Deutschland verringert Botschaftspersonal in Kabul, Charterflüge auch für Ortskräfte ohne Visum (Nachtrag: NATO)
Angesichts der anhaltenden Eroberungen der Taliban in Afghanistan will Deutschland sein Botschaftspersonal in der Hauptstadt Kabul auf ein Minimum verringern. Geplant seien Charterflüge für die deutschen Mitarbeiter, aber auch für Ortskräfte von Bundeswehr und anderen deutschen Organisationen, kündigte Außenminister Heiko Maas an. Die Aufständischen eroberten weitere wichtige Orte und sind noch rund 50 Kilometer von Kabul entfernt.
Maas äußerte sich am (heutigen) Freitag nach einer Sitzung des Krisenstabes der Bundesregierung. Nach seinen Worten soll die Botschaft in Kabul mit einem operativen Minimum arbeitsfähig bleiben und in den nächsten Tagen mit einem so genannten Krisenunterstützungsteam (KUT) der Bundeswehr erweitert werden.
Der wesentliche Punkt von Maas‘ Ankündigung: Mit Charterflügen sollen nicht nur Angehörige der Botschaft, sondern auch die unter 100 deutschen Staatsbürger ausgeflogen werden, die noch im Land sind – und eben auch Afghanen, die für deutsche Institutionen wie die Bundeswehr gearbeitet haben. Dabei würden auch afghanische Staatsbürger mitgenommen, die bislang noch kein Visum für Deutschland hätten, sagte der Außenminister. Das Visum werde ihnen bei Ankunft in Deutschland erteilt.
Unklar blieb zunächst allerdings, ob weiterhin das vom Auswärtigen Amt wie vom Verteidigungsministerium genannte Haupthindernis für die Ausreise von Ortskräften besteht: Nach Angaben der beiden Ministerien verlangen die afghanischen Behörden für die Ausreise einen Pass, über den allerdings längst nicht alle ausreisewilligen Ortskräfte verfügen.
Auch zu einer möglichen Absicherung des Vorhabens durch die Bundeswehr machte Maas keine Angaben. Andere Staaten wie die USA und Großbritannien hatten die Entsendung von Truppen angekündigt, um Evakuierungsoperationen aus Kabul zu sichern.
Das Statement von Maas zum Nachhören:
Unterdessen nimmt die Zahl der strategisch bedeutsamen Orte, die die Taliban unter ihre Kontrolle bringen, stetig zu. Der Journalist Frud Bezhan von Radio Free Europe/Radio Liberty listete den Stand am Freitag auf:
Timeline of Taliban’s capture of provincial capitals in Afghanistan:
Aug. 6 – ZARANJ, Nimroz Province
Aug. 7 – SHEBERGHAN, Jawzjan Province.
Aug. 8 – SAR-E-PUL, Sar-e-Pul Province.
Aug. 8 – KUNDUZ CITY, Kunduz Province.
Aug. 8 – TALOQAN, Takhar Province.
Aug. 9 – AYBAK, Samangan Province.
Aug. 10 – PUL-E-KHUMRI, Baghlan Province.
Aug. 11 – FAIZABAD, Badakhshan Province.
Aug. 12 – GHAZNI CITY, Ghazni Province.
Aug. 12 – HERAT CITY, Herat Province.
Aug. 12 – KANDAHAR CITY, Kandahar Province.
Aug. 12- QALA-E-NAW, Badghis Province.
Aug. 13 – LASHKARGAH, Helmand Province.
Aug. 13 – PUL-E-ALAM, Logar Province.
Aug. 13 – TARIN KOWT, Uruzgan Province.
Aug. 13 – QALAT, Zabul Province.
Aug. 13 – FEROZ KOH, Ghor Province.
Von Bedeutung ist diesmal besonders Pul-e Alam in der Provinz Logar: Die Stadt ist rund 50 Kilometer von Kabul entfernt und markiert damit den bislang nächsten Ort unter Taliban-Kontrole vor der Hauptstadt.
Nachtrag: Nach einer Sondersitzung des Nordatlantikrats gab NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine Erklärung für das Bündnis zur Entwicklung in Afghanistan ab:
Our aim remains to support the Afghan government and security forces as much as possible. The security of our personnel is paramount. NATO will maintain our diplomatic presence in Kabul, and continue to adjust as necessary.
NATO Allies are deeply concerned about the high levels of violence caused by the Taliban’s offensive, including attacks on civilians, targeted killings, and reports of other serious human rights abuses. The Taliban need to understand that they will not be recognised by the international community if they take the country by force. We remain committed to supporting a political solution to the conflict.
Nachtrag 2: Das Verteidigungsministerium äußerte sich am Freitagabend etwas wolkig (verglichen insbesondere mit den Ankündigungen der USA und Großbritanniens, die offensichtlich mit diesen operativen Aspekten nicht diese Probleme haben – aber die haben vielleicht auch mehr einsatzbereite Truppen…):
(Weiter ggf. nach Entwicklung)
(Karte: OpenStreetMap)
Ich sehe da jetzt kein großes Problem, der Flughafen in Kabul ist ja noch in Betrieb und die Zufahrt offen. Das Personal schließt – soweit möglich – laufendes Geschäft ab, verpackt wichtiges Material und Dokumente und packt seine privaten Sachen, und ab geht es am Sonntag oder Montag mit A400M Richtung Heimat.
Tja die Botschaft könnte ja auch „Notreiseausweise“ ausstellen. Da beträgt die Gebühr 18€. Ist ja nicht so ob das nicht alles Gesetzlich geregelt wäre.
