Lambrecht bestätigt: Bundeswehr-Raketenartillerie für die Ukraine (Nachtrag: Statement USA/Großbritannien/Deutschland)
Deutschland wird der Ukraine nach den Worten von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Raketenartillerie zur Verfügung stellen, zusammen mit den USA und Großbritannien. Aus Bundeswehrbeständen sollen nicht nur drei Raketenwerfer MARS II kommen, sondern auch eine umfangreiche Munitionslieferung.
Die Ministerin kündigte die Absicht, die sich bereits länger abgezeichnet hatte, nach einer Sitzung der so genannten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel an. Nach Lambrechts Worten sollen mit den drei Werfern mehrere hundert Raketen sowie Ersatzteile zur Verfügung gestellt werden. Die Ausbildung werde Deutschland gemeinsam mit den USA und Großbritannien organisieren, die ebenfalls solche Raketenartillerie-Systeme an die Ukraine abgeben wollen.
Das Statement der Ministerin zum Nachhören:
Die Lieferung, sagte Lambrecht auf Nachfrage, könne Ende Juli oder Anfang August erfolgen.
Der interessante Punkt sind nicht so sehr die drei Raketenwerfer – das war nach entsprechenden Ankündigungen von Bundeskanzler Olaf Scholz bereits erwartet worden, auch wenn (unbestätigt) bisher von vier Systemen die Rede war (sowohl die USA als auch Großbritannien werden voraussichtlich maximal vier Systeme liefern). Interessanter wird die Frage, wie viel Munition für diese Raketenwerfer der Bundeswehr nach der Abgabe von mehreren hundert Raketen bleiben.
Die Washington Post hatte zuvor berichtet, dass die USA die Ausbildung der ersten ukrainischen Soldaten an den Raketenwerfern bereits praktisch abgeschlossen hätten:
Pentagon officials say that more weapons are coming, in future presidential drawdowns from U.S. supplies. But they caution that delivery and training take time. The first Ukrainian MLRS team is scheduled to complete training on Wednesday, and it will be deployed next week, according to officials briefed by the Pentagon. Another Ukrainian team will start training as soon as the first one finishes.
Unterdessen kündigte US-Präsident Joe Biden weitere umfangreiche Waffenlieferungen an:
I informed President Zelenskyy that the United States is providing another $1 billion in security assistance for Ukraine, including additional artillery and coastal defense weapons, as well as ammunition for the artillery and advanced rocket systems that the Ukrainians need to support their defensive operations in the Donbas.
Nachtrag: Die drei Staaten, die sich zur Abgabe der Raketenwerfer an die Ukraine bereiterklärt haben, veröffentlichen am Mittwochabend ein gemeinsames Statement:
Joint statement of the United States Department of Defense, the Ministry of Defense of the Federal Republic of Germany, and the Ministry of Defence of the United Kingdom:
The United States, United Kingdom, and Germany are deeply committed to supporting Ukraine as it defends itself against Russia’s unprovoked invasion. Russia has shifted its focus to the Donbas region, where it is engaging in a systematic long-range rocket and artillery barrage against defensive Ukrainian military positions and civilian infrastructure alike.
To help Ukraine defend its citizens and sovereign territory, the United States, United Kingdom, and Germany have committed to provide Multiple Launch Rocket Systems (MLRS) with Guided MLRS (GMLRS) rockets. Ukraine has specifically requested this capability, which will allow the Ukrainian Armed Forces to engage the invading force with accurate fire at ranges of approximately 70 kilometers.
The United States announced on June 1, 2022 that it would provide four M142 High Mobility Artillery Rocket Systems (HIMARS) and GMLRS munitions. On June 6, the United Kingdom announced it would donate three M270 MLRS launchers with GMLRS munitions.
And today, at the Ukraine Defense Contact Group in Brussels, Belgium, Minister of Defense Christine Lambrecht announced that Germany would transfer three M270 Mittleres Artillerie Raketen System (MARS) launchers and GMLRS ammunition from Bundeswehr stocks.
The transfer of these MLRS systems, and the associated training our three countries will provide to Ukrainian operators is crucial to Ukraine’s self-defense. The necessary training has already begun on the U.S. HIMARS and UK M270 systems for their deployment in the coming weeks, and training on the German MARS launchers will begin very soon so the systems and their Ukrainian crews can be deployed urgently and without delay.
