Sicherheitshalber der Podcast Folge 44: Raketenabwehr: (Wie) funktioniert das eigentlich? | Die Nicht-Reform zur Bundeswehr der Zukunft
Sicherheitshalber ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 44 sprechen Ulrike Franke, Frank Sauer, Carlo Masala und ich zuerst über Raketenabwehr im Großen wie im Kleinen. Es geht dabei nicht nur um den jüngsten Einsatz des israelischen Iron Dome, sondern auch um Laser, strategische Raketenabwehr gegen Interkontinentalraketen, ob und wie das alles funktioniert – und vor allem auch, was die abschreckungspolitischen Implikationen der strategischen Raketenabwehr sind. Im zweiten Teil wenden wir uns dem neuen “Eckpunktepapier” zur “Reform” (die man nicht Reform nennen soll!) der Bundeswehr zu. Mehr Truppe, weniger Stäbe, mehr einsatzbereites Material und schnellere Verfahren … das klingt doch eigentlich gut, oder? Mal sehen. Abschließend wie immer der “Sicherheitshinweis”, der kurze Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen – diesmal zum Ende des “Vertrags über den Offenen Himmel”, Spekulationen zu algorithmisch per Drohne getöteten Personen in Libyen, einem neuen Impuls für die internationale Regulierung solcher Waffensystemautonomie sowie einem erneuten Hinweis darauf, dass Menschen besser nicht mit Nuklearwaffen herumhantieren sollten.
Raketenabwehr: 00:02:43
Eckpunktepapier: 00:53:38
Fazit: 01:20:34
Sicherheitshinweise: 01:22:17
Web: https://sicherheitspod.de/
Shop: https://shop.spreadshirt.de/sicherheitshalbershop
Patreon: https://www.patreon.com/sicherheitspod
Erwähnte und weiterführende Interviews, Literatur und Dokumente:
Thema 1 – Raketenabwehr
Andrew Englang: Israel’s Iron Dome keeps toll of rockets in check, Financial Times, 14.5.2021,
https://www.ft.com/content/65b74c14-3ed7-4e4d-8fcf-f28520225d84
Barak Ravid: Israel to ask U.S. for $1 billion in emergency military aid, Axios, 1.6.2021
https://www.axios.com/israel-1-billion-military-aid-gaza-iron-dome-486f640a-4b95-470b-a59b-b28673fd404e.html
Arms Control Association: Missile Defense Systems at a Glance,
https://www.armscontrol.org/factsheets/missiledefenseataglance
Congressional Research Service: Defense Primer: Ballistic Missile Defense, 29.12.2020,
https://crsreports.congress.gov/product/pdf/IF/IF10541
National Research Council 2012: Making Sense of Ballistic Missile Defense,
https://www.nap.edu/read/13189/chapter/1
Naomi Egel and Jane Vaynman: Reconsidering Arms Control Orthodoxy, War on the Rocks, 26.3.2021,
https://warontherocks.com/2021/03/reconsidering-arms-control-orthodoxy/
Robert Soofer: Missile Defense is Compatible with Arms Control, War on the Rocks, 29.04.2021,
https://warontherocks.com/2021/04/missile-defense-is-compatible-with-arms-control/
Carlos Sicherheitshalber Aktuell zum Iron Dome:
https://twitter.com/Sicherheitspod/status/1392459350552285185
Folge #33 zur Drohnenabwehr
https://soundcloud.com/sicherheitshalber/33-feministische-ausenpolitik-flugabwehr-gegen-drohnen-fahigkeitslucke-short-range-air-defense
Folge #20 Raketen, Raketen, Raketen mit Fabian Hinz
https://soundcloud.com/sicherheitshalber/20-raketen-raketen-raketen-und-macron-akk-und-nato
Folge #12 zu Hyperschallwaffen
https://soundcloud.com/sicherheitshalber/12-hyperschallwaffen-und-multinationale-verbande
Garwin, Richard L./Bethe, Hans 1968: Anti-Ballistic-Missile Systems, in: Scientific American 218 (3): 21-31,
https://fas.org/rlg/03%2000%201968%20Bethe-Garwin%20ABM%20Systems.pdf
Wer mal so ein kinetisches “Kill Vehicle” für die strategische US-Raketenabwehr sehen will:
https://www.youtube.com/watch?v=KBMU6l6GsdM (Video ist schon älter. Achtung: Laut!)
