Lesestoff fürs Wochenende: Kopf hoch und Vertrauen in die Führung?
Geschönte Meldeketten in der Bundeswehr, je weiter oben desto mehr Meldungen auf Grün, keine Auftragstaktik erwünscht, innere Führung in der Krise? Was auch hier in den Kommentaren immer wieder anklingt, hat die Kollegin Julia Weigelt sehr lesenswert aufgeschrieben:
heißt denn auch ihr Text in der November-Ausgabe von loyal, dem Magazin des Reservistenverbandes. Unbedingte Leseempfehlung.
(Und der Hinweis, dass es ein Zeichen auch von Pluralität und Meinungsfreiheit in den Streitkräften ist, dass dieser Text in der Zeitschrift des Reservistenverbands erscheint – der ja im Wesentlichen aus dem Verteidigungshaushalt finanziert wird. Das wird auch hoffentlich so bleiben.)
(Archivbild Juli 2014: Soldat*innen des Sanitätsdienstes beim feierlichen Gelöbnis am 20. Juli 2014 vor dem Verteidigungsministerium in Berlin – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
@Klab sagt: 07.11.2022 um 20:27 Uhr
„In meiner aktiven Zeit in einem kampferprobten Bataillon (u.A. OP Halmazag) konnte mir Niemand, kein Mannschafter, kein Dienstgrad und auch kein Offizier, meine Frage nach dem Sinn des ISAF-Einsatzes jenseits von einem undefinierten „Menschen helfen“ erklären“
Haben Sie Ihren MdB gefragt? Denn die BReg und der BT haben den Einsatz zu verantworten. Nicht irgendjemand in Ihrem Btl.
@Memoria sagt: 07.11.2022 um 18:08 Uhr
„Solange grünmelden von oben nicht geahndet wird (obwohl es Verstöße gegen SG und WStG sind) bleibt alles gleich.“
Naja, Grünmelden ist in allen Organisation die ich kenne ziv wie mil bis zu einem gewissen Grade normal. Niemand meldet gerne seinen Vorgesetzten seine eigene Unfähigkeit Aufträge zu erfüllen.
Außerdem wird nach meiner Erfahrung selten wirklich gelogen. Die Zahlen/Meldungen werden eher geschönt. Man spielt mit dem System.
Wenn Vorgesetzte wirklich ungeschönte Meldungen haben wollen, dann brauchen wir einfach wieder Kompanie- und Bataillsbesichtigungen in Kombination mit unangekündigten Bereitschaftsübungen. Alles andere sind eh nur Papiertiger. Geschönt oder nicht geschönt.
Deswegen sehe ich in dem Verlust der Auftragstaktik und der Weigerung die InFü zu aktualisieren das viel größere Problem (und wenn ich von InFü aktualisieren spreche, dann meine ich übrigens auch unter anderem die Überarbeitung der WDO, WBO, SBG und BPersVG, also richtig dicke Bretter und auch die Vertiefung von ethisch-moralischer Bildung und geistiger Resilienzstärkung von Vorgesetzten und Landsern weit über das hinaus was die MilPf derzeit leisten).
[Oh weh, das wird jetzt arg speziell und für den juristischen Laien nicht mehr nachvollziehbar… Bitte nicht. T.W.]
Hallo Herr Wigold,
zu dem Beitrag von Herrn Maase. Hier kommt die Übersetzung.
(Herr Maase möge sich bitte melden, wenn ich das falsch interpretiere)
Was Herr Maase mit seiner Kurzabhandlung wohl zur Sprache bringen wollte, war, dass zwar schon lange das besondere Gewaltverhältnis, das Soldaten und Beamten doch relevante Grundrechtseinschränkungen aufgrund ihres Berufs/Status einbrachte, nicht mehr gilt.
Trotzdem gilt für diese ein Sonderstatus, der weiterhin mit relativen Einschränkungen gegenüber „normalen“ Staatsbürgern einhergeht.
(Macht ja auch Sinn, dass ein Soldat nicht Verfassungsbeschwerde gegen die Entsendung in ein Krisengebiet erheben kann, weil dort Gefahr für Leib und Leben droht, welches der Staat ja grundsätzlich zu schützen hat.)
