Neuer Sprecher fürs Verteidigungsministerium: Pistorius holt ARD-Korrespondent Stempfle
Als erste – öffentlich bekannt gewordene – Personalentscheidung hat der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius den Posten seines Pressesprechers neu besetzt. Auf den früheren ARD-Korrespondenten Christian Thiels, der für die Ministerinnen Annegret Kramp-Karrenbauer und Christine Lambrecht sprach, folgt der derzeitige ARD-Korrespondent Michael Stempfle.
Die Mitteilung des Ministeriums:
Der ARD-Journalist Michael Stempfle wird neuer Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung und Leiter Stab Informationsarbeit. Stempfle war bislang als Korrespondent für den SWR im ARD-Hauptstadtstudio tätig und hat sich vor allem zu Themen der Inneren Sicherheit einen Namen gemacht. Verteidigungsminister Pistorius: „Ich freue mich, dass wir mit Michael Stempfle einen in Berlin gut vernetzten Medienprofi mit viel Erfahrung für die anspruchsvolle Aufgabe haben gewinnen können.“ Stempfle folgt auf Christian Thiels, der sowohl für Ministerin Lambrecht als auch ihre Vorgängerin Kramp-Karrenbauer als Sprecher tätig war. Der Wechsel findet in freundlichem Einvernehmen statt. Minister Pistorius bedankt sich bei Christian Thiels für sein Engagement, für die sehr gute Unterstützung in den ersten Tagen im Amt und freut sich, dass er dem Verteidigungsministerium an anderer Stelle mit seiner Expertise erhalten bleibt. Der Zeitpunkt des Wechsels wird derzeit abgestimmt.
Stempfle hatte sich bislang überwiegend mit dem Thema innere Sicherheit befasst. Auf seinem Twitter-Profil gibt er derzeit seine Schwerpunkte so an: Schwerpunkt Innenpolitik; ARD-Terrorismusexperte.
(Archivbild Mai 2017: Michael Stempfle im ARD-Hauptstadtstudio – Reiner Freese/ARD-Hauptstadtstudio)
„und freut sich, dass er dem Verteidigungsministerium an anderer Stelle mit seiner Expertise erhalten bleibt.“
Und wieder versorgt . . .
Grundsätzlich ja schön, wenn man eine andere (bessere) Kommunikation im BMVg will. Wenn hier aber ÖR-Mann auf ÖR-Mann folgt, und der neue in seinem letzten verlinkten Beitrag („Designierter Verteidigungsminister Pistorius – ein Vollblutpolitiker, der anpackt“) ein Lob nach dem anderen über den neuen Dienstherrn zu berichten weiß … Sagen wir mal so: Der Diskussion um die Staatsnähe der ÖR ist das nicht zuträglich, gab ja auch null Tage Karenzzeit wie sich das hier liest.
Wobei ich fairerweise dieser Tage oft an den letzten Regsprecher Seibert (Ex-ÖR) zurückdenken musste, sobald ich Hebestreit las. Der musste zwar auch öfter schwurbeln, aber es schien dann inhaltlich doch mehr rüberzukommen. Aber klar: Der beste Sprecher kann auch nur so gut performen, wie es das Quellmaterial bzw. der zu vertretende Amtskörper zulassen.
Wie ist die Einschätzung? Eine eher „normale“ Personalentscheidung, nach der irgendwann jeder einmal wechselt, oder „musste“ hier jemand ausgetauscht werden?
@JaHo:
„und freut sich, dass er dem Verteidigungsministerium an anderer Stelle mit seiner Expertise erhalten bleibt.“
Und wieder versorgt . . .“
Das dürfte daran liegen, dass Thiels als Ministerialdirgent (B6) kein politischer Beamter, sondern Karrierebeamter sein dürfte und damit erstmal grundsätzlich nicht in den Einstweiligen Ruhestand versetzt werden kann, sondern einen Anspruch auf Weiterverwendung hat.
Zumal er auch lange genug im Amt ist, um nicht mehr „auf Probe“ zu sein.
(Zumindest habe ich nichts gefunden, dass die Sprecherstelle ausnahmsweise „politisch“ wäre)
Zur Sache: Der Wechsel war überfällig, dass sich Pistorius jemanden holt, mit dem er schon zu tun haben gehabt haben dürfte, erscheint auch logisch.
Dass er vom ÖRR kommt, ist mir dabei ehrlich gesagt lieber als z.B. jemand vom Springer-Verlag. Obwohl wir natürlich alle wissen, dass ein bestimmter freier Journalist aus dem Sicherheitspolitischen Bereich vermutlich am besten wäre ;-)
[Ehe der OT um sich greift: Ich bin für solche Aufgaben nicht geeignet ;-) T.W.]
Wird spannend, zu sehen, wie für Herrn Stempfle – dem ich viel Glück und Erfolg in der neuen Aufgabe wünsche – der Wechsel von der einen Seite des Netzes der Hauptstadtpresse auf die „andere“ Seite sein wird. Auch spannend ist m.E. die Frage, was ein hoch qualifizierter, B6-besoldeter Journalist und Ex-BMVg-Sprecher als neuen Job im BMVg bekommt.
@Beamtenente: Ein Sprecher braucht die glaubwürdige Hintertür, es nicht zu wissen und nachreichen zu dürfen.