Atari Classics (im Browser): Missile Command
https://games.aarp.org/games/atari-missile-command
Thema 2 – Eckpunktepapier zur “Bundeswehr der Zukunft”
Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft, BMVg, 18.5.2021
https://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2021/05/BMVg_Eckpunkte_fu%CC%88r_die_Bundeswehr_der_Zukunft.pdf
Pläne für die „Bundeswehr der Zukunft“: Weniger Stäbe, mehr Einsatzbereitschaft (m. Audio- Mitschnitt Pressekonferenz), Augen geradeaus!, 18.5.2021
https://augengeradeaus.net/2021/05/plaene-fuer-die-bundeswehr-der-zukunft-weniger-staebe-mehr-einsatzbereitschaft-neufassung-m-pressekonferenz/
Theo Sommer, Stress im völlig falschen Augenblick, ZEIT, 11.5.2021 https://www.zeit.de/politik/2021-05/bundeswehrreform-verteidigungspolitik-militaer-geschichte-wehrdienst-sanitaetsdienst-streitkraefte-5vor8
Sicherheitshinweise
Carlo: From Open to Clouded Skies
https://www.defensenews.com/global/europe/2021/06/02/russian-upper-house-votes-to-exit-from-open-skies-treaty/
Thomas: Autonome Drohnen in Libyen?
https://www.nytimes.com/2021/06/03/world/africa/libya-drone.html?searchResultPosition=1
Frank: Neue IKRK Position zu Waffenautonomie!
https://augengeradeaus.net/2021/05/rotes-kreuz-mahnt-regulierung-autonomer-waffensysteme-an-kein-gezielter-einsatz-gegen-menschen/comment-page-1/
Rike: Nukleare Geheimnisse in Lernapps im Internet
https://www.bellingcat.com/news/2021/05/28/us-soldiers-expose-nuclear-weapons-secrets-via-flashcard-apps/
Teil 2 Bundeswehrreform
„Wie viele Personen hat eine Brigade“
Die Frage ist echt enttäuschend. Ich dachte, die Gruppe besteht aus Experten der Außen- und Sicherheitspolitik. Da gehören m.E. Kenntnisse zum Militär dazu.
Ich weiß, daß ich jetzt auf viele Füsse treten, aber ich hatte wirklich mehr Tiefgang erwartet. Es wird mehr über Politik als über Einsatzrealität gesprochen und den Dingen, die daraus abgeleitet werden müssten.
Zum Thema Einsatzbereitschaft und Material: Man sollte auch mal beleuchten, was für ein Signal man aussendet, wenn in einer sicherheitspolitischen Krise plötzlich die Aufstockung von Personal, Munition und Großgerät, z.B. von 75% auf 100% angeordnet wird. Das sollte man lieber schon haben, dann würde sich eine potentieller Aggressor nicht aufgefordert sehen, lieber Preemptivmaßnahmen zu ergreifen.
[Ich akzeptiere die Kritik natürlich. Allerdings: „Es wird mehr über Politik als über Einsatzrealität gesprochen“ – ja nun, nicht unbedingt so überraschend bei der Zusammensetzung? T.W.]
Ich jammer jetzt mal auf hohem Niveau : „Iron“ – zu deutsch „Eisen“ spricht man ohne „r“!!!
Also „Eijon“ und nicht „Eij r on“!
Das „r“ wird verschluckt.
[Wo? Ich glaube nicht:
https://www.merriam-webster.com/dictionary/iron
T.W.]
