Verteidigungsministerin kündigt Bundeswehr-Evakuierungseinsatz in Afghanistan an
Die Bundeswehr wird nach den Worten von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer eine Evakuierungsoperation für deutsche Staatsbürger, aber auch für Afghanen aus Afghanistan starten. Dafür soll auch ein Mandat des Bundestages angestrebt werden. Den Umfang der geplanten Mission ließ die Ministerin vorerst offen.
Kramp-Karrenbauer äußerte sich am (heutigen) Samstag, nachdem zuvor bereits Hinweise auf eine entsprechende Aktion kursierten. Aus dem Statement der Ministerin:
Die Sicherheitslage in Afghanistan spitzt sich weiter zu. Wir werden das Auswärtige Amt bei der Rückführung Deutscher Staatsbürger und weiterer zu Schützender aus Afghanistan nach Deutschland unterstützen.
Wir halten hierfür einsatzbereite Kräfte bereit und werden schnellstmöglich erste Kräfte in Marsch setzen. Zu operativen Details kann ich keine Auskunft geben. Es hat jetzt absolute Priorität, dass wir die zu Schützenden sicher nach Deutschland bringen.
Die Lage in Afghanistan hat sich in den letzten Wochen sehr dynamisch entwickelt. Die Taliban sind in einigen Bereichen mit hohem Tempo vorgerückt.
Mit der Evakuierung zu Schützender wird die Bundeswehr eine weitere zu mandatierende Operation durchführen.
Die ersten Kräfte, von denen Kramp-Karrenbauer sprach, werden voraussichtlich das so genannte Krisenunterstützungsteam (KUT) sein, das die Botschaft in Kabul bei der Evakuierung unterstützt. Dabei handelt es sich in der Regel um unbewaffnete oder nur zum Selbstschutz leicht bewaffnete Soldaten, nicht um Kampftruppen.
Interessanter wird deshalb die weitere zu mandatierende Operation, die die Ministerin erwähnt: Ein Mandat des Bundestages ist für einen Einsatz der Streitkräfte erforderlich, wenn eine Einbeziehung in eine bewaffnete Unternehmung zu erwarten ist – wenn also die Möglichkeit besteht, dass es zu Kämpfen kommt. Bei Gefahr im Verzug kann die Bundesregierung zwar einen solchen Einsatz ohne vorherige Zustimmung des Bundestages starten, ob das in diesem Fall auch so gemacht wird, scheint noch unklar. Der Bundestag kommt am 25. August ohnehin zu einer Sondersitzung zusammen, ob die dramatische Lageentwicklung in Afghanistan bis dahin nicht jede Evakuierung schon erledigt hat, bleibt abzuwarten.
Zuvor hatten der Fernsehsender n-tv und die Deutsche Presse-Agentur (dpa) von entsprechenden Planungen berichtet. Offensichtlich wurde in Berlin dabei auch die Zahl von bis zu 10.000 zu evakuierenden Personen genannt, eingerechnet frühere örtliche Mitarbeiter deutscher Institutionen und ihre Familien – allerdings eine Größenordnung, die von der Bundeswehr alleine kaum zu stemmen wäre. Damit bleibt der Umfang des geplanten Einsatzes noch offen.
Kramp-Karrenbauer kündigte zugleich an, dass angesichts der Entwicklung in Afghanistan die für Ende August geplante Würdigung der deutschen Soldaten im Afghanistan-Einsatz verschoben werde:
Vor diesem Hintergrund werde ich, in Abstimmung mit dem Bundestagspräsidenten, dem Bundeskabinett vorschlagen, die geplante Auftaktveranstaltung zur Bilanzierung, den Abschlussappell und den Großen Zapfenstreich zu verschieben.
Für eine sachgerechte Bilanzierung und eine Würdigung ist vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Afghanistan jetzt nicht der richtige Zeitpunkt; die volle Aufmerksamkeit gilt der Evakuierung der zu Schützenden. Wir werden gemeinsam mit allen Beteiligten nach einem neuen, geeigneten Termin suchen, um beide Veranstaltungen würdig zu begehen.
(Weiter ggf. nach Entwicklung)
Ich verstehe die Notwendigkeit der Befassung der Parlamentes bei „Gefahr im Verzuge“ nicht.
Dazu:
Die nationale Krisenvorsorge der Bundeswehr gehört wie die Landesverteidigung zum abrufbaren Aufgabenspektrum der Truppe.
Bedrohungen früh zu erkennen, ist ein wesentlicher Bestandteil der nationalen Risiko- und Krisenvorsorge der Bundeswehr. Sie übernimmt beispielsweise zum Schutz und zur Sicherheit deutscher Staatsangehöriger im Ausland umfangreiche Aufgaben: von der präventiven Beratung deutscher Auslandsvertretungen (KUT) bis hin zur Evakuierung aus Krisensituationen (Einsatzverbände u.ä.)
Militärische Evakuierungsoperationen und Operationen zur Bewaffneten Rückführung:
Unter MilEvakOp werden Operationen verstanden, bei denen deutsche Staatsbürger oder gegebenenfalls auch Bürger anderer Nationen im Ausland aus einer drohenden Lebensgefahr, zum Beispiel aus Krisen und Bürgerkriegsgebieten, gerettet werden.
Eine Operation zur Bewaffneten Rückführung umfasst die Evakuierung von Soldaten oder von Personal internationaler Organisationen. Kommt es zu einer Geiselnahme, kann das Kommando Spezialkräfte (KSK) beauftragt werden, die Geiseln zu befreien.
In der Regel wird eine Evakuierung mit der Verlegung von Soldaten und Material in ein befreundetes Gastland begonnen. Damit werden die Transportwege in das eigentliche Einsatzgebiet verkürzt. Vom Gastland aus verlegt der Einsatzverband schließlich in das Einsatzland und führt die Evakuierungsoperation durch.
