Im Chaos nach Bombenanschlägen in Kabul beendet Bundeswehr Evakuierungsmission (Zusammenfassung)
Überschattet von mehreren Bombenanschlägen am Flughafen von Kabul hat die Bundeswehr ihre Evakuierungsmission in der afghanischen Hauptstadt beendet. Seit dem 16. August hatte die Luftwaffe rund 5.350 Menschen ausgeflogen, die nach der Machtübernahme der Taliban aus dem Land flüchten wollten.
Die letzten deutschen Soldaten verließen am (heutigen) Donnerstag um 20.50 Uhr Ortszeit (18.20 MESZ) an Bord der A400M-Transportmaschinen den Flughafen von Kabul. Zuvor waren am Vormittag noch mehrere hundert Schutzbedürftige nach Taschkent im benachbarten Usbekistan ausgeflogen worden.
Der Abzug der Bundeswehr und damit das Ende der deutschen Evakuierungsoperation hatte sich zuvor bereits abgezeichnet: Nachdem die USA an ihrem Plan festhielten, zum 31. August ihre Evakuierung und damit auch die Sicherung des Flughafengeländes einzustellen und auch die Taliban auf einen Abzug der internationalen Truppen zu diesem Stichtag drängten, war eine Einstellung der deutschen Evakuierungsflüge am Donnerstag oder spätestens Freitag erwartet worden.
Der deutsche Abzug selbst wurde jedoch von einer Anschlagserie begleitet: Vor dem Zugangstor Abbey Gate am Südwestrand des Flughafens und später im nahegelegenen Hotel Baron wurden vermutlich von Selbstmordattentätern Bomben gezündet; später soll es noch eine dritte Explosion gegeben haben. Die Anschläge trafen vor allem Afghanen, die vor dem Flughafen weiterhin auf eine Möglichkeit zur Ausreise hofften, es soll mindestens 70 Tote gegeben haben. Außerdem kamen nach bisherigen Angaben zehn US-Soldaten ums Leben. Diese Zahlen können allerdings noch steigen.
Wegen der Anschläge mussten die mehr als 200 deutschen Soldaten, die sich bereits auf den Abflug vorbereiteten, in einem Alarmstart der drei bereitstehenden drei A400M-Transportmaschinen den Flughafen verlassen, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Abend schilderte.
Zwei Bundeswehrsoldaten blieben zunächst am Boden zurück, weil sie sich bei US-Truppen in einem anderen Teil des Flughafens aufgehalten hatten und bei den Explosionen in die Schutzräume gehen mussten. Sie wurden anschließend von einem vierten deutschen Flugzeug aufgenommen, dass mit medizinischer Ausrüstung vorsorglich als fliegendes Krankenhaus über Kabul kreiste.
Nach Angaben der Ministerin haben damit nicht nur alle deutschen Soldatinnen und Soldaten, sondern auch die Diplomaten des Auswärtigen Amtes und Beamte der Bundespolizei Kabul verlassen. Unklar blieb vorerst, wie viele deutsche Staatsbürger, vor allem Afghanen mit deutschem Pass, und zudem frühere Mitarbeiter deutscher Institutionen in der Stadt zurückbleiben mussten. Sowohl Kramp-Karrenbauer als auch Außenminister Heiko Maas sicherten ihnen zu, alles für eine spätere Ausreise zu tun. Dafür würden auch weiterhin Gespräche mit den Taliban geführt.
Die Anschlagserie am Flughafen war von den internationalen Truppen erwartet worden. Bereits seit Tagen hatten sowohl Bundesregierung und Bundeswehr als auch andere Nationen davor gewarnt, dass ein Ableger des Islamischen Staats (IS) die chaotische Situation am Airport mit seiner großen Menschenmenge für einen solchen öffentlichkeitswirksamen Anschlag nutzen könnte. Noch am Morgen hatte der britische Verteidigungs-Staatssekretär James Heappey dem Sender Sky News auf die Frage, ob ein Anschlag in den nächsten Stunden erwartbar sei, trocken geantwortet: Ja.
Unklar bleibt deshalb, wie schnell die USA jetzt ihren Abzug aus Kabul vorantreiben – oder ob sie an der bisherigen Absicht festhalten, neben dem Abzug ihrer rund 6.000 Soldaten auch noch so viele Schutzbedürftige wie möglich auszufliegen.
Für die Bundeswehr könnte deshalb auch ihr Einsatz in Afghanistan noch nicht endgültig beendet sein: Falls erforderlich, so kündigte die deutsche Verteidigungsministerin an, werde der MedEvac-Airbus, das Sanitätsflugzeug, wieder nach Kabul fliegen und bei der Versorgung Verwundeter helfen.
(Voraussichtlich für heute abgeschlossen)
(Foto: Fallschirmjäger bei der Ankunft in Taschkent nach dem Einsatz in Kabul am 26. August 2021 – Marc Tessensohn/Bundeswehr)
„Unklar blieb vorerst, wie viele deutsche Staatsbürger, vor allem Afghanen mit deutschem Pass, und zudem frühere Mitarbeiter deutscher Institutionen in der Stadt zurückbleiben mussten.“
Vielleicht bin ich zu altmodisch, aber da erwarte ich von einem Staatswesen deutlich mehr. Stattdessen ein Alarmstart.
Ziellos, planlos, mutlos.
@ memoria
„aber da erwarte ich von einem Staatswesen deutlich mehr. Stattdessen ein Alarmstart.
Ziellos, planlos, mutlos.“
ich würde eher sagen, dass alle anderen Reaktionen überrascht hätten.
selbstverordnete hilf- und Rückratosigkeit ist doch mitlerweile raison d’etat
Nun ja, um konkrete Zahlen zu haben, müsste man ja tatsächlich die passenden Datengrundlagen erfasst haben.
Das funktioniert schon bei der Anzahl der eigenen Staatsbürger in einem Zielland nicht (Datenerfassung wenn dann bei Visapflicht oder separater Erfassung bei Grenzübertritt, wird zwar in vielen Fällen erhoben – aber die Datenmengen sind meist riesige Datenfriedhöfe und teilanonymisiert – selbst bei Ländern auf den einschlägigen Listen hinsichtlich Terrorverdacht).
Und zu der Problematik der Erfassung/Abbildung der Ortskräfte hatte ich gestern im anderen Faden schon dazu die Problematik skizziert. Es war (und ist bis heute) nicht erwünscht, diese Zahlen valide zu erfassen und zu dokumentieren. Denn daraus entstehen ganz neue Rechte und Pflichten und v.a. Konsequenzen für die Arbeit in Zielländern.
Und der Alarmstart … nun ja, die Darstellung des Sachverhalts passt in die grundgrottige Kommunikation bzw. Bildsprache der Bw.
