Die Bundeswehr als Waldbrandhelfer: Hubschrauber in Sachsen, Bergepanzer in Berlin
In den schweren Waldbränden vor allem in Brandenburg und Sachsen ist die Bundeswehr seit Tagen im Dauereinsatz – und jetzt kommt auch noch Berlin hinzu: Ein anhaltender Brand mit Explosionen von Altmunition auf einem Lagerplatz der Berliner Polizei im Grunewald bringt die Berliner Feuerwehr an ihre Grenze.
Zum Brand auf dem Spreng- und Lagerplatz der Polizei eine Übersicht der Meldungen der Berliner Feuerwehr vom (heutigen) Donnerstag:
#Brand am #Kronprinzessinnenweg in #Nikolassee. Aktuell brennt es im Grunewald und es kommt zu Explosionen. Die ersten Einsatzkräfte haben den Brand bestätigt und großzügig nachalarmiert. Die @Berliner_Fw ist mit über 100 Kräften vor Ort.
Update: 15.000 qm Waldfläche brennen. Auch der Sprengplatz Grunewald ist betroffen. Es kommt zu Explosionen. Ein Sperrradius von 1000m wurde festgelegt, die BAB_A_115 ist komplett gesperrt, der angrenzende Bahnverkehr ist komplett eingestellt.
Update: großvolumige Wasserversorgung über lange Wegstrecken und Riegelstellung am Sperrkreis sind aufgebaut. Unterstützung aus der Luft erfolgt durch einen Polizeihubschrauber und einer Drohne. Ein Löschhubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge der Bundeswehr wurden angefordert.
All das wäre als Regionalmeldung hier nicht so von Interesse, wenn eben nicht, erneut, die Bundeswehr in dieser Situation den zivilen Feuerwehren und Katastrophenschutzbehörden zur Hilfe eilen müsste: In Brandenburg und Sachsen wurde in den vergangenen Wochen bereits neben den benötigten (Lösch)Hubschraubern schweres Räumgerät der Truppe angefordert, um in mit Munitions-Altlasten verseuchtes Gelände vorzudringen.
In Berlin ist die Lage ähnlich: Der Sperrkreis von 1.000 Metern, den die Feuerwehr angeordnet hat, wurde vor allem wegen der Explosionen von Altmunition und Kampfstoffen auf dem Polizei-Sprengplatz nötig. Und deshalb kommt auch schweres Gerät zum Einsatz: Nach Angaben eines Reporters des Berliner Tagesspiegels wurde bereits ein Bergepanzer Büffel herantransportiert:
Jetzt kommt das ganz schwere Gerät: Bundeswehr bringt „Leopard“ Bergepanzer zum Waldbrand. Er soll den #Grunewald erkunden, ggf. Brandschneisen schlagen. pic.twitter.com/WSnRkpqJzf
— Julius Betschka (@JuliusBetschka) August 4, 2022
Laut Bundeswehr wird außerdem zur Erkundung der ferngesteuerte Roboter tEODor genutzt.
(Eigentlich habe ich diesen Thread nur aufgemacht, um oben das großartige Bild der Bundeswehr-Fotografin Anne Weinrich hier zeigen zu können:
Der NH-90-Hubschrauber des Heeres, taktisches Kennzeichen 79+15, fliegt mit dem befüllten Löschwasser-Außenlastbehälter (Bambi Bucket) zur Waldbrandbekämpfung in der Sächsischen Schweiz in Bad Schandau am 02.08.2022 – Anne Weinrich/Bundeswehr, hier in groß)
Mal wieder ein eingeschränkter Zugang zu einem Brandherd für die Feuerwehr.
Was die Einsatzfähigkeit eines „Tankflugzeuges A400m“ anbelangt, wäre hier der Flughafen Tegel in der Nähe….
Bei diesem Brandherd fände ich es sinnvoll zu diskutieren, ob man nicht von der Havel her mit der Hilfe von geschützten Fahrzeugen der Bundeswehr eine leistungsfähige Schlauchleitung von der Havel her verlegen und zum Einsatz bringen könnte. Unkonventionelle Ansätze mitdenken.
Und für die Zukunft: Die Feuerwehren in Brandenburg sollten sich ein paar geschützte Fahrzeuge anschaffen, die im letzten Kilometer zum Einsatz kommen können
Hallo Herr Wiegold,
das Kettenfahrzeug scheint ein Leo 1 Bergepanzer zu sein. Büffel kenne ich nur als Leo 2 Bergepanzer.
Das Heli-Bild ist klasse, hat etwas apokalyptisches an sich.
[Oh weh, ich nehme den ‚Büffel‘ mal raus, da geht einiges durcheinander. Danke. T.W.]
