Neue Verteidigungspolitische Richtlinien: Frieden in der Mitte Europas „keine Selbstverständlichkeit mehr“

Die Forderungen nach einer einsatzbereiten wie kriegstüchtigen Bundeswehr hat Verteidigungsminister Boris Pistorius mit neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) seines Ressorts hervorgehoben. Die neue Ressortstrategie ist eine grundlegende Abkehr von den letzten VPR davor aus dem Jahr 2011.

Wie sehr sich die sicherheitspolitische Lage im zurückliegenden Jahrzehnt verändert hat, zeigt einer der Kernsätze des neuen Dokuments, das Pistorius am (heutigen) Donnerstag auf der Bundeswehrtagung in Berlin vorstellte: Ein Leben in Frieden und Freiheit ist in der Mitte Europas keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Konsequenz: Die Befähigung zur Verteidigung Deutschlands und seiner Verbündeten bedarf der umfassenden militärischen Vorbereitung bereits im Frieden und dient der Abschreckung. Dazu gehöre auch ein Verteidigungshaushalt von dauerhaft mindestens zwei Prozent der Wirtschaftsleistung.

Der Grund dafür wird ebenfalls klar benannt: Die Russische Föderation bleibt ohne einen fundamentalen inneren Wandel dauerhaft die größte Bedrohung für Frieden und Sicherheit im euroatlantischen Raum. Das habe die brutale Realität des Krieges in der Ukraine deutlich gemacht

Dagegen hatten die vorangegangenen Verteidigungspolitischen Leitlinien, erlassen vom damaligen Minister Thomas de Maizière, noch eine ganz andere Welt repräsentiert. Eine unmittelbare territoriale Bedrohung Deutschlands mit konventionellen militärischen Mitteln ist unverändert unwahrscheinlich, hieß es 2011 zur Einleitung des damaligen Papiers.

Zum Nachlesen:
Verteidigungspolitische_Richtlinien_2023

Die VPR geben nach Darstellung des Ministeriums die strategischen Prioritäten der integrierten Verteidigungspolitik vor. Sie formulieren damit den Kernauftrag der Bundeswehr für die kommenden Jahre und benennen umfassend die Grundlagen für eine leistungsfähige, kriegstüchtige Bundeswehr der Zukunft u.a. bei Personal, Organisation, Infrastruktur, Haushalt und Finanzen, Nachhaltigkeit sowie Rüstungspolitik und Beschaffung.

Zum Vergleich die VPR von 2011:
Verteidigungspolitische_Richtlinien_2011