@Küstengang01 sagt: 13.08.2021 um 17:27 Uhr
„Tja die Botschaft könnte ja auch „Notreiseausweise“ ausstellen. Da beträgt die Gebühr 18€. Ist ja nicht so ob das nicht alles Gesetzlich geregelt wäre.“
Wie @T.W. geschrieben hat, würde das aber das Problem nicht lösen, da damit ja nicht die AUSreise aus AFG gelöst ist. Solange die AFG Behörden auf einem regulären AFG Reisepass für die Ausreise bestehen und die AFG Regierungsgewalt zumindest auf dem Gelände des fraglichen Flughafens noch defacto ausgeübt werden kann, wäre es ein völkerrechtliches Problem, wenn sich DEU darüber hinwegsetzen würde.
Aber ich denke, dass wird nicht mehr lange in Thema sein :(
Warum Charterflüge für die deutschen Mitarbeiter (und Ortskräfte), sind A400M nicht zumutbar? U.S. fliegt mit C17 aus, den TV Bildern zufolge. Gem AA von gestern (ntv) soll Ende des Monats Charter möglich sein. Kann das sein?
Zum Krisenunterstützungsteam (KUT) der Hinweis auf meinen Eintrag vom Nachbarfaden.
https://augengeradeaus.net/2021/08/fuers-archiv-bundespressekonferenz-zu-afghanistan-13-august-2021/comment-page-1/#comment-366330
Ergänzung: ein KUT setzt das AA ein. Zu unterscheiden ist zwischen
KUT 1 Krisenfrüherkennung,
KUT 2 Krisenvorsorge und eben KUT 3 „Rettung und EvakOp“. Darum dürfte es sich hier handeln. Der Botschafter ist politischer und diplomatischer Taktgeber für das KUT, sofern anwesend.
DNK und NOR schließen ihre Botschaften.
Im Zusammenhang, al Qaida kehrt zurück.?
https://www.voanews.com/us-afghanistan-troop-withdrawal/al-qaida-will-return-afghanistan-british-official-says
@KPK
KUT hat keinen Diplomaten Status. Selbst wenn sie mit einem Diplomaten Pass fliegen, haben sie nicht automatisch den Status.
Als ich noch KUT gemacht hab, hatten wir aber auch den nicht.
Es ist eher „behandelt werden“ als ob man Diplomaten Status hätte.
Mit a4o0 m ist das aber eher Evakuierung. Wenn es so geplant ist dann gut so. Gehört habe ich davon noch nichts.
@Giordano Bruno
Nur kurz zum Verständnis….bezieht sich das auf einen anderen Faden? Hier wurde ja nie drüber gesprochen ob KUT Diplomaten Status hat oder nicht. Der Zusammenhang wird mir gerade nicht deutlich.
@ Koffer hat wieder alles richtig gestellt und im Sinne der Sache und der übergeordenten Führung berichtigt.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass @ Koffer Fallschirmjäger ist?
Dann würde ich mich auf seine (aber auch andere) Einordnung(en) der deutschen Fähigkeiten zu Militärischen Evakuierungsoperationen und Bewaffneter Rückführung freuen.
Ich höre immer von beachtlichen Defiziten, welche sich ja schon bei PEGASUS gezeigt haben. Diverse Übungsvorhaben zeigen darüber hinaus seit Jahren, dass die Fähigkeiten maximal bis Ebene Gefechtsverband einsatzbereit sind. Darüber hinuas gehende Fähigkeiten zur Führung (taktisch/operativ), NG&A, bis hin zur Mobilität in und durch die Luft sind erschreckend defizitär. (Vom luftbetankungsfähigen Hubschrauber, den man nicht immer duch Fläche erstetzen kann uvm.)
Warum ist das so? Weil man im Zuge der Reform 2011 die Fähigkeiten zu Militärischen Evakuierungsoperationen und Bewaffneter Rückführung de facto für bedeutungslos erklärte und einen Radikalabbau betrieb. Auf dem Papier hohe Priorität, in der Praxis gähnende Langsamkeit und Naivität. Siehe dazu die Aufstellung völlig ungeeigneter Regimenter uvm.
Man glaubte, dass Situationen wie jetzt (vglw). in AFG zu Fabelgeschichten gehören, welche sich die DSO/DSK ausdachte, um sich selbst zu begründen.
Nun brauchen wir sie. Im Vergleich zu GBR und den USA aber auch zu skandinavischen Ländern sind wir einfach nur schlecht.
In der DSK wurde über Jahre alles möglich in Priorität betrachtet, doch Fähigkeiten zu Militärischen Evakuierungsoperationen und Bewaffneter Rückführung gehörten oft nicht dazu. Einsatzführungskomando hat wohl nie eine reale Volltruppenübung hinbekommen, alles paper play und magic move…
Ehemalige DivKdr der DSO und der DSK haben nach ihren Verwendungen gern von den „nervigen EGB Kräften gesprochen“ oder „Fallschirmjäger sollten mal wieder Infanteriekampf lernen und sich nicht mit spektakulären Ankündigungen aufspielen.
Nun hoffen wir wieder auf „Mitnahmegelegenheiten“ von für solche Aufträge besser geeigneten Nationen.
[Dringende Bitte, den OT „Fähigkeiten EvakOp“ in diesem Thread nicht auszuwalzen. Das wäre mal ein gesondertes Thema… T.W.]
@Dante
Ich denke, die Frage ist eher, ob die Flieger ein Selbstschutzsystem haben sollten. Ansonsten geht natürlich auch eine normale Charter. Man kann aber auch einen normalen Flieger der Flugbereitschaft nehmen. Ich frage mich wo das Problem ist.
@dieandereMeinung sagt: 13.08.2021 um 18:24 Uhr
„@ Koffer hat wieder alles richtig gestellt und im Sinne der Sache und der übergeordenten Führung berichtigt.“
Danke, aber ehrlich gesagt, habe ich ja nur auf das hingewiesen was @T.W. schon geschrieben hatte.