Kurze Anmerkung zu dem Twitter-Beitrag: der Bergepanzer sieht aus wie ein Bergepanzer 2 und wie der Bergepanzer 3 Büffel.
Ich finde das eine großartige Einsatzmöglichkeit unserer BW. Was überwiegt denn bei den betroffenen Soldaten? der Stolz etwas sinnvolles zu tun oder nervig wegen zusätzlicher Belastung?
Auf jeden Fall Danke für den (friedlichen) Einsatz.
@ Nachhaltig
Den Amtshilfeantrag würde ich gerne mal lesen. Subsidiaritätsprüfung insbesondere, möglicher Einsatz ziviler Firmen, etc.
#sarc on: in der jetzigen Sommerpause hätten doch auch die Helikopter der Flugbereitschaft mal löschen können. Equipment dazu hat ja die Bundespolizei.
@Nachhaltig, ja ne ist klar. Die Feuerwehr hält am Boden 1000 Meter Abstand wegen der Munition, aus gleichem Grund werden hier keine Hubschrauber eingesetzt aber Sie wollen mit einem A400 in 50 Metern Höhe über explodierenden Munition fliegen.
Ich glaube den Splittern ist das egal ob sie nun den Wasserbehälter vom Hubschrauber, den Schlauch der Feuerwehr oder den Cockpitboden einer A400 durchschlagen.
„der Stolz etwas sinnvolles zu tun oder nervig wegen zusätzlicher Belastung?“
Soldaten tun immer etwas sinnvolles, auch wenn sie nicht im Krieg sind.
Das sind Helikopter, keine Hubschrauber.
[Was soll das? Gleich kommt der nächste „Experte“ und erklärt mir, es seien weder Helikopter noch Hubschrauber, sondern Drehflügler… Echte Troll-Qualität. T.W.]
Bergepanzer im Bild.
1. Fahrgestell Leo 1
BPz 1 Standard, wie oben, https://mobile.twitter.com/JuliusBetschka/status/1555146598006591489/photo/1
BPz 2, Fahrgestell Leo 1
https://mobile.twitter.com/Mmxs68389252/status/1555159884882141184/photo/1
2. Fahrgestell Leo 2
BPz 3, Büffel,
https://mobile.twitter.com/Mmxs68389252/status/1555158821416443905/photo/1
Die BPz 1 und 2 lassen sich gut an den seitlichen Austritten der Auspuffanlagen erkennen.
Zur Abrundung einsetzbaren schweren Berge-Räumgerätes zählen der Pionierpanzer (PiPz) Dachs auf Leo 1 Basis sowie PiPz Kodiak auf Leo 2 Fahrgestell.
Hinweis an den Hausherren:
Teilt man die Blogbeiträge hier, wird als Vorschau (zumindest auf Facebook) immer das allgemeine Banner (https://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2021/06/Neu-1320×309.jpg) verwendet – nie die Aufmacher des jeweiligen Beitrags.
Müsste man irgendwo anpassen können, damit zukünftig mehr Material von Anne Weinrich & Co. Reichweite bekommt. ;-)
[Das Problem ist bekannt, ich hab’s allerdings bei FB auch nicht ändern können bisher. In dem Fall könnten Sie einfach das – auch oben verlinkte – Foto von Flickr per Link dort nehmen… T.W.]
Ein Bekannter von mir sagte mir, dass er gegen 3 Uhr früh von einer Explosionen geweckt wurde (Nur zur zeitlichen Einordnung). Er wohnt nicht weit weg vom Sprengpatz. In den Nachrichten wurde von 50 Tonnen alter Munition, Bomben und Feuerwerkskörpern berichtet. Das kommt mir irgenwie reichlich viel vor. Ich bin jedenfalls auf das Ergebnis zur Brand- / Explosionsursache gespannt. Es wird aber wohl eine Weile dauern bis sich die Experten da ran trauen.
Gab es nicht mal 15 Superpumer die extra dafür samt Besatzungen beschafft wurden?
@Flo: Wieso so eine scharfe Reaktion? Ich habe nirgendwo vorgeschlagen, dass sich Soldaten mehr exponieren sollen als Feuerwehrleute.
Bin gespannt, wann bei den NH die letzten Flugstunden vor der Werft durch die Löschflüge außerplanmäßig runtergeschubbt sind. Der Sommer ist noch lang!