Zu „Carlos Sicherheitshalber Aktuell zum Iron Dome“
Eines der Argumente der Obama Administration zur Unterstützung von Iron Dome (und David Sling?) war eben der Schutz der Zivilbevölkerung und der Aspekt unkontrollierbare Eskalationen zu verhindern.
Stichwort „Price Tag Policy“, was so zu verstehen ist als dass im Gegenzug für jeden Toten eine Anzahl von Menschen der anderen Seite getötet wird.
Unter dem Strich ist nicht die Erkenntnisse zynisch sondern Iron Dome ein Werkzeug um gefährlichen Zynismus im Nahost Konflikt Herr zu werden.
Bezüglich der Raketenabwehr auf kurze Distanzen.
@Carlo Masala
Das Problem der nahen Stationierung an der Grenze ist weniger im Bereich des Schutzes des Systems als der Schutzwirkung des Systems zu sehen. Es ist im Grunde ein mathematisches Problem.
Ein Lasereffektor kann in Verbindung mit einem Sensor eine Rakete gleichzeitig bekämpfen, dafür muss der Laser auch noch eine Zeit X auf die Rakete gerichtet werden. Wenn man also Pech hat, kann man pro Abwehrvorgang nur eine einzige Rakete pro Laser abwehren. Wenn man also nicht einfach „übersättigt“ werden will, dann müsste man die Grenze vollkleistern mit solchen Systemen, das macht es dann wieder sehr teuer. Die gleiche Problematik hat auch das deutsche Mantis System, es kann sehr gut einzelne Ziele abwehre, aber bereits sehr wenige gleichzeitig anfliegende Ziele überlasten das System bereits. Und die Nahe Distanz erlaubt es halt nur bedingt die Ziele nacheinander abzuarbeiten.
Eine auf Lenkflugkörpern basierendes Abwehrsystem längerer Reichweite kann dagegen mehrere Raketen gleichzeitig (diese werden ja sehr oft in Salven geschossen) abwehren.
@T.W. https://youtu.be/tBWFofJSm-c
[Sehr witzig, Bob Marley – den ich musikalisch sehr schätze – als Beispiel für korrekte englische Aussprache anzuführen. Und diesen OT haben wir damit beendet. T.W.]
@all
Für Augen geradeaus! wiederhole ich es ja schon ständig, anscheinend muss ich das auch für den Podcast Sicherheitshalber erklären: Nein, das ist kein Medium der Truppeninformation, auch keine Audio-Dokumentation zur taktischen Weiterbildung. Wir wollen möglichst viele Hörer:innen aus einem möglichst breiten Spektrum ansprechen, und dann erklären wir auch gerne mal, wie groß eine Brigade ist. Oder besser: wenn eine(r) solche Einzelheiten nicht erwähnt, fragen die anderen besser mal nach, damit das für alle klar ist. Und nein, die Kenntnisse zum Militär müssen nicht alle Beteiligten am Podcast in gleicher Weise haben. (Wir erwarten ja auch nicht, dass alle Zuhörer Rikes Dissertation über Drohnen gelesen haben.)
Kann man dies Dissertation irgendwo runterladen?- Dieser Podcast sollte viel lauter sein. Die Fähigkeit zur Flugabwehr sollte eine Kernkompetenz sein.
Schade, dieser sehr seichte Podcast vermag auch unter dem Aspekt der Adressierung eines breiten Spektrums der Gesellschaft nicht zu überzeugen.
Heiterkeit & Worthülsen, faktenfreie Thesen & falsche Verknüpfungen zeichnen kein verständliches Bild des Themas noch schaffen sie ein nachhaltiges Verständnis für die Notwendigkeit einer leistungsfähigen bodengebundenen Luftverteidigung bzw. der überfälligen Investition in diesen defizitären Bereich der Bundeswehr.