Man muss halt nur lesen können und wollen ;)
„Gehe ich richtig in der Annahme, dass @ Koffer Fallschirmjäger ist?“
+1
@t Melber. Selbst wenn es nur um etwa 200 Leute insgesamt geht ist doch die Frage wie schnell die Talib an den Flughafen ran kommen und ob nicht doch jemand mit irgendwas drauf schießt und dass Ding sperrt. Ich denke die Tür geht zu. Und dass in wenigen Tagen. Und daher fände ich es irgendwie sinnvoller ohne Verhandlungen als Sofortbedarf ca 3, a 400 m loszuschicken und dass jetzt gleich um die Menschen rauszuholen. Und dass nicht Übermorgen sondern Sofort!!! Hinterher kann man immernoch Rechnungen aufmachen.
Koffer sagt:
13.08.2021 um 17:51 Uhr
Klar würde das, dass Problem lösen. Man könnte Sammelstellen einrichten und die Ortskräfte mit Dokumenten versorgen und dann zum Airport Karren. Wenn die Afgahen Stress machen kann man das Problem mit a) einem kleinen Koffer Geld lösen oder b) man drückt dem Kommandeur der Gurkentruppe fünf blanko Dokumente in die Hand zur Persönlichen Verwendung.
Glauben sie die USA oder Britten werden sich von solchen Kleinigkeiten abhalten lassen? Wohl eher nicht.
@Giordano Bruno
Gem „Schule für Strategische Aufklärung“ hat das KUT Diplomatenstatus, zum Selbstschutz und Vereinfachung der Akkeditierung/Einreise.
Bedarf besteht im Grundsatz jedoch nur bei KUT 3, also Rettung/MilEvakOp, das hatten Sie gemacht?
Letztmalig war das m.E. in Libyen erforderlich, Operation Pegasus (2011). Ob jedoch ein KUT 3 damals genutzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
@dieandereMeinung
Die Nationale Zielvorgabe deckt MilEvakOp ab, entsprechende Kräfte sind in der LLBrig 1 vorgehalten.
Vor weiteren Annahmen zur Umsetzung wären die politischen Voraussetzungen in der Parlamentsarmee klärungswürdig: muss ein Bundestagsbeschluss vorliegen?
Dann aber schnell, die Zeit drängt und die Abgeordneten sind auf Sommerfrische.
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die afghanischen Streitkräfte kollabieren fragt man sich, was die Bundeswehr in gut 20 Jahre Ausbildungsmission eigentlich getan hat. Vor diesem Hintergrund darf man wohl auch die Ausbildungsmission in Mali kritisch hnterfragen. Ich schätze doch mal, die Ausbildungsrichtlinien sind dieselben.
U.S. Truppenverlegung nach Kabul.
„All three battalions should be in Kabul by Sunday, chief Pentagon spokesman John Kirby just said. (@CaitlinDoornbos/stars&stripes) … Marines are there now. Army and a second Marine battalion coming soon“, also bis übermorgen.
dieandereMeinung sagt:
13.08.2021 um 18:24 Uhr
„Nun brauchen wir sie.“
Nein, nicht wirklich.
Man fliegt vorher aus, bis die Situation überhaupt nur im Ansatz so Ernst wird.
Und sie können sich ganz sicher sein:
Das AA hat genügend Kontakte, damit kein Deutscher Mitarbeiter in der Botschaft als Talibangeisel endet.
Da wird dann im Notfall ein großer Jutebeutel mit kleine Goldunzen überreicht für freies Geleit. Ist sogar billiger als eine richtige scharfe Evakuierungsoperation.
Näheres wäre dann zu sehr OT und würde sowieso angezweifelt werden.
@Thomas Melber
„Ich frage mich wo das Problem ist.“
Also eine Evakuierung, wenn 70 % des Landes vom Feind scharf überrant wird, sollte schon einige Eventualitäten beinhalten. Man muss nicht gleich alles mit einplanen, aber ein A400M Transporter kann schon bisschen mehr als ein A319. Diese Fähigkeiten benötigt man wahrscheinlich zu 99 % nicht, aber falls man sie dummerweise doch benötigt, dann steht die passende Maschine auf dem Rollfeld bereit zum Abflug oder man sitzt dann im passenden Flugzeug wenn in der Luft diese Fähigkeit benötigt wird.
Und man hat auch A400M zur Verfügung, also man muss da jetzt nicht alle Notregister ziehen nur damit man dieses Flugzeug nutzen kann.
Für alle die hier nach A400M schreien:
Ein A400M ist bekanntlich ein militärisches Luftfahrzeug. Für Ein- und Überflüge militärischer Luftfahrzeuge in fremde Lufträume benötigt man eine s.g. „Military Diplomatic Clearance“ der betreffenden staatlichen Autoritäten.
Der A400M kann zudem die Strecke DEU – AFG nicht am Stück zurücklegen, muss also irgendwo zum Tanken zwischenlanden, in Kabul wird man auch nicht länger als nötig am Boden bleiben wollen und dort Sprit für den Rückflug nachzutanken.
Es sei zudem an die gerichtliche Aufarbeitung des „Pegasus“-Einsatzes in LBY erinnert, welcher im Nachhinein als bewaffneter Einsatz der Streitkräfte gewertet wurde. Stichwort deutsches „Parlamentsbeteiligungsgesetz“.
All diese Probleme gibt es bei einem Charterflieger, welcher selbst in einer aufkommenden Krise schlicht nach ICAO Regularien unterwegs ist, erst einmal nicht.
Auch in LBY sind die ersten Rückführungsflüge damals noch von der Lufthansa gemacht worden.
Eine militärische Evakuierung ist immer nur als letztes Mittel in Betracht zu ziehen, wenn nichts anderes mehr geht und die K**** echt am Dampfen ist.
