Bundeswehr meldet Schützenpanzer-Probleme kurz vor Bereitschaft für NATO-Eingreiftruppe (Nachtrag)
Wenige Tage vor erhöhter Einsatzbereitschaft für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO hat die Bundeswehr erneut Probleme mit ihrem neuen Schützenpanzer. Bei einer Übung seien in einer Kompanie alle 18 Schützenpanzer des Typs Puma ausgefallen, meldete der zuständige Divisionskommandeur in einem Brandbrief, über den der Spiegel berichtet. Bislang ist unklar, ob die Gefechtsfahrzeuge wie geplant ab 1. Januar für die NATO-Eingreiftruppe bereitstehen.
Nach dem Bericht des Spiegels vom (gestrigen) Samstagabend (hier Link hinter Paywall) warnte Generalmajor Ruprecht von Butler, der Kommandeur der 10. Panzerdivision, in einer längeren E-Mail an Heeresinspekteur Alfons Mais, die aktuelle Übung im Schießübungszentrum der Panzertruppe in Bergen habe schwerwiegende Probleme mit dem Puma offengelegt. Von 18 einsatzbereiten Schützenpanzern, mit der die Kompanie begonnen hatte, sank die Einsatzbereitschaft während der letzten acht Ausbildungstage auf 0 Schützenpanzer, zitierte das Magazin aus dem Schreiben.
Die technischen Probleme hätten vor allem die Elektronik der Schützenpanzer betroffen, heißt es laut Spiegel in der Mail, einmal habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben. Auch wenn Elektronik-Probleme mit dem Puma bekannt seien, seien sie noch nie in dieser Häufigkeit aufgetreten. Damit werde die Einsatzbereitschaft des Waffensystems trotz aller guten Vorbereitungen zum Lotteriespiel.
Besonders auffällig ist in diesem Fall, dass die betroffenen Schützenpanzer zu denen gehören, die im Hinblick auf den geplanten Einsatz bei der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) der NATO noch einmal technisch nachgerüstet wurden. Ab dem 1. Januar wird die Bundeswehr den Kern dieser Eingreiftruppe stellen, die Soldat*innen und ihr Gerät müssen dann innerhalb weniger Tage einsatzbereit sein.
Der Ausfall betraf nach Informationen von Augen geradeaus! eine Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112 aus dem bayerischen Regen. Bei einer Übung im vergangenen Jahr hatte sich dieses Bataillon noch lobend über den Puma geäußert, sowohl in einem Bericht der Bundeswehr selbst als auch in einem Video:
Unklar ist, inwieweit mangelnde technische Absprachen zwischen der Bundeswehr und der Industrie zu dem Debakel beigetragen haben. So soll die Truppe vor dem Übungsdurchlauf im Schießübungszentrum weder die nötigen Ersatzteile mitgenommen noch alle erforderlichen Sonderwerkzeuge für den Puma dabei gehabt haben. Unklar ist auch, inwieweit die 18 Schützenpanzer vor der Übung noch einmal gewartet wurden.
Das Problem wird am (morgigen) Montag die Führung des Verteidigungsministeriums beschäftigen: Ministerin Christine Lambrecht, Rüstungsstaatssekretär Benedikt Zimmer, Generalinspekteur Eberhard Zorn, der Heeresinspekteur und der Divisionskommandeur wollen dann zu einer Besprechung zum Sachstand zusammenkommen.
Nachtrag: Am Morgen hatte sich bereits der Generalinspekteur – auch via Twitter – zu Wort gemeldet:
Die Verpflichtungen gegenüber der Nato werden wir ab dem 1. Januar 2023 erfüllen.
— General Eberhard Zorn (@BundeswehrGI) December 18, 2022
danach Heeresinspekteur Mais:
Während eines Durchgangs im Schießübungszentrum des Heeres sind wir in dieser Woche mit einem unerwartet hohen Ausfall an Schützenpanzer Puma bei herausfordernden Übungsbedingungen konfrontiert worden. Der Schützenpanzer Puma hatte sich bis dato in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen. Alle Stellen im Heer wie auch das Beschaffungsamt der Bundeswehr mit der Heeresinstandsetzungslogistik und den beteiligten Industrieunternehmen führen im Moment eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch.
Die Zielsetzung ist dabei, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen. Unser Beitrag für die NATO-Speerspitze im Rahmen der VJTF 2023 kann weiterhin sichergestellt werden.
(wird ggf. ergänzt)
(Archivbild: Zwei Pumas des Panzergrenadierbataillons 112 bei einer Gefechtsübung auf dem Truppenübungsplatz Bergen bei der Einsatzprüfung des Schützenpanzers am 09.03.2021 – Maximilian Schulz/Bundeswehr)
😁 Alles bekannte aber nun gehäufte Fehler?