Zukünftig sollte ein derart komplexes Thema vorher besser recherchiert bzw. mit tatsächlicher Expertise behandelt werden, so erfüllt es jedenfalls nicht seinen Zweck.
[Es erfüllt offensichtlich nicht von Ihnen angestrebten Zweck, damit können wir leben. Und Vorwürfe wie „faktenfreie Thesen & falsche Verknüpfungen“ belegen Sie demnächst auch? T.W.]
@Trevor Faith
Das ist nirgendwo genormt. Es gibt eine erhebliche Spreizung, daher sind die Angaben zu Struktur und Umfang der Bundeswehr im Haushaltsplan auch nicht viel wert.
Es darf auch an das dynamische Verfügbarkeitsmanagement erinnert werden. Die Soldaten sind noch da oder zumindest die Dienstposten, nur das Material ist weg.
@Romeo Lima
Ist da jemand betroffen, weil man über die Finanzierbarkeit von TLVS lacht?
Willkommen im Leben. Das war vor 5 Jahren schon Thema von Fachbeiträgen.
@AoR
Ohne den Iron Dome wären zwei israelische Divisionen erforderlich. „Beseitigt die Bedrohung der Hamas ein für alle Mal!“ Ja, und der katastrophale Verlust von Menschenleben … Was dann? Die Eisenkuppel ist wahrlich Segen und Fluch. „Iron Dome“ wird verstärkt: https://www.israeldefense.co.il/node/50256 (google)
„Die SAAR-6 Angriffsschiffe der Marine sind mit einem „Mighty Lightning“-System mit zwei Arten von Raketen, einem Langstrecken- (ca. 150 km) und einem für eine kürzere Reichweite (ca. 75 km) sowie dem „Iron Dome“-System kombiniert. Die Integration der Systeme ermöglicht Schiffen einen vielschichtigen und integrativen Umgang mit unterschiedlichsten Bedrohungen aus Land, See und Luft“. Danke. (smiley)
@Romeo Lima
Ich bitte Sie, die Mehrheit unserer Gesellschaft weiss nicht nur nicht, dass wir keine Raketen abschießen können, sondern weigert sich auch noch über Drohnen zu reden. Geschweige denn über Ihre Bekämpfung. In dem Podcast wurden die verschieden Teile der Abwehr von fliegendem Ungeziefer von Drohne bis zur ICBM differenziert, sowie Iron-Dome und Hyperschallflugkörper eingeordnet. Man kann den Podcast doch als gute Einführung betrachten. Wenn der nicht Knochen-trocken serviert wird, kann das nur nützen.
Wieviel Patriotwerfer waren einsatzbereit, als der letzte öffentliche Bericht herausgegeben wurde?
Wenn ich die z.T. heftige Kritik am vermeintlich „seichten Podcast“ hier lese, wundert es mich nicht, dass Teile der Bundeswehr zur Zivilgesellschaft hin nicht mehr kommunikationswillig oder -fähig sind.
Seit mehr als fünfundzwanzig Jahren diene ich – mit und ohne Uniform – an den Schnittstellen zwischen Bundeswehr und Gesellschaft und Sicherheitspolitik. Und es gilt immer noch das Gesetz: „Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken!“
Wenn wir die wenigen Fachleute, die Soldaten (!?) und ihre Familien (?!) abziehen, dann gibt es faktisch kein militärisches Anschlusswissen in der Gesellschaft mehr. Oder gibt es das überall in der Bw? Könnte ein Obergefreiter der Marine sicher „Brigade“ erklären?
Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht ist das Thema Bundeswehr aus nahezu allen Lehrplänen der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer verschwunden oder völlig eingedampft worden. Und schon vorher haben in urbanen Milieus nahezu alle Abiturienten „verweigert“, was die Zielgruppe „gediente Nutzer von Qualitätsmedien“ weiter reduzieren dürfte…
Also: sicherheitspolitische Erstkommunikation MUSS sehr niederschwellig sein, weil militärische Fachbegriffe, besonders solche mit „latentem Drohpotential“, sonst sehr schnell die Rehe von der Lichtung scheuchen… Sicherheitspolitische Kommunikation heißt eben oft, mit sehr scheuen Rehen reden…
An dieser Stelle also vielen Dank an das Team von „sicherheitshalber“!!!
