Zum Schutz des NATO-Gipfels in Litauen: Bundeswehr zieht Patriot-Flugabwehr aus der Slowakei ab
Zum Schutz des NATO-Gipfels in der litauischen Hauptstadt Vilnius im Juli will die Bundeswehr Patriot-Flugabwehrsysteme zur Verfügung stellen und zieht dafür diese Waffensysteme aus der Slowakei ab. Bereits zuvor hatte das deutsche Verteidigungsministerium den slowakischen Streitkräften das Nahbereichs-Flugabwehrsystem Mantis angeboten, das vor allem einen Reparatur-Hub für an die Ukraine gelieferte Fahrzeuge schützen soll.
Den deutschen Schutz für das NATO-Treffen und den Abzug der Patriot aus der Slowakei kündigte das Verteidigungsministerium in Berlin am (heutigen) Freitagabend mit:
Auf Anfrage des Bündnisses wird Deutschland einen umfangreichen Beitrag zum Schutz des NATO-Gipfels im litauischen Vilnius im Juli 2023 leisten. In enger Absprache mit unserem Partner Litauen, der NATO sowie unseren weiteren Bündnispartnern werden wir land-, luft- und seegestützte Fähigkeiten zur Absicherung einbringen. Dafür werden auch Einheiten eingesetzt, die entweder aktuell an der Ostflanke des Bündnisses eingesetzt sind oder aus Deutschland heraus operieren können.
Für die bodengebundene Luftverteidigung werden wir unsere PATRIOT-Feuereinheiten aus der Slowakei sowie unterstützende Anteile aus Polen nach Litauen verlegen. Die Multinationale Air and Missile Defence Taskforce Slowakei wird damit beendet.
Die Sicherheit der Slowakei wird auch in Zukunft von zentraler Bedeutung für Deutschland bleiben. Dafür werden wir auch weiterhin unseren Beitrag leisten und eng an der Seite unseres Verbündeten Slowakei stehen: beim laufenden Ringtausch mit 15 Leopard 2A4 Kampfpanzern, bei der Beteiligung an der Multinationalen Battlegroup – demnächst auch mit Kampfpanzern, sowie mit der Abgabe der Waffensysteme MANTIS und zusätzlicher Luftraumüberwachungsradare einschließlich bereits angelaufener Ausbildung in Deutschland. Zusätzlich haben wir angeboten, die slowakische Luftverteidigung durch Air Policing unserer Luftwaffe zu unterstützen.
Deutschland hatte im März vergangenen Jahres gemeinsam mit den Niederlanden die Stationierung von zwei Patriot-Staffeln in der Slowakei begonnen. Das Land mit einer direkten Grenze zur Ukraine sollte eine Rückversicherung vor eventuellen russischen Luftangriffen erhalten. Nachdem später zwei deutsche Patriot-Feuereinheiten in Polen stationiert wurden und eine Patriot-Einheit an die Ukraine abgegeben worden war, blieben der Luftwaffe keine weiteren einsatzklaren Flugabwehrsysteme dieses Typs, die nach Litauen verlegt werden könnten.
Allerdings hatte sich ohnehin zuletzt die Frage gestellt, was die Patriot-Flugabwehr in der Slowakei genau schützt. Der Flugplatz in der Zentralslowakei, an dem sie stationiert waren, hatte nach Abgabe aller MiG29-Jets der Slowakei an die Ukraine weitgehend an militärischer Bedeutung verloren.
(Archivbild August 2022: Ein Soldat am Stargerät des Flugabwehrraketensystems Patriot auf dem Gelände der Air Base Sliač bei der NATO-Mission enhanced Vigilance Activities (eVA) in der Slowakei – Tom Twardy/Bundeswehr)
Gute Entscheidung.
In der Slowakei reichen die Mantis für punktuellen Schutz des Reparatur Hubs…
dazu vermutlich noch ein paar Eurofighter für Air Policing.
Die Patriots sind bei der Bundeswehr halt leider auch eine knappe hochwert Ressource… man muss mehr Patriots einsatzbereit bekommen … in Besitz der Bundeswehr sollten ja zwischen 8-12 Systeme sein… von denen ist aber wohl nur die Hälfte einsatzbereit
Wenn man jetzt schon Iris-T SLM hätte…
Für den NATO Gipfel werden vermutlich auch noch Eurofighter im air policing und ggf eine F124 für AAW in der Ostsee bereitstehen
@TW: wie darf man „demnächst auch mit Kampfpanzern in der multinationalen Battlegroup“ verstehen? in der Slowakei ist doch aktuell „nur“ ein Jäger Bataillon stationiert!?
vllt will man in der Slowakei auch noch ein bisschen Werbung für den aktuellen Leo2 machen…. in der Hoffnung dass die Slowakei sich zeitnahe Tschechien anschließt…in der Absicht neue Leo2A8 zu ordern!?
