Dokumentation: Neuer Marineinspekteur legt Schwerpunkt auf NATO und Abschreckung
Die Deutsche Marine will sich nach den Worten ihres Inspekteurs Jan Christian Kaack künftig stärker auf das NATO-Gebiet und die Abschreckung gegen Russland konzentrieren. Dafür müsse die Teilstreitkraft ihre Kampfkraft stärken, aber auch die Belastung durch die Einsätze im Mittelmeer verringern.
Der Vizeadmiral nannte in einer Grundsatzrede anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt am (gestrigen) Montag die Verbesserung von Einsatzfähigkeit und Kampfkraft als Priorität:
Um auch zukünftig als verlässliches Instrument der Politik oder wie wir es im Kompass Marine ausgedrückt haben, als Instrument und Arm unseres Staates agieren zu können, müssen wir „unsere Einsatzfähigkeit und Kampfkraft erhalten und … stärken“. Letztendlich geht es dabei natürlich darum, gemeinsam mit Freunden besser zu sein als mögliche Gegner. Nur dann funktioniert das Prinzip Abschreckung – wenn der Ausgang einer möglichen Konfrontation für den Gegner unsicher bleibt.
sagte Kaack dem von der Marine veröffentlichten Redetext zufolge. Dazu gehöre eine Verbesserung der materiellen Einsatzsituation der Teilstreitkraft: Eine Anstrengung wie nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar, als die Deutsche Marine in kurzer Zeit bis zu 28 schwimmende Einheiten sowie Flugzeuge losschickte und überwiegend in die östliche Ostsee entsandte – diese Zahl an Einheiten, diesen Kraftakt können wir nicht unbegrenzt durchhalten.
Neben mehr Geld für die Marine und der Verbesserung von Strukturen und Verfahren werde die Marine aber vor allem höhere Standards anstreben müssen und nicht mehr wie bisher vor allem planbare Missionen vorsehen können:
Die Stichworte sind Flexibilisierung der Einsätze, Einhalten von Zertifizierungsstandards als Grundlage einer verantwortbaren Entsendung unserer Männer und Frauen in Einsätze sowie die signifikante Verbesserung des Instandhaltungssystems unserer Einheiten.
Dies bedingt eine Neubetrachtung der Einsätze im Mittelmeer und damit einhergehend deren Flexibilisierung beziehungsweise Beendigung. Es bedeutet auch, als Grundlage für den Einsatz unserer Einheiten nur eine Zertifizierungshöhe „gefechtsbereit“ zu akzeptieren. Dafür hat mir der Generalinspekteur grünes Licht gegeben und wir sind dabei, erste vorsichtige Schritte dafür zu gehen. Darüber hinaus wird die Zukunft der Einsätze derzeit in der Politik diskutiert.
Die Bundeswehr ist derzeit in maritimen Operationen bei der UN-Mission UNIFIL vor dem Libanon, bei der NATO-Mission zur Überwachung von Flüchtlingsbewegungen zwischen der Türkei und Griechenland in der Ägäis sowie in der EU-Mission Irini vor Libyen im Einsatz. Zwar sind nicht in allen diesen Missionen immer auch Schiffe oder Boote eingesetzt; dennoch binden diese Verpflichtungen langfristig Einheiten der Marine. Die bisherige Konzentration auf solche Missionen, warnte Kaack, habe auch die Gefechtsbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten beeinträchtigt.
Kaack setzte zugleich auf die geplante Übernahme der MV-Werft in Rostock als künftigen Teil des Marinearsenals, um eine schnelle Instandsetzung von Schiffen und Booten der Marine zu ermöglichen:
Der kurzfristige Aufbau einer leistungsfähigen Erweiterung des Marinearsenals im Ostseebereich ist daher aus meiner Sicht der entscheidende und notwendige Schritt, um die Einsatzbereitschaft der Flotte nach- haltig und perspektivisch zu verbessern. Gerade vor dem Hintergrund der neuen strategischen Herausfor- derungen in unserer Heimatregion. Auch unsere Partner würden davon profitieren können.