@Windlicht
Ich kann mich voll anschließen. Neben NDR „Streitkräfte und Strategien“ ist dieser Podcast das beste Angebot.
@Oleg Olkha: Hinzu kommt, dass aus der Kombination der Systeme ein weiterer Segen verborgen sein könnte: Der bisher realistischste Ansatz, ein umfassendes System zur Drohnenabwehr zu entwickeln. Denn die Türkei hat wohl KI-Killerdrohnen losgeschickt.
Africa
Possible First Use of AI-Armed Drones Triggers Alarm Bells
By Jamie Dettmer
June 7, 2021 08:40 AM
http://www.voanews.com/africa/possible-first-use-ai-armed-drones-triggers-alarm-bells%3famp
P.S: Ich denke der Begriff Killerdrohne ist hier angebracht.
[Ich rate da mal sehr zur Vorsicht. Nein, nicht „die Türkei hat wohl Killerdrohnen losgeschickt“. Nein, es ist keineswegs klar, dass das – türkisch produzierte – System autonom unterwegs war.
Grundlage ist ein im März veröffentlichter Bericht eines UN-Expertenpanels, der Anfang Juni von einem US-Medium „entdeckt“ wurde. Wenn man in den Bericht reinguckt, stellt man fest, dass da völlig offen geblieben ist, ob diese Drohne(n) ferngesteuert wurden oder autonom operiert haben – die reißerischen Schlagzeilen, die alle daraus machen, sind deshalb zumindest nicht belegt.
s. Punkt 63 in dem Bericht:
https://undocs.org/S/2021/229
T.W.]
@T.W: Eben diese Vorsicht hatte ich walten lassen, als auf http://www.realclearworld.com ein erster Artikel dazu verlinkt wurde. Mittlerweile liest man auf türkischen Staatsmedien:
„They have the ability to lock on targets using computer algorithms rather than taking commands from the operator sitting elsewhere.“
A series of autonomous drones gives Turkey a military edge – Read More: https://www.trtworld.com/magazine/a-series-of-autonomous-drones-gives-turkey-a-military-edge-47201
Und hier bei augengeradeaus sitzt man ja an der Quelle für Fachinformationen zu Drohnen. Und mein bisheriger Eindruck war der, dass es keine KI gibt, welche einen Kombattanten von nicht Kombattanten unterscheiden könnte. Hierzu hatten Sie entsprechende Einschätzungen des internationalen Roten Kreuz eingestellt.
„Und mein bisheriger Eindruck war der, dass es keine KI gibt, welche einen Kombattanten von nicht Kombattanten unterscheiden könnte.“
Naja. Man kann einer Drone schon befehlen, Panzer / SPz /PzHs / FLARAK Stellungen autonom zu suchen und anzugreifen. Darin sitzen nur ganz selten Nichtkombatanten …
Kann da was schiefgehen? Klar. Ebenso wie bei einem ungelenkten Artilleriegeschoss, das aus 50km Entfernung auf eine vermutete Panzerstellung abgefeuert wird …
@Positroll: Zwei Beine und Zwei Arme und ein Kopf, dabei geht es ( auch) bei dem System von STM im Bereich der unter 10 Kilo Kleindrohnen.
Im Fall der Art wäre was schief gegangen, im Fall der Drohne ist es schlicht fahrlässig, die aus dem Remote Control zu lassen.
