Deutsches Engagement in Afghanistan: Gut 17 Milliarden Euro nur für die zusätzlichen Kosten (Nachtrag)

Für das deutsche Engagement in Afghanistan haben die jeweiligen Bundesregierungen in den Jahren von 2001 bis 2021 mehr als 17 Milliarden Euro ausgegeben. Der Großteil davon, gut 12,3 Milliarden Euro, entfiel auf den Einsatz der Bundeswehr. Allerdings sind diese Zahlen keine Gesamtrechnung der angefallenen Kosten, sondern nur eine Übersicht über die zusätzlich angefallenen Ausgaben von Verteidigungsministerium, Auswärtigem Amt und Entwicklungsministerium.

Die Angaben sind Teil einer umfangreichen Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine Kleine Anfrage der FDP zum deutschen Engagement in Afghanistan. (Die Antwort unter der DrucksachenNr. 19/32643 liegt Augen geradeaus! vor, ist bislang aber noch nicht veröffentlicht). Die angefallenen Kosten des deutschen Beitrags verschiedener Bundesressorts seit 2001 listete das Außenministerium so auf:

• Verteidigungsministerium (die genannten Zeiträume decken sich nicht mit der Laufzeit der entsprechenden Mission):

Operation Enduring Freedom – 2001 bis 2010: 1,076 Mrd Euro

International Security Assistance Force (ISAF) – 2002 bis 2021: 9,059 Mrd Euro
(die teuersten Jahre dabei waren 2010 bis 2012; pro Jahr betrugen die Kosten mehr als eine Milliarde Euro)

Resolute Support Mission (RSM) – 2015 bis 2021: 2,212 Mrd Euro

Insgesamt 12,3 Mrd Euro

• Auswärtiges Amt – 2001 bis 2021: 2,477 Mrd Euro

• Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, 2001 bis 2021: 2,464 Mrd Euro

• Bundesernährungsministerium (Projekte mit der FAO und der Bundeswehr) 2001 – 2021: 33 Mio Euro

Die genannten Ausgaben betreffen, sowohl beim Verteidigungsministerium als auch beim Auswärtigen Amt, allein die zusätzlich angefallenen Kosten – bei der Bundeswehr sind es die so genannten einsatzbedingten Zusatzausgaben; beim AA die projektbezogenen Personal- und Sachkosten. Die ohnehin angefallenen Kosten, also z.B. die Besoldung der Soldaten, das ohnehin vorhandene Material usw. fließen nicht in die Berechnung ein. Eine Vollkostenrechnung, wie hoch das deutsche Engagement am Hindukusch für den Steuerzahler zu Buche schlug, ist damit nicht möglich.

Nachtrag: Nicht nur mir ist aufgefallen, dass in dieser Übersicht für den ISAF-Einsatz, der 2014 endete, weitere Kosten bis 2021 aufgelistet sind. Ich habe nachgefragt, die Antwort des Verteidigungsministeriums:

Der Einsatz International Security Assistance Force (ISAF) wurde zum 31. Dezember 2014 beendet. Gleichwohl werden auch in den Folgejahren noch einsatzbedingte Zusatzausgaben im Rahmen des sogenannten „logistischen Nachlaufs“ geleistet. Diese beinhalten im Wesentlichen Ausgaben für Instandsetzungsmaßnahmen für aus ISAF zurückgeführtes Material.

(Archivbild: Leere Stelen, an denen zuvor die Wappen bzw. Plaketten der Mission Resolute Support (RSM) hingen, stehen vor dem Haus Berlin im Hauptquartier vom Camp Marmal in Mazar-e Sharif/Afghanistan wäŠhrend der RüŸckverlegung am 22.06.2021 – Torsten Kraatz/Bundeswehr)