hause woanders suchen. Konflikte sind vorprogrammiert.
Es war fatal zu glauben Türken kämen nach Deutschland nur als „Gastarbeiter“ und hat fatalst die Integration vernachlässigt.
Sicher, unter Atatürk glaubte man den „Islam der Türkei politisch unter Kontrolle“ selbst hatte man wenig Ahnung davon. Heute ist man eines besseren belehrt, denn es besteht auch die Gefahr, dass „politische Kontrolle per Islam aus der Türkei“ kanalisiert wird.
Wenn ein Miliärbundesimam darauf warten muss, was in der Türkei passiert geben wir unsere Souveränität und die Gestaltungsmacht als Gesellschaft, als Staat, auf und werfen bis zu 5.000.000 Deutsche unter den Bus.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 24.06.2021 um 10:06 Uhr
[AOR] „So kann er auch entscheiden, mit welchen Körperschaft(en) der Muslime er einen Vertrag machen möchte. Er kann also den Stein ins Rollen bringen“.
[Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)] „Könnte Deutschland machen.“
Nein, könnte er nicht!
OK, ich schreibe das jetzt zum letzten Mal und dann bin ich raus. Ich habe den Eindruck, dass meine Kommentare nicht gelesen oder nicht verstanden werden.
Die verschiedenen muslimischen Vertretungen können nicht als Vertragspartner eines Staatsvertrags dienen (jüdisch/evangelisch) bzw. eines Konkordats (katholisch), weil sie den jeweils notwendigen Rechtsstatus nicht haben und auch gar nicht haben wollen (u.a. aus theologischen Gründen).
Man kann andere Beziehungen zu diesen Organisationen finden (ich sprach ja schon mehrfach die Beiratslösung an), und manche dieser möglichen Beziehungen haben dann auch etwas mit (bürgerrechtlichen!!) Verträgen zu tun, aber diese Lösungen sind alle nicht vergleichbar mit den bisherigen und deswegen alle „knifflig“, weil Neuland!
Es liegt also derzeit NICHT an der Gegenseite (weil es die schlichtweg nicht in dem Sinne gibt wie es notwendig wäre), sondern an der BReg ob und wenn ja wie sie neue Wege gehen möchte!
@AoR sagt: 24.06.2021 um 10:57 Uhr
„Wenn man Minderheiten keinen Raum schafft wo sie sich hier zu Hause fühlen, werden sie ihr (hier) spirituelles zu Hause woanders suchen. Konflikte sind vorprogrammiert.“
Amen.
@Koffer: Es ist mir klar und ich bedanke mich von Herzen für die Ausführungen und Darlegung. Dennoch, die Zeit brennt!
Höflicher Hinweis: so schrecklich die napoleonische Besatzung war, glauben wir wirklich, dass ohne diese Phase unserer Geschichte Christen hier die Körperschaften hätten, wie sie heute sind.
Gefühlt hätten wir eher eine Staatskirche.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
Das gibt Ankara in irgendeiner Form die theologische Bedeutung der Al Azhar Moschee – Institute und des Scheichs el Azhar oder irgendetwas was dessen auch nur im entferntesten nahekommt?
@AoR sagt: 24.06.2021 um 11:07 Uhr
„Dennoch, die Zeit brennt!“
Zustimmung. Vor allem, wenn man bedenkt, wie lange der Weg bis zu einer wirklich funktionierenden muslimischen Seelsorge noch sein wird nachdem endlich die Grundsatzentscheidung getroffen wurde.
Da sind ja noch unzählige Problem zu lösen, das wir JAHRE dauern, bevor die muslimische Seelsorge auf Augenhöhe mit den drei anderen stehen wird…
Es muss jetzt endlich angegangen werden, die muslimischen Kameraden haben es verdient und die Bw braucht das auch aus ganz eigennützigen Gründen dringend.
Ich kokettiere jetzt einfach mal meinen Migrationshintergrund, und zwar bis zu dem Zeitpunkt meiner väterlichen Linie, ich nehme an man war z.Zt Jude, als einer mit nem Buch ankam das mit dem Imperativ einleitete: Lies!
Dieses Buch war der Koran und ganz ehrlich, wenn irgendein Imam irgendwo zur Klärung „theologischer“ Fragen, zB „wie“ „lesen“, mehr als nur bei seinem Seminar anruft, wo er ausgebildet wurde, beherrscht er seinen Job nicht. Vor allem nicht wenn er in Ankara, Teheran, Latakia oder Kairo anruft.
