Kaserne in Delmenhorst: Geographischer Name statt Bezug auf Wehrmachtsfeldwebel
Die Bundeswehr setzt die Umbenennung von Kasernen fort, die Namen der Soldaten der Wehrmacht tragen. Die Delmenhorster Feldwebel-Lilienthal-Kaserne erhielt den Namen Delmetal-Kaserne. Der bisherige Namensgeber, ein Feldwebel und Ritterkreuzträger der Wehrmacht, werde damit jedoch nicht verurteilt, betonte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, bei der Zeremonie am (heutigen) Donnerstag.
Die Kaserne in Delmenhorst trug bis 1966, also schon zu Bundeswehr-Zeiten, zunächst den Namen Oswald Boelcke, des Jagdfliegers des Ersten Weltkrieges. 1966 wurde sie in Lilienthal-Kaserne umbenannt, was sich aber zunächst auf den Luftfahrtpionier Otto Lilienthal bezog. Erst ab 1970 trug sie den Namen Feldwebel-Lilienthal-Kaserne, benannt nach dem Wehrmachtsfeldwebel und Panzerjäger Diedrich Lilienthal, der 1943 an der Ostfront zahlreiche sowjetische Panzer vernichtete und dafür mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde.
Die Umbenennung war für die Bundeswehr zunächst weniger eindeutig als bei anderen hochdekorierten Wehrmachtssoldaten wie den Luftwaffenpiloten Helmut Lent und Hans-Joachim Marseille. Über die militärischen Taten hinaus, für die er ausgezeichnet wurde und die zur Wahl als Namensgeber einer Bundeswehrkaserne führten, gebe es aber praktisch keine Informationen zu seiner Person – und vor dem Hintergrund des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr aus dem Jahr 2018 und eines neuen Gutachtens 2019 sei klar gewesen, dass dieser Name nicht mehr traditionsstiftend sein könne, sagte Schelleis bei der Umbenennungszeremonie.
Zu dem, wie es die Streitkräftebasis ausdrückte, nicht einfachen, aber notwendigen Schritt ist die ausführliche Erläuterung des Generalleutnants nachlesenswert. Auszüge aus Schelleis‘ Rede:
Die heutige Veranstaltung markiert das formale Ende eines über zweijährigen Prozesses zur Namensgebung der Delmenhorster Kaserne. Über ein halbes Jahrhundert lang trug sie den Präfix ‚Feldwebel-Lilienthal‘.
Noch 2017 hatten sich zwei Drittel der Stimmberechtigten für die Beibehaltung dieses Namens ausgesprochen. Umso nachvollziehbarer die emotionale Betroffenheit vieler, als im Jahr darauf erneut eine grundlegende Diskussion geführt werden musste.
Doch vor dem Hintergrund des neuen Traditionserlasses vom Frühjahr 2018 und eines weiteren Gutachtens 2019 war klar, dass Dietrich Lilienthal für die Bundeswehr nicht, bzw. nicht mehr – traditionsstiftend sein kann. (…)
Zwischen 1936 und 1966 war diese Kaserne, seinerzeit ein Fliegerhorst, nach Oswald Boelcke benannt. Dieser Jagdflieger des Ersten Weltkrieges begründete heute noch gültige Taktiken des Luftkampfes und den Teamgeist aller am Flugbetrieb beteiligten.
Seit 1966 war die Kaserne dann nach dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal benannt – auch wenn im Laufe der Zeit gar keine Luftwaffenangehörigen mehr Dienst in Delmenhorst-Adelheide leisteten. Die Frage nach dem Bezug der hier liegenden Truppe zum Namensgeber drängte sich auf.
So geschah es dann auch. Der Name Lilienthal blieb, aber 1970 wurde aus Otto Diedrich.
Diedrich Lilienthal aus Elsfleth wurde nach Metzgerlehre und Reichsarbeitsdienst mit 20 Jahren Soldat. 1942 wurde der Panzerjäger zum Unteroffizier, später zum Feldwebel befördert. 1943 wurde ihm das Ritterkreuz verliehen, ein Jahr später erlag er im Feldlazarett im heutigen Litauen seinen schweren Verwundungen, gerade 23 Jahre alt.
Lilienthal galt als Draufgänger – jung und ungestüm, ganz nach dem Geschmack der NS- Propaganda.
Es gelang ihm u.a., 18 feindliche Panzer zu vernichten. Eine auch nach den Maßstäben des damaligen Vernichtungskrieges eine schier unglaubliche Einzelleistung. Von seinen Vorgesetzten wurde er ob seines Pflichtbewusstseins, seines unbedingten Kampfeswillens und seiner großen Tapferkeit gelobt.
