Übersicht geplanter deutscher Waffen für die Ukraine: Weitere Gepard bestätigt, gepanzerte Gefechtsfahrzeuge nicht erwähnt (Nachtrag: Gerhartz)

Die Bundesregierung hat ihre Liste der bisherigen und geplanten Waffenlieferungen an die Ukraine präzisiert – mit einigen Unterschieden zum vergangene Woche angekündigten bislang größten Waffenpaket. So ist von der Zusage von mehr als 100 gepanzerten Gefechtsfahrzeugen nicht mehr die Rede; dafür scheint die Lieferung weiter 15 Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer gesichert. Wie angekündigt soll die Zahl der Iris-T-SLM-Flugabwehrsysteme auf acht erhöht werden.

Die Liste des Kanzleramts, die zuvor am 26. April zuletzt aktualisiert worden war, wurde am (heutigen) Dienstag nach vier Wochen in neuer Fassung veröffentlicht (in einer etwas anderen Systematik; neu ist die Einordnung in Kategorien). Interessant sind dabei vor allem die neuen Zusagen, die im wesentlichen das vergangene Woche genannte Paket abbilden:

Gepanzerte Gefechtsfahrzeuge
110 Kampfpanzer LEOPARD 1* (Projekt gemeinsam finanziert mit Dänemark)
20 Schützenpanzer MARDER*
Munition für Kampfpanzer LEOPARD 1*
Munition für Schützenpanzer MARDER*

Luftverteidigung
6 Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM* (zuvor: 2)
Flugkörper Iris-T SLM*
12 Startgeräte Iris-T SLS*
Flugkörper Iris-T SLS (aus Bundeswehr- und Industriebeständen*)
7 Luftraumüberwachungsradare TRML-4D* (zuvor: 2)
18 Flakpanzer GEPARD* (zuvor: 3)

Artillerie
26.350 Schuss Artilleriemunition 155 mm* (zuvor: 6.350)

Pionierfähigkeiten
5 Brücken für Brückenlegepanzer BIBER*

Schutz- und Spezialausrüstung
71 Aufklärungsdrohnen VECTOR*
121 Aufklärungsdrohnen* (zuvor: 108)
10 Überwasserdrohnen*
40 Bodenüberwachungsradare*
3 Drohnensensoren*
1 Satcom Überwachungssystem*
2000 portable Lichtsysteme*

Logistik
12 Schwerlastsattelzüge M1070 Oshkosh*(zuvor: 1)
30 Tankfahrzeuge (Wasser/Kraftstoff)*

Durchhaltefähigkeit
13 Krankenkraftwagen*
kontinuierliche Lieferung von Sanitätsmaterial*
100 Maschinengewehre MG5*
100 Granatmaschinenwaffe MGW*
11.000 Einheiten Gruppenverpflegung

(Das * markiert Lieferungen der Industrie; die nicht markierte Ausrüstung wird von der Bundeswehr zur Verfügung gestellt)

Nicht auf der Liste: Die vergangene Woche noch genannten über 100 gepanzerten Gefechtsfahrzeuge. Unter der Überschrift Gepanzerte Gefechtsfahrzeuge werden allein die Leopard1-Kampfpanzer und Marder-Schützenpanzer genannt, die auch zuvor schon gesondert aufgeführt wurden. Damit ist die Frage, ob dieser Posten, den die Ukraine für eine mögliche bevorstehende Offensive dringend brauchen könnte, erst einmal zurückgestellt ist.

In der vergangenen Woche hatte es auch eine gewisse Verwirrung um die Lieferung weiterer Gepard-Flugabwehrpanzer gegeben. Auf der Liste des Verteidigungsministeriums wurden sie nicht genannt. Die deutsche Botschafterin in den USA, Emily Haber, kündigte sie dann in einem Tweet an und zog das wenige Tage später ebenfalls via Twitter wieder zurück. Nun kommen sie doch – und die Zahl von exakt 15 Gepard legt die Vermutung nahe, dass es sich um die von Deutschland an Katar gelieferten Waffensysteme handelt.

Das Thema Kampfjets für die Ukraine spielt für Deutschland bei den Waffenlieferungen keine Rolle. Vor dem Treffen der Außen- und Verteidigungsminister der EU am Dienstag in Brüssel verwies der deutsche Ressortchef Boris Pistorius darauf, dass Deutschland zu der Ausbildung von Piloten für die F-16-Kampfjets wenig beitragen könne – schließlich habe die Bundeswehr keine Flugzeuge dieses Typs. Dennoch werde derzeit geprüft, ob es Möglichkeiten für die Unterstützung gebe, wenn auch begrenzt:

Pistorius_F-16-Koalition_Brüssel_23mai2023     

 

Die in der Tat überschaubaren Möglichkeiten der Luftwaffe in diesem Fall sind absehbar, auch wenn der Minister sie nicht nennen wollte: Taktische Ausbildung auf westlichen Flugzeugen, unabhängig vom Typ, und Ausbildung an den eingesetzten Waffen wie Luft-Luft-Raketen kämen voraussichtlich infrage.

(Der Vollständigkeit halber und fürs Archiv: Die komplette Frage- und Antwort-Runde mit Pistorius in Brüssel:

20230523 Doorstep BM RfAB     

 

Nachtrag: Zu Kampfjet-Lieferungen an die Ukraine und zur möglichen deutschen Rolle dabei haben die Kolleg*innen des NDR-Podcast Streitkräfte und Strategien ein Interview mit Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz geführt:

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Lage-in-Bachmut-Tag-454-mit-Ingo-Gerhartz,audio1387046.html

(Archivbild: Schießen mit dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard auf Luftziele am 06. Oktober 2004 – Michael Mandt/Bundeswehr)