Ein Aspekt dieses Sonderstaus ist z.B., dass Beamten und Soldaten im Hinblick auf ihre politischen Betätigungen gewisse Zurückhaltung auferlegt ist. (Also soweit ich weiß ist das noch so).
(Keine Mitgliedschaft in bestimmten Organisationen/Parteien, Auftritte in Uniform in der Öffentlichkeit bei politischen Kundgebungen usw. usf.)
§ 17 SG ist gesetzlicher Ausdruck dieses Sonderstatus. Darauf wollte Herr Maase wohl hinaus.
(wie gesagt, Herr Maase. Sollte ich da falsch liegen, bitte ich um kurze Korrektur)
– Trennung und eigene Erweiterung –
Die soldatische Zurückhaltung in der Öffentlichkeit, die sich aus dem Sonderstatusverhältnis ergibt und u.a. in § 17 SG ihren Ausdruck gefunden hat, lässt Kameradin Biefang gerade vermissen.
Frau Biefang in einem Interview: „Ich lasse mich gern vögeln in Darkrooms.“ Moderatorin: „Du läßt dich gerne durchbumsen?“ Biefang: „Ja, warum nicht, ne?“
(Das Drama in voller Länge lässt sich auf youtube ansehen. )
So stumpf und dumpf habe ich jedenfalls noch keinen anderen Soldaten mit gewissem Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit reden hören und muss das hoffentlich auch nicht mehr.
Solche Auftritte werte ich persönlich als unkameradschaftlich. Queer und lustig hin oder her. Und irgendwann ist das Maß halt voll. Wer sich dermaßen Sonderrechte rausnimmt, während andere Kameraden sich brav an den Sonderstatus halten sollen, der positioniert sich selbst außerhalb des Kameradenkreises in der Truppe.
Zu den Werten, die Innere Führung vermitteln soll, zählen eben auch Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität.
Hätte Frau Biefang ihre Umwandlung einfach vollzogen und einfach weiter ihren Job gemacht, dann hätte Herr Wiegold jetzt sicher nicht den Briefkasten voll mit Kommentaren, die Frau Biefang als Hassobjekt sehen.
Ergänzend und zur Verteidigung von Frau Biefang muss ich hier aber auch noch die Überlegeung einbringen, ob nicht auch die Bundeswehr im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit hier die Sache etwas versaubeutelt hat.
Mein Verdacht ist, dass Fr. Biefang in der Öffentlichkeit doch sehr als Aushängeschild der BW gepusht und dann „allein gelassen“ wurde (Will heißen, ohne professionelle PR-Berater).
Gerade zu dem oben besagten Interview, könnte ich mir gut vorstellen, wie ein relativ unbedarfter Mensch sich von einem professionellen Team rund um die Moderatorin einlullen und zu Aussagen verführen lässt, die er im Nachgang und bei Lichte betrachtet doch bereut. Sie wäre nicht die erste, die sich in der Öffentlichkeit um Kopf und Kragen redet. Sie wäre auch gewiss nicht die erste, die erst später erkennt, dass solche Moderatoren es nicht gut mit einem meinen, sondern gerade auf krawallige Aussagen und Schlagzeile aus sind.
Sauer wäre ich in diesem Fall nicht auf Frau Biefang, sondern auf diejenigen, die sie für eine Agenda eingespannt und dann allein gelassen haben.
Der vorletzte Absatz beschreibt das, was in der Truppe objektiv ankommt, Der vorige Absatz das, was man vielleicht auch im Hinterkopf behalten sollte. Fr. Biefang ist „auch nur ein Mensch“. M.E. nach sind in diesem Fall die A****löcher woanders zu suchen.
Vielleicht nimmt sich ja aber auch jemand, der Zugang zu Kameradin Biefang hat, dieser einmal an und erklärt ihr, dass der Soldatenberuf eben mit erheblichen Einschränkungen in viele Freiheiten verbunden ist und gerade die Zurücknahme und Einschränkung in privater Lebensgestaltung ein Wesensmerkmal des Soldatenberufs ist.
