Nach Militärputsch in Niger: Keine Klarheit über die Folgen (Zusammenfassung)
Im Sahel-Staat Niger hat das Militär die Macht übernommen; die Folgen für das Land und dessen internationale Zusammenarbeit bleiben aber vorerst unklar. Nach der Festsetzung des Präsidenten durch eine Eliteeinheit erklärte der Generalstab der Streitkräfte seine Unterstützung für den Putsch. Die Landesgrenzen und der Flughafen wurden geschlossen. Davon ist auch die Bundeswehr betroffen, die über die Hauptstadt Niamey ihren Abzug aus der UN-Mission im benachbarten Mali organisiert.
Am (gestrigen) Mittwoch hatte die Präsidentengarde das Staatsoberhaupt Mohamed Bazoum in seinem Palast festgesetzt und am Abend im Fernsehen erklärt, die Macht übernommen zu haben. Am (heutigen) Donnerstag stellte sich der Generalstab der Streitkräfte auf die Seite der putschenden Offiziersgruppe:
Die militärische Führung der nigrischen Streitkräfte, die sich aus dem Generalstabschef der Streitkräfte und den Stabschefs zusammensetzt, hat nach einer Sitzung am 26. Juli 2023 aus folgenden Gründen beschlossen, die körperliche Unversehrtheit des Präsidenten der Republik und seiner Familie zu wahren, eine tödliche Konfrontation zwischen den verschiedenen Streitkräften zu vermeiden, die über diese hinaus ein Blutbad verursachen und die Sicherheit der Bevölkerung beeinträchtigen könnte. Aufgrund des Bestrebens andererseits, den Zusammenhalt innerhalb der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte zu bewahren, haben sie beschlossen, die Erklärung der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte zu unterzeichnen.
Unklar blieb am Donnerstag allerdings weitgehend, was die Gründe und Ziele der Putschisten sind und inwieweit sie Unterstützung in der Bevölkerung haben. Auch die zuständigen Ressorts der Bundesregierung in Berlin – Auswärtiges Amt, Verteidigungsministerium und Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit – konnten dazu in Unterrichtung der Abgeordneten in den entsprechenden Bundestagsausschüssen keine konkreten Angaben machen, wie Teilnehmer der Sitzung berichteten. Telefonate von Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Präsidenten und Außenministerin Annalena Baerbock mit ihrem nigrischen Kollegen Hassoumi Massoudou brachten offensichtlich keine Klarheit. Nach dem Gespräch ging Baerbock offensichtlich davon aus, dass weiterhin eine politische Lösung der Situation möglich ist:
Dass sich in Niger jetzt Militärs an die Macht putschen wollen, ist ein Schlag ins Gesicht der vielen Nigrerinnen und Nigrer, die in den letzten Jahren so viel dafür gegeben haben, dass ihr Land eine bessere Zukunft hat.
Ich habe heute mit meinem nigrischen Amtskollegen Hassoumi Massoudou telefoniert und unsere volle Unterstützung für die demokratische Entwicklung Nigers deutlich gemacht. Dazu gehört auch die umgehende Freilassung von Präsident Bazoum.
Zudem habe ich unterstrichen, dass die Bemühungen der Regionalorganisation ECOWAS sowie der Afrikanischen Union, eine Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung zu erreichen, die volle Unterstützung Deutschlands und Europas haben.
Der Staatsstreich trifft Deutschland wie andere westliche Länder in ihrem Bemühen, Niger als letztes Land der Sahel-Zone mit einer demokratisch gewählten Regierung zum Kooperationspartner im Kampf gegen islamistischen Terrorismus und Menschenschmuggel zu machen. In benachbarten Staaten, insbesondere in Mali und Burkina Faso, waren durch Putschs an die Macht gelangte Militärregierungen in den vergangenen Jahren zunehmend auf Konfrontationskurs zu westlichen Staaten gegangen. Als vorerst schwerste Auswirkung hatte Mali ein Ende der UN-Mission MINUSMA erreicht und den Abzug der Blauhelme bis zum Jahresende durchgesetzt.
Die Bundeswehr, die mit noch knapp 1.000 Soldatinnen und Soldaten an MINUSMA beteiligt ist, muss durch das von den Putschisten verfügte Flugverbot für den Flughafen der Hauptstadt Niamey Auswirkungen auf ihre Planung für den Abzug aus Mali befürchten. Der Lufttransportstützpunkt auf dem Airport ist zentrale Drehscheibe für den Abtransport vor allem des schweren Geräts wie Transportpanzer aus dem Bundeswehr-Standort Gao im Norden Malis.