Darüber hinaus wissen wir nur wenig über Dietrich Lilienthal.
Jedenfalls zu wenig, um ihn im Sinne des gültigen Erlasses als für die Bundeswehr traditionsstiftend zu bezeichnen. Denn dazu braucht es nicht allein soldatische Exzellenz, die Feldwebel Lilienthal zweifellos bewiesen hat.
Es braucht im Handeln auch den klaren Bezug zu den Werten unseres Grundgesetzes. Und den gibt die Quellenlage zum Wirken Dietrich Lilienthals schlicht nicht her.
Weil wir so wenig wissen, dürfen wir ihn aber auch nicht pauschal verurteilen, obwohl er einem verbrecherischen Regime gedient und in einem Vernichtungskrieg gekämpft hat. Wie die überwältigende Mehrheit seiner Generation hat er das getan, was damals allgemein als Pflicht angesehen und verlangt wurde! Wer nicht mitmachte, stellte sich neben die Volksgemeinschaft, gefährdete sich womöglich selber. Und wer konnte schon, wie Dietrich Lilienthal, als junger Twen das Unrecht und die Grausamkeiten der damaligen Machthaber erkennen, geschweige denn ermessen?
Den Zeitgenossen von damals wird man nur gerecht, wenn man die Grenzen ihres Handlungsspielraumes verstehen will. Genau dieses aber lassen viele Kritiker der Generation Dietrich Lilienthals heute vermissen.
„Tote können sich nicht wehren, deshalb gebührt ihnen umso mehr Gerechtigkeit“ – so Theodor Fontane. Daher ist die heutige Namensänderung keine Verurteilung Dietrich Lilienthals.
In Freiheit und Demokratie, in Selbstbestimmung aufzuwachsen ist ein Geschenk. Feldwebel Lilienthal hatte nicht die Möglichkeit, in der Weise selbstbestimmt zu handeln, was für die meisten von uns heute selbstverständlich ist.
Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Die Freiheit ist auch heute in Gefahr, vielleicht mehr als in den vergangenen Jahrzehnten, und sie muss verteidigt werden.
Daher befürworte ich es sehr, dass die Angehörigen der Delmenhorster Kaserne diese Debatte weiter führen und pflegen. Dass Diedrich Lilienthal weiterhin Denkanstöße liefern kann. Sich am Beispiel seines kurzen Lebens über begangenes und erfahrenes Leid und über soldatische Ethik auszutauschen, um unseren moralischen Kompass immer wieder aufs Neue zu kalibrieren.
Der Namensgeber Lilienthal galt allerdings vielen Bundeswehrsoldaten durchaus als Vorbild – insofern dürfte auch nach der Umbenennung die Debatte nicht ganz vorbei sein. Aber das hat Schelleis in seiner Rede ja bereits erwartet. Als Beispiel für die Einschätzung des Wehrmachts-Feldwebels aus einem Gastbeitrag des früheren Bundeswehrgenerals Helge Hansen hier auf Augen geradeaus! (allerdings: geschrieben 2017, vor dem neuen Traditionserlass):
Ich habe in den Siebzigerjahren als Bataillonskommandeur in der Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst Dienst getan, die zur Zeit noch seinen Namen trägt und hoffentlich behalten wird. Dieser Feldwebel hat im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, nachdem sein Kompaniechef gefallen war, im Alter von 23 Jahren die Kompanie übernommen und durch seinen Einsatz seine Einheit vor der Vernichtung bewahrt. Ich habe sein Handeln stets bei Gelöbnisfeiern für wehrpflichtige Soldaten unter Hinweis auf die Pflicht, „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“, als beispielhaft hervorgehoben, ohne den Krieg zu verherrlichen oder dessen Völkerrechtswidrigkeit zu verschweigen.
Vorsorglich der Hinweis: Bei diesem Thema wird es in den Kommentaren gerne sehr emotional – ich werde deshalb sehr auf Sachlichkeit achten.
