Deutschland genehmigt Lieferung von MiG29-Kampfjets aus Polen an Ukraine (Neufassung)
(Nachgetragen aus organisatorischen Gründen) Die Bundesregierung hat die Lieferung von fünf MiG29-Kampfjets aus sowjetischer Produktion an die Ukraine genehmigt, die vor rund 20 Jahren von der Bundeswehr an Polen abgegeben worden waren. Diesen Re-Export hatte die Regierung in Warschau entsprechend den Vertragsbedingungen beantragt. Aus Sicht der deutschen Regierung bedeutet das keine neue Qualität in der Unterstützung, weil es sich nicht um moderne Kampfjets westlichen Typs handelt.
Am (gestrigen) Donnerstag war zunächst die Anfrage aus Polen öffentlich bekannt geworden, wenig später bestätigte die Bundesregierung die Genehmigung dieser Waffenlieferung an die Ukraine. Aus der Mitteilung des Verteidigungsministeriums:
Die Bundesregierung hat heute dem Reexportantrag der polnischen Regierung zur Abgabe von fünf MiG-29 aus früheren Beständen der Nationalen Volksarmee zugestimmt. Der polnische Präsident Duda hat bereits beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Selenskij in Warschau am 5. April 2023 angekündigt, sämtliche polnische MiG-29 an die Ukraine zu übergeben.
Verteidigungsminister Pistorius sagt dazu:
„Ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir unseren polnischen Partnern die Lieferung von fünf MiG-29 aus ehemaligen NVA-Beständen an die Ukraine zusagen können. Der Antrag ging erst heute bei uns ein. Ich begrüße, dass wir in der Bundesregierung gemeinsam diese Entscheidung erzielt haben. Das zeigt: auf Deutschland ist Verlass!“
Mit einem Überlassungsvertrag vom 24. Juni 2003 wurde zwischen Deutschland und Polen die Abgabe von MiG-29 aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee vereinbart. Der Vertrag enthält eine Endverbleibsklausel, die vorsieht, dass eine Weitergabe der MiG 29 an Dritte durch Polen der schriftlichen Zustimmung der deutschen Seite bedarf. Neben den von der Bundeswehr übernommenen MiG-29 hat Polen auch von der ehem. UdSSR und ehem. Tschechoslowakei gelieferte MiG-29 im Bestand.
Die deutsche Haltung, diese Genehmigung bedeute noch keine Entscheidung über die Lieferung westlicher Kampfjets an die Ukraine, machte Pistorius am Rande seiner Afrikareise noch einmal deutlich:
Nun ist die Bundesregierung in der Tat an der Debatte über weitere Kampfflugzeuge nur am Rande beteiligt: Das Interesse der Ukraine richet sich auf den Typ F-16 aus US-Produktion, der von zahlreichen NATO-Staaten genutzt wird – aber eben nicht von Deutschland. Wenn es konkret um eine Genehmigung für solche Lieferungen geht, hat Deutschland damit nichts zu tun.
Die MiG29-Lieferungen aus den Beständen der polnischen Streitkräfte hatte Präsident Andrzej Duda Mitte März angekündigt. Der Vorteil sei, dass die Maschinen von den ukrainischen Streitkräften direkt genutzt werden könnten – eine Argumentation, die auch von Deutschland geteilt wird. Allerdings hatte die Bundesregierung diese Argumentation zunächst auch bei der Frage der Panzerlieferungen vertreten und deshalb zunächst im so genannten Ringtausch nur die direkte Lieferung von Kampfpanzern aus sowjetischer Produktion an die Ukraine befürwortet. Erst unter internationalem Druck war auch Deutschland zu Abgabe von solchen Gefechtsfahrzeugen aus deutscher Produktion bereit.
Der polnische Präsident hatte bei seinen Ankündigungen zuvor offen gelassen, ob Polen auch von Deutschland übernommene Maschinen abgeben wollte. Die Bundesregierung hatte damals erklärt, keine entsprechende Anfrage aus Polen erhalten zu haben. Dass der Antrag sofort genehmigt wurde, nachdem er in Berlin einging, ist wenig überraschend: In der Regel werden solche Anfragen erst gestellt, wenn eine positive Antwort zu erwarten ist.
Die Luftwaffe hatte die MiG nach der deutschen Einheit von der Nationalen Volksarmee der DDR übernommen und eine Zeitlang auch selbst geflogen. Nach der Ausmusterung bei der Bundeswehr erhielt Polen insgesamt 22 dieser Maschinen. Ganz klar ist nicht, wie viele der einstmals gelieferten Flugzeuge aus Deutschland von den polnischen Streitkräften noch genutzt werden.
Nach Informationen von Augen geradeaus! wurden nur 14 der 22 Maschinen in die polnische Luftwaffe eingeführt, drei davon wurden später ausgemustert. Zwei weitere gingen durch Unfälle verloren, so dass vermutlich noch neun ehemalige NVA-Kampfjets in den Streitkräften Polens im Einsatz sind.
(Archivbild: Eine MiG-29 der Nationalen Volksarmee in Preschen am 23. August 1990, kurz vor der deutschen Einheit – Rob Schleiffert)
Zack, einfach ohne große Diskussion beschlossen. Ich bin tatsächlich positiv beeindruckt.
Hallo,
die Mig’s sind ja schön und gut . Gibt es auch Informationen darüber, ob auch die notwendigen Waffen (Bomben , Flugkörper) mitgeliefert werden ?