Der Schutz des Gipfels in Litauen gegen Luftbedrohung muss sein.
Die dazu erforderliche Verlegung der Bttr aus der Slowakei wirft aber erneut ein unerfreuliches Schlaglicht auf die begrenzten Fähigkeiten der Luftwaffe in der Flugabwehr.
Sicher hat das Nahbereichs-Flugabwehrsystem Mantis der FlgAbwRakGrp 61 im stationären Einsatz einen Stellenwert, ist aber auf immer noch zwei (?) begrenzt und eben ohne eigene taktische Mobilität.
Die „Multinationale Air and Missile Defence Taskforce Slowakei wird damit beendet“.
Und was läuft mit eVA, enhanced Vigilance Activities, zur Stärkung der Fähigkeiten der Bündnisverteidigung an der Ostflanke/Grenze zur Ukraine, ist damit gleichzeitig auch beendet? Immerhin gehörten eine JgKp und Teile eines Versorgungsbataillons dazu.
Die „Multinationale Air and Missile Defence Taskforce Slowakei wird damit beendet“.
Ist damit auch die Bedrohung verschwunden? Bzw. erwartet man zum Gipfel einen Enthauptungsschlag? Hat man beim Board zur DAL (defended assets list) die Prioritäten anders gesetzt?
Und: könnten das nicht auch die USA mit einem AEGIS Kreuzer bzw. mit AEGIS on shore in Polen übernehmen?
Ja aber. Kann man denn die Iris t SLM nicht einfach nachbestellen? Am besten slx. Und schnell.
Deutschland hatte mal 35 Patriot Staffeln. Ich habe bisher nirgendwo gelesen, was mit denen passiert ist.
Weiterhin müsste Deutschland aktuell noch 12 Staffeln haben. Was ist mit denen? Werden die nicht mehr instand gesetzt? Wenn ich hier richtig zähle, komme ich nur noch auf 4. Wo sind die anderen?
@all
Weil die Frage im vorangehenden Kommentar immer wieder kommt und die Antwort darauf ebenso immer wieder vergessen wird, schnell ’ne Überschlagsrechnung.
von 12 Patriot Feuereinheiten
– eine für die Ukraine
– sechs zum Upgrade bei der Industrie
– drei in Polen
– zwei (derzeit) in der Slowakei
und dann geht die Rechnung auf. So ungefähr jedenfalls.
@ Arno Schmidt
Einige Waffensysteme wurden nach Südkorea verkauft, andere scheinbar nach Spanien.
Wahrscheinlich sind eher 4 zum Upgrade bei der Industrie,
Drei in Polen
Zwei in der Slowakei (eine davon von den NL!?
Eine in der Ukraine
1-3 weitere für Übung/Training usw
…aber natürlich zu wenig…
von Iris-T SLM sollen zeitnahe (2024-2027) 6 Einheiten beschafft werden….
im Nachgang 4 gemischte Batterien Iris-T SLM/SLS
Die Iris-t SLX kann wohl leicht integriert werden…
Vorteil an Iris-t ggü Patriot ist dass es erheblich günstiger ist und weniger Personal benötigt…
Frage ist ob das abgegebene System an die Ukraine nachbeschafft wird, oder ob man lieber auf Iris-t setzt…
perspektivisch wären
8-12 modernisierte Patriots
6-18 Iris-t SLM/S/X
ziemlich nett
@Herr Schmidt:
Die ersten waren PAC1.
davon wurden nur 24 auf PAC2 aufgerüstet. PAC1 wäre eh unbrauchbar, glaube nicht, dass es die noch gibt -> wertlos
Von den 24 PAC2 wurden 5 an Spanien und 3 an Jordanien verkauft.
Von den 16 wurden wohl 13 (oder 12) auf PAC3 upgegraded. Siehe T.W.
Eigentlich müsste es doch noch 3 PAC2 irgendwo geben? Das Upgrade ist angeblich ja nicht allzu teuer….
