Australien hofft auf einheimische Boxer-Produktion – für die Bundeswehr

Rüstungsexport mal umgekehrt: Australien hofft darauf, dass der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall in seinem Land Radpanzer Boxer nicht nur für die eigenen Streitkräfte baut – sondern auch für die Bundeswehr. Diese Fahrzeuge könnten dann nach Deutschland exportiert werden.

Die Aussage machte der australische Verteidigungsminister Richard Marles am (gestrigen) Montag bei seinem Antrittsbesuch bei seiner deutschen Kollegin Christine Lambrecht. Australien sei von der Aussicht, dass Boxer fürs Deutsche Heer in Brisbane montiert werden können, sehr angetan:

DEU_AUS_Verteidigungsindustrie_29aug2022     

 

Rheinmetall erklärte dazu auf Anfrage am (heutigen) Dienstag, das Unternehmen könne das zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren.

Hintergrund ist offensichtlich zum einen der umfangreiche Lieferauftrag, den Australien an den deutschen Rüstungskonzern vergeben hat: Bereits 2018 hatte die Regierung in Canberra mehr als 200 Boxer bestellt. Im vergangenen Jahr wurden die ersten 25 dieser Fahrzeuge in der Konfiguration Combat Reconnaissaince Vehicle (CRV) ausgeliefert – und die Perspektive für eine Produktion in Australien eröffnet:

Rheinmetall hat jetzt die ersten 25 Exemplare des Boxer Combat Reconnaissance Vehicle (CRV) an das australische Heer ausgeliefert. Die 8×8-Radspähpanzer sind Teil des Rüstungsvorhabens LAND 400 Phase 2 Mounted Combat Reconnaissance Capability, welches 2018 beauftragt wurde. (…)
Rheinmetall wird insgesamt 211 Boxer 8×8 -Fahrzeuge in verschiedenen Varianten an die australischen Streitkräfte ausliefern, davon 131 in der CRV-Version. Dort werden sie im Rahmen des Rüstungsvorhabens Land 400 Phase 2 die leichten Radspähpanzer des Typs Australian Light Armoured Vehicle (ASLAV) ersetzen. Die Auslieferung der ersten 25 Fahrzeuge ermöglicht es der australischen Armee, planmäßig die erste Stufe der Einsatzfähigkeit zu erreichen.(…)
Das MILVEHCOE in Redbank, Queensland, ist der zentrale Punkt des Australian Industry Capability (AIC) Programms in Bezug auf den Boxer. Hier wird Rheinmetall die australische Entwicklung, Fertigung, Erprobung, Ausbildung und Unterstützung der Boxer-Fahrzeuge und der zugehörigen Ausbildungssysteme steuern. Beim MILVEHCOE handelt es sich um eine souveräne Einrichtung, in der das Verteidigungsministerium, die Industrie und Forschungsorganisationen innovativ arbeiten und an dem australischen Boxer- und anderen Verteidigungsprogrammen zusammenarbeiten können.
Die Entwicklungs-, Produktions- und Integrationsarbeiten innerhalb des MILVEHCOE sind in vollem Gange. Die Anlagen und Einrichtungen in der Hauptproduktionsstätte sind installiert und werden in Betrieb genommen. Diese Arbeiten sind eine Schlüsselkomponente des Wissenstransfers für die volle Boxer-Produktion in Australien. Dieser soll in Australien beginnen, nachdem die Inbetriebnahme der Boxer-Produktionslinie im MILVEHCOE abgeschlossen ist.

Dass diese Produktionslinie dann auch für Boxer für die Bundeswehr genutzt werden könnte, hat mit der Konfiguration  des CRV zu tun: Das Fahrzeug mit einer 30mm-Maschinenkanone und dem so genannten Lance-Turm kommt als neuer schwerer Waffenträger Infanterie infrage, den das Deutsche Heer für seine Jägerbataillone plant. Offensichtlich hofft Australien darauf, die für die eigenen Streitkräfte vorgesehenen Varianten im Land nicht nur produzieren, sondern dann auch exportieren zu können.

(Um Verwirrung vorzubeugen: Der Boxer mit dem Lance-Turm ist nicht das gleiche Fahrzeug wie der ebenfalls in Planung befindliche Boxer mit dem Turm des Schützenpanzers Puma, der so genannte PuBo, der für eine Ausstattung von Panzergrenadierbataillonen als mittlere Kräfte mit diesem Radfahrzeug erwogen wird.)

(Archivbild: CRV-Boxer für Australien – Werksfoto Rheinmetall)