Staatsstreich in Niger: Militärführung stellt sich auf Seite der Putschisten – Überblick

Nach dem Putsch einer Gruppe von Offizieren im Sahel-Staat Niger hat sich die Militärführung auf die Seite der Putschisten gestellt. Es gehe darum, den Zusammenhalt innerhalb der Sicherheitskräfte zu bewahren, erklärte Generalstabschef Abdou Sikidou Issa. Von dem Staatsstreich im letzten bislang noch von einer demokratisch gewählten Regierung geführten Land der Sahel-Zone ist auch die Bundeswehr betroffen, deren Flüge aus der nigrischen Hauptstadt Niamey wie alle anderen voerst gestoppt sind.

Teile der Streitkräfte, vor allem die Präsidentengarde, hatten am (gestrigen) Mittwoch den Präsidenten des Landes, Mohamed Bazoum, festgesetzt und am Abend im nationalen Fernsehen die Machtübernahme verkündet. Am (heutigen) Donnerstag erklärte der Generalstab in einer unter anderem via Twitter verbreiteten Erklärung, die gesamten Streitkräfte schlössen sich dem an:

Die militärische Führung der nigrischen Streitkräfte, die sich aus dem Generalstabschef der Streitkräfte und den Stabschefs zusammensetzt, hat nach einer Sitzung am 26. Juli 2023 aus folgenden Gründen beschlossen, die körperliche Unversehrtheit des Präsidenten der Republik und seiner Familie zu wahren, eine tödliche Konfrontation zwischen den verschiedenen Streitkräften zu vermeiden, die über diese hinaus ein Blutbad verursachen und die Sicherheit der Bevölkerung beeinträchtigen könnte. Aufgrund des Bestrebens andererseits, den Zusammenhalt innerhalb der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte zu bewahren, haben sie beschlossen, die Erklärung der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte zu unterzeichnen.
Jede militärische Intervention von außen, gleich welcher Herkunft, würde verheerende und unkontrollierbare Folgen für unsere Bevölkerung und Chaos für unser Land nach sich ziehen.
Der Generalstab der Streitkräfte erinnert außerdem daran, dass unser Land immer noch von der Unsicherheit geplagt wird, die von bewaffneten terroristischen Gruppen und anderen Gruppen des organisierten Verbrechens ausgeht. Daher fordert er alle Sicherheitskräfte auf, sich weiterhin auf ihre Aufgaben zu konzentrieren und ihren bekannten Kampfgeist beizubehalten, um den Kampf gegen den Terrorismus und das organisierte Verbrechen fortzusetzen und das Wohlbefinden unserer Bevölkerung als oberstes Ziel zu verfolgen.
(Übersetzt mit deepl.com)

Mit der Erklärung des Generalstabs dürfte damit die Machtübernahme des Militärs eine Tatsache sein – die Folgen bleiben allerdings vorerst unklar. Niger galt bislang als ein am Westen orientiertes Land, das zur Zusammenarbeit mit europäischen Ländern und den USA bereit ist, während nach Militärputschs in den Nachbarstaaten Mali und Burkina Faso eine zunehmend anti-westliche Stimmung bei gleichzeitig engerer Zusammenarbeit mit Russland vorherrschte. Unter anderem hatte Mali zuletzt den Abzug der UN-Mission MINUSMA aus dem Land durchgesetzt.

Die von den Militärs verkündete Schließung der Grenzen und ein Flugverbot für den Hauptstadtflughafen Niamey betrifft auch die Bundeswehr. Der Lufttransportstützpunkt der Luftwaffe ist eine wichtige Drehscheibe für den Abzug deutscher Soldaten und ihres Geräts aus der MINUSMA-Mission in Mali. Zwar sind auch Direktflüge aus Deutschland nach Gao in Mali möglich; gecharterte Großraumflugzeuge müssen allerdings Niamey anfliegen, wo Material aus Mali umgeladen wird.

Die deutschen Soldatinnen und Soldaten in Niger wurden bereits am Mittwoch im gesicherten Bereich des deutschen Stützpunktes auf dem Flughafen zusammengezogen. Neben den rund 100 Soldaten, die den Stützpunkt betreiben, gehören dazu auch die derzeit drei Stabsoffiziere, die Teil der neuen EU-Partnerschaftsmission in Niger sind.

Wie lange die Sperrung des Flughafens andauern wird, war am Donnerstag nicht eindeutig klar. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr ist kein Zeitraum bekannt. In den Hinweisen für die Luftfahrt (Notice to Airmen, NOTAM) wird dagegen eine Sperrung bis zum 4. August angekündigt, wenn auch als Estimate, also als Schätzung:

A0914/23 – NIAMEY AIRPORT IS CLOSED FOR ALL FLIGHTS. 27 JUL 02:34 2023 UNTIL 04 AUG 23:59 2023 ESTIMATED. CREATED: 27 JUL 02:45 2023

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