Geänderte Anforderungen: US-Streitkräfte behalten sechs Liegenschaften in Deutschland und Belgien
Die US-Streitkräfte wollen fünf Liegenschaften in Deutschland und eine in Belgien, die an die Gastnationen zurückgegeben werden sollten, nun doch behalten. Damit reagiert vor allem die US-Armee auf wachsende Anforderungen in Europa. Die Schließungspläne waren zum Teil vor mehr als zehn Jahren festgelegt worden.
Wie die U.S. Army Europe Africa am (heutigen) Freitag mitteilte, sollen diese Kasernen, Lager und weitere Infrastruktureinrichtungen in der Nutzung der US-Streitkräfte bleiben:
• Germton Barracks in Ansbach
• Pulaski Barracks in Kaiserslautern
• Coleman Barracks in Mannheim
• Weilimdorf Warehouse in Stuttgart
• Amelia Earhart Center in Wiesbaden
• Daumerie Caserne in Belgien
Der Plan zur Schließung und Rückgabe der Coleman Barracks in Mannheim war nach Angaben der U.S. Army bereits 2010 gefasst worden, die Schließung der übrigen Liegenschaften war 2015 entschieden worden – und damit weit vor den inzwischen zurück genommenen Plänen des früheren US-Präsidenten Donald Trump, die Präsenz der US-Streitkräfte in Deutschland als Strafe für zu geringe Verteidigungsausgaben zu reduzieren.
Kernstück der Pläne, diese Einrichtungen nicht nur zu behalten, sondern auch zu modernisieren, sind die Coleman Barracks als wichtiges Materialdepot für den Einsatz von US-Streitkräften in Deutschland:
Coleman Barracks currently houses Coleman Worksite, which is a part of the Army’s Prepositioned Stock (APS) and is responsible for the storage, security, maintenance and issuance of more than 800 armored vehicles and associated equipment pieces. The retention of Coleman Barracks will provide easier access for Regionally Allocated Forces due to its close proximity to the Autobahn, as well as rail and barge loading facilities. APS is a U.S. Army program in which equipment sets are stored around the globe for use when needed.
Die Entscheidung der US-Streitkräfte ist Folge eines Neubewertungsprozesses, der 2018 begonnen hatte (also ebenfalls vor den Trump-Plänen):
In 2018, the Department of Defense required a reassessment of the remaining sites in Europe by U.S. Army Europe and Africa and Installation Management Command-Europe. Through this assessment it was found the sites should be retained as the requirements in growth are outpacing facility construction and renovation.
Die weitere Nutzung ist damit ein wesentlicher Hinweis darauf, dass die USA an ihrer militärischen Präsenz in Europa festhalten – und Deutschland dabei die Rolle einer wichtigen Drehscheibe für die Logistik zukommt.
(Die Pressemitteilung der U.S. Army Europe Africa soll auch unter der Adresse https://www.europeafrica.army.mil/ArticleViewPressRelease/Article/2722074 abrufbar sein; allerdings habe ich Probleme beim Zugang auf diese Webseite)
(Archivbild: M1 Abrams vehicles get secured onto railcars as part of an Army Prepositioned Stock (APS) movement at Coleman Barracks in Mannheim, Germany, Jan. 29, 2019. This APS movement is the first movement of equipment in support of DEFENDER-Europe 20 – Spc. Elliott Page/U.S. Army)
Naja. Ich denke dass die Soldaten aber auch ordenlich Geld hier lassen. Die Gemeinde Wesendorf hat vor 20 j nur von dem pzgren btl 332 gelebt. Inklusive Fitness center und nun ja Freudenhaus. Gebucht wurde beides. Aber vom Letzteren wurde dringend angeraten.
Laut der genannten Webseite handelt es sich um 7 Liegenschaften:
(…)
„In Germany, this includes Barton Barracks, Ansbach; Pulaski Barracks, Kaiserslautern; Coleman Barracks, Mannheim; Husterhoeh Kaserne, Pirmasens; Weilimdorf Warehouse, Stuttgart and Amelia Earhart Center, Wiesbaden. In Belgium, this includes Daumerie Caserne, Benelux.“
(…)
[Die siebte, nämlich die in Pirmasens, wechselt nur von der U.S. Army zur U.S. Air Force, also in dem Sinne keine Liegenschaft, die entgegen dem früheren Plan beibehalten wird. Deshalb habe ich die auch nicht aufgeführt. T.W.]
Auf Colman wurde sich auch bei DEFENDER EUROPE 2020 abgestützt. Weilimdorf Warehouse in Stuttgart – nie gehört.
Hier eine genauere Beschreibung der Liegenschaften:
https://www.joint-forces.com/world-news/45592-usareuraf-to-retain-six-sites-in-germany-and-belgium
[Das ist die wörtliche Wiedergabe der oben verlinkten Pressemitteilung. T.W.]
