Bundeswehr muss eigene Marder an die Ukraine abgeben (Neufassung)
Die Bundeswehr wird für die geplante Lieferung von Marder-Schützenpanzern an die Ukraine Gefechtsfahrzeuge aus ihrem Bestand abgeben müssen. Das kündigte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht an. Sowohl die Ausbildung von ukrainischen Soldaten an diesen Schützenpanzern als auch die Übergabe sollen nach Regierungsangaben noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres stattfinden.
Nachdem am (gestrigen) Donnerstagabend Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden die erstmalige Lieferung von Schützenpanzern aus westlicher Produktion an die Ukraine angekündigt hatten, sprachen Lambrecht und ihr US-Kollege Lloyd Austin am (heutigen) Freitag über weitere Einzelheiten. Aus den Angaben der Ministerin dazu:
Gemeinsam und in enger Abstimmung mit unseren amerikanischen Verbündeten gehen wir den nächsten Schritt bei der Unterstützung der Ukraine in ihrem mutigen Kampf gegen Russlands brutalen Angriffskrieg.
Mit meinem US-Amtskollegen Lloyd Austin habe ich mich heute darüber ausgetauscht, wie Deutschland sein Engagement bei der Luftverteidigung durch die Lieferung einer Patriot-Feuereinheit inkl. eines Munitionspakets weiter verstärken wird. Mit diesen Systemen schützen wir schon jetzt die NATO-Ostflanke in der Slowakei und demnächst auch in Polen. Jetzt ergänzen wir die bereits in der Ukraine eingesetzten und von Deutschland bereitgestellten Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer sowie das hochmoderne IRIS-T-SLM-Luftverteidigungssystem um eine Patriot-Feuereinheit. Besonders in den großen urbanen Zentren wird die Zivilbevökerung vor den nicht enden wollenden russichen Luftangriffen besser geschützt. Wir verstärken damit das Patriot-Paket, das die Vereinigten Staaten der Ukraine zur Verfügung stellen werden.
Darüber hinaus habe ich mit meinem US-Kollegen Austin über die gemeinsame deutsch-amerikanische Initiative zur Lieferung von Schützenpanzern westlicher Bauart an die Ukraine gesprochen. Während die USA Bradley-Schützenpanzer bereitstellen werden, liefert Deutschland bis zu 40 Marder-Schützenpanzer als Abgabe aus Industrie- bzw. Bundeswehrbeständen. Die Schützenpanzermunition kommt zunächst aus Beständen der Bundeswehr. Damit ergänzen wir zudem die geplante Lieferung von Rad-Spähpanzern unserer französischen Freunde. Unsere gemeinsamen Anstrengungen werden die Durchsetzungsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte spürbar verstärken – zusätzlich zu den rund 100 Kampf- und Schützenpanzern sowjetischer Bauart, die wir gemeinsam mit unseren Verbündeten über den Ringtausch bereit gestellt haben.
Sowohl für die Patriot-Feuereinheit als auch die Marder wird Deutschland zudem die erforderliche Ausbildung und – in Absprache mit der Industrie – auch Ersatzteilversorgung und Instandsetzung sicherstellen.
Bislang ist allerdings unklar, wie sich die bis zu 40 Marder-Schützenpanzer als Abgabe aus Industrie- bzw. Bundeswehrbeständen aufteilen werden. Der Rüstungskonzern Rheinmetall hatte bereits im vergangenen Jahr die Instandsetzung von 100 dieser Gefechtsfahrzeuge angeboten. 40 davon werden im Rahmen des so genannten Ringtauschs die griechischen Streitkräfte abgegeben; die übrigen 60 sind offensichtlich noch nicht so weit wieder instandgesetzt, dass sie einsatzfähig wären.
Allerdings hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit ebenfalls am Freitag präzisiert, dass an der Abgabe an Griechenland keine Abstriche gemacht werden sollten. Zugleich kündigte er an, die Ausbildung der Ukrainer am Marder, die etwa acht Wochen dauern werde, und die Lieferung an die ukrainischen Streitkräfte solle im ersten Quartal des Jahres abgeschlossen werden.
Damit bleibt kaum eine andere Möglichkeit, als einsatzbereite Marder aus der Bundeswehr dafür zu verwenden. Präziser als in der oben stehenden Pressemitteilung wollte sich jedoch das Verteidigungsministerium nicht äußern, in welchem Umfang die Truppe Schützenpanzer abgeben muss. Die Bundeswehr muss allerdings auch weiter Marder für ihre eigenen Aufgaben vorhalten: Neben dem Ersatz der Puma-Schützenpanzer in der NATO-Eingreiftruppe werden die älteren Gefechtsfahrzeuge auch für die NATO-Battlegroup in Litauen benötigt.
Zur Dokumentation im Wortlaut die Aussagen des Regierungssprechers und von Kapitän zur See David Helmbold für das Verteidigungsministerium in der Bundespressekonferenz – dabei geht es auch um die ebenfalls angekündigte Abgabe eines Patriot-Luftverteidigungssystems an die Ukraine:
Frage: Herr Hebestreit, nach der gestrigen Ankündigung, dass die Bundesregierung bereit ist, Panzer des Typs Marder an die Ukraine zu liefern, die Frage: Sollen diese 40 geplanten Fahrzeuge aus Industriebeständen kommen – ich glaube, die Rheinmetall AG hat welche im Hof stehen – oder ist auch angedacht, Marder aus Beständen der Bundeswehr zu liefern? Wie teilt sich das auf?
Wie ist der zeitliche Fahrplan? Wann soll die erste Lieferung erfolgen?
Gleiches gilt für das Patriot-System. Es ist klar, dass das aus Bundeswehrbeständen kommt. Wie ist diesbezüglich der Zeitplan?
StS Hebestreit: Vielleicht einen Schritt zurück: Sie haben alle gestern die Pressemitteilung erhalten. Der Bundeskanzler hat nach einem Gespräch mit dem US-Präsidenten eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der die USA ankündigen, der Ukraine Bradley-Schützenpanzer zu liefern und die Bundesrepublik Deutschland ankündigt, Schützenpanzer des Fabrikats Marder zu stellen. Außerdem geht es auf Bitten der USA darum, ein weiteres Patriot-System Deutschlands bereitzustellen, das auch an die Ukraine geliefert werden kann, und zwar neben den Patriot-Systemen, die die USA angekündigt haben, für die Ukraine bereitzustellen.
Was die Marder angeht, wollen wir ein Bataillon bestücken. Ein Bataillon umfasst je nach Ausführung etwa 40 Fahrzeuge. Diese 40 Fahrzeuge sollen noch im ersten Quartal bereitstehen, um dann der Ukraine übergeben werden zu können. Die Ausbildung an diesen Geräten wird von den Fachleuten auf etwa acht Wochen terminiert und soll zuvor in Deutschland stattfinden. Die USA werden ebenfalls das ukrainische Personal der Schützenpanzer des Typs Bradley bei sich ausbilden. Ob das in Deutschland auf amerikanischen Truppenstützpunkten oder in den USA passiert, entzieht sich meiner Kenntnis.
Genau das Gleiche ist beim Thema Patriot-System der Fall. Auch da wird die Ausbildung für die jeweiligen Systeme in den jeweiligen Ländern stattfinden. Das heißt, die USA bilden an ihren Geräten aus und Deutschland an dem einem System, das wir zur Verfügung stellen.
All das ist nach jetziger Planung – ich muss immer aufpassen, dass das nicht an einem einzelnen Tag hängt – für das erste Quartal vorgesehen.
Zusatzfrage: Präsident Selensky hat gestern in seiner alltäglichen Botschaft gesagt, dass er heute mit Bundeskanzler Scholz telefonieren wird. Ist dieses Telefonat schon erfolgt? Was können Sie über weitergehende Waffenlieferungen hinaus sagen, die dabei vielleicht angesprochen werden?
StS Hebestreit: Weitergehende Waffenlieferungen? Wir sind gerade, wenn ich das im Kopf richtig rechne, knapp sechzehn Stunden nach einer sehr qualitativ neuen Ankündigung von Waffenlieferungen. Da kann ich Ihnen wenig Neues versprechen. Das Telefonat hat meines Wissens zur Stunde noch nicht stattgefunden, wird aber heute stattfinden. Wir werden Sie wie üblich im Anschluss daran unterrichten.
Frage: Die Frage geht wahrscheinlich an Herrn Helmbold: Die Marder brauchen ja auch Munition. Wo kommt diese Munition her, aus der Industrie oder aus Bundeswehrbeständen? Über wie viel Munition für diese 40 Marder sprechen wir da?
An Herrn Hebestreit: Auch wenn Sie das eben schon beantwortet haben, möchte ich trotzdem noch einmal fragen, weil aus der eigenen Koalition jetzt schon Forderungen kommen, nach der Lieferung von Schützenpanzern über Kampfpanzer nachzudenken. Wie ist da der Stand der Diskussion? Ist angesichts dessen, was wir hier erleben, nämlich dass immer größere Waffensysteme geliefert werden, eigentlich nicht die logische Schlussfolgerung, dass es irgendwann auch um Kampfpanzer gehen werden muss?
StS Hebestreit: Ich fange erst einmal an, und dann kann das Verteidigungsministerium ergänzen. Die Stimmen, die ich, wie Sie so schön sagen, aus dem politischen Raum, aus der eigenen Koalition, entnehme, enthalten wenig Neues. Das sind Forderungen, die seit vielen Wochen und Monaten erhoben werden. Die Bundesregierung handelt nach ganz klaren Kriterien, die ich hier auch schon mehrfach dargestellt habe, um die Ukraine nach Kräften so stark es geht zu unterstützen und gleichzeitig die Nato nicht zu einer eigenen Kriegspartei im Konflikt mit Russland werden zu lassen.