Das erinnert mich daran, dass man unbedingt den Puma-Turm auf den Boxer schnallen sollte.
Was man da an Geld sparen könnte…
„Once is happenstance. Twice is coincidence. Three times is enemy action.“ Ian Fleming
OK, unterschiedliche MilOrgBer und WaSys, aber das Problem ist aber wohl systemimmanent. War der PUMA nicht FOC gemeldet? Die Erprobung sollte doch unter Gefechts- / Einsatzbedingungen erfolgen, also deutlich anspruchsvoller als ein Tag auf der Schießbahn?
Oder waren die Autos besonders präpariert, so wie man das auch von Testfahrzeugen für die Redakteure von Automobilzeitschriften sagt?
Zum Thema Nachrüstung des SPz Puma: Muss es – möglicherweise- nicht eher darum gehen, die Fzge. überhaupt erst einmal so in Stand zu setzen, dass sie überhaupt einsatzfähig sind ? Siehe https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/puma-panzer-bundeswehr-101.html ( Der Spiegel-Artikel ist hinter der Bezahlschranke, daher der Link auf Tagesschau-online)
Dann haben wir jetzt zumindest einen Grund keine Marder an die Ukraine abgeben zu müssen.
Es würde mich interessieren, ob nur die 41 Puma betroffen sind, die schon zur Version VJTF umgerüstet wurden, oder auch einige der 154 Puma’s, die sich aktuell in der Umrüstung befinden.
Wie auch immer, wirft abermals kein gutes Licht auf die Rüstungsindustrie.
Der Spiegel-Bericht über den Puma-Ausfall ist deprimierend, aber nicht wirklich überraschend.
Versuchen wir, das Positive daran zu sehen: offenbar versucht die Bundeswehr, sich selbst (zunächst vorsichtig) auf den Prüfstand zu stellen. Und stellt fest, dass dabei (fast) alles zerbröselt.
Also immerhin: ein Schrittchen weiter in Richtung der hässlichen Realität. Wird ja auch langsam höchste Zeit dafür.
@T.W.
„Auch wenn Elektronik-Probleme mit dem Puma bekannt seien, seien sie noch in dieser Häufigkeit aufgetreten.“
In dem Satz fehlt wohl ein „nie“.
[Danke für den Hinweis, ist korrigiert. T.W.]
Neues seit Jahren nicht.
Lösung technischer, hier Probleme der Elektronik im Turm, ist irgendwie eine Ingenieurleistung …!
Ist das nicht mehr gekonnt, deutsche Ingenieurskunst passé?
In Moskau wird man sich wahrscheinlich die Bäuche halten vor Lachen.
Vielleicht sollte man sich die FOC-Meldung noch ein einmal anschauen. Viel zu oft wird das gemeldet, was opportun ist.
Der Puma ist für mich ein gutes Beispiel dafür, dass auch eine hervorragende Technik (im Idealzustand) nicht feldverwendungsfähig sein kann.
Was mich mal wirklich interessiert, und vielleicht könnte das jemand mit entsprechender Kenntnis vielleicht etwas ausführen, ist ein Schützenpanzer nach Bw-Maßstäbe ausgefallen wenn das Kontrolllämpchen für die Abgasreinigung flackert oder reden wir hier von 18 schwerwiegenden Problemen, die auch in einer Krisensituation einen Ausfall bedeutet hätten? Kann z.B. bei Ausfall eines elektronischen Systems trotzdem geschossen und gefahren werden oder arbeiten da so viele „intelligente“ Elemente miteinander dass sich das manuell gar nicht mehr machen lässt?
Seit wieviel Jahren doktert man jetzt an dem PUMA rum? Auf jeden Fall zu lange.
Und jetzt überlegt man, ob man genügend Ersatzteile und Spezialwerkzeuge mit hatte? Für 8 Tage Schießbahnaufenthalt? Was machen die erst nach 2 Tagen im Gelände? Wer die Schießbahnen in Munster kennt, der weiß, daß man den großen Teil über die Panzerringstraße erreicht, also ohne größeren Geländekontakt. Immerhin, Unterlüß ist nicht so weit weg…
Da bleibt nur, alle Verträge über weitere Beschaffung PUMA kündigen, den Schrott ausphasen und etwas auf dem Markt verfügbares und erprobtes kaufen.
Unglaubliche Blamage für das Deutsche Heer. Man möchte sich schon fast aus Protest gegen diese Geldverschwendung vorm Kasernentor festkleben.