Während der Personaltransport mit den A400M-Transportern der Luftwaffe direkt aus und nach Deutschland möglich ist, können die gecharterten größeren Transportflugzeuge für das Material in Gao aus technischen Gründen nicht mit vollen Treibstofftanks starten und müssen auf dem Weg nach Europa erneut betankt werden. Das geschah bislang in Niamey. Aktuell ist in Hinweisen für die Luftfahrt (Notice to Airmen, NOTAM) eine Sperrung des Flughafens der nigrischen Hauptstadt bis zum 4. August angekündigt; wie lange sie tatsächlich dauert, ist bislang unklar.
Auf die Sicherheit der Bundeswehr scheint allerdings das Geschehen in Niamey bislang keinen Einfluss zu haben. Die deutschen Soldatinnen und Soldaten, auch zwei Stabsoffizieren der neuen – und jetzt möglicherweise obsoleten – EU-Partnerschaftsmission im Niger sind überwiegend im gesicherten Bereich des Lufttransportstützpunktes untergekommen.
In Niger sind nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zudem rund 1.000 US-Soldaten stationiert; unter anderem betreiben sie einen Drohnen-Stützpunkt nahe der Stadt Agadez. Wie sich die Entwicklung auf diesen Einsatz auswirkt, ist ebenfalls offen.
(wird ggf. ergänzt)
(Archivbild 2019: Unterkunftscontainer des deutschen Lufttransportstützpunkts auf dem Flughafen Niamey)
Das Timing mit dem Afrika Gipfel in St. Petersburg ist kein Zufall. Die russische Präsenz in Afrika muss endlich vom Westen gezielt und robust adressiert werden.
@Eskadron
So eindimensional ist die Welt nicht. Der Zeitpunkt des Putsches ist eher kontraproduktiv für die in St. Petersburg versammelten Staatschefs. Der ehemalige Putschist hasst nichts so sehr wie den nächsten Putsch. Ich glaube auch, Sie überhöhen Russland. So viel Einfluss hat man nicht, selbst wenn Russland es vielleicht wollte. Wenn einige Menschen russische Fahnen schwenken – einmal angenommen nicht gestellte Bilder – ist es eher ein Zeichen, dass der Westen zutiefst verhasst ist; der Feind meines Feindes…
@Segestes
Nein, mMn haben Sie den Kern nicht erfasst: afrikanischen Führern wird vor versammelter Mannschaft deutlich gemacht was passiert, wenn man sich mit westlichen Truppen einlässt. Sein absehbares Gegenangebot: Wagner.
Deutsche und internationale Medien berichten bereits von anti-westlichen Demos.
Bigger picture, wenn auch fast 1 Jahr alt, immer noch relevant:
https://acleddata.com/2022/08/30/wagner-group-operations-in-africa-civilian-targeting-trends-in-the-central-african-republic-and-mali/
@Segestes
naja so verhasst kann „der Westen“ ja auch nicht sein, wenn alle immer zu uns flüchten wollen und niemand nach Russland….
@alle die meinen „wieder hat man nichts gewusst“.
Ich glaube Sie überhöhen sich etwas, was die Informationspflichten des Staates Ihnen gegenüber angeht. Wir wissen alle nicht was Geheimdienste wussten. (dass ich mal Geheimdienste verteidige ;) ) soll man seine Erkenntnisse vorab verkünden? Macht man eher selten, siehe USA und Russlands Angriffskrieg und dann gibt’s auch ordentlich zu meckern.
letzten Endes weiß man aktuell nichtmal wie es dort weitergeht. Es ist ja nichtmal klar, wer der Chef einer Militärregierung würde oder?
Im Zweifel interessieren sich Medien in 2 Wochen eh nicht mehr dafür, siehe Sudan. Dort findet man höchstens, dass beide Seiten gezielt Jagd auf Aktivisten der Demokratiebewegung machen, da ist man sich wohl einig, damit ist der Pfad im Sudan wohl klar.