Es gibt auch Szenarien eines „direkten“ Einsatzes, z.B. Nehmen und Halten von Flugplätzen im MN Verbund oder Abstützung auf MN Vorbereitungen/Kräfte.
Für den Erfolg von MilEvakOp sowie einer Bewaffneten Rückführung sind Geheimhaltung in der Vorbereitung, Überraschung im Ansatz der Kräfte und schnelles, zielgerichtetes Handeln in der Durchführung ausschlaggebend. Um die schnelle(!) Durchführung einer
Militärischen Evakuierungsoperation gewährleisten zu können, hat die DSK/konkret LLBirg1 (dort im Kern ein Rgt) den Auftrag, hierfür ständig Kräfte mit einer Reaktionszeit zwischen 24 und 96 Stunden bereitzuhalten.
Dafür notwendige Unterstützungskräfte der gesamten Bundeswehr haben einen entsprechend gleichlautenden Auftrag.
Bei Gefahr im Verzug ist die Bundesregierung ausnahmsweise berechtigt, den Einsatz bewaffneter Streitkräfte vorläufig allein zu beschließen. In diesem Fall muss sie das Parlament umgehend mit dem fortdauernden(!) Einsatz befassen und die Streitkräfte auf Verlangen des Bundestages zurückrufen.
Im Fall von Gefahr im Verzug ist der Bundesregierung eine auf den Einzelfall bezogene Eilzuständigkeit zur Anordnung eines Einsatzes bewaffneter Streitkräfte eröffnet. Obwohl die Wahrnehmung der exekutiven Eilkompetenz stets eine Beeinträchtigung des wehrverfassungsrechtlichen Parlamentsvorbehalts darstellt, bedarf diese Anordnung keiner rückwirkenden rechtsgestaltenden Legitimierung durch den Bundestag. Die gebotene unverzügliche parlamentarische Befassung nach Beginn des Einsatzes (vgl. BVerfGE 90, 286 ; 121, 135 ) hat nicht die Wirkung einer Genehmigung mit der Folge, dass im Falle einer Versagung der parlamentarischen Zustimmung der Einsatz von Anfang an rechtswidrig wäre.
Nun läuft es darauf zu, dass Bilder ähnlich wie vom Abzug aus Saigon 1975 zu machen sein werden. Das bringt Präsident Biden unter Druck. Mitch McConnell fordert bereits Luftschläge gegen die Taliban. Damit appelliert er an den Einsatz, der in Libyen gegen die in Truppen geführt wurde, die auf Benghazi vorrückten und dort angeblich einen Völkermord planten – wie die Taliban jetzt in Kabul.
Außenpolitik wird innenpolitisch dominiert. Präsident Biden könnte das Libyen-Modell wählen, um das Saigon-Modell zu verhindern. Das könnte Röttgen vor Augen gestanden sein.
@all
Angesichts der weiterhin recht dünnen Informationslage bitte ein wenig zurückhalten mit der spekulativen Ausgestaltung eines möglichen Einsatzes…
Es geht, so sieht es derzeit aus, weder um eine militärische Evakuierung mit Waffengewalt noch um Geiselbefreiung (HRO), sondern um eine gesicherte Abholung auf dem Luftweg. Bislang ist nicht erkennbar, dass ein Flugplatz „genommen“ werden müsste etc.
Insofern: Die Detailplanungen hier in den Kommentaren bitte erstmal zurückstellen…
(Und, pardon, „Überraschung im Ansatz der Kräfte“… Wenn 3.000 US-Soldaten und 600 Briten angekündigt einfliegen, wird die Bundeswehr kaum völlig überraschend in Kabul auftauchen können. Ein bisschen Realitätsabgleich bitte.)
Hätte die Bw die KSK Kräfte, welche zum Abzug der Bw Soldaten nach Afg geschickt wurden, um auch die Ortskräfte zu evakuierten, vor Ort gelassen, hätte die Bw jetzt nicht solche Not. Aber wir müssen jetzt genau hinschauen, ob die Bw tatsächlich evakuieren darf oder hier nur ein potomkisches Dorf gebaut wird. Denn um 10.000 Menschen zu evakuieren braucht es einige Fallschirmjäger und A 400 vor Ort bzw wenigstens in der Nähe von Kabul und nicht nur in Deutschland rumstehen. PS: Aufgrund des Vormarsch von Taliban liegt ein Fall von Gefahr in Verzug vor. Bis zur nächsten Bt-Sitzung könnten Kabul und MeS bereits gefallen sein.
Ich glaube der 25. Ist tatsächlich etwas spät. Ich denke spätestes morgen früh wäre gut. Und ich denke dass jedem Parlamentarier bewusst ist dass da „Gefahr im Verzug“ ist. Wenn die. Bw bereit steht, sollte es schnellst möglich losgehen. Solange der Flughafen Kabul noch offen ist. Dass wird nicht mehr lange so sein. Und sich hinterher rechtfertigen das Parlament übergangen zu haben, kann man später auch noch.
@T.W.
Eine gesicherte Abholung aus der Luft ist auch eine MilEvacOp. Sobald Bürger durch Militär abgeholt wird ist es qua Definition eine MilEvacOp, die Intensität ist nur für die Zusammensetzung der Kräfte entscheidend.
„Bei Gefahr im Verzug kann die Bundesregierung zwar einen solchen Einsatz ohne vorherige Zustimmung des Bundestages starten, ob das in diesem Fall auch so gemacht wird, scheint noch unklar.“
Auch der Kanzlerkandidat Laschet fordert ja bereits eine Mandatierung durch den Bundestag im Voraus.
Nach einem Bericht des DLF gab es auch eine entsprechende Entscheidung zwischen Kanzlerin, Vizekanzler, Außenminister und Verteidigungsminister.