@Labacco: Dies wirft aus meiner Sicht auch ein ganz schlechtes Licht beim Projektmanagement auf die Bundeswehr. Die Bundeswehr hat im März diesen Jahres ganz stolz vermeldet, dass die Einsatzbereitschaft beim PUMA mit dem neuen Rüstsatz nun erreicht wurde. Jetzt heißt es, dass man mit einem solchen Ausfall nicht rechnen konnte, weil die PUMA‘s bislang noch nie so intensiv beansprucht wurden. Wir reden über eine 8-tägige Ausbildungsübung!!! Aus meiner Sicht zeigt dies eklatante Mängel in den Prüf- und Abnahmeprozessen der Bundeswehr auf. Große Projekte solcher Art können nur erfolgreich durchgeführt werden, wenn der Kunde eingekaufte Leistungen und Produkte permanent kritisch überwacht und Rechnungen nur freigibt, wenn die vertraglich vereinbarte Leistungen auch wirklich erbracht wurden. Wenn der Kunde – in diesem Fall das Heer – dieses nicht macht und gleichzeitig verkündet, dass das Produkt die volle Einsatzbereitschaft erreicht hat, dann ist das grob fahrlässig. Warum ist so ein intensiver Test durch das Heer nicht schon bereits im März durchgeführt worden, bevor man die volle Einsatzbereitschaft beim PUMA verkündet hat?
Na ja, angenommenen, die Kompanie hatte weder Ersatzteile noch Sonderwerkzeuge dabei: wieviele Betriebsstunden hält der Spz Puma überhaupt durch, ohne dass ein Ausfall eines wichtigen Systems eintritt? Nach meinem laienhaften Verständnis müsste ein derartiges Gerät zumindest mehrere Tage, also während einer Offensive oder Verzögerungsoperation, fehlerfrei funktionieren. Aber offensichtlich sieht das Heer die volle Einsatzbereitschaft bereits dann als gegeben an, wenn das Gerät einmal die Schießbahn rauf und runter fahren kann. Es scheint an der Zeit zu sein, auch weil der Spz Puma nicht das einzige aus dem Ruder gelaufene Waffensystem ist, dass die verantwortliche Politik, ähnlich wie seinerzeit bei der Krise des F 104, fachlich kompetente Offiziere und Ingenieure benennt, die das Ding endlich zum Laufen bringen. Dies auch vor dem Hintergrund der milliardenschweren Beschaffung eines zweiten Loses und der geplanten Modernisierung der vorhandenen Exemplare. Mal sehen, was am Montag rauskommt.
Die Truppe hatte dabei was möglich und vorhanden war. Weiterhin soll die Ausbildung des Inst Personal gut und gem. Vorgaben gewesen sein und es waren wohl sogar Mechaniker von KMW und Rheinmetall vor Ort.
Wann kommt endlich mal das “Vorne halt!” aus dem Ministerium? Wie lange geht das alles noch so weiter?
Ich gehe davon aus dass es der erste großangelegte Test mit
vielen panzern,
mit hoher Belastung (Dauerfeuer)
und bei sehr schlechten Wetterbedingungen (<-10 grad)
war…
solche Testbedingungen waren in dem Umfang mit dem aktuellen Rüststand wohl noch nicht gegeben…
einzelne Kältetests werden vermutlich nicht in der Intensität ausgeführt…
bestenfalls findet man schnell die Verursacher und geeignete Gegenmaßnahmen… da vertraue ich mal in die Industrie…aber es wird Zeit kosten…
die Kosten für die Ermittlung und Behebung sehe ich auch eher bei der Industrie
Ich habe den Überblick verloren, was ein SPz PUMA in etwa kostet. Sind wir – Entwicklungskosten, Serie und Nachbesserungen – schon bei 50Mio?
Und all die ausgefeilten Funktionalen Forderungen nützen nix, sondern ganz im Gegenteil: die komplexe Technik ist nicht kriegstauglich, und der SPz PUMA ist außerhalb der Bw absolut unverkäuflich.
Aber: die kauft aus dem Sondervermögen noch mal mindestens 50, right? Irre.
Truppe nimmt nur dann nichts mit, wenn nichts da ist – ich vermute daher, dass das Großgerät mit Fehlteilzetteln garniert ins Bataillon geschneit kam: „Fehl bei Ausstattung, wird nachgeliefert.“ Ebenso stehen Übungsdurchgänge im Schießübungszentrum (SchÜbZ) teilweise weit über ein Jahr im Voraus im Kalender aller Beteiligten. Wenn die Industrie das nicht mitbekommen hat, sollte man die Zusammenarbeit dringend überdenken.