@Nachhaltig
Der Flughafen Tegel ist zu und hat auch keinerlei Betriebserlaubnis mehr, der fällt also aus. Die Übergangszeit für den BER ist um und bei dem würde ich das spannend finden wie man da ein bis zwei A400M (die bräuchte man mindestens um einigermaßen effektiv zu sein) zwischen quetschen will zum Feuerlöschen. Alle großen Verkehrsflughäfen fallen schon aufgrund der Verkehrsbelastung aus, da benötigt man wenn schon kleiner Plätze wie z.B. Kassel, Erfurt etc. eben Plätze wo nichts los ist und auch genug Platz um dort einen Auftankpunkt aufzubauen.
Spielt aber keine Rolle, da der 1000m Sperrradius auch für Luftfahrzeuge gilt, würde von den 20t Wasser fast nichts am Feuer ankommen. Und Wasser rankriegen ist ausnahmsweise nicht das Problem, da gibt es genug im Umkreis und dafür hat die Feuerwehr entsprechende Ausrüstung, das bringt das Wasser aber auch nicht an den Brandherd, auch das geschützte Fahrzeug nützt da nicht viel weil ich immer noch aussteigen muss.
Im rbb nannte ein Sprecher der Berliner Polizei rund 40 Tonnen jährlich als Menge der in Berlin geborgenen Munition. Wenn ich mich recht erinnere, nannte er etwa 25 Tonnen als die zur Zeit (bzw. vor dem Brand) auf dem Sprengplatz gelagerte Munition.
Bei diesen Zahlen muss man im Blick behalten, dass nicht alle geborgene Munition sprengkräftig ist (zum Beispiel Handwaffenmunition). Und eine 2.WK Fliegerbombe besteht, über den Daumen gepeilt, aus 70 % Stahl und 30 % Sprengstoff.
Dass Berlin einen solchen Sprengplatz hat, geht letztlich auf die bis 1989 vorhandene Insellage innerhalb der DDR zurück. Leider nimmt die Politik erst jetzt zur Kenntnis, dass dies womöglich verbessert werden könnte.
Die notwendige Sperrung der A115 und der daneben liegenden Bahnstrecke (S-Bahn und Fernbahn!) ist jedenfalls für die Hauptstadt eine sehr einschneidende Maßnahme.
Aus meiner Sicht ist das ein Einsatz für das schwere Gerät:
“ Die auf die Namen Anna und Maria getauften Einsatzfahrzeuge basieren auf dem russischen Kampfpanzer T-55. Die Firma verfügt über zwei 48 Tonnen schwere Löschpanzer des Typs Spot-55 mit 11.000 Liter Wasser an Bord. Neben dem in zwei Tanks (9.000 und 2.000 Liter) gelagerten Wasser führt ein Spot-55 2.000 Liter Schaummittel und 500 Kilogramm Löschpulver mit sich. Mithilfe von zwei Schaum-/Wasserwerfern können 2.500 Liter Wasser oder 3.200 Liter Schaum pro Minute bis zu 65 Meter weit (Wasser/ Schaum 50 Meter) geworfen werden. Im Heck verfügt der Löschpanzer noch über eine Schnelleingreifeinrichtung mit hydraulisch angetriebener Pumpe, die 1.250 Liter pro Minute herausschießt. Zum Selbstschutz versprühen zahlreiche Düsen an der Oberfläche des Fahrzeugs einen Wassernebel. Für den Fall, dass die 11.000 Liter leergesaugt wurden, besteht die Möglichkeit mit einer Pumpe im Fahrzeug Wasser aus einer Tiefe von bis zu 7,5 Metern zu fördern oder per Feuerwehrschlauch mit Tankern oder Hydranten verbunden zu werden.“
Auch wenn der Artikel aus 2018 ist, sollte das erstmal reichen, um in besonders schweren Fällen wie diesem mit der Munitionsbelastung an den Brandherd zu kommen und weitere Schäden zu verhindern.
Ich würde mir wünschen, das dem Thema Katastrophenschutz endlich eine angemessene Bedeutung zugemessen wird. Wenn die Bundeswehr zusammen mit anderen Nationen Transportflieger Herkules in Frankreich betreiben kann, sollte es zumindest der EU möglich sein, eine Einheit mit Wasserlöschflugzeugen, schwerem Gerät und Personal aufzustellen und zu betreiben. Geld, zum Beispiel, aus dem „Wiederaufbaufonds“ 750 Milliarden, wäre gut angelegt.
Für den Hausherren als Quellennachweis, wenn nicht gestattet, bitte löschen.
Verwendete Quelle:
https://www.auto-motor-und-sport.de/neuheiten/loeschpanzer-spot-55/
Das ist alles lieb und nett. Aber dabei hat man den Eindruck, dass Zivil- und Katastrophenschutz die eigentlichen Aufgaben sind, die vermutlich über Jahre der Nachrüstung bedürfen. Es verwundert auch nicht, dass der Brand in Berlin zum Problem wird. Warum wurde die Munition nicht längst beseitigt? Die liegt da vermutlich seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Das Versäumnis (am falschen Ende zu sparen) führt nun zur Gefährdung von Mensch und Natur. Wahrscheinlich ist das Problem auch andernorts in Deutschland beiseite geschoben worden.