Allein die Diskussion rundum um die Parlamentsbeteiligung zeugt von einem gravierenden Mangel an politischer Führung.
Selten war der Mangel So klar erkennbar, da die Rechtslage eindeutig ist.
Offenbar melden sich wieder in allen Ecken die Bedenkenträger, anstatt dies klar zu stellen wird wieder herum geeiert.
Sehr passend zum gesamten Engagement in Afghanistan.
@ TW 14.08.2021 um 17:16 Uhr
Sehr geehrter Herr Wiegold, ich schätze ihr Wissen und ihre Erfahrung. .
Ohne WENN und ABER.
Doch Zitat ….„(Und, pardon, „Überraschung im Ansatz der Kräfte“… Wenn 3.000 US-Soldaten und 600 Briten angekündigt einfliegen, wird die Bundeswehr kaum völlig überraschend in Kabul auftauchen können. Ein bisschen Realitätsabgleich bitte.“ trifft nun wirklcih den nicht den Kern. Mein Text beschäftigte sich mit GRUNDSÄTZEN (im Lichte einer Parlamentsbefassung) und mitnichten mit einer konkreten Kräfteplanung. Ich hoffte, man (sie) würde(n) dies erkennen.
Es geht nicht z.B um überraschandes „Auftauchen“, sondern um eine für den Gegner überraschende und kluge Operationsplanung.
Auch das mögliche „Nehmen“ eines Flugplatzes ist eine GRUNDSÄTZLICHE Option und nicht im Ansatz war diese Formulierung auf die konkrete Lage bezogen.
Mit all dem beschäftigen sich nun kluge und erfahrene Soldaten, taktvoll überlassen wir diesen das Geschäft und reden nicht über konkrete Planungen. (Vgl dazu auch gestrige Pressekonferenz des DOD der USA, dort hat man dies sehr gekonnt gemacht – gleiches wird auch die Bundeswehr gekonnt durchführen können! – dann wenn es Zeit ist.
Herr Wiegold, ich schätze ihre offene Art, doch hier haben sie recht schnell und aus meiner Sicht nicht treffend reagiert.
[Hm. Tut mir leid dass Sie das als Vorwurf empfinden, Widerspruch scheint keiner mehr zu akzeptieren… Und ich bleibe dabei: Wenn wir bei jedem Thema erstmal die Grundsätze durchdiskutieren, wird hier der Rahmen bei weitem gesprengt. Zumal wenn erkennbar ist, dass ein Teil dieser Grundsätze im aktuellen Fall nicht von Bedeutung ist. T.W.]
Unternehmen und NGOs evakuieren ihre Mitarbeiter jetzt schon schnell und einfach über die von und nach Kabul verfügbaren Linienflüge. Zum Flughafen in Kabul kommt man derzeit noch ohne besonderen Aufwand mit einem der seit Jahren zuverlässig funktionierenden lokalen Transportdienstleister, wenn man keine eigenen Fahrer und Fahrzeuge hat. Material kann man über die vor Ort präsenten internationalen Speditionen versenden. Wenn es um gerade einmal 100 Personen geht, scheint mir das der bessere Weg zu sein als darauf zu warten, dass die Bundeswehr vielleicht irgendwann einmal in die Gänge kommt.
Hm.
The road to Kabul’s international airport is clogged with thousands of people who are rushing to leave the country.
Thousands of others stand in long queues, stretching for kilometers, outside the capital’s only passport office, desperately trying to secure travel documents.
https://gandhara.rferl.org/a/afgghanistan-taliban-panic-kabul/31410597.html
Bei allem Respekt vor und Treue zum Parlament. Die TB stehen längst in Reichweite für Art und bald für Mörser auf den internationalen Flughafen in Kabul. Evtl. mal zuvorkommende Solidarität auch im Wahlkampf und Mut zum Entschluss unter den Regierungsmitgliedern. 25. ist evtl sehr spät wenn man bedenkt dass die Kameraden auch noch verlegen müssen.
@Memoria
In Abwandlung eines auf die Wirtschaft bezogenen Spruchs:
„There are three kinds of governments: those who make things happen; those who watch things happen; and those who wonder what’s happened.“
@AoR Und dass ist genau dass Problem. Die Talib haben und sind es nur wenige eben doch Fernwaffen. Im billigen Fall die 107 mm Raketen. Und ich denke wenn da auch nur 1 stk pro halbe Stunde runterkommt ist dass Ding (Flug. Kabul) gesperrt. Und die Dinger fliegen etwa 7 km weit und keiner weiss wo sie landen.
eigentlich müßten unsere leute schon längst auf dem weg sein. aber die bedenkenträger werden wieder alles blockieren. ich hatte letztens nur vorgeschlagen, die kommunikation der TB zu hacken, denn die sind ja offenbar von der strategie her in kleinen gruppen unterwegs, die sich stark absprechen, um im entscheidenden moment zusammen zu kämpfen. da wurde ich sofort nach der rechtsgrundlage gefragt.
@Dante
Und das Material, was sie der ANA abgenommen haben; hier eine Liste, was grundsätzlich verfügbar wäre:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_equipment_of_the_Afghan_National_Army
Verwenden muß man das Material auch können, aber dazu gibt es ggf. Überläufer, und vieles kennen die TB auch bereits. Ich würde mein Augenmerk dabei auf die Artillerie richten, damit wäre der Flughafen schnell bedroht.
@ T Melber. Ich kenne die Liste. Und alle anderen ( offiziellen) vermutlich auch. Spannend wird es wenn sich Leute bei den Taliban finden die sowas tatsächlich mit einem fachlichen Hintergrund bedienen können. Und es auch machen.
Merkwürdig!
Laut Frau Baerbock hatten die USA ein Angebot zu gemeinsamem Vorgehen unterbreitet und Lufttransport angeboten.