Zudem halten wir fest, dass man im SchÜbZ, also in und um MUNSTER, unterwegs war. Dort oben haben wir zum einen die auf PUMA eingestellte, feste Instandsetzung der Panzertruppenschule (nebst einem HIL-Stützpunkt, wenn ich nicht irre), sowie zum anderen das Panzergrenadierlehrbatailllon (PzGren(L)Btl L92 mit PUMA-Expertise; etwas weiter weg haben wir dann noch das PzGrenBtl 33, ebenfalls mit PUMA-Expertise. Klar, die sind alle in erster Linie nicht verantwortlich für SchÜbZ-Truppe, aber man hilft sich eigentlich immer, wo man kann. Wenn es also trotzdem nicht geschafft wurde, die SPz für die Vorbereitung auf einen Hochwertauftrag wie VJTF „am Leben zu halten“, dann dürfte sprichtwörtlich etwas am dampfen gewesen sein: Fehler, die bekannt sind (und doch eigentlich mit Upgrade S1 behoben werden sollten), tauchen nun geballt auf… ernsthaft?
Aber bei dem o. a. wording dürften zeitnah und bundeswehrtypisch Chef, Technischer Stabsoffizier, S4 und Kommandeur öffentlichkeitswirksam hingerichtet und das nächste Loblied auf den „besten SPz der Welt“ (/SCNR) angestimmt werden, denn die Verantwortlichen haben schließlich einfach „alle Ersatzteile vergessen und das Werkzeug nicht dabeigehabt“.
Wenn es nicht so absolut traurig wäre…
@ obibiber
Oben steht es, das war anscheinend nur ein stinknormaler SchÜbZ-Durchgang und keine „Belastungsübung“, was auch immer das sein soll. Klingt auch plausibel, denn 18 SPz bilden gerade mal eine Kompanie mit zwei Fahrzeugen Reserve (oder Joint Fires o. Ä.).
Das macht es ja auch so besorgniserregend.
Ich bin ja nun seit 20 Jahren raus und war auch nur Artillerist … wieso fühle ich mich an die PzH 2000 erinnert, deren Hightech anscheinend auch mehr auf Friedensbetrieb ( 2 Mal pro Jahr nach Bergen mit 50 Schuss im Gepäck, da Mun nicht nennenswert vorhanden) als auf intensiven Feuerkampf ausgerichtet zu sein scheint?
Es wird wohl so sein, daß es weder Karriere fördernd (Bw-seitig) noch renditeträchtig (industrieseitig) ist, Gefechtsfahrzeuge zu spezifizieren, entwickeln, produzieren, die einfach auf maximalen Nutzen im Krieg (igitt-Wort in unserer Armee) und Durchhaltefähigkeit hin optimiert werden. Ohne all den heißen Scheiss, der auf Powerpoint so toll glänzt…
Unser Generalinspekteur ist ja auch ein fröhliches Kerlchen. „Die Verpflichtungen gegenüber der Nato werden wir ab dem 1. Januar 2023 erfüllen.“
Ja natürlich Herr General, aber höchstwahrscheinlich nicht mit PUMA, sondern wie bisher mit MARDER.
Denn rund die Hälfte der nachgerüsteten PUMA ist jetzt defekt, nachdem sie aus der Halle gefahren wurden.
@aufmerksam
Der Hausherr hatte am 14. Dez. berichtet, dass eine neue „25 Millionen Vorlage“ dem Haushaltsausschuss für weitere 50 Puma erst eingereicht werden kann, wenn die bewilligten Mittel aus Mitte Dez. 22 für die Nachrüstung der Schützenpanzer zum Erfolg führt. EIne solche Vorlage hatte die Verteidigungsministerin für die ersten drei Monate in 23 geplant.
„Unklar ist, inwieweit mangelnde technische Absprachen zwischen der Bundeswehr und der Industrie zu dem Debakel beigetragen haben. So soll die Truppe vor dem Übungsdurchlauf im Schießübungszentrum weder die nötigen Ersatzteile mitgenommen noch alle erforderlichen Sonderwerkzeuge für den Puma dabei gehabt haben. Unklar ist auch, inwieweit die 18 Schützenpanzer vor der Übung noch einmal gewartet wurden.“
Hier würde ich empfehlen, nochmal die Fakten zu checken. Die Industrie war selber mit vor Ort. Klingt sehr nach Abwehrkampf/Verabtwortungsdiffusion zur Truppe hin, woher auch immer diese Info kommt. Vermutlich nicht aus der Truppe selbst. Die dafür verantwortlich zu machen ist nämlich immer einfach – und meist nicht der Kern der Probleme.
Stimme @Voodoo vollumfänglich zu.
Als ob die Truppe zu blöd wäre Ersatzteile und Sonderwerkzeug mitzuführen.
Es ist schlicht zu wenig von allem vorhanden.
