Erstmals Bundeswehr-Amtshilfe für Kommune nach Cyberangriff (HINWEIS: Billigung unklar)

HINWEIS: Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist, entgegen den Aussagen des Landkreises, der Amtshilfeantrag noch nicht endgültig gebilligt. Ich bemühe mich um Klärung

Die Bundeswehr wird erstmals Amtshilfe bei der Wiederherstellung von IT-Infrastruktur einer Kommune leisten, die von Hackern angegriffen wurde. Ein entsprechender Antrag sei positiv beschieden worden, teilte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am (heutigen) Montag mit. Das Computersystem des Landkreises war im Juli mit so genannter Ransomware lahmgelegt worden, die Täter hatten für die Freigabe der Daten ein Lösegeld gefordert.

Die Amtshilfe bei Naturkastatrophen und anderen größeren Schadensfällen ist für die Streitkräfte nicht ungewöhnlich, wie zuletzt bei den verheerenden Hochwassern in Westdeutschland. Allerdings war bislang nur Unterstützung mit schwerem Gerät zur Räumung oder mit Personal zur Bewältigung der Folgen von Hochwassern oder anderen Großereignissen üblich. Die Anfrage des Landkreises an die Bundeswehr, nach einem Cyberangriff auszuhelfen, war die erste dieser Art.

Die formalen Voraussetzungen für einen Amtshilfeantrag hatte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld erfüllt – vor allem die Ausrufung des Katastrophenfalles bereits am 9. Juli. Aufgrund früherer guter Erfahrungen mit der Unterstützung der Bundeswehr zum Beispiel bei Hochwassern habe der Kreis dann nach Hilfe der Streitkräfte gefragt, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung.

Nach Angaben des Kreises sollen die Experten des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum in den nächsten Tagen ihre Arbeit aufnehmen. Im Unterschied zu anderen Spezialisten zum Beispiel des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) werde die Bundeswehr nicht nur beratend tätig, sondern helfe auch bei der Wiederherstellung der IT-Infrastruktur der kommunalen Einrichtungen.

Der Angriff auf die Computersysteme hatte nicht nur die Kommunikation der Verwaltung, sondern alle Dienstleistungen des Landkreises bis hin zur Kfz-Anmeldung lahmgelegt. Der neu gewählte Landrat  Andy Grabner (CDU), seit dem 12. Juli im Amt, lehnte es ab, das von den Kriminellen geforderte Lösegeld zu zahlen.

Die bisherigen Mitteilungen der Kreisverwaltung zu dem Schaden:

9. Juli – Katastrophenfall festgestellt
(amtliches Schreiben hier)
11. Juli  – Cyberangriff auf Landkreisverwaltung
16. Juli – Landrat Andy Grabner – Informationen nach Cyber-Angriff auf die Landkreisverwaltung
16. Juli – Presseinformation Cyber-Angriff – Notinfrastruktur und Kommunikation
Nach Cyber-Angriff- Erreichbarkeit der Ämter der Kreisverwaltung per E-Mail
Information zur E-Mail-Erreichbarkeit der Ämter
18. Juli – Presseinformation – Cyber-Angriff
22. Juli – Presseinformation Cyber-Angriff
26. Juli – Presseinformation Cyber-Angriff (Hinweis auf Amtshilfeantrag an die Bundeswehr)
29. Juli – Presseinformation Cyber-Angriff (Bundeswehr-Erkundungsteam vor Ort)
30. Juli – Presseinformation Cyber-Angriff

(wird ggf. ergänzt)

(Archivbild September 2020: Hauptfeldwebel Alexander Bluhm von der 2. Kompanie des Informationstechnikbataillons 381 in Storkow richtet als Systemadministrator bei bei der deutsch-österreichisch-schweizer Übung „Common Roof“ ein Netzwerk ein – Sebastian Wanninger/Bundeswehr)