Um es klar auszusprechen: Ohne eine substanzielle Stärkung des Marinearsenals ist ein Turnaround in der dauerhaften Einsatzfähigkeit der Marine nicht möglich. Eben diesen Wendepunkt braucht die Deutsche Marine aber so schnell wie möglich.
Auch das 100-Milliarden-Euro-Paket für die Bundeswehr, warnte der Vizeadmiral, werde die Einsatzfähigkeit der Marine erst lang- und keineswegs kurzfristig erhöhen:
Dieses Geld kann nicht wie eine Soforthilfe wirken. Kein zusätzliches Schiff wird morgen auslaufen, kein zusätzlicher Hubschrauber wird morgen starten, und kein neues Unterkunftsgebäude wird morgen bezugsfertig sein.
Deshalb gilt es konsequent zwei Schritte zu gehen. Zu allererst müssen wir unsere Bestandsflotte stärken. Wir haben dazu in kurzer Frist auch ein Paket an vielen kleinen Projekten und Bedarfen zusammengetragen und gemeldet. Hier liegt die Chance auf kurzfristige Effekte. Sehr einfach formuliert habe ich das so auf den Punkt gebracht: „Meine sieben Prioritäten sind: Munition, Munition, Munition, Ersatzteile, Ersatzteile, Ersatzteile – und Führungsfähigkeit.“
Die ganze Rede zum Nachlesen:
20220627 Grundsatzrede InspM VAdm Kaack
Da wird am 23.06.22 UNIFIL vom Bundestag verlängert, inkl. Planung, im Sommer ein Schiff zu entsenden, und in dem Beschluss dazu wird diese Planung des Marineinspekteurs vom 28.06.22 (5 Tage später!) überhaupt nicht berücksichtigt. Im Ergebnis heißt das, UNIFIL wird frühestens nächstes Jahr wieder angepackt.
Irgendwo gibt es da doch ein massives Kommunikations- und Planungsproblem, nicht nur zwischen Militär und Politik, auch innerhalb der militärischen Führung.
Ansonsten könnte man von deutscher Seite aus alle Mittelmeermissionen jederzeit sofort beenden, ohne das es weiter auffällt. Wenn die deutsche Marine sich wieder auf LV/BV konzentriert, dann heißt das Haupteinsatzgebiet eben Nordsee/Ostsee/Nordatlantik und nicht Mittelmeer/Indischer Ozean/Pazifik.
er bringt es eigentlich gut auf den Punkt:
„Meine sieben Prioritäten sind: Munition, Munition, Munition, Ersatzteile, Ersatzteile, Ersatzteile – und Führungsfähigkeit.“
-> das sind auch die einzigen Maßnahmen die kurzfristig (nächste 6-18 Monate) wirksam werden.
-> und gleiches gilt übrigens auch für alle anderen TSK (jedoch ist hier in der Öffentlichkeit absolut nichts wahrnehmbar -> Aufträge)
zusätzlich wird mittelfristig die Erweiterung des Marinearsenals die Einsatzbereitschaft der Schiffe und Boote erhöhen.
weiterhin könnte mittelfristig die jetzige Beauftragung von 5 weiteren Korvetten K130 für den Einsatz in Nord- und Ostsee eine Entlastung bei den Flaggenstöcken bringen (Zulauf zwischen 2025-2027).
Eventuell noch die Beauftragung der Kampfboote (CB90 o.ä.) fürs See-Bataillon
Alle weiteren Maßnahmen (2 Optionen F126, Entwicklung F127, 2 Optionen U212CD, usw.) sind als langfristig (ab 2027/2028) anzusehen.
Hört sich gut an, der Mann. Saß Heer hat auch klar priorisiert.
Was sind denn die sieben Prioritäten der Luftwaffe? Naja, Hauptsache fliegt, oder?
Wie sinnvoll sind denn weitere Korvetten für die LV/BV? Wären Meko 200 wie für Algerien nicht sinnvoller (16 LFK und ausreichende Flugabwehr)?
Es wird interessant, ob die Marine die Option für zwei teure (weltweit einsetzbare) F126 ziehen wird, oder etwas anders günstigeres (zweckspezifische ASW oder AAW Fregatten) für das NATO Gebiet haben möchte.