Ich habe mal gelernt, sei dir deines Zieles sicher und der Finger berührt erst den Abzug, wenn die Waffe auf das Ziel gerichtet ist. Funktioniert auch bei Kleindrohnen(schwärmen) bestimmt wunderbar ohne KI. 😉
„im Fall der Drohne ist es schlicht fahrlässig, die aus dem Remote Control zu lassen. “
Fahrlässig? Nach welchem Maßstab?
Kommt darauf an, ob man eine Schlacht gewinnen oder Kollateralschäden reduzieren will.
Remote control kann gestört werden. Und zur Basis zurückverfolgt. Billige Drohnen mit Zielsuch-Ai haben das Problem nicht.
Kollateralschäden mögen bei Stabilisierungsmissionen kontraproduktiv sein. Bei einem echten, großen Krieg, werden unsere Gegner derartige Skrupel nicht haben.
Putin waren die zivilen Verluste und Zerstörungen im Dombass piepegal. Dafür reichte auch noch ungelenkte Artillerie (Stalinorgeln etc) völlig aus.
@AoR
Bei der SMART Munition haben wir ja bereits Ähnliches:
https://de.wikipedia.org/wiki/SMArt_155
@ Windlicht: Zustimmung
Vielen Dank für die Mühe die sich mit dem Podcast gemacht wird. Für mich war auch diese Ausgabe unterhaltsam und informativ. Im Hinblick auf die breite Zielgruppe, muss man hier einen Mittelweg gehen, welcher aus meiner Sicht gefunden wird.
Gerade die Erläuterungen zu den Herausforderungen der strategischen Raketen und der politischen Bedeutung eines Schutzschides waren aufschlussreich.
Mich hätte noch eine Einordnung der ggf. angedachten Iris T Sl(S) im Kontext der Kurz und Mittelstreckenraketen interessiert.
@Positroll: Da bin ich bei den Maßstäben, welche bereits angedeutet wurden. Der Drohnenpilot (bzw. KI-Verantwortliche) muss ausschließen können, dass wenn die Drohne alles menschliche Angreift, da niemand ist, der kein Kombattant ist. Diese Drohnen gehen aber in den Automodus sobald z.B der Kontakt abbricht. (vgl. Herstellerseite)
Im Hinblick auf „großen Krieg“ kennen sie meine Position hier. Wir brauchen ein integriertes multidimensionales smartes Abwehrsystem gegen Drohnen vom KFZ über Schiffe, Feldlager bis weit über die feindlichen Linien hinaus. Was sich da in Armenien und in Libyen auftut, sollte Mahnung genug sein.
@Thomas Melber: Ein Beispiel für „Sei dir deines Zieles absolut(!) sicher“ denn „Smart“ verbessert die Befähigung, Kriegsvölkerrecht einzuhalten. Wir müssen aber beim Vergleich Smart vs. „Intelligent“ aufpassen. Ein Artilleriegeschoss patrouilliert nicht mehrere Quadratkilometer autonom (ohne Kontakt/Betreuung durch den Bediener) und greift dann irgendwo/irgendwann abermals eigenständig ein Ziel an. Das Geschoss hat eine bekannte und berechenbare Flugbahn und korrigiert dann auf das zuvor definierte Ziel hin, welches dem Schützen bekannt ist.
Bevor wir hier Völkerrecht debattieren und peinlich stolpern:
Rotes Kreuz mahnt Regulierung autonomer Waffensysteme an: „Kein gezielter Einsatz gegen Menschen“
Veröffentlicht am 17.05.2021 von T.Wiegold
https://augengeradeaus.net/2021/05/rotes-kreuz-mahnt-regulierung-autonomer-waffensysteme-an-kein-gezielter-einsatz-gegen-menschen/
P.S: Ich bin nicht mein Feind und ich halte mich an meine Regeln. Und wenn ich bedroht werde, richte ich meine LV entsprechend aus. Und zivile Opfer sind mehr als nur „kontraproduktiv“.