Das Dritte ist, dass es keine nationalen Alleingänge gibt, sondern eine enge internationale Abstimmung. Genau das liegt auch dieser jetzigen Entscheidung zugrunde. Es hat seit Mitte Dezember intensive Gespräche mit der amerikanischen Seite, aber auch mit anderen internationalen Partnern gegeben, wie man mit Blick auf das jetzt kommende Frühjahr und die Kriegssituation in der Ukraine diese Unterstützung weiter gestalten kann. Dabei kam man relativ bald auf die Frage, ob, nachdem wir bei den Ringtauschen doch viel mobilisiert haben und dadurch auch vieles an Kriegsmaterial aus sowjetischer oder russischer Produktion in die Ukraine haben liefern können – neben den Lieferungen von vielen, vielen anderen Ländern, die dies auch tun -, jetzt der Moment gekommen ist, bei den Schützenpanzern – bei der Artillerie waren wir deutlich früher an diesem Moment – auf westliche Technik umzusteigen. Dabei geht es auch um die Lieferung von Munition und den Aufbau von Logistikketten und Lieferketten, die es braucht, um so etwas nachhaltig nutzen zu können.
Das hat man eng miteinander koordiniert, und deswegen gibt es diese gemeinsame deutsch-amerikanische Erklärung und auch die Bereitschaft der französischen Seite, sich an Lieferungen zu beteiligen. Womöglich wird der eine oder andere internationale Partner sich in den kommenden Wochen auch in diese Richtung bewegen. Das ist genau das, was uns immer antreibt, und so gehen wir auch vor, indem wir die dynamische Lage in der Ukraine genau beobachten und analysieren und dann gemeinsam mit unseren Partnern unsere Entscheidungen treffen.
Helmbold: Ich kann das nur unterstreichen. Wir versuchen immer, nicht nur Waffensysteme zu liefern, sondern gleichzeitig Ausbildung und logistische Unterstützung bereitzustellen. Dazu zählt auch Munition. Die genauen Ausplanungen laufen im Moment. Ich würde Ihnen gerne schon mehr Informationen mitteilen und mitgeben, aber im Moment habe ich nicht mehr als das, was der Regierungssprecher eben gesagt hat. Ich gehe aber davon aus, dass kurzfristig auch weitere Informationen an Sie herausgehen werden. Mit den ersten Informationen rechne ich auch schon im Laufe des heutigen Tages.
Frage: Ich habe eine Frage zu den Patriots: In Ihrer Pressemitteilung steht, dass Sie das zusammen mit den USA machen. Bedeutet das, dass die Amerikaner Patriots an die Ukraine liefern und Deutschland Patriots nach Polen liefert, oder hat sich da etwas verändert?
StS Hebestreit: Es hat sich etwas verändert, wie Sie erkennen können, wenn Sie gemeinsame Erklärung genau lesen. Die amerikanische Seite hat ja bereits vor einiger Zeit angekündigt – ich glaube, beim Besuch von Wolodymyr Selensky in den USA vor gut zwei Wochen -, dass sie Patriot-Systeme liefern wird, und ist auf uns zugekommen und hat noch einmal gebeten zu schauen, ob wir auch noch ein weiteres System liefern können. Dieser Bitte können wir nachkommen. Dieses System wird in die Ukraine geliefert, zusätzlich zu den drei Systemen, die nach Polen geliefert werden – es ist also ein anderes System. Die Ausbildung erfolgt in den jeweiligen Ländern, die dieses System stellen, also für deutsche Patriot-Systeme in Deutschland und für amerikanische Patriot-Systeme in den USA.
Zusatzfrage: Aber was hat sich letzte Woche verändert? Vor ein paar Wochen haben wir ja gehört, dass die Lieferung von Patriot-Systemen in die Ukraine nicht möglich sei.
StS Hebestreit: Wir haben einerseits die veränderte Situation, dass die Amerikaner ihrerseits eine solche Lieferung ermöglichen. Da geht es wieder um den Punkt, den ich immer wieder nenne, dass wir keine nationalen Alleingänge machen. Gerade auch in Sachen Luftverteidigung haben wir Systeme an die Ukraine geliefert, die sicherlich sehr, sehr wirksam sind und da auch immer wieder sehr gewürdigt werden, auch durch den ukrainischen Präsidenten. Ich erinnere hier noch einmal an das System IRIS-T, ich erinnere an die Gepard-Flugabwehrpanzer, die wir dahin geliefert haben, und auch an das Radar COBRA, das zur Aufklärung von Fluggeräten nötig ist, bevor sie abgeschossen werden können. Wir haben da also viel geliefert, und auf Bitten der Amerikaner haben wir eben geguckt, ob wir noch helfen können und werden dafür jetzt ein solches Patriot-System aus Bundeswehrbeständen zur Verfügung stellen.
Helmbold: Ich kann das nur unterstreichen. Der zentrale Punkt ist jetzt, dass wir das gemeinsam mit den Amerikanern machen.
Frage: Herr Hebestreit, Sie hatten jetzt von intensiven Gesprächen seit Mitte Dezember gesprochen. Warum ist es aus Ihrer Sicht nicht gelungen, da mit den Franzosen gemeinsam vorzugehen?
Herr Helmbold, inwiefern war die Verteidigungsministerin in die Marder-Entscheidung eingebunden?
StS Hebestreit: Das kann ich beides beantworten: Die Verteidigungsministerin ist natürlich, naturgemäß, eng eingebunden in eine solche Entscheidung und auch in eine Diskussion darüber.
Zur Frage, warum das nicht gelungen sei: Ich finde, es ist gelungen. Die Franzosen haben das einen Tag früher als die Deutschen und die Amerikaner verkündet. Die Vorbereitungen dieser Entscheidung – das macht man ja nicht aus der hohlen Hand – laufen länger. Insofern ist es erst einmal eine sehr gute Entscheidung, dass die internationale Gemeinschaft an dieser Stelle so eng und auch im Gleichschritt koordiniert miteinander agiert.
Frage : Außer dem Argument „keine Alleingänge“ gab es ja noch ein Argument der Bundesregierung: Wir liefern das, was notwendig ist. Warum ist die Lieferung der Marder-Panzer jetzt notwendig, während sie vor einem oder vor zwei Monaten nicht notwendig war?
StS Hebestreit: Das meinte ich bereits beantwortet zu haben. Ich habe darauf verwiesen, dass wir in eine Situation kommen, in der wir, was die Ringtausche, also die Versorgung mit Militärgerät aus russischer oder sowjetischer Produktion angeht, langsam an ein Ende geraten, dass sich die Kriegslage in der Ukraine verändert – massive Luftangriffe der russischen Seite, die die Infrastruktur dort massiv beschädigen und zerstören – und dass wir immer wieder sagen, dass wir die Situation in der Ukraine, die hochdynamisch ist, immer wieder genau überprüfen und bewerten, sodass wir sehen, was die nächsten Schritte sein müssen, auch mit Blick auf das kommende Frühjahr. Im Augenblick sehen wir ja eine eher statische Situation am Boden in der Ukraine, aber wenn das Wetter dort wieder besser wird und die Temperaturen wieder hochgehen, ist zu befürchten, dass auch die Kampfhandlungen zunehmen werden. Da muss man sagen: Es gibt ja eine hohe Abnutzung, sowohl was die Nutzung von Kriegsgerät als auch was die Lieferketten und die Munition angeht. Deswegen muss man – das habe ich eben auch schon gesagt – gucken, wie man reagieren kann. Da sind die Amerikaner, sind die Deutschen, sind die Franzosen jetzt zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der Moment ist, in dem man diesen neuen Schritt geht, westliche Schützenpanzer zu liefern und die dazugehörigen Munitions- und Logistikketten aufzubauen.
Zusatzfrage : Nur zum Verständnis: Ist das quasi eine Vorbereitung einer ukrainischen Offensive im Frühjahr?
StS Hebestreit: Nein.
Frage: Ich habe immer noch nicht ganz verstanden, woher die Marder kommen sollen. Sollen die jetzt aus dem Bestand kommen, aus dem Ringtausch aus Griechenland zurückgeholt werden oder doch von der Industrie kommen?
StS Hebestreit: Nicht, dass die griechischen Kolleginnen und Kollegen jetzt ganz nervös werden: Die Ringtausche sind natürlich abgeschlossen beziehungsweise fest vereinbart. Da holt man jetzt nicht ein Gerät, das man nach Griechenland gebraucht hat, wieder zurück.
Das, was wir Ihnen noch nicht beantworten, aber im Laufe des Tages beantworten werden, ist genau die Frage: Wo kommen sie her? Es gibt beim Marder Bundeswehrbestände und es gibt Industriebestände. Einen kleinen Hinweis kann Ihnen vielleicht geben, dass ich gesagt habe, dass das alles im ersten Quartal geschehen soll. Die finale Antwort wird Ihnen das Verteidigungsministerium heute – wie heißt das bei uns verwaltungstechnisch? – vor Dienstschluss sicherlich mitteilen.
Frage: Herr Hebestreit, wann konkret ist die Entscheidung auf deutscher Seite gefallen? Denn durch das Vorpreschen der Franzosen am Tag zuvor und auch die Ankündigung des US-Präsidenten wirkt es ja schon ein bisschen so, als würde Deutschland da immer ein Stück weit hinterherhinken.
StS Hebestreit: Diese Wirkung entsteht vor allem dadurch, dass Sie das unterstellen. Ich denke, es wäre etwas naiv zu glauben, dass man eine solche Entscheidung innerhalb von zwölf oder 18 Stunden einfach einmal so nebenbei fällt. Das ist lange vorbereitet, da redet man, spricht miteinander. Die Absprache zwischen der deutschen und der amerikanischen Regierung war auch klar, dass es noch ein finales Gespräch des Bundeskanzlers mit dem US-Präsidenten gibt, um eben all die Fragen, die es zu beantworten gilt, miteinander zu besprechen – auch die Frage des Patriot-Systems noch einmal zu wägen -, um dann am Ende koordiniert vorzugehen. Genauso, glaube ich, ist es gelaufen, und genauso ist es so, dass auch die französische Seite diesen Zeitraum gewählt hat, um ihre Entscheidung zu verkünden. Ob das dann zwölf Stunden früher oder später geschieht oder ob man das gemeinsam innerhalb einer Stunde macht, ist dann letztlich wumpe.
Zusatzfrage: Kurz vor der Entscheidung gab es ja die Ankündigung aus Moskau zu einer Waffenruhe. Welchen Zusammenhang gab es da? Ist man sich auch ein Stück weit bewusst gewesen, dass das eventuell als eine zusätzliche Provokation empfunden werden könnte?
