Flugkörper für Patriot-Flugabwehr künftig Made in Germany
Angesichts des steigenden Bedarfs – sowohl für die Ukraine als auch für die Depots der europäischen NATO-Länder – sollen Flugkörper für das Luftverteidigungssystem Patriot künftig auch in Deutschland gebaut werden. Die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) schloss dafür einen Vertrag mit einem Joint Venture des US-Unternehmens Raytheon und dem europäischen Raketenhersteller MBDA. Die Bestellung von bis zu 1.000 Patriot Guidance Enhanced Missiles (GEM-T) wurde möglich, nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages den Kauf von 500 Patriot-Lenkflugkörpern für Deutschland bewilligt hatte.
Aus der Mitteilung der NSPA vom (heutigen) Mittwoch:
The NATO Support and Procurement Agency (NSPA) will support a coalition of nations, including Germany, the Netherlands, Romania and Spain, with a contract for a combined quantity of up to 1,000 Patriot Guidance Enhanced Missiles (GEM-T), if all options are exercised. The contract includes qualification of updated components, addition of new suppliers, test equipment, and spares to support future sustainment. Other user nations are expected to benefit from the conditions of the contract. The Agency awarded a production and delivery contract to COMLOG, a joint venture between Raytheon and MBDA. To support production and delivery, COMLOG will expand the production capacity of GEM-T missiles in Europe. (…)
Through this contract, NSPA enables Patriot user nations to take advantage of significant benefits. The consolidated multinational procurement, in the spirit of the European Sky Shield Initiative (ESSI), offers economies of scale and supports the expansion of production capacity for new GEM-T missiles to meet increasing demand. The new production capacity for GEM-T missiles in Europe enhances security of supply and will contribute to the replenishment of Patriot missile stockpile inventories.
Der Geschäftsführer von MBDA Deutschland, Thomas Gottschild, kündigte den Aufbau der Produktionsstätte in Deutschland an:
The order volume will enable MBDA to set up a production facility for Patriot missiles in Germany, as well as major subcomponent production. The COMLOG facility is currently the only one of its kind for the Patriot missile outside the US. Overall, the contract supports European Patriot user states, creates workplaces in Germany, and strengthens the supply chain for ammunition.
Der Bundestags-Haushaltsausschuss hatte Mitte Dezember vergangenen Jahres gut drei Milliarden Euro für die Beschaffung der 500 Missiles bewilligt, die zwischen 2027 und 2033 ausgeliefert werden sollen. Davon kommen rund 2,4 Milliarden Euro für 400 Lenkflugkörper für die Bundeswehr aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen.
Weitere 100 Lenkflugkörper sind als Ersatz für an die Ukraine abgegebenes Material gedacht, die aus dem so genannten Ertüchtigungstitel im Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung finanziert wurden. Die deutsche Produktion wurde mit dieser deutschen Bestellung möglich, da damit die nötige Menge erreicht wurde, damit Raytheon einer Herstellung außerhalb der USA zustimmte.
(Archivbild 2019: Patriot-Testschießen der U.S. Army – Jason Cutshaw/
U.S. Army Space and Missile Defense Command)
Ob damit der Bedarf gedeckt werden kann, ist zweifelhaft. Russland beschiesst die Ukraine in grossen Mengen mit Marschflugkörpern.
Die Bundeswehr gibt dafür Patriot-Munition ab, damit die Ukraine den Beschuss abfangen kann. Es wird also ziemlich sicher ein Teil der bestellten Flugkörper in die Ukraine gehen. Der Rest bleibt für die deutsche Luftverteidigung.
Vermutlich geht die Realitätsverweigerung in Deutschland weiter, bis wir angemessen im Sinne der immer wieder propagierten Zeitenwende reagieren. Hoffentlich ist es dann nicht zuspät. Die Zeichen stehen auf Sturm.
Jetzt müsste man nur noch einen Ort finden, wo man die Dinger bauen kann….
Troisdorf lässt güßen!
Hui. Drei Milliarden Euro für 500 Flugkörper läuft auf sechs Millionen Euro pro Stück raus. Da fände ich interessant, was in dem Paket alles drin steckt – neben der regionalen Wirtschaftsförderung.
…was wohl eine Kinshal kostet?
https://www.globaldefensecorp.com/2024/01/03/ukrainian-patriot-missile-defense-system-downed-15-unstoppable-russian-kinzhal-missiles/
In einem anderen Beitrag war davon die Rede, dass wegen der kurzen Vorwarnzeit auch mal 2 Pariot pro russischer Rakete verschossen werden. Ich denke, die Rechnung geht auf, für die Russen…
@Helge
Ich nehme an, daß hier auch Einmalkosten – also z.B. Werkzeuge und Vorrichtungen, ggf. auch anderes Equipment (test benches, u.v.m.) – mit einfließen.
@Bow
Gerade gelesen: WELT Online berichtet, daß die Flugkörper in Schrobenhausen gefertigt werden sollen:
„Die Nato hat vor bis zu 1.000 Patriot-Raketen zu kaufen. Auch Deutschland hatte den Kauf der Flugabwehrsysteme beauftragt. Für die Produktion soll eine neue Produktionslinie im bayerischen Schrobenhausen eingerichtet werden.“
Dort gibt es wohl bereits eine Wartungseinrichtung.
@Bow: Laut Tagesschau.de wird in Schrobenhausen (Bayern) montiert. Dort hat man wohl schon Erfahrung mit den Dingern.
@all
Sorry, da hatte ich den bayerischen Lokalpatriotismus unterschätzt, sonst hätte ich natürlich gleich reingeschrieben, dass MBDA bzw. COMLOG eine entsprechende Einrichtung in Schrobenhausen haben.
Enorm wichtig und strategisch sehr sehr wertvoll! Daher gehen die Gelder dafür auch in Ordnung!
so weit ich weiß ist das dann die einzige Fertigung für Patriot außerhalb der USA!
Deutschland kann perspektivisch ganz Europa beliefern!
500 für Deutschland ist auch erstmal ok…
Deutschland hat ja zusätzlich noch Iris-t SLS/M/X am Start…inkl Fertigung am Bodensee!
Schrobenhausen soll ja der Produktionsstandort werden.
Die Kosten für PAC 3 wurden mal mit 3 Millionen angegeben.
Die alten GEM+ waren wohl noch bei ca. 1. Million pro Stück. Jetzt sind es 6 Millionen pro Lenkflugkörper. Das ist schon ne Hausnummer. Wird Zeit, dass Deutschland IRIS-T (SLM/X) erhält und die Lenkflugkörper dann günstiger sind.
Wenn man bedenkt, dass selbst die westlichen Taurus (1 Mio.) oder ATACMS (0,8 bis 1,7 Mio) preislich deutlich unterhalb der Abfang-Lenkflugkörper bewegen, dann kommen mir Zweifel, ob die Entwicklung hier in die richtige Richtung geht.
Das eine ist die Verteidigung von hochwertigen Zielen.
Aus meiner Sicht sollte aber auch ausreichend Geld in offensive Waffen gesteckt werden.
Das Herr muss bei solchen Zahlen doch heulen. 3 Milliarden nur für Munition. Mit dem Geld rüsten die ein ganzes Battalion komplett aus.
Helge sagt:
03.01.2024 um 17:15 Uhr
Laut NSPA-Vertrag mit einem Volumen von 5,1 Mrd. Euro für 1.000 Patriot GEM-T Flugkörper kostet ein Flugkörper 5 Millionen Euro
https://www.mbda-deutschland.de/category/pressemitteilung/
keiner sagt:
03.01.2024 um 17:52 Uhr
Bei der Kinschal Ch-47M2 handelt es sich um einen modifizierten 9K723 Iskander-M2 Flugkörper, der von einen Flugzeug angeschoben wird um die Reichweite zu erhöhen.
Eine Kinschal / Iskander Rakete kostet je nach Quelle ( Blick/CH, Forbes ) 2-3 Millionen Euro pro Stück.
Erst das Coaching durch die USA ermöglicht es, das die ukrainischen Flugabwehrsysteme ein Großteil der russischen Flugkörper abwehren kann.
Neben dem Aufbau einer Produktionslinie für Patriot – Flugkörper soll in Schrobenhausen auch eine Fertigungslinie für Stinger – Raketen aufgebaut werden. Kurz vor Weihnachten hat das US-Außenministerium einem möglichen Verkauf (Foreign Military Sale) von Stinger-Boden-Luft-Raketen FIM-92K und zugehöriger Ausrüstung an die NATO Support & Procurement Agency (NSPA) im Wert von rund 710 Mio € zugestimmt. Es geht um 940 Flugkörper, davon rund 500 für die Bundeswehr, der Rest für Italien und die Niederlande. Der geplante Verkauf wurde schon dem US-Kongress zur finalen Genehmigung vorgelegt.
Im übrigen wird seit Dezember 2023 auch der neue Flugkörper „Leichtes Wirkmittel 1.800+“ in Schrobenhausen für die Bundeswehr produziert (1. Los 850 LFK). Die rüsten da in Schrobenhausen ganz ordentlich auf.
Somit entwickelt sich Schrobenhausen mehr und mehr zu einem der wichtigsten Produktionsstandorte nicht nur für die Ukraine sondern auch für Deutschland und die NATO insgesamt. Ein ganz gutes Zeichen….
Auch noch ein frohes neues Jahr an alle.
Mich wundert dabei nur der claim, diese Produktionslinie wäre einzigartig angesichts der kürzlichen Meldung die Japaner ändern ihre Gesetze um Patriot-Raketen in die USA exportieren zu können.
Haben die Spanier so viel mehr auf Lager oder warum bestellen die nur deutlich weniger als DE?
Also kommen die irgendwann (>=2027), wenn die Ukraine den Krieg verloren hat. Und womit soll die Ukraine ihn gewinnen?
@Martin Schröder:
mit weiteren bereits vorhandenen Patriots aus Deutschland… und Iris-t und irgendwann Taurus 🤪
Als OTL Luftwaffe Res pensioniert, habe ich zur Altersvorsorge heute Abend in Raytheon und BAE (=Mbad) einen kleinen Teil meinet Pension investiert.
1 Ukrainer schneiden „North Stream“.
2 Die USA verkaufen ihr teures Gas an Deutschland und die Deutschen verlieren den Handel mit Russland. Strategisches Ziel: Entkopplung der europäischen Macht Russlands zum Nutzen der USA.
4 Die USA verkaufen ihre Waffen an Deutschland und vermeiden europäische militärische Unabhängigkeit, was ihnen schaden könnte.
5 Das leistungsstarke europäische Astersystem wird trotz seiner Leistung nicht berücksichtigt.
6 Die Deutschen freuen sich, noch immer von den USA und den Verrätern der europäischen strategischen Unabhängigkeit getäuscht zu werden.
[Komisch, vor vier Jahren sind Sie – unter anderem Nick – hier noch als Franzose aufgetreten, der auf seine mangelnden Deutschkenntnisse verwies… Ansonsten: Ihre Meinung ist Ihre Meinung, aber zu plumpe Propaganda ist hier nicht so der Stil der Debatte. T.W.]
@ keiner sagt: „Ich denke, die Rechnung geht auf, für die Russen . . .“ Das haben Sie sich möglicherweise zu einfach gemacht. Die Frage kann nicht mit der einfachen Differenz Kosten Patriot vs Kosten Kinshal geklärt werden; hier spielen auch die Opportunitätskosten eine Rolle, die am Ende wohl sogar entscheidend sind.
Es ist sehr schwer den genauen „Stückkostenpreis“ zu bestimmen , da meist umfangreiches Zubehör/Ersatzteile/Schulung/Wartung mitgekauft werden.
Die Niederlande bestellten 2022 96 Raketen für 1,2 Milliarden Euro. Das wären deutlich mehr Kosten pro Stück als bei dem jetzigen Kauf für u.a. Deutschland- aber wie gesagt nicht direkt vergleichbar.
Pressemitteilung:
https://www.dsca.mil/press-media/major-arms-sales/netherlands-patriot-mim-104e-guidance-enhanced-missile-tactical-gem-t
Immer wieder diese Kommentare hinsichtlich relativer Kosten von Abfangraketen und gegnerischer Wirkmittel: Es ist schlicht unausweichlicher Fakt, dass ein Flugkörper, welcher einen anderen Flugkörper abfangen soll, immer signifikant teurer sein wird, als der Abgefangene Flugkörper. Zum Abfangen braucht es nun mal im Allgemeinen deutlich größerer Leistung und das ist dann mit entsprechenden Kosten verbunden. Wen nur die relativen Effektorkosten interessieren, der kann jedwede effektive Flugkörperabwehr – seien dies nun Marschflugkörper oder ballistische Raketen – gleich vergessen. Es wird immer billiger sein, etwas effektiv anzugreifen, als es effektiv zu verteidigen.
Solange die verteidigten Güter aber mehr wert sind, als die Munition welche man zu ihrem Schutz verschießt, bleibt das Ganze trotzdem eine netto positive Rechnung.
Der Aufbau der Serienproduktion ist langfristig, d.h. für die 30er Jahre, angelegt. Kurz- und mittelfristig könnte der Vertrag sich sogar als kontraproduktiv herausstellen, da die beteiligten Staaten nun logischerweise in den kommenden Jahren keinen Zulauf von Patriot-Raketen aus der Produktion in den USA haben werden. Ein Vertrag mit einem Tauschgeschäft, d.h. zunächst eine gewisse Anzahl von Raketen aus den den USA und dann eine Lieferung in die USA oder einen anderen internationalen Kunden zu einem späteren Zeitpunkt wäre zwar komplizierter aber sicher sinnvoller gewesen. So wird mal wieder ein Lieferung der Marke „sehr spät, dann aber alles auf einmal innerhalb weniger Jahre und dann lange wieder nichts“ erfolgen.
Insofern ist es in der Tat wichtig und richtig, dass die IRIS-T SLM Produktion und Auslieferung an die Bundeswehr schneller Fahrt aufnimmt.
Warum eigentlich PAC-2 (wenn auch upgegraded) und nicht PAC-3?
@Othinus:
Das ist genau der Punkt, Danke dafür.
Nicht umsonst hat NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg von einem ‚race for logistics‘ gesprochen.
Man kann sich aber natürlich die Frage stellen, wieviele Patriot-Flugabwehrraketen sich auf lange Sicht einsparen ließen, wenn man endlich Taurus-Marschflugkörper liefern würde.
Und ja, mir ist schon klar, dass Taurus nicht gegen die Abschussplattformen, wie z. B. Strategische Bomber, eingesetzt werden würde. Es würde aber Russland dazu zwingen, einen Teil seiner Ressourcen in die Defensive zu investieren und daher das Offensiv-Potential verringern.
Aber irgend jemand befasst sich hoffentlich auf der Seite der Ukraine und Ihrer Alliierten mit Operations Research …
Bitte den weiten Bogen zu entschuldigen, aber die Themen hängen halt doch zusammen.
AvV schrieb:
„1 Ukrainer schneiden „North Stream“.
2 Die USA verkaufen ihr teures Gas an Deutschland und die Deutschen verlieren den Handel mit Russland. Strategisches Ziel: Entkopplung der europäischen Macht Russlands zum Nutzen der USA.“
Das ist in beiden Punkten dumme Propaganda:
Nordstream war für Übertragungskapazität nicht nötig. NS hatte einen potentiellen politischen Vorteil, d.h. Erpressungsversuche (von den USA unterstützt) durch Ukraine und Polen waren nicht länger mehr möglich. Dieser Vorteil wurde von Russland im Oktober 2021 zerstört,
Russland hat sich als Verkäufer disqualifiziert, die Urheberschaft für die NS-Sprengungen ändert daran nichts.
Russland hätte also ein Interesse daran gehabt, die Möglichkeit einer Umgehung der Landtrassen zu verhindern, währen die Ukraine nur verlieren konnte?
Für die einen ist es duplo, für die anderen die wahrscheinlich längste Praline der Welt.
@Erwinson
Russland hat vor allem vorher schon unter fadenscheinigen Gründen (Turbinenwartung usw.) die günstigen Pipelinepreise gecanceled und teureren LNG zum zehnfachen vorherigen Langfristpipelinepreis verkauft.
Dann beruft man sich bei Vertragsbrich auf höhere Gewalt durch die Anschläge.
hm brauchen Sie noch mehr Motive von RU?
@OODA Loop
Warum wären die Bomber kein lohnendes Ziel? ok Taurus eventuell etwas zu heftig, aber für JASSM genau richtig. Preiskalkulation wäre auch super, wie schon bei Patriot und SU 34! Mischkalkulation eben. ne Shahed muss man wohl ziehen lassen, sofern die nicht direkt auf die Oatriot Staffel zufließen, dann MUSS man auch schießen.
@Othinus
Naja bei Marschflugkörpern geht das nicht wirklich für Russland gut auf. Die werden teilweise von Stingern und anderen Manpads, 2-3 Salven Gepard 35mm oder mindestens IRIS-T SLM runtergeholt. Selbst IRIS-T dürfte noch deutlich günstiger sein als die russischen Marschflugkörper.
PS: Ich würde lieber die russischen Rüstungsindustriezentren durch (alte eh überholungsbedürftige) Taurus in Flammen aufgehen sehen. Bin halt langfristig geizig…
@TW
gibt’s noch was zu den neuen Lieferungen
1 Skynex geliefert, 1 weiteres versprochen.
plus nochmal 4 Iris T SLM versprochen, insgesamt 12 solcher Systeme für die Ukraine.
Das Taurus schlechte Gewissen bringt wenigstens was bei der Luftverteidigung!
Perspektivisch wäre es interessant die PAAC-4 / SkyCeptor offiziell in Patriot zu integrieren (von USA und Polen geplant) und diese auch in Schrobenhausen zu fertigen… die kosten pro Rakete sollen massiv günstiger sein…und die Leistung leicht besser als bei den modernen PAC2 GEM-T
https://en.defence-ua.com/analysis/three_reasons_why_finland_chose_davids_sling_over_patriot_air_defense_system-8552.html
@Othinus
Ihre Rechnung und Argumentation ist nur in einem zeitlich begrenzten bewaffneten Konflikt richtig. Sobald aus dem Konflikt ein Abnutzungskrieg wird stimmt die Rechnung nicht mehr. Von dem Zeitpunkt an zählt nur noch die Größe der verfügbaren Resourcen an finanziellen Mitteln und der benötigten Komponenten. Der Krieg in der Ukraine führt uns das gerade deutlich vor Augen.
Bei einem Überfall-artigen Angriff eines Staates auf einen anderen (siehe: Überfall auf den Irak durch die Koalition der Willigen), ist das Ziel des Angreifers die frühzeitige Zerstörung der Komando-Infrastruktur, von Radarstationen, von Flugplätzen, Kasernen und Depots und, zur Erzeugung maximalen Chaos, auch der zivilen Infrastruktur.
Mit einer der Gründe, warum der Überfall der Russen auf die Ukraine anfangs schief ging, lag darin, dass die Russen anfangs darauf verzichtet hatten, ganau dies zu tun.
Wenn die Russen Kiviv anfangs genauso bombardiert hätten, wie die Amerikaner Bagdad, dann hätte dieser Krieg vielleicht einen anderen Verlauf genommen.
Um gegen eine solchen Überfall gewappnet zu sein, braucht es eine effektive und funktionierende Verteidigung gegen Angriffe aus der Luft. Auf Deutschland angewendet bedeutet dies, dass mindestens eine Patriot, Iris-T oder whatever Batterie pro Bundeswehrstandort ständig verfügbar sein muss. Darüber hinaus wäre eine weitere Batterie pro Einrichtung der kritischen Infrastruktur (Krankenhäuser, Flughäfen, Kern-Kraftwerk, Wasserversorgung) sinnvoll. Sonst steht man im V-fall mit „heruntergelassenen Hosen“ da.
Dafür braucht es eine ausreichende Menge an Raketen und angesichts der Zahl zu schützender potentieller Ziele können 1500 Patriot-Raketen nur ein Anfang sein.
Ist der Krieg erstmal ausgebrochen, dann werden beide Seiten versuchen den Nachschub der jeweiligen Gegenseite zu unterbinden.