Spannend wäre sicher zu erfahren wie weit die Anschläge einen echten Einfluss auf die Zeitplanung zum Abzug der Bundeswehr hatten.
Hat man „nur“ sich entschieden asap in die sichere Luft zu kommen weil man eh dabei war mit den letzten Flügen die einem von den Amis zugestanden wurden abzuziehen oder ist man wirklich früher und damit ggf überstürzt abgeflogen?
Was ist den mit den zwei Helis und anderes größeres Gerät, was evtl. vor Ort war? Ist da auch alles zurück?
[Ein und für alle mal: die Helis wurden bereits in der Nacht zuvor ausgeflogen, s. hier
https://augengeradeaus.net/2021/08/afghanistan-sammler-letzte-evakuierungsfluege-unter-anschlagsdrohung/
T.W.]
@Memoria
Was erwarten Sie denn von einem „Staatswesen“? Ich gehe davon aus, Sie meinen den deutschen Staat. Woher soll dieser wissen, wieviele Deutsche, auch afghanischer Abstammung, sich gerade in Afghanistan befinden? Dazu müssten sich alle auf der Website des AA registrieren oder sich bei der Botschaft melden, wozu keine Verpflichtung besteht.. Und mal ehrlich, wer ist so kopfkrank,.nach AFG zu reisen wenn man nicht unbedingt muss und vor allem nach dem Abzug der Allianz noch zu bleiben?
Für mich schießen Sie über das Ziel weit hinaus. Ungerechtfertigte Kritik ohne genaue Kenntnis, was genau los war.
Mich würde sehr interessieren, wieso man zwei Soldaten zunächst zurück gelassen hat. Das erscheind mir gegen jedes Verständnis zu verstoßen, dass ich über viele Jahre entwickelt habe…
Ein Alarmstart mit allen Deutschen scheint mir schon fragwürdig, wenn Verbündete bleiben (gerade weil Gefahr besteht und Jeder zur Unterstützung gebraucht werden könnte), aber zwei eigene Männer/Frauen zurück zu lassen….
„Unklar blieb vorerst, wie viele deutsche Staatsbürger, vor allem Afghanen mit deutschem Pass, und zudem frühere Mitarbeiter deutscher Institutionen in der Stadt zurückbleiben mussten.“
Tut das zur Sache, welche Ethnie oder welchen Ursprung die deutschen Staatsbürger hatten?
@Sascha
Wenn Sie alle Meldungen gelesen hätten, dann wüssten Sie, daß diese beiden bei den Amis im Schutzraum saßen zum Zeitpunkt des Abflugs.
@stiller Mitflieger
Für die Frage der Evakuierung darf die Ethnizität der deutschen Staatsangehörigen vor Ort selbstverständlich keine Rolle spielen, und mir wäre auch nicht bekannt, dass jemand Gegenteiliges behauptet hätte.
Für das Verständnis der Lage kann diese Information hingegen durchaus relevant sein, denn eine lokale ethnische Zugehörigkeit kann z.B. damit verbunden sein, dass eine Person ggf. gar nicht evakuiert werden will, u.a. weil sie vor Ort nicht auffällt, daher ein geringeres Risiko hat als ein erkennbarer Ausländer und zudem mit gewisser Wahrscheinlichkeit über Verwandte und andere Kontakte verfügt. Wenn entsprechende deutsche Staatsangehörige vor Ort zurückbleiben, wäre das dann ggf. nicht dem Versagen deutscher Behörden geschuldet, sondern eine Folge persönlicher Entscheidungen.
Von professionell agierenden Medien erwarte ich im Übrigen, dass sie einfach nur informieren und ihren Nutzern die Folgerungen überlassen.
@ Pio-Fritz; 21.57 Uhr
Vielen Dank für Ihr Statement, dem schließe ich mich uneingeschränkt an.
@Pio-Fritz:
Mir ist das Verfahren mit der Deutschen-Liste (ELEFAND) durchaus bekannt.
Ebenso sind mir mehrere Fälle bekannt bei denen darauf Registrierte einen Evakuierungswunsch geäußert haben, jedoch eine Evakuierung u.a. durch widersprüchliche Ansagen scheiterte.
Die Bundesregierung will oder kann (?) aber aktuell jedoch noch nichtmal sagen wieviele Leute von der ELEFAND-Liste oder anderen Verfahren für Ortskräfte (dafür haben die Ressorts unterschiedliche Listen) einen Evakuierungswunsch geäußert haben jedoch noch nicht evakuiert worden sind.
So etwas klarer oder weiterhin vermutete fehlende Kenntnisse der Lage?
@Sascha
Also das „Warum“ erschließt sich doch relativ leicht beim Lesen des Artikels. Wer nicht da ist, kann halt keinen Alarmstart mitmachen.
Fragwürdig wäre für mich eher, wenn ein Alarmstart nicht durchgeführt worden wäre, immer unter der Annahme, daß er notwendig war. Ich würde gern wissen, wie würde denn Ihre Reaktion ausfallen, wenn mehr als 200 Soldaten ihr Leben hätten lassen müssen, nur weil ein möglicher Alarmstart unterblieb?
Nibelungentreue ist in dieser Situation nicht angesagt, und ihre Larmoyanz für mich an dieser Stelle nicht nachvollziehbar.
Die Amerikaner und Briten wollen weiter evakuieren. Damit steht die BW wieder mal blamiert da mit ihrem Alarmstart, als schwächstes Glied der Nato Kette, was Leib und Leben aller deutschen Soldaten im Ausland gefährdet. Weil sich jetzt alle Terroristen der Welt sagen können, sie müssen nur Anschläge gegen die BW begehen und schon verpisst sich diese! Auf Anschläge muss man mit Härte und Verstärkung antworten und nicht mit Flucht, die als Feigheit vor dem Feind ausgelegt werden könnte.
Richtigerweise hätte die BW ihre zwei H 145 M in Bereitschaft stehen haben müssen wegen der möglichen Terrorgefahr und diese beiden Hubschrauber hätten per Alarmstart den Anschlagsort aus der Luft aufklären müssen und noch vorhandene Terroristen bekämpfen müssen(ich weiß, daß die Hubschrauber leider schon zuvor ausgeflogen wurden, was eine schwere Fehlplanung der BW darstellt).
Wir hatten KSK Kräfte vor Ort und Elite-Fallschirmjäger, die haben ihren Evakuierungsauftrag durchzuführen, egal wie gefährlich dies ist. Nötigenfalls vor die Wahl gestellt, wer will ausgeflogen werden und wer will freiwillig weitermachen. Und ich glaube nicht, daß sich viele gefunden hätten, die ausgeflogen hätten werden wollen von den BW-Soldaten Hier hat mal wieder die deutsche Politik die Hosen voll.