Wenn Sie das selber lesen, Kameradin Biefang, dann habe ich einen kurzen Apell an Sie:
Kämpfen Sie doch in Zukunft wieder ein bißchen mehr für Deutschland und weniger für sich selbst.
Täte Deutschland und Ihnen gut.
Sie sollen in ihrer Fachrichtung ja gar nicht so schlecht sein, sagt man.
Melde mich damit erstmal wieder ab…
@ Memoria: „Solange grünmelden von oben nicht geahndet wird (obwohl es Verstöße gegen SG und WStG sind) bleibt alles gleich.
Zum fortlaufenden Lügen gehören immer zwei: Einer der lügt und einer der es glaubt.“
Ich weiß nicht, aus welcher Zeit Sie Ihre Erkenntnisse haben, aber Sie unterstellen laufend begangene Dienstvergehen (SG) und sogar Straftaten (WStG), zudem wissen Sie, dass ständig gelogen wird. Ich persönlich hätte gar nicht gewusst, was ich die letzten Jahre hätte „grünmelden“ sollen. Die Einsatzbereitschaft unserer Technik vielleicht? Da hatte ich als Einheitsführer doch gar keinen Einfluss mehr darauf. Seitdem die gepanzerte Technik zur Instandsetzung an die HIL GmbH abgegeben wurde, die Instandsetzungstruppe, bis auf wenige eigene Kräfte, stark reduziert wurde, war mein Einfluss, vor allem auch meine Verantwortung für die Einsatzbereitschaft stark geschrumpft. Wenn die HIL ein Fahrzeug zur Inspektion/Wartung abruft, dann muss ich das Fahrzeug abgegeben. Dieses Fahrzeug wird dann als einsatzbereit geführt, ist aber für mich nicht verfügbar. War in der Statistik nicht erkennbar, weil nur die Einsatzbereitschaft zählte. Der Stand der Einsatzbereitschaft aller Fahrzeuge meldete ich nicht per erwähnter „Grünmeldung“, sondern das wurde beim Schirrmeister digital geführt. Fehlerhafte Einträge markierte das System umgehend. In dieses Programm haben alle vorgesetzten Stellen, bis „ganz oben“, jederzeit Einblick. Ich hätte auch keinen Grund gesehen, warum ich da falsche Meldungen abgeben hätte sollen. Diesen eingeschränkten Einfluss auf die Einsatzbereitschaft zu haben, war für mich persönlich stets ein beklagenswerter Zustand, er war doch aber so gewollt. Da musste nicht gelogen werden. Du kannst einem nackten Mann einfach nicht in die Taschen greifen.
Als Außenstehender finde ich es einfach nur absurd und befremdlich, dass ein Soldat wegen seines Tinder-Profilbildes abgemahnt wird. Wir reden hier ja nicht über verbotene Gesten und Symbole oder anderen Nazi-Blödsinn, der staatsgefährdend ist. Das Gebahren der BW finde ich übergriffig und aus der Zeit gefallen. Frauenanteil in der Bundeswehr … in anderen westeuropäischen Staaten liegt der Frauenanteil mal etwas höher, mal etwas niedriger. Im Netz findet man Zahlen zwischen 5 und 20 Prozent. Da ist bei der BW vielleicht noch Luft nach oben. Vermutlich ist der Soldatenberuf aber auch nicht ganz oben auf der Berufswunschliste von Frauen. Parität ist daher unwahrscheinlich. In Norwegen und Schweden werden allerdings Männer und Frauen gleichermaßen zum Wehrdienst eingezogen. Das könnte ein Weg sein. Was die Haltung zum Soldatenberuf und die Schönfärberei angeht: Nicht gut. Aber bessert sich vielleicht von alleine, wenn das versprochene Material auf dem Hof steht und es keinen Grund zum Schönfärben mehr gibt.
Ich kann das Herumreiten auf der causa Biefang im Artikel und hier in den Kommentaren nur als äußerst ärgerlich bezeichnen. Nochmal: das persönliche Schicksal einer klageführenden OLT spielt keine Rolle für den Zustand und die Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr. OLT Biefang ist eine Ablenkung. Zur Erinnerung – wir haben einen Krieg in Europa, es besteht die Gefahr bei Wiederwahl von Trump den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen, es gibt keine Munition, wir haben große Fähigkeitslücken, Politiker in Schlüsselpositionen in BReg und Fraktion, die weiterhin alles tun werden, die Bw zu schwächen
– und hier wird über gottverdammte Einhörner schwadroniert.
@Florian Staudte
Sie verkennen bei Ihrer doch etwas emotionalen Brandrede den wesentlichen Unterschied zwischen der realen OTL B. und dem hypothetischen Stabsfeldwebel der ein paar frivole Hobbies hat. OTL B. ist eine Person des öffentlichen Lebens und hat sich diese Rolle selbst ausgesucht. Sie kokettiert ja recht offen mit ihren Abenteuern im Berghain und anderen Dingen, was eben der wesentliche Unterschied zu anderen Soldaten ist, die vielleicht auch kein konservativen Wertvorstellungen entsprechendes Privatleben führen, dies aber eben nicht in einem halben Dutzend Interviews und Talkshowauftritten breitreten. Außerdem ist ihr Beispiel schon alleine deshalb sachlich falsch weil §12 SG auch das einbrechen in die Ehe eines Kameraden unter disziplinarrechtliche Strafe stellt – obwohl es sich dabei weder um eine Ordnungswidrigkeit, noch eine Straftat handelt, kann ich deswegen entsprechend gemaßregelt werden – was ja auch völlig in Ordnung ist da das Disziplinarrecht der Erziehung des Soldaten dienen soll.
@Frank Drebin
Ich glaube Kamerad Koffer ist der grundfalsche Adressat für eine Unterstellung, man würde zu emotional angefasst an eine Sache rangehen. Wir sind vielleicht nicht immer einer Meinung, aber die Argumentation des von mir überaus geschätzten Kameraden ist stets sachlich, fundiert und auf die Sache bezogen. Man kann durchaus Dinge anders sehen, aber darüber nachdenken würde ich schon.
Wie dem auch sei, ich fand den Kommentar des Leiters des Zentrums für Innere Führung ziemlich daneben, insbesondere den Hinweis darauf das die alte und aktuelle (!) Ministerin kein Problem mit dem Aufzeigen von Problemen hätten und dies auch einfordern würden – der kaltgestellte General Zorn sieht das wahrscheinlich anders.
Zentrales Problem der ganzen Misere bleibt in meinen Augen die bisher völlig ausgebliebene gesellschaftliche (lies: mediale) Debatte darüber wie Deutschland sich in der „neuen“ Welt positionieren will. Man verschließt nach wie vor die Augen vor der Realtität, dass seit fast einem Jahr in Europa ein ausgewachsener Krieg geführt wird und dass nicht davon ausgegangen werden kann das Russland nach dessen Ende in den Kreis der friedliebenden Nationen zurückkehren wird. Es benötigt also vielmehr als nur Geld, sondern einen Mentalitätswechsel in der Politik und der Gesellschaft.
Der Ton gerade von einigen, die gerne lautstark auf die „Pflicht zur Kameradschaft“ pochen, ist genau das Gegenteil. Ich räume mal etwas robuster auf.
@ ResOffz
Ich muss keine Brandreden halten. Meine Aussagen bezogen sich auf den Verweis auf Basis des Tinder-Profils. Bitte nicht alles irgendwie zusammenrühren.
Der zweite „Fall“ (Video BKA Theater) stellt sich für mich ganz anders dar. Hier mangelt es Trennschärfe von privaten und dienstlichen Belangen.
Wenn wir es aber rechtlich „sauber“ lösen wollen, dann brauchen wir das Bundesamt für Moralvorstellungen in der Bundeswehr (BAMBw). Und einen Expertenrat mit Kardinal Woelki, Dieter Bohlen und Daniela Katzenberger.
@Koffer
Emotionalität fängt für mich da an, wo Sie Kritikern unterstellen, Sie hätten Ihre Abfassungen nicht richtig gelesen.
Wissen Sie doch gar nicht, wie andere Ihr Werk lesen. Das ist Sache der Anderen.