Weil isso, denn fern eines jeden wertenden Urteils zum Islam, hat man den Koran nicht verstanden, wenn der Imam nicht in letzter Instanz seinem Gewissen folgt.
Und diese Versuche irgendwo in der Welt, den Islam als PsyOps Instrument zu nutzen und damit Realpolitik zu machen, ist so alt wie Religion selbst. Die Muslime haben ein Interesse daran, dass eben dies nicht stattfindet, vor allem in Zentraleuropa. Die werden hier geboren, leben und sterben hier. Genau so wie man den Ekeln der „Secular Evil“, welche z.B der Verfassungsschutzbericht unter Ausland aufführt, eine klare Absage erteilt. Warum? Weil wir Deutsche sind, schlicht simple Tatsache!
Man muss damit Aufhören, von Menschen mit Migrationshintergrund ständig eine Rechtfertigung für irgendwas weit weg zu verlangen oder gar wie man lustig ist sie in die Nähe von Terroristen, Staatsterroristen oder weiteren menschenverachtenden Organisationen und Phänomene zu rücken.
Das ist direkt und strukturell rassistisch und konterkariert unsere ureigensten Interessen.
Jede gängigen Definitionen zu Antisemitismus nimmt diesen „Zwang, Stellung beziehen zu müssen“ schon auf, Bravo Zulu!
Koffer sagt: 23.06.2021 um 18:55 Uhr
Genau so ist es… kann ich nur unterstreichen.
Für mich gibt es eine Institution mit der Bezeichnung „Militärseelsorge“. das ist die Klammer über Ihre drei Tätigkeitsfelder.
Und es gibt die Tätigkeit „für das Seelenheil sorgen“. Das wäre dann jeweils religionsbezogene kultisch-rituelle Handlungen also glaubensbezogene „Seelsorge“ im engeren Sinne.
Interessante Frage auch, die Sie an @TW gestellt haben.
Ich glaube, (ultra)orthodoxe Juden lehnen Wehrdienst leisten ab. Ich meine, dass solche auch in Israel nicht zum Wehrdienst herangezogen werden dürfen.
@sputo.di.rospo sagt: 24.06.2021 um 14:31 Uhr
„Für mich gibt es eine Institution mit der Bezeichnung „Militärseelsorge“. das ist die Klammer über Ihre drei Tätigkeitsfelder.“
Spannend ist übrigens, dass im Vorfeld zur jüdischen Seelsorge auch intensiv über die Zusammenlegung der beiden bisherigen Bundesoberbehörden EKA und KMBA zu einem gemeinsamen „Bundesamt für die Militärseelsorge“ (o.ä.) nachgedacht wurde um die personalintensive (man könnte fast sage personalverschwenderische) Errichtung des Militärrabbinats als eigenständiger Behördenwasserkopf zu verhindern.
Auch mit Blick auf die zukünftig ja auch irgendwann zu errichtenden Behörden für den Islam (und ggf. für die Orthodoxen).
In dieser Behörde wären dann die „querschnittlichen“ und Verwaltungsaufgaben gemeinsam wahrgenommen worden und die einzelnen Religionen und Konfessionen hätten nur noch die Zuständigkeit für den eigenen kultisch-religiösen Bereich gehabt.
Ein spannendes Modell, das vielleicht wieder aktuell werden wird, wenn wir eine vierte Bundesoberbehörde für die Militärimame errichten müssen…
„Ich glaube, (ultra)orthodoxe Juden lehnen Wehrdienst leisten ab. Ich meine, dass solche auch in Israel nicht zum Wehrdienst herangezogen werden dürfen.“
Für ISR ist die Frage noch etwas komplizierter, aber für uns in DEU ist das einfach, weil ultraorthodoxe Rabbiner bei uns kein Thema sein werden, weil wir in der Tat keine ultraorthodoxen, jüdischen DEU Soldaten haben.
Orthodoxe (ohne das Ultra-) DEU Soldaten hingegen kann es durchaus geben (durch den Zuzug von mWn überwiegend orthodoxen, osteuropäischen Juden nach DEU, in manchen jüdischen Gemeinden sind deswegen die Gemeindenachrichten sogar zweisprachig deutsch/russisch).