Und warum fliegt der Medevac zwei zurück gebliebene Soldaten aus, statt vor Ort zu helfen oder sind wenistens auch Verletzte an Bord genommen worden?
Es gab hunderte Anschläge in AFG in den letzten Jahren. Da sind ein paar Anschläge, die die Schwäche der Taliban zeigen, egal wie schrecklich die Anschläge sind und ob noch weitere kommen heute oder in den nächsten Tagen, kein Grund für einen Alarmstart, wenn man damit die Ortskräfte, Deutsche vor Ort und die Verbündeten Soldaten im Stich lässt.
Bei einer Evakuierung geht es als erstes darum, die zu rettenden in Sicherheit zu bringen und dies geht dem Leben von KSK Soldaten vor. Die GSG 9 wird auch nicht evakuiert, wenn es gefährlich wird. Deshalb kann ich die Aussage der Ministerin, daß angeblich die deutschen Soldanten in Sicherheit gebracht werden mussten überhaupt nicht nachvollziehen, jedenfalls nicht für die Spezialkräfte und Fallschirmjäger.
Die deutschen Soldaten, die hier sowieso nur das Versagen unserer Regierung bei der Rettung der Ortskräfte ausbaden mussten, müssen sich doch hier wieder wie im Fall Stavanger vorkommen(vor allem die Spezialkräfte der Luftwaffe), daß sie weiter hätten Menschen retten können, aber die Politik es wieder vermasselt hat.
„Unklar blieb vorerst, wie viele deutsche Staatsbürger, vor allem Afghanen mit deutschem Pass, und zudem frühere Mitarbeiter deutscher Institutionen in der Stadt zurückbleiben mussten.“
Neben den ganzen operativen Entscheidung, die ich aber von der heimischen Couch nicht beurteilen möchte, ist hier eigentlich der letzte Halbsatz die Gretchenfrage – die aus meiner Bewertung nach in der öffentlichen Debatte der letzten Woche auch deutlich zu kurz kommt: Aus meiner Sicht kann niemand seriös abschätzen, wieviele „frühere Mitarbeiter deutscher Institutionen“ es überhaupt gibt. Nach meiner Erfahrung mit der Bundeswehrverwaltung hat nichtmal die Bundeswehr die Namen ihrer früheren Mitarbeiter gespeichert, schon der geheiligte Datenschutz würde das verhindern. Dazu kommt die extreme länge des Einsatzes, bei 160.00 Soldaten in knapp 20 Jahren vor Ort dürfte die Zahl der Menschen, die in irgendeiner Form für die Bundeswehr gearbeitet haben, im hohen fünf bis niedrigen sechsstelligen Bereich liegen. Für die restlichen „deutschen Institutionen“ dürften dann nochmal mindestens die gleiche Zahl dazu kommen, wobei man hier auch erstmal viele Fragen beantworten muss: Geht es nur um staatliche Institutionen, oder auch zivile? Und falls nur ersteres, warum?
Hier kommen wir jetzt schnell zum Knackpunkt, warum aus meiner Sicht die Öffentlichkeit wie so oft in sicherheitspolitischen Fragen sehr scheinheilig und oberflächlich argumeniert, aktuell nach dem Motto „Wir müssen Alle retten!!!“. DIe handfesten Fragen, wo es schnell politisch unschön wird, möchte aber keiner beantworten. Die wären aus meiner Sicht, ohne eigene Wertung:
– Wollen wir wirklich jeden nach Deutschland bringen, der jemals in irgendeiner Form für eine deutsche Institution in Afghanistan gearbeitet hat. Auch wenn es in den sechsstelligen Bereich geht?
– Müssen wir das überhaupt? Ist sinnbildlich die afghanische Putzfrau, die mal im Feldlager geputzt hat, nun so durch die Taliban gefährdet, dass sie unbedingt nach Deutschland gebracht werden muss? Falls es die Putzfrau nicht ist, ist es vllt der Sprachmittler oder der BND-Informant? Wollen wir diese Fälle unterschiedlich bewerten?
Diese Fragen gehen aber direkt an politische Überzeugungen und ich befürchte, dass sich deswegen in Wahlkampfzeiten niemand aus der Politik zu objektiven und tiefgründigen Aussagen hinreißen lassen wird. Aus meiner Bewertung heraus kann man nicht alle retten und muss es vor allem vielleicht auch gar nicht.
@TW:
Sorry für die Wall of Text, in der Vorschau waren da auch noch Absätze drin.
@Tim K. :
Unter allen Umständen müssen 200 Soldaten kämpfen und ggf. sterben, bevor zwei Soldaten zurück gelassen werden.
Andernfalls können Sie für die Truppenmoral in der Zukunft das Licht ausschalten. Keiner wird jemals sein Leben riskieren, um z.B. eine Evakuierung zu sichern, wenn nicht die 1000% Sicherheit besteht, dass niemand zurück bleibt.
Ich muss mich hier zum anderen Faden wiederholen, entweder ist ein Alarmstart nötig, weil es die Verbündeten nicht richten und daher darf NIEMAND zurück bleiben, oder es braucht erst gar keinen Alaramstart.
@ Sascha
Da bin ich leider überhaupt nicht Ihrer Meinung. Es ist ein schwieriges Thema.
Es ist am Ende natürlich tragisch, wenn in einer wirklichen Gefahrensituation 2 Menschen zurückbleiben. Ob dies nun hier der Fall war oder nicht, müssen Andere bewerten.
Aber die Alternative ist in solchen Fällen, dass ALLE zurückbleiben, womit den beiden Zurückgelassenen auch nicht geholfen wäre.
@Closius, ob die Bundeswehr auf Grund der Umstände jetzt wirklich blamiert dasteht wird man nur beurteilen können wenn man einige Begleitumstände kennt.
Die Taliban bestehen auf einen Abzug aller westlichen Soldaten bis zum 31.8. Von denen sind einige tausend aktuell am Flughafen in Kabul die bis dahin abgezogen werden müssen. Also kan man recht simpel zurückrechnen wann man anfangen muss nur noch Soldaten und Material in die Flugzeuge zu laden weil man die Anzahl der nötigen Flüge dafür und die Zahl der möglichen Flüge am Flughafen kennt.
Daraus werden die Amerikaner einen Flugplan gebaut haben und wenn der vorsah „26.8 19:00 Uhr Ortszeit letzter Abflug Bundeswehr“ dann kann man das unter vielen Blickwinkeln scheiße finden, ignoriert damit aber die Realität vor Ort. Und bei 6000 US-Soldaten in Kabul wird der Kampfwert von 200 deutschen Fallschirmjägern und KSK-Soldaten nicht so relevant sein als das man aus Sicht der Amerikaner unbedingt zu den letzten gehören muss die abgezogen werden. Da können die Einsatzkräfte vor Ort noch so motiviert sein bleiben zu wollen. Ohne Flugslots wird man keinen evakuieren können.