Der Einsatz des A400M wäre möglich, da in Spanien gerade ein Tanksystem erprobt wird – theoretisch natürlich. In der Praxis steht der deutsche Behörden-Hickhack dem im Weg. Bundesluftfahrtamt, städtische Behörden, Fluglärmschutzbeauftragte, und zu viele andere Interessengruppen würden jeden Einsatz wirksam verhindern. Es ist kein Wunder, das in den 80er oder 90ern die für die beiden für die Transall beschafften Löschtanks verschrottet wurden, denn sie sind nach ihrer Beschaffung nie signifikant eingesetzt worden. Dabei war die „Trall“ ein sehr gut geeigneter Träger, da sie über gute Langsamflugeigenschaften verfügte.
Eine Beheimatung der Löschkapazitäten beim Bund ist eine fragwürdige Sache. Zum einen sind die Fluggeräte der Bundeswehr und der Bundespolizei ohnehin schon ausgelastet oder wartungsanfällig, zum anderen ist zum Löschfliegen eine spezifische Ausbildung erforderlich und erfordert natürlich viel Routine. Daher sind international operierende Firmen wie Coulson bessere Partner für die betroffenen Länder. Die Charterung einer C-130 für eine Sommersaison für alle Bundesländer würde schon ausreichen. Sie kann jeden Ort in max. 2h erreichen und ca. alle 60 Minuten etwa 15 Tonnen Flüssigkeit ausbringen.
Im Übrigen: Ein Anflug auf einen brennenden kalifornischen Wald bei ca. 35° und starken Winden ist wesentlich gefährlicher als ein Anflug auf den Grunewald. Das Löschflugzeug überquert diese Stelle mit mindestens 100 Knoten (Eher 120) und verbleibt also über einer Explosionsstelle nur sehr geringe Zeit. Daher ist die Trefferchance in 1500 Fuß anstelle von 3250 Fuß (1.000 m) schon mal recht gering. Wenn dann noch bestimmte Zusatzstoffe eingesetzt werden, die das Wasser etwas „klebriger“ halten, kommt ein guter Anteil der Flüssigkeit unten an. Der Brandherd wird nicht direkt angeflogen, sondern es werden feuchte Zonen zur Eindämmung geschaffen, daher wird eine potentielle Explosionsstelle nicht direkt überquert.
@JPeelen sagt:
05.08.2022 um 0:47 Uhr
Jede Landespolizei hat Sprengplätze für Munition. Der in Hamburg ist z.b. in Neuen Gamme und quasi an die Landesgrenze herangebaut.
Es geht da auch weniger um WK Munition das wird von den Kampfmittelraumdiensten beseitigt. Bei den Plätzen der Polizei geht es um Sprengmittel die übers Jahr beschlagnahmt werden, Polenböller, Rohrbomben von Extremisten, Munition die ohne Genehmigung bei Hausdurchsuchungen gefunden wird ect. PP.
Auf den ersten Videos waren z.b. viele Silvesterraketen zu sehen. Wahrscheinlich Zeuch was in den Letzten zwei Jahren im Rahmen der Böllerverbote und Verkaufsverbote beschlagnahmt wurde.
Vieles muss dann zum Teil auch noch Jahre aufbewahrt werden weil es Beweisstücke in laufenden Gerichtsverfahren sind… und darf gar nicht unmittelbar Vernichtet werden.
@ 43er Ihre Aussage ist nicht ganz richtig. Ich war nach Ostern in Tegel als Reservist im Hilfseinsatz. Ein Teil des Flughafens wird noch von Luftfahrzeugen des Bundes genutzt. Ob ein A400M landen und starten kann, weiß ich allerdings nicht.
Also Holzdorf gibt es doch einen Luftwaffenstützpunkt im Süden Berlins. Der war im übrigen auch ganz in der Nähe des Großbrandes in Brandenburg, dort eben nördlicher.
Nur mal nebenbei, die BAM hat ihr Testgelände Technische Sicherheit (TTS) keine 30 km südlich Berlins im tiefsten Brandenburger Kiefernforst. Aber wieso komme ich da überhaupt drauf? dort macht es auch immer mal größeres BUMM….Synergien und so….
@ Dirk Wege Ja, Hubschrauber/Helikopter/Drehflügler – aber bestimmt keine Flugzeuge mehr.