Ihnen gehts um „Kriegstauglichkeit“? Sie bemängeln den Verlust der Auftragstaktik. Ich würde eher die Zielsetzungen bemängeln. Die Auftragstaktik besteht für mich weiterhin. Der Mangel liegt für mich in unerfüllbaren oder sich widersprechenden Zielsetzungen. Wenn ich die Mittel (oder die Voraussetzungen) nicht habe, um die gesetzten Ziele zu erreichen, ist es egal ob es sich um Befehls- oder Auftragstaktik handelt. Es klappt einfach nicht. Schön zu sehen an den regelmässigen Personalstärkediskussionen hier im Blog, an denen Sie sich regelmässig als Parteigänger des Dienstherren beteiligen. Das ist übrigens keine Kritik an Ihnen.
Und die Abhilfe?
„Vertiefung von ethisch-moralischer Bildung und geistiger Resilienzstärkung“ das soll ein Aspekt der Lösung sein? Wie Sie sich diesen spirituellen Weg (auch vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Dynamiken) vorstellen ist erklärungsbedürftig. Für mich klingt das zunächst nach weiterem geistigen Einmauern in Denkgebäude jenseits der etablierten Religionen. Welches spirituelle Gedankengebäude jenseits der MilPfr schwebt Ihnen denn da vor?
@Klab:
Echt niemand konnte Ihnen erklären was man in Afghanistan machte/versucht? OK ist wohl mit politischer Bildung in der BW nicht weit, wundert mich aber auch nicht.
Ansonsten:
Dass eine exponierte Soldatin hier solche Diskussionen auslöst, nervt fast. Wie einige schon sagten, gibt wichtigeres und man kann einfach abwarten was eventuell noch gerichtlich geklärt wird. Gab es eigentlich für benannte YT Videos dann auch eine entsprechende Reaktion in der BW? Wäre nur konsequent….
Mein persönlicher Eindruck der BW ist, das es wie überall Leistungsträger und „Drückeberger“ gibt, das ist schlicht überall so. Das Problem in der BW ist eher, dass es gar keine Mechanismen gibt wirklich gute SoldatInnen von den schlechten zu trennen. Teilweise werden die größten „Drückeberger“ Berufsoldaten, während die „Kampfschweine“ nach 12 Jahren gehen müssen.
Lösung:
Echt keine Ahnung, weil zumindest was ich so miterlebe, das Leben in der Bundeswehr durchaus „angenehm/erstrebenswert/so seine Vorteile“ ist. Wenn man da einmal drin ist, will man auch eher nicht mehr raus, also Berufssoldat werden. Um Berufssoldat zu werden, hilft es immer alles schön darzustellen, der „Nestbeschmutzer“ wird aussortiert. Also versucht man alles, um irgendwie gut dar zustehen, da verwundert „grün melden“ nun nicht wirklich. Gibts auch in der Wirtschaft.
Klar ist das nicht auf allen Berufsfeldern der BW so, es gibt auch genügend die so schnell wie möglich raus wollen, aber so ist eben meine persönliche Erfahrung, mit BW-Angehörigen, die für eine zivile Karriere mit Anfang 30 keine nennenswerten Qualifikationen besitzen, um vor allem ein ähnliches Netto Gehalt zu erzielen.
@ DF, Florian Staudte, Agnes Strack-Zimmermann und andere
Mich würde folgendes interessieren:
Ein anderer Oberstleutnant i.G, in diesen Streitkräften hat – offenbar unbekümmert, leichtfertig, ich weiss es nicht – im Internet etwas „geliked“. Hinterher stellte sich heraus, dass die Person, dessen Statement er geliked hatte, offenbar von zweifelhaftem Ruf war.
Die Folge: Er wurde quasi strafversetzt, sein Name war in aller Munde und sein Ruf war zeitweilig ramponiert, aus Teilen der Politik (und auch der Medien) wurde das alles reichhaltig befeuert und mit Forderungen garniert, die man sonst nur im Zusammenhang mit Schwerstkriminellen kennt.