Und auch die Idee zum Einsatz der Hubschrauber ignoriert die Realität. Zu der gehört das ohne Zustimmung der Taliban am Flughafen kein Flugzeug oder Hubschrauber abhebt. Und wie ein Hubschrauber solche Anschläge verhindern soll erschlißet sich mir nicht. Kennzeichen solcher Selbstmordanschläge ist das sich der Attentäter unauffällig unter die Menge mischt. Wie will man dann also von einem Hubschrauber aus solche Personen in einer Menschenmenge sinnvoll bekämpfen?
Ebenso mit dem MEdEvac. Ja es klingt komsich einen MedEvac-Flieger in so einer Lage nur zum abholen der letzten 2 Soldaten zu nutzen. Aber, wir wissen nicht wie lange die am Boden zugebilligte Standzeit der Amerikaner für die Maschine war und ja man hätte vielleicht die medizinische Besatzung zur Versorgung nutzen können. Aber auch die hätte man wieder abholen müssen und irgendwer hätte die ja auch sichern müssen außerhalb des Flughafens. Und ja man hätte auch Verletzte mitnehmen können. Frage wäre aber auch hier, gab es welche am Flughafen die man hätte mitnehmen können / dürfen bzw war absehbar wann es welche geben wird?
@Sascha, @Closius
Wir kennen die Details und Hintergründe der Lage vor Ort nicht, müssen also mit schlüssigen Annahmen arbeiten, die für mich wären:
1. Es gab eine Eventualfallplanung für genau diese Lage, die ein Anschlagrisiko und Rückverlegung nlt 31.8. berücksichtigt.
2. Es gab eine verbindliche Absprache unter den Verbündeten, dass jetzt DEU Kräfte zurückverlegen (es kann nicht jeder der Letzte sein)
3. Unmittelbar in der Lage war vor dem „Alarmstart“ mit eigenen Kräften (z.B. A400M in „Warteschleife“ über Kabul, Führung der US-Tr,…) eindeutig geklärt, was mit den beiden DEU Soldaten weiter passiert.
In dieser Lage gäbe es für mich keinen Grund, einen zügigen Start der eigenen Transportflugzeuge zu verzögern.
(So wie ich Fallschirmjäger bisher kennenlernen durfte, hätten diese bei einem echten Risiko, Kameraden ohne Rettungsoption zurückzulassen, auch keinen Fuß in die Transportflieger gesetzt)
Dass die Bw-Kommunikation zu dieser Aktion auch die Interpretation einer kopflosen Flucht zulässt, ist allerdings sehr bedauerlich.
@ Closius 22:44
6 minus
Waren Sie vor Ort bei den gestrigen Anschlägen?
Es gibt so Etwas wie Verantwortung und die ist unteilbar.
Wenn der Vorgesetzte vor Ort entscheidet, dass es notwendig ist sofort mit allen Kräften raus zu fliegen, dann ist das so. Die beiden Verbliebenen Soldaten wurden ebenfalls später evakuiert.
Sie sind ein spezieller Schlauberger, der immer aus seinem sicheren Sessel von zuhause aus alles besser weiß!!!!!!
Kernfrage bleibt doch, Warum wird der Einsatz zu frük abgebrochen und es steht der Gedanke der Flucht im Raum?
Zunächst die Logik des BMVG:
Die USA zieht am 31. August die letzten Truppen ab, allerspätestens dann wird niemand mehr aus Afghanistan ausgeflogen. Deutschland hat am Donnerstag die letzten Evakuierungsflieger starten lassen, den Einsatz nun nach elf Tagen beendet. Die Angst vor Anschlägen am Flughafen wurde am Ende zu groß. Und die Befürchtung bewahrheitete sich am Donnerstag. Vor dem Airport in Kabul gab es zwei Explosionen, mindestens 60 Menschen starben, mehr als 140 wurden verletzt. Unter den Toten sind auch 13 US-Soldaten. „Eine Verlängerung der Mission war nicht möglich“, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
DOCH! Eswäre möglich gewesen und aus meiner Sicht notwendig! Man hat sich entschlossen der „eigenen Sicherheit“ den Vorzug zu geben.
Andere große Militärnationen bleiben! Tapfer, auch bei Risiko, Respekt!
Das folgt dem Verhalten der Bundeswehr im Norden AFG, insbesondere bei ISAF, die schwierigsten Aufgaben, insbesondere beim Kampf und COIN hat man meist den „anderen“ überlassen (i.d.R. USA).
Was passiert denn jetzt mit den Ortskräften, die bislang nicht ausgeflogen wurden?
Die Taliban haben zwar eine Amnestie für Mitarbeiter von ausländischen Militärorganisationen versprochen, doch Experten zweifeln an der Zusage. In den Augen der Taliban haben die zahlreichen Übersetzer, Köche, Sicherheitskräfte oder auch Fahrer für den Feind gearbeitet. Der Übersetzer Ahmad Jawid Sultani hatte bereits Anfang Juli in der „Süddeutschen Zeitung“ geschrieben: „Wenn die Taliban an meiner Tür klopfen, hoffe ich, dass sie mich gleich erschießen.“
Kramp-Karrenbauer und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonten nun, dass die Bundesregierung weiter VERSUCHEN werde, schutzbedürftigen Menschen die Ausreise aus Afghanistan zu ermöglichen. „Wir beenden die Luftbrücke mit dem heutigen Tag“, sagte Merkel auf einer eigenen Pressekonferenz. „Wir sind mit Hochdruck und Nachdruck dabei, eben Bedingungen auszuhandeln mit den Taliban darüber, wie weitere Ausreisen auch möglich sein werden.
Heißt Soldaten der Bundeswhr haben ihren Auftrag nicht bis zum Schluß erfüllt, sondern sind vorzeitig „geflüchtet“.
Was steht bei der Bundeswehr in einer solchen Situation im Mittelpunkt, die abschließende Erfüllung des Auftrages der Rettung oder die eigene Sicherheit der Soldaten?
Es bleibt nun ein übler Beigenschmack! Zu spät rein, zu früh raus. Es hätte besser laufen müssen. Das lag NICHT nur an der Politik sonderen auch an den Soldaten. Bitte mehr Ehrlichkeit und Blick in die Realität.
Also bitte keine Übertreibungen beim Rückkehrerappell, nüchtern bleiben! Bitte auf allzu große Worte verzichten.