StS Hebestreit: Da gab es keinerlei Zusammenhänge. Wir haben die Ankündigung natürlich zur Kenntnis genommen. Seitens der Bundesregierung und auch von anderen internationalen Partnern gab es Reaktionen dazu. Der russische Präsident hat es in der Hand, jederzeit diesen Krieg zu beenden, indem er seine Truppen abzieht und aufhört, die Ukraine anzugreifen und zu beschießen.
Frage: Ich habe noch zwei Detailnachfragen.
Herr Hebestreit, Sie sagten im Umfeld des Besuches von Präsident Selensky in Washington hier in der Bundespressekonferenz, dass die Patriot-Systeme verplant sei – wenn ich mich richtig erinnere, war das das Wort, das Sie gewählt haben -, nämlich für den Ringtausch mit der Slowakei und die drei Systeme für Polen. Wird jetzt ein Patriot-System von einem dieser beiden Fälle abgezogen oder ist es ein zusätzliches System aus der Bundeswehr?
Herr Helmbold, im Zuge der Debatte um die Pumas hat Ihre Ministerin unter anderem in der „WELT am Sonntag“, glaube ich, gesagt, dass man die Marder der Bundeswehr als Backup für die Nato-Kapazitäten bereithalten möchte. Wie passt das jetzt dazu, dass offensichtlich zumindest ein Teil aus den Beständen der Bundeswehr kommen soll?
Helmbold: Ich kann beide Fragen beantworten.
Zur Frage der Marder und wo sie herkommen: Damit werden wir uns noch beschäftigen. Das ist ja gerade in der Ausplanung, insofern kann ich Ihnen das hier noch nicht mitteilen. Wir werden sehen, wie wir das insgesamt als Paket am besten hinbekommen.
Zur Frage nach den Patriot-Systemen: Die Verpflichtung gegenüber der Slowakei beziehungsweise die Mission in der Slowakei setzen wir fort. Die Planungen für Polen werden ebenfalls fortgesetzt. Es ist für uns ein Kraftakt und eine besondere Anstrengung, aus den Beständen der Bundeswehr ein weiteres System oder zumindest die Komponenten, die erforderlich sind, um das gemeinsam mit den USA auf die Beine zu bringen, zu stellen. Es ist aber notwendig. Sie wissen, wie wichtig es insbesondere im Moment für die Ukraine ist, die Flugabwehr zu gewährleisten, und wie die Bedrohungslage vor Ort ist. Wir selber haben ja mit IRIS-T SLM, mit Gepard, mit Stinger und im Vorfeld auch mit Strela bereits einiges an Unterstützung in diesem Bereich geleistet. Patriot ist der nächste Schritt. Das wird für uns anspruchsvoll, aber diesen Kraftakt möchten wir gehen. Wir sind zuversichtlich, dass das gemeinsam mit den USA auch funktionieren wird.
Frage: Herr Hebestreit, hat der Kanzler mit dem US-Präsidenten auch über die Lieferung von Kampfpanzern gesprochen? Wenn ja, was ist dabei herausgekommen?
Herr Helmbold, es gibt Meldungen, dass die Marder geliefert werden, weil sie ein Lenkflugkörpersystem haben, das angeblich nur die Bundeswehr hat. Ist die Schlussfolgerung abwegig, dass die Bundeswehr einsatzfähige Marder abgibt?
Helmbold: Ich habe ja gesagt, dass wir die ersten weiteren Informationen noch im Laufe des Tages zur Verfügung stellen können. Die weitere Information wird dann mit Sicherheit im Laufe der weiteren Planungen erfolgen. Genauere Infos zu Lenkflugkörpersystemen, auch dem Marder, kann ich Ihnen im Moment nicht geben.
Zur Frage der Quelle, aus der die Marder kommen werden, muss ich Sie auch auf die späteren Informationen verweisen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran und die Ausplanungen laufen im Moment.
StS Hebestreit: Das Thema Kampfpanzer hat in dem Telefonat gestern zwischen dem US-Präsidenten und dem Bundeskanzler keinerlei Rolle gespielt.
Zusatzfrage : Herr Selensky hatte sich ja auch schon bedankt, nämlich für die Zusage der Patriot-Systeme, aber für die Schützenpanzer nicht. Haben Sie das registriert?
StS Hebestreit: Ich verfolge auch Twitter, auch wenn ich nur passiv an der Veranstaltung teilnehme. Aber das Gespräch des Bundeskanzlers mit Herrn Selensky läuft ja heute. Danach kann ich Ihnen berichten, ob er sich am Ende auch noch für die Marder bedanken wird.
Frage : Herr Hebestreit, Sie haben gerade gesagt, die Vorbereitungen liefen schon länger und so etwas mache man ja nicht aus der hohlen Hand. Gleichzeitig ist aber bis jetzt nicht klar, woher die Marder eigentlich kommen. Wie passen diese Aussagen zusammen?
StS Hebestreit: Die passen zusammen. Uns ist das schon klar – Ihnen wird das heute klarer werden. Da müssen Sie noch ein bisschen Geduld haben. Der Kollege hat ja mehrfach gesagt, dass man jetzt die Ausplanungen abwartet, um es dann sehr präzise sagen zu können – nicht, dass man sagt „Wir liefern eine Summe X an Mardern an Ort Y“, und dann entpuppt sich das als eine Schimäre. Deshalb guckt man da jetzt genau nach. Wir sind aber sehr zuversichtlich, Ihnen heute auch diese Frage beantworten zu können.
Insofern: Die Gespräche laufen, und wenn man beschlossen hat, was man tun will, dann muss man auch gucken, dass das, was vorher gesagt wurde, auch alles so stimmt. Deswegen müssen wir noch um ein paar Stunden Geduld bitten. Das wird jetzt aber sehr zeitnah hinhauen, und dann werden Sie sehen, dass es gut ist, dass wir uns diese Zeit genommen haben.
Zusatzfrage : Warum hat der Kanzler eigentlich mit dem amerikanischen Präsidenten telefoniert? Die Absicht der Amerikaner, Bradleys zu liefern, ist ja schon vorher publik geworden. Da erschließt sich mir nicht so richtig, wofür das Telefonat noch erforderlich war.
StS Hebestreit: Das Telefonat zwischen dem Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland und dem US-Präsidenten hat eine ganze Bandbreite von Fragen thematisiert – auch Fragen, die mit der Lieferung von Schützenpanzern an die Ukraine aus westlicher Produktion einhergehen. Ich habe nicht vernommen, dass der US-Präsident im Vorfeld von der Lieferung von Bradleys gesprochen hat. Insofern war auch ein Punkt, dass man sich da miteinander zu einer gemeinsamen Erklärung – die Ihnen ja auch zugegangen ist – verständigt. Dafür bedarf es schon, dass man das – in Deutschland mit dem grünen Stift, in der USA ist es in der Regel ein Füller – unterschreibt und sich beiderseits in die Augen blick oder es in dem Fall verbal miteinander verhandelt und sagt „So gehen wir jetzt weiter vor“. Das ist der Teil, dem der amerikanische Präsident und der deutsche Bundeskanzler seit Anfang dieses Konfliktes in der Ukraine, des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, folgen, nämlich eine enge internationale Koordinierung, in der gerade die USA und Deutschland eng beieinanderstehen.
Frage : Herr Hebestreit, auch noch eine kleine Nachfrage: Wer zahlt denn die Lieferung? Wird das sozusagen aus dem deutschen Etat gezahlt? Ist das schon enthalten in irgendwelchen Etatverabredungen oder zahlen das die Ukrainer? Wer zahlt die Lieferung?
StS Hebestreit: Das ist eine der Fragen, auf die ich Ihnen die Antwort dann nachreichen muss. Ich kann nur ganz generell darauf verweisen, dass es die europäische Friedensfazilität gibt, also einen Topf, mit dem man auch Waffenlieferungen an die Ukraine kofinanzieren kann. Da kommt es auch auf die Frage an, aus welchem Bestand gewisse Technik stammt, also ob man das irgendwo kaufen muss oder ob das deutscher Besitz ist, den man einfach abgibt. Das ist ein Teil der Antwort. Es gibt dann auch noch auf europäischer Ebene Töpfe, die man dafür anzapfen kann, und es gibt auch die Bereitschaft der Ukraine, für gewisse Waffenlieferungen zu zahlen. Aber wie das jetzt genau ausgehen wird, ist eine der Fragen, die wir Ihnen dann im Laufe des Tages beantworten möchten.
Zusatz: Die Wirtschaft beziehungsweise Rheinmetall werden das ja sozusagen nicht umsonst abgeben, nehme ich an! Ich habe aber noch eine weitere Nachfrage.
StS Hebestreit: Da setzen Sie jetzt aber wieder etwas voraus, das wir noch gar nicht beantwortet haben.
Zusatzfrage : Hat sich die Bundesregierung denn bei den Franzosen um eine gemeinsame Präsentation dieser Entscheidung bemüht? War die Bundesregierung in die zeitliche Planung der Franzosen einbezogen, oder ist Herr Macron tatsächlich einfach vorgeprescht, ohne dass die anderen das wussten?
StS Hebestreit: Ich glaube, ich möchte das vom Ende her betrachtet. Es ist immer sinnvoll und gut, dass die Bundesrepublik Deutschland, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Republik Frankreich an dieser Stelle doch zu einer sehr einheitlichen und gemeinsamen Haltung gekommen sind und die auch innerhalb weniger Stunden gemeinsam formuliert haben.
Frage: Herr Hebestreit, Sie haben gerade zweimal, glaube ich, betont, dass das eine Patriot-System jetzt auf Bitten der Amerikaner geliefert wird. Gilt das auch für den Marder? Im Herbst – Oktober, November, Dezember – gab es ja einige Berichte darüber, dass die Amerikaner die Bundesregierung angeblich zu solchen Lieferungen drängen würden. Steht das also in irgendeinem Zusammenhang? Damals wurde ja gesagt, es gäbe keinen Druck aus Washington. Gab es den insofern vielleicht rückblickend auch bei diesem Thema eben doch, oder ist es andersherum so gewesen, dass man im Gespräch gemeinsam dazu gekommen ist, dass jetzt sozusagen die Marderzeit ist?
