Neuer Bericht zur „Einsatzbereitschaft der Streitkräfte“: Weiterhin nur eingeschränkt bereit
Die Bundeswehr kann nach Einschätzung des Verteidigungsministeriums zwar alle ihre Bündnisverpflichtungen in der NATO grundsätzlich erfüllen, muss aber in etlichen Bereichen weiterhin schwer wiegende Einschränkungen hinnehmen. Lücken bei Personal, Material, Ersatzteilen und Munition ließen sich nach Jahrzehnten der strukturellen Unterfinanzierung der Streitkräfte nicht mit einem Federstrich schließen, heißt es im neuen Bericht über die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte, den Ministerin Christine Lambrecht und Generalinspekteur Eberhard Zorn dem Bundestag vorlegten.
Die Unterrichtung ist eine veränderte Weiterführung der früheren Berichte zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr, die das Ministerium bis zum vergangenen Jahr dem Parlament vorgelegt hatte. Neben der Lage beim Material werden nun auch weitere Rahmenbedingungen wie die Personalsituation oder die Ersatzteillage berücksichtigt. (Über den neuen Bericht hatten zuerst der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung berichtet.)
In der Unterrichtung werden im neuen Format zunächst nur die Auslandseinsätze und die so genannten einsatzgleichen Verpflichtungen der Truppe in NATO und EU berücksichtigt. Dabei stehen zwar auch die herkömmlichen Auslandsmissionen wie die Beteiligung an der UN-Mission MINUSMA oder der EU-Mission Irini im Fokus. Interessanter sind jedoch die Angaben zu den Verpflichtungen im Rahmen der Bündnisverteidigung wie der NATO-Battlegroup in Litauen oder der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), außerdem die so genannten Daueraufgaben wie die Sicherung des deutschen Luftraums.
Für die meisten Aufgaben kommt der Bericht dabei zu dem Schluss, dass die Bundeswehr ihre Aufträge erfüllen kann, allerdings oft nur mit Einschränkungen. So sei die Einsatzbereitschaft für die Sicherung des Luftraums über Deutschland ab dem kommenden Jahr eingeschränkt – erhebliche Obsolenzenzen bodengebundener Systeme, zum Beispiel im Bereich der Luftraumüberwachungsradare, Flugfunkgeräte, Einsatzführungssoftware der Gefechtsstände sowie des militärischen Radardatennetzwerks, berenzen – insbeonsdere in Verbindungen mit zeitlichen Verzögerungen anstehender Beschaffungen – die Auftragserfüllung ab 2023. Die Einsatzbereitschaft könne nur mit Altsystemen gesichert werden.
Einschränkungen gelten auch fürdie Verpflichtungen im Rahmen der Bündnisverteidigung. So müsse die ab Januar von der Bundeswehr geführte VJTF mit einer veralteten IT-Struktur auskommen, weil wichtige Projekte dafür nicht rechtzeit fertiggestellt werden konnten. Die Führungsfähigkeit sei zumindest eingeschränkt sichergestellt. Es werden allerdings lediglich Minimalanforderungen bzgl. der Kommunikationsbedarfe erfüllt.
Ein Hauptproblem für alle Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung ist der Mangel an Flugabwehr. Für die VJTF kann der Schutz im bodennahen Luftraum nur sehr eingeschränkt gewährleistet werden. Die NATO-Battlegroup in Litauen, die seit 2017 von der Bundeswehr geführt wird, muss inzwischen ganz ohne Flugabwehr auskommen: Nachdem im Sommer bereits das deutsche Leichte Flugabwehrsystem abgezogen wurde, machten sich am (heutigen) Dienstag auch die tschechischen Flugabwehrkräfte (Ground Based Air Defence, GBAD) auf den Heimweg, wie die NATO – unabhängig von dem deutschen Bericht – mitteilte:
After three rotations the Czech GBAD is leaving the #eFP BG 🇱🇹 and will be replaced by CBRN forces. But this is not a „Goodbye“ its a „See you later!“ We thank our 🇨🇿 #comrades for their service.#StrongerTogether #WeAreNATO #Czech #airdefence @ArmadaCR pic.twitter.com/LgMYUbqz2Q
— NATO eFP Battlegroup Lithuania (@BG_LTU_eFP) December 13, 2022
Die technischen Probleme der Waffensysteme der Bundeswehr, die in den Berichten der Vorjahre im Mittelpunkt standen, werden in der aktuellen Unterrichtung zwar nur mittelbar angesprochen – gebessert zu haben scheinen sie sich allerdings nicht. So wird nach dem Bericht zum Beispiel die Deutsche Marine vorerst kein Kriegsschiff für die Beteiligung an der UN-Mission UNIFIL vor dem Libanon stellen können: Aufgrund des technisch bedingten Ausfalls einer Korvette stehe zunächst kein Ersatz zur Verfügung, dies führt zunächst zu einer temporären Vakanz bis März 2023. Hinzu kommen die Probleme mit Mangel an ausgebildetem Personal in einzelnen Bereichen, fehlenden Ersatzteilen und ungenügend vorhandener Munition.
In der Gesamtbewertung des Berichts wird deshalb auch die Herausforderung formuliert: Für den Kernauftrag der Bundeswehr „Landes- und Bündnisverteidigung“ muss die Einsatzbereitschaft wieder für die gesamten Streitkräfte hergestellt werden. Dafür müsse vor allem neues Material beschafft werden – aber auch Organisation und Mindset sich ändern: Die Zeiten, in denen maßgeschneiderte Kontingente aus dem Gesamtbestand der Streitkräfte aufgestellt wurden, sind vorbei. Künftig müssen alle Truppenteile in ihrer Grundaufstellung einsatzbereit sein.
(Archivbild Mai 2022: Radar des Leichten Flugabwehrsystems im Einsatz bei der NAT-Battlegroup in Litauen)
Peinlicher geht’s nimmer. Dieser Jahrzehnte währende Tod auf Raten ist kaum mehr auszuhalten. Man sollte die Bundeswehr gleich komplett abwickeln und den Verteidigungshaushalt an die Natoländer überweisen. Sollen sich doch die Profis um LV/BV kümmern.