Das heißt natürlich nicht, dass.man sich darauf ggf nicht vorbereiten sollte.
Und sollte jetzt jemand einwenden wollen „ja aber die USA….“ … ja, genau die scheren sich im Zweifelsfalle weder um internationale Regelungen noch um die Unverletzbarkeit fremder Lufträume. Kraft eigener Arroganz und militärischer Stärke. Is halt leider so.
@Küstengang01 sagt: 13.08.2021 um 19:12 Uhr
„Klar würde das, dass Problem lösen. Man könnte Sammelstellen einrichten und die Ortskräfte mit Dokumenten versorgen und dann zum Airport Karren. Wenn die Afgahen Stress machen kann man das Problem mit a) einem kleinen Koffer Geld lösen oder b) man drückt dem Kommandeur der Gurkentruppe fünf blanko Dokumente in die Hand zur Persönlichen Verwendung.“
Solange wir außenpolitisch den Anschein einer legitimen Regierung in Kabul erhalten wollen geht das natürlich nicht. Weder politisch noch rechtlich.
Solches Vorgehen wäre erst dann möglich, wenn die Regierungsgewalt de facto zusammengebrochen wäre.
Mag man nicht mögen. Aber ist nunmal so.
„Glauben sie die USA oder Britten werden sich von solchen Kleinigkeiten abhalten lassen? Wohl eher nicht.“
Sehr wohl. USA und GBR haben genauso starke „inter-agency“ Reibereien wie wir und achten SEHR genau darauf wer für was zuständig ist.
Und nebenbei: Gerade der o.a. Bericht des Hausherren zeigt ja, dass sowohl AA, als auch BMVg ihre Aufgaben erfüllen.
Parlamentsbeteiligung/Schnelligkeit der Beschlussfassung:
@fritzfelgentreu
„Bei Gefahr im Verzug kann die Bundesregierung das auch. Dann wird nachträglich mandatiert. Bei hohem Zeitdruck kann ansonsten der Bundestag mit Sondersitzungen des Plenums und der Ausschüsse binnen 12 Stunden mandatieren. Es ist nicht das Verfahren, es ist der Wille“.
Lese ich da Kritik zu Ist-Zustand?
@Schlammstapfer
Die Frage zu den letzten 20 Jahren der Ausbildung stellt sich mitnichten.
Kampfmotivation, Einsatzwille lassen sich nicht ausbilden. Das spielt sich in den Synapsen und im Herzen ab.
Bw bildete an Waffen u. Gerät aus und in Führung im Gefecht, also an/in der Kampfkraft.
Der Gefechtswert aber bestimmt das Kampfverhalten, bzw auch nicht.
Die Kampfmoral als Teilmenge davon beruht auf dem Vertrauen der Bürger, Zutrauen in/durch die Regierung, Anerkennung, den Sold, die Versorgung der Familien und die Führung und Fürsorge.
Diese weichen Faktoren lassen sich nicht ausbilden, sie müssen aus der Gesellschaft heraus kommen.
@Schlammstapfer
Es waren ja nicht nur die Deutschen, die da ausgebildet haben. Diesen Vorwurf der „Schlechtausbildung“ müssen Sie wohl allen ausbildendenden Nationen machen.
Nichtsdestotrotz ist es erschreckend, wie wenig bis keine Gegenwehr die ANDF liefern. Aß zeigt auch die Wertigkeit der Regierung. Nämlich nahezu 0.
@Dante:
Wir haben Mitte August, die BW ist in Urlaub. ;)
Und wenn es taktisch nur ein Zeichen, ein Symbol wäre einen Zug FschJg mit A400m runterzufliegen. So ein bisschen Show of Force. Man kann ja die Briten und Amerikaner machen lassen.
Nur so tun als ob…
da herrscht voll die panik auf der afghanistanic.
bin eh überrascht, dass die amis dort botschaftspersonal mit 2000+ noch haben, 11/9-abzug war vorverlegt worden, das sind 10-20 flugzeuge – man hätte ein grossteil auch heimlich abfliegen können, warum diese jetzt völlig gescheiterte show of trust – für wem?
mit uk-kräften und den eigenen reserven sinds demnächst 10k+ an truppen in der gegend, das ist keine geplante oder prognostizierte sache. mit den engländern werden 4000+ einheiten samt ausrüstung wieder zurückverlegt, wohl auch fahrzeuge, luftabwehrsysteme? und sonstiger tross – denn die werden dies dort brauchen. 50km ist an einem tag gemacht, ich fürchte die taliban-gruppen (es ist keine einheitlich geführte partisanenarmee, man mag mir widersprechen!) wollen den westlern eine blutige nase verpassen.
wenn die tablis der us-bitte, das botschaftpersonal zu verschonen nicht mal mit einer antwort würdigen, ist die panik berechtigt.
@KPK:
„muss ein Bundestagsbeschluss vorliegen?“
Man kann es wohl nicht oft genug sagen:
Nein!
Dieses kann im Anschluss nachgeholt werden. Siehe ParlBetG.
Aber für den Fall wohl eh egal, da man das (erstmal) eleganter löst.
Warum hier nun mehrfach wieder die Parlamentsbeteiligung aufgebracht wird finde ich trotzdem bezeichnend. Zumal das Gesetz nun schon mehr als 15 Jahre alt ist.
Die Finanzlage, unberücksichtigt bisher?
@M_S_Billingslea
„Da Afghanistan Bank“ has $9.5B in international reserves. Treasury urgently needs to work with the Central Bank to ensure that US bank notes, & the reserves, do not fall into the hands of the Taliban. Under no circumstances can we let the Taliban access 9.5B. This is a disaster.
Was tun?
Natürlich fliegen wir unser Leute und Ortskräfte mit der FBS BMVg & A400M aus und verzichten auf Charterflüge, da ein Teil unserer Maschinen über ein Selbstschutz System verfügt.