Gerade bei den Rabbinern in DEU ist es auch so, dass häufig die Rabbiner orthodox sind, auch wenn es viele Gemeindeglieder nicht sind (hat u.a. etwas mit den jüdischen Einheitsgemeinden gem. preussischem Muster zu tun).
Und das sieht man ja auch am neuen Militärbundesrabbiner, der selbst ja auch ein orthodoxer Rabbi ist.
Und da wird es dann langsam spannend. Auch weil wir dann nämlich zur Frage wie eng die religiösen Vorschriften durch die jeweiligen Rabbiner ausgelebt werden. Und auch wenn es zukünftig irgendwann einmal um weibliche Rabbinern gehen sollte (so viele in DEU ausgebildete weibliche Rabbiner gibt es zwar noch nicht, aber dennoch)…
Streiche „wie eng die religiösen Vorschriften durch die jeweiligen Rabbiner ausgelebt werden“
Setze „wie eng die religiösen Vorschriften durch die jeweiligen Rabbiner ausgelegt werden“
Wichtiger Unterschied, sorry für den Tippfehler!
AoR sagt: 24.06.2021 um 13:21 Uhr
Ich will es ja versuchen.. aber was wollen Sie uns mit Ihren Kommentaren sagen??
Sie haben einen Migrationshintergrund. In ihre väterliche Linie gab es wohl Juden. Ist das ihr Migrationshintergrund? Wo lebten ihre jüdischen Vorfahren? Auf dem Gebiet das heute Deutschland heißt? Und wenn ja, warum dann Migrationshintergrund?
Welchen Zeitpunkt auf Ihrer väterlichen Linie meinen Sie, als jemand offenbar zu einem ihrer jüdischen Vorfahren mit einen Koran ankam? Warum und wann sollte jemand einem Juden einen Koran .. was meinen Sie?
Dann holen Sie das Ganze in die Gegenwart zurück. Imame beherrschen ihren Job nicht, wenn sie zur Klärung hermeneutischer Probleme woanders anrufen, als bei den Seminaren, bei denen sie ausgebildetet wurden. Hmm?? What? Was hat das jetzt mit Ihren jüdischen Wurzeln zu tun?
Im fünften Absatz gehts nicht mehr um den Islam, sondern um Menschen mit Migrationshintergrund, die „man“ wie „man“ lustig ist in die Nähe von Terroristen rückt. Wer steckt hinter diesem „man“? Wer rückt z.B. polnische, ungarische, rumänische, vietnamesische Migranten in die Nähe von Terroristen und warum? Denn diese Migranten gibt es ja durchaus auch. Sehr pauschale Aussage von Ihnen.
Am Ende landen Sie kurioser Weise beim „Antisemitismus“ (also „Judenhass“) Der bezieht sich nur auf Juden, egal ob deutsch oder mit Migrationshintergrund.
Was soll uns das sagen? Was hat das mit der Amtseinführung des Militärbundesrabbiners zu tun oder mit jüdischer Militärseelsorge?
@Sputo.di.Rospo:
Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit. Also meine Identität hat mit dem Faden direkt nichts zu tun, aber indirekt und wie ich an ihrer Reaktion ablesen kann, hat es plötzlich ihre Aufmerksamkeit erregt. Spannend, nicht?
Jeder von uns hat Identität und Eigenschaften, und auch sie und viele von uns kennen das Gefühl, das man in einem Moment aufgrund irgendeiner Eigenschaft willkommen oder nicht willkommen ist (Richtiges Seminar / Falsches Klo?). Erarbeiten wir uns doch ein gemeinsames Bild von der verhaltenssteuernden Bedeutung von Identität und dem angenommen sein in der Gesellschaft. Oft reicht ein Blick in die eigene Familiengeschichte um zu sehen, dass viele Dynamiken und Vorgängen sehr stark von Identität geprägt ist. Das reicht von der Frage, wie die Eltern einander kennengelernt haben, wo man wohnt bis hin zu den Ursachen der großen Konflikte der Weltgeschichte.
Goffman beschreibt in Stigma das Verhaltenssteuernde Element dieser Eigenschaften einer Person, aber auch die tragischen Effekte, welche sie eingebunden in soziale Situationen haben kann. Stigma ist hierbei das Attribut einer Person, per welchem Andere auf weitere Eigenschaften der Person Rückschlüsse ziehen. Ob diese Attribuierung korrekt ist oder nicht, hinterfragt der Attribuierende noch nicht einmal, aber kommuniziert sie an Dritte weiter und behandelt den Attribuierten entsprechend.