StS Hebestreit: Ich erinnere mich vor allem an einen Bericht von Ihnen, der von diesem Druck sprach. Nein. Ich habe das deswegen betont. Ihr Kollege hatte ja auch schon darauf hingewiesen, dass ich hier am 21. Dezember gesagt habe, dass die zur Verfügung stehenden Patriot-Systeme ausgeplant sind und deswegen nicht zusätzlich zu den für Polen reservierten Systeme geliefert werden können. Jetzt verkünden wir heute, dass ein weiteres System an die Ukraine gehen wird, und das muss man natürlich erklären. Die Erklärung ist, dass wir auf Bitten der Amerikaner an dieser Stelle gesagt haben: Wir suchen noch Komponenten dafür zusammen, dass wir ein solches System zusammengekommen, auch wenn das, wie Herr Helmbold gesagt hat, ein Kraftakt ist.
Die Marder-Entscheidung ist eine ganz andere Entscheidung, und auch da verweise ich auf das, was ich hier schon mehrfach deutlich zu machen versucht habe, nämlich eine enge Koordinierung, eine gemeinsame Analyse der Situation in der Ukraine und den Blick darauf, was wir jetzt international an Unterstützung mit Blick auf das jetzt irgendwann nahende Frühjahr in der Ukraine vornehmen wollen.
Zusatzfrage: Es ist ja jetzt viel von einer Kehrtwende beziehungsweise einem Kurswechsel – im „heute journal“ auch von einem Tabubruch – geredet und geschrieben worden. Wie würde der Bundeskanzler selbst diese Entscheidung von gestern denn bewerten? Ist das also eine logische Weiterentwicklung? Ist es ein Kurswechsel?
StS Hebestreit: Es ist völlig im Einklang mit dem, was wir von Anfang an mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine in diesem Krieg gesagt haben. Es gelten die drei Prinzipien: die massive, starke Unterstützung der Ukraine, als Zweites, dass die Nato keine eigene Kriegspartei werden darf, und als Drittes, dass es eine enge internationale Koordinierung geben muss, keinen nationalen Alleingang. Dann ist das eine hochdynamische Situation des Kriegskampfgeschehens vor Ort und die muss man immer wieder gemeinsam bewerten und auch zu gemeinsamen Bewertungen kommen und daraus die Schlüsse ziehen. Dann muss es so nachhaltig sein, dass es auch Sinn ergibt. Einzelne Systeme, einzelne Kampfgeräte in die Ukraine zu liefern, wo es keine Logistik, wo es keine Munition, wo es keine nachhaltigen Lieferketten gibt, ergeben aus unserer Sicht keinen Sinn, und deswegen agieren wir so, wie wir agieren. Insofern steht diese Entscheidung von gestern damit genau im Einklang.
Ich habe es an anderer Stelle schon einmal gesagt: Wir haben mit Stinger- und Strela-Raketen angefangen, von denen wir, glaube ich, am 26. beziehungsweise 27. Februar das erste Mal verkündet haben, dass wir sie liefern würden, und wir sind dann über den Flakpanzer Gepard, die Panzerhaubitze 2000, das Mehrfachraketenwerfersystem, das Radar COBRA und das IRIS-T-System doch massiv zu größeren Geräten gekommen. Jetzt gibt es den Schützenpanzer als eine weitere Komponente. Insoweit – die Frage von einem ihrer Kollegen von vorhin war, glaube ich, noch offen – ist es aber keine Logik, dass man sagt: Es wird immer schlimmer, es eskaliert immer weiter, und am Ende liefert man auf jeden Fall, hätte ich fast gesagt, Flugzeugträger. Nein. Man muss immer wieder schauen und auch hoffen, dass dieses Kriegsgeschehen in der Ukraine zu irgendeinem Zeitpunkt auch beendet ist, dass die russische Seite einsieht, dass sie sich zurückziehen muss, dass das ein fataler Schritt gewesen ist, und dass man dann auch wieder zu einem Frieden in der Ukraine kommt. Aber klar ist: Die internationale Gemeinschaft – Deutschland, die USA, Frankreich, Großbritannien und andere Länder – unterstützt die Ukraine weiterhin nach Kräften.
Frage : Herr Hebestreit, wenn heute die Planungen für den Marder abgeschlossen werden, kommt der Marder dann auch auf die Liste der Bundesregierung, auf den zweiten Teil dieser Liste?
Herr Helmbold, eine kurze, vielleicht naive Frage: Ist das Patriot-System denn effektiver als das IRIS-T-System oder von der Effektivität her vergleichbar?
Helmbold: Ich kann eigentlich beide Fragen beantworten.
StS Hebestreit: Das nehme ich sehr gerne an, Herr Helmbold.
Helmbold: Die Planungen werden wir mit Sicherheit heute nicht abschließen; das hatte ich auch eben gesagt. Wir werden Ihnen heute erste Informationen oder weitere Informationen, die über das hinausgehen, was ich Ihnen jetzt sagen kann, zur Verfügung stellen. Aber wir werden weiter planen und Sie dann schrittweise weiter informieren.
Zum Thema der Liste: Sobald eine Planung bei uns öffentlich ist, wird das auch in die sogenannte BPA-Liste übernommen. Das wird also irgendwann auch in dieser Liste auftauchen. Wann genau das passiert, hängt von den Zyklen ab. Das kann ich Ihnen jetzt auch nicht genau sagen, aber Sie werden es mit Sicherheit auf der Liste finden.
Dann zu IRIS-T und Patriot: Luftverteidigung ist ein sehr schwieriges Thema. Erst einmal möchte ich Ihnen empfehlen, sich dazu auch noch einmal unsere Serie „Nachgefragt“ anzusehen. Da sind Experten zu sehen, die genauer erklären, wie Luftverteidigung funktioniert, und vor allen Dingen auch, in welchen Layern Dinge stattfinden. Zur Verkomplizierung trägt dabei noch bei, verschiedene Arten in diesen Layern, in denen Luftverteidigung stattfindet, zu berechnen und zu zählen. Es gibt also immer „under layer“, „upper layer“ und „mid layer“. Dann gibt es auch welche, die von vier Layern sprechen. Das Ganze wird dort gut erklärt.
Wichtig zu wissen ist aber: IRIS-T SLM und Patriot haben unterschiedliche Reichweiten. Mit IRIT-T kann man in einem näheren Band als mit Patriot abfangen. Patriot hat eine Bekämpfungsreichweite von ca. 68 Kilometern. Das ist ein sehr leistungsfähiges System, benötigt aber auch sehr viele Komponenten und einen Verbund. Wenn es richtig eingesetzt wird, kann es bis zu 50 Ziele gleichzeitig kontrollieren und auch bis zu fünf Ziele gleichzeitig bekämpfen. Zu IRIS-T gibt es Leistungsdaten, die Sie auch unserer Seite entnehmen können. Die genauen Leistungsdaten kann ich gegebenenfalls auch noch einmal nachliefern. Sie sind aber im Grunde auch verfügbar, insbesondere in diesen Formaten, in denen wir die Informationen zur Verfügung stellen. Der zentrale Punkt der Antwort ist aber: Es handelt sich um verschiedene Reichweitenbänder, und im Moment benötigt die Ukraine eben auf allen Ebenen Schutz. Sie benötigt Schutz durch den Gepard, der auch in der Lage ist, in einzelnen Fällen Cruise-Missiles abzufangen. Sie benötigt den Schutz durch IRIS-T SLM, und sie benötigt natürlich auch den Schutz, wie er jetzt gemeinsam mit den USA durch Patriot zur Verfügung gestellt werden kann. Luftverteidigung funktioniert immer als System und im Verbund und ist maximal komplex. Empfehlung: Schauen Sie es sich genau auf unseren Kanälen an!
(Archivbild November 2018: Ein Marder-Schützenpanzer der Bundeswehr vor einem norwegischen Supermarkt bei der Übung Trident Juncture 2018 – Marco Dorow/Bundeswehr)
Die Abgabe der Marder aus Bw-Beständen lag auf der Hand. Woher sollen diese sonst so schnell kommen? Die Industrie kriegt das nicht in der Zeit hin. Außerdem sind die noch mit dem DEU-GRE-UKR Ringtausch beschäftigt.
„Es gibt also immer „under layer“, „upper layer“ und „mid layer“.“
Welche Layer kann denn die Bundeswehr abdecken ?
„Patriot hat eine Bekämpfungsreichweite von ca. 68 Kilometern“
Welche PAC?
„Luftverteidigung ist ein sehr schwieriges Thema“ dem Helmbold wohl eher nicht gewachsen ist „Zu IRIS-T gibt es Leistungsdaten, die Sie auch unserer Seite entnehmen können“
Ein großes Lob an den Hausherrn: stets nah dran an den aktuellen Geschehnissen und jedesmal ein neues schickes Bild vom Marder dazu!
Und dann werden aus der Politik heraus Forderungen nach der Lieferung von Leopard 2 laut. Aus der Ampelkoalition tun sich da vor allem Frau Strack-Zimmermann und Herr Hofreiter hervor. Keiner von beiden sagt allerdings, wo diese herkommen sollen. Aber man kann das ja einfach mal fordern. Wie das dann funktioniert, da können sich ja andere drum kümmern.
Und jetzt bitte nicht die Uraltvorschläge mit dem spanischen Schrott oder, oder usw. etc pp..
Ich finde es schon unglaublich, das jetzt doch Marder aus der Truppe abgegeben werden. Die Marder aus Industriebeständen hätte man schon lange herrichten lassen können. Das war schon lange absehbar. Es wird auch irgendwann zu Lieferungen von Leopard 1 und 2 kommen müssen. Unverantwortlich.
Bleibt wieder die Frage nach Ersatz für die Marder bei der Bundeswehr!?
doch schnell Puma 2. Los ordern?
doch schnell und mehr Boxer CRV/IFV ordern?
Ersatz für Patriot?
Frau Lambrecht… bitte melden!!!