@chris: Wieso denn nicht? Der A400m soll auf Rasen und auf Strand landen können. Der benötigt als Infrastruktur nur eine gewisse Bodenqualität über eine gewisse Länge. Das werden die Bahnen in Tegel wohl leisten können. Der Rest wäre Betankung mit Löschmittel und Fkugbenzin. Alles andere kann im Brandfall geregelt werden.
@Küstengang01
Die Kampfmittelbeseitigung ist Ländersache. Berlin gehört im Gegensatz zu Hamburg zu den Bundesländern in denen die Polizei sie durchführt.
@C. Schramm, wenn ich es richtig behalten habe erfolgten die Testflüge der A400 Löschflugzeuge mit einer Abwurfhöhe von 150 Fuß, also deutlich tiefer was natürlich auch die Chance von Splittern getroffen zu werden entsprechend erhöht.
@Nachhaltig, ja die baulichen Anforderungen für eine Landung mit einem A400 mag Tegel vielleicht noch erfüllen. Nur weil etwas aber technisch möglich ist, ist es aber noch lange nicht in Deutschland auch legal.
Bei einer Lage wie im Ahrtal kann man evtl noch argumentieren das man mal fünfe hat gerade sein lassen. Aber unterhalb einer Katastrophe dürfte jeder Pilot in extremste Erklärungsnöte kommen warum er geplant außerhalb eines offiziellen Flugplatzes landet und startet.
Tegel wird nur noch durch die drei FBS AS.532 Cougar und andere Helis der Bw zum Tanken genutzt. Es findet kein Flächenflugzeugbetrieb mehr statt.
Bei der Anzahl (53) an geplanten A400M könnte man sicher 2-3 Löschrüstsätze beschaffen.
Kampfmittelproblematik:
Für die Gefahrenabwehr aus Kampfmitteln oder auch anderen Mittel die z.B. gegen das SprengG verstoßen sind die Gefahrenabwehrstellen der Länder zuständig. Bei Kampfmitteln z.B. kann das die Polizei oder Berufsfeuerwehr sein, aber auch zivile Unternehmen, die im Auftrag des Landes agieren.
Nun wird was sprengfähiges gefunden, z.B. bei Sondierarbeiten für eine Baumaßnahme. I.d.R kommt das der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KRD/KMRD) der Länder auf den Plan. Dieser legt frei, stellt fest, um was es sich handelt, entscheidet ob es handhabbar (transportfähig) ist oder nicht und leitet entsprechende weitere Dinge ein. I.d.R. sind die meisten Spreng- und Munitionsteile handhabbar und werden dann zu den entsprechenden Verwahrstellen der Länder, oft Sprengplätze, verbracht und dort erstmal eingelagert. Sind keine anderen Gründe vorhanden (z.B. als Beweismittel) werden die Teile/Stoffe dann der Beseitigung zugeführt.
Bei Weltkriegsmunition läuft es etwas anders; das Land birgt und verwahrt, der Bund entsorgt. Hierfür betreibt der Bund eine Kampfmittelverbrennungsanlage (https://www.geka-munster.de/home/) da diese aktuell auf Grund von der dringenden Beseitigung von Kampfstoffmunitionsteilen in voller Auslastung arbeitet, bleibt viel gefundene Weltkriegsmunition (Abwurfmunition, gewahrsamlosgewordene Kampfmittel) in den Lagerstätten der Länder zurück und füllt deren Lagerbestände quasi bis an das erlaubte Maximum auf.
Wie viel in den einzelnen Länderlagerstätten gelagert werden darf, ist bauartabhängig, ähnlich wie bei Munitionslagerhäusern der Bundeswehr. Und es ist gut und richtig, dass solche Lagerstätten in jedem Land vorhanden werden und meist in Wäldern situiert sind. Auch den Profis von den Kampfmittelbeseitigungsdiensten passieren leider viel zu häufig Unglücke, z.B. das bei der endgültigen Delaborierung auf dem Sprengplatz ein Kampfmittel umsetzt. Wälder mit Sprengplätzen/Delaborierungseinrichtungen sind meist abgelegen und die Bäume dienen als zusätzlicher Schutz in Hinblick auf Splitterflug und Bremsung von Druckwellen, um die Gefährdung von Dritten zu minimieren. Und auch hier sollten wir uns klar werden, dass Menschenschutz vor Umweltschutz (bei solch einer akuten Situation) gehen sollte.
Noch was am Rande… auch wenn bereits über 70 Jahre vergangen sind, lauern noch immer etliche Tonnen von Weltkriegs-Kampfmitteln im Boden, Gewässern und den Meeren und stellen eine latente Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Zur stammtisch-geeigneten Abschätzung der Menge, sollte man mal gucken, wie viel Tonnen Bomben abgeworfen wurden; wenn man von einer mittleren Rate von 12% Blindgängern ausgeht, kann man recht schnell ermitteln, wie viel potentiell im Boden noch liegen könnte. Gewahrsamlos gewordenes und Blindgänger aus Übungsbetrieb unbeachtet.