PS:
Die Niederlande haben ihr einziges aktives PAC3 System ja nicht abgegeben, sondern nur (2?) Starter.
Die müssten doch aber noch 3 PAC2 rumstehen haben? Von früher den 4.
Ist es üblich, dass NATO-Gipfel durch Patriots gesichert werden?
@Dominik:
Danke für die Zusammenstellung…
aktuell denke ich nicht dass die Bundeswehr Neue Patriots beschaffen wird… man wird eher die restlichen vorhandenen 8-10 auf den neuesten Stand bringen…
und durch die Beschaffung von Iris-T SLS/M/X sich wieder besser in der Breite aufstellen…
Die Iris-t schaffen halt zu 1/3 bis 1/4 der Kosten einer Patriot Batterie (Anschaffung Batterie 150 Mio vs 500 Mio, Rakete 1 Mio vs 4 Mio) …fast 80% des Leistungsumfangs …
bei geringerem Personaleinsatz (fast noch wichtiger)
@Dirk Wege
27.05.2023 um 8:43 Uhr
Üblich ist, dass NATO-Gipfel gesichert sind, in diesem Fall sogar geschützt.
Bei Erkenntnis von Geografie und Bedrohungslage im NO erübrigt die Frage sich .
@KPK:
Die Frage ist aber dennoch warum der Gipfel in solch einem Spannungsumfeld stattfinden muss..
Zitat:“Der Schutz des Gipfels in Litauen gegen Luftbedrohung muss sein.“
Wirklich? Das maximale Bedrohungsszenario würde doch vielleicht von einer Drone ausgehen, die sich verflogen hat. Das kam ja nun schon mehrfach vor. Oder vielleicht von einer russischen Verkehrsmaschine mit abgeschaltetem Transponder.
Ein Nato-Gipfel in Kanada wäre viel weniger „bedroht“. Sieht man von chinesischen Wettterballons mal ab. Aber offenbar geht es der NATO vor allem um ein maximales Provokationspotential gegenüber Russland. Für die 20000 Extra Weihnachtspäckchen für Soldaten im Einsatz braucht man ja auch Abnehmer.
[Sorry, langsam ist es ermüdend. Ein NATO-Gipfel findet in einem Mitgliedsland statt, weil es um „vor allem um ein maximales Provokationspotential gegenüber Russland“ geht…? Ich bitte dringend darum, auf diesem Niveau nicht weiterzumachen. T.W.]
Wir sichern diesen NATO-Gipfel mir 2 PATRIOTs, EF und wahrscheinlich einer F124 ab. Das ist imho nicht „nötig“ und eine Show-of-Force (kein politisches Statement btw). Macht es Sinn dafür „slowakische“ PATRIOTs abzuziehen? Wenn die Russen nicht planen den 3.WK per Angriff auf das Tagungszentrum zu beginnen, sollte eine/mehrere Drohnen das max. Bedrohungspotential sein. Interessanterweise hat man dbzgl. von keiner Equipment-Anfrage gehört.
OT: Die dt. Flugabwehr ist momentan am absoluten Maximum. Warum kommt da nicht von den europ. Verbündeten mehr?
– Spanien hat 1* NASAMS in Lettland / da bleiben noch weitere NASAMS und PATRIOTS
– Frankreich hat 1*SAMP/T in Rumänien / da ist auch was frei
– Finnland hat auch NASAMS und PATRIOTs und ist jetzt in der NATO
– Italien sollte auch noch mehrere SAMP/T frei haben
– Schweden und Griechenland rechne ich hier gar nicht mit…
Ist die Einsatzbereitschaft dermaßen schlecht? Oder vergesse ich hier eine Menge an Missionen?
@Si vis pacem para bellum
Finnland hat NASAMS, aber keine Patriots, deswegen haben sie Davids Sling bestellt.
Ausserdem nimmt Finnland die Landesverteidigung sehr ernst, weshalb sie auch nicht wie wild Gerät abgeben.
@ KPK Wenn ich den 3.Weltkrieg anzetteln will, und darauf würde ein Angriff Russlands auf die Tagung hinauslaufen, dann mache ich das richtig. Da nutzen dann auch ein paar Patriots nichts. Da greife ich die Industrie und die Schaltzentralen an. So eine Tagung ist dann Beifang. Irgendwelche Stellvertreter werden in Brüssel den Laden ja wohl noch am Laufen halten. Um die Russen konventionell zu schlagen, reichen deren Fähigkeiten vollkommen aus. Bei Schutz vor Drohnen oder Zivilmaschinen, die ja auch von nichtstaatlichen Akteuren eingesetzt werden können, gehe ich ja noch mit. Aber für mich ist das ein Zeichen von Schwäche und Unsicherheit. Die stärkste Militärmacht des Planeten zittert vor Russland, das sich in der Ukraine verhoben hat.