Die viel wichtigeren Fragen die am Montag gestellt werden müssen:
Wie können trotz der Einsatzreifeprüfung im März solch eklatante Mängel , mitsamt potenzieller Gefährdung für die Besatzung (Kabelbrand), auftreten ?
Gab es eventuell eine amtsseitige Beeinflussung um den PUMA in ein besseres Licht zu rücken?
Getreu dem Motto: das Ergebnis der Einsatzreifeprüfung stand schon vorher fest ?
Würde mich nicht wundern wenn es am Montag ein paar „Aufschläge“ gibt im BMVg.
Hallo,
Um es vorweg zu nehmen, meine Erkenntnisse sind amateurhaft. Ich bin nicht in dem Kontext sattelfest, hatte nur mal die Chance einen Blick in das Fahrzeug zu werfen und am Rande ein paar Gesprächen zu lauschen.
– Das Projekt VJTF ist nicht gleich FOC
– Es gab massig Druck durch Vertragsstrafen
– Es gibt eine klassische Projekt-Teilung von Wanne und Turm (Entwicklungskompetenz), was dazu für dass zB. RLS und KMW manche Dinge doppelt „erfinden“ (insbesondere bei Elektronik)
– Ein Teil der Hardware ist komplett neu entwickelt ohne dass es Vorgängergeräte gab.
– Zum Teil waren bei der Entwicklung noch nicht alle Leistungsbeschreibungen fertig
– Änderung an der Software sollen die Lücken schließen.
– RLS hängt in großen Projekten mit Australien und Ungarn.
Ich persönlich kenne mich ein wenig mit der Entwicklung im Automotive nach Spice aus. In vielen Fällen sind es dort auch Anpassungen oder es gibt vorgängerprodukte. Und es gibt Gründe A bis D Muster, dann irgendwann Prototypen, danach Vorserie und dann Serie.
Mir steht es nicht zu das zu werten.
Seit bald 20 Jahren wird an dem Projekt „Puma“ gearbeitet, ohne dass es belastbar funktioniert. Wieviele Milliarden Mehrkosten sind nochmal auf die ursprünglichen vereinbarten Gesamtkosten entstanden? 4Mrd? Oder waren es 6Mrd? Der „Puma“ ist das Stuttgart 21 bzw. der BER der Bundeswehr geworden. Die Politik sollte sich die Frage stellen, ob es günstiger ist das Projekt zu begraben und neu aufzusetzen, oder jetzt weiterzumachen, nach dem Motto: To big to fail ;-)
…und der GI beginnt jetzt „umgehend eine Schadensaufnahme“ und der Inspekteur des Weltklasseheeres „im Moment eine Bestandsaufnahme“….
Ja haben die denn alle in der Chain of Command, also Besatzung/Kommandant, Zugführer, Kompaniechef, Bataillonskommandeur, Brigadekommandeur, Divisionskommandeur, Kommandierender Feldheer,…samt ihren Technikern das nicht gemacht? Spätestens nach Ausfall des zweiten Systems sollte das doch normal sein, oder? Und warum müssen die hohen Herren das jetzt (noch einmal) machen?
Schwer einzuordnen ist auch der Vorgang Divisionskommandeur schreibt an die Heeresleitung, geleakt an die Presse oder gleich mitverteilt…..
Dafür gibt es eine ganze Reihe von Erklärungen, die reichen von Verzweiflung gepaart mit Courage bis „melden macht frei von Verantwortung“.
Und ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, weshalb die NATO-Partner zunehmend auf den schwedischen CV-90 und die koreanischen AS 21 beschaffen. Nun haben wir die Antwort.
Oh Mann, jetzt verstehe ich endlich, warum unser Bundeskanzler sich so vehement gegen die Abgabe der MARDER an die Ukraine wehrt-wir brauchen die dringend selber!.. Sarkasmus off. Also sorry, aber weder die Nicht-Mitnahme von Spezialwerkzeug, Ersatzteilen oder fehlende Wartung können m. E. Elektronikprobleme oder gar Kabelbrände erklären. Und das bei den teuer nachgerüsteten SPz. Schon unfassbar. Da fällt allerdings das Unverständnis eher auf die Leistung des Herstellers – es sei denn man hat wider besseren Wissens die Teile als einsatzbereit deklariert…
@soldatimheer
Zudem wird berichtet, daß die Instandsetzung drei bis vier Monate dauern soll, so daß es gewiß keine Schäden sind, die man vor Ort beheben kann, sei es aufgrund ihrer Schwere oder Ersatzteilverfügbarkeit.
Wäre es möglich gewesen hätte die Truppe dies natürlich getan um den TrÜbPl-Aufenthalt zu retten, sofern Truppe am Auto überhaupt noch nennenswert schrauben darf.