Ob nun alle Dokumente vorhanden sind, ist erst mal egal, wir nehmen alle Personen mit, die das Land verlassen wollen.
Die MilEvakOp wird von der Luftwaffe durchgeführt (ObjSRgtLw „Friesland“), das deutsche Heer hat Pause.
Persönlich würde ich temporär wieder mehrere CH-53GS/GA plus Tiger Eskorte nach Kabul verlegen um deutsche Bürger, Bürger und Ortskräfte andere Nationen zu Evakuieren.
Da anzunehmen ist, dass nicht alle Personen den Weg nach Kabul mehr schaffen.
Die dafür benötigten An-124 können auf dem Rückflug Personen mit deren Hab und Gut, sowie das Botschaft Equipment ausfliegen.
Das die Botschaft noch arbeitsfähig bleiben muss halte ich für Unfug, wir gehen so nur ein hohes Risiko ein und am Ende fallen den Taliban noch sensible Daten in die Hände.
[Satire bitte kennzeichnen. T.W.]
@milliway: Satire oder ernst, dass die Objektschützer anstatt dem dafür ausgebildeten KSK und Fallschirmjäger n evakuieren sollen?
Die Amerikaner reden gleich von einer Brigade in Bereitschaft, die Briten von 600Soldaten, dass die BW keine Zahlen nennen kann, spricht dafür, dass die deutschen Zahlen mickrig sind. Zur Taktik gehört auch Abschreckung der Taliban. Operative Details sind hier nur Ausreden. Die Verantwortung für Evakuierung gehört ins Verteidigungsministerium und nicht ins Auswärtige Amt und deren rosarotes Weltbild. PS: Saigon 2.0 kommt immer näher, die Amerikaner haben einst alles aus ihren Hubschrauber n geschmissen, um mehr Flüchtlinge aus Saigon retten zu können. Bald beginnt der Kampf in Kabul um die letzten Flüge.
Die TB machen weiter Druck und stehen nur noch 11km südlich von Kabul. Auch gibt es weiterhin Angriffe auf MeS.
https://www.aljazeera.com/news/2021/8/14/taliban-launch-new-assault-on-northern-afghan-city-live
Es geht doch deutlich schneller als ich dachte. Aber ob sich die TB nach Kabul hineinwagen? Zumindest werden sie den Abzug der westlichen Personals abwarten.
Significant date: Donnerstag, 19.08. ist Unabhängigkeitstag, Freitag dann religiöse Pflichten, und dann kann es losgehen.
[Signifikant vor allem: In wenigen Minuten wird eine Ansprache von Präsident Aschraf Ghani erwartet…. T.W.]
Mit großer Erschütterung verfolge ich das zögerliche Agieren der verantwortlichen Ministerium für die deutsche Sicherheitspolitik als auch viele der bisherigen Kommentare hier in diesem Threat zu dem Thema Evakuierung – insbesondere der afghanischen Helfer. Deutschland hat eine moralische Verpflichtung diesen Menschen schnellstmöglich zu helfen. Und die Bundeswehr hat die dafür notwendigen Ressourcen und Verfahren. Was hier fehlt, ist der Wille, diese nun auch einzusetzen!
Schlimm genug, dass es überhaupt erst zu dieser Situation gekommen ist – aber es war ja wichtiger Palletten mit Dosenbier in die letzten Flieger beim Ausfliegen der restlichen deutschen Soldaten zu packen, anstatt der Ortskräfte. Und nun muss das AA und BMVg auch nicht administrative Verfahren für Pässe oder Visa mit der afghanischen Rumpfregierung abstimmen; zumal diese vermutlich keinen Monat mehr existent sein wird.
Und viele der bisherigen Kommentare beschäftigen sich mit Details wie Ausreiseformalitäten, rechtlicher Status von irgendwelchen KUTs oder dem Einsatzwert der verbliebenen afghanischen Reststreitkräfte. Das sind doch alles Nebensächlichkeiten. Fakt ist vielmehr, dass Afghanistan in Kürze gefallen sein wird, weil vor allem die Amerikaner für die Entscheidung getroffen haben, sich aus dem Land zu verabschieden.
Die militärpolitische Führung in DEU hat es bisher nicht geschafft, den immer noch im Land befindlichen afghanischen Helfern die Ausreise zu ermöglichen. Dadurch spielt diese Führung auch noch mit der letzten Glaubwürdigkeit.
Demgegenüber frage ich mich aber, warum die hiermit verbundene strategische Chance niemand sieht. Durch einen beherzten, mutigen und vor allem überraschendem Einsatz zur Evakuierung der einheimischen Ortskräfte durch einen militärischen Einsatzverband könnte verlorengegangenes Vertrauen bei den betroffenen zumindest ein wenig zurückgewonnen werden – auch im Sinne der im Einsatz verletzten oder getöteten deutschen Soldaten. Die Verteidigungsministerin ist im Frieden Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt über die deutschen Streitkräfte. Hier hätte sie nun die Möglichkeit zu zeigen, was das bedeutet – völlig egal ob die Diplomaten und Verwaltungsbeamten im AA nun aus dem Quark kommen oder nicht.
Gelingt die Evakuierung der Ortskräfte nicht, vor allem aber ohne das es wirklich versucht wurde, dann kann AKK Ende August beim großen Heimkehrer-Appell vor dem Bundestag der deutschen Bevölkerung und ihren Soldaten erklären, warum auch diese Chance weder erkannt noch ergriffen wurde.