MrDiversity sagt:
28.06.2022 um 17:48 Uhr
Die weiteren Korvetten wären sinnvoll weil:
+im Vergleich zu jedem anderen Projekt zeitnahe Verfügbar und zeitnahe einsatzbereit…
klar gibt es Alternativen die vielleicht aus der einen oder anderen Sicht besser sind…
für den Einsatz in der Ostsee wäre auch was kleineres vorstellbar….
ABER… keine dieser Lösungen ist zeitnahe verfügbar und einsatzbereit!!
Mittel bis langfristig kann man über ein umschwenken nachdenken…
mögliche Ideen
Ersatz 1. Los 5 Korvetten durch 10-12 kleinere Korvetten (z.B. Fassmer LMV60)… anstatt nur Tausch 1. Los gegen 3. Los
oder
4-6 Meko A200 GER als schneller Ersatz für F123 (Sondervermögen macht es vllt möglich)
Oder oder…
aber das dauert alles länger
Es ist für mich ein Armutszeugnis, wenn der Inspekteur Marine von 7 Prioritäten zunächst dreimal „Munition“ nennen muss.
Ist denn der aktuelle Zustand der Bundeswehr eher zufällig oder das Ergebnis einer mehr oder weniger gearteten „Wehrkraftzersetzung“?
Vielleicht hat der Deutsche Bundestag den Mut, einen Untersuchungsausschuss dazu einzusetzen?
Es ist erschreckend und traurig zugleich.
@Florian Staudte
„Ist denn der aktuelle Zustand der Bundeswehr eher zufällig …“
Nein, nicht zufällig sondern hinfällig.
@ Obibiber
Leider geht Ihre Antwort etwas am Kern meiner Frage vorbei. Ist die Korvette als Schiffstyp überhaupt das, was jetzt und in Zukunft gebraucht wird?
Schnell liefern kann Fassmer seine OPV auch (siehe Bundespolizei) und die Meko 200 werden aktuell gebaut. Ausbildung der Besatzungen durch deutsches Personal, wenn ich mich richtig erinnere. Ich kaufe ja auch keinen zweiten Kombi nur weil ich schon einen habe und er schnell verfügbar ist, wenn ich regelmäßig Konzertflügel transportieren möchte, also einen richtigen LKW benötige.
@Florian Staudte.
Wenn jetzt die NRF mit Deutschland gezogen wird, sind wir abgesehen von G36 Munition oder Kleinkaliber nach spätestens 3 Tagen leer. Wir haben momentan nicht mal genug Munition um alle Eurofighter ausrüsten zu können.
Weder Korvetten, noch OPV, noch Mekos sind für LV/BV besonders nützlich.
Die Korvetten sind bei Luft- und Unterwasserbedrohung ziemlich bis völlig wehrlos, OPVs erst recht. Die Mekos verfolgen eine andere Designphilosophie und sind hinsichtlich Bewaffnung und Elektronik weder sonderlich kompatibel zu eingeführten Systemen noch besonders innovativ. Von der F125 – da wären OPVs für viel weniger Geld sinnvoller gewesen – und den dämlichen „Modul“-Ansätzen abgesehen, sind unsere Fregattendesigns eigentlich ganz gut.
Und schon diskutieren alle wieder Systeme und Subsysteme und Vor- und Nachteile einzelner Flugkörper.
IMHO fehlt bei den sieben Prioritäten die entscheidende: Personal!
Und zwar nicht in Stäben / neuen NATO Kommandos / Telearbeit sondern seefahrtsfähiges und williges Personal der Besoldungshöhe A5-A14.
Wenn ich die ganzen Systeme mal zusammennehme und den Personalbedarf zum Betrieb Ende der 20er Jahre überschlage, komme ich (unter der Annahme das am Mehrbesatzungsmodell und an der Nutzungsdauerverlängerung F123 festgehalten wird) auf einen netto Mehrbedarf von -konservativ geschätzt- rd. 1200 zusätzlichen Seefahrern, um das alles auch zu betreiben:
2(?) Besatzungen F125
4(?) Besatzungen K130
8 (12?) Besatzungen F126
2 (6?) Besatzungen U212CD
Das einzige was die prekäre Personalsituation der SEEFAHRENDEN Marine bisher recht erfolgreich kaschiert, war ja häufig die Tatsache, das nicht viele der schon vorhandenen Systeme zeitgleich fahren (können).