Antisemitismus ist dort ein ganz zentrales Bespiel. Ich kann nur Empfehlen, die Entstehungsgeschichte, die Debatte und die unterschiedlichen Ansätze zur Definition von Antisemitismus im Rahmen der internationalen Forschung zu Antisemitismus zu recherchieren und zu verfolgen. Es werden so viele Aspekte zu unseren innergesellschaftlichen Faultlines im speziellen aber auch allgemein mit Blick auf Pluralismus vor Augen geführt. Letztendlich auch für den Aspekt muslimischer Seelsorge.
Es ist bezeichnend, wie die Debatte um muslimische Militärseelsorge die Gemüter erregt und daher zwei Fragen:
– Was hat die Form der Institutionalisierung der in Deutschland lebenden Muslime mit der Befähigung zur Aufnahme von Imamen in das psychosoziale Netzwerk der Bundeswehr zu tun? (Egal in welcher Rechtsform)
– Was haben intrareligiöse Konflikte irgendwo in der Welt mit einem muslimischen Mitbürger/Kameraden zu tun?
– Brauchen Muslime einen Staatsvertrag?
Wir erschaffen hier eben eine virtuelle Identität von Muslimen, die für die praktischen Fragen im hier und jetzt belanglos sind und im schlimmsten Fall Zentrifugalkräfte begünstigt oder deren (zumindest empfundenen) Ausschluss begünstigt. Was die Einbindung in das Psychosoziale Netzwerk der Bundeswehr on Militärimamen angeht hat @Koffer hier die Grundlegung geschaffen.
Und da sage ich, Stumpf ist Trumpf und machen ist viel geiler als wollen. Warum auf Politiker warten, welche evtl. sogar von Stigmatisierung leben (/SCNR), wenn man es selber kann?
P.S: Wenn die Seelsorge eines religiösen abrahamischen Würdenträgers auf Kulthandlungen und Rituale beschränken würde, warum existieren sie aus rein politsozial-legitimierenden und kultureller Perspektive noch? Warum gehen manche Religionen unter, andere erhalten sich für beinahe 6.000 Jahre. Da steckt doch mehr dahinter als Kulthandlung? Und ich behaupte, dass der integrierende Aspekt religiöser Würdenträger, nach Innen wie Außen, ein bedeutender Aspekt ist. Auch innerhalb der Bundeswehr.
P.P.S: Warum immer so angriffslustig?
[Jetzt werde ich auch ein bisschen angriffslustig… das hat sich vom eigentlichen Thema weg zu einem recht umfassenden Religionsfaden entwickelt. Gut, das habe ich zugelassen, aber ich denke, langsam sind wir so weit weg von den Themen hier, dass es nicht mehr allzu sinnvoll erscheint. T.W.]
@T.W.
Vielleicht noch etwas Langmut für den kurze Fortsetzung des OT? Zumindest aber etwas Näher am sicherheitspolitischen Ausgangsthema ;)
Ein ausgesprochen spannender Arteile der NYT zum Thema islamische Militärseelsorge in den FRA SK!
https://www.nytimes.com/2021/06/26/world/europe/in-frances-military-muslims-find-a-tolerance-that-is-elusive-elsewhere.html
Zwar ist die rechtliche Lage in FRA nicht direkt mit der in DEU vergleichbar (DEU Staatskirchenrecht ist einzigartig/kompliziert) und zudem ist die Quote der mulimischen Soldaten in FRA auch höher als in DEU. Dennoch, die inhaltliche Fragestellung, wo das Interesse der SK liegt (jenseits der moralischen Verpflichtung zur Fürsorge/Seelsorge) zeigen folgende beiden Zitate mEn ziemlich gut:
“Diversity is accepted because diversity will come to form the basis of cohesion,” he said, adding that, contrary to the thinking in many French institutions, the underlying rationale in the military was that “there can’t be cohesion if, at the same time, you don’t make compromises with the beliefs of individuals.”
„Perhaps more than anything, the integration of Islam amounted to a recognition of his place in the army, Sgt. Mohamed said. ‚The fuel of the soldier is recognition,‘ he said. ‚And when there is recognition of our faith, it’s as though you’re filling up our tanks.‘ „