@Closius
„Die Amerikaner reden gleich von einer Brigade in Bereitschaft, die Briten von 600Soldaten, …“
Sicher wird man ausgerechnet haben welche Truppenstärke erforderlich ist, „klotzen, nicht kleckern“. Dennoch bezweifele ich, daß es sinnvoll ist, in diesem Maßstab noch Truppen zu schicken, denn diese müssen auch wieder mit ihrem Material ausgeflogen werden. Auf der flight vom Kabuler Flughafen kann es eng werden. Und hoffentlich reicht das Flugbenzin.
Dien Bien Phu läßt grüßen, auch dort wurde bis zuletzt in den Kessel abgesprungen.
[Signifikant vor allem: In wenigen Minuten wird eine Ansprache von Präsident Aschraf Ghani erwartet…. T.W.]
Interessant. Ankündigung eines „Government of national accord“, die Beteiligung der TB an der Regierung? Ob die sich darauf einlassen? Es gibt historische Vorbilden, daß mitelfristig eher der Ansatz „alles oder nichts“ zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Ghani verzögert, er tauscht (Spiel-) Raum gegen Zeit. Vielleicht setzt er auch darauf, die TB zu spalten.
Nachtrag:
https://www.theweek.in/news/world/2021/08/13/amid-calls-for-his-resignation-afghan-president-to-address-nation-report.html
http://www.uniindia.com/news/world/ghani-to-address-nation-say-reports-as-taliban-capture-more-provinces/2476041.html
Bald werden wir es wissen. Sollte Ghani tatsächlich zurücktreten (nur zum Wohle des Landes, natürlich) müßte es für die TB ein „Betretungsverbot“ für Kabul geben, was sich wohl nicht durchsetzen lassen würde.
Zudem gälten dann die USA als Steigbügelhalter der TB.
[Hat sich überholt, er hat in der Rede keinen Rücktritt angekündigt. T.W.]
@all
Bei dieser Gelegenheit ein Hinweis: Beim Umgang mit den ehemaligen Ortskräften zeigen sich hier in der Debatte erstaunlich scharfe Gegensätze in den Meinungen. Das ist auch zunächst kein Problem.
Aber es gibt einige, die ein Problem haben, wenn sie Widerspruch bekommen – oder wenn ich sie darauf hinweise, dass sie natürlich ihre Meinung haben, menschenverachtender Ton hier aber nicht toleriert wird. Das führte dann zu wütenden Pöbeleien bis hin zum Verlangen, alle (!) eigenen Kommentare zu löschen, selbst ältere zu ganz anderen Themen, um nicht „eine Webseite wie die Ihre weiterhin als Nutzer im Dasein [zu] befeuern.“ Habe ich natürlich gerne gemacht.
Wer Meinungsfreiheit damit verwechselt, dass man ihm nicht widersprechen darf, ist hier halt falsch. Und ich werde nach den Erfahrungen der vergangenen Tage bei Entgleisungen härter durchgreifen.
[Hat sich überholt, er hat in der Rede keinen Rücktritt angekündigt. T.W.]
Die Rede war wohl auch recht „dünn“ bzw. ohne konkrete Aussage, nur Gemeinplätze:
„Ghani said “widespread consultations with representatives of the people and leaders and with our international partners” are being carried out in a “speedy manner”.
“In the current situation, the remobilisation of our security and defense forces is our top priority, and serious steps are being taken in this regard,” he said.
“I would like to assure you as your president … we are going to prevent further displacement of people,” Ghani added, without providing more details.“
https://www.aljazeera.com/news/2021/8/14/taliban-launch-new-assault-on-northern-afghan-city-live
Wie geht es in MeS weiter? Konnte Dostum dort die Verteidigung mobilisieren? Der Feinddruck dort hält ja an.
„Ein Sprecher der Provinz, Munir Ahmad Farhad, sagte, Masar-i-Scharif werde von den Taliban aus mehreren Richtungen angegriffen. In den Randbezirken werde schwer gekämpft.“
[Link zu deutschen Verlagswebseiten… usw. Deshalb gelöscht. T.W.]
@TW
Vielleicht muß sich Ghani erst noch mit anderen stake holdern abstimmen:
https://www.globalsecurity.org/military/library/news/2021/08/mil-210813-voa02.htm?_m=3n%2e002a%2e3131%2elj0ao07x04%2e2wec
Immerhin, in Doha wird weiter verhandelt, wobei mir das GIRoA erstaunlich unvorbereitet und überrascht scheint.
(die Originalquelle des VOA habe ich leiden nicht)
Warum will man nicht wahrhaben, dass das Land nicht überrannt wird, sondern „einfach“ die Kontrolle übergeben wird. Und das im Vergleich zu unserer vorherigen Einschätzung noch sehr vernünftig, oder?
Es gibt keine Kämpfe.
Was sagt uns das?
Selbstbestimmungsrecht der Völker.
Hat jemand mal eine Liste mit in den letzten 20 Jahren gezielt bedrohten, geschädigten, ermordeten Ortskräfte gefunden. Ich meine jetzt keine Bedrohungszertifikate mit Taliban-Kartoffelstempel.
Irgendeine NGO führt doch darüber Buch, oder?
@Schlammstapfer
Die ANA-Soldaten sind im Schnitt militärisch besser ausgebildet als die Kämpfer der Taliban und verfügen auch über bessere Ausrüstung. Das Problem sind nicht Ausbildung und Ausrüstung der ANA, sondern der afghanische Staat, der nicht viel mehr ist als eine Ansammlung korrupter Persönlichkeiten und ihrer Netzwerke. Der afghanische Soldat kämpft weder für eine Nation noch für eine Idee. Es fehlen ihm somit die wesentlichen Motivatoren, die man benötigt, um als Soldat sein Leben zu riskieren. Also gibt er häufig auch dann auf, wenn er unterlegenem Feind gegenübersteht. Die Taliban sind klug genug, ihm das einfach zu machen, indem sie auf Massaker an kapitulierenden ANA-Soldaten und Zivilbevölkerung weitgehend verzichten. Somit fällt ein weiterer Motivator aus, nämlich die Verteidigung des eigenen Lebens und des Lebens seiner Angehörigen. Was bleiben wird, sind die die zum Kampf motivierten Taliban und andere Islamisten sowie die Kämpfer der verschiedenen Warlords. Die vorhandenen Bestände an Waffen und Munition sowie die Unterstützung von außen reichen für viele weitere Jahre des Krieges aus.