Angeblich abgelehnt.
[Hatte Habeck auch schon gesagt. Habe noch keine Bestätigung dafür. T.W.]
Nächste Woche ist es warscheinlich schon zu spät, wenn die Amerikaner in 72 Stunden weg sein wollen.
Ich erinnere mich noch gut an Zeiten, als wir den Dorfältesten gesagt haben, dass Sie uns vertrauen könnten – wir würden bleiben. Natürlich war uns allen klar, dass wir uns nur auf dem teuersten Truppenübungsplatz befanden, den die NATO nutzte. Das perfekte Szenario für SOF. Trotz allem haben wir an einen langfristigen Aufbau belastbarer Strukturen geglaubt – in Verbindung mit militärischer Präsenz vor Ort. Die aktuelle Entwicklung ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die Ihren Dienst in Afghanistan unter Einsatz ihres Lebens geleistet haben und erst Recht für die Gefallenen. Ich schäme mich für die Flucht vor der Verantwortung, deren Zeuge wir gerade werden. Es ist ein Armutszeugnis. Und ich fürchte, der letzte Akt dieses Dramas wird dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. Es ist eine moralische Verpflichtung, alle Afghanen rauszuholen, die unseren Einsatz unterstützt haben. Vielleicht gelingt ja das wenigstens ansatzweise.
@T. Wiegold
Ich bin aktuell nicht vor Ort, aber nach meinem Kenntnisstand kommt man als deutscher Staatsangehöriger aus Kabul noch raus. Der Flughafen ist weiterhin offen und Flüge können gebucht werden, auch wenn die Nachfrage und somit die Preise hoch sind. Wer es eilig hat und über das entsprechende Geld verfügt, wendet sich an bestimmte Dienstleister, die eigene Flugzeuge chartern. Die Kontingente kann man aufteilen, so dass die Kosten auch für kleinere Unternehmen und NGOs, die sich untereinander absprechen, durchaus tragbar sind.
Kabul ist nicht der erste Ort in einem Krisengebiet, aus dem in einer relativ frühen Phase der Krise ganz ohne staatliche Unterstützung kurzfristig Expats in größerer Zahl abgezogen werden. Die Bedingungen in Kabul dürften sich allerdings rasch verschlechtern, so dass die genannten Optionen zunehmend schwieriger umzusetzen sein werden. Auf den trägen deutschen Staat würde ich mich aber nicht verlassen, wenn ich als Deutscher noch vor Ort tätig wäre.
@K-Jag
Später wird es auch häßlich wenn man den Flughafen gegen einen Sturm von AFG Zivilisten schützen muß um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Hoffen wir, daß die Flughafeninfrastruktur intakt bleibt.
Wer wird schneller in Kabul sein: die Taliban oder die Bw samt/ohne BT Mandat? Wir alle kennen die Antwort.
Die Taliban werden Fakten schaffen und Bilder produzieren, die ihren Anspruch widerspiegeln.
Hoffen wir, dass die US Kräfte vor Ort auch Botschaften anderer Nationen schützen!
Kleine Strategielehrstunde:
Wieso sollte ich als Taliban meine wertvolle gute Ausrüstung zum Angriff auf Kabul verwenden, wenn ich dabei gezielte Luftschläge (von US-Truppen) auf meine Ausrüstung riskieren?
Dann warte ich lieber bis ein paar Tausend Ausländer und ein paar Zehntausende Einheimische das Land verlassen haben und keine gezielten Luftschläge mehr zu befürchten sind.
Natürlich kann ich jetzt als Taliban komplett freidrehen und den ultimativen Propagandasieg davon tragen:
Artilleriebeschuss des Flughafens,
Einstellung Flugverkehr,
Festsetzen der Ausländischen Truppen
Aber das schaffe ich nur kurzzeitig und dann kommt die USAF mit Präzisionsgerät und zerstört einen strategisch wichtigen Teil meiner Armee. Möglicherweise nutzt dann sogar der innerstaatliche Gegner diesen Zeitpunkt zum Rückschlag.
Ich würde alles machen, aber niemals in der momentanen Lage den Flughafen Kabul beschießen.
Guten Tag zusammen,
nach dem ich die Tagesschau gesehen habe und einen von der Nato ausgebildeten afghanischen „Soldaten“
gehört habe, bin ich vom Glauben abgekommen. Rein zufällig bin ich hier bei Recherchen im Internet auf dieses Forum gestoßen. Wenn ich hier einige Kommentare lese, habe ich das Gefühl, dass ich es hier mit Personen zu tuen habe, die eine militärische Ausbildung genossen haben und einen höheren Dienstgrad belegen oder hatten.
Kommen wir mal auf meinen Tagesschausoldaten zurück, der von Nato-Truppen ausgebildet wurde.
Ich kommentiere:“ Die Taliban haben auf uns geschossen. Da haben wir uns ergeben und unser Material abgegeben“.
Lassen Sie sich das bitte ein paar Mal durch den Kopf gehen.
Wir haben seit 20 Jahren fast 14 MILLIARDEN Euro versenkt. 59 Soldaten/innen sind dort verstorben.
Ich habe nach diesen Tagesschaubeitrag lauthals geschrien. Die 59 Soldaten sind für NICHTS gestorben,
14 MILLIARDEN Euro (vom Steuerzahler) wurden für NICHTS ausgegeben.
Bevor hier der nächste Einsatz geplant wird, sollte mir jemand DAS mal erklären.
Um eines fest zu halten. Ich bin kein Pazifist und kein Rechtsradikaler.
Ich habe eine gut gehende Firma, in der ich meinen Mitarbeitern sichere Arbeitsplätz biete und ordentlich bezahle. Somit trage ich meine Obolus für die deutsche Wirtschaft bei und habe diese 20 Jahre
mit finanziert.