@AoR
„Kein gezielter Einsatz gegen Menschen“ – nun, ein Kombattant ist auch ein Mensch. Es wäre z.B. möglich, daß Kleinstdrohnen quasi autonom (auch in Gebäuden) zur Bekämpfung von Scharfschützen eingesetzt werden oder z.B. ein Schwarm Kleinstdrohnen über einer Stellung abgeworfen wird und sich diese Drohnen selbstständig menschliche Ziele suchen.
https://www.forbes.com/sites/davidhambling/2020/06/01/why-new-us-armys-tank-killing-drone-swarm-may-be-a-weapon-of-mass-destruction/
https://www.sbir.gov/sbirsearch/detail/1207935
https://arstechnica.com/information-technology/2017/01/dod-successfully-tests-terrifying-swarm-of-104-micro-drones/
Künstlerisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Slaughterbots
Mit facial recognition könnte man sogar in einer Menschenmenge eine bestimmte Person identifizieren und „neutralisieren“. Ich erinnere an den Zwischenfall anläßlich einer Ansprache Angela Merkels:
https://arstechnica.com/information-technology/2013/09/german-chancellors-drone-attack-shows-the-threat-of-weaponized-uavs/
GSP/via Zoom:
Beim heutigen „Inspekteure im Gespräch – GenLt Mais, Inspekteur des Heeres“ hat GenLt Mais vor dem Hintergrund des “Eckpunktepapier” Erhellendes ausgesagt. (Sinngemäß)
Ziel für das Heer ist die Kriegsfähigkeit und Siegfähigkeit.
Mittel dazu: Kaltstartfähigkeit (readiness) der Großverbände Brig und Div, letztere und Rückgriff auf multinationale Ressourcen, z.B. HFla der Niederländer. Das bedeutet Handlungsfähigkeit aus sich heraus ohne große Vorbereitung.
Mit Blick auf das erwartete Gegnerpotenzial, das russische Landkriegspotenzial, braucht das Heer die konventionelle Eskalationsfähigkeit durch Panzerverbände. Dabei zeigt sich trotz hybrider Konflikte und Drohnenkriegführung die „Wiederkehr des Feuers“. Die Art der Div muss das abbilden.
Durch die falsche Entscheidung zum „Heer2011“ haben deutsche Landstreitkräfte die Befähigung zu LV/BV verloren.
Die „Division 2027“ ist durch Umstrukturierung jetzt bereits möglich. Was deutlich noch fehlt, ist die Führungsfähigkeit der Brig- und DivStäbe.
Ferner sprach Gen Mais sich
– gegen eine „Europäische Armee“ aus : 27 gehen nicht unter einen Hut, das ist keine readiness und stützte die „Armee der Europäer“
– und befürwortete eine Überprüfung der SAZV.
Bis dato fand ich nur AKK ausgezeichnet, jetzt auch den Inspekteur des Heeres.
@KPK
Die Bw kann also zumindest eine (1) Division ins Feld stellen – das schreckt den potentiellen Gegner sicher ab. Bezeichnend ist, daß wir nun uns auch selbst bei Kernfähigkeiten anlehnen müssen.
Führungsfähigkeit: diese beurteile ich als deutlich besser, das Gefecht der verbundenen Waffen wurde bei uns auf Divisions- und Brigadeebene – auch im mobilen GefSt – mehrfach geübt.
GL Mais verkennt, daß eine „richtige“ europäische Armee der nationalen Verfügunggewalt entzogen sein würde, ähnlich FRONTEX – Ideen hierzu habe ich hier ja bereits ausgeführt.
Davon ab: mit hybriden Ansätzen würden unsere Verstärkungen vielleicht gar nicht ihren Verfügungsraum erreichen (wäre dieser überhaupt vorgeplant – ?), sondern die Deutsche Bahn u.a. wäre durch einen Cyberangriff lahmgelegt (Signal- und Weichensteuerung). Und was nicht online erfolgt, das würde durch Zerstörung von Infrastruktur erreicht (Oberleitung, Signale, Datenkabel – s. Berlin und München).