Ich hoffe also einfach mal ich irre mich, Aber all die Leute die dort mit Schlüsselqualifikation jenseits der A7 ab 2028+ benötigt werden, müssen ja dieses bzw. spätestens nächstes Jahr eingestellt und ausgebildet werden? Das Führungspersonal (Operative Offiziere, Ingenieure, Ärzte, etc) müsste schon seit Jahren dabei sein?
Klar sind Munition & ET/AT wichtig! Aber ohne jemanden der sie verschießt und verbaut generieren die keinen operationellen Mehrwert.
Ich hoffe daher wirklich inständig, dass im Hintergrund schon ein geheimer Masterplan läuft der all das adressiert, ohne das es bisher publik wurde. Sonst hat die Marine Anfang der 30er Jahre schnell das Mehr-Plattform-Modell anstelle eines Mehr-Besatzungs-Modelles.
Aber Flaggenstöcke und Sterne zählen macht halt allen viel mehr Spaß :-)
Welche Art von Kriegsschiffen die Marine für ihre Aufgaben in der Ostsee braucht wird sie sicher wissen. Was nicht der Rede des Marineinspekteurs zu entnehmen war, könnte aber auch interessant werden. Für mich ist es die Frage ob die Marine auch mit Hilfe ziviler (Hilfs -)schiffe die Seeverbindung des Baltikums zu den Natopartnern sichern will. Denn im Falle einer militärischen Auseinandersetzung die zeitlich nicht nur auf Tage oder wenige Wochen beschränkt ist, sehe ich die Möglichkeit , daß die Nato den Luftraum über dem Baltikum und Teilen der Ostsee nur eingeschränkt beherrscht wegen der anzunehmenden russischen Flugabwehrraketen in Kaliningrad. Somit braucht die Marine dann Transportkapazitäten
die eventuell das Transportvermögen der EVG überschreitet. Und Transporte müssen gesichert werden. Eventuell auch vor der baltischen Flotte, sollte die Landverbindung
nach Litauen unterbrochen sein.
@Prometheus.
Munition und Ausrüstung kann man halt Medienwirksam ringtauschen. Personal nicht.
@MrDiversity
Die Korvetten sind einfach Lückenfüller…..
Wenn man die F125 und F126 als East of Suez Schiffe ansieht, wäre der Ansatz von ObiBibber, die F123 durch zusätzliche ASW Fregatten zu ersetzen, genau die Kampfkraft die die Marine für das NATO Gebiet braucht, NL und Belgien entwickeln grade vier ASWF Fregatten. Die modernste Technik ist da. TKMS hat in Wismar eine neue Werft….aber Hoffnungslos
@SanDino: die Bundeswehr kann – zusammen mit der dänischen Armee – im Rahmen des ARK-Projektes auf drei (vier?) große RoRo-Fähren von DFDS zugreifen. Offizielle Vorlaufzeit sind 15-30 Tage, wobei die SChiffe alle in der Nord- und Ostseefahrt aktiv sind und im Prinzip per sofort verfügbar sind. Entspricht im Prinzip dem SALIS-Ansatz, nur schwimmend.
Wenn wir mit einem Verkehrsmittel in Nord- und Ostsee gesegnet sind, dann sind es leistungsfähige RoRo-Fähren, die für alle Arten von rollender Ladung geeignet sind. Allerdings: sind dann auch schöne, schwimmende Ziele… wird man sich auch Gedanken machen müssen, inwieweit man hier auf eine Bewaffnung setzen muss (salopp: RAM-Werfer auf Containerbasis aufs Oberdeck, Zielsteuerung mittels Radar von Land – o.ä.).
Kommt halt alles mit Für und Wider.
In diesem Zusammenhang wird sich die Bundeswehr – und Marinen allgemein – auch überlegen müssen, wie man die kritische Infrastruktur (Offshore-Windparks) eigentlich schützen möchte und kann.