Nach 20 Jahren sollte ein Volk gelernt haben, wie ich die Werte eines Landes verteidige. Dafür wurde ich ausgebildet, dafür habe ich meinen Sold erhalten.
Wenn es die „ausgebildeten Soldaten“ in 20 Jahren nicht gelernt haben, darf man die Frage stellen:
„Was hat die Bundeswehr (Nato) da unten betrieben????“
Das Land ist ein Fass ohne Boden. Wir (die westliche Welt) werden diese Länder nicht befrieden können.
Genauso wenig können wir diese Länder leerräumen und alle Personen nach Deutschland holen.
Nach 20 Jahren sollte man der Realität ins Auge sehen.
MFG der absolute AMATEUR
Biden legt nach.
AFP News Agency @AFP
#BREAKING Biden increases US deployment to Afghanistan to 5,000 as Taliban roll on.,
Washington sieht Schnelligkeit und Umfang der anmarschierenden Talib offenbar gravierender, sonst wäre die Aufstockung von 3000 auf 5000 kaum erforderlich.
Nicht genannt, ob das Truppenplus aus Kuwait, bzw. den Emiraten stammt.
[Reuters hat einen Breakdown, ist wohl plus 1.000:
und die sollten wohl ohnehin an den Golf:
T.W.]
Es zeigt sich an dem Beispiel erneut, dass unser OODA-Loop viel zu langsam ist.
Die Diskussion um ein angeblich notwendiges Mandat des Bundestages ist völlig grotesk und hemmt erheblich die Vorbereitung und Durchführung der MilEvakOp.
Die heutige Telefonkonferenz der relevanten Mitglieder des Bundeskabinetts ist da ein wirklich besonders anschauliches Beispiel. Da hätte schlichtweg entschieden werden können und müssen:
Sprung auf! Marsch, marsch!
Stattdessen Prüfaufträge zur Beteiligung des Bundestages.
So kann niemand sinnvoll planen – in einer sehr dynamischen Lage.
Genau dann ist ein klarer Entschluss und eine durchdachte 3a notwendig.
Aber das ist wohl zu viel verlangt, da überall Bedenkenträger sitzen.
@ t.w.
Da hier die USA immer wieder raus leuchtendes Vorbild für eine Evakuierung ohne Visum genannt werden. Die USA evakuieren afghanische Hilfskräfte nicht! In die USA sondern suchen verzweifelt nach drittländern wo diese untergebracht werden können bis! Über ihre Berechtigung entschieden worden ist.
Ein ähnliches Verfahren erscheint mir auch deutlich sicherer als hunderte offenbar mehr oder ungeprüft nach Deutschland einzufliegen und dann nachträglich hier verfahren durchzuführen. Was macht man denn dann wenn denen dann keine Berechtigung zusteht?
https://www.reuters.com/world/asia-pacific/desperation-us-scours-countries-willing-house-afghan-refugees-2021-08-13/
@absoluter Amateur:
Erstens haben die Soldaten nur den Auftrag der Politik umgesetzt.
Und genau dieser ist das Problem.
Zweitens kann man Moral und Werte nicht kaufen, ebenso so wenig wie Kampfgeist.
Drittens haben die Afghanen nie unsere westlichen Werte gewollt. Die Scharia ist für die das kleinste Übel, Hauptsache Ruhe.
Viertens: Wenn sämtliche Afghanen nur nach rechts springen, weil das so im Lehrvideo gezeigt wurde…auch wenn Sie dadurch in ein Minenfeld springen, dann erkennt jeder Ausbilder, dass es Sinnlos ist, aber die Politiker…schreiben Sie an Ihren Kandidaten für Ihren Wahlkreis.
Laut der Bundeswehr müsste doch innerhalb von 72 Std die komplette DSK verlegen können. Dazu können auch Teile anderer Divisionen in kurzer Zeit verlegt werden. Ich denke es wäre endlich mal ein Beweis, dass wir auch was alleine gebacken bekommen, wenn wir die Operation ohne Alliierte durchführen. Außer zb. für Luftschläge oder so.
Allein hier noch ein schönes Wochenende…und sauft nicht so viel^^
[So richtig kann ich Ihren letzten Satz nicht in Zusammenhang setzen – es sei denn, es ist eine Warnung, damit nicht Forderungen nach der etwas sinnfreien Verlegung kompletter Divisionen dabei rauskommen? T.W.]
@ absoluter AMATEUR
Ich kann ihnen da nur beipflichten.
Leider verweigern sich aber in der Bundeswehr derzeit die meisten dieser Erkenntnis. Anstatt das eigene Versagen und die krachende Niederlage einzugestehen betreibt man Legendenbildung von der kompetenten BW auf der einen Seite und allen Versagern auf der anderen: DEU Politiker, zivile Aufbauhelfer, AFG Politiker und mittlerweile beschimpft man auch die Afghanen als kampfunwillig, obwohl die ANDSF mit Abstand die meisten Verluste getragen haben.
Dabei finde ich es mehr als verstörend, wie nonchalant die meisten Soldaten hier in diesem Forum ihren (angeblichen) militärischen Auftrag vom eigentlichen (politischen) Ziel in AFG abtrennen. Die BW Führung scheint ihren Clausewitz wohl nicht mehr zu studieren.
Gerade hier in DEU, wo man der Wehrmachtsführung bis hinunter in die operative und taktische Ebene eine Verantwortung für den politischen Unfug von damals macht, will sich die heutige BW-Führung von jeder Verantwortung für den verlorenen AFG Krieg freisprechen. Dabei hat man jahrelang nur Erfolgsmeldungen hinsichtlich der ‚Stabilisierung‘ Afghanistans abgegeben und viele Kommandeure haben damit Karriere gemacht (AFG Connection). Noch schlimmer: man hat die angeblich so ‚erfolgreichen‘ Konzepte und Einsatzverfahren in Vorschriften niedergelegt und betreibt diese nun weiter, u.a. derzeit in Mali. Wenn dann irgendwann in 2 Jahrzehnten auch der Abzug aus Mali erfolgt, wird es wohl wieder heissen: die BW hat (erfolgreich) ihren Job gemacht – inklusive Grossem Zapfenstreich.