An dieser Entscheidung hat sicherlich General (ret.) Ben Hodges, zuletzt und u.a. COMUSAREUR in entscheidender Weise seinen Anteil gehabt.
Er war es, der nach 2014 ( Krim-Krise) die Nato und die USA “wachgerüttelt“ hat und stets gegen US-Abzugspläne opponiert hatte. Ein grosser Freund Deutschlands und Europas.
Dass indessen die Entscheidung unter Biden fällt, verwundert eher nicht.
Angesichts der strategischen Hinwendung der USA in den indo-pazifischen Raum sollte diese Entscheidung hierzulande als keine Selbstverständlichkeit gewertet werden.
@Eric Hagen
Kann man so interpretieren.
Ich lese in der Mittelung eher ein strategische Wichtigkeit in Deutschland als Region und eben nicht in Polen als Region.
Denn auch ein Gen Hodges hätte ja die Liegenschaften in Deutschland schließen können und in Polen aufbauen können.
@Thomas Melber
Beim Weilimdorf Warehouse geht es darum dass geplant war dieses in die Robinson Barracks in umzubauende dort frei werdende Gebäude zu verlegen, was jetzt wohl gecanceled ist. Es handelt sich um ein Gerätelager (Möbel) in einer seit 1983 genutzten ziemlich runtergekommenen Liegenschaft in einem Gewerbegebiet.
„more than 800 armored vehicles and associated equipment pieces“
Und wahrscheinlich auf >90% Klarstand gepflegt. Wenn auch vielleicht nicht auf dem allerneuesten Rüststand.
So ein Depot wünschte ich mir für die Bundeswehr. Meinetwegen auch nur mit Mardern, Füchsen und älteren Leos.
Dann wäre das tägliche Elend vielleicht besser zu ertragen und das jährliche Armutszeugnis zur Einsatzbereitschaft hätte ein Trostpflaster zu bieten.
Was kostet so ein Depot?
@Dante Aus diesem Grund ist die Entscheidung der Amerikaner zu begrüßen. Teil-OT (sofern der Hausherr gestattet): Sind Sie auch ein alter Hammersteininsasse?
[Ich helfe gerne beim Austausch der Mailadressen… hier bitte nicht. T.W.]
Gut für Deutschland. Gut für Europa. Gut für die NATO. Gut für den gesamten freien Westen und die demokratische Welt. Vor dem Hintergrund des außerdem notwendigen Pivot to Asia nicht selbstverständlich- aber geboten und absolut sinnvoll. Danke an alle, die ihren Beitrag zu dieser Entscheidung geleistet haben.
@Stöber
„So ein Depot wünschte ich mir für die Bundeswehr“
Ich mir ehrlich gesagt nicht. Die 800+ Fahrzeuge stehen das ganze Jahr unter freiem Himmel auf dem ehemaligen Coleman Airfield. Dass das Airfield zum Depot umgebaut wurde, liegt einzig und allein am Bahnanschluss mit Verladerampe und an der direkten Nähe zur Autobahn. OK und vielleicht weil man nichts mehr anderes hatte. Die Fahrzeuge werden logischerweise gehegt und gepflegt, da auch eine Werkstatt auf dem Gelände ist, mit einer Langzeiteinlagerung/-konservierung hat das aber m.M. nichts zu tun.
„Was kostet so ein Depot?“
Nun ja, das können Sie sehen wenn demnächst mal ein Regionalflughafen frei werden sollte ;-)
@Der mit T5. Vom draussen rumstehen werden die aber auch nicht besser. Irgendwann fängt dass alles an zu altern und zu verrotten. Ist wie beim Menschen. Sarc off
Die Anschaffungskosten dürften im Vergleich zu den über die Jahre entstehenden laufenden Kosten (Bewachung Instandhaltung der gelagerten Fahrzeuge, Unterhalt der Infrastruktur) überschaubar sein.
Die Idee von APS ist für die Bundeswehr übrigens nix, es sei denn, es würde künftig Wert darauf gelegt, den Einsatz der Bundeswehr als Interventionsarmee vorzubereiten. Wäre mir neu, dass jemand im politischen Raum auf dieses schmale Brett gekommen wäre, und selbst wenn, da gibt’s ja vorher noch so ein Grundgesetz.
Für den Betrieb im Inland wäre es schon schön, wenn der Truppe „im Feld“ tatsächlich so viele Fahrzeuge zur Verfügung stünden, dass mit planmäßiger Inst, Einsatz- und Übungsplanung nicht schon ständig mit ihrer Fahrzeugreserve durchs Gelände geknattert werden.
Klar, da kommt dann irgendwann wieder irgendein Rechnungshof und schimpft „da stehen ja immer nur Panzer rum!“ aber auf der Felge fährt, der fährt oft nur bis zum nächsten Schlagloch…