@DirkWege
Hatte gehofft, Pfingsten bewahrt vor Merkwürdigem.
Aber für mich ist das ein Zeichen von STÄRKE und klarer ANSAGE. .
@KPK
Ein Zeichen von Stärke wäre es gewesen wenn DEU eine zusätzliche PATRIOT Einheit hätte deployen können und nicht hierfür einen laufenden Einsatz (der wohl dann doch nicht so wichtig war) hätte abbrechen (unterbrechen ?) müssen.
Merke: die Decke ist einfach zu kurz.
Davon ab: weshalb stationiert man die PATRIOT denn nicht dauerhaft in LIT zum Schutz unserer Kontingente dort?
Wenn ich den Artikel richtig interpretiert habe, dann lässt sich so eine einsatzgleiche Verpflichtung im Rahmen der Nato mit dem Einsatz von Spezialkräften zur Absicherung von politischen Großevents vergleichen. Ein Nato-Mitglied bittet Berlin als Bsp. um die Stationierung von Einheiten weil dem Gastgeber bestimmte Fähigkeiten so nicht oder nur im geringen Umfang zur Verfügung stehen scheinen.
Find ich nicht schlecht.
@ KPK Wenn Sie den Ort der Tagung meinen, bin ich bei Ihnen. Ohne Patriot wäre es für mich ein noch stärkeres Signal gewesen. Aber das ist wohl Ansichtssache. Noch einen schönen Pfingstmontag.
Da schon öfters gemutmaßt wurde, IRIS-T SLM sei ein toller Ersatz für Patriot:
IRIS-T SLM ist ein tolles System, aber für kurze bis mittlere Reichweite. Je nach Variante ist Wirkung gegen Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung und bis zu 30 Kilometern Höhe möglich.
Patriot ihat eine Reichweite von 160 km oder mehr.
Also füllt IRIS-T SLM sinnvoll eine Lücke, ist jedoch kein Ersatz für das MIM-104.
Der Schutz und die Sicherheit eines NATO-Gipfeltreffens sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Es ist auch kein Zeichen von Schwäche oder Furcht. Im Gegenteil. Der offenkundige Verzicht auf eine Absicherung wäre eine Botschaft, die man als Verteidigungsbündnis nicht senden will.
Was die Zahl der verfügbaren Flugabwehrsysteme betrifft, sollten das sicherlich bald wieder mehr werden. Ich musste aber schmunzeln, als ich die Auflistung des Hausherrn oben las. Klang ein wenig nach Tolkien: „Drei den Königen der Elben, hoch im Licht. Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein, den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun…“
@Metallkopf – „Der Schutz und die Sicherheit eines NATO-Gipfeltreffens sollte eine Selbstverständlichkeit sein…“
eine patriot-batterie würde Sie etwa entspannen?
vilnus ist in 30km entfernung von der weissruss. grenze und da das treffen monatelang im voraus geplant sei, ist es nur schleichwerbung für das system!
@gpc:
Woher wissen Sie, dass meine Entspannung nur von diesem einen Gerät herrührt? Es ist vielleicht das einzige deutsche PATRIOT, aber wie man oben lesen kann:
„In enger Absprache mit unserem Partner Litauen, der NATO sowie unseren weiteren Bündnispartnern werden wir land-, luft- und seegestützte Fähigkeiten zur Absicherung einbringen. Dafür werden auch Einheiten eingesetzt, die entweder aktuell an der Ostflanke des Bündnisses eingesetzt sind oder aus Deutschland heraus operieren können.“.
Da steht nix davon, dass das Patriot das einzige vor Ort eingesetzte System ist.
„Die stärkste Militärmacht des Planeten zittert vor Russland, das sich in der Ukraine verhoben hat.“
Nein, die stärkste Militärmacht, die die Anzahl ihrer Flugabwehrsystem an 10-Fingern abzählt, hat einfach nur Glück, dass sich Russland in der Ukraine verhoben hat. Ein Wink des Schicksals, beim nächsten Mal werden wir vielleicht nicht mehr soviel Dusel haben.