@Wacaffe
„Was macht man denn dann wenn denen dann keine Berechtigung zusteht?“
Die Frage stellt sich dann aber auch bei den Personen in Drittländern – nach AFG zurückschicken? Die USA versuchen nur ihr Problem anderen aufzuhalsen.
@all
Natürlich werden jetzt Stück für Stück weitere Details über den geplanten Evakuierungseinsatz öffentlich.
https://www.spiegel.de/ausland/afghanistan-bundeswehr-startet-am-montag-mit-evakuierungsfluegen-a-16969f9a-e1ea-4a4a-b7d7-f769178b0232
Ich warte mal mit den einzelnen Wasserstandsmeldungen und mache ggf. am Nachmittag was Zusammenfassendes.
@ Nurso
:Erstens haben die Soldaten nur den Auftrag der Politik umgesetzt.
Ja das ist richtig und da pflichte ich Ihnen auch bei. Wer bei der Bundeswehr war, weiß dass man Befehle befolgen muss. Diskussionen erfolgen da nicht. Aber eines müssen wir kurz festhalten. Die Wehrplicht wurde abgeschafft, wir haben nur noch Personen bei der Bundeswehr die dort hinwollen. Es ist nichts anderes als ein Arbeitsverhältnis. Somit nehme ich die Vorteile, aber auch die Nachteil hin.
:Und genau dieser ist das Problem.
Da stimme ich Ihnen nur bedingt zu. Wir sind Natomitglied. Somit haben wir auch Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern. Auch hier vergessen viele das die Medaille zwei Seiten hat (Vorzüge und Pflichten).
Wer es ausbaden ist die ausführende Kraft (sprich Bundeswehr).
:Zweitens kann man Moral und Werte nicht kaufen, ebenso so wenig wie Kampfgeist.
Diese Antwort lässt sich zweideutig auslegen. Sie meinen doch nicht die Bundeswehsoldaten!!!!
:Drittens haben die Afghanen nie unsere westlichen Werte gewollt. Die Scharia ist für die das kleinste Übel, Hauptsache Ruhe.
Ja da stimme ich Ihnen voll zu. Da muss man der Bundesregierung mangelnde Wahrnehmung vorwerfen.
Es hat sich von Anfang an abgezeichnet, dass es sich um einen asymmetrischen Krieg handelt.
Reguläre Truppen können einen asymmetrischen Krieg nicht gewinnen. Beispiele gibt es genug.
USA-Vietnam // UDSSR-Afghanistan
Das schlimme an der Sache ist es, dass die UDSSR uns es vorgemacht, wie es nicht funktioniert.
Damals haben die USA die Untergrundkämpfer beliefert. Und wir springen auf den Zug nach Nirgendwo
mit auf. Aber da kommen wir wieder zu den Vorzügen und Pflichten (NATO)
: Viertens: Wenn sämtliche Afghanen nur nach rechts springen, weil das so im Lehrvideo gezeigt wurde…auch
wenn Sie dadurch in ein Minenfeld springen, dann erkennt jeder Ausbilder, dass es Sinnlos ist,
Jetzt kommen zu einem Punkt, wo sich die Geister scheiden und viele Faktoren das Ergebnis beeinflussen.
1. Durch die langjährige „Misswirtschaft“ und „Sparpläne“ durch die Regierungen, haben wir eine Bundeswehr,
die auf keinen Fall für solche Einsätze ausgestattet ist.
2. Durch den „sehr sozialen Einzug“ in der Bundeswehr, werden den Soldaten, Ausbildern und höheren
Dienstgraden oft die Hände gebunden um effektiv zu arbeiten. Bitte nicht falsch verstehen. Ich möchte
weder das Soldaten in der BW geschlagen werden, noch das bei irgendwelchen Einsätzen Folter
vorgenommen wird. Aber wir sind soweit, dass wir uns am besten mit „Wattebäuschchen“ bewerfen sollen
und alles mit einem Moderator ausdiskutieren sollen. Eine vernünftige Grundlage fehlt.
3. Betrachten wir jetzt mal das Personal der Bundeswehr. Was haben wir denn die letzten Jahre bei der
Bundeswehr „eingesammelt“? Junge Leute die eine Beschäftigung gesucht haben. Bezahlung –Ja–
Bereitschaft Leistung zu zeigen—nein. In den höheren Dienstgraden sieht es doch nicht anders aus.
Mit 53 in Pension gehen. Und das ist das Ziel. Ich nenne das Beamtentum!!!!
Und genau so denken unsere Politiker, die unser Soldaten in solchen Einsätzen schicken.
Ich finde das Scheitern der Bundeswehr (Nato) in Afghanistan hat viele Gründe.
Das versagen der Politik, zu erkennen dass wir was unterstützen wo uns keiner haben möchte. Bis hin zu erkennen, wir haben nicht das Personal und die Ausrüstung um solche Einsätze erfolgreich zu bestreiten.
Ergebnis 14 MILLIARDEN verbrannt und 59 Tote für nichts.
Wer das nicht erkennt, verschließt die Augen vor der Realität!!!!