In diesem a.m.S. besten deutschen Forum zur Sicherheitspolitik habe ich oft Kommentare gefunden die Fragen aufwarfen die man natürlich stellen muss, wenn man Dinge nicht weiß oder nicht einschätzen kann. Dazu ist dieses Forum wie geschaffen. Das aber nach den aktuellen Ereignissen hier soviel Besserwisserei aus den Zeilen einiger Kommentatoren tropft, die (aktuell) kaum vor Ort gewesen sein könnten um echte Informationen und fundierte Bewertungen zu haben, erschreckt mich. Vermutungen ja! Begründete Meinungen, na klar! Aber hohles Bashing? Das bringt niemanden weiter.
Allen Kräften die vor Ort in Kabul oder Taschkent waren/sind: Danke! Weil ich in 34 Jahren immer darauf vertraut habe, das Ihr auch mich im Zweifel „rausholt“, werde ich auch in den nächsten 8 Jahren noch meinen Auftrag erfüllen können.
@T.W. Sorry, das musste mal raus!
@Clador, ja wir können hier nur anhand der bekannten Fakten Vermutungen anstellen was in den Köpfen der Veranwortlichen vor Ort vorging. Allerdings komme ich nicht ganz zu Ihren Annahmen.
Ja es wird intern einen festen Termin für den Abzug gegeben haben. Wobei ich davon ausgehe das der von den Amerikanern ihm Rahmen ihrer Abzugsplanung mit sich selbst abgesprochen wurde und wir dann vor Tatsachen gestellt wurden in der Form „eure letzten Maschinen starten am um“.
Auch wird es sicher Pläne für diverse Szenarien vor Ort gegeben haben, das man allerdings einen Anschlag am Flughafen während man am beladen der letzten Flieger ist vorgeplant hat, halte ich für unwahrscheinlich. Dafür wäre mir die Wahrscheinlichkeit das das auch so eintritt zu gering. Ja mit Anschlägen wurde gerechnet, aber der müsste dann auch genau in einem Zeitfenster X passieren.
Das man parallel zum Alarmstart noch die Rückführung der letzten 2 Kameraden geplant hat, halte ich auch für unwahrscheinlich. Ja man wird sicher an die beiden gedacht haben, aber viel weiter als „hier sind genug Freundkräfte vor Ort und der Flughafen soll noch einige Tage offen bleiben, also wird es irgendeinen Weg geben nach Hause für die beiden“ wird man wohl nicht gekommen sein. Irgendwer muss ja die Entscheidung zum Alarmstart getroffen haben und daraus werden sich ja auch vorgeplante Aktivitäten für alle Beteiligten ergeben haben. Wer sollte dann noch die Kapazitäten freihaben die Abholung der 2 zu koordinieren? Zumal ja eher nicht absehbar gewesen sein dürfte das ein über der Stadt kreisender MedEvac auch zeitnah wird landen können. Das hatte man ja schon am Beginn erlebt als ein A400 über der Stadt kreiste und irgendwann umdrehen musste weil man nicht landen konnte / durfte.
@Flo: Die Briten und Amerikaner bleiben vor Ort und evakuieren weiter, während die BW Führung den Eindruck einer BW-Flucht hinterlassen hat.
Bei 300 deutschen Soldaten vor Ort, wobei wohl unklar ist, ob dies die deutschen Kabul und Taschkent umfasst oder nur in Kabul, im Vergleich zu 5.800 US Soldaten mag dies wenig sein, aber die Amerikaner scheine auch eine ganze Weile gebraucht zu haben, bis sie die Lage geklärt haben. Da wären startbereite deutsche H 145 m Hubschrauber(leider vorher schon ausgeflogen) doch Gold wert gewesen um die Lage schnell aufzuklären.
Und wenn man dies nicht hat, dann muss die KSK raus und die Lage sichern vor dem Flughafen, mögliche Angreifer neutralisieren, und nicht mit Alarmstart rausgeflogen werden.
Aus meiner Sicht – vom grünen Tisch und Sofa aus – nach den Fernsehbildern, haben die USA den Flughafen schlecht gesichert bzw. vergessen, da sie noch vor dem Fall von Kabul vor Ort waren, hätten die US Fallschirmjäger den Fall von Kabul noch verhindern können, denn wenn die Soldaten am Stadtrand in Stellung gegangen wären, anstatt nur den Flughafen zu sichern, hätte die Taliban nicht einfach einmarschieren können, die Afghanischen Soldaten und Polizisten wären nicht einfach weggelaufen….
Ich hätte keine Taliban auf Scharfschützenreichweite an den Flughafen herangelassen und die Straße zum Flughafen selbst gesichert, um Amokfahrzeuge zu verhindern und zu verhindern daß Feinde bis zum Flughafen kommen können, ohne durch viele Sperren zu müssen. Mag sein, daß die USA sich mehr Sicherheit durch Zusammenarbeit mit der Taliban versprochen haben, aber die Kontrollen der Taliban haben offensichtlich auch völlig versagt, wenn diese auch 28 Tote angeben.
Es waren viele, ungeschützte Soldaten zu sehen, auf den Mauern, vor den Eingängen zum Flughafen. Ich hätte da eigentlich viele (mehr) Barrieren und Sandsackstellungen erwartet, die ich nicht gesehen habe, so dass Selbstmordattentäter weniger Opfer auf einmal treffen können.
Das ein paar deutsche Minister den Fall von Kabul politisch nicht überleben werden(dabei hat AKK noch die beste Figur gemacht im Vergleich zur Kanzlerin, Innenminister und Außenminister) ist eine Kleinigkeit dagegen, daß US Präsident Biden jetzt seine Präsidentschaft selbstverschuldet versenkt hat. Die Amerikaner mögen keine schwachen Präsidenten(siehe Carter) der Weg zur Wiederwahl von Trump ist jetzt frei und dies kann uns sicherheitspolitisch nicht egal sein.
@Closius
Für mich hört sich das mehr nach emotionalen Vorwürfen als nach echter Kritik an. Was bitte sollten denn die Deutschen machen, wenn aller Voraussicht nach das Fenster der Amerikaner für die letzten Flüge so vorgegeben war? Die brauchen in den nächsten Tagen den Großteil der freien Slots selbst um Mensch und Material endgültig auszufliegen.
Der befohlene Alarmstart war sicherlich zum einen dem Schutz der Zivilpersonen und zum anderen der Soldaten und Material geschuldet. Sicherlich werden auch die Amerikaner darauf gedrängt haben jetzt Platz zu machen.
2 H145M gegen terroristen fliegen zu lassen, die in einer Menschenmenge Sprengsätze zünden und um sich schiessen? Das Ist taktisch vermutlich das absurdeste Mittel. Da braucht man auch nicht weiter drauf eingehen.