Es bedarf einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses und zeitnahen Beschaffungsvorlagen … Frau Strack-Zimmermann… bitte übernehmen sie ;-)
p.s.: Polen bittet wohl um Freigabe zum Export für deren Leopard 2 in die Ukraine !!
Knapp 250 Panzer! Da Polen reichlich Abrams und K2 geordert hat…und auch viele davon zeitnahe bekommt… macht es Sinn die Typenvielfalt zu reduzieren!
Wenn sich andere Länder beteiligen kommt man dann schnell auf 400 Leopard 2… mit der gleichen Anzahl an Bradleys und Mardern könnte die Ukraine sehr viel anfangen!
So sehr ich die Unterstützung für die Ukraine unterstütze, so sehe ich aber auch, wie die Bundeswehr ausblutet.
Es wird wahrscheinlich mehr als ein Jahrzehnt dauern, das alles zu kompensieren.
„Bundeswehr muss eigene Marder an die Ukraine abgeben“
Das ist der eigentliche Offenbarungseid. Die Industrie hatte bereits im Frühjahr die ersten Marder technisch überholt, auf eigene Kosten. Jetzt, ein dreiviertel Jahr später müssen wir wieder Marder aus eigenen Beständen abgeben, weil die BuReg es schlicht wissentlich und vorsätzlich verzögert hat, die Marder aus Industriebeständen für das Unausweichlichle vorbereiten zu lassen. Ich bin schlicht nur noch entsetzt über diese BuReg.
@Pio-Fritz: Finnland (und wohl auch Polen) wären bereit, Leopard 2 an die Ukraine zu liefern. Laut Wikipedia hat Finnland 100 A4 (eingelagert, aktiv sind 100 A6), Polen hat 142 A4 (und 105 A5). Die Kampfkraft der A4 dürfte wohl gegen das Gros der russischen Kp ausreichen. Man müsste halt schauen, wo weitere A4 rumstehen – Spanien/Dänemark/Schweden/Norwegen, bei der Industrie?
@Obibiber – so ganz abwegig dürfte Ihren Annahme von 400 lieferbaren Fahrzeugen nicht sein.
Polen: was ist eigentlich aus den >200 P-91 geworden – sind die bereits in der Ukraine? Bevor die den Leopard losschicken, werden sie doch erstmal ihre T-72/P-91 loswerden wollen.
gut das wir beim Marder noch auf größere „kalter Krieg“-Bestände zurückgreifen können.
Unabängig von der aktuellen Lage sollte man für ein späteres „Lessons Learned“ Stückzahlforderungen und Festlegung von Bevorratungshöhen systemrelevanter Waffensysteme nicht mehr (nur) unter haushaltspolitischen Gesichtspunkten sehen. Vielmehr unter sehr langfristiger strategischer Planung von 30-50 Jahren.
Und das sollte dann bitte auch mittels verbindlicher Vorgabe der politisch/militärischen Führung festgelegt werden.
Gefühlt ist der Druck nun zu hoch auf die Bundesregierung, sodass die Erlaubnis für die Lieferung Leo 2 aus Polen kaum aufgeschoben werden kann.
Hätte man das alles vor 6 Monaten begonnen, hätte die Ukraine jetzt ein Riesen-Momentum. Aber man muss natürlich auch die Komplexität und politische Dynamik dieser Entscheidungen verstehen. Auf DW klang gestern ein Experte so, als hätte die Ukraine nicht noch massig Sowjet-Equipment jeder Art, Aussage war, ohne Kampfpanzer machen Schützenpanzer keinen Sinn. Ich schätze, die haben noch fast Tausend T-XX, aber manche in Reparatur, und es reicht bei dieser gigantischen Front halt nicht zum Durchbruch.
Zumindest hat die Ukraine jetzt noch mehr Motivation, die Linien zu halten und durchzuhalten, wenn bald mehr Equipment kommt.
Definieren Sie „schnell“. Der Ukrainekrieg jährt sich im kommenden Monat!
Am Tag der Ausrufung der Zeitenwende weise ich meine Verteidigungsministerin an, mir schnellstmöglich alle Handlungsoptionen zu liefern. Ich lasse mir Optionen vorbereiten, die ich eventuell brauche oder nicht – aber haben ist besser als brauchen. Davon muss die Öffentlichkeit erst einmal nichts wissen. Aber wenn es soweit ist, erkläre ich nachvollziehbar und zusammen mit den Verbündeten, warum nun dies und jenes nötig ist. Soweit die Theorie.
Wie es aber zumindest in Teilbereichen bis heute abläuft, ist das auf Sicht Gefahren wird und die Waffenlieferungsdominanz gefühlt überall liegt, nur nicht bei Deutschland.
Es ist richtig und wichtig auch aktive Marder abzugeben. Unsere Freiheit wird nunmal gerade im Donbass verteidigt. Beim ominösen NATO-Konflikt würden ganz andere Ressourcen mobilisiert. Da braucht Deutschland nicht meinen es wäre das Rückgrat des Bündnisses.
Pio-Fritz sagt:
06.01.2023 um 19:10 Uhr
„Und jetzt bitte nicht die Uraltvorschläge mit dem spanischen Schrott oder, oder usw. etc pp..“
Nach dem ganzen Gesülze unserer BuReg in Zusammenhang mit der Lieferung Marder/Leo glaube ich hier nur an eine diplomatische Formulierung. Scholz verweigert und man braucht eine gesichtswahrende Lösung -> die Panzer sind halt dann Schrott.
Unabhängig davon wären diese, selbst wenn sie weitgehend „Schrott“ wären, heute instandgesetzt, hätte man denn nur „wollen“.
Ich halte die Lieferung aus Beständen der Bw für verfassungswidrig. Aus Art. 87a GG (1) ergibt sich h.M.n., daß die SK personell und materiell auch zur Verteidigung geeignet und befähigt sein müssen (z.B. das Wachbataillon alleine wäre offenkundig hierfür nicht ausreichend).
Die Bedrohungslage ist eine andere als im kalten Krieg, so daß man beim Personalbestand im Frieden Abstriche machen kann, sofern eine ausreichende Aufwuchsfähigkeit gegeben ist (ist sie derzeit und auf lange Sicht hinaus nicht). Die Materialbevorratung (auch Großgerät) muß a) den Aufwuchs und b) die Durchhaltefähigkeit für einen und während eines möglichen Konflikts sicherstellen (also z.B. Ersatzteile und Munition für sechs Monate, da Nachversorgung im Verteidigungsfall m.E. ungewiß ist).
Bzgl. Material war zumindest das Heer bereits blank (InspH 24.02.2022), einen Komparativ „blanker“ gibt es nicht. Und wir wissen: materiell war damals das Heer bereits nicht mehr in der Lage, den Verteidigungsauftrag gem. Vorgabe GG zu erfüllen. Bei anderen Fähigkeiten sieht es noch schlechter aus (z.B. Flugabwehr).
Abgegebenes Gerät aus Beständen der Bw ist daher in max. sechs Monaten (dann auch: FOC) zu ersetzen.
Bei der Abgabe von Industriebeständen habe ich Bauchschmerzen – für mich ist das eine operative Reserve, die mit einem Vorlauf von vielleicht sechs Monaten klar gemacht werden kann, zumindest als zweite Garnitur. Wenn es in der UKR seinen Zweck erfüllt, sei’s drum.
(1) „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.“
Interessant, ich hätte ja darauf getippt, dass die USA uns die Ersatzteile zur Verfügung stellen, damit wir ein System abgeben können.
Bei genau 40 Mardern für ein Bataillon hoffe ich ja, dass genügend Ersatzteile dabei sind um mehr als 50 % Einsatzbereitschaft zu erreichen.
Der Aufschrei ist zum Teil groß. Patriot und Marder werden aus dem Bestand der Bundeswehr abgegeben. Manche finden es bedenklich.
Medien finden es Klasse! Strack – Zimmermann und Hofreiter sowieso. Da ginge gern noch mehr.
Dich schauen wir genauer hin.
Die Bundeswehr in weiten Teilen nicht einsatzbereit, weit weg von kriegstüchtig. Prestigeprojekte, teuer ohne wirklichen Mehrwert, welche das sind, kann man im Blog genauestens nachlesen.
Das Heer von Skandalen erschüttert, aktuell die Puma Krise. Ein Divkdr meldet rasch, medienwirksam und ungenau. Ein Inspekteur windet sich, wirkt getrieben und wechselt schon mal rasch die Positionen,
Das BMVg am Rande des Zusammenbruchs. Politisch schlecht geleitet, militärisch schlecht geführt. Wie auf dem Basar wird durchgestochen, einige im BMVg (ganz oben) wollen vermutlich die Ministerin einfach nur schnell weg haben. Selbst die duch SPD Parteibeziehungen nach oben gespühlten 3 Sterner versuchen sich in Absatzbewegungen.
Was hat das mit den Mardern zu tun? Wenn etwas so im Verfall ist wie diese Bundeswehr, braucht ma es nicht mit Mrd Euros zuzukleistern, sondern da kann man auch etwas abgeben für die tapferen Ukrainer im Kampf gegen Aggression aus Russland.
Wenn mal die Bestandaufnahme endlich fertig würde, könnte man lesen, mit dieser Bundeswehr ist der Verfassungsauftrag nicht zu erfüllen. Da muss vor(!) dem Geldsegen in nahezu allen Bereichen von Grund auf erneuert werden. Für dieses Trauerspiel verantwortliche Spitzenpersonal, politisches und militärisches, sollte Erneuerung zulassen und guten Nachfolgern Platz machen. Na ja, wenn es denn überhaupt noch welche gibt. Man hat sich ja so gegenseitig nach oben gelobt, Leistung war wohl, wenn überhaupt, nur ein Baustein.
Daher Patriot und Marder in die Ukraine, richtig! Aus einem nicht kriegstauglichen Trümmerladen kann man abgeben.
Wenn wir der UKA wirklich helfen wollen, sollten wir den Russen unsere Pumas liefern.
Win-Win-Situation. Wir sind den Schrott los und die UKA hat so gut wie gewonnen.