MFG
absoluter AMATEUR
Die BW braucht nur eine Abholung zu organisieren, denn die Taliban haben kein Interesse an einem Chaos in Kabul. Sie wollen eine ‚friedliche‘ Übergabe. Dazu haben sie eine Erklärung abgegeben:
IEA guaranteed it won’t take Kabul in blood and that negotiations are on the way to secure surrender. Keeping order in the sprawling multi million city is a top priority.
https://twitter.com/RisboLensky/status/1426820376701583364/photo/1
Und hier bereits 2 ikonische Aufnahmen:
Die eine erinnert an den Abzug der Sowjetunion…
https://twitter.com/RisboLensky/status/1426821649777758209/photo/1
…und die andere an Saigon 1975: Chinook over US Embassy in Kabul:
https://twitter.com/RisboLensky/status/1426809393694351366/photo/1
die diskussion hier dreht sich nicht um das wesentliche scheint mir. das wesentliche ist meiner meinung nach, daß wir unsere leute dem feind überlassen haben. das macht keine armee der welt, die stolz hat, was machen denn die zivilen helfer, die in den von tb kontrollierten teilen des landes gestrandet sind? nehmen die mit ihren familien ein taxi nach kabul, um ausgeflogen zu werden? wir hätten diese leute beim abtransport der truppe mitnehmen müssen. und die begehlshabenden offiziere, die die lage vor ort sicher besser hätten einschätzen können, als akk von ihrem berliner schreibtisch aus, die hätten sagen müssen: nicht ohnen meinen koch. jetzt haben wir den salat und wenn es ganz blöd läuft, dann sterben einige unserer leute nächste woche in kabul, nur weil niemand so schlau war die zivilisten nach GER auszufliegen, dort abzusondern und dann zu überprüfen – auch auf die gefahr hin, daß leute mitgekommen sind, die das nicht hätten tun dürfen.
@Sindbad: „Dabei finde ich es mehr als verstörend, wie nonchalant die meisten Soldaten hier in diesem Forum ihren (angeblichen) militärischen Auftrag vom eigentlichen (politischen) Ziel in AFG abtrennen“.
Haben Sie mal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Politik aller Parteien keinesfalls einen realistischen militärischen Lagevortrag zur tatsächlichen Lage in Afghanistan verstehen wollte? Und schon gar keine „Einmischung“ in hanebüchene politische Entscheidungen durch Soldaten vor Ort! Zudem wäre es hilfreich, wenn Sie mir erklären könnten, welches Ziel denn der Bundestag in wolkig formulierten Mandaten erreichen wollte. Dies ist bis heute nicht geschehen und genau da liegt das Problem: Zielerreichung ohne das klar formulierte Einsatzziel zu kennen, da hätte selbst der von Ihnen so geschätzte Clausewitz versagt. Ich teile allerdings Ihre Einschätzung zur Ergebnisdarstellung, nur leider falscher Adressat. Also bitte erst sicherheitspolitische Ziele für Deutschland formulieren und dann der Bundeswehr im Sinne der Auftragstaktik freie Hand bei der Zielerreichung zu lassen. Jeder andere Versuch des Primats der Politik ist bisher in der Geschichte krachend gescheitert, wie auch diesmal.
Der gesamte Ablauf legt den Verdacht nahe, dass die Bundesregierung aus den bisherigen Fällen ähnlicher Art nicht wirklich was gelernt hat:
https://augengeradeaus.net/2015/04/bundesregierung-prueft-angeblich-militaerische-evakuierung-aus-dem-jemen/comment-page-2/#comment-191082
Statt vorausschauender Planung und klarer Entscheidung wird schon wieder über Mandate usw. diskutiert.
Da nun wohl die Taliban an der Regierung beteiligt werden, stellt sich die Frage:
Soll nun weiterhin komplett evakuiert werden? Wer sammelt die Ortskräfte zusammen?
Ich denke spätestes Dienstag ist die feierliche und in weitenteilen friedliche Übergabe der Stadt.
Wenn ich dass richtig verstanden habe sollen nach Befehl die Talib erstmal draussen bleiben. Es wird Zeit gegeben die Ungläubigen zu evakuieren. Und dann soll ohne weiteres Blutvergießen die Übergabe der Stadt (und Afgh erfolgen). Kommt das hin? Hätte natürlich den nicht unerheblichen Vorteil dass die Stadt nicht geschliffen wird.
@Wetzelsgruen
Der von Ihnen angeführte Clausewitz hat in vergleichbarer Situation gegenüber der Politik die Konsequenzen gezogen: Carl von Clausewitz hat den Dienst im Königreich Preußen quittiert und ist zur Armee des Zaren gegangen, um den Kampf gegen Napoleon fortzusetzen. Er war nicht allein in seiner Generation, Werner Hahlweg hat in den „Kleinen vermischten Schriften“ Clausewitz „Ich glaube und bekenne“ in den 1960er Jahren neu herausgegeben. Das kennen Sie vermutlich nicht.
Es lohnt aber das Lesen. Daran erkennt man das Cl. gerade nicht nur ein analytischer Denker gewesen ist, der die Abläufe der Kriege des napoleonischen Zeitalters analysiert hat, sondern auch ein glühender Patriot, der einem schwachen König nicht auf einem als falsch wahrgenommenen Weg folgen wollte.
1809 hatte Scharnhorst versucht, den König zu einer Kriegserklärung zu bringen, da er mit dem ersten Sieg der Österreicher und dem Tiroler Aufstand günstige Rahmenbedingungen sah.
An die Vorlage (auch damals verkehrte man schon schriftlich und wenig durch mündlichen Lagevortrag zur Entscheidung) schrieb der Souverän:
„Taugt nur als Poesie“
Darunter notierte der Büroleiter Scharnhorsts, also Clausewitz:
„Es ist die Poesie die den Majestäten Throne baut“.
Will sagen, ohne Emotionen, Identifikation und Opferbereitschaft kein Aufbau einer Nation und keine konsequente Politik. So damals und so in den letzten 20 Jahren in Afghanistan.
Und was ließ von der Marwitz auf seinen Grabstein setzen:
„Sah Friedrichs Heldenzeiten und kämpfte mit ihm in all seinen Kriegen. Wählte Ungnade wo Gehorsam nicht Ehre brachte“.