Für die Statusgruppe der Soldaten – und nur für Soldaten – gilt jetzt überdies eine Art der Erweiterten Sicherheitsüberprüfung mit Sicherheitsermittlungen, die weit über das hinaus geht, was für andere sicherheitsempfindliche Bereiche in diesem Staat vorgesehen ist (umgangssprachlich: SÜ4). Die Rechtsgrundlage ist hierfür, korrekt, das Soldatengesetz und nicht etwa das Sicherheitsüberprüfungsgesetz. Übrigens dasselbe Soldatengesetz, das angeblich den Geist der 50er Jahre atmet.
Man darf also annehmen, dass der Gesetzgeber der Auffassung ist, dass der Soldatenberuf derart staatstragend ist, als dass dies einen Eingriff in die Grundrechte rechtfertigt, die für keine andere staatliche (bewaffnete) Berufsgruppe vorgesehen ist.
Nun müssen wir uns also entscheiden:
Ist es eine reine Privatsache, was ein Uniformträger so – im realen, wie im virtuelen Leben – treibt, oder nicht. Dem würde der Existenz der „SÜ4“ widersprechen.
Oder ist es gar so lange Privatsache und unantastbar, wie es politisch/medial/dem Zeitgeist nach opportun ist? Messen wir also künftig mit zweierlei Maß bzw. picken wir künftig Rosinen? So nach dem Motto „Wie sich Frau Oberstlt i.G. Bi. so im Internet geriert, ist ihre Privatsache, hieran hat niemand Anstoß zu nehmen, aber was Herr Oberstlt i.G. Bo. im Internet liked, das muss penibel überprüft werden“?
Beide haben sich – im strafrechtlichen Sinne – überhaupt nichts zuschulden kommen lassen. N I C H T S. Aber beide unterliegen demselben Binnenrecht, nämlich der Wehrdisziplinarordnung, also müssen auch an beide dieselben Ansprüche gestellt werden, nämlich, dass man eine gewisse Zurückhaltung und Gewissenhaftigkeit im öffentlichen Auftritt an den Tag legt – und je höher der Dienstgrad ist, desto mehr gilt das. Ein Oberstleutnant i.G. ist kein Gefreiter.
Also in a nutshell: WENN man der Auffassung ist – und ich stimme ebenjener uneingeschränkt zu – dass der Soldatenberuf ein besonderer ist, dann gibt es ihn entweder als „the whole package“, oder gar nicht.
WENN man tatsächlich der Auffassung ist, die Bundeswehr sei altbackener als die Gesellschaft, in die sie eingebettet ist, dann muss er/sie/es sich überlegen, ob er noch weiter in diesen Streitkräften seinen Dienst tun möchte.
Und wer die „außerdienstliche Wohlverhaltenspflicht“ als überholt ansieht, der möge bitte kundtun, was dann an ihre Stelle treten soll. Wenn sie ersatzlos entfallen soll, dann aber auch hier bitte „the whole package“ und nicht maximale Nachsicht im einen und maximales Draufschlagen im anderen Fall. Wer das eine will, muss das andere dann auch mögen – der Maßstab wäre dann das Strafrecht – und die Latte hängt sehr hoch, da wäre dann so manche Geschmacklosigkeit erlaubt, die folgenlos bleibt. Aber gut, wenn das so sein soll, here you are.
[Herzlichen Glückwunsch, Sie haben die Medaille fürs Derailing gewonnen. Dass Sie der Meinung sind, eine sexuelle Orientierung sei mit politischem Verhalten gleichzustellen, zeigt schon sehr genau, wo Sie hinwollen. Dieses Verhalten hört jetzt sofort auf. T.W.]
@Dominik sagt: 08.11.2022 um 10:59 Uhr
„Dass eine exponierte Soldatin hier solche Diskussionen auslöst, nervt fast. Wie einige schon sagten, gibt wichtigeres und man kann einfach abwarten was eventuell noch gerichtlich geklärt wird.“
Das sollte man nicht einfach so zur Seite wischen, wie Sie es gerade tun, auch wenn die Diskussion um die Transsexualität nervt, da bin ich bei Ihnen. Das ist doch der Ausfluss eines gesellschaftlichen Problems im Umgang mit den sozialen Medien. Jede(r) Vollhonk:in meint doch, das jede(r) an jedem Furz seines/ihres Privatlebens teilhaben muss. Und dann wird sich gewundert, warum das in der Öffentlichkeit diskutiert (vorsichtig gesagt) und eine Diskussion größeren Ausmaßes hochkommt.