@Obibiber
Es würde mich sehr freuen wenn mein in den letzten Monaten mehrfach geäußerter Vorschlag zu polnischen Leo2 verwirklicht wird.
aktuell glaube ich aber an ne polnische Finte mit schwarzer Peter Spiel.
Erste Antwort des BK sollte sein:
„wir gaben keine Anfrage der polnischen Regierung, bitte direkt persönlich an mich stellen!“ (V
Chefsache und so ;) )
Dann nach 2 Tagen rumeiern der Polen öffentlich kundtun, dass alle Leo2 zur Lieferung frei gegeben werden falls endlich mal angefragt wird……blame Game sollte man auch können…
In den USA dreht man derweil parallel das etwas größere Rad:
u.a.:
50 Bradley
100 M113
18 M109 + 18 Munitiosfzg. (M992 nehme ich an)
55 MRAP
36 Haubitzen 105mm
Quelle: Lara Seligman@Twitter
https://twitter.com/laraseligman/status/1611442798544228375
[Ich werfe mal zum Wiederfinden die Originalquelle hier rein:
https://www.defense.gov/News/Releases/Release/Article/3261263/more-than-3-billion-in-additional-security-assistance-for-ukraine/
T.W.]
@obibiber:
Naja, soweit sind wir glaube ich noch nicht, Zitat aus dem WSJ-Artikel, auf den sich halb Twitter beruft „ Poland has more than 240 Leopard tanks, enough for two tank brigades, and plans to eventually unload all of them, said Slawomir Debski, director of the Polish Institute of International Affairs, a Warsaw think tank close to the Polish government. The pace at which it could give those to Ukraine depends on how quickly Poland receives replacement tanks it has ordered from manufacturers in South Korea and the U.S., he said. Berlin would also need to approve.“
https://www.wsj.com/articles/u-s-allies-say-armored-vehicles-will-give-ukraines-troops-an-edge-11672958229?mod=world_lead_story
Zitat:“Genau das liegt auch dieser jetzigen Entscheidung zugrunde. Es hat seit Mitte Dezember intensive Gespräche mit der amerikanischen Seite, aber auch mit anderen internationalen Partnern gegeben,…. Dabei kam man relativ bald auf die Frage, ob…jetzt der Moment gekommen ist, bei den Schützenpanzern …. auf westliche Technik umzusteigen. Dabei geht es auch um die Lieferung von Munition und den Aufbau von Logistikketten und Lieferketten, die es braucht, um so etwas nachhaltig nutzen zu können.“
Ich glaube, man muss kein geborener Lügner sein, um Pressesprecher zu werden, aber es hilft sicher. Ausserdem sind bekanntlich jene Lügen am wirksamsten, die einen Teil Wahrheit enthalten. Der wahre Teil sind mit Sicherheit die Gespräche darüber, was man der Ukraine noch liefern kann, nachdem man praktisch die Lagerbestände an Waffensystemen aus dem ehemaligen Ostblock weitgehend leergeräumt hat. Aber die Bereitschaft auch die Marder zu liefern muss sehr kurzfristig gefallen sein. Dafür spricht, dass Frau Lambrecht bis heute keine Anstalten macht bzw gemacht hat, die Munitionsbestände der Bundeswehr aufzufüllen. Wenn man aber seit Mitte Dezember mit evtl. „Ausplanungen“ von Mardern gerechnet hat, dann hätte das BMVg auch schon die Munition ordern müssen.
Es wundert mich in diesem Zusammenhang, warum keiner der Fragenden in der BPK den Regierungssprecher mit der Frage konfrontiert hat, wann man denn gedenkt die dann wegeschenkte Munition zu ersetzen? Die bei der Bundeswehr „ausplanbaren“ Mengen werden doch vermutlich sehr begrenzt sein. Natürlich ist 20 mm Munition nicht nur beim Heer verhanden, wenn Luftwaffe und Marine ihre Bestände auch plündern, könnte es für die ersten zwei Wochen unter Gefechtsbedingungen vielleicht reichen (Sarc. Warning).
Gleiches gilt für das Nachordern von Mardern von der Industrie für die Bundeswehr.
Die Panzer, von denen man sich trennen will werden ja wohl hoffentlich nicht bestehenden Einheiten weggenommen, sondern werden aus der Reserve „ausgeplant“. Das BMVg hätte also noch vor Weihnachten Gespräche mit der Industrie beginnen müssen, um sicherzustellen, das die Truppe eine ausreichende Reserve hat.
Grundsätzlich halte ich die Abgabe von Mardern aus dem Bestand der Bundeswehr zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. Die US Regierung hat natürlich keine Probleme, die hat reichlich Bradleys und andere Typen eingelagert. Die Franzosen können sich das auch leisten einen Teil ihrer AMX-10 RC abzugeben. Die haben ja den Ersatz schon seit 2 Jahren, ohne Probleme, in der Einführung. Die Bundeswehr aber hat mit dem Puma noch keinen einsatzreifen Ersatz für die Marder und ist deshalb auf ihre alten „Eisenschweine“ angewiesen.
Diese Entwicklungen lassen das juengste Puma-Debakel im neunen Licht erscheinen. Koennte es sein, dass Teile des Heeres die Abgabe von Mardern aus BW-Bestaenden verhindern wollten und dachten, wenn der Puma als so unzuverlaessig dargestellt wird, traut man sich nicht Marder abzugeben? Dass Uberlegungen zur Abgabe von Mardern vor Weihnachten liefen, war Insidern sicher schon damals klar.
Taktisch-operativ machen die Schützenpanzer nur zusammen mit Kampfpanzern Sinn. Würde man die Ukraine befähigen, das Gefecht der verbundenen Waffen zu führen, dann hätte das einen deutlich größeren Mehrwert.
Erstaunlich, dass sich der Kanzler von Medien und einzelnen Zackzackpolitikern in die Enge treiben lässt und schlussendlich ganze 40 Spz Marder an die Unraine geliefert werden sollen. Angesichts dieser Zahl und in Relation zur Dimension des russisch besetzten Gebietes handelt es sich lediglich um ein politisches Feigenblatt und militärisch um eine verzögerte Verschrottung. Das Ganze hat zumindest teilweise negative Auswirkung auf das deutsche Heer. Will man die Ukraine für eine erfolgversprechende Offensive ausrüsten, so müsste man quasi den gesamten Bestand an schweren Waffensystemen des deutschen Heeres (notabene in einsatzbereitem Zustand) transferieren. Das Kleckern jedenfalls ergibt keinen Sinn.
Schon beeindruckend.
„Ich denke, es wäre etwas naiv zu glauben, dass man eine solche Entscheidung innerhalb von zwölf oder 18 Stunden einfach einmal so nebenbei fällt. Das ist lange vorbereitet, da redet man, spricht miteinander.“
Und ein paar Absätze später dann:
„Zur Frage der Marder und wo sie herkommen: Damit werden wir uns noch beschäftigen. Das ist ja gerade in der Ausplanung […]“
Also was denn nun? Wenns lange vorbereitet ist, wieso muss man sich dann mit der Kernfrage „Woher kommen die Marder?“ noch beschäftigen? Sollte das nicht bereits ausgeplant sein?
Moin,
Ich seh die Abgabe der Marder eher locker. Diese könne ja, momentan, durch die Industrie ersetzt werden. Die fehlende Patriot Batterie/Staffel macht mir da deutlich mehr Sorgen.
OT: Morgen 7.1.23 gibt es eine Pressekonferenz des pl. Premiers + Verteidigungsministers. Ggf. plant man hier etwas bzgl. Leo2 anzukündigen
Schlammstapfer sagt:
06.01.2023 um 21:35 Uhr:
„… Die Panzer, von denen man sich trennen will werden ja wohl hoffentlich nicht bestehenden Einheiten weggenommen, sondern werden aus der Reserve „ausgeplant“. …“
Welche Reserve meinen Sie? Nicht mal „die Truppe“ hat Vollausstattung, geschweige denn, dass irgendwelches Großgerät in Bw-Depots rumsteht. Gerät, welches in der Industrie zur Instandsetzung steht, ist immer noch bei den Verbänden gebucht, steht eben nur nicht mehr dort „auf dem Hof“. Und die „nichtaktiven PzGrenBtl“ (PzGrenBtl 908 und 909 z.B.) hatten und haben gar kein Großgerät sondern sind auf das Material ihrer Coleurbatataillone angewiesen.
@Obibiber
„Polen bittet wohl um Freigabe zum Export für deren Leopard 2 in die Ukraine !! Knapp 250 Panzer!“
Ich hatte das für verifiziert gehalten und dann ohne zu recherchieren oben kommentiert. Aber nach etwas Recherche muss ich leider sagen, daß ich dazu gar nichts finden kann. Ich konnte mir auch schwer vorstellen, daß Polen sich das militärisch leisten kann. M1 und K2 sind ja erst am Einphasen, und Sowjet-Material ist ja schon abgegeben an die Ukraine.
Also, wenn es um die Bw geht, ich glaube da werden manche Sachen nicht von der Invasion gelernt, die doch offensichtlich scheinen. Die Ukraine kann in wenigen Wochen neue Systeme effektiv nutzen, und das in einem Krieg, der so immense Ausmaße hat. Klar, jetzt kann man sagen, es lösen ja auch andere die Logistikprobleme für sie. Aber Logistik kann man ja auch bei der formellen Beschaffung großzügig einkalkulieren.
Die Probleme, die die Bw hat, sind, dass es keine pragmatische Beschaffung gibt, und dass es ggfs. nichts auf dem Markt gibt, wenn sich das ändert und etwas pragmatisch beschafft werden sollte. Polen ist da anders mit M1 und K2 Beschaffung und Griechenland nimmt auch Marder und M2, was ja wohl absolut sinnvoll ist. Das sind Länder, die von Krieg bedroht sind. Deutschland ist nicht bedroht, und alles dreht sich darum die eigene Rüstungsindustrie zu stärken, die für einen Krieg, wie den, den wir gerade in der Ukraine sehen, ja trotzdem nicht ausreicht. Vielleicht 5% der benötigten Kapazitäten sind abgedeckt. Wenn die Zukunft des Puma jetzt wirklich in den Sternen steht, sollte man vielleicht M2 anfragen, solange die noch verschleudert werden. Zumindest wenn man wirklich Angst hat, dass die Bw nicht ausreichend ausgestattet sein sollte (was ich anders sehe) für realistische Einsätze in den nächsten 5-10 Jahren.