Zudem: welchen Schutz lassen wir unseren rückwärtigen Verbindungen angedeihen? Sabotage z.B. in SEAPODs? Ich erinnere an den Greenpeace-Zwischenfall 2020 anläßlich DEF20, der allerdings glimpflich ausgegangen ist.
Gibt es z.B. eine „fünfte Kolonne“ oder eine Verbindung zwischen OK und ausländischen Kräften?
[Wenn ich jetzt vermuten würde, sie wollen Greenpeace als Sabotagetruppe bezeichnen oder mit organisierter Kriminalität in Verbindung bringen, habe ich Sie bestimmt falsch verstanden? T.W.]
@Thomas Melber
Der InspH sprach für das Heer, nicht für Cyber wofür wir ein KdoCir unterhalten, auch nicht für Häfen oder die DB.
Wenn er bei den Brig/Div/Stäben Mängel in der Führungsfähigkeit (hinsichtlich Digitalisierung übrigens) feststellt, weiß er das am besten, wer auch sonst? Sie nicht, ich schon gar nicht.
Was ist Ihre „richtige“ europäische Armee? Außer einigen Deutschen, niemand will das Ding.
Sie haben, mit Blick auf die Teilnehmer der GSP – Veranstaltung, den Gen doch gehört. Er hat Brüssel zum Thema hautnah erlebt und geschmunzelt. Lassen wir es dabei.
@Thomas Melber: Danke für die Links, waren zum Teil bekannt. Macht deutlich, dass immer ein Mensch (Soldat, Polizist) im Hintergrund Entscheidungen treffen muss. Diese Entscheidungen brauchen eine Rechtsgrundlage.
Zum Thema 5. Kolonne. Klar ist dass z.B Linksextremisten wie RAF von russischen Proxys ausgebildet wurden. Auch Rechtsextremisten spielen Krieg in Osteuropa. Aber Greenpeace hätte ich jetzt nicht als Ziel des KGB/GRU angesehen.
@TW @AoR
Ich wollte auch nicht Greenpeace etwas unterstellen sondern aufzeigen, wie einfach man Transporte stören kann, wobei diese Aktion noch harmlos war.
@Leuco
„Mich hätte noch eine Einordnung der ggf. angedachten Iris T Sl(S) im Kontext der Kurz und Mittelstreckenraketen interessiert.“
Durch die sehr kurze Reichweite der IRIS-T SLS (das ist die Luftwaffenversion auf einer Startschiene am Boden…) dürfte es zur Abwehr von ballistischen Raketen zu spät sein.
Bei der IRIS-T SLM (die extra neu entwickelte größere IRIS-T) ist auf Grund der geringeren Reichweite zu den Flugkörpern des Patriotsystems ebenfalls kein nennenswerter Beitrag zur Abwehr von Mittelstreckenraketen zu erwarten. Bei Kurzstreckensystemen mag das noch gehen.
Allerdings kann Russland auch einfach Marschflugkörper nutzen. Der Streit über eben diese 9M728 und 9M729 (SSC-X-7 bzw. SSC-X-8 Screwdriver) führte ja unter anderem zum Auflösen des INF Vertrages.
Man kann heutige Raketenabwehr aber sehr leicht unterlaufen.
Es gibt auch technische Möglichkeiten, für ballistische Raketen, ein Flugprofil ohne Parabel zu fliegen. Interkontinentale Raketen fliegen dabei in einem Orbit von ca 100km über die Erdoberfläche. Die Frühwarnzeit geht damit schon quasi gegen Null.
Die R-36ORB mit ihrem Fractional Orbital Bombardment System lässt grüßen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Fractional_Orbital_Bombardment_System
Dazu kommen die Hyperschallgleiter, die einfach mit brutaler Geschwindigkeit über fast den gesamten Endanflug und willkürlichen Kurskorrekturen jede Raketenabwehr unterlaufen sollen.