Ist evtl OT, aber warum fliegen wir das Material aus GAO nicht über AGADIR aus? Hin und zurück sind das 3600km +/- Luftlinie. Auch wenn die Charter Maschinen am hinweg in Marokko und an Rückflug dort betankt werden müssen sollte es durchführbar sein. Dazu muss man das natürlich in Berlin wollen und die Luftwaffe dort nen Luz hinbekommen.
Zu Niger, …. is so.
Wir (der Westen) werden die Subsahara nicht mehr für uns gewinnen – der Zug ist durch.
M.E. der weiterhin gezielte Versuch, durch Unterstützung von instabilen Regimes und Schüren interner Konflikte, die Flüchtlingsströme Richtung Europa in Gang zu halten.
So zynisch das klingt, aber das ist für Putin und Xi eine sehr billige Methode, um Menschenschicksale gegen den Westen einzusetzen. Korrupten Machthabern in den betroffenen Ländern ist über ihr unmittelbares Umfeld hinaus ohnehin fast alles egal. Hauptsache ihnen selbst geht’s gut.
Bedauerlich. Sehr bedauerlich. Aber wie tief unsere westlichen Werte wirklich verankert sind, kann man ja auch in Europa an diversen Wahlergebnissen betrachten.
Frankreich bezieht derzeit 40% seines Urans aus dem Niger, soweit man das glauben darf. Das wäre ein massiver Interessenskonflikt, wenn man sich mit den Militärs darüber nicht einigen kann (sofern die an der Macht bleiben und anti-westlich agieren).
Gibt es Hinweise, ob die Wagner-Gruppe involviert ist? Die sind in den meisten Nachbarstaaten bzw. insgesamt in der Sahel-Zone aktiv.
Mich interessiert eher, wie die deutschen Soldaten samt Material aus Mali kommen.
Der Airport Niamey in Niger spielt eine wichtige Rolle beim Abzug aus Mali.
Und: Wie will man in Zukunft in Afrika Vorgehen so bald russisch freundliche Regierungen an der Macht sind.
@Metallkopf:
Die Destabilisierung der Levante / des Magreb nun Putin zuzuweisen, ist Geschichtsklitterung.
China ist übrigen seit +15 Jahren der „neue Chef“ in Afrika. F wird abgewickelt. Durch die Eskalation des jahrelangen Konflikts in der Ukraine wird nun Putin irgendwas zugeschrieben, was er nicht getan hat. So fair muss man bleiben.
Halte ihn nicht für den genialen Superstrategen, aber für jemanden, der viele kleine „Situationen“ relativ zügig auszunutzen weiß. Dadurch entsteht natürlich irgendwann ein Gesamtbild.
Nicht vergessen: Er sitzt wie Dagobert Duck auf einem riesigen Rohstoffspeicher.
Wir haben nichts. Das gilt es in seiner Härte mit Folgefolgen zu verinnerlichen. Herr Habeck formuliert das noch relativ verklausuliert.
Sidekick, fast Off-Topic [Thread gibts noch keinen], mit Frage ins Forum:
Nach dem vor 2 Tagen der InspLw per Tagesbefehl einen sehr positiven Schlussstrich (in Form und Inhalt) bzgl. Heron 1 gezogen hat, drängt sich ja automatisch der Sachstand bzgl. German Heron TP auf. Irgendwie drängte sich ja Niamey als Ersteinsatzort förmlich auf. Der Franzose hat eine Vielzahl RPA dort stationiert. Die Bw kennt den Flugplatz auch. Der VM war gerade erst vor Ort. Also für interessierte Beobachter fast schon ein [medial-/pol.] Selbstläufer.
Nun die Frage:
Sachstand GHTP in TelNof/Jagel?
[Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage – aber an dieser Stelle wirklich sehr OT. Wenn’s einen konkreten Hinweis bzw eine Antwort dazu gibt, gerne direkt an mich, das wäre dann hilfreich für einen neuen Thread. T.W.]
@CRM-Moderator:
Da bin ich aber doch froh, dass ich das so monokausal gar nicht gemacht habe. Tatsache ist aber, dass die Situation – unabhängig davon, wie sie entstanden sein möge – Putin überdurchschnittlich nützt, sofern er es schafft, mit seinen Wagner-Söldner (dass es „seine“ sind, dürfte inzwischen trotz des auf kurzfristigen Abwegen befindlichen Prigozhin hinreichend klar sein) da einen Fuß in die Tür zu bekommen…
Dass Russland in Mali und anderswo fleißig schürt und mengt, wie auch China, die das allerdings eher über die Rohstoffschiene und mittels „Wirtschaftshilfe“ tun, ist ja kein Geheimnis. Dass Putin in der Lage ist, auch kurzfristige Opportunitätsfenster günstig für sich zu nutzen, auch nicht.