Sie haben völlig Recht damit, dass solche Anlagen viel wertvoller sind, als die Raketen, die man zu ihrer Verteidigung verwendet. Man kann aber auch mit der besten Flugabwehr nicht dauerhaft an der Erdoberfläche befindliche Depots und Produktionsstätten vor Zufallstreffern schützen. Eigentlich sollte man solche Anlagen gleich so bauen, dass sie entweder leicht verlegbar sind, schnell zu ersetzen sind oder gleich so verbunkert bauen, dass sie durch Angriffe nicht zerstört werden können.
In der Zeit des ersten kalten Krieges ging man davon aus, das ein Krieg zwischen der NATO und dem Ostblock ohnehin spätestens nach einer Woche bis 10 Tagen nuklear werden würde. Was unser aller Ende bedeuten würde. Deshalb hat man sich nie einen Kopf darüber gemacht, wie man erfolgreich einen Abnutzungskrieg gewinnen kann. Leider, so sieht es für mich jedenfalls aus, steckt diese Denke noch immer tief in den Köpfen der Veranwortlichen. Wir sehen das an der mangelnden Bevorratung mit Munition genauso, wie an dem Umstand, dass unsere hochgelobten Gefechtsfahrzeuge in der Ukraine nach nur wenigen Tagen im Gefechtseinsatz aufgrund von abnutzungsbedingten technischen Mängeln reihenweise ausfallen. Ersatzteilversorgung: mangelhaft.
@T.W.
Zitat:“Die Bestellung von bis zu 1.000 Patriot Guidance Enhanced Missiles (GEM-T) wurde möglich, nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages den Kauf von 500 Patriot-Lenkflugkörpern für Deutschland bewilligt hatte.“
Erstmal, vielen Dank für die Information.
Bedeudet das, dass die 500 bewilligten (gekauft sind sie janoch nicht) Patriot Raketen noch nicht dem GEM-T Standard entsprechen?
Bedeutet das eventuell auch, das man auf die Anschaffung von IRIS-T verzichtet, bzw. das die Bestellung auf die lange Bank geschoben wird?
Mich beschäftigt die gleiche Frage wie JCR (04.01.2024 / 12.50 h):
Warum erfolgt mit der angekündigten Neubeschaffung eines modernisierten PAC-2-Flugkörpers ein – zumindest scheinbarer – Rückschritt? In WIKIPEDIA ist mit Verweis auf seriöse Quellen nachzulesen, daß zwischen 2008 und 2010 13 Staffeln auf PAC-3 umgerüstet und zusätzlich PAC-3 CRI (Cost Reduction Initiative)-Lenkflugkörper beschafft wurden. Außerdem sei nach erfolgreichem Test die verbesserte Variante PAC-3 MSE im Zulauf (Beschlußfassung 2019).
Unterscheiden sich die Lenkflugkörper-Varianten in ihren Einsatzzwecken? Die äußeren Dimensionen der PAC-2- und PAC-3 MSE-Flugkörper (nicht PAC-3) scheinen sich zu entsprechen, so daß die Startgeräte nach erneutem Umbau möglicherweise beide Varianten parallel verwenden können?
Die offizielle Bw-Seite, ein Bilderbuch ohne handfeste Informationen, liefert auch hier wie immer nichts Erhellendes.
pac3 hit to kill Missile zur TBM Abwehr. Bis zu 16 LFK pro Startgerät (bei den deutschen Startgeräten max. 8 LFK)
Die Pac-2 LFK haben noch kleine Fragment Sprengköpfe und es können nur 4 Lenkflugkörper (LFK) pro Startgerät mitgeführt werden.
Ich würde jetzt tippen, man nimmt immer einen Mix mit um auf alle Feinde reagieren zu können. Wer Kampfflugzeuge hat, der hat ja meist auch Marschflugkörper oder Ballistische Raketen.
wie Kassandra richtig schrieb, wurden gerade erst pac 3 bestellt. an die Ukraine offenbar hauptsächlich PAC 2 und älter übergeben, die es jetzt aufzufüllen gilt.
Bei den Umrüstungen geht’s ja meist nicht nur um die Startgeräte und Lenkflugkörper, sondern auch Modernisierungen bei Radar und Feuerleitgerät.