Da wird langsam klar warum man sich mit Händen und Füßen wehrt gegen Lieferung von Marder und Leopard 2 in die Ukraine . Man bekommt im Friedensbetrieb die ersatzteilversorgung schon nicht auf die Reihe . Das könnte ganz schnell in die Hose gehen für die deutsche Rüstungsindustrie .
Der Leopard 2 müsste das einzige Fahrzeug sein der deutschen Rüstungsindustrie welches schon mal in komplexen Gefechten eingesetzt war oder gab es da noch was ? ( Ukrainekrieg ausgenommen)
Zum CV-90:
Der CV-90 wurde schgon seit den 1980em, unter Maßgabe eines komapkten schwed. Heeres, entwickelt.
Das sind ganz andere Bedingungen, als die, unter denen der PUMA entwickelt wurde.
Übrigens der brit AJAX ist ebenso von Problemen geplant und der ist auch „nur“ eine Weiterentwicklung des ASCOD (der ist in E und A in der Truppe)
Die Bundeswehr steht also nicht alleine da, mit ihren Problemen.
Goldrandlösungen halt, ich hoffe der Trend zu Beschaffungen „von der Stange“ setzt sich weiter fort, sonst kriegen wir nie eine einsatzbereite Bundeswehr.
Wie im wahren Leben, der Weg von der Selbstgerechtigkeit zur Selbstbescheidenheit ist lang…..
@Pio-Fritz
Die Panzergrenadierbrigade 37 wird 2023 Teil der Schnellen Eingreiftruppe der NATO, der Very High Readiness Joint Task Force, sein.
Soweit die unveränderte Absicht. Der Auftrag beginnt am 01.01.23 um 00:00 Uhr. Mit welchem SPz bitte?
Für die Crash-Gruppe SPz VJTF Puma gibt’s (k)eine Bescherung, morgen erste Krisensitzung!
BMVg, Deutsches Heer, PlanA, BAIINBw, Industrie (!) haben wenig/keine Feiertage.
Rein praktisch, auf unterer taktischer Ebene, ein VJTF-Btl/Puma, seit Monaten in der Vorbereitung, kann seine Kompanien nicht von jetzt auf gleich auf SPz Marder umstellen.
Die PzGrenBrig 37 als übergeordneter Leitverband ist mit der Logistik im PUMA Modus.
Im Multinational Corps Northeast (MNC NE) als führendes HQ wird sicherlich nicht nur „J5 plans“ reichlich zu tun haben.
Ich halte es für falsch, wenn jetzt weiter auf die Truppe eingeschlagen werden würde. Die SchÜbZ-Durchgänge laufen schon länger und die Truppe weiß ganz genau, was sie mitbringen muss.
Auf alle Fälle ist das maximal peinlich für die Bundeswehr.
Die Meldung des Divisionskommandeurs werte ich absolut positiv. Jetzt wird die Teppichetage etwas in Wallung gebracht.
In der Tagesschau wurde gerade berichtet, dass der Marder nunmehr die Lücke schließen soll.
Das „Gute“ (wenn man so will…) ist, dass das Desaster in Munster und nicht im Baltikum passiert ist. Den Kameraden, die jetzt in fliegender Eile von Puma auf Marder umplanen müssen – gutes Gelingen und ein herzlich-weihnachtliches „Dran, drauf, drüber“.
Ich hoffe, dass nach den morgigen Krisengesprächen auch mit Vertretern von KMW und RDS Tacheles gesprochen wird.
@Ryan sagt: 18.12.2022 um 16:28 Uhr
„Die Bundeswehr steht also nicht alleine da, mit ihren Problemen.“
Im Zweifelsfall spendet das der deutschen Panzergrenadiertruppe mit Sicherheit Trost./sarc
Man kann sich natürlich auch an den Schlechtesten orientieren, das hilft nur nicht weiter. Die Bundeswehr braucht Gefechtsfahrzeuge, die einfach nur funktionieren und ihren Namen auch verdienen. Und zwar nicht erst 10-15 Jahre nach Einführung in die Truppe.
Also kein BMVg/BAAINBw/Rüstungsindustrie „Standort Deutschland“ – Schickimicki -FlieWaTüt, sondern einfach einen neuen SPz, der fährt und präzise schießt. Das wäre zwar nur „ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für die Bundeswehr“ – und zwar nach vorne, dahin, wo sie hingehört und sein sollte.