(Foto: Das neue Namensschild der Kaserne in Delmenhorst mit Generalleutnant Martin Schelleis, r. – Pottmeier/Bundeswehr)
Hmm, Jetzt könnte man sich ja grundsätzlich an den Orten orientieren an dem die Verbände aufgestellt sind. Aber eine Panzerbrigade Brandenburg würde vermutlich auch wieder sauer aufstoßen. Warum sich nicht an unverdächtigen Ehrenbürgern anlehnen? In Brandenburg wäre dass Friedrich (Fritze) Bollmann. Iro off
Zwei für sich genommen kluge Redebeiträge, welche man nicht gegeneinander wiegen kann. Es wirkt auf mich persönlich sehr heftig, weil man sich vom Traditionserlass emotional sehr überfordert fühlt. Es gehört im Leben allerdings dazu Entwicklungen zu akzeptieren, weil ein neuer Zeitgeist entsteht. Den Angehörigen der Delmetal-Kaserne wünsche ich viel Erfolg unter dem neuen Namen. Den Regionalbezug halte ich für den besten Kompromiss.
Eine sehr bemerkenswerte Rede von General Schelleis, in der die Umbenennung gut begründet wird.
Aufgrund einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung ein neues „Für“ zu definieren und darzustellen bedeutet nicht gegen das „Alte“ zu sein. Insofern wird die Bundeswehr dem früheren Namensgeber gerecht.
In meinen Augen ist es eine gute Entscheidung.
Als Historiker lässt mich diese Aussage etwas ratlos zurück, was hat denn die militärische Einzelleistung mit dem „Vernichtungskrieg“ zu tun?
Davon ab: Wenn man nahezu nichts über eine Person weiß, macht es wenig Sinn, sie als traditionsstiftend zu bezeichnen. Insgesamt finde ich die reflektierte Begründung daher durchaus schlüssig und den Auszug der Rede auch angemessen – insofern darf man dann auch die Emotionen herunterfahren.
Grunsätzlich: einwandfrei! 👏 Das neue Schild sieht einfach nur toll aus.
Aber wie hieß er denn nun? Diedrich oder Dietrich? Oder muß man sich das mit der Rechtschreibreform erklären?
Übrigens, Hans und Sophie Scholl konnten es! 😉 Ich selbst hatte aber auch Probleme als Teenie.
[Ich habe sowohl die Schreibweise Diedrich als auch Dietrich gefunden – allerdings Diedrich öfter. Wenn ich da endgültige Klarheit habe, werde ich das entsprechend hier anmerken. T.W.]
Ich halte die Entscheidung für falsch.
„Der bisherige Namensgeber, ein Feldwebel und Ritterkreuzträger der Wehrmacht, werde damit jedoch nicht verurteilt, betonte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis“.
Er verurteilt ihn aber quasi im gleichen Atemzug, Entschuldigung erheischend: „Doch vor dem Hintergrund des neuen Traditionserlasses vom Frühjahr 2018 und eines weiteren Gutachtens 2019 war klar … usw.
Politisch stromlinienförmig und korrekt und unnötig. „Erlasse“ sind auslegungsfähig. Die Chance hat GenLt Schelleis verpasst.
Apropos Erlass.
Ein Erlass ist eine Anordnung der Exekutive an andere staatliche Stellen oder an die Bevölkerung eines Landes.
In zahlreichen nicht Deutsch sprechenden Rechtssystemen wird von Dekret gesprochen, was durchaus obrigkeitsstaatlich daher kommt.
Noch deutlicher, es wird befohlen.
Kann Tradition eigentlich erlassen, angeordnet, verfügt werden? Tradition muss wachsen, über Jahrzehnte und Jahrhunderte. Obrigkeitsstaatliches in einer immer noch jungen Demokratie zeugt nur von eigener Mutlosigkeit sich soldatischen Tugenden des Kämpfers zu stellen.
Ein Minister, eine Ministerin, in der Absicht ALLES in Sachen Tradition einer Regelung zuzuführen ist ein demokratischer Anachronismus.
War das keine herausragende Waffentat und Führerleistung, die Bestand in und vor der Geschichte hat?
@ Dante
Panzerbrigade 42 „Brandenburg“, 2003 aufgelöst! Der Stab war in POTSDAM in der HAVELLAND-Kaserne. Nix mit dem Barbier, der übrigens aus Magdeburg stammte. Das Panzergrenadierbataillon 421 war in BRANDENBURG in der ROLAND-Kaserne stationiert. DRAN! DRAUF! DRÜBER!
Oh Gott, Beim ersten Hinsehen „Del-Metal“ Maserne gelesen und spontan gedacht: Macht die Bundeswehr jetzt auch schon Werbung für Sponsoren und Lieferanten?
Beim zweiten Blick dann richtig „Delme-Tal“ gelesen und sehr erleichtert gewesen… Ein geeigneter militär- oder geschichtsbezogener Name wäre sicