Deutschland zur dauerhaften Stationierung von Truppen in Litauen bereit (Nachtrag)
Deutschland ist bereit, mehrere tausend Soldatinnen und Soldaten dauerhaft in Litauen zu stationieren, um das Land bei der Sicherung der NATO-Ostflanke gegen Russland zu unterstützen. Allerdings sei eine solche Stationierung von rund 4.000 Soldaten abhängig von Fortschritten beim Ausbau der entsprechenden Infrastruktur, sagte der deutsche Verteidigungsminister nach einem Gespräch mit seinem litauischen Kollegen Arvydas Anušauskas am (heutigen) Montag in der litauischen Hauptstadt Vilnius.
Deutschland hatte bereits im vergangenen Jahr dem baltischen Land die Unterstützung mit einer Kampftruppenbrigade zugesagt, zusätzlich zu der bereits von der Bundeswehr geführten NATO-Battlegroup in Litauen. Allerdings bedeutete das nach bisherigem deutschen Verständnis die Stationierung eines Kommandoelements, während die eigentlichen Kampftruppenbataillone jeweils nur zeitweise zu Übungen nach Litauen kommen sollten.
Die Regierung in Vilnius bestand dagegen recht schnell darauf, dass die deutsche Brigade dauerhaft im Land sein sollte und nicht nur für Übungen oder bei einer Krise aus Deutschland verlegt werden sollte. Dafür sagte Litauen auch einen erheblichen Ausbau der Infrastruktur zu, vor allem Unterkünfte für die Truppe und Übungsmöglichkeiten. Dennoch hatte sich Deutschland darauf bislang nicht einlassen wollen.
Die Aussage von Pistorius kam deshalb gleich mehrfach überraschend. Zum einen hatte die Bundesregierung die dauerhafte Stationierung der Brigade oder auch nur wesentlicher Teile bislang abgelehnt, unter anderem mit Verweis auf die fehlende Infrastruktur. Zum anderem gehörte Deutschland bislang zu den Nationen, die im Gegensatz zu osteuropäischen NATO-Staaten an der Vereinbarung in der NATO-Russland-Grundakte festhielten, keine substanziellen Kampftruppen dauerhaft auf dem Territoriuzm ehemaliger Mitglieder des Warschauer Vertrags zu stationieren.
Vor allem aber: eine solche Auslandsstationierung wird für die Bundeswehr ein Kulturwechsel – im Unterschied zu den USA, aber auch zu Frankreich oder Großbritannien gibt es in Deutschland keine Tradition, Truppen dauerhaft in einem anderen Land zu stationieren. Die 20 Jahre Afghanistan-Einsatz bestanden aus Kontingenten, die im Halbjahres- oder Viermonatsrhythmus wechselten. Ein dauerhafter Umzug mit Familie ins Ausland ist bislang nicht Teil des Truppenalltags. Deshalb werden die – langfristigen – Details sehr interessant.
Der Ausschnitt aus der Pressekonferenz zum Nachhören:
Nachtrag: Erst mal nur zum Nachhören: Die Pressekonferenz von litauischem Präsidenten Gitanas Nausėda, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Pistorius auf dem Truppenübungsplatz Pabrade, bei der das Thema auch eine Rolle spielte:
(Foto: Pistorius, re., mit dem litauischen Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas – Thomas Imo/photothek.de)
War nach meiner Überzeugung lange überfällig, wird sicher auch noch in der Umsetzung einige Zeit dauern.
Praktisch stellt sich dann natürlich noch die Frage, welche Brigade verlegen wir (41. ?) oder stellen wir gar eine zusätzliche Brigabe auf (wäre m.E. auch dringend nötig).
Und, wie so oft, der EPl 14 muss signifikant wachsen. Danach sieht es aber leider aktuell noch nicht aus.
Ist das denn nun ein Bruch mit der NATO-Russland-Akte oder nicht? Ich finde es interessant, dass viele Medien den Zusamenhang mit der Akte garnicht erwähnen in ihren Berichten (ich habe online keinen Artikel bei ZDF, Wirtschaftswoche, T-online, Stern, Zeit etc. gefunden).
Irgendwie erscheint es mir richtig anhand der gegenwärtigen Situation Stärke zu demonstrieren. Was für folgen hätte der Bruch der Akte oder ist das einfach egal, weil Russland bereits mit der Akte gebrochen hat?
Ist denn schon bekannt, ob wirklich eine Garnison vergleichbar den Amerikanischen, mit Familien etc., aufgebaut werden soll? Oder lässt mal Truppenteile, ähnlich den Einsätzen, rotieren? Mit diesem Verfahren könnte man ja auch weiterhin sagen, dass keine größeren Truppenteile dauerhaft im Osten stationiert sind.
Ansonsten gutes Zeichen und bitte das nötige Geld mitliefern.
Dauerhafte Stationierungen von BW Soldaten gab und gibt es schon. In den USA zb. die Ausbildung der Jet-Piloten, in den Niederlanden gab es früher ein Luftwaffenausbildungsregiment und jetzt gibt es noch die Deutsch-Französische Rheinstaffel(Hercules Transportflugzeuge) und als einziges Kampfbataillon der BW im Ausland das 291 Jägerbataillon in Frankreich.
Das Beste wäre neue Verbände für Litauen aufzustellen, wo die Soldten, wie beim Jägerbataillon 291, von Anfang an wissen, daß sie ein paar Jahre lang im Ausland Dienst tun.
Aber wie ich die BW kenne, wird die BW sicher weiterhin nur tricksen und bestehende Verbände für 6 Monate jeweils nach Litauen verlegen. D.h. zwei Brigaden der BW müssen jedes Jahr den Kern ihrer Truppen nach Litauen verlegen. Denn ich sehe nicht, wie ohne echte Zeitenwede das Material und die Soldaten für eine (sinnvolle) 9. Brigade in Litauen her kommen soll??
„Ein dauerhafter Umzug mit Familie ins Ausland ist bislang nicht Teil des Truppenalltags.“
Das ist so nicht ganz korrekt, es gibt ja Auslandsdienststellen in den USA, UK, FRA, etc. Da ziehen die Kameraden durchaus mit Familie hin. Natürlich vergleichbar kleine Personenzahlen, aber grundsätzlich alles bekannt.
Diese Entscheidung ist zu begrüßen, zumal Litauen schon oft den Wunsch nach einer permanenten Stationierung der BW gebeten hat. Auch ist dies ein Signal an die Verbündeten, dass wir bereit sind an der Nato-Ostgrenze Verantwortung zu übernehmen, ferner hilft es Vertrauen gegenüber Deutschland zu schaffen – hier besteht noch dringender Nachholbedarf!
auf die Details bin ich ja gespannt.
Wie flexibel werden die sonstigen NATO Verpflichtungen ausgelegt (Division 2025) ?
Wo kommt das Geld her?
Welche Brigade wird dauerhaft stationiert (vermutlich eine schwere)?
Wird gar eine neue Brigade aufgestellt?
Idee:
Vllt wird auch eine „virtuelle“ neue Brigade aufgestellt -> bedeutet dass die 3 schweren Brigaden aus Deutschland jeweils ein Bataillon längerfristig (1 Jahr) entsenden und danach das Personal ausgetauscht wird?
Das Material bleibt vor Ort.
So ließen sich die „Belastungen“ für die Soldaten und Familien etwas minimieren… und man hätte doch eine dauerhafte Präsenz vor Ort
Wäre denn für eine Kampfbrigade überhaupt genug MAT da? Grade bei schweren Systemen. SPZ, KPZ Haubitze GMLRS usw. Dingos, Boxer und Füchse sind ja im Prinzip da. Aber das wäre ja noch eine andere Dimension. Nicht zu vergessen funktionierende PAH. Z.b Ec145M mit HForce. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt.
„Freedom is not for fee“ sagt heute der Bundesminister der Verteidigung Pistorius. Aus Litauen wohlgemerkt. Zum höchst volantilen und außerordentlich kritischen Lagebild hat ebenfalls heute der Gastgeber, Gitanas Nauseda, Präsident Litauen, die NATO – Partner deutlich abgemahnt, sich nicht nur ‚mit Worten‘ zu präsentieren.
Der Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius, stellt in Aussicht, eine Brigade von etwa 4.000 Soldatinnen und Soldaten ‚dauerhaft‘ beim Partner Litauen zu stationieren. Aber: Pistorius schiebt direkt die Bedenken hinterher : erst ’step by step‘ nach dem Aufbau der Infrastruktur für die adäquate Unterbringung, für Material und die Infrastruktur für den Familien-Nachzug.
Nein, der schnelle Aufbau von Logistik Profis (Made in China oder wie bauen wir mal ganz fix ein ganzes Krankenhaus in wenigen Tagen auf) ist leider ganz offensichtlich kein Thema. Ach wie war das früher nur möglich gewesen, als die Deutschen Streitkräfte improvisieren konnten und mussten : aber Barracken oder Container Dörfer sind offenbar eine Zumutung für die mit der Handlungspflicht beauftragten Generation. Dann wird man dem Präsidenten von Litauen, Gitanas Nauseda, wohl ehrlicherweise sagen müssen, dass das Ganze noch eine gewisse Zeit dauern dürfte.
Und dann noch das Thema Brigade: würde der Befehl zur Verlegung des Panzer – Bataillon 393 erfolgen, wären dies etwa 430 Soldaten, am 13.04.2022 haben etwa 1.000 Soldatinnen und Soldaten an der Übung ‚Wettinger Schwert‘ teilgenommen. Jetzt sollen 4.000 verlegt werden.
Das dürfte noch ein länger Weg werden. Quick Response geht anders.
Ich nehme an, daß es eine stark aufgebohrte eFP wird – d.h. Rotation alle sechs Monate. Für alles andere würde sich wohl auch kein / wenig Personal (freiwillig) finden.
Ob das dann als einsatzgleiche Verpflichtung zählt oder nur als Auslandsstandort, so wie Illkirch (FRA) ?
wie soll das ohne Umzug mit Familien funktionieren?
Die Luftwaffe war ca. zwei Jahrzehnte in Holloman dauerhaft präsent. Da müsste es doch Erfahrungen geben, wie die Familie integriert werden kann?
Wow, Deutschland mal in einer anderen Rolle als Gastgeber gemäß NATO-Truppenstatut.
Das wird einiges an Umdenken bedeuten.
Naja das bedeutet das man eine komplette Garnison bauen muss mit Hausingareas und Schulen, kindergärten, Supermärkten ect. PP.
Was machen die Familien? Was macht ein Partner oder Partnerin die z.b. im Öffentlichen Dienst beschäftigt ist? Oder die Partnerin einen klassischen Bürojob hat… die werden fix feststellen das man für solche Jobs in der Regel die Landessprache sprechen können muss? Also Littauisch!!!!
Bin Mal gespannt ob das Verteidigungsministerium sich bewusst ist was es Bedeutet von der Grundschule bis zum Gymnasium eine Auslandsschule aus dem Boden zu stampfen bei dem Lehrermangel… obwohl die hälfte der Panzergrenadieroffiziere hat Pedagogig studiert, die können das dann in Zweitverwendung erledigen….
Deutschstunde… „Schreibt einen Aufsatz über den Wert der Panzerwaffe auf dem Modernen Gefechtfeld“
Mathematik… „Wenn eine Kanone 25 Granaten pro Stunde verschießt, wie viel verschießt ein Artillerieregiment an einem Kampftag?“
Ethik… „Warum sind Soldaten keine Mörder?“
…Sarc Off…
Man darf gespannt sein wie sich die Bundeswehr das so vorstellt.
Das sind in der Tat überraschende Neuigkeiten. Der NATO-Gipfel wirft erkennbar deutliche Schatten voraus. Vielleicht wird es ja doch noch was mit der vielzitierten ‚deutschen Führung’…
„eine solche Auslandsstationierung wird für die Bundeswehr ein Kulturwechsel – im Unterschied zu den USA, aber auch zu Frankreich oder Großbritannien gibt es in Deutschland keine Tradition, Truppen dauerhaft in einem anderen Land zu stationieren.“
Setzt m.E. eher einen Kulturwandel fort bzw. intensiviert diesen, wenn man an das JgBtl 291 in Illkirch-Graffenstaden oder neuerdings die D/F LT-Staffel in Evreux denkt..? (Zugegeben mehr als fraglich, ob man da schon von „Tradition“ sprechen kann…)
Ist dagegen definitiv ein Kulturwechsel, wenn es um die dauerhafte Stationierung in einem (verbündeten) „Frontstaat“ geht.
Das werden die deutschen Soldatinnen und Soldaten besonders glücklich sein.
Von allen Herausforderungen dürfte der Kulturwandel und die personelle Ausgestaltung die allergrößte werden. Schulwechsel der Kinder, berufstätige Ehepartner, soziales Umfeld, Eigenheime, etc.??? Da stehen in den letzten zwanzig Jahren liebgewonnene bzw. Realität gewordene gesellschaftliche Positionen plötzlich zur Disposition… Sogar das Auswärtige Amt hat für viele Auslandsvertretungen enorme Probleme, für mitgehende Familienangehörige angemessene Berufs- und Bildungsperspektiven zu schaffen. Und nur mit freiwilligen wird man eine ganze Brigade nicht bewirtschaften können…Das wird spannend!
Ich war als Sohn eines Bundeswehr-Offiziers von 1997 bis 2001 in Dänemark (HQ Baltap). Mit 15 hin, mit 19 und dänischen Abitur zurück. Es gab sogar eine deutsche Schule und ein deutsches Haus, allerdings nur bis zur 4. Klasse. Bei der Nato waren damals ungefähr 40 deutsche Soldaten plus Familien.
Für mich hieß das dänisch lernen und ab auf eine rein dänische Schule in der 9. Klasse.
Insofern – das gab es damals schon, die Strukturen sind aber ganz andere wenn man 4000 Soldaten hin schicken will.
Ob man dann mit der Familie auch direkt ins potenzielle Kriegsgebiet verlegen will lass ich mal dahingestellt.
Geschadet hat es mir nicht, aber inwieweit man viele Leute findet die sich darauf einlassen wird man sehen.
Irgendwie würde es mich nicht wundern, wenn man die eFP einfach aufbohrt und sagt, dass ist die Brigade. Sie deckt ja dann quasi alles ab. Das wäre wieder der typische Bundeswehrmove um irgendwie das Gesicht zu wahren, nachdem man vollmundig Versprechungen gemacht hat.
Ich kenne Litauen von Reisen, ein sehr angenehmes Land. Die Hauptstadt Vilnius hat fast südliches Flair. Man nennt sie auch “ Rom des Ostens“.
Ab ca. 2026 gibt es durch das Schnellbahn-Neubauprojekt “ Rail baltica“ auch eine deutlich bessere Bahnanbindung .
Es gibt schlechtere Stationierungsländer.
Ja es stimmt schon in der Vergangenheit gab es viele Auslandsstandorte der BW…
USA/Canada/Portugal/Italien und diverse NATO Posten ect.
Aber halt noch nie eine komplette Brigade die dauerhaft im Ausland stationiert war. Und bei eben allen Standorten war an die Karotte stets ein Stück Zucker mit dran.
Geh ein Jahr nach CFB Shilo oder Gusebay und du wirst BS oder vor der Zeit Stabsfeldwebel….
Geh drei Jahre nach White Sands und du kannst in den USA leben, ist doch total cool…
Das sind jetzt halt nicht ein paar hundert Dienstposten für die man in der ganzen TSK schon Personal findet was sich dafür bewirbt sondern eine komplette Brigade was etwa 7% des gesamten Heeres umfassen würde….
Wir hatten uns 1997 dazu verpflichtet, eine dauerhafte Stationierung von NATO-Truppen an der Ostgrenze zu unterlassen. Doch Deutschland begründet einen Bruch der Vereinbarung damit, weil Russland seinerseits ja die Vereinbarung gebrochen habe … tolle Deeskalationsstrategie!
Es bleibt ja auch nicht bei der Brigade, es müssten alle Enabler ebenso vor Ort sein. Housing, Freizeit, Schulen. Unterstützung der lokalen Wirtschaft, zivile gewerbliche Leistungen etc.
Das für 10-15.000 Leute (inkl. Familien) gaaanz grob geschätzt. Das ist eine Hausnummer, die durch ein Feldlager 2.0 nicht so schnell erreicht werden kann – schon gar nicht, wenn man mit deutschen Vorschriften kommt.
Zudem muss man die Soldaten auch genug ködern können, dass sie das wollen. (Noch sind solche Auslandsverwendungen freiwillig, wenn ich mich recht erinnere.) Da fließt noch viel Wasser die Memel runter, bis dato.
@Sandro Valecchi, bauen ala China dürfte auch nur dort funktionieren. Ich glaube kaum das man in Litauen mal eben den örtlichen Parteisekretär zu den Betroffenen schicken kann der dann informiert das Haus / Hof / Werk/ Wiese etc in 3 Tagen geräumt zu seit haben weilt man die Flächen für die Stationierung der Bundeswehr braucht.
Ich bin da ganz bei Thomas Melber und Florian Staudte. Die Skepsis überwiegt, daher sehe ich auch die offizielle Bedingung eher als willkommenes Hintertürchen. Ich hätte zur Sicherheit noch ständige zwölf Punkte aus Litauen für Deutschland beim ESC als Bedingung mit aufgenommen.
Aber im Ernst, würde es wirklich auf riesige zentrale Unterbringungen hinauslaufen, oder sind auch dezentrale auf dem „freien Wohnungsmarkt“ möglich.
Meine Frau ruft gerade aus der Küche (oder dem Homeoffice), wie froh sie über mein Zivilistendasein ist.
Wird Fragen geben, die geklärt werden müssen, andererseits gibt/gab es bei der Luftwaffe in der Vergangenheit auch schön größere Auslandsstationen, wo ganze Verbände dauerhaft und mit Familien und entsprechender Infrastruktur im Ausland stationiert waren (z.B. Bejas in Portugal) vielleicht gibt es da
Litauen ist andererseits ja schon dabei entsprechende Infrastruktur vorzubereiten/ hat schon angefangen zu bauen (dazu gabs in einer der letzten „Loyal-Ausgaben“ was)
Habe selbst erlebt wie zäh teils die Anfragen in Litauen an die Host Nation bearbeitet wurden. Infrastruktur ist in Litauen ein großes, wenn nicht sogar das wesentliche Problem. Die 2017 aufgestellten Container, die hauptsächlich als Unterbringung von 2 Soldaten auf immerhin 12m2 dienen, sind nach bereits 6 Jahren an der Verschleißgrenze. In den Containern sind in der Regel 3 Betten (ja, auf den 12m2), bei voller Belegung muss dauerhaft die Belüftung laufen um überhaupt genug Sauerstoff reinzukriegen.
Ich glaube nicht, dass die entsprechende Infrastruktur in wenigen Jahren dort stehen wird. Die seit Jahren laufenden Übungen mit den Verstärkungskräften waren nur möglich, weil diese auf nem schlammigen Platz in Typ2 Zelten untergebracht waren. Über mehrere Wochen auch nicht sonderlich attraktiv, da ist der Drang keine 90/5 Einsatzverwendungsfähigkeit zu bekommen schon da.
@all
Zur Frage der Infrastruktur gibt es einen tiefergehenden Artikel in der Loyal von April 2023.
https://www.reservistenverband.de/magazin-loyal/die-neue-ostflanke/
[blockquote] Bis 2027 soll ein EFP-Logistikhub in Rukla stehen. Die Fläche am Fluss Neris ist planiert. Beim loyal-Besuch wurde gerade das Erdreich verdichtet. Das Projekt wird von der NATO-Beschaffungsorganisation NSPA betreut, ebenso der Bau neuer Kasernen unter dem klangvollen Namen „Neris Terrace Infrastructure“ für 3.000 Soldaten. Um den Deutschen die Stationierung der EVA-Brigade in Litauen schmackhaft zu machen, planen die Litauer für die Bundeswehr drei kleine „Militär-Städte“ [/blockquote]
[blockquote] Südlich von Vilnius entwickeln wir das Trainingsareal Rūdninkai – künftig das größte Litauens, noch vor Pabradė. Während dort nur ein Bataillon üben kann, wird Rūdninkai das gemeinsame Manöver von drei Kampftruppenbataillonen ermöglichen. Unter anderem mit Schießständen für Panzer und Artillerie. Für die Bundeswehr planen wir drei „Militär-Städte“ – jeweils für Truppen in Bataillonsgröße. Das heißt moderne Unterkünfte mit Kantinen sowie Sport- und Freizeitzonen. Vorgesehen sind zwei dieser Städte am Nordrand des Trainingsareals von Rūdninkai, die dritte in Panevėžys im nördlichen Litauen. Die ersten Gebäude sollen 2025 entstehen, nach einem Standarddesign.
[/blockquote]
pi
Das ist eine ganz ausgezeichnete Nachricht. Selbstredend sind noch 75% der Dinge zu klären, aber das ist insbesondere für eine SPD-geführte Regierung ein großer Schritt. Chapeau.
Nun wird es allerdings immer notwendiger, die Struktur der Bw zukunftstauglich zu machen – 4.000 deutsche Soldaten (und evtl deren Familien) unweit der russischen Grenze sind ein „Asset“, das nicht einfach Stolperdrahtfunktion besitzen kann. Diese Dislozierung ergibt nur Sinn, wenn das Brigadeelement Teil einer kampfstarken Gesamtstruktur ist – und die kostet Geld. Richtig viel Geld, denn wir starten mit einer weitgehend zerschlagenen Armee. Und die notwendigen finanziellen Mittel wird es nicht einfach „on top“ geben, das gesamte System Bundeswehr muss wesentlich effizienter hierfür werden. Was bedeutet, viele liebgewonnene Strukturen, die nicht dem Zweck einer kampfkräftigen Truppe dienen abzuschaffen.
Wird ein ganz dickes Brett.
@Küstengang
Ihre Matheaufgabe ist nicht lösbar. ;)
Aber ansonsten gebe ich Ihnen recht.
Welches Familienbild wird da wieder transportiert? Frau ist eh Anhängsel des Mannes und kümmert sich um die Kinder, kann also mit nach Litauen.
ok modern geht anders.
oder man sucht BW Pärchen oder junge ungebundene Männer….
Ich kenne im übrigen privat 2 Familien am Frankreich Standort, da hatte auch die Frau immer engen Bezug zu Frankreich, was ja in einigen Regionen Deutschlands nicht ungewöhnlich ist. Bei Litauen…
„Naja das bedeutet das man eine komplette Garnison bauen muss mit Hausingareas und Schulen, kindergärten, Supermärkten ect. PP. “
Lidl ist sogar schon da und Aldi hat auch angekündigt nach Litauen zu expandieren.
Ansonsten kann man im Baltikum bestimmt auch gut leben. Ostseestrände, schöne Natur
und die Altstadt von Vilnius ist Welttkulturerbe. Eine deutsche Tradition im Baltikum
gibt es auch und Städte wie Riga (Lettland) und Kaunas (Litauen) gehörten der Hanse an.
Klaipeda (Memel) gehörte ja sogar bis zum 1. Weltkrieg zum Deutschen Reich bzw. Preußen.
Wenn die Bundesregierung und Litauen das ernsthaft angehen würden und
genug Geld bereitstellen würden, könnte man für die Famillien sicherlich
ein lebenswertes Umfeld schaffen,,,
Warum Litauen die haben keine direkte Grenze zu Russland. Estland und Lettland grenzen an Russland. Litauen grenzt nur an Belarus , hat man eventuell Angst das aus Belarus die große Gefahr droht ?
Aktuell könnte ich mir das ja von den Wagner Söldnern vorstellen aber die warten mit einem möglichen Angriff nicht ein paar Jahre.
[Kurzer Hinweis: Kaliningrad ist schon noch Russland. T.W.]
@Erwinson Ich denke es gibt genug alleinstehende kinderlose arbeitslose Menschen die sich ködern lassen. Wäre ich nicht 41 sondern 20 würde ich sofort gehen.
Gibt es denn ernsthafte Militärische Gründe für die Orte der Stationierung?
Ich habe selbst jahrelang in der Nähe von Prag und Breslau gearbeitet und war zumindest auf Dienstreisen in einigen anderen osteuropäischen Ländern, und daher könnte ich mir vorstellen, dass für mich zb 2 Punkte ausschlaggebend wären:
1. Vilnius. einfach schicke junge Stadt, auch wenn ich Prag wirklich mochte ist Vilnius trotz meines kurzen Aufenthalts cooler.
2. Oder einfach an der Ostsee. Ostsee geht immer ;)
In die litauische Pampa würde ich als junge Familie niemals, schon weil ich weiß, dass ätere „ländliche“ Bevölkerung in Osteuropa aus mehreren Gründen Vorbehalte gegen Deutsche haben. (ist bei der äteren Ostdeutschen Bevölkerung auch nicht anders mit „Fremden“.)
Ob Familien an einem Truppenübungsplatz leben wollen? naja…
In Ergänzung zu @politisch inkorrekt
@loyalmagazin
Das bisherige Angebot 🇱🇹 zur Infrastruktur einer #Bundeswehr-Brigade vor Ort:
3 „Militär-Städte“ für je ein Kampftruppenbataillon mit Unterkünften, Kantinen, Sport- u. Freizeitanlagen. Baubeginn 2025.
– 1 Bataillon in Panevėžys
– 2 Bataillone in Rudninkai
Siehe hierzu loyal-Bericht vom April:
https://reservistenverband.de/magazin-loyal/die-neue-ostflanke/
Im Link wird eine Brig mKr genannt, der Minister heute „eine robuste Brigade“. Schwere Kräfte, also eine mechBrig = PzBrig, erfüllt den Anspruch sowieso, X41 als Brig mKr aber z.B. auch.
Der Südosten von Litauen ist strategisch höchst wichtig:
„Die Suwalki-Lücke (auch Suwalki-Korridor, Suwałki-Lücke, englisch Suwalki Gap oder Suwałki Corridor, polnisch Przesmyk suwalski, litauisch Suvalkų koridorius) bezeichnet in der Terminologie der NATO das Gebiet um die Grenze zwischen Litauen und Polen, das die einzige Landverbindung der baltischen Staaten mit den übrigen NATO-Partnern darstellt und das Territorium der russischen Exklave Kaliningrad von Belarus trennt. Benannt ist es nach der polnischen Stadt Suwałki. “
https://de.wikipedia.org/wiki/Suwalki-L%C3%BCcke
@Herr Hartwig:
Aber nicht wundern wenn für Lidl Osteuropa die gewohnten Eigenmarken Produkte etwas „anders“ sind. Lidl kauft nämlich für Regionen unterschiedlich ein was Preis, Qualität usw angeht. Frankreich ist da im übrigen von der Qualität weit vorn, auch wenn ich den Lavendel Schaden der Franzosen bei gewissen Produkten nicht teile.
Ansonsten stimme ich Ihnen zu, was Nähe zu Vilnius oder Ostsee angeht.
Ich beiden Regionen ginge auch Englisch fast immer. Auch ein Vorteil wenn man noch kein littauisch kann.
[Ich schlage vor, die Debatte über die Qualität litauischer Supermärkte stellen wir erstmal zurück. T.W.]
@ Dominik
Welche Alternative schlagen Sie für dauerhafte Verwendungen im Ausland bzw. was schwebt Ihnen hierzu en Detail vor, was Ihrer Meinung nach zeitgemäß wäre? Mal ganz davon abgesehen, dass es auch Soldatinnen gibt, mit Mann und Kind – dann wäre der Mann das sog. Anhängsel.
Einerseits wird 4000 Soldaten dauerhaft, aber ohne Familien zu stationieren, die Attraktivität des Soldatenberufes nicht erhöhen. Die Stationierung mit Familie allerdings schwierig. Bei der Bundeswehr gibt es i.d.R. kein Base-Housing, wie es bei den US- oder britischen Streitkräften normal ist. In Holloman, Sheppard oder El Paso wurde/wird von den Luftwaffen-Familien der zivile Wohnungsmarkt genutzt.
Andererseits scheint es auch nicht sinnvoll, wenn 4000 Soldaten zur Sicherung der Ostflanke, also ganz vorne, ihre Familien in das mögliche Kampfgebiet mitnehmen. Für die US-Streitkräfte gilt Korea deshalb als“ Unaccompanied Tour“ und damit bleibt die Familie zu Hause. In Guam und Island übrigens auch.
Bin gespannt, welche Lösung gefunden wird.
@Flo
Mit der beruflichen Entscheidung, Soldat zu werden, bedeutet das zugleich, bereit und willens zu sein, Belastungen und Entbehrungen hinnehmen zu müssen, wie insbesondere den Umzug (mit Familie) an andere Standorte.
Zwar kann man verstehen und nachvollziehen, dass wahrscheinlich in Litauen die gewünschte Infrastruktur nicht im Bestzustand ist.
Aber wie stellt sich denn aktuell das Lagebild dar?
Die Situation in Moskau ist völlig instabil und damit auch völlig un berechenbar. Wir haben mit Blick auf die ‚Wagner – Truppen‘ gerade erlebt, dass ein schneller Vorstoß möglich ist.
Ich denke, die Regierung in Moskau hat das Heft des Handelns verloren und die ‚Wagner – Truppen‘ könnten militärische Einrichtungen übernehmen, auch Depots mit nuklearen Waffen.
Die mobilen Marschflugkörper 9M729 sowieso, wer Zugang zu dem Standort Schuja nordöstlich von Moskau hat, wissen wir nicht wirklich, ebenso wenig, ob nach Perwomajsk (Oblast Luhansk) wieder Atomwaffen gebracht worden sind. Belarus ist seit Monaten erklärtes Thema für eine Stationierung von Nuklearwaffen. Kaliningrad – Königsberg ist mindestens bezüglich der Infrastruktur für die Stationierung von Atomwaffen vorbereitet und vorgesehen.
Und das aktuelle Lagebild zeigt : die NATO ist nicht wirklich und nicht ausreichend auf das vorbereitet, was kommen könnte (worst case scenario).
Die Akteure in Moskau reagieren nur auf das, was sie sehen können. Die Aufstellung und Verlegung der zugesagten Brigade sollte schnellstmöglich erfolgen.
In einem SZ-Artikel vom 11.11.2013 mit der Überschrift „Deutschland zahlt Millionen für US-Militär“ wurden die durch D aufgewendeten Stationierungskosten, die sich wohl zur damaligen Zeit auf ca. 100 Millionen € jährlich beliefen, für die US-Truppen beleuchtet, Auch wenn die Frage vermutlich ketzerisch ist: Beteiligt sich Vilinius dann in vergleichbarer Weise an den dt. Aufwendungen in Litauen?
Das wird eine gewaltige Herausforderung, insbesondere wenn man die daran hängenden Punkte wie Familiennachzug, Kinderbetreuung, Housing etc. ernst nimmt. Aber eine, der man sich stellen und die man bewältigen kann.
Für die Bundeswehr ist das eine große Sache, für die Litauer eine noch größere. Deren Landstreitkräfte bestehen aus zwei Brigaden plus einer Reservebrigade – da wird eine zusätzliche Brigade gern gesehen sein.
@Thomas Becker
„… unweit der russischen Grenze …“
Sie sagen es. Wer nimmt dorthin seine Familie mit wenn es vielleicht einmal zugehen könnte wie in Butscha?
Davon ab: Rukla ist nicht El Paso (o.a.). Sicher ist es für lebensältere StOffz / Offz / UmP reizvoll einige Jahre in LTU zu dienen aber für jüngere DG mit Familie?
Und: Grundbetrieb vor Ort? Freizeitangebot, etc.? Da gab es ja bereits bei eFP die eine oder andere Herausforderung.
@Jo Hartwig sagt:
26.06.2023 um 15:01 Uhr
ich komme regelmäßig mit dem Schiff nach Riga, Liepaja, Klaipeder oder Ventspils… mit unter sehr schön da und da ist eigentlich alles an Infrastruktur was das Herz begehrt und auch mitten in der Rigaer Bucht noch bestes 5G Handynetzt. In Deutschland versagt das ja schon fast wenn man noch in der Kieler Förde ist.
Aber trotzdem würde ich da nicht leben wollen weil man mitunter nur sehr bedingt mit Englisch weiter kommt… Grade bei jedem der älter als Mitte 30’ig ist.