Wer hier über neue Schiffe und mehr Flaggenstöcke redet, der sollte mal den Part „Neue Fähigkeiten“ des Marineinspekteurs aufmerksam lesen. Damit erübrigen sich alle Spekulationen und Wolkenkuckucksheime der hier träumenden Kommentatoren, die von mehr und neuen Fregatten etc. erzählen. Ebenso das damit einhergehende Personalproblem. Bitte Realismustablette einnehmen, einige hier geben das Sondervermögen gerade zum zweiten Mal aus.
@SanDino sagt: 28.06.2022 um 23:09 Uhr
Ihr EVG wird EGV = Einsatzgruppenversorger abgekürzt. Und der Name ist auch Programm, das Schiff ist für die Versorgung von maritimen Einsatzgruppen da, nicht für Landstreitkräfte. Der Transportraum würde dafür auch nicht ausreichen.
Danke @Prometheus!
Es ist erschreckend festzustellen, dass immer noch Militärs, Politiker und – ja auch das muss man sich immer wieder vor Augen führen – Kommentatoren vergessen, dass all das Material, egal ob Großgerät oder Handwaffen durch PERSONAL eingesetzt werden muss. Kein Ersatzteil macht ein defktes Großgerät wieder einsatzbereit, es sei denn, dass ausgebildetes PERSONAL es einbaut.
Ich glaube, die „Denke“ muss dringend anpasst werden – und das nicht nur im Umfeld der Bundeswehr, aber gerade hier. Neue Kommandobehörden und Stäbe, die sich dann auch noch um die Zuständigkeiten streiten – all das verschwendet Geld, Zeit und Arbeitskraft und vernichtet Motivation.
Ach, was man sich doch alles unter dem Begriff „Zeitenwende“ so alles vorstellen könnte!
@MFG
Mir scheint, die K130 ist der schwimmende VW ILTIS 😎 – nicht wirklich im Einsatz brauchbar hat aber die Industrie am Leben gehalten. Ansonsten: 0+ mehr 0 bleibt immer noch 0 und verbraucht / bindet Ressourcen, insbesondere Personal.
Vielleicht sollte man doch nach ISR schauen, für die Ostsee wäre die SA’AR doch sicher brauchbar.
Aus Wiki:
„Gemäß dem vorläufigen Einsatzkonzept K130, das 2007 durch den damaligen Inspekteur der Marine erlassen wurde, sind die Korvetten der Klasse 130 dafür konzipiert, multinational und streitkräftegemeinsam sowie weltweit in Einsätzen zur internationalen Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus und die Piraterie, beizutragen. Dies schließt die Durchsetzung im Überwasserkampf höchster Intensität einschließlich der Bekämpfung von Zielen an Land ein. Die Korvetten sind dazu primär zur Seeraumüberwachung konzipiert worden, mit der Fähigkeit, Ziele an Land und auf dem Wasser anzugreifen.“
Bei LV/BV war wohl der Wunsch Vater des Gedanken.
Ketzerische Frage: wozu überhaupt noch größere schwimmende Einheiten in der Ostsee? Für mich sind das „sitting ducks“, A2/AD geht auch von Land und von Luft aus.
U-Boote und kleinere Einheiten – sofern in der Ostsee sinnvoll einsetzbar – würden wohl ausreichen.
An Pio Fritz : Danke ! Es war schon spät.
@Pio-Fritz 09:11 Uhr:
Sorry to disagree – aber wo löst der Absatz zu „neuen Fähigkeiten“ das Personalproblem?
Das ist ja eben meine Sorge: Es ist schon lange da – denn die Plattformen sind unter Vertrag – und werden kommen. Die Nutzungsdauerverlängerungen der „alten“ Einheiten ist ebenfalls vertragsgebunden. Die parallele Nutzung der Systeme wird sich um Jahre überschneiden.
Nur da mit das hier nicht falsch rüberkommt: Ich wünsche mit ja, dass es funktioniert – aber ich habe Zweifel. Gefühlt sind viel zu viele Stellen in Militär und Politik im 100-Mrd € Tunnel und zählen Autos/Flugzeuge und Boote.
Das größere Nadelöhr auf dem Weg zu Einsatzbereitschaft erscheint mir allerdings das Thema „Personal“ und auch „Infrastruktur“.
In beiden Bereichen höre/lese und spüre ich noch nicht viel von „Zeitenwende“. Vielmehr fühlt es sich an, als ob da gerade „OpsNormal“ weiterläuft, Planungsziele und Prozesse scheinen unverändert.
Ich hoffe einfach ich irre mich – und bin für jeden der mich hier beruhigt und eines besseren überzeugen kann dankbar.
SanDino sagt:
28.06.2022 um 23:09 Uhr
Für diese Fragen ist die Marineschifffahrtsleitung in Hamburg verantwortlich. Die kümmern sich dann darum….
A) Handelsschiffkonvois zusammen zustellen die mit Militärischen Geleit fahren und stellen auch die Konvoikomodore.
B) Das herstellen von sicheren Transitkorridoren für Einzelfahrer die sich dann nur An- Abmelden und es werden dann nur die Korridore gesichert.
C) Information und Warnung ggf. Umleitung von Handelsschiffen. Das z.b. gewisse Bereiche gemieden werden sollen.
Des Weiteren waren ja früher zu Wehrpflichtzeiten deutsche Seeleute von der Wehrpflicht befreit.
Das Zauberwort hieß…. „Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit der BRD auch im Spannungs- & Verteidigungsfall.“
Ich hab dann Mal nachgefragt was das heißt… Antwort war…. „Du wirst dann im V-Fall dienstverpflichtet bekommst ein Schiff zugeteilt und fährst Versorgungsgüter über den Nordatlantik, bete das es kein Tanker wird und bete das die US Navy die Roteflotte schreddert, hilft allerdings nix wenn sie einen Atomtorpedo unter dem Konvoi zünden.“
@Prometheus Infrastruktur
Grade gestern meldete der NDR das die MV Werft in Rostock wohl
tatsächlich von der Marine übernommen wird. Demnach haben die K130 die Wartungsmöglichkeit direkt in Stützpunktnähe.
@Hoffnungslos sagt:
29.06.2022 um 13:49 Uhr
Das ist viel viel bedeutender. Die Marine bekommt Trockendock Kapazitäten in die jedes ihrer Schiffe und Boot rein passt. Vom U-Boot bis zum EGV.
Mit dabei kauft man sich das Humankapital mit ein… hoch qualifizierte Schiffbauer die top sind beim Bau aber auch bei der Reperatur. Damit wird man zukünftig einen Großteil der Jobs Inhouse ohne Ausschreibung selbst erledigen können und zwar zu den Terminen wenn es die Flotte will und nicht wenn eine Werft Kapazität hat.
Das Gelände ist so groß daß man wohl auch Flächen an Zulieferer abgeben kann damit die Vorort Servicezentren auf machen könnten. STN Atlas oder MTU könnten dann mit eigen Werkstätten, Lagern und Personal vor Ort sein.
Die Marine bekommt jetzt wohl ihre eigen „Staatswerft“ nur das man es anders nennt. Im Grunde ist diese Kaufabsicht des Bundes in Rostock ein dicker fetter Mittelfinger an die deutsche Werftindustrie.
Bedeutet aber auch das man den Alliierten zukünftig Dock Kapazität in der Ostsee anbieten kann.
Ich sehe hier manches anders, sowohl das aktuelle Szenario als auch Zukunft::
– Die K130 liefern Boden Schiff, Boden Boden LfK Einsatz Leistung…. Wie die ex Schnellboote, nur wesentlich moderner und nicht nur 1-3 Tage raus in der Sardinen Büchse,… Die K130 sind bis zu 14 Tage vor Ort ohne Versorger.
– Das Besatzungs Problem ist kein militärisches sondern ein Gesellschafts Politisches…. Die Bundeswehr muss präsent werden… Überall insbesondere in schulen etc.
Wehrpflicht ist unnütz… Da generiert man zwar Nachwuchs, aber die jungen Leute können Ausbildungs technisch leider nix
Besser wäre : öffnet endlich auch Ü45ern mit benötigten Job Erfahrungen die Reserve (Offiziers) Laufbahn und macht es Arbeitgebern gesetzlich zur Pflicht, die Mitarbeiter bis zu 2 Monate im Jahr oder 4 Monate alle zwei Jahre zu wehr Übungen und Fortbildung einzusetzen.