Bzgl Puma Ausfall vor Weihnachten gibt es aus der WiWo neue Informationen…
hier ein paar Zitatet… nach durchlesen erscheint selbst „Bagatellschäden“ noch als übertrieben!
Die WiWo schreibt:
„ Demnach hatte es während der Übung zwar insgesamt 76 Fehlermeldungen bei den Pumas gegeben. Doch von diesen stellten sich später 44 als falsch heraus.
Ein Viertel der verbleibenden 32 Fehler war danach wohl bereits vor Übungsbeginn in den Logbüchern der Fahrzeuge dokumentiert. „Die Truppe ist also mit teilweise kaputten Autos in die Übung gegangen und wusste das auch….“
außerdem
„
laut Schadensprotokoll sind zwölf Defekte während der Übung selbst aufgetreten.
Ursache:
mangelhafte Bedienung des Geräts
sowie fehlende Schulung der beteiligten Soldaten…
… jeder der Fehler hätte sofort vor Ort durch Truppeninstandsetzung der niedrigsten Instandhaltungsstufen Eins und Zwei beseitigt werden können…
„
Die alte und neue Bundesregierung haben Deutschland in ein böses Dilemma hineinmanövriert, aus dem es fast unmöglich ist wieder herauszukommen.
Zum einen hat man sich auf die Fahne geschrieben die Ukraine so lange wie möglich zu unterstützen sowohl ziviltechnisch als auch militärisch und zum anderen will man die Bundeswehr in den nächsten Jahren wieder verteidigungsfähig machen. Es wird nur eines von beiden funktionieren.
Große Teile der deutschen und europäischen Rüstungsindustrie richten ihre Produktionskapazitäten aktuell auf die ukrainische Nachfrage nach Waffen und Munition aus. Das beste Beispiel ist die zusätzliche Produktionsline für 20mm-35mm Munition, die bei Rheinmetall in Unterlüß aufgebaut wird. Hier wird nahezu ausschließlich, mit einer Ausnahme (Patronen für den Puma), Munition für die Ukraine produziert werden (vor allem für den Gepard und für die nächsten Jahre für den Marder). Auch die zusätzlichen Produktionskapazitäten (Zukauf der spanischen Expal durch Rheinmetall) werden vornehmlich dazu genutzt werden, Artilleriemunition u.a. für die Panzerhaubitzen 2000 und andere Kaliber herzustellen.
Da der Krieg wahrscheinlich noch Jahre weitergehen wird, muss man somit permament Munition und Fahrzeuge und Gerät nachliefern. Es werden ja auch vermutlich der ein oder andere Marder oder Bradley abgeschossen werden.
Bei diesen Rahmenbedingungen soll mir doch bitte mal einer erklären wie die Bundeswehr kurz- bis mittelfristig eine signifikant bessere Ausstattung inkl. Munition bekommen soll. Und der BK redet davon die Bundeswehr zur stärksten Armee Europas zu machen.
Also ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen.
Wir sprechen hier nur von einem Augenblick. Wie aber geht es weiter, wen die Marder durch Waffenwirkung zerstört sind – woher Ersatz? Auch muß in Betracht gezogen werden, dass die USA durch Blockade der Republikaner (einige davon sympatisieren offen mit Putin) die Hilfen an die Ukraine nicht, bzw. nicht mehr in dem derzeitigen Umfang leisten. Wir Europäer und was noch beschämender ist Deutschland, können die Leistungen nicht erbringen. Ich bin überzeugt, dass Putin damit und mit dem Ausgang der Wahlen in den USA kalkuliert Russland hat genug Ressourcen um sich einen solch langen Atem leisten zu können. Es helfen jetzt keine Debatten mehr über Marder, Loe`s usw, deren Lebensdauer kann in einem Krieg sehr kurz sein, wenn Europa keine gute Strategie für den Fall der Fälle erarbeitet.
Entscheidung Abgabe Marder und Patriot heiße ich gut. Die Kommunikation der Akteure der BuReg zum Thema ist leider absurd schlecht und die offenbar fehlende Fähigkeit zu vorausschauendem Denken und Handeln extrem besorgniserregend. Die erst vor kurzem vorgenommene Abgabe von Mardern an HEL ist nicht plausibel vermittelbar. Respekt und alles Gute für FlaRakG1 – da kommen starke Beanspruchungen auf den Verband zu.
Hallo zusammen, eine interessante Debatte, in der fast Alle davon ausgehen, dass V-Ministerium und Kanzlerschaft darum bemüht seien, eine möglicht sinnvolle, leistungsfähige BW Planung, Beschaffungs-, Ausrüstungsplanung für den steigenden Bedarf bei Bw, Natopartnern und schließlich für die unabsehbare Entwicklung in Ukraine und dortigen Bedarf fest im Auge hätten.
Ich bin da anderer Meinung, seit Jahrzehnten eigentlich schon.
Den Bundesregierungen ging es nie um eine leistungsfähige Rüstungsindustrie oder BW. Zuallerletzt den Abrüstern bei Union und Spd (Groko).
Von skaliebarer Produktion, von Virkehrungen, Vorbereitung auf veränderte Lagen war nie eine Rede.
Die Industrie arbeitet im Manufakturmodus.
Serienfähigkeit wird nichtmal angedacht.
@Obibiber sagt:
06.01.2023 um 22:35 Uhr
Bzgl Puma Ausfall vor Weihnachten gibt es aus der WiWo neue Informationen…
Beim Business Insider liest sich das anders (bleibt aber in sich widersprüchlich: Mängel abgestellt=ohne Materielle Einsatzbereitschaft?):
„Am Mittwochnachmittag wurden nun auch die Obleute im Verteidigungsministerium über den aktuellen Stand des Problems informiert. „Insgesamt ergibt sich ein differenziertes Bild überwiegend kleinerer und mittlerer, aber auch einzelner schwerwiegenderer Schäden“, heißt es darin. Bis auf einen Panzer „wurden die technischen Mängel (…) durch die Industrie bis zum Jahreswechsel abgestellt. Der Ausfall einzelner Hochwertteile sowie ein Brandschaden bedürfen allerdings weitergehender technischer Untersuchungen. Die Wiederherstellung der vollen materiellen Einsatzbereitschaft (…) erfordert darüber hinaus teilweise weitere Arbeiten, an denen aktuell mit Hochdruck gearbeitet wird.“
Wer die Pressekonferenz verfolgt hat wird unschwer erkennen, dass das Wort Chaos noch eine Verniedlichung für unsere politische und militärische Führung ist. Die Kommunikation ist – siehe Regierungssprecher- schlicht unterirdisch. Allerdings hat hoffentlich diese langanhaltende Kopf- und Planlosigkeit auch Ihr Gutes darin, dass nun auch diverse Köpfe relativ geräuschlos rollen können. Unser Bk mag zwar alles Mögliche sein, dumm ist er aber nicht und mit Klötzen an den Beinen hat er keinerlei Beinfreiheit um anstehende Wahlen zu gewinnen. Und machtbewusst ist er allerdings schon.
Abgesehen davon, daß es mir jetzt jetzt auch klar ist. Das Bild, das Kind. Gibt es auch eine norwegische Version von 🎼“Wenn ich groß bin, gehe ich zur Bundeswehr“?
@Labacco
>Bei diesen Rahmenbedingungen soll mir doch bitte mal einer >erklären wie die Bundeswehr kurz- bis mittelfristig eine >signifikant bessere Ausstattung inkl. Munition bekommen soll.
Mal angenommen, die Industrie baut ausreichend Kapazität auf, um den aktuellen (hohen) Verbrauch der Ukraine zu versorgen. Dann sollte es wenn diese Nachfrage nach dem Krieg abbricht ein leichtes sein, die allseits geforderten Munitionsbestände für 30 Tage zu liefern. Mal abgesehen davon, das die BW gar nicht die Lagerkapazitäten dafür verfügbar hat.
Die Mittelkaliber-Produktion in DE ist ja ausserdem zusätzlich. Die Herstellung in der Schweiz ist zumindest für Nachfüllen der BW-Bestände nach wie vor verfügbar.
Im Heer gibt es zwei Lager. Die einen sagen, weg mit dem Zeug, ist “sowieso alles sinnlos, alles im Eimer..”. Die anderen: “Jetzt lassen sich die da oben, der Inspekteur auch noch das wenige, was wir haben wegnehmen.”
Beide Positionen beschreiben, dass sich das Heer in einer schlimmen, wenn nicht der schlimmsten Existenszkrise befindet.
Ob der Zustand der gepanzerten Kampftruppen, Qualität und Quantität oder weitere Aspekte. Vom KSK über Mörser über Flugabwehr über Hubschrauber…die Liste ist schier unendlich.
DivStäbe sollen mit Gewalt kleiner werden, Ämter sind unverändert riesig und liefern nicht. Das Kommando Heer ist noch riesiger und liefert, doch selten Lösungen, meist schafft es zusätzliche Probleme. Wenn dann doch mal eine gute Idee geboren wird, es Gutes auf den Weg gebracht werde soll, ertrinkt der Vorgang in bürokratischen Verwaltungsgängen und Zuständigkeitchaos…..Das alles und viel mehr stand tatsächlich hier schon in mehreren Posts.
Die Stimmung auf allen Ebenen schlecht wie nie, jedoch nach oben wird geschönt.
Es wird ab Brigadeebene wohl auch schlecht geführt.
Puma, Marder bis hin zur Luftbweglichkeit, Ursachen liegen wohl in Führungsschwäche – bis hin zum Inspekteur. Jeder Inspekteur, jeder Divisionskommandeur, jeder Brigadekommandeur hat so sein Hobby, ganz oben ist es oft mit Beschaffungen verbunden. Puma war auch ein Hobby, ist nur verdrängt. Aktuell sind es Mittlere Kräfte. Wenn man eintaucht: Eher Hobby als Vision. Noch weniger Wirklichkeit mit Ralitätsbezug.