Wie gesagt: Putin ist vieles, aber längst nicht bekloppt.
@Metallkopf: „Aber wie tief unsere westlichen Werte wirklich verankert sind, kann man ja auch in Europa an diversen Wahlergebnissen betrachten.“
Das Problem des Westens ist halt, dass er sich an seine „Werte“ und seine „regelbasierte Ordnung“ zu oft selbst nicht gehalten hat (ist jedenfalls meine Meinung). Da fällt es den Autokraten leicht, dagegen zu arbeiten, weil sie ja solche Ansprüche nie erhoben haben. Das eskaliert nun die letzten Jahre in Zentralafrika. Liegt aber wohl auch daran, dass Frankreich dort inzwischen ziemlich negativ gesehen wird. Man kommt halt wieder auf den Egon Bahr, mit „Freunden“ und „Interessen“. Die Interessen liegen derzeit mehr auf Seiten von Russland und China, warum auch immer. Ob da noch was zu retten ist? Fraglich.
@Eskadron
Der außenpolitische Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion Nils Schmid meinte heute früh im Deutschlandfunk, es gibt keinen russischen Einfluss auf den Staatsstreich in Niger.
Die antiwestlichen Demonstrationen glaube ich gern. Der Westen ist bei einem großen Teil der Bevölkerung unbeliebt. Er unterstützt die jeweilige korrupte Elite und schafft es selbst mit Soldaten nicht, die Bedrohungen für Leib und Leben durch die Islamisten abzuwehren. Dagegen machen die Wagner- Leute erfolgreichen kurzen Prozess. Nicht, dass ich das gut finde, aber Sie müssen zumindest einmal versuchen, sich auf die Position der afrikanischen Bevölkerung zu stellen. Das bedeutet noch lange nicht, dass die Afrikaner Putin und seinen Krieg in der Ukraine befürworten. Das Putin entstehende Situationen versucht für sich zu nutzen, ist nachvollziehbar.
Wir machen es uns mit der Situationsanalyse zu einfach, alles auf Putin zu schieben. Ist natürlich bequem, da muss man nicht über eigene Fehler reden.
@Dominik
Noch flüchtet nur ein Promilleanteil der afrikanischen Bevölkerung gen Westen und da eher der Mittelstand. Ist ein anderes Thema und möchte ich hier nicht ausweiten.
@Eskadron
Was den St. Petersburger Afrikagipfel anbetrifft, wäre es für Präsident Bazoum besser gewesen, teilzunehmen. Dann würde er jetzt nicht im Knast sitzen.
Im übrigen steht der Russe nun wirklich nicht vor jeder Tür. Ob Russland Einfluss genommen hat, wissen wir nicht. Würden da jetzt demnächst Wagner Söldner… .
Mmm, wurden die nicht aufgelöst? Zumindest würden die sich dann wohl nicht mehr so nennen.
Ausserdem muss ich Dominik zustimmen (passiert auch nicht oft ;-) ). Wir wissen nicht was der BND und befreundete Dienste gewusst haben und es hat jetzt im Nachhinein auch keine Bedeutung mehr. Das Kind ist im Brunnen.
Was Migration anbetrifft, so sind Menschen aus Niger eher selten. Die meisten Menschen sind zu arm, um sich eine Migration nach Europa leisten zu können. Diejenigen, die es sich leisten können zieht es auch, der Sprache wegen, eher nach Frankreich.
@12PzDiv
Die Zahlen habe ich auch gefunden. Ohne Niger als Lieferant wird Frankreich von Russland noch abhängiger.
@Segestes
Zitat:“Die antiwestlichen Demonstrationen glaube ich gern. Der Westen ist bei einem großen Teil der Bevölkerung unbeliebt.“
Antiwestliche Demostrationen entzündeten sich in der Vergangenheit auch gern an der Uranförderung durch französische Konzerne. Über die durch den Abbau entstehenden Umweltprobleme berichtete der Spiegel schon 2013. Passiert ist wenig bis nichts. Die Regierungen in Niamey haben auch wenig bis nichts getan, um die Gewinne aus dem Uranexport zum Beispiel in eine Verbesserung der Landwirtschaft zu investieren. Auch unter Präsident Bazoum hat sich daran nichts geändert. Ich habe mal eine WHO Studie gelesen, in der man mit Stolz berichtet hatte, dass die Kindersterblichkeit in den Sahel Staaten halbiert werden konnte. Um das einordnen zu können, sollte man wissen, dass die durchschnittliche Zahl der Geburten pro Frau bei 6,7 liegt (laut Statistik der Weltbank). Familienplanung existiert praktisch nicht und die Regierung tut nichts, um die Bevölkerungsexplosion zu stoppen. Als direkte Folge hat sich die Bevölkerungszahl des Niger in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt (26 Mill. im Jahr 2022). Neben den wiederholten Hungerkatastrophen ist die Arbeitslosigkeit das größte Problem. Die Vertreter des Westens haben viel versprochen, dem Niger zu helfen, aber die Mehrheit der Menschen merkt davon nichts. Man muss einfach feststellen, dass die Politik der EU im Sahel gescheitert ist.
Nun … so sind die G5 Sahel auch politisch Vergangenheit. Es ist natürlich ein Armutszeugnis und extrem miese Öffentlichkeitsarbeit, wenn die relevanten Ressorts einfach mal nichts zu einem durchaus realistischen Szenario sagen können.
Und aus dem Niger eine Vorzeigedemokratie zu machen … das war in den letzten 4-5 Jahren schon ziemlicher Selbstbetrug. Aber warum sich auch mit der Sahelzone beschäftigen, wenn man sich eh in vielen Bereichen an Frankreich ranhängt.
@ Uran: Ja, Areva bezieht immer noch viel Erz aus dem Norden.
@ Agadez: Nicht nur die Amerikaner haben dort ihre Base. Agadez ist auch der Transithub für alles legale wie illegale nach Europa.
@Schlammstampfer: „Die Zahlen habe ich auch gefunden. Ohne Niger als [Uran]Lieferant wird Frankreich von Russland noch abhängiger.
Nicht unbedingt Russland. Es gibt noch zwei große unabhängige Produzenten, Cameco in Kanada, und Kazatomprom in Kasachstan. Alles andere hat sich China unter den Nagel gerissen (z.B. die Uranproduktion in Namibia, da hätte der Westen was machen können, aber er hat geglaubt, er braucht so was nicht mehr). Russland exportiert nicht viel.
@Segestes
„…erfolgreichen kurzen Prozess…“ finden Sie das nicht etwas menschenverachtend bei den vorhandenen Beweisen, dass Wagner vor allem gerne die Zivilbevölkerung massakriert?
@12PzDiv
Bitte nicht Uranförderung mit Urananreicherung immer verwechseln.
Aber ja wenn sich Russland diese Uranförderung an den Nagel reißt sieht es schwierig für Frankreichs Atomwirtschaft aus. Allerdings denke ich, dass der Uranbedarf in Frankreich wegen maroder Atomreaktoren und fehlendem Kühlwasser sowieso sinken dürfte. Vielleicht lernt auch Frankreich dass Photovoltaik und Windkraftanlagen „Freiheitsenergien“ sind wie Habeck es so geschickt ausdrückte. Unabhängigkeit ist doch was schönes….
Dominik sagt: 28.07.2023 um 21:56 Uhr
@Segestes
„…erfolgreichen kurzen Prozess…“ finden Sie das nicht etwas menschenverachtend bei den vorhandenen Beweisen, dass Wagner vor allem gerne die Zivilbevölkerung massakriert?
Bitte nicht sinnentstellend zitieren.
Uranerze gibt es an vielen Stellen dieser Erde, auch in Deutschland. Die Förderung und Aufarbeitung ist aufwändig und schmutzig und hat man deshalb gern hinter den eigenen Horizont verlagert.
@Segestes: Will das hier nicht zu einem Uran-Thread ausufern lassen. Nur noch so viel: Wirtschaftlich sinnvoll abbaubares Uran gibt es nicht an so vielen Stellen. Deswegen hat sich ja China überall eingekauft, sie haben selbst wenig. Und das deutsche Uran aus dem Erzgebirge (DDR-Wismut) ist komplett in die russischen Bomben gegangen.