Dass unser MedEvac nur die zwei verbliebenen Soldaten ausgeflogen hat und nicht Verwundete versorgen konnte, das war Entscheidung der Amerikaner. Angeboten wurde es. Aber bei knapp 25 Minuten Standzeit mit laufenden Triebwerken, ist wohl klar welcher Stellenwert es den Amis hatte dass wir da helfen.
Vielleicht klein bisschen OT, daher mein erster und letzter Kommentar zu dem Themenkomplex: Ich empfinde einige Kommentare hier in Anbetracht der Situation ziemlich daneben.
Ich bin ja Laie, aber generell ist es glaube ich gut zu versuchen tief Durchzuatmen und sich die Fakten anzusehen.
Fakt ist zum Beispiel das *kein* Deutscher Soldat zurückgelassen wurde. Ganz im Gegenteil, man hatte den Flieger mit der geringsten Transportkapazität (da MedEvac eingerüstet) als Reserve über dem Gebiet kreisen und hat ihn „nur“ für diese zwei Mann noch während der Chaosphase des Anschlags landen lassen um diese abzuholen. Zudem wurden diese nach den Presseberichten auch in keiner Weise „absichtlich zurückgelassen“ sondern mussten mit den Amerikanischen Kräften bei denen sie sich aufhielten in geschützte Räume, die beiden waren somit evtl. sogar geringer gefährdet als die Truppe in/an den Flugzeugen.
Bzgl. der Alarmstarts in diesem Kontext ebenfalls mal über die Fakten nachdenken. Der IS hat *keine* Infanteristische Großoffensive auf den Airport-Kessel gestartet die es mit dem letzten Mann zurückzuschlagen galt. Das ist wohl auch was den IS angeht sehr unwahrscheinlich solange die Talibs drum herum stehen. Die Amerikaner waren was die Verteidung des Geländes *an sich* angeht wohl immer Herr der Lage. Ausladen von Personal hätte also nichts gebracht, Länger herumstehen aber sicher auch nichts. Zudem könnte der IS durchaus Mörser in Stellung bringen oder ähnliches und die Start/Landebahn unter Beschuss nehmen. Dann sind die schönen mit Personal voll beladenen A400M im Schlimmsten Fall wohl schnell Gulasch. Woher wollen Sie unmittelbar nach einem Bomben+Schusswaffen Anschlag wissen das nicht sowas nicht auch noch auf dem Plan der Angreifer steht?
Die Verantwortung die auf Führungskräften in so einer Situation lastet muss enorm sein. Das ist was anders als daheim im Büro zu sitzen und in Ruhe nachdenken zu können. Mir scheint es wurde das richtige getan um der Verantwortung gegenüber dem anvertrauten Personal gerecht zu werden.
Unter den Opfern des Anschlags scheinen auch 28 Taliban zu sein. Auch wenn diese wahrscheinlich aus Perspektive der Attentäter eher Kollateralschaden und nicht primäres Angriffsziel waren, kann das doch ein Vorgeschmack auf die weitere Entwicklung darstellen. Der IS hat zwar nur geringes militärisches Potential, aber hohes terroristisches. Sofern den Taliban keine Verhandlungslösung gelingt, wird es vermutlich die nächsten Jahre des öfteren Anschläge des IS in Afghanistan geben, womöglich dann primär auf Einrichtungen der Taliban, westlicher NGOs und Botschaften.
@Memoria sagt: 26.08.2021 um 22:27 Uhr
Jetzt ist es klarer, warum nicht gleich so? Woher haben Sie diese Informationen? Heute auf Zeit-Online im Live-Blog im übrigen das Eingeständnis des australischen Premiers, das man in Australien keine Ahnung hat, wie viele „Visumsinhaber“ noch in Afghanistan sind. Australien ist gestern Nachmittag vor den Deutschen ausgeflogen. Das Problem mit den Listen scheinen also mehrere Staaten zu haben.
Und nur mal so angemerkt, Evakuierung ist kein Wunschkonzert. Wenn ich irgendwo im nirgendwo sitze, kann ich nicht erwarten, das die Kavallerie kommt und mich abholt. Da muss ich mich dann selbständig zu vereinbarten Sammelpunkten begeben oder ich verschwinde aus dem Land, bevor es implodiert. Dazu wäre sogar noch während des Vorrückens der Taliban Zeit gewesen. Da muss jeder auch für sich selber mitdenken, diese Eigenverantwortung wird in allen Diskussionen völlig ausgeblendet.
Ich finde bei aller Kritik die man hier äußert kann man auch positives aus diesem Einsatz ziehen:
1. Die Bundeswehr war hier über mehrere Tage in der Lage, mit 2-4 A400M im Pendelverkehr tausende Menschen herauszufliegen.
2. Man hat 4 A400M gleichzeitig einsetzen können, davon auch eine spezialisierte MEDEVAC Variante.
Bei aller Kritik: Der A400M hat sich bewährt und wir haben hier definitiv bei den Fähigkeiten deutlich zugelegt. Das bleibt als positives Bild von diesem Einsatz.
Uli Hauck unter Tagesthemen: „ Soldatinnen und Soldaten mussten in den vergangenen zehn Tagen – unter Lebensgefahr – ausbaden, was die Bundesregierung in den letzten Monaten versäumt hat.“
Nicht zu vergessen, dass bei aller legitimen Kritik an der Regierung, wir für sowas da sind. Also: „Die Bundeswehr hat für die Bundesregierung die Kohlen aus dem Feuer geholt.“
Auch bemerkenswert, den Kameraden vom KSK wird endlich der Respekt gezollt, der ihnen gebührt. Man sieht, wofür sie da sind: „ Das nach – rechtsextremistischen Skandalen – gescholtene Kommando Spezialkräfte hat gezeigt, warum es existiert. Die Spezialeinheit hat Menschen in den sicheren Flughafen geholt.“
Der Bundeswehr sei Dank
https://www.tagesschau.de/kommentar/bundeswehreinsatz-afghanistan-103.html
@Pio-Fritz:
Natürlich ist EvakOp immer schwierig und voller Friktionen. Bei der Bennenung von Sammelplätzen tat sich die Botschaft jedoch selbst nach der Einnahme von Kabul durch die Taliban schwer.
Es gibt da eine Hol- und eine Bringschuld.
Auf beiden Seiten gab es da Fehler, aber wird man die Fehler der Bundesregierung bzgl. Eventuallfallplanung, Vorbereitung Evakuierung, etc wirklich aufarbeiten?
Ich bezweifle es sehr.
Andere sind auch nicht besser ist dann für mich auch kein wirklich gutes Argument.
@ closius
Sorry aber ihr „Statement“ hier ist gelebte militärische Inkompetenz.
US-Airborne an der Stadtgrenze postieren? :-D Haben Sie Kabul mal gesehen? GoogleMaps etc? 4.3 Mio Einwohner so circa… Wie soll man da ne Stadtgrenze sichern? Völlig absurd.