Von daher sollten wir froh sein, dass in den vergangenen Jahren relativ wenig passiert ist, müssen aber auch aus der aktuellen Situation lernen: Mehr Katastrophenschutz in den Ländern, heranziehen von Bundeswehreinheiten in besonderen Schadlagen und natürlich auch viel mehr suchen (sondieren), räumen und entsorgen, denn sonst werden solche schlimmen Unglücke regelmäßiger stattfinden.
Was man hier alles so liest:
15 AS332 beschafft worden.
Rüstsatz 400M (ohne Zul.) erproben
Ich erinnere daran, dass die nach der Waldbrandkatastrophe in Nieders. beschafften 2 Rüstsätze für C-160 verrottet sind.
Komisch, dass offensichtlich nur BY seit vielen Jahren gut aufgestellt ist und sich auch nicht scheut, sofort Private einzusetzen.
Und der ZS war mal gut aufgestellt. Ich erinnere an die LZ-W!
Brauchen wir nicht mehr, so die Länder. Feuerwehrfahrzeuge: Immer größer, immer schwerer. Nur wenige Länder haben einsatztaktisch brauchbare Fahrzeuge beschafft.
Einige kommen tatsächlich jetzt schon auf die Idee, doch mal über eine Bestandserfassung nachzudenken.
[Hm, sanfte Hinweise nützen nix.
Dann mal deutlich: Kommentare, in denen so was steht „Und der ZS war mal gut aufgestellt. Ich erinnere an die LZ-W!“, fliegen jetzt rückstandslos raus.
Manche wollen schlicht nicht kapieren, dass die Abkürzungen aus ihrem engen beruflichen Umfeld nicht allgemein bekannt sind. Gegenüber den anderen Leser*innen ist das inzwischen schlicht rücksichtslos. T.W.]
LZ-W: Löschzug Wasserversorgung
Der Zivilschutz wurde wie die Bundeswehr systematisch abgebaut, als die Wiedervereinigung vollzogen war. Es war ja der große immerwährende Frieden ausgebrochen: Abschaffung der Warnämter, Demontage der Sirenen usw usw. – Katastrophen kamen ja nur im Kino vor. Ich habe das damals als aktiver Feuerwehrmann – wie andere auch – nie verstanden -für mich ein beispielloser Akt politischer Naivität! Unserer Politik fehlt ganz offensichtlich die Vorstellung, das Undenkbare zu denken und dafür Vorsorge zu treffen! Siehe Ukraine-Krieg, Ahrtal-Katastrophe usw. Dass in Schweden mal die die Wälder brennen und Schweden deshalb deutsche Feuerwehren und Löschflugzeuge braucht, glaubte auch niemand. Wir haben den Klimawandel, Punkt. Eine belgische Firma hatte schon letztes Jahr Löschvorrichtungen für den A 400 m entwickelt -gekauft wurde bisher meines Wissens noch nicht eine. Die EU will vernünftigerweise Löschflugzeuge beschaffen und nördlich der Alpen stationieren. Ein Flugplatz in Brandenburg stünde zur Verfügung, Der zuständige EU-Kommissar für Katastrophenschutz war vor Ort und begrüßte die Initiative, den Standort des ehemaligen NVA-Flugplatzes für Löschflugzeuge zur Verfügung zu stellen. Auch Polen habe sein Einverständnis signalisiert. Von der deutschen Politik kommt bisher – nichts! Schlimmer noch: selbst der Vorsitzende des deutschen Feuerwehrverbandes lehnt die Beschaffung von Löschflugzeugen in Deutschland ab, da wir ja nicht genug Seen an den jeweiligen Brandorten in der Nähe hätten, an denen die Flugzeuge aufgetankt werden könnten. Nur Löschhubschrauber seien in Deutschland sinnvoll….. Welch ein Unsinn von einem Verbandsfunktionär!! Die Kosten und auch der Unterhalt sollen meines Wissens zu 90 % aus dem EU Katastrophenschutzfonds beglichen werden! Was gibt es da noch zu überlegen??? Diese kleinlich, nur auf Deutschland fixierte Denke einiger Verbandsoberen gehört in den Mülleimer der Geschichte! Die Erfahrungen zeigen doch, dass die Waldbrände mittlerweile Dimensionen annehmen, die über die Kapazitäten einzelner Mitgliedsländer der EU hinausgehen! Also: auch Flugzeuge und Löschhubschrauber für den Katastrophenschutz beschaffen, ebenso Rüstsätze für den A 400 m.! In diesem Land mit seiner föderalen Strukturen kann man mittlerweile manchmal verzweifeln ob der Schläfrigkeit der politisch Verantwortlichen.