(Archivbild Februar 2018: Soldaten der 5. Batterie des Artilleriebataillons 325 aus Munster trainieren das Schießen mit einem Mittleren Artillerieraketensystem II (MARS) im Rahmen einer Heeresübung auf dem Truppenübungsplatz Putlos – Torsten Kraatz/Bundeswehr)
Hatte ich nicht kürzlich etwas von mehreren hundert km Frontlinie in der Ukraine gelesen? Sind da um die 12 Werfer nicht eher eine homöopathische Dosis – und hatte die Ukraine nicht 100 von diesen Systemen auf der letzten Wunschliste? Da würden mich tatsächlich mal die Hintergründe interessieren. Man möchte Putin nur ein bisschen ärgern, aber halt nicht zu sehr schaden?
Frieden schaffen mit immer mehr Waffen.
Bin ich der einzige, der das nicht richtig findet?
Sehr spät. Der Krieg gegen die Ukraine ist 112 Tage alt.
Eigentlich müssten Deutschlands Rüstungsbetriebe jetzt durch Regierungsaufträge auf Hochtouren laufen – das scheint noch nicht so zu sein.
Die 5./ArtLehrBtl 325 hat keine MARS-Werfer, sondern die 3./ArtLehrBtl 325.
Das sollte die Bundeswehr an sich wissen ;-).
Ansonsten bin ich mal gespannt, MLRS der USA dürfte mit dem MARS II der Bundeswehr nur von der Hülle her identisch sein. Der Sinn dieser Lieferungen in Kleinstmengen erschließt sich nicht so ganz, aber wenn das so sein soll.
Die Lieferung, sagte Lambrecht auf Nachfrage, könne Ende Juli oder Anfang August erfolgen.
Da die Ministerin kein Jahr genannt hat kriegen wir das schon hin.
„Die Ausbildung werde Deutschland gemeinsam mit den USA und Großbritannien organisieren, die ebenfalls solche Raketenartillerie-Systeme an die Ukraine abgeben wollen“.
Das heißt dann ja sicher auch gemeinsam durchführen werden, nach einheitlichen Vorgaben.
Nichts wäre nämlich bei Einsatz des Werfers übler als Ausbildung mit tri-nationalen Unterschieden.
Waffentechnisch muss das kaum unterstellt werden müssen, artilleristisch-taktisch u.U. aber durchaus. Weiß hier jemand aus der Artillerie mehr zu evtl Unterschieden?
@A. Meinheit
Präsident Zelenskij sprach dieser Tage von 2.200 km Frontlinie, auf ca 800 km tatsächliche Kämpfe. Die 12 Werfer (FAZ nennt 10) sind in der Tat nicht aufregend. Deutlich muss daher sein, RohrArt bestimmt auf UKR Seite das Geschehen, dabei US M-777 und FRA Caesar führend.
Dazu, via @hdevreij: 18 weitere M-777, 100 wurden bereits geliefert: https://mobile.twitter.com/hdevreij/status/1537125974860566529/photo/1
Generell kann derzeit (!) konstatiert werden, wir sehen, jedenfalls im Donbas, den Artilleriekrieg 1944/45 mit -„Schlachtflieger“Unterstützung die als RUS CAS-Variante daherkommt.
„Modern Warfare“, AI, IT, digital, Robotic, WO, bei Russen sicher nicht! Es läuft der „stumpfe“ Artillerieinsatz?
Die Wirkungsforderung „vernichten“ im Feuerraum 300 x 300 bestimmt das Gefecht. Vernichten ist definiert: „Dem Feind solche Verluste zufügen, dass er an weiteren Kampfhandlungen nicht mehr teilnehmen kann“.
Müssen sich westliche Heere also umbesinnen, counter battery deutlich mehr Beachtung widmen?
„Aus Bundeswehrbeständen sollen nicht nur drei Raketenwerfer MARS II kommen, sondern auch eine umfangreiche Munitionslieferung.“
Drei ganze Raketenwerfer? Und Munition satt gibt es oben drauf. Also wenn wir uns damit mal nicht übernehmen. Schließlich ist die Einkaufsliste zum Auffüllen der Bestände noch nicht durch. Kann sich die Bundesregierung diese Spendierlaune eigentlich leisten?
Ausserdem stehen die russischen Truppen vermutlich wieder vor Kiev bis das Material die Ukraine erreicht.
Als ehemaliger Raketenartillerist kann ich der Einschätzung „homöopathische Dosis“ nur aus vollem Herzen zustimmen. Drei Werfer sind militärisch völlig nutzlose Symbolpolitik, die das Ansehen der Bundesrepublik nur weiter untergräbt. Auch die Wirkung von Raketenartillerie beruht auf Klotzen und nicht Kleckern.