Taliban nicht in die Stadt lassen? Ihnen ist bewusst das die SBIED (ganz offensichtlich) durch IS-K durchgeführt wurden? Inkl. dem klassischen IS-Small Arms Fire direkt im Anschluss.
Die tragen kein Plakat mit „Setzte gleich um“ vor sich…
Wie wollen sie als Sniper denn sehen wer wer ist bei 1000+X Menschen? Am Vollbart? An der Kleidung?
„Und wenn man dies nicht hat, dann muss die KSK raus und die Lage sichern vor dem Flughafen, mögliche Angreifer neutralisieren, und nicht mit Alarmstart rausgeflogen werden. “
– G`Schichten ausm Paulanergarten
Für mich interessanter Kontrast zu AKK bei GBR DefSec Williams:
„We think there will be circa between 800 and 1,100 Arap that didn’t make it…“
„We think down to approximately 100-150 British nationals left in the estimated pot, some of those are willingly staying….“
„The explosion was horrendous, but it didn’t hasten our departure….“
Und zu Zurückgelassenen: “We will give them advice about how they make their way somewhere, but also how they can look after themselves at the moment“
https://www.theguardian.com/world/2021/aug/27/uk-minister-not-everyone-out-kabul-rescue-final-hours-afghanistan?CMP=Share_iOSApp_Other
Danke und Respekt meinerseits an alle an der Evakuierungsmission beteiligten Soldaten vor Ort..
@MK, den Einsatzwert einer A400M ausgerüstet für MedEvac werden die Amerikaner (und alle anderen westlichen Akteure vor Ort) sicher kennen und auch nutzen. Aber auch nur wenn die Leistung auch benötigt wird.
In irgendeiner Form wird es sicher am Flughafen Kapazitäten zur medizinischen Versorgung der eingesetzten Kräfte geben und wird die sicher auch genutzt haben.
MedEvac ist aber nun mal eher eine fliegende Intensivstation zum Transport zur Weiterbehandlung in der Heimat und kein Rettungshubschrauber der einen in’s nächste Krankenhaus bringt. Und wenn zu der Zeit als die Maschine landen konnte/durfte kein Patient da war den man hätte ausfliegen können bzw zeitnah zu erwarten war, dann spielt der halt nur Taxi für Soldaten die den letzten Aufruf verpasst haben bzw hier wohl eher verpassen mussten.
Gibt es eigentlich noch neuere Infos zu den Fällen der gegen ihren Willen zwangsevakuierten Reporter? ODer eine Stellungnahme von AA oder BmVg? Unabhängig davon für wie schlau oder notwendig man deren Vorgehen hält, wundert mich ja doch, dass diese offenbar von der Bundeswehr eingeflogen wurden – nur um danach durch die US-Streitkräfte und scheinbar unter Beteiligung auch deutscher Beamten wieder zwangsweise ausgeflogen zu werden.
Mal davon ab, dass das technisch gesehen ja Plätze waren, die man in dem Fall auch mit zu evakuierenden Afghanen hätte belegen können, frage ich mich schon warum man die Leute erst rein- und dann zwangsweise wieder rausfliegt. Änderung der Lage vor Ort? Anweisung von „oben“ (USA)? A weiß nicht was B tut? Da wäre eine Erklärung seitens der Regierung schon interessant.
[Ehe sich das falsch festsetzt: Eingeflogen sind sie m.W. mit den Kataris via Doha. T.W.]
Interessant finde ich, dass die US-Amerikaner/Briten kein Bedarf an den Transportkapazitäten haben. Es wäre ja möglich gewesen quasi als Charter-Maschinen (ihr weist zu, wir liefern frei Ramstein/Farnborough) zu agiieren.
@ MK: „Dass unser MedEvac nur die zwei verbliebenen Soldaten ausgeflogen hat und nicht Verwundete versorgen konnte, das war Entscheidung der Amerikaner. Angeboten wurde es. Aber bei knapp 25 Minuten Standzeit mit laufenden Triebwerken, ist wohl klar welcher Stellenwert es den Amis hatte dass wir da helfen.“
Wenn das so war – und sie klingen wie wer, der das wirklich weiß – dann hätte man maximal wahllos vollkommen unversorgte Verwundete irgendwie an Bord „werfen“ können … und dann mit diesen asap an Höhe gewinne. Wer sich mit Flugmedizin ausjennt, der weiß, dass das nur blinder Aktionismus gewesen wäre und den Verwundeten nichts gebracht hätte …
In diesem Sinne denke ich, wir alle, die wir war umd trocken sitzen sollten uns ein wenig zurückhalten mit dem Vorwurf der „Feigheit“ … Danke
@ Michael S.
100 Prozent Zustimmung!
Es ist eine typisch deutsche Debatte…
Anstatt sich über das Geleistete zu freuen, wird das Haar in der Suppe gesucht.
Es sind mehrere Tausend Menschen durch einen sehr kurzfristigen Einsatz gerettet worden. Dafür gebührt allen Beteiligten Dank!
@ Michael S.
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„Bei aller Kritik: Der A400M hat sich bewährt und wir haben hier definitiv bei den Fähigkeiten deutlich zugelegt. Das bleibt als positives Bild von diesem Einsatz.“
100%. Thumbs up
Und wie geht es jetzt mit AFG weiter?
„DER FEIND MEINES FEINDES IST MEIN FREUND“
Nach diesem Motto wage ich mal einen ketzerischen Ausblick.
Die USA und die TB werden, wenn auch nicht offiziell, eine Zweckgemeinschaft bilden. Möglicherweise ist die CIA auch schon fleißig dabei, spätestens nach den gestrigen Anschlägen. Weder die USA noch die TB sind am Erstarken des IS interessiert, natürlich aus unterschiedlichen Gründen. Was nach so vielen Toten und Verwundeten in den vergangenen 20 Jahren auf den ersten Blick unethisch erscheint, wird aber wohl die einzige bilaterale Lösung für AFG sein. Daneben besteht die Gefahr einer Verschiebung der Machtverhältnisse in der Region (Stichwort Russland/China). Hier keinen Fuß mehr in der Tür AFG zu haben, wird sich die USA nicht leisten wollen. Die Russische Föderation möchte verhindern, dass in seinem Einflussbereich radikal-islamische Strömungen von AFG auf Turkmenistan und Tadschikistan überspringen. Das rohstoffhungrige China wiederum hat ein Auge auf die reichen Bodenschätze in AFG geworfen, darunter Lithium und Seltene Erden. Beide Kandidaten gehen schon unmittelbar nach der Machtübernahme der TB mit diesen auf „Schmusekurs“. Es bleibt also interessant wie, wohin und mit wem sich AFG entwickeln wird. Schauen wir mal.