Durch den erwartbaren Zulauf von Iris t ist ja weder die stunner Missile noch das LTAMDS (Ghost Eye) Radar für Deutschland wichtig. Anders sieht es bei den USA und Polen aus, die hier offenbar die Produktlinien für die kommenden 10 Jahre besetzen.
Aster (Samp-T) hat sich außerhalb GBR und FRA offenbar nicht durchgesetzt. Es gab in den letzten 10 Jahren ja einige Nationen die bei TBM neu eingestiegen sind und alle sind dann eher bei Patriot als Aster gelandet.
…die Beschaffung der 500 Missiles bewilligt, die zwischen 2027 und 2033 ausgeliefert werden sollen.
diese 500 missiles werden vorab in der der ukraine landen und stellen letztlich nichts weiteres als auffühlmaterial dar. 6 jahre lieferzeit für 500 flugkörper… zeitenwende sollte der schlachtruf der bw werden.
jeder gegner würde vor lachen tot umfallen.
@Schlammstapfer:
Das Thema „mindestens eine Batterie pro schützenswerte Einrichtung“ können wir wohl getrost vergessen. Allein im Rhein-Main-Gebiet müssten dann hunderte stehen. Und im Ruhrgebiet nochmal. Wie viele Kreiskrankenhäuser gibt es aktuell in Bayern?
So viel Pinkepinke kann keine Zeitenwende freisetzen.
Nee, eine Batterie hat schon einen gewissen Aktionsradius und integrierte Luftraumverteidigung heißt ja auch, dass die einfliegenden Flugkörper schon von anderen Sensoren rechtzeitig aufgefasst werden und somit dann auch mit weniger Launchern wirksam bekämpft werden können.
Bei aller Größe der Ukraine: Russland kann nur deshalb mit Masse immer wieder versuchen, die dortige Luftverteidigung punktuell zu überwältigen, weil die Anzahl der Systeme begrenzt und die vergleichsweise geschützten Einwirkmöglichkeiten vom eigenen Territorium so günstig sind und die Ukraine weder die militärischen Mittel noch die politische Unterstützung seiner Verbündeten hat, mit mehr als gelegentlichen Nadelstichen auf russischem Territorium zu wirken, bzw. im russischen Luftraum zu operieren.
Das wäre in Bezug auf einen erweiterten Konflikt gegenüber Finnland, Polen, Rumänien und dem Baltikum als voraussichtliche Frontlinie voraussichtlich nicht in gleicher Weise und auf Dauer so, weil sicherlich die Frage der Lufthoheit von der NATO gestellt werden müsste und würde.
Allerdings ist auf mittlere Sicht die Tendenz für Russland relativ klar hin zu billigsten Dummy-Flugkörpern zur Täuschung und Überlastung der gegnerischen Luftraumverteidigung sowie der Bindung/Zerstörung von Ressourcen (Abwehrraketen). Die Entwicklung von Sensoren, die diese Art von Dummy von tatsächlichen Wirkmitteln unterscheiden können, sollte daher in westlichen Rüstungsschmieden schon längst laufen.
@Merallkopf,
wie soll denn ein Radar, opt. Sensor etc., einen 50 kg Klumpen Beton ummantelt mit Metall, von einem genauso geformten und schweren Gefechtskopf unterscheiden?
Deutschland hat 12 aktive FlaRak Staffeln (die Einheiten heißen schon viele Jahre nicht mehr Batterien). Das ist jetzt auch nicht so viel mehr, als das, was die Ukraine aktuell an Patriot und Iris-T SL zur Verfügung hat/hatte.
Was aber korrekt ist, es fehlt der Ukraine die Komponente des Gegenschlags. Bei Deutschland / der NATO muss der Angreifende ja damit rechnen, dass die Abschussstellung aufgeklärt und zeitnah angegriffen wird, auch im gegnerischen Operationsgebiet.
@Alfred Maynard sagt: 10.01.2024 um 19:16 Uhr
Für den Gegenschlag bekommt die UKR ja den F-16 geliefert, wenn die Piloten dafür ausgebildet sind. So die Aussagen der Niederlande und Dänemarks.