Wenn man dann in so exponierter Stellung tätig ist, dann sollte man sich hier ein paar Selbstbeschränkungen auferlegen. Ansonsten fliegt einem das so um die Ohren, wie im hier vorliegenden Fall. Von daher ist die Diskussion schon wichtig, um im Ergebnis Leitlinien für alle(!) Soldat:innen im Umgang mit sozialen Medien zu entwickeln. Denn das, was jetzt passiert ist, ist nicht gut für das öffentliche Ansehen der Bundeswehr. Wenn das z.B. bei VW in vergleichbarer Position wäre, würde in der Öffentlichkeit kein Hahn danach krähen.
Mich beschleicht schon von Beginn an, das Frau Weigelt einen guten Job gemacht hat. Als Journalistin weiß sie natürlich wie die eigentliche Botschaft zu verpacken ist, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Die Causa B. ist das willkommene Vehikel mit all seinen juristischen und gesellschaftlichen Facetten auf das ja auch sehr viele – zu viele – Kommentatoren hier bereitwilligst aufspringen. Das denke ich war eines ihrer Hauptziele. Chapeau!! Sind das aber auch tatsächlich die Probleme in der Truppe in Kriegszeiten in Europa? Geht’s noch?
@D.F. sagt: 07.11.2022 um 23:37 Uhr
„Als Außenstehender finde ich es einfach nur absurd und befremdlich, dass ein Soldat wegen seines Tinder-Profilbildes abgemahnt wird“
Ist ja gar nicht passiert. Vielleicht einfach mal das Urteil des BVerwG googlen, dann sehen Sie warum Oberstlt B. tatsächlich einen Verweis kassiert hat.
@Frank Drebin sagt: 08.11.2022 um 10:36 Uhr
„Emotionalität fängt für mich da an, wo Sie Kritikern unterstellen, Sie hätten Ihre Abfassungen nicht richtig gelesen.
Wissen Sie doch gar nicht, wie andere Ihr Werk lesen. Das ist Sache der Anderen.“
Wenn meine Kommentare falsch/entstellende zitiert werden, dann sehe ich das sehr wohl als „meine Sache“.
„Ihnen gehts um „Kriegstauglichkeit“? Sie bemängeln den Verlust der Auftragstaktik. Ich würde eher die Zielsetzungen bemängeln. Die Auftragstaktik besteht für mich weiterhin.“
Da haben Sie und ich wohl vollkommen unterschiedliche Erfahrungen in den letzten Jahren gemacht. Ich sehe das Prinzip Führen mit Auftrag zwar noch unterrichtet, aber kaum noch angewandt.
„„Vertiefung von ethisch-moralischer Bildung und geistiger Resilienzstärkung“ das soll ein Aspekt der Lösung sein? Wie Sie sich diesen spirituellen Weg (auch vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Dynamiken) vorstellen ist erklärungsbedürftig. Für mich klingt das zunächst nach weiterem geistigen Einmauern in Denkgebäude jenseits der etablierten Religionen.“
Ich will charakterfeste Soldaten, die ein tief verinnerlichtes, aktives, soldatisches Berufsbild haben. Was hat denn diese Forderung mit „etablierten Religionen“ zu tun?
So, wird keinen überraschen, dass ich jetzt die Kommentare schließe. Alles wesentliche scheint gesagt, und jetzt melden sich die zu Wort, die das Verhalten von Anastasia Biefang mit politschen Aussagen, die ggf. am Rande des demokratischen Spektrums sind, gleichstellen wollen.,
Ich muss den Derailing-Versuchen von weit rechts hier keine Plattform bieten. Eine inhaltliche Debatte über die in dem verlinkten Artikel geschilderten Defizite scheint von zu vielen nicht gewollt, ist ja auch viel einfacher, über die Trans-Frau herzuziehen, die man ohnehin aus tiefster Seele hasst. Was für ein erbärmliches Schauspiel, was hier einige abziehen.