IBis vor ca. 30 Jahren hatte unsere Rüstungsindustrie in Sachen Qualität und Inovation einen einen hervorragenden Ruf. In der Nato waren deren Produkte teilweise sogar richtungsweisend und die BW wurde dafür sogar von den amerikanischen Streitkräften beneidet. Der Puma indes hat von Anfang an jede Menge Probleme. Möglich, dass hier Rheinmetall und Krauss-Maffei dass damals innovativste in einem Projekt vereinen wollten und dies mit zuviel Technik, die unzureichend kompartibel ist. Ein Spz. muss ein zuverlässiges und unter allen Bedingungen funktionierendes Arbeitsgerät sein und auch hier sollten sich die Verantwortlichen die Frage stellen ob es Sinn macht soviel wie möglich an digitalen Komponenten zu verbauen, oder nur so viel wie nötig.
Wo steht der Puma jetzt vom Preis her? Über 30 Mio Euro? Allein die Aufrüstung sind ja über 10 Mio pro Stück.
Bitte keine weiteren 50 Stück bestellen, auch nicht die zweite Charge für fast 1 Mrd upgraden, dafür bekäme man schon fast 100 CV90.
Wie konnte denn aus einer Bestellung der nuller Jahre immer weniger Pumas geliefert (Stückzahlreduzierung) werden für mehrere Mrd extra und vollkommen unbrauchbar?
Marder aufrüsten, eventuell Boxer IFV und Ausschreibung für CV90 vs Lynx. langfristig auf den Sieger Lynx/CV90 nach harten Tests setzen. Die paar Milliarden. besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Letzten Endes hat Rheinmetall aus dem Projekt den Lynx gemacht, der ist auch modular.
@Trevor Faith
Es wird ja von Rheinmetall der Lynx angeboten (Ungarn benutzt diese schon seit wenigen Monaten),
aber der Puma wird für den Export einfach viel zu teuer sein. Falls er jemals dafür vorgesehen war, Ich befürchte der ist eine Einmalentwicklung für die Bundeswehr, da wieder mal die „Goldrandlösung“ her musste…
Ab einer gewissen Geldmenge sagt die Industrie da natürlich nicht Nein.
@Ryan: das britische Ajax-Projekt krankt zwar ebenso wie der Puma an einer großen Zahl technischer Überforderungen, Budget- und Zeitüberschreitungen usw., kann aber die Probleme des Puma-Projekts keineswegs entschuldigen. Zudem beeinträchtigen diese Probleme die Einsatzbereitschaft der britischen Panzergrenadiere nicht, im Gegensatz zu denen des Puma.
Bei einem Vergleich des Puma mit dem CV 90 kann man sehr wohl die unterschiedlichen Anforderungen an die Entwicklung anführen, was aber Schnee von gestern ist, da niemand mehr daran denkt, den Puma zwecks Lufttransport zu zerlegen. Vielmehr geht es jetzt darum, über einen funktionierenden Spz für die eher konventionelle Kriegsführung zu verfügen. Dabei hat sich eben der CV 90 als problemlos erwiesen, weshalb sich dieser derzeit in Europa als Favorit durchsetzen konnte.
Die Skepsis des Bundestags scheint damit Bestäti9ung zu erfahren. Eine Fortführung wäre damit allein aufgrund der geringen Stückzahlen ein reines Prestigeprojekt.
Wäre der Lynx von Rheinmetall eine Alternative? Gibt es zu dem Modell schon Erfahrungswerte?
Der Nachtrag vom Insp H macht sprachlos: „Herausfordernde Übungsbedingungen“ auf MUNSTER-NORD und – SÜD heißt nichts anderes als Minusgrade im max. unteren zweistelligen Bereich (könnte man über eine WetterApp checken) und eine Verzögerungslage mit entsprechender Belastung des Materials, beispielsweise aber auch unterbrochen durch Zwischen- und Nachbesprechungen. Verglichen mit dem Einsatzraum „Baltikum“ ist es fast schon lächerlich, so ein Statement zu veröffentlichen. Wenn der niedersächsische Winter den besten SPz der Welt derart fordert, kann die Kompanie ja fast schon dem lieben Herrgott danken, dass sie nicht in der Oberlausitz war… (Obacht, enthielt Spuren von Ironie.)
Da fragt man sich, wie gut die Kübel auch auf Elektronische Kampfführung vorbereitet sind, wenn der normale Probebetrieb schon zu hundert Prozent Ausfällen, i.d.R. wegen Elektronik, führt… Wahrscheinlich reicht ein aufgebohrter Drohnenjammer, um ein ganzes Bataillon lahmzulegen.
Also pünktlich zur „Speerspitze“ das nächste Schaustück deutscher Rüstungskompetenz. Vielleicht wurden ja auch nur provisorisch wieder ein paar Besenstiele zu viel verbaut…
@KPK:
Die PzGrenBrig 37 ist logistisch nicht im Puma-Modus, da die 2 PzGrenBtl noch Marder haben. Vielleicht ist das auch Teil des Problems.
