Westliche Kampfpanzer für die Ukraine: Leopard und Abrams in der Planung

Nach lang andauernder öffentlicher Debatte vor allem in Deutschland zeichnet sich ab, dass die Ukraine Kampfpanzer aus westlicher Produktion bekommt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich nach Medienberichten entschlossen, die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern auch aus der Bundeswehr zu genehmigen. Gleichzeitig sind die USA offensichtlich bereit, nun doch ihre Abrams-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern.

Die Freigabe der schweren Gefechtsfahrzeuge aus beiden Ländern folgt damit dem Muster der Lieferung von Schützenpanzern: Auch da hatten zeitgleich die USA die Abgabe ihrer Bradleys und Deutschland die Lieferung von Marder-Schützenpanzer angekündigt. Offiziell bestätigt wurde der neue Schritt am (heutigen) Dienstagabend (KORREKTUR) zunächst weder aus Berlin noch aus Washington.

Die USA hatten bislang die Lieferung ihrer Abrams-Kampfpanzer unter Hinweis auf technische und vor allem logistische Probleme bei einem Einsatz in der Ukraine abgelehnt. Deutschland wiederum soll ohne gleichzeitiges Vorgehen der USA nicht dazu bereit gewesen sein, eigene Leopard-Kampfpanzer zu liefern oder auch nur den Re-Export von solchen Gefechtsfahrzeugen aus anderen NATO-Mitgliedsländern zu genehmigen.

Über den Meinungswechsel hatte am Dienstag zuerst das Wall Street Journal berichtet:

The Biden administration is leaning toward sending a significant number of Abrams M1 tanks to Ukraine and an announcement of the deliveries could come this week, U.S. officials said.
The announcement would be part of a broader diplomatic understanding with Germany in which Berlin would agree to send a smaller number of its own Leopard 2 tanks and would also approve the delivery of more of the German-made tanks by Poland and other nations.

Laut US-Nachrichtenportal Politico sind 30 bis 50 dieser Panzer vorgesehen.

Deutschland ist nach einem Bericht des Spiegels (hinter Paywall) bereit, mindestens eine Kompanie Leopard 2A6 zur Verfügung zu stellen, die aus dem von der Bundeswehr aktiv genutzten Bestand kommt. Eine Kompanie verfügt in den deutschen Streitkräften über 14 (KORREKTUR) dieser Kampfpanzer.

Damit scheint die Entscheidung gefallen, nicht die in nur geringer Zahl in der Bundeswehr vorhandenen älteren Varianten Leopard 2A5 abzugeben – unter anderem, weil für das neuere Modell 2A6 auch mehr Ersatzteile vorhanden sind. Zuvor hatte allerdings Polen, das schon seit längerem auf eine abgestimmte Lieferung von Leopard-Kampfpanzern aus europäischen Ländern dringt, den seit Tagen angekündigten Antrag auf eine deutsche Exportgenehmigung gestellt – für das noch ältere Modell Leopard 2A4.

Eine öffentliche Bekanntgabe der Panzer-Lieferungen an die Ukraine aus Berlin und Washington wurde für den (morgigen) Mittwoch erwartet.

Nachtrag: Nach einem Bericht von Associated Press ist offen, ob die US-Panzer aus den Beständen der Streitkräfte kommen – oder aus der Industrie, was eine deutlich spätere Lieferung bedeuten würde:

The decision could be announced as soon as Wednesday, though it could take months or years for their delivery.
U.S. officials said details are still being worked out. One official said the tanks would be bought under an upcoming Ukraine Security Assistance Initiative package, which provides longer-range funding for weapons and equipment to be purchased from commercial vendors. (…)Weapons provided through the Ukraine Security Assistance Initiative can take many months to several years to reach the battlefield.

(Angesichts der Bedeutung habe ich das Thema aus dem Ukraine-Sammler ausgekoppelt; ggf. weiter nach Entwicklung)

(Archivbild Mai 2022: M1A2 Abrams-Kampfpanzer, links, und polnische Leopard-Kampfpanzer, rechts, bei der Übung Defender Europe 22 in Drawsko Pomorskie in Polen -U.S. Army photo by Capt. Tobias Cukale)