Dazu kommt dieses chaotisch agierende BMVg. Ja, auch der ’smarte‘ General an der Spitze des “Sonderstabes Ukraine” im BMVg ist wohl eher nur Umsetzungsgehilfe einer getriebenen Ministerin.
Im BMVg ist alles wichtig über Berichte zum Umweltschutz, über Vielfalt, über xxx, ..Abteilungen und Referate arbeiten gern nur am eigenen (raschen) Erfolg doch selten zusammen an und für die Sache.
Besonders “gut”: immer schöne Worte, leere Versprechungen. Ja man fühlt sich schon geröstet!
Doch Kriegstüchtigkeit und strategische Kommunikation; Fehlanzeige! Auch dazu gibt es hier im Blog sehr viele Posts, doch im BMVg wird das wohl nicht gelesen. Im BMVg gibt es ein neues Motto: “Ich mach‘ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt …. Hey – Pippi Langstrumpf trallari trallahey tralla hoppsasa.”
Puma, Marder zeigen den schlechten Zustand der Bundeswehr, hier des Heeres.
Übrigens: Wie unsere internationalen Partner über die Ministerin, die Bundeswehr reden, das traue ich mir hier nicht zu schreiben. Man sollte das jedoch nicht einfach abtun.
Mein Eindruck nach dem Durchlesen des Transskripts der Pressekonferenz:
Die Kommunikation einer seit Wochen gereiften Entscheidung in Abstimmung der Partner USA, DEU und FRA sieht anders aus.
Das vermittelt den Eindruck einer „Hals-über-Kopf“ Aktion, nachdem durch das Vorpreschen von Frankreich mit den AMX-10 RC eine Drucksituation entstand.
Jetzt strickt man offenbar mit der heißen Nadel und schaut woher genau man die 40 Marder nimmt und aus welchem Topf man sie finanziert.
@Labacco: Dann stehen wenigstens für den anschließenden Zeitraum Produktionskapazitäten bereit, die wiederum von Deutschland und anderen Staaten, die sich gerade nicht im Krieg befinden, genutzt werden können, um die Reserven aufzufüllen. Es ist doch auch völlig normal und sinnvoll, Prioritäten zu haben.
Ich würde auch nicht sagen, dass dadurch die Verteidigungsfähigkeit geschwächt oder nicht ausgebaut würde, schließlich sind vorhandene Produktionskapazitäten und vor allem eine laufende Produktion mit hohen Stückzahlen ein wesentlicher Bestandteil der Verteidigungsfähigkeit.
Eigentlich müssten – unter diesem Gesichtspunkt – mittelgroße Stückzahlen von möglichst allen wesentlichen Waffenssystemen deutscher Produktion an die Ukraine abgegeben werden. Neben wichtigen Erkenntnissen über deren Fähigkeiten würden auch die Ersatzteil- und Munitionsproduktion ausgeweitet bzw. wieder aufgebaut, und das Wissen über Wartung und Instandsetzung gefördert. Das wäre doch vielleicht alles viel wichtiger für die Verteidigungsfähigkeit als volle Bestände der Bundeswehr.
Viele Grüße
Stellt sich natürlich die Frage nach in welchem Zustand die Marder sind. Ich hab da böse Erinnerungen an Übungen im Sommer in der Letzlinger Heide. Da konnte man gar nicht so schnell gucken wie da die Kühlschläuche und die Hydraulikschläuche geplatzt sind.
Seltsam.
die Ministerin spricht von US-D Initiative.
Und in der BPresseK wird dann verzweifelt versucht, die Franzosen abgestimmt darzustellen.
Ich persönlich befürchte dass es ein Alleingang Frankreichs war und aufgrund der internen Vorankündigung hat man dann ganz schnell über Nacht etwas zusammengezimmert, was nach einem Plan aussehen soll.
Reagieren statt Agieren.
und immer was von Lead faseln.
Reserven sind doch stetig zu bilden? Nur aus was?
@Labacco;
Wenn die Bundesregierung endlich größere Menge Munition bei der Industrie bestellen würde (am besten Rahmenverträge mit jährlichen Abnahmemengen), was meinst Du wie schell da irgendwelche Produktionslinien aufgebaut werden würden?
Nur auf bloßen Verdacht hin, dass dort in paar Jahren vielleicht mal irgendwelche Bestellungen eintröpfeln werden, wird man verständlicherweise nicht aktiv werden.
An den Industriekapazitäten wird eine Ausstattung der BW also nicht scheitern, das Problem ist der fehlende Wille endlich massiv in Beschaffung zu gehen. Nehmen wir das Beispiel Puma: Da wurde das 2. Los erstmal auf Eis gelegt. Wie förderlich und motivierend das wohl für die Bereitschaft der Industrie sein mag, da jetzt groß in Vorbereitungen zu gehen und z.B. schon mal Langläuferteile zu bestellen? Die warten erstmal ab und machen die bzgl. Puma gar nichts mehr bzw. nur Restarbeiten und widmen sich lieber ihren ausländischen Projekten zu, von wo ma massiv Aufträge reinkommen.
Rheinmetall will 170 Lynx in Griechenland bauen. Der Deal wird durch 200 modernisiertr Marder schmackhaft zu je 500.000 € gemacht. Das ist seit 3/22 in der internationalen Presse zu lesen. Demnach sind die Industriebestände verplant?
@Melber
Die Bw kann ihren Verteidigungsauftrag sehr offensichtlich (Munition etc.) ohnehin nicht erfüllen. VOR dem Krieg in der Ukraine war man schon „blank“. Es gibt null Reserven. Gerade deshalb muss man sich auf seine Alliierten verlassen können, das war doch seit Jahrzehnten das sicherheitspolitische Geschäftsmodell. Durch die Abgabe ändert sich abgesehen von irrelevanten Befindlichkeiten Einzelner exakt gar nichts daran.
„Schlecht für die Bw“ wäre hier gut für Deutschlands Sicherheit und nur darum geht’s. Allerdings halte ich die Abgabe für gut für die Bw, denn überlegen Sie doch mal wie die Situation verlief, BEVOR der Krieg in der Ukraine losging, BEVOR es den Druck gab und alles mehr oder weniger still und heimlich heruntergewirtschaftet / wegneuausgerichtet wurde! DA liegen doch die Ursachen, DA wurde der Verteidigungsauftrag mit Füßen getreten, DA hat keiner gesagt „verfassungswidrig“ sondern lieber Karriere im Apparat gemacht.
Jetzt rumzujammern, wenn das sicherheitspolitische Geschäfsmodell etwas mehr Input und Entbehrungen verlangt, ist doch schlechter Stil.
@all
Zum einen: Ich verstehe das Bedürfnis, sehr grundsätzlich über den Zustand des Heeres und/oder der Bundeswehr zu debattieren. Dieser Thread hat aber einen anderen Schwerpunkt, und ich wäre dankbar, wenn es bei diesem Schwerpunkt bleiben könnte.
Zum anderen sind wieder einige lustige Kommentatoren unterwegs, die in ihrem allerersten Kommentar hier erklären, dass Deutschland doch kein souveräner Staat wäre oder, unter Berufung auf RT Deutsch (!) zu wissen glauben, dass alle Geschütze der Ukraine vernichtet wurden. Jo, die bleiben dann besser in ihrer Blase, nicht hier.
@obibiber
Truppe geht immer mit teilweise kaputten Fahrzeugen in Übungen. Man nennt das ganze „dynamisches Verfügbarkeitsmanagment“ im Heer. Nicht genug Material für zu viele Aufgaben/Übungen, die man nie absagen kann, da es keiner ausspricht. Man kann die anderen Fäden zu dem Thema zsmfassen, dass die ganze Thematik eine Kombination aus fehlender Ausbildung, fehlendes Material und wahrscheinlich auch Unkenntnis der Truppe ist. Gepaart das ganze mit einem unsinnigen logistischen Konzept, an dem die Industrie auch ihren Anteil hat. In welchem LV/BV Szenario hab ich Zeit in eine sichere logistische Basis zufahren, damit der Techniker der Firma KMW oder Rheinmetall die Fehler ausliest, Hier sind einfach alle irgendwo schuld an dem Schlamassel.
Alles dann in der Öffentlichkeit durchzukauen tut sein übriges.
Frage an Alle: Jetzt sollen alle Fahrzeuge Ende Q1 geliefert werden, auch zulasten der BW. Könnte es sein, dass nicht der Druck der Partner das Kanzleramt überzeugt hat (warum dann die Eile?), sondern eine veränderte Lage?
Wenn die Geheimdienste zur Überzeugung kämen, dass (ich spinne mal rum) Belarus zusammen mit RU in Richtung Lemberg angreifen wird, um den NATO Nachschub zu unterbinden, würde dass die Entscheidungen besser erklären.
Man kann davon ausgehen, dass Putin im kommenden Frühjahr versuchen wird eine Entscheidung zu erzwingen. Vielleicht werden die Russen auch nochmal eine Front im Norden gegen Kiew aufmachen.
In jedem Fall wird die Ukraine alles brauchen was fährt und schießt. Selbst wenn man Ende kein einziger Marder mehr in einer deutschen Kaserne steht, wäre es am Ende besser, als wenn wir selbst den Russen gegenüber stehen würden. Wenn 40 Marder den Unterschied machen, dann ist es besser erst gleich gar nicht anzutreten.
@ Bernd Stache:
Eine Firmenleitung im Rüstungssektor, die jetzt nicht aus sich heraus investiert, um die eigenen Produkte auf Vordermann zu bringen und Produktionskapazitäten aufzubauen, wird keine Zukunft haben. Dann wird halt aus der Not heraus woanders gekauft werden.
@Brainstormer:
Dieses Rad kommt auch auf uns Europäer zu. Der Ukraine geht für WaSys sovietischer Bauart die Munition aus. Wird oft vergessen, aber man (Kontaktgruppe ;) )sollte ins Auge fassen, die Ukraine Schritt für Schritt auf westliche Systeme umzustellen. Ein Drahtseilakt um zum einen die Kampfkraft der Ukraine nicht nur zu erhalten, sondern gar zu steigern, aber auch nicht Gefahr zu laufen die Logistik und Instandsetzung zu überfordern.