Irgendwie war man da zu DDR-Zeiten besser aufgestellt. In flächendeckenden Waldgebieten gab es Brandwachtürme, die im Sommer besetzt wurden. Agrarflugzeuge der Land- und Forstwirtschaft wie die tschechische Z-37 oder die polnische M-18 konnten anstelle der üblichen mehreren hundert Kilogramm Dünger oder Chemikalien auch Wasser tanken und über Wald- und Feldbränden ausbringen. Allein in Kyritz waren bis zu 85 dieser Landwirtschaftsflugzeuge mit Zweitverwendung Löschflugzeug stationiert, die den Bereich des heutigen Meck-pomm und Brandenburgs abdeckten. Überall gab es an Feldrändern, die an feste Straßen grenzten, Betonfahrspuren für Versorgungsfahrzeuge, eine Stellplatte für die Beladung des Agrarflugzeuges und die sonst noch nötige minimale Infrastruktur sowie einen freien Grasstreifen von 400-700 Metern Länge als Start- und Landebahn. Für die notwendige Versorgung mit Löschwasser anstelle Dünger gab es Notfallpläne bei den Behörden. Hat funktioniert.
In Anbetracht der Großbrände in den letzten Jahren, gern auch in schwer oder nur unter Explosionsgefahr zugänglichen Gebieten, wäre es durchaus an der Zeit, daß der Bund zwei eigene große Löschflugzeuge für den bundesweiten Einsatz anschafft. Vorzugsweise die bewährte Technik, die auch in Italien und Frankreich bewährt und sofort off-the-shelf verfügbar ist. Die Canadair CL-415 zum Beispiel, die als Amphibium praktischerweise selber auf Seen schnell Wasser aufnehmen kann. Wo auch immer man die dann organisatorisch anbindet. Neben der sofort verfügbaren eigenen Löschkapazität und der Möglichkeit zur Unterstützung der Nachbarländer (der Brand in der Sächsischen Schweiz brach auf der tschechischen Seite aus) würde das auch eine Entlastung für die Männer und Frauen der Bundeswehr und das sowieso zu knappe Großgerät bedeuten.
p. s. War während der Waldbrände vor Ort im Urlaub. Tageweise war das Elbetal wie eingenebelt von den Rauchmassen und es roch im halben Landkreis nach Lagerfeuer. Die Hubschrauber der Bundeswehr waren von frühmorgens bis in den Abend im laufenden Einsatz. Bravo Zulu für Crews und Bodenpersonal!
„Bei der Anzahl (53) an geplanten A400M könnte man sicher 2-3 Löschrüstsätze beschaffen.“
Das ist jetzt wieder typisch deutsch. Ein einmaliges Ereignis und schon geht sie los, die Regelungs-und Kontrollwut. Keine vernüftige Raketenabwehr aber Löschflugzeuge.
@TomCat: Leider dürfte das bei weitem kein einmaliges Ereignis bleiben, in den nächsten Jahren dürfte die Zahl solcher Ereignisse global eher noch zunehmen. So wird in einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) davor gewarnt, dass „[s]elbst bei den ehrgeizigsten Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen [..] der Planet eine dramatische Zunahme der Häufigkeit von Bedingungen erleben [wird], die extreme Brände begünstigen“. Auch Deutschland und unsere europäischen Nachbarn dürften davon nicht verschont bleiben.
@TomCat sagt: 07.08.2022 um 19:58 Uhr
„Keine vernüftige Raketenabwehr aber Löschflugzeuge.“
Mal abgesehen von ihrer ziemlich steilen These, das die momentanen Waldbrände ein „einmaliges Ereignis“ seien, vergleichen Sie Pflaumen und Bananen.
Raketenabwehr und Brandschutz kommen aus völlig unterschiedlichen Töpfen. Es wäre bei den Löschrüstsätzen eben zu klären, wer bezahlt. Bei Raketenabwehr ist das ganz eindeutig.
Was die Häufigkeit von Waldbränden angeht empfehle ich, einfach mal in die Jahresberichte Ihrer Kreisfeuerwehr zu schauen, oder des benachbarten ländlichen Kreises, wenn Sie in der Stadt wohnen. Die meisten Brände werden schnell bekämpft, weil die Jungs und Mädels einfach auf Zack sind. So werden aus kleinen Bränden erst gar keine größeren.
@TomCat: Beides gehört zur nationalen Vorsorge. Im Zivilschutz sehe ich übrigens genauso den Bedarf für eine nationale Kraftanstrengung wie bei der Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit.
Regenrückhaltung (Becken, ausgewiesene Überschwemmunsflächen bis hin zu Talsperren) im ganz großen Stil sollte erfolgen um Überschwemmungen zu minimieren und Dürren und Waldbränden vorzubeugen. Wenn wir das überschüssige Wasser bei heftigen Regen dazu verwenden würden Feuerlöschseen in von Dürre betroffenen Regionen zu füllen dann hätte wären wir soweit. Alles weitere würde zu sehr OT.
Dass die Bundesländer sich nach jahrelanger Diskussion immer noch nicht auf eine gemeinsam finanzierte Löschstaffel ( Hubschrauber oder Flugzeuge wäre doch egal) geeinigt haben, ist ein Trauerspiel. Ist ja so schön bequem, immer nach der Bundeswehr zu rufen… Man sollte die Länder für die Einsätze wenigstens zur Kasse bitten, vielleicht bewegt sich dann mal was….
„Welch ein Unsinn von einem Verbandsfunktionär!!“
Sie schreiben es ja:
Verbandsfunktionär.
Er denkt halt an seine Leute und die sind eben keine Piloten, sondern (Freiwillige) Feuerwehren und die will er versorgt sehen.
Wenn keine Hubschrauber oder Flugzeuge, dann müssen halt mehr Fahrzeuge und mehr „Material“ (Schläuche, Pumpen etc.) beschafft werden.
Genau das, was sein Verband will und braucht.
Ein EU finanziertes Löschflugzeug deckt teilweise den Bedarf bei der Waldbrandbekämpung und mindert die Chance auf ein „mehr“ an Fahrzeugen und Material für die Waldbrandbekämpfung.
Leider echte Lobbyarbeit, eben für seine Lobby.
Das ist auch Deutschland.
Ähnlich bei der Teilstreitkräften – an das Ganze wird nicht gedacht, nur an die „eigene“ TSK.
„Mehr Schiffe“ oder „mehr Flugzeuge“ ist immer besser, obwohl vielleicht „mehr Logistik“ oder „mehr Luftabwehr“ für das große Ganze besser wäre.
@TomCat
„Ein einmaliges Ereignis“
2018 Fichtenwalde bei Potsdam
2018 Treuenbrietzen (Brandenburg)
2019 Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern)
2022 Sprengplatz Berlin
@Usedom
„Man sollte die Länder für die Einsätze wenigstens zur Kasse bitten, vielleicht bewegt sich dann mal was….“
Ich habe die Befürchtung, dass die Kräfte des Bundes dann noch weniger und seltener angefordert werden …
Zur A400M:
Flugplatz Schönhagen (Südwestlich Berlin, nähe Trebbin)
1500 Meter Rollbahn Asphalt, 23 Meter Breite
Klassifizierung: PCN 25 F/A/X/T
Flexible Runway, High Strength, Tire Pressure limited to 1.75 MPa
Habe keine Belastungsdaten zur A400M für die Runway gefunden, aber eine IL-76T könnte dort landen, eine C-5 Galaxy knapp nicht.
1500 Meter sollten auch ausreichen als Startlänge (bei MTOW !!! = 1690 m nach zivilen Regeln)
Entfernung Feuer – Flugplatz = 30 Kilometer
Entfernung Blankensee (großer See) – Flugplatz = 2,5 Kilometer
https://en.wikipedia.org/wiki/ACN-PCN_method#Pavement_Classification_Number_(PCN)
„Beides gehört zur nationalen Vorsorge. “
Genau, Krisen und Katastrophenschutz. Klar werden die Wetterereignisse zu nehmen. Darauf muss man sich einstellen. Das findet nur eher zögerlich statt. Die CO2 Emmissionen werden bis 2040 weltweit zunehmen, von einer Stagnation nichts in Sicht. Geschweige denn eine Prozessumkehr. Aber ist das Aufgabe der Bundeswehr?
Warten wir mal ab was bei der Klärung der Ursachen für diese Explosion rauskommt. Ich wette, dass die Lagerung der Munition eine entscheidende Rolle spielen wird. Wir hatten gestern bei uns, BaWü, einen riesen Flächenbrand, weil 90 großé Strohballen in Brand geraten sind. Ursache, Selbstentzündung. Nur gut, dass der nächste Waldrand 5 km entfernt ist.
Alle beten die heilige Kuh „1,5 Grad Ziel“ an. Das kann man vergessen. Mit Glück werden es nicht mehr als 3 Grad. Wir müssen CO2 Vermeidung und Ausrichtung auf Kastastrophen-und Bevölkerungsschutz zusammen denken.