Alles, was man noch tun kann, ist dafür zu sorgen, dass die Folgen des afghanischen Bürgerkriegs Europa nicht erreichen. Außerdem wäre es an der Zeit, Einsätze wie den in Mali zu beenden, die auf den gleichen falschen Annahmen über die Perspektiven des Nation Building beruhen wie der gescheiterte Afghanistan-Einsatz.
@KPK und PioFritz.
Von amerikanischer Seite wurde immer betont, die Zahl der Soldaten der afghanischen Armee wäre groß genug, die Taliban zu vernichten. Sie, KPK, haben völlig recht. Wenn die Motivation und Kampfkraft der einzelnen Soldaten gleich Null ist, dann ist ihre Anzahl irrelevant. Natürlich haben auch Sie, PioFritz, völlig recht, mit ihrem Hinweis, dass die Bundeswehr die afghanische Armee nicht allein ausgebildet hat. Aber das schnelle Kollabieren der afghanischen Streitkräfte spricht nicht nur gegen das Ausbildungskonzept der Bundeswehr, sondern auch gegen die Ausbildungskonzepte aller anderen Armeen, die an der Ausbildung beteiligt waren.
Wenn diese Konzepte aber schon so gut waren, wie sie sein konnten, dann hat etwas anderes entscheidendes gefehlt und ich kann mir nicht vorstellen, dass das den Ausbildern entgangen ist.
Die so viel gerühmte afghanische Luftwaffe, die mit ihren Einsätzen die Bodentruppen unterstützt hat, hörte in dem Augenblick auf zu funktionieren, wo die mit der Wartung der Maschinen beauftragten Firmen abzogen. Hat denn niemand in den vergangenen Monaten, in denen der Abzug vorbereitet wurde, daran gedacht, Strukturen zu schaffen, die Wartung, Instandsetzung und Logistik der afghanischen Streitkräfte sicherstellen?
Soll das wirklich niemandem aufgefallen sein?
Mangelndes Vertrauen in die Fähigkeiten der Vorgesetzen und die politische Führung sind natürlich Dinge, die auch die beste Ausbildung nicht herbeizaubern kann, aber diese Defizite in den wichtigen Rahmenbedingungen für eine funktionierende Selbstverteidigung gegenüber den Taliban wurde in unseren Medien nur selten berichtet oder gab es dahingehend einen ‚Maulkorb‘ für die beteiligten Ausbilder?
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt:
13.08.2021 um 21:46 Uhr“
zum Absatz @schlammstapfer
+ 1 mit Sternchen
Genau diese Motivation ist durch fremde Kräfte fast nicht beizubringen.
Und wenn, dann nur über eine wirklich sehr langen Zeitraum – also die Soldaten müssen schon in einer motivierteren Kultur aufgewachsen sein und dafür reichen nun mal knappe 20 Jahre nicht aus.
Das war aber leider vielen vorher schon klar und auch seit ein paar Jahren abzusehen.
Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass „der Westen“ in Afghanistan eine Niederlage erlitten hat, denn daran sind die Afghanen wirklich selbst schuld.
Aber „der Westen“ hat beim Abzug eine Niederlage eingesteckt. Den hätte man völlig anders aufziehen müssen.
Erst Abkommen mit Taliban, dann warten ob sie sich an Abkommen halten und dann langsam geordnet aus einzelnen Provinzen abziehen und wieder schauen ob sich Taliban an Abkommen halten.
Das dauert aber natürlich lange und muss auch innenpolitisch in den westlichen Ländern vertreten werden (gerade USA). Das war wahrscheinlich der große Knackpunkt.
Bin auch ein bisschen überrascht, wieso Mitte August noch 2000 Mitarbeiter in der US-Botschaft sind, obwohl man Anfang September weg sein wollte.
Nun steht sich vorallem alles wieder um ein Mandat, das man bei genauem Hinsehen gar nicht braucht:
https://www.deutschlandfunk.de/taliban-vormarsch-laschet-fordert-rettung-afghanischer.1939.de.html?drn:news_id=1290842
Selbst eine MilEvakOp wird nun für Wahlkampfzwecke (das AA muss mal…!) missbraucht.
Nun es kommt Bewegung von deutscher Seite rein.
Scheinbar möchte man nun doch eine großangelegte Rettungsaktion starten. Da wird sich dann allerdings schnell die Frage stellen ob dann auch ein Sicherheitsparameter um Kabul und den Flughafen gezogen wird um auch den „Charterflügen“ ein Starten und Landen ohne Bodenbeschuss zu ermöglichen. Es wird sich also zeigen ob der Westen noch ein letztes Mal „Eier hat“ und den Flughafen feindfrei halten kann?
Zitat:“ Nach seinen Worten soll die Botschaft in Kabul mit einem operativen Minimum arbeitsfähig bleiben und in den nächsten Tagen mit einem so genannten Krisenunterstützungsteam (KUT) der Bundeswehr erweitert werden.“
Ist das nun ein andere Beschreibung für KSK? Wenn die Taliban Kabul einnehmen, könnte das Botschaftspersonal substanzielleren Schutz benötigen, als nur ein paar Personenschützer mehr.
Hallo Closius
Für den Auftrag werden vielseitige Team Player benötigt, die auch selbständig verbunden agieren können.