@ Joker
Zusammengefasst könnte man auch sagen, es geht eigentlich mal wieder nur um das liebe Thema Geld durch Ausbeutung eines Landes.
Die Frage ist nur, durch wen…
Genau aus diesem Grund halte ich die USA für uns für den falschen Partner, weil es am Ende doch immer nur um ihre Interessen geht.
@FormalScientist, irgendwo meine ich hier gelesen zu haben das der Überlegung pro Alarmstart weniger die Angst vor weiteren Angriffen zugrundelag sondern mehr die Unwissenheit wie es am Flughafen weitergeht und ob die Sicherung hält. Bilder wie aus den ersten Tagen mit Zivilisten die Flugzeuge stürmen oder sich an Maschinen klammern die durch eine Menschenmenge starten will sicher auch keiner sehen.
Und mit der Angst vor Beschuss des Flughafens mit Mörsern durch den IS. Die halte ich für unbegründet. Die entsprechenden Plätze dürften schon längst in der Hand der Taliban sein die von dort sicherstellen das keiner sich unerlaubt vom Flughafen entfernt.
@all
Hier erstmal nur unkommentiert als Hinweis: Mitschnitt der heutigen Bundespressekonferenz zum Thema Afghanistan bei Jung&Naiv:
https://youtu.be/JZSthbMYMmg?t=525
@MikeFox: +1 Absolute Zustimmung. Ich ärgere mich auch schon seit geraumer Zeit und die Zahl der Kommentare, die ich geschrieben und dann aus Rücksicht auf den Hausherrn doch nicht abgeschickt habe, ist schon zweistellig. Danke auch an Pio-Fritz, FormalScientist, Landmatrose3000 und alle anderen, die beim …-quirlen nicht mitmachen, sondern vernünftige und durchdachte Kommentare abgeben.
@Pio-Fritz:
Noch ein Beispiel bei dem die ordentliche Kommunikation zwischen einer Familie und dem AA über längere Zeit nicht funktioniert hat:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Bundeswehr-Flieger-aus-Afghanistan-in-Wunstorf-erwartet,ndrinfo21394.html
Hier gibt es auch für künftige Fälle aus meiner Sicht einiges aufzuarbeiten.
Das ist dann auch bashing oder sonstwas, sondern einfach die Erkenntnis, dass es Optimierungsbedarf gibt.
Leider ist die institutionelle Lernfähigkeit der Bundesregierung in diesen Dingen ziemlich gering ausgeprägt (siehe Erfahrungen im Libanon 2006, etc).
Der vom Parlament zu (im Nachgang) gebilligte Auftrag für den Einsatz zur Rettung und Evakuierung formulierte eine eindeutigen Auftrag, regelt darüber hinaus unter anderem die Zuständigkeit der beteiligten militärischen (und zivilen) Beteiligten, die genauen Unterstellungsverhältnisse, die zulässige Anwendung von Gewalt und den Waffeneinsatz und die Koordination der Nachrichten- und Informationsbeschaffung.
Staatsbürger und Schutzbefohlener im Ausland aus der krisenhaften Situation war Auftrag. Das beinhaltet auch die Inkaufnahme von Risiko von Soldaten.
Für mich ist der somit durch den vorzeitigen Alarmstart der Auftrag nicht bis zu Ende erfüllt. Menschen wurden zurückgelassen, zunächst sogar 2 Soldaten, dazu Hunderte Schutzbefohlene.
Die Bundeswehr sass bei ISAF, RS und auch im letzten Einsatz zur Evakuierung im Beiwagen der Amerikaner, Briten und auch kleinerer Länder wie Dänemark, die vor allem in den ersten Jahren hauptsächlich das Kämpfen übernahmen.
Die Evakuierung war nur und ausschließlich durch den Schutz der US Streitkräfte möglich. Deutschland und EU/NATO wäre ohne sie handlungsunfähig gewesen.
Deutschland ist ein souveräner Staat. Er hätte in den letzten Monaten seine einheimischen Schutzbefohlenen geordnet registrieren und ausfliegen können. Aber er hätte sie in vom Flughafen nie allein evakuieren können.
Ehe wir den Bundeswehreinsatz allzu sehr als Erfolg sehen, ist klar zu analysieren, was DEU und seine Armee tatsächlich in der Lage waren zu leisten.
Das sich nun Regierungsvertreter mit dem Erfolg präsentieren ist daher mit Vorsciht zu betrachten.
„Die Bundesrepublik, der amerikanische Satellitenstaat im Kalten Krieg, hat sich bis heute nicht von dieser Rolle emanzipiert“, da helfen auch keine Lobeshymnen.
@ Der Realist
27.08.2021 um 14:33 Uhr
„Genau aus diesem Grund halte ich die USA für uns für den falschen Partner, weil es am Ende doch immer nur um ihre Interessen geht.“
Äh, rethorische Frage: Welchem Staat geht es nicht nur um seine Interessen bzw. zuerst um seine Interessen?
Die Wahl der USA als der sicherheitspolitische Partner Nr. 1 ist alternativlos, wie man am Beispiel Evakuierung aus Kabul erneut sehen kann.
Das man (Deutschland) den Abstand zum „großen Bruder“ hinsichtlich militärischer Fähigkeiten mittelfristig verkleinern sollte, steht auf einem anderen Blatt.
@Hubert Stalwirt, das kann man so sehen. Dann muss man sich aber auch der darausfolgenden Konsequenzen bewusst und bereit sie zu tragen.
Eine Befähigung der Bundeswehr um solche Einsätze auch allein zu stemmen bedeutet einerseits einen entsprechenden personellen und materiellen Aufwuchs verbunden mit einem entsprechend angepassten Verteidigungshaushalt. Dazu kommt dann im Einsatzfall auch ein entsprechender Bedarf an Zinksärgen und Verwundetentransport.
Denn eines muss einem klar sein, wenn die Taliban gewollt hätten wäre die Bundeswehr nie in Kabul gelandet und die Taliban hätten am Flughafen einen Soldatenfriedhof für die Amerikaner&Co mit einem großen Grab angelegt.
@ aufreger
Die Frage beantworte ich gerne.
Partner kooperieren auf Augenhöhe. Das ist bei den USA nicht gegeben, da diese ihre Interessen durch schiere Größe durchsetzen können. Dieses Ungleichverhältnis ist bei allen „Partnern“ der USA zu beobachten.
Also bleiben uns die europäischen Staaten für eine vertiefte Partnerschaft auf Augenhöhe, um gemeinsame Interesse gegen größere Staaten gemeinsam durchsetzen zu können.
Diese Erkenntnis wird durch die letzten Tage in Afghanistan Fahrt aufnehmen.