Die nun betroffene Kompanie kommt vom PzGrenBtl 112.
Nun kann man eine dafür vorgeplante Kompanie von 391 oder 371 einsetzen.
Man könnte auch normale Pumas nehmen, aber da war man ja der Meinung, dass diese ohne Farbsicht, MELLS und Digitalfunk nicht „kriegstauglich“ sind.
@Ryan ich sehe das genauso wie @Peter Eberl. Der CV90 Mk 4 hat alles was man jetzt will und braucht. Außerdem ist er mit seinen Abmessungen und seinem Gewicht gut verlegbar, was nochmal ein anderes Licht auf die „mittleren Kräfte“ wirft, die absurder Weise den Jäger Boxer nochmal doppel sollen. Auf den CV90 könnte auch die geplante Fliegerabwehr-Kanone drauf, die ESuT jüngst vermeldete.
Ich frage mich ob dieses Ereignis nun ausreicht, um Lernprozesse in Gang zu setzen, oder ob es weiterer Katastrophen bedarf. Meine Mutmaßung wäre, dass es unter spontaner Selbstentflammung des gesamten Fuhrparks nicht geht.
Eigentlich gibt’s bei 100% Ausfall der eingesetzten Geräte nur zwei Varianten…
1) da sind Bauteile/Baugruppen verbaut die bei -10° versagen oder überlastet sind.
2) der GRU hat es geschafft an die Autos heranzukommen und sorgt dafür daß nur die alten Marder ins Baltikum gehen und auch wirklich kein Marder jemals an die Ukraine abgeben wird.
In jedem Fall sollte der MAD ermitteln um Sabotage ausschließen zu können.
@ Voodoo
Volle Zustimmung. Ich wohne in der Nähe von Munster. Natürlich ist es aktuell kalt, aber wenn das schon den SPz kaputt machen kann, dann sollten wir die Pumas einschmelzen.
Was ist denn mit dem Inspekteur Heer nur los?
@Hamburger
Es gibt beim Lynx zumindest einen festen Exportkunden (Ungarn) und zwei Länder, die sich das System sehr gründlich anschauen und wahrscheinlich wirklich auf Herz und Nieren prüfen (USA und Australien). Im Sinn der Interoperabilität in Europa wäre aber wohl ein Mix aus Boxer und CV90 die bessere Wahl.
@Ersatzteile / Instandsetzung
Zum Einen kann die Übungstruppe mit Sicherheit nicht auf Instandsetzungskapazitäten zurückgreifen, um SOLCHE Mängel zu beheben (zur Erinnerung: SchÜbZ = Kampfkompanie = maximal ein Bergetrupp + Gefechtsschadeninstandsetzung der 1./391), zum Anderen gibt es weder Werkzeuge noch Ersatzteile (von der Ausbildung der „Schrauber“ ganz zu schweigen). Ich weiß nicht, wie die Lage derzeit ist, aber vor vier Jahren mussten wir jeden Puma zurück ans Werk liefern (Selbst bei banalen Sachen wie ausgefallenen Glühlampen).
Die Probleme beim Puma sind auch der Vertragsgestaltung geschuldet, die hauptsächlich auf die Gewinne der im Wahlkreis ansässigen Firmen geschaut hat und nicht auf „Kriegstauglichkeit“. Die eigene Logistik ist in großem Stil mittlerweile nicht mehr in der Lage, die Instandsetzung sicherzustellen. Weggespart, wegrationalisiert und sichergestellt, dass Aktionäre in den Genuss von Steuergeldern kommen.
Musikus sagt: 18.12.2022 um 13:00 Uhr
„Kann z.B. bei Ausfall eines elektronischen Systems trotzdem geschossen und gefahren werden oder arbeiten da so viele „intelligente“ Elemente miteinander dass sich das manuell gar nicht mehr machen lässt?“
Es gibt Fahrzeuge in der Bw die hier problematisch sind:
Stichworte:
+ Zu heiss/Zu kalt bei Schleifringen (Kontakten) in den Turmanlagen oder
+ Einschaltreihenfolgen bei in Fahrzeugen verbauten Servern die bestimmte Systeme steuern.
Diese Erfahrungen wurden bereits bei bestimmten Gefechtsfahrzeugen in AFG gemeldet. In Einzelnen Fällen bedeutete dies: Fahren über Luke: Ja / unter Luke (Orientierung): Eingeschränkt – Schiessen: Ja – Funken: Nein oder auch festgestellt: Schiessen (in eine bestimmte Richtung) stört den Funk massiv etc.
Um welche Systeme es sich handelt(e) gehe ich hier nicht ein.