Davon sind wir in weiten Kreisen in D weit entfernt. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie mühsam es ist der Leitung im BMVg Dinge ungeschminkt nahezubringen. Aber es ist möglich.
Und man muss nicht immer auf den nächsten Stellenwechseltermin schielen.
[Leute. Das führt uns jetzt weit, weit weg vom eigentlichen Thema. Bitte nicht. T.W.]
@ILGA sagt:15.08.2021 um 11:03 Uhr
„die diskussion hier dreht sich nicht um das wesentliche scheint mir. das wesentliche ist meiner meinung nach, daß wir unsere leute dem feind überlassen haben. das macht keine armee der welt, die stolz hat, was machen denn die zivilen helfer, die in den von tb kontrollierten teilen des landes gestrandet sind?“
Sie übersehen dabei den wesentlichen Punkt, das der Abzug schon lange angekündigt wurde. Jeder, aber auch wirklich jeder, hatte genug Zeit, sich darauf vorzubereiten und rechtzeitig (!) auszureisen. Wer jetzt noch da ist, der ist sich des Risikos bewusst und will auch keinen Schutz.
Ich habe einen Bekannten, der drei Jahre in Kabul im afghanischen Finanzministerium beraten hat. Sein Projekt wurde Ende letzten Jahres einfach nicht verlängert und lief damit aus. Ihn würden keine 10 Pferde mehr nach Afghanistan bringen, so seine Aussage.
Wetzelsgruen sagt:
15.08.2021 um 11:57 Uhr
„…einen realistischen militärischen Lagevortrag zur tatsächlichen Lage in Afghanistan…“
Wie ich oben bereits angeführt hatte, haben ausnahmslos ALLE BW-KOMMANDEURE in Nord-AFG/TAAC-N stets zur Sinnhaftigkeit des Bw-Einsatzes vorgetragen und sich selbst gelobt aufgrund angeblich großer Fortschritte die man erzielt hätte.
Ich führe hier mal als Beispiel das Interview von General Stahl 2017 bei ‚jung-und-naiv‘ an:
https://www.youtube.com/watch?v=6q5JoE9DWKQ
Mir fehlt hier die klare Aussage, dass der Einsatz keinen Sinn macht. Warum macht der General das denn nicht?! – Warum sagt er dem Deutschen Volk denn hier nicht verantwortungsvoll die schonungslose Wahrheit?! Dafür erzählt er uns hier die ‚politisch korrekte‘ Mär dass man den Taliban klarmachen müsse, dass es für sie keinen militärischen Erfolg geben wird. Er wollte sie damit zur ‚Verhandlung‘ zwingen. Na, da hat er sich aber ganz schwer getäuscht, unser Großer Generalstäbler: die Taliban stehen grade vor einem militärischen Totalgewinn. Herr General, setzen, Sechs!
Und sie wollen uns allen Ernstes erzählen, die Bw-Führung hatte ein realistisches Bild?! – Geben sie uns Beispiele, ich kenne sie nicht.
Im Gegenteil! – Ich erinnere mich daran, dass ich hier in diesem Forum schon immer schwer angegangen worden bin, da ich einer von wenigen war, die den Bw-Einsatz in AFG und dabei auch konkrete Einsatzverfahren deutlich kritisiert habe, während sich die meisten ‚Veteranen‘ in Selbstbeweihräucherung ergingen – bis heute!.
@Micheal S.
„Werner Hahlweg hat in den „Kleinen vermischten Schriften“ Clausewitz „Ich glaube und bekenne“ in den 1960er Jahren neu herausgegeben. Das kennen Sie vermutlich nicht.“
Das ist so richtig, vielen Dank für den Tipp. ;-)
@ Sindbad: „Warum sagt er dem Deutschen Volk denn hier nicht verantwortungsvoll die schonungslose Wahrheit?! “
Weil nicht einmal die Mitglieder des Verteidigungsausschuss 2006 oder der damalige Außenminister Steinmeier die Wahrheit hören wollten. Da macht auch der ehem. Minister Guttenberg 2008 keine Ausnahme, falls es wegen dem Parteienproporz auch ein Grüner sein soll, bitte sehr, Herr Nachtweih war auch dabei. Und Sie glauben ernsthaft, ein deutscher Bundeswehrgeneral bringt eine politisch hochbrisante Meinung, “ dem Deutschen Volk“ nahe? Wie denn? Das Statement ist noch nicht ganz fertig gedruckt, da wird dieser Teufelskerl bereits im Direktflug in den Bendlerblock expediert und mindestens sofort entlassen, da wette ich drauf! Missliebige politische Meinungen von Generalen werden umgehend durch Entlassung korrigiert, General Schulze-Ronnhoff mit seiner „Bewertung“ der verkürzten Wehrpflicht mag nicht das beste Beispiel sein, da war ich aber persönlich dabei. Dabei möchte ich es beenden lassen, sonst ziehe ich mir den Zorn des Hausherrn zu. Nix für ungut, Sir.
Wetzelsgruen sagt:
15.08.2021 um 16:05 Uhr
„….da wird dieser Teufelskerl …mindestens sofort entlassen, da wette ich drauf! …“
Oje, der arme General, der wäre in den einstweiligen Ruhestand geschickt worden mit üppiger B6 Pension; na so ein Schicksal. Da können wir natürlich nicht erwarten dass er uns die Wahrheit sagt. Aber von 17jährigen Wachposten im KZ erwarten wir sie hätten sich weigern und dafür totschießen lassen sollen. (Vor kurzem hat man grade wieder einen Ü90-jährigen ehem. Wachposten verurteilt)
Sorry, aber das passt alles nicht mehr zusammen.
[Das geht jetzt massiv in den OT. Bitte nicht. T.W.]