@T.W ist der Republik wandelndes SiPo Lexikon.
Ich schau mal ein wenig in die Glaskugel und tippe auf die Top3 am häufigsten Antworten in den nächsten PKs von Herr Stempfle:
„Das muss ich Ihnen leider nachliefern“
„Diese Zahlen habe ich gerade nicht parat“
„Das können sie in XXX nachlesen“
Naja wahrscheinlich wird wenigstens ein Marder von einem Leopard zu unterscheiden sein. Allerdings kann das inzwischen auch ein Busfahrer und eine Grundschullehrerin.
Gab es wirklich niemanden in Deutschland der die 3 Kompetenzen: Medienerfahren, Verteidigungs/Sicherheitspolitik-erfahren und vertrauenswürdig auf sich vereint?
Einen erfahrenen Journalisten durch einen erfahrenen Journalisten zu ersetzen, ist nicht ungewöhnlich. Dass man persönlich geeignete (lies verwaltungsaffine, sozialdemokratienahe) Journalisten auch eher aus dem ÖRR bekommt, überrascht auch nicht. Woher soll so jemand denn sonst kommen? Von der taz*?
Mich nervt auch, dass der nach einem Wechsel der Hausspitze häufiger vorkommende Austausch von Personen in Schlüsselpositionen immer gleich zum Orakeln missbraucht wird, als gebe es dort „alte Rechnungen zu begleichen“ oder Leute „zu versorgen“. Ja, das kommt auch mal vor, aber meist ist die Personalrochade eher eine Frage ob es menschlich und persönlich harmoniert und ob da in der M-Etage das nötige Vertrauen in die engsten Mitarbeiter da ist; ohne das kann man es nämlich als Minister gleich lassen.
Dass unser Hausherr für diese Art Position nicht zur Verfügung steht, freut mich sehr, bedeutet es doch gutes für den weiteren Fortbestand einer exzellenten SiPo-Informationsquelle.
* Nichts gegen die taz an sich, ich schätze das Blatt als notwendige linke Gewissensstimme in einer vielfältigen Medienlandschaft durchaus, aber tendenziell sind deren Journalistinnen und Journalisten eher staatsfern und verstehen auch manchmal nicht so richtig viel davon, wie Verwaltung funktioniert.
Zitat:“[Ehe der OT um sich greift: Ich bin für solche Aufgaben nicht geeignet ;-) T.W.]
Das macht sie mir so sympathisch. Ausserdem müssten Sie diesen Blog dann vermutlich ruhen lassen und dass würden alle hier furchtbar bedauern.
Gutes Gelingen Herrn Stempfle.
Einige Aspekte, die mich wundern, unabhängig von der Person:
1. Fachkompetenz
2. Führungskompetenz
3. Prozess- und Organisationskompetenz
Im Einzelnen:
1. Fachkompetenz
Journalismus ungleich PR.
Fragen stellen unterscheidet sich immanent vom Fragen beantworten bzw. was noch wichtiger ist vom Nicht-Beantworten. Die Wechsel-Bewegungen aus Journalismus in Pressestellen sind seit jeher zu beobachten, auch Scholl-Latour wechselte die Seiten. PR nutzt Instrumente des Journalismus. Aber nicht alle Instrumente der PR sind im Journalismus geläufig. Um Spitzenniveau zu erreichen, bedarf es viel Erfahrung oder guter Beratung.
2. Führungskompetenz
Neben der Sprecherrolle geht es um die Führung eines Stabes in einem höchst anspruchsvollen Umfeld. Es gibt mehrere unterstellte Bereiche, zahlreiche Mitarbeiter. Dabei dürfte es um die gesamte Palette an Führungsaufgaben gehen: Informationsverhalten, Delegationsfähigkeit, Teambildung, MA-Förderung/ -Forderung, Mediationskompetenz, Konfliktlösungsfähigkeit usw.
Diese Stelle ist keine zum Üben. Es geht nicht um drei Schreibkräfte: Das Führen von Führungskräften ist maximal anspruchsvoll. Dass es sich um Spitzenpersonal mit höchster akademischer Bildung handelt, macht das Ganze nicht einfacher.
3. Prozess- und Organisationskompetenz
Jede Organisation funktioniert nach ihren eigenen Regeln, egal ob Behörde, Ministerium, Anstalt oder Redaktion. Es gibt ungeschriebene Gesetze und eine jeweils eigene Kultur. Dazu gibt es geübte Herangehensweisen, wie man mit Herausforderungen umgehen kann. Dieses Wissen kann man sich nicht kurzfristig aneignen. Es resultiert aus langjähriger Erfahrung aus anderen Kontexten. Die Arbeit in einer Redaktion unterscheidet sich in vielfältiger Weise von der Funktionsweise eines Stabes: Deadline vs. Unterschriftenmappe, Abnahmeprozedere vs. Leitungsvorlagen, Reporterreisen vs. strategische Mittagessen,…
Herrn Stempfle alles Gute, ich kenne ihn nicht und weiß nicht um seine konkreten Erfahrungen auf seinen bisherigen Positionen. Ich hoffe, dass er im Sinne guter Kommunikationsarbeit die genannten Aspekte wird ausfüllen können.
Horrido.