Was ist denn da noch an Bewaffnung mitgeliefert?
Also zumindest die deutschen MiG wurden alle auf NATO-Standard umgerüstet, also Navigation, Kommunikation und Waffenträger.
So einfach wie es in den Medien dargestellt wird, dass die ukrainischen Piloten nur in die Maschinen setzen müssen und sofort einsatzfähig sind, dürfte sich das in der Praxis nicht darstellen. Es sei denn, da liefen schon im Hintergrund Fortbildungslehrgänge…
Heißt dann natürlich auch, dass der Westen die notwendigen Waffen liefern werden muss.
Welche das konkret sind, also für welche die MiG hier umgerüstet und zertifiziert wurden ist mir leider nicht bekannt, vllt wissen hiesige User oder der Hausherr mehr.
Interessant zu wissen wäre es schon.
Also meines Wissens wurde nichts an neuen Waffensystemen integriert. Alamrotte hat man mit BK und R-73 geflogen.
Die R-27 wurde meines Wissens nach von der Luftwaffe nie operativ eingesetzt, sondern nur testweise verschossen.
Was Luft-Boden-Waffen angeht keine Ahnung, aber bei der LW war die MiG ja praktisch reiner Jäger
„Ganz klar ist nicht, wie viele der einstmals gelieferten Flugzeuge aus Deutschland von den polnischen Streitkräften noch genutzt werden.“
Laut einer Liste von scramble.nl sind noch zehn ex-deutsche MiG-29 aktiv, davon drei Doppelsitzer. Link kann folgen wenn T.W. genehmigt.
Etwas mehr On Topic:
Andere Medien sprechen von 5 Fluggeräten aus ehemals deutschen Beständen. Kann jemand die eine oder andere Zahl bestätigen?
[Was genau ist an dem ersten Satz „Die Bundesregierung hat die Lieferung von fünf MiG29-Kampfjets aus sowjetischer Produktion an die Ukraine genehmigt“ nicht so recht verständlich? T.W.]
omg 14.04.2023 um 10:14 Uhr
Es wird gemunkelt die Polen hätten es sowieso getan. Ähnliches zeichnete sich auch bei den Leoparden ab. Was blieb denn also übrig?
ein wenig Off Toipc: Aber Interessant wäre ja auch , wo die Ukraine Ihre Munition für die bestehenden MIGs, Helikopter, Flugabwehrsysteme etc. aus russischer Produktion bekommen. Oder ist da irgendwann Ende ? Wenn ja, wäre ja eh der einzige Weg komplett auf westliche Waffensysteme zu wechseln
@JCR:
Gerade die R-27 wäre ja wichtig.
noch besser wäre, wenn die MIG in Polen noch für mehr westliche Raketen upgegraded worden wäre wie bei der AGM-88…
Dient dem Fähigkeitserhalt, selbst wenn nichts weiter mitgeliefert werden würde.
Selbst wenn alles scheitert (Munition/Ersatzteile/Bewaffnung) sind die immer noch als Ersatzteilspender/zur Ausbildung zu gebrauchen.
@Jan sagt:
14.04.2023 um 20:52 Uhr
Bezüglich Munition gibt es ja weltweit viele Länder die Sowjet-/Russische Technik benutzen und teilweise eigene Munitionsproduktionslinien unterhalten.
kleine Anekdote dazu… ein befreundeter Lotse auf dem Kielkanal erzählte mir letztens das er ein Schiff mit knapp 50 Containern Artilleriemunition für die Ukraine bestimmt Lotsen müsste. Der Dampfer kam aus Nordafrika und ging nach Polen. Die Bundespolizei war sich auch erst nicht sicher was sie damit anfangen sollte aber es kam Recht schnell der Anruf das das Schiff weiterfahren darf.
@T.W.
Ah, jetzt hab ich meinen Fehler: Polen wird nicht alle Ex-NVA Maschinen abgeben.
Wobei da gleich wieder eine Reihe Fragen dran hängt:
Wurde teilweise abgelehnt?
Wurde noch nicht gefragt?
Will Polen nicht?
Taugen die nicht mehr?
Ich schätze aber das es für entsprechende Antworten einfach nur etwas Geduld braucht, kein Grund nach einem Haar in der Suppe zu suchen.
„Es wird gemunkelt die Polen hätten es sowieso getan. Ähnliches zeichnete sich auch bei den Leoparden ab. “
Seltsame Wahrnehmung der Realität: Die K2-Panzer, die gerade aus Korea an Polen geliefert werden, enthalten immer noch deutsche Bauteile (Getriebe), der Export nach Polen erfordert also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das OK der Bundesregierung. Nun machen wir mal das Gedankenexperiment, dass Polen Leopard 2 ohne deutsche Zustimmung in die Ukraine liefert….
Oben fiel ja bereits der Begriff „Fähigkeitserhalt“. Praktisch bedeutet das vor allem, die russische Luftwaffe weiter daran zu hindern, tief in den Luftraum der Ukraine einzudringen um die Nachschubwege und Rüstzentren der Ukraine zu unterbrechen. Dafür benötigt die Ukraine Luftabwehrsysteme und einsatzbereite Jagdflugzeuge, und genau dafür sind die Migs 1:1 Ersatz
Weshalb Russland überhaupt keine Anstalten macht, den Luftraum bis Lwiv zu kontrollieren ist für mich das größte Mysterium der russischen Strategie. Exisitieren die hunderte modernen Jagdbomber der Russen evtl. nur auf dem Papaier?