Das ist mit den KSK nicht möglich, die sind in ihrer eigenen Welt gefangen, das hat letzten Endes zu unseren Scheitern in Afghanistan mit beigetragen !
Wie konnten die Taliban die Provinz Kundus in Handstreich erobern, wenn wir die lokale Afghanische Nationalarmee bestens ausgebildet und ausgerüstet haben ?
Das Objektschutzregiment der Luftwaffe ist bestens für den Auftrag ausgebildet, es geht bei diesen Einsatz nicht um Türen eintreten und Geiselbefreiung.
Sondern die festen Objekte, wie die Botschaft und den Flugplatz, auch bewegliche Objekte müssen gesichert werden.
Das Objektschutzregiment der Luftwaffe verfügt über eine Vielzahl von Unikatfähigkeiten wie ein eigene Zentrale (Gefechtsstand) und einen eigenen Fahrzeugpool.
https://tinyurl.com/3yw89vp7
Fakt ist, dass Afghanistan in Kürze unter der Kontrolle der Taliban steht und wir den Krieg verloren haben.
In diesen Zusammenhang ist der geplante große Zapfenstreich vor dem Reichstag zur Würdigung des Afghanistan-Einsatzes, meiner Ansicht nach deplatziert.
@Closius sagt: 14.08.2021 um 9:06 Uhr
„Satire oder ernst, dass die Objektschützer anstatt dem dafür ausgebildeten KSK und Fallschirmjäger n evakuieren sollen?“
Natürlich Satire. Objektschützer sind nicht für EvakOp qualifiziert.
Wobei man natürlich auch sagen muss, wenn keine qualifizierteren Kräfte zur Verfügung stünden, dann kann man eine militärische Operation natürlich auch mit weniger geeigneten Kräften (erfolgreich!) durchführen.
Aber das ist hier irrelevant weil ja genügend qualifiziertes Personal bereit stünde. Zumindest von der infanteristischen Seite. Zum Thema Material, Transportkapazität Luftwaffe etc. bei größeren, komplexeren Evakuierungen vor allem wenn unter Feindruck, wurde ja bereits (leider berechtigte) Zweifel von einem anderen Kommentator aufgeworfen.
„Die Amerikaner reden gleich von einer Brigade in Bereitschaft, die Briten von 600Soldaten, dass die BW keine Zahlen nennen kann, spricht dafür, dass die deutschen Zahlen mickrig sind.“
Spekulation. Vielleicht ist es auch derzeit nicht notwendig, weil (noch) kein Bedarf besteht? Zudem müssen ja auch nicht alle vor Ort befindlichen Staaten Truppen stellen, gemeinsame Operationen, bzw. „Mit-Abholen“ von anderen Staatsbürgern ist bei EvakOp ja normal.
„Die Verantwortung für Evakuierung gehört ins Verteidigungsministerium und nicht ins Auswärtige Amt und deren rosarotes Weltbild.“
Naja, das wäre ja schwer zu begründen, denn die Federführung für alle Auslandseinsätze liegt ja im AA.
Wobei das amS nur eine philosophische Frage ist. Die operative Federführung liegt ja so oder so im BMVg, wer dann den Bericht an den Bundestag schreibt ist ja ziemlich egal.
Laut neuen Meldungen bereitet die Bundeswehr eine Evakuierung der Staatsangehörigen und Helfern vor. Es sollen wohl Fallschirmjäger zum Einsatz kommen.
Es genügt wohl bei Gefahr für Leib und Leben ein Beschluß des Kabinetts.
Quelle : Welt
@nurso & all:
Quelle ist nicht die ‚Welt‘, sondern dpa und zuvor schon n-tv:
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_90626936/afghanistan-bundeswehr-bereitet-grossen-evakuierungseinsatz-in-kabul-vor.html
https://www.n-tv.de/politik/Bundesregierung-plant-grosse-Rettungsaktion-in-Afghanistan-article22743122.html
Ich hätte da ein paar Fragen, und deshalb bin ich auch noch nicht drauf eingestiegen… vor allem die Zahlen kommen mir merkwürdig vor. Eine Bestätigung gibt’s natürlich ebensowenig.
Nach Fall von Kunar und Pakita stehen die TB 10-15 km vor Kabul, MeS wird angegriffen.
https://afghanistan.liveuamap.com/
@Nurso: Ja, Vergleiche Operation Pegasus und entsprechendem Urteil Bundesverfassungsgericht. Je nach juristischer Einordnung des Einsatzes muss das Parlament umfassend nachträglich informiert oder gar nachträglich zustimmen. Nehme an das wird kein Problem sein gegeben der Lage.
Nur bitte diesmal nicht vergessen AVZ zu zahlen.
@all
Ein neuer Thread zu einer möglichen Evakuierungsoperation der Bundeswehr; bitte diese Debatte dort weiterführen:
https://augengeradeaus.net/2021/08/verteidigungsministerin-kuendigt-bundeswehr-evakuierungseinsatz-in-afghanistan-an/
@Milliway sagt: 14.08.2021 um 15:10 Uhr
„Das Objektschutzregiment der Luftwaffe ist bestens für den Auftrag ausgebildet, es geht bei diesen Einsatz nicht um Türen eintreten und Geiselbefreiung.“
Sorry, ganz klares „Nein“! Das Objektschutzregiment ist dafür nicht ausgebildet. Weder bestens noch auch nur ein bisschen.
EvakOp ist nicht nur Flughafensicherung (was die Objektschützer in der Tat gut können).
[Könnten wir diesen OT „Objektschützer hier die richtigen Kräfte, ja/nein?“ jetzt bitte beenden? T.W.]
@ Koffer; 14.08.2021-17:03 Uhr/15:21 Uhr
Danke das dies nicht unkommentiert geblieben ist!
Fazit: Schuster bleib bei deinen Leisten…