Diese Leute bildet man ggf Nautisch und schiffs/Waffen technisch aus, lässt Prüfung machen…Vorbildung hilft…. Im. Dreck robben und Hindernis Bahn rtc. wird da ggf nicht benötigt!
– Russlands Raketen luftabwehr Bedrohung begegnet man durch effektive ECR Eurofighter mit entsprechender high speed Anti Radar Bewaffnung… Die Industrie arbeitet dran, dauert etwas!
Die F126 ist meiner Meinung nach zu gross für die Ostsee, aber flexibel und ein gutes Design mit dem. U Jagd Modul (dieses kaufen anstelle von „knast Modulen“ )
Die F123 dagegen wäre (neu aufgerüstet mit SAAB X1/X4 Radar, Fuhrungssystem und neuen LFk) gut ASW und ASubW bis 2038, nur müsste man ggf neue H160M mit Anti u Boot Paket und Waffen kaufen ab 2027 und diese Upgrade F123 dann ab 2035 an die Balten oder Südamerika abgeben und ab 2032 die AA F127 forcieren (Ersatz für, F124)
Dazu ca 5 neue aufgerüstete „K140“ mit ESSM Schleppsonar und Bord Hubschrauber (Eine „SAAR 6 OHNE BMD!)
die Rolle der dann abzulösenden F123 übernehmen lassen.
– Richtig wäre auch : Viele der kommenden Marine Gross Projekte zusammen mit den NL realisieren und zb. ggf deren neues MCM Design übernehmen (Ersatz deutsche MCM), sowie das F127 Design gemeinsam beschaffen mit mindestens 7 Einheiten für beide Staaten.
Aktuell wird tatsächlich Munition hoch 3 benötigt, sowie Funk und digitalisierung… Dafür soll und wird das 100mrd € Paket verwendet..
Der Rest der Weihnachtenwünsche hier muss aus regulären 2% BIP Haushalten ab 2024 kommen
Prometheus sagt:
29.06.2022 um 11:47 Uhr
„@Pio-Fritz 09:11 Uhr:
Sorry to disagree – aber wo löst der Absatz zu „neuen Fähigkeiten“ das Personalproblem?“
Weil sie den Absatz in der PDF nicht richtig gelesen haben:
„Aber auch die Modernisierung unserer Flotte darf nicht aus dem Auge verloren werden – und wird sie nun auch nicht.“
„Wichtige Schritte wie der Baubeginn der U-Boote 212CD, neue Flottendienstboote und Seefernaufklärer P-8 Poseidon wurden bereits vor der „Zeitenwende“ angestoßen.“
„Nunmehr könnten wir in eine weitere Stärkung unser U-Jagd- und Strike-Fähigkeiten investieren, wie auch endlich kleine Kampfboote für das Kommando Spezialkräfte der Marine und das Seebataillon realisieren. Im Bereich der Minenabwehr wie auch beim Ersatz der Tender, Hilfsschiffe und Tanker sehe ich Licht am Ende des Tunnels. Und definitiv längst überfällig: unsere Führungsfähigkeit verbessern.“
„Gleichzeitig wollen wir den Einstieg in die stärkere Nutzung unbemannter Systeme unter und über Wasser und in der Luft einsteigen.“
Was sagt uns das:
Sehr viele Baustellen!
Konkret genannt wurden:
U-Boote
Flottendienstboote
Seefernaufklärer
kleine Kampfboote für Spezialkräfte
Minenabwehr
Ersatz von Tender
Ersatz von Hilfsschiffen
Ersatz von Tankern
Führungsfähigkeit
interpretationswürdig, weil sehr nebulös gehalten:
1. Einstieg in stärkere Nutzung von unbemannten Systeme
2. könnten in Stärkung von U-Jagd und Strike-Fähigkeiten investieren
zu 1. „stärkere Nutzung“ ist relativ
zu 2. sogar das Wort „könnten“ wird hier benutzt, also mehr als schwammig und wahrscheinlich ganz hinten auf der Agenda.
Maximal bedeutet das dann für mich einzelne Verbesserungen oder Modifizierungen auf Schiffen.
Ist dann ja auch eine Stärkung, wenn die Systeme an Bord besser sind im Verglich zu vorher.