1. warum lässt man ausgerechnet jetzt die Hosen runter ?
Hat man evtl den Mund zu voll genommen für die Division 2025 ?
Ich ahne Böses und kann mir die Schelte der NATO Partner schon sinnbildlich vorstellen.
Das wird leider die nächsten Jahre, wenn überhaupt, auch nur sehr langsam besser werden…
Ich frage mich, was noch alles passieren muss, damit D endlich wieder sich selbst militärisch verteidigen kann und vor allem ernsthaft will. Das „Sondervermögen“ scheint hier nur eine Alibiveranstaltung zu sein. Es fehlt ja offensichtlich an allem quer durch alle Waffengattungen. Wohin fließen dann die jährlichen 40-50 Mrd. EUR? Das aktive Personal plus der Materialeinsatz (p.a.) sowie die Anschaffungen können es ja nicht ausmachen (z.B. Vergleich: trotz unterschiedlicher Kaufkraft sind die IDF/Israel extrem kampfstark) . Gibt es versteckte Kosten? Wenn ja, wo? Wie lange schauen unsere Verbündeten, vor allem die USA diesem fortgesetzten Desaster und der Trägheit unserer Politikverantwortlichen noch zu, ohne Konsequenzen? Ich bin enttäuscht von unseren Politikern (egal welche Partei) und zunehmend resigniert. Es dauert einfach viel zu lange….
Als Angehöriger der Bundeswehr ist es erstmal direkt peinlich immer wieder zu hören das unsere Firma unterfinanziert sei… so wie das Geld verbrannt wird bleibt nur noch Kopfschütteln
Es ist schon irgendwie erschreckend, welch politischer Aufschrei bei einer geringen einstelligen Zahl von geistig fehlgeleiteten Soldatinnen und Soldaten erfolgt. (Das ist keine Verharmlosung.)
Der Bestand der FDGO ist m.E. auch und gerade dadurch gefährdet, dass wir nicht mehr angemessen für den Erhalt der äußeren Sicherheit beitragen können.
Der Artikel in der Loyal bringt es auf den Punkt. Schlechter geht es eigentlich nimmer.
Wohin das Geld fließt, kann man sich doch anschauen: https://www.bmvg.de/de/themen/verteidigungshaushalt/verteidigungshaushalt-2021
Allein 41,3% Personalkosten (aktives Personal und Pensionen)
Das Sondervermögen kann nur ein Auftakt sein, wenn man LV/BV-Aufgaben wieder ernsthaft im zugesagten Umfang erfüllen möchte, dann braucht es eine dauerhafte Erhöhung des regulären Verteidigungshaushaltes.
Die Erwartungen für die Division 2025 müssen auf ein realistisches Maß angepasst werden, denn allein die Industriekapazitäten reichen nicht aus, um eine signifikante Verbesserung der Ausrüstungslage zu erreichen. Dazu kommen industriepolitische Entscheidungen, die nicht unbedingt die militärischen Anforderungen im Fokus haben und entsprechend nicht zur Verbesserung der notwendigen Fähigkeiten führen.
Ich frag mich immer, warum viele noch überrascht sind. Ab einer gewissen Ebene ist der aktuelle Zustand schon seit Jahren bekannt. 2016 sagte man noch zu mir, es wird die nächsten Jahre besser, die Talsohle ist erreicht. Ich glaub die Talsohle folgt noch.^^ Scherz beiseite. An dieser sollte man aber bitte nicht die Ereignisse von letzter Woche mit diesem Thema vermischen und gegeneinander setzen. Beides sind nicht hinnehmbare Ereignisse.
@Helmut Schareck, die Frage ist halt für was ich mein Geld ausgebe. Boots on the ground und alles was die brauchen oder einen sich selbst beschäftigenden Wasserkopf.
Die Nummer mit der Friedensdividende haben wir alle mitgetragen. Die Batallione, Brigaden und Divisionen haben sich ja nicht über Nacht in Luft aufgelöst.
Aber nach mittlerweile acht Jahren darf man sich schon fragen, warum die Bundeswehr keinen Schritt weitergekommen zu sein scheint.
Der einfache Rat: Alles platt machen, von Grund auf neu Aufbauen den Laden.
Das ist zwar kaum noch Stammtischniveau aber der Frust möchte raus.
N. Böhm schrieb: „Das Sondervermögen kann nur ein Auftakt sein, wenn man LV/BV-Aufgaben wieder ernsthaft im zugesagten Umfang erfüllen möchte, dann braucht es eine dauerhafte Erhöhung des regulären Verteidigungshaushaltes.“
Nein. Wenn Ausgabeneffizienz schlecht ist, schmeißt man eben nicht mehr Geld hinterher. Ich möchte zunächst einmal wissen, warum wir mit unserem Wehretat bei 170000 Mann Stärke nicht einmal 6 Brigaden ausstatten können. Da passt etwas nicht. Wo geht das Geld hin?
Und bei internationalen Vergleichen, sind Personalkosten der BW nicht höher als die der Amerikaner oder Franzosen, trotzdem wird weniger in neue Ausrüstung investiert.
Ok, verstanden. Vorher auch schon, aber wie dem auch sei. Nur: Wo liegt jetzt 2022 die neue Erkenntnis ggü. der letzten Feststellung, dass es echt dunkel ausschaut? Welche konkreten Maßnahmen wurden seither ergriffen und welche Richtschnüre wurden neu gespannt? Wie soll der Laden jetzt konkret in fünfzehn Jahren aussehen? Oder stellen wir Ende nächsten Jahres erneut fest, dass es immer düsterer wird im Keller der Arbeitsebene? Dieses wohlfeile Selbstdarstellen der ministeriellen Ebene wird zunehmend anstregender…
Tja, welch Überraschung, dass sich die materielle Einsatzbereitschaft nicht verbessert, wenn man es in 10 Monaten nicht schafft, Waffen oder Munition zu bestellen… Da frisst die Inflation vermutlich mehr vom Sondervermögen, als für Beschaffungen heuer drauf geht…
„Die Zeiten, in denen maßgeschneiderte Kontingente aus dem Gesamtbestand der Streitkräfte aufgestellt wurden, sind vorbei. Künftig müssen alle Truppenteile in ihrer Grundaufstellung einsatzbereit sein.“
Das scheint zwar einerseits selbstverständlich zu sein, aber andererseits wird das angesichts der drastischen Unterfinanzierung der Bundeswehr über nun fast zwei Dekaden ein außergewöhnlicher Kraftakt werden.