Und ob die Familie in einem NATO Getto in den weiten littauischen Wäldern leben will?
Bei den US Forces können Familienangehörige wenigstens weltweit for free mit Fliegen wenn da Mal Bedarf besteht kurz nach Hause zu kommen.
Ich lass mich gerne überzeugen das die Bundeswehr das hinbekommt…. vielleicht stellen sie auch nur das Gerät für eine Brigade hin und jedes Battalion Zuhause darf dann immer schön eine Kompanie oder einen Zug abstellen wo die Leute dann 2 oder 3 Monate nach Litauen versetzt werden.
Wenn die gesamte 41. verlegt wird kann ich mir vor stellen wie schnell die Manuela aus Schwerin bei Genosse Olaf in Berlin anruft…. Bla Bla… Strukturschwache Regina…. Bla Bla…. Arbeitsplätze…. Bla Bla Steuereinnahmen…. Bla Bla geht gar nicht…. schick doch die Gebirgsjäger aus Söderland….
Als jemand der Rukla in Litauen kennt frage ich mich, ob die Verwendung in Litauen nur auf Basis von Freiwilligkeit erfolgen soll.
Wer jung und kinderlos ist, der wird sich problemlos in Litauen zurechtfinden.
Mit Familie habe ich da schon meine Zweifel. Litauen ist nicht die 3. Welt. Es ist aber etwas anderes, im Urlaub eine Woche in Litauen zu verbringen als mehrere Jahre mit den Kindern in der Nähe von einem Truppenübungsplatz.
Militärisch ist das machbar. Sicherheitspolitisch vollkommen. Finanziell ein dickes Brett.
Daniel Degal sagt am 26.06.2023 um 14:32 Uhr:
„Wir hatten uns 1997 dazu verpflichtet, eine dauerhafte Stationierung von NATO-Truppen an der Ostgrenze zu unterlassen. Doch Deutschland begründet einen Bruch der Vereinbarung damit, weil Russland seinerseits ja die Vereinbarung gebrochen habe … tolle Deeskalationsstrategie!“
Und wo steht das nochmal?
@Küstengang01
„Aber trotzdem würde ich da nicht leben wollen weil man mitunter nur sehr bedingt mit Englisch weiter kommt… “
Wenn da dauerhaft 20.000 Deutsche in der Gegend sind, werden sich die litauischen Geschäftleute anpassen
wie in Urlaubsregionen mit vielen Deutschen.
@Florian Staudte
„Mit Familie habe ich da schon meine Zweifel. Litauen ist nicht die 3. Welt. Es ist aber etwas anderes, im Urlaub eine Woche in Litauen zu verbringen als mehrere Jahre mit den Kindern in der Nähe von einem Truppenübungsplatz.“
Wie würde sich Deine Einschätzung ändern, wenn sich die Bundeswehr, um eine super ausgestattete Deutsche Schule, gute medizinische Versorgung für die Angehörigen und kostengünstige Freizeitangebote wie nagelneues Schwimmbad, Tennisplatz, Reiterhof (für die Töchter) usw. kümmern würde?
Die Bundesregierung muss eben das Portemonnaie aufmachen, wenn sie dauerhaft zufriedenen Soldaten im Ausland will…
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Angehörige mit nach Litauen gehen würden, da diese im Ernstfall eine erhebliche Verwundbarkeit darstellten und kaum zu evakuieren wären.
Es ist außerdem eher unwahrscheinlich, dass die Planungen überhaupt so umgesetzt werden wie beschrieben, da auch Polen die Stationierung von Kräften anbietet und sich dabei weniger kompliziert anstellt als Deutschland.
man kann ja bei Personal und Material aus den vollen schöpfen, deswegen wird die Aufstellung und Ausstattung einer zusätzliche Brigade in Litauen kein Problem darstellen. Wäre hilfreich und glaubwürdiger, wenn man erstmal die Ankündigungen der Zeitenwende umsetzt….
Why not. Das könnte man sogar aus deutscher Hand haben – einige Mittelständler und Konzerne bieten das ganze als „governement services“ den Amerikanern in Deutschland an, inkl. der gewünschten US-Standards. Natürlich bauen die auch gern in DIN und haben teils Auslandsvertretungen.
Generell kann von den Amerikanern gut gelernt werden, wie sowas funktioniert. Die praktizieren das schließlich nicht nur in Deutschland seit Jahrzehnten erfolgreich, sondern auch in Japan, Südkorea etc. / Wenn man schlau ist, kombiniert man das auch gleich bei der Anwerbung mit Benefits wie beruflichen Qualifizierungen/Förderungen, die nach der Verpflichtungszeit einen geschmeidigen Einstieg ins Zivilleben ermöglichen.