Bedeutet noch lange nicht ein Kampfschiff mehr (im Bereich U-Jagd und „Strike“).
Dafür wird dann eigentlich auch keine Geld mehr sein, die anderen Punkte oben sind schon sehr sehr teuer in der Gesamtheit.
Zum Thema Munitionsknappheit frage ich mich, wo war die gesamte Admiralität, als die Bestände rigoros abgebaut und nicht wieder aufgefüllt wurden? Haben die nur an der eigenen Karriere gebastelt und dafür schön still gehalten, oder haben sie das einfach nicht mitbekommen?
Zum Thema Personal zwei Anmerkungen:
1. Wie schon von Mitforisten angesprochen, wo soll das Personal für die zusätzlichen „Plattformen“ herkommen, wo es schon für die paar Schiffe und Boote, die derzeit in Dienst gestellt sind, nicht reicht? Wie sieht es eigentlich bei den Mehrfachbesatzungen der F125 aus?
2. Woher kommt das zusätzliche Personal, um maritime Infrastruktur im V-Fall zu schützen? Weder für das (einzige!) Marineoperationszentrum in Glücksburg gibt es Sicherungstruppe, noch für die Depots und Arsenalbetriebe?
@Prometheus:
Der Ansatz ist vollkommen richtig.
Wenn man den Zulauf der Einheiten für die nächsten Jahre betrachtet, so wird die Marine komplett einmal umgekrempelt. Das ist sicherlich gut (was das technische und die Kampfkraft und Standfähigkeit der zulaufenden Einheiten betrifft). Aber es muss derzeit mit dem gegebenen Personalkörper passieren. Und im laufenden Tagesgeschäft! Mit den alten Einheiten sollen solange wie möglich die Einsätze bedient werden, zugleich müssen die neuen Waffensysteme in Fahrt genommen werden, die Besatzungen ausgebildet werden, Abnahmefahrten durchgeführt werden etc.
Für die Marine bedeutet das eine Zäsur, denn besonders bei den Spezialisten (ELOS, Ingenieure, Operateure) fehlen die Fachkräfte.
Wer das verstehen möchte, kann mal einen mikroskopischen Blick zu den Marinefliegern in Nordholz werfen. Sea King bis 2023 ablaufend, Sea Lion bereits zulaufend, Sea Lynx ab 2025/2028 ablaufend, Sea Tiger als Ersatz zulaufend, P3 C Orion ablaufend ab 2025, P8 Poseidon zulaufend. Und das alles mit dem gleichen Personalkörper. Und Luftfahrzeuge sind komplexe Systeme mit den verbundenen Anpassungen an Infrastruktur und Betrieb. Man darf gespannt sein.
Und was die Personalsituation der Marine betrifft, In den letzten beiden Jahren der Pandemie wurde unter Soll eingestellt. Diese Welle (Talsohle) wird sich durch die Marine ziehen.
Die personelle Luft ist dünn, auch wenn tolle Beschaffungen angestoßen wurden.
@LuckySailor
Der letzte von Ihnen angesprochene Punkt ist eminent wichtig – neben dem was die Inspekteure etc über Prio bei Munition und Führungsfähigkeit sagen.
Reserve – um auf 100% Einsatzfähigkeit zu kommen, braucht es 110%. Personell und materiell, in jedem Btl, entsprechend auch für die Schiffe und Boote. Zudem das Bewusstsein, dass es Verluste geben wird die aufgefüllt werden müssen.
Und Sicherung (ich rede hier nicht einmal von Flugabwehr etc) gegen den SOF / FschJg Zug der sich an die Gefechtsstände „verirrt“.
Zu nennen wären da die (demnächst) beiden operativen Kommandos (EFK und TerrFüKdoBw), die Kommandos von Heer, Lw und Marine (alle in nordost-DEU), eig die Kommandos der OrgBer (sind aber vllt durch die Lage im Rheinland weniger bedroht).
Und quasi alle Dienststellen bis herunter auf Bataillonsebene. Selbst bei Wachverstärkung nach Ausfall der zivilen Wache (bspw. Insolvenz, COVID-19) ist die Aufregung groß und die Besoldungshöhe der militärischen Wache enorm…