Das reicht das Sondervermögen und die zaghaften Strukturreförmchen beim besten Willen nicht aus.
@Norman Böhm sagt: 13.12.2022 um 20:35 Uhr
„Allein 41,3% Personalkosten (aktives Personal und Pensionen)
Das Sondervermögen kann nur ein Auftakt sein, wenn man LV/BV-Aufgaben wieder ernsthaft im zugesagten Umfang erfüllen möchte, dann braucht es eine dauerhafte Erhöhung des regulären Verteidigungshaushaltes.“
Zustimmung. Wenn wir eine Größe von 180k bis 200k ordentlich ausrüsten wollen und mit einsatzfähigem Personal bestücken wollen, dann werden wir in den nächsten 10-15 Jahren tief in die Taschen des Bundeshaushalts greifen müssen…
@Voodoo:
Danke, ich dachte es liegt an mir, dass ich diese gesamte Diskussion nicht mehr verstehe.
Maßnahmen in dem Bereich hätten im Sondervermögen verortet worden müssen.
Das Gegenteil ist der Fall.
Es fehlen ausreichende Instandsetzungskapazitäten (Infrastruktur, Personal, Ersatzteile), lange bekannt und es passiert weiterhin nichts.
Wenn ich mir aber ansehe, wie viel aktuell bei der Bundeswehr im Übungsflugbetrieb geflogen wird, dann scheint es aber offenkundig Flugzeuge zu geben die fliegen.
Ich will das nicht verharmlosen, aber ich habe schon den Eindruck dass es sich jetzt bessert. Wir sollten m.E. nicht schauen wie es 2022 war, sondern was wir tun müssen damit wir 2025 einsatzfähig sind.
eigentlich war ja wenig anderes zu erwarten…
die nächsten Monate muss hier noch viel mehr auf den Weg gebracht werden… und selbst dann wird es 2-3 Jahre dauern bis die Lage sich verbessert…
und diese wird sich nur nachhaltig verbessern wenn man zeitnahe den regulären EPL14 deutlich anhebt.
wesentliche Schwachpunkte sind weiterhin
Munition
Ersatzteile
in allen TSK.
Hier wurde in den letzten Monaten sehr sehr viel Zeit verschlafen.
Da hilft am Ende des Tages auch nicht viel wenn heute Medienwirksam die Beschaffung der F35 auf den Weg gebracht wird.
Für die einfachen Soldaten ist neben Munition und Ersatzteilen weiterhin wichtig.
+Persönliche Ausrüstung
+Neues Sturmgewehr
+Digitalfunk
Da wird/wurde ja wenigstens ein bisschen was auf den Weg gebracht…. aber in der Masse ankommen tut das auch erst in den nächsten 1-2 Jahren
komplett Blank ist man halt beim Thema Flugabwehr (Patriot Upgrade, Iris-t LM/S) und Shorad (Nachfolger Gepard)… hier wird ein wiedererlangen der Fähigkeiten eher 2-3 Jahre in Anspruch nehmen…
Außerdem sind die Lücken bei der Artillerie massiv… hier müssen dringend neue Systeme bestellt werden… inkl. sehr viel Munition.
ein weiteres Problem ist dass die Auftragsbücher bei vielen Firmen voll sind… und man sich keine Fertigungsslots gesichert hat… gerade beim Boxer (Hauptfahrzeug der geplanten mittleren Kräfte) sind die Auftragsbücher voll…
an vielen Stellen wird auch weiterhin Geld verbrannt… bei der F35 zahlt man am Ende fast das doppelte wie andere europäische Abnehmer! wieso?
beim Puma zahlt man mittlerweile für ein Fahrzeug (inkl. Nachrüstungen) fast 25-30 Mio € pro Stück… und diese haben dann nicht mal ein APS an Board.
Die Slowakei hat gerade den neuesten CV90 bestellt für ca 10 Mio € pro Stück (inkl APS und SPIKE und und und)!
@Koffer, warum sollte das teuer werden 180-200k einsatzfähige Soldaten ordentlich auszurüsten? 182k haben wir schon, fehlen also nur ~18k. Und für die die nötigen Büros zu schaffen und eine P8 anzuschaffen sollte nicht so viel teurer werden.
Sie wollen doch nicht ernsthaft eine Bundeswehr aufstellen die von 200k Mann 180k für LV/BV auf die Straße bringen kann? /Sarkasmus off
Wenn man wissen will, wohin ein Teil des Geldes geht, dann kann man sich fragen, warum die Liegenschaften der Bw seit LdM nicht mehr der Bw gehöhren, sondern die Bw „Miete“ an das BMF zahlt.
Das nenne ich einen ganz schönen „kick-back“, den man sich sparen könnte, der dann auch der Bw tatsächlich zur Verfügung stehen würde.
Ein weiterer Punkt sind die gestiegenen Dritt-Verträge, die es der Inst. teilweise komplett untersagen, Gerät auch nur anzufassen, geschweige denn zu warten.
1992 konnte ein Lw-Inst Zug noch das komplette Tornado-Triebwerk gefächtsmäßig (!) tauschen. Heute dürfen die Soldaten bei einem LKW gerade noch die Reifen und das Öl wechseln…..
Da muss man sich nicht wundern, wenn das Geld nur so raus läuft, ohne, dass man einen Nutzen hat.
Es würde mich nicht mal wundern, wenn es mittlerweile nicht mal mehr genug Gerät gibt, das man – zu Ausbildungszwecken – komplett zerlegen kann.
Ich kann mich in ROW noch daran erinnern, dass der Schirrmeister regelmäßig einen MTW113/577 hat zerlegen und zusammensetzen lassen – ja, da hatte man das Ding dann mal 1-2 Wochen nicht, aber die WDL wussten, an was sie herumschraubten.
Da gab es aber noch genug von den Dingern, so dass die weitere Ausbildung nicht signifikant gelitten hat.
@Voodoo:
Das ist doch – leider – eine rein rhetorische Frage.
Seit der „Zeitenwende“ sind mehrere PzH abgeflossen. Neu- und Nachbestellungen – Fehlanzeige.
Die „Große Kästchenkunde“ wurde von @TW vor ein paar Wochen sehr genau vorgestellt – und einhellig als Lachplatte empfunden, da die materielle und personelle Unterfütterung aus dem Hause „Wünsch-Dir-Was“ ist und mit „Isso“ nichts zu tun hatte.
Aber bis im BMVg alle Laufmappen ihren Weg gefunden haben, kann schon mal ein Jahrzehnt vergehen. Nach der üblichen Standzeit von 2-3 Jahren muss man in der Zeit 3-4 „Verantwortliche“ erst einmal einarbeiten und kaum hat man sein Arbeitsfeld durchdrungen, wird man auch wieder versetzt.
So zynisch es ist: Wir können froh sein, dass wir nicht mehr „Frontstaat“ sind und vor allem die Polen ihre Hausaufgaben gemacht haben/glaubhaft machen.
Der Ukrainekrieg wird wohl auch weiterhin die militärischen und technischen Fähigkeiten Russlands nachhaltig schwächen, so dass wir voraussichtlich mit unserer Schlamperei durchkommen werden.
Als ich das erste Mal, vor mittlerweile über 20 Jahren, die Uniform angezogen habe, wurde uns von unserem Kompaniechef immer erzählt „nichts ist so beständig wie der Wechsel“.
Damit meinte er den damals anlaufenden Wechsel von Reformen hin zur dauerhaften Transformation. Da habe ich mich schon gefragt „wie kann das auf Dauer gut gehen und was kostet das alles?“
Allein die Wechsel der Stempel, Gebäudebeschriftungen usw. usf.
Erst wurde aus einem Regiment ein Bataillon, dann auf Fermelde IT usw.
Klar – kann man alles immer begründen und gibt irgendwo auch Sinn – aber es verbrennt komplett Geld. Zumal in den allermeisten Fällen die gleichen Leute im gleichen Büro sitzen geblieben sind und die gleichen Tätigkeiten durchgeführt haben.
Was will ich damit sagen?
Geld ist nur bedingt unser Problem – es geht ehr darum wofür und wie es ausgegeben wird. Es interessiert wirklich niemanden wie eine Einheit konkret heißt. Es geht darum was sie kann und wie sie ausgerüstet ist.
Hinzu kommt die – durch die politischen Gegebenheiten geprägte – schleppende und chaotische Beschaffung. Das ganze System ist so verstopft und so ineffizient das es einen gruselt.
Angefangen damit das man nicht rechtzeitig beginnt nach Nachfolgelösungen zu suchen (siehe Tornado) sondern erst dann wenn es gar nicht mehr anders geht. Was dann aber auch wieder bedeutet, dass man in der Übergangszeit Systeme kanibalisieren muss (was die Einsatzfähigkeit reduziert) oder extra Ersatzteile fertigen muss (extrem teuer).
Wir kranken an komplexen Strukturen, langwierigen Verfahren und persönlichen Befindlichkeiten. Nach wie vor ist mir nicht verständlich warum Rüstungspolitik auch jetzt noch Klientel- und Wirtschaftspolitik sein muss. Es wäre einfach sinnvoll Bereiche zu definieren die wir im eigenen Land stärken woll und vorrätig haben möchten (beispielweise gepanzerte Landfahrzeuge) und andere werden ausgeschrieben, bzw. marktreife System eingekauft.
Ähnlich wie bei der F35. Warum versuchen wir nach wie vor eigene Fregatten und Korvetten zu konstruieren? Die brauchen ewig und können am Ende gefühlt nur die Hälfte von dem was gewünscht war.
Wir sind de facto nicht mehr im Friedensbetrieb.
Es liegt nur an unseren Entscheidungsträgern ob diese Armee wieder so etwas ähnliches wie einsatzfähig wird.
Man muss dafür aber bereit sein wirkliche Reformen und Veränderungen durch zu führen. Das könnte natürlich auch bedeuten, dass einige höher dotierte Posten oder Prestigeprojekte gestrichen werden müssten…
Warten wir es ab
Was in den letzten zwei Jahrzehnten alleine an Milliarden in teilweiße absolut wahnwitzigen Betriebs-, und Arbeitsschutzmaßnahmen in die Truppe gepumpt wurde, aufgrund der europäischen Rechtslage, kann man dem normal denkenden Menschen nicht erklären. Darin sind wir Deutschen gerade im Bereich des öffentlichen Dienstes weltweit absolut Spitze. Wir setzen nämlich jeden Mist um, wo andere europäische Partner vielleicht nochmal die Sinnhaftigkeit hinterfragen.
Ich nenne hier nur ein gaaanz kleines Beispiel: Eine Höhenabsturzvorrichtung in Luftfahrzeugsheltern die für Millionen installiert wurde, die aber kein Personal jemals nutzt, weil man sich durch die Nutzung in viel größere Gefahr begibt. Ich könnte dutzende Beispiele nennen wo Millionen, wenn nicht Milliarden vollkommen nutzlos ausgegeben werden weil es einfach irgendwo steht das es zu machen ist!.
Es ist ein Henne-Ei-Problem. Ohne entsprechende materielle Ausstattung kann ich auch keine Leute motivieren, sich für die Veranstaltung zu begeistern und sich zu verpflichten. Und ohne entsprechend motiviertes und ausgebildetes Personal, steht die beste Ausrüstung nur rum.
Notwendige Sofortmaßnahme dürfte sein, durch entsprechende Entbürokratisierung und Mittel- bzw. Ausrüstungsbereitstellung wenigstens den vorhandenen Personalkörper so auszustatten, dass die Flucht in die innere Pension oder den Dienst nach Vorschrift bis Dienstzeitende aufgehalten wird.
Das zweite ist, die Streitkräfte – einschließlich ihrer grundsätzlichen Funktion – wieder (positiv oder zumindest als notwendige Einrichtung) im alltäglichen Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Einerseits durch persönliches Erleben – wer jemand kennt, der dabei war, weiß immerhin wovon er spricht -, andererseits auch durch entsprechende Werbung, Selbstdarstellung und Öffentlichkeitsarbeit. Das klingt freilich ein Stück weit nach „Volkserziehung“, ist jedoch m.E. unabdingbar, wenn man auf Dauer einen stetigen Nachwuchs an geeignetem Personal erreichen will, und das Bild des „Staatsbürgers in Uniform“ erhalten will. Dazu gehört auch, Menschen echte Perspektiven zu bieten, die über die bloße (vorübergehende) Anstellung im Staatsdienst hinausgehen.
Ich habe es schon mehrfach gesagt, aber die Wiederaufnahme der allgemeinen Wehrpflicht in irgendeiner Form wird m.E. langfristig ohne Alternative bleiben. Selbst wenn es nur die Mindest-AGA beinhaltet.
Ich rege mich richtig auf wenn ich den Bericht lese.
Es unglaublich, wie absolut untätig unsere politische Führung das Jahr hat dahinschreiten lassen, ohne konkrete schnell wirksame Maßnahmen zu treffen. Ja, Frau Lambrecht, die Situation ist gewachsen in den Jahren der Unterfinanzierung. Aber jetzt schauen sie sich einfach mal die Polen an, wie dort reagiert wurde, jetzt, dieses Jahr. Da wird richtig richtig zugepackt und umgesetzt. Bei uns wird nur geredet und öffentlichkeitsgerecht Superlativen wie z.Bsp. die F35 präsentiert. Das Teil bringt uns die nächsten 10 Jahre gar nichts. Absolut nichts! Ich muss mich korrigieren: Es wird tolle Hochglanzfotos mit Politikern und Generälen geben. Glaubt wirklich irgendjemand das in Büchel bis 2026 irgendwas an nutzbarer Infrastruktur steht, wenn es in einem Standort 10 Jahre dauert ein Bushäuschen zu ersetzen weil es Einsturz gefährdet ist.(Laut Arbeitschutz).
Und unsere Soldaten haben bei einer Verlegung inzwischen 2 große Spinde mit zu verlegen weil sie zugeschüttet werden mit diversen Stiefelmustern und warmen Unterhosen und Socken weil irgendjemand dem Wehrbeauftragten im Einsatz gezeigt hat, das er sich seine ja viel besseren Socken bei Tchibo gekauft hat.
Ich glaube in der Ukraine kann man derzeit sehr gut lernen was ein Soldat wirklich braucht.
Es läuft soviel absolut schief in der Truppe. Es ist ein Geniestreich der deutschen Militärgeschichte wie absolut abgewirtschaftet unsere Truppe nach der Wende geraten konnte.
zu Bow sagt:
14.12.2022 um 10:34 Uhr: …“Der Ukrainekrieg wird wohl auch weiterhin die militärischen und technischen Fähigkeiten Russlands nachhaltig schwächen, so dass wir voraussichtlich mit unserer Schlamperei durchkommen werden.“…
Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass genau d i e s das Kalkül unserer derzeitigen SPD geführten Bundesregierung ist! Denn ernsthaft getan (im Sinne von unbedingt notwendigen Reformen, etc.) wurde und wird offensichtlich nicht viel, und d a s bei einem Krieg vor unserer Haustür, der mittlerweile 10 Monate (!) andauert. Uns geht`s anscheinend noch zu gut…
Vermutlich wird dieser Zustand auch so anhalten, da selbst die CDU-Opposition nach 16jähriger Verantwortung für das BMVg kaum glaubwürdig Alternativen vorschlagen kann und wird!
Es fehlt halt leider insgesamt der politische Wille, die Missstände bei der Bundeswehr abzustellen.
Das Wiedererlangen der Fähigkeit „Nah- und Nächstbereichsschutz für Kräfte des Heeres in Operationen“ gegen Bedrohungen aus der Luft benötigt mindestens zehn Jahre. Anders als 1956 fangen wir nämlich bei „Null“ an. Nur mal so.
Bedeutet das nun, daß der deutsche Führungsanspruch für Europa in Gefahr ist? (/sarc OFF)
Ich bin echt erstaunt. Die Berichte für das Parlament über die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr (oder besser deren Defizite) waren doch für jeden Bundestagsabgeordneten einsehbar. Zwar als geheim eingestuft, aber verfügbar. Und das seit Jahren.
Keine Definition der deutschen Interessen, kein abgeleitetes Kriegsbild…
Wohin soll denn jemand in Koblenz planen ?
„@Koffer, warum sollte das teuer werden 180-200k einsatzfähige Soldaten ordentlich auszurüsten? 182k haben wir schon, fehlen also nur ~18k. Und für die die nötigen Büros zu schaffen und eine P8 anzuschaffen sollte nicht so viel teurer werden.
Sie wollen doch nicht ernsthaft eine Bundeswehr aufstellen die von 200k Mann 180k für LV/BV auf die Straße bringen kann? /Sarkasmus off“
You made my day!!!
Zitat:“Ein Hauptproblem für alle Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung ist der Mangel an Flugabwehr. Für die VJTF kann der Schutz im bodennahen Luftraum nur sehr eingeschränkt gewährleistet werden.“
Und was haben wir jüngst an die Ukraine verschenkt? Gepard Flak-Panzer für die Verteidigung „im bodennahen Luftraum“. Sicher, die Ukraine braucht sie aktuell nötiger als wir. Aber angesichts der gravierenden Fähigkeitslücke muss man zu dem Schluss kommen: klug wars nicht.
Hat die Bundeswehr eigendlich noch Roland II Waffensysteme in den Lagern oder gibt es noch welche bei der Industrie? Ich habe gelesen, das einige der Systeme an Slovenien abgegeben worden waren.
Wenn die ollen Gepard Panzer der Ukraine tatsächlich noch so von Nutzen sind, dann könnte Roland vielleicht die Lage für die Bundeswehr so lange entspannen bis man mit der Beschaffung von neuen Systemen (Mantis, IRIS-T) endlich in die Puschen kommt.
@Wissend:
Da ja der Arbeits und Umweltsschutz in der BW auch gern mal bei „Blöd“ durch den Kakao gezogen wurde, ja Abgasreinigung beim Panzer ist vielleicht etwas drüber, aber ich geh auch immernoch von einem Kriegsknopf aus…
Beim Arbeitsschutz können Sie es natürlich cool finden aus 3 m Höhe irgendwo in die Tiefe zu stürzen und danach Tod oder schwerbehindert zu sein, wirklich intelligent ist das aber nicht. Tod ist im übrigen bei direkten Kosten günstiger viel schlimmer ist aber der Wegfall der Person und was man in die Ausbildung der Person investiert hatte.
Ich hab schon viel erlebt an Geldverschwendung in Behörden und Wirtschaft, aber Geldverschwendung beim Arbeits- oder Umweltschutzmaßnahmen noch nie.
@Metallkopf:
immer diese Wehrpflicht zur Personalgewinnung. Ist das GG-konformer Grund?
(für mich war meine Wehrpflichtzeit extrem abschreckend durch Sinnlosigkeit, dreiste Sadisten und Bürokratie. Sowas dürfte auf heutige Generationen nicht ansprechender sein!)
@Trevor Faith
Zitat:“Die Berichte für das Parlament über die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr (oder besser deren Defizite) waren doch für jeden Bundestagsabgeordneten einsehbar.“
Das stimmt. Allerdings setzt das voraus, dass Bundestagsabgeordnete A) das nötige Interesse dafür aufbringen, B) ihre kostbare Zeit dafür zu opfern bereit sind und C) das Fachchinesisch darin verstehen können.
Unsereins ist ja manchmal von den Abkürzungen, die hier im Forum kursieren, geplättet. Und ich war mal aktiv. Um wieviel schwieriger muss das für Abgeordnete sein, von denen die meisten nie gedient haben und Leoparden nur aus dem Zoo kennen.
Unter all den vielen, völlig überarbeiteten Abgeordneten (Sarkasmus) interessiert sich vermutlich nur der kleine Teil jener, die Mitglieder im Verteidigungssausschuss sind, für diese Berichte. Und auch dort sind Fachleute Mangelware.
Sehen wir wie es ist. Das BMVg ist eine ungeliebtes Schleudersitzministerium und in das BMVg werden, so ist mein Eindruck, nur Beamte versetzt, die in keinem ‚anständigen‘ Ministerien geduldet werden können. Die Bundeswehr hatte Jahrzehntelang im Parlament keine Lobby. Für die meisten Abgeordneten des Bundestages war der Verteidigungshaushalt in den letzten dreißig Jahren nur ein Mittel um Industriefinanzierung in den eigenen Wahlkreisen zu betreiben. Solange das Geld nur floß war es völlig nebensächlich, ob das, wofür es ausgeben wurde, auch das war, was die Truppe brauchte. Man muss sich nur die Berichte des Bundesrechnungshofs aus den vergangenen Jahren anschauen.
Mein Eindruck im Moment ist, dass sich das im wesentlichen nicht geändert hat. Lediglich die Menge an Lippenbekenntnissen hat zugenommen.
@Mannerheim
Zitat:“Wohin soll denn jemand in Koblenz planen?“
Man könnte ja mit dem anfangen was im GG gefordert ist. Nämlich eine Armee zu haben, die im Ernstfall unser Territorium verteidigen kann. Sobald eine funktionsfähige LV steht kann man hin zur BV erweitern. Sobald man dann in der Lage ist, den vertragsgemäßen Pflichtbeitrag zur BV zu liefern (ohne die LV zu schwächen) kann man über das nachdenken, was Kr.. ähm, Interventionsenthusiasten so gern mit „international mehr Verantwortung übernehmen“ verklausulieren. Das wird man bei der NATO zwar erstmal nicht gern hören, aber das Hemd ist nunmal näher als die Jacke, und in ihrem jetzigen Zustand nützt die Bundeswehr eigentlich niemandem.
@Schlammstapfer sagt: 14.12.2022 um 20:39 Uhr
„Allerdings setzt das voraus, dass Bundestagsabgeordnete A) das nötige Interesse dafür aufbringen, B) ihre kostbare Zeit dafür zu opfern bereit sind und C) das Fachchinesisch darin verstehen können..“
Sorry, aber das lasse ich nicht gelten. Einmal im Jahr erstattet der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags dem Parlament Bericht. In den letzten Jahren wurde wiederholt auf den desolaten Zustand der Bundeswehr hingewiesen. Und diese sind in allgemeinverständlichem Hochdeutsch verfasst; wer da etwas nicht versteht oder hellhörig geworden wäre, hätte mit beim Wehrbeauftragten nachfragen können. Das ist sein / ihr Job, Fragen zu beantwortet.
Laut DLF vom morgen baut Rheinmetall eine inländische Produktion für Mittelkaliber-Munition auf.
Die Anlage soll ab. Januar 23 errichtet werden und im Juni die Produktion beginnen können.
Der Neuansatz erfolge als Reaktion auf Probleme von Lieferungen aus der Schweiz hieß es kommentierend.
@Dominik
Dann kennen Sie die Bundeswehr nicht oder sind in einem Bereich genau für so etwas verantwortlich.
Die LFZ Techniker nehmen in Kauf die 3m kontrolliert zu fallen als unkontrolliert gegen ein spitzen oder scharfen Gegenstand am LFZ zurück zu pendeln oder entlang zu schleifen, weil man im Gurtzeug hängt.
Die Sturzgefahr wird durch den Gurt sogar erhöht.
Das hat überhaupt nichts mit Leichtsinn zu tun.
Schöne Weihnachtszeit
@Wissend:
3 m kontrolliert zu fallen….na dann….
Hab noch nie PSAgA erlebt die schlimmer sein soll als die potentiell tödliche Gefahr eines Absturzes aus 3 m, höchsten unnütz weil schlecht ausgewählt.
Vielleicht müssen Sie auch erstmal einen toten LFZ Techniker da liegen gesehen haben, bis Sie anders denken, weil „ist ja noch nie was passiert“.
Zunächst einmal ein Kompliment für diesen Blog, auf den ich durch Zufall gestoßen bin.
Als Angehöriger der Streitkräfte (Bundeswehr) seit 1984 und vielfältigen Verwendungen, durfte ich für 7 Jahre außerhalb der Bundeswehr hauptamtlich ein politisches Mandat in der Kommunalpolitik ausüben. Nach Ablauf dieses Mandates, entschied ich mich 2021 zum „Bund“ zurückzukehren, war er doch mein Wunscharbeitgeber seit eben 1984! „Wollen Sie sich das wirklich antun?“ wurde ich von vielen Kameraden gefragt. Auf meine Gegenfrage „Warum nicht?“ antwortete man mir „Weil es seit Ihrem Weggang nicht besser geworden ist, mit dieser Armee!“.
Tja, was soll ich sagen? Mittlerweile verstehe ich, warum ich gewarnt wurde: Es ist in den letzten Jahren nicht besser geworden!
Ja, alle meine Vorschreibenden haben Recht:
Kaputtgespart, aufgeblähte Wasserköppe, Kommandobehörden, deren Sinn, Zweck und Dienstpostendotierungen man hinterfragen muss etc. pp.
Woran liegt das?
Es liegt daran, dass man politisch und auch in der Führung unserer Bundeswehr vergessen hat, wozu diese ursprünglich aufgestellt wurde, nämlich genau zu dem, was heute u.a. unter dem Begriff Zeitenwende subsummiert wir: die Landesverteidigung und der Auftrag der NATO! Umgeben von Freunden, wer sollte uns da denn bedrohen? Der Russe? Ach, der wird schon nicht, lass den Putin mal ein bisschen mit dem Säbel rasseln. Und nun? Plötzlich und unerwartet (Ironie) fühle ich mich wieder in die Zeiten vor 1990 versetzt. Nun könnte man meinen, dass es noch genügend Uniformtragende gibt, die sich dunkel erinnern, was Landesverteidigung konzeptionell, materiell und infrastrukturell bedeutet und wie man dieses Wissen modernisiert nutzen kann. Weit gefehlt! Es scheint in den werten Köpfen meiner Kameraden gleichen Alters mit goldenen Sternen auf den Schultern eine Art Wissensschwund gegeben zu haben, oder es ist bzw. war politisch nicht opportun (und damit der Karriere somit abträglich) über ein Kriegsszenario zur Verteidigung unseres Landes laut oder auch leise nachzudenken. Nein, zu teuer und überhaupt, wie gesagt, umgeben von Freunden. Es reichen kleine Expeditionstruppen um überall in der Welt kostengünstig politisch und moralische Überlegenheit zu demonstrieren. Tja, zu kurz gedacht. Nun stehen wir in der Bundeswehr bereit zum Kampf und warten bis richtiges Militär kommt.
Wir brauchen eine oder einen BMVg, der/die nicht konfliktscheu ist. Wir brauchen Politiker, die sich eindeutig und ohne Wenn und Aber zur Bundeswehr bekennen und wir brauchen Verantwortliche, die ihre Meinung sagen (dürfen) ohne Angst zu haben, um die nächste Besoldungsstufe oder Beförderung gebracht zu werden. All das fehlt und oft genug wird kritsch-konstruktive Kritik als Anmaßung und persönliche Kritik an Vorgesetzten empfunden. Das fördert die Karriere ungemein und motiviert zu mehr…. Was bleibt, ist ein Heer von Ja-Sagern und Zauderern. So und nun ist Schluß, zumindest für heute von meiner Seite.
Ich bitte meinen Sarkasmus zu entschuldigen und beende jetzt meinen Beitrag, obwohl ich stundenlang bzw. seitenlang schreiben könnte.
@KPK:
Ja, diese Entscheidung ist auch äußerst begrüßenswert. Denn die rigorose Haltung der Schweiz würde bedeuten, dass auch an Deutschland im Fall eines Kriegs nicht mehr geliefert werden würde. Und das kann sich letztlich kein Staat der Welt leisten. Überrascht bin ich von der Ankündigung, dass die Fertigungslinien ab 23. Januar in Betrieb gehen sollen. Das wäre mal wirklich rasch.
Lt. schweizer Kommentatoren ist die Weigerung der Schweiz übrigens einigermaßen desaströs für die dortige Rüstungsindustrie. Bis zu 30 Mrd. Euro werden geschätzt der schweizer Industrie allein dadurch entgehen, dass Deutschland nicht mehr bei den Eidgenossen kauft. Und auch andere werden folgen, sofern ähnliche Abhängigkeiten bestehen.
@Dominik, das wird man vermutlich nur konkret vor Ort beurteilen können.
Aber ich halte es für durchaus möglich das eine nicht durchdachte Absturzsicherung zu einer Gefahr werden kann wenn bei der Planung kein Abgleich erfolgt in welchem Bereich kann ich einerseits gefahrlos fallen und wo sind andererseits meine Fixpunkte, welche Bewegungsfreiheit lässt das System damit zu bzw muss es zulassen damit ich nicht mehr Zeit mit dem anschlagen meiner Sicherung verbrauche als mit der eigentlichen Arbeit.
@Flo @wissend
@Dominik hat vollkommen recht, was den Arbeitsschutz angeht. Ab Höhen von 2 m fallen abgestürzte Personen auf den Kopf, da Oberkörper schwerer als Unterkörper. Wollen sie tatsächlich die Gesundheit unserer Kameradinnen und Kameraden riskieren, wenn die nötige PSA vorhanden ist? Zum anderen hat der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht. Der darf nicht, der muss. Und ich denke damit beenden wir den OT
@Metallkopf
Missverständnis: die Anlage soll ab Januar 2023 errichtet werden und im Juni (Juli?) die Produktion beginnen, meine Aussage.
Hier aber:
„Die Anlagen für sogenannte Mittelkalibermunition sollen im Januar fertig sein, erklärte das Rüstungsunternehmen Rheinmetall auf Anfrage der Deutschen Presseagentur (dpa)“.
Also sogar schon fertig im Januar ’23, Zeitenwende in der Industrie läuft.
Siehe:
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinmetall-munitionsfertigung-bundeswehr-100.html#:~:text=Man%20habe%20sich%20dazu%20entschlossen,ist%20noch%20nicht%20%C3%B6ffentlich%20bekannt.
@zulu1075, an der grundsätzlichen Notwendigkeit von Absturzsicherung wird auch keiner zweifeln und als Vorgesetzter, der mitbekommt das ohne gearbeitet wird, wird es nicht bei einem „bitte nächstes Mal nutzen“ belassen können. Ändert aber nichts an ggf vorhanden Planungsfehlern die dazu führen das man im Falle des Falles durch die Sicherung in Gefahr gebracht wird.
Wenn es einfach wäre, würden wir alle Fußball spielen….
Einleitungssatz auf meinem CPM (alt) Lehrgang.
Zweiter Satz: 3 von den 4 Wochen werden wir Logistik als größten Kostentreiber behandeln.
Wenn ich mir heute die Ausbildung, die Entscheidungsprozesse bis zur Realisierung, die Logistikprozesse und das Verständnis für diese im Bereich der Nutzer anschaue müssen ALLE – Primat der Politik, BMVg, Kdo Behörde bis hin zum Einzelschützen – sich fragen, wie kann ich zur Verbesserung beitragen.
Angefangen vom sachgemäßem Umgang über eine stetige Aus und Weiterbildung hin zu einer kurzen, knackigen und dann unveränderlichen Forderung über über über…….
Geld ist für ET/AT eigentlich auch genug da. Aber da das BAAINBw dieses nicht alles ausgeben kann (Gründe oft genug genannt – Aber Dank an alle Soldaten und Beamten die jeden Tag dort Vollgas geben und es trotzdem versuchen) kommt halt nicht genug an.
In meinen verschiedenen Verwendungen habe ich immer versucht, die Dinge zu verbessern – leider selten erfolgreich. Viel Schlimmer – keiner konnte mir Feedback geben, ob mein Handeln hilfreich ist oder es nicht vielleicht doch verschlimmert und ich damit Teil des Problems bin.
Daher habe ich für mich beschlossen, nach meiner Rückkehr die alten Archive der LogSBw zu besuchen und mich weiter zu bilden – vielleicht finde ich ein zwei Anregungen, denn althergebrachtes sollte wieder geschätzt werden (vglb. der Kampfgeist beim Fussball – aber ich schweife ab ;)).
Grüße aus der Ferne mit der Hoffnung, dass die Probleme Stück für Stück vor meiner Rückkehr angegangen werden…..
@Flo:
Natürlich kann man das nur vor Ort beurteilen. Das ist beim Arbeitsschutz meist so.
Pendeln und dabei anschlagen ist in Grenzen bei Abstürzen vollkommen normal, eine höhere Gefährdung kann sich dadurch eigentlich nie ergeben (Knochenbruch/Abschürfungen gegenüber TOD). Nutzeraktzeptanz ist natürlich auch sehr wichtig und dazu zählt auch Bewegungsfreiheit. Ohne Einschränkung geht es aber auch praktisch nicht. Naja jetzt würde ich ja zu gern mal Mäuschen spielen im Shelter…
Warum kann man nicht z. B. auch von Treppenrollpodesten oder Hubarbeitsbühnen arbeiten? Bei den Kosten der BW insbesondere den Luftfahrzeugen sollte es an technischen Schutzmaßnahmen nicht scheitern. Oftmals sind Hilfsmittel auch wichtig für eine effiziente und ergonomische Erledigung der Arbeiten.
[Jetzt die Debatte über Treppenrollpodeste oder Hubarbeitsbühnen zu führen, wird doch ein wenig arg detailverliebt – und dafür ist hier wahrlich nicht der Ort. T.W.]
@KPK:
Mal kurze Frage:
Wenn im Januar Produktionsbeginn ist muss eigentlich aktuell schon der Maschinenpark aufgebaut werden.
ABER in einer anderen Meldung hieß es man hätte noch keinen Standort.
Also entweder man muss noch eine Halle irgendwo bauen/kaufen, oder irgendwo in Deutschland ist relativ unbemerkt eine Munitionsfabrik entstanden, was praktisch nur in leeren Hallen auf Rheinmetall Standorten gehen würde. Wo wäre das?
@Dominik
Der Produktionsstandort ist UNTERLÜß in Niedersachsen.
https://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/Rheinmetall-erweitert-Munitionsproduktion-in-Unterluess-,audio1276214.html
@Schlammstapfer sagt: 14.12.2022 um 20:39 Uhr
„und in das BMVg werden, so ist mein Eindruck, nur Beamte versetzt, die in keinem ‚anständigen‘ Ministerien geduldet werden können.“
Aha, jetzt sind wir also beim Beamten-Bashing angelangt. Spannend, ist halt nur, dass niemand von einem anderen Ministerium ins BMVg „versetzt“ wird. Unterschiedliche Dienstherren und so…
Aber schön, dass wir einfach mal über 1,000 Beamte im BMVg global durch den Dreck ziehen müssen :(
Beamte sind immer nur so gut oder schlecht, wie die internen Verwaltungsvorschriften es zulassen. Auch tausende kreative Beamtenköpfe schlagen irgendwann immerzu gegen den Schreibtisch, wenn Herr oder Frau Kontrollfreak als Behördenleiter bis ins Detail jeden Furz vorgibt, und alle Vorschläge und Ideen, Prozesse zu straffen oder zu verbessern, abgeschmettert werden.
Verwaltung ist zwar der Demokratie verpflichtet, funktioniert aber notgedrungen eher wenig demokratisch. Was manchmal auch gut so ist, denn das, was eine Mehrheit an Bürokraten gut findet, muss bekanntlich auch nicht unbedingt die beste Lösung für ein Verwaltungsproblem sein. Thema Frösche und Teich…
Nun kann ich so manche Verärgerung, oder Forderung aus dem Bereich der Kommentare verstehen, gar nachvollziehen, dennoch sollte nicht übersehen werden, dass in 10 Monaten nicht geheilt werden kann, was in nahezu 30 Jahren abgebaut wurde. Darüber hinaus darf nicht verkannt werden, dass neues Material auch bedient werden muss und Personal fehlt an allen Ecken und Kanten.
Das Positive daran ist doch, dass sich etwas bewegt und sich, zumindest im Moment, das Bewusstsein im Bereich der politischen Führung verändert hat.