@Segestes
Es war als Denkanstoß gemeint. Ich denke nicht, dass Wagner wirklich effizient ist bei der Terrorbekämpfung. 1. Weil die sich kaum mit Terroristen anlegen und 2. Dass massakrieren von ganzen Dörfern eher terroristischen Widerstand befördert.
Die größten Uran Vorkommen liegen in Australien und Kanada. Dort könnte man relativ unkompliziert die Förderung steigen, wenn der (westliche) Weltmarkt das verlangt, auch wegen der Klimafaktoren vor Ort der Uranvorkommen, Steppe in Australien, bzw. dünner Besiedlung. Da sich Kasachstan aber deutlich von Russland distanziert, sehe ich da auch keine riesengroßen Probleme. Im Zweifel haben die USA selbst noch größere Vorkommen.
Urananreicherung ist klassische westliche Technikführerschaft. Man hatte das schlicht strategisch vernachlässigt und sich von Russlands Stastskonzern mit Dumpingpreisen abhängig gemacht. Hauptsache billig. Die USA sind aber seit rund 1 Jahr daran das strategisch zu ändern.
PS:
Die Wismut hat bis 1991 praktisch die gesamten deutschen Vorkommen ausgebeutet. Kleinere vermutete Vorkommen in Bayern etc. sind nie weiter explodiert worden. Die vielen Toten Wismut Arbeiter wollen Atonkraftfans natürlich auch nicht sehen…
„Die russische Präsenz in Afrika muss endlich vom Westen gezielt und robust adressiert werden.“
Wie soll das gehen? Unsere beste Waffe, das Geld, haben wir über Jahrzehnte in Afrika nicht eingesetzt.
Zumindest nicht im Interesse der afrikanischen Staaten. Die haben sich das gemerkt und ihr Heil dann in China gesucht, und die Chinesen nicht dumm, haben ihre kolonialen Fesseln durch Kredite ersetzt.
Der Westen, insbesondere Europa, braucht zuerst mal eine umfassende globale Interessen-und Sicherheitsstrategie. Ausser nationalem Kleinklein ist da nichts zu sehen.
Russland befeuert jeden Konflikt, hilft jedem Autokraten an die Macht und die Rechnung geht auf. Wir ächtzen unter den Flüchtlingsströmen. Putin ist skrupellos und er wird weiter Flüchtlinge und Hunger als Waffe einsetzen.
Die meisten Hochkulturen sind an ihrer Dekadenz zugrunde gegangen. Es wird Zeit aufzuwachen. Der Traum von der heilen Welt ist zu Ende.
Zum Thema NIGER und die Wagner-Gruppe. Das alles, egal wo, ist ohnehin m.E. eine billige Show gewesen. Warum sonst tanzt der Möchtegern Putschist Prigoshin in St.Petersburg auf dem Afrika Treffen herum? In meinen Augen nur Nebelkerzen die Stümperhaft vom Kreml gezündet wurden um, im Umkehrschluss mögliche nicht „Linientreue“ zu identifizieren.
Wagner wird, so prognostiziere ich einmal vorsichtig, seine Finger weiterhin in Afrika unter verdeckter Kremlführung oder Genehmigung am Geschehen haben!
@TomCat
Schon 2021 beklagte das CSIS:
„There is limited systematic analysis of Russian PMCs; limited proactive diplomatic, military, intelligence, and financial action taken against them; and little substantive interagency or international coordination against their activities.“
Seit 2021 hat sich daran, trotz des Einsatzes von Wagner in der Ukraine, Mali etc., nichts geändert.
https://www.csis.org/analysis/russias-corporate-soldiers-global-expansion-russias-private-military-companies
Ich finde, dass insgesamt der äußere Einfluss überschätzt wird. Die westlichen Demokratien schaffen es niemals eine Demokratie an einer anderen Stelle der Welt zu etablieren, wenn die zugrundeliegende Gesellschaft das nicht hergibt. Selbst massivere Präsenz wie in Afghanistan hilft da nicht.
Insofern sind es letztendlich die afrikanischen Gesellschaften selber, die die Entscheidungen treffen. Wir können da nur Angebote für eine Zusammenarbeit abgeben. Und das gilt auch für China und Russland. Also zunächst einmal scheitert in Niger nicht unsere Politik sondern die Gesellschaft Nigers daran ein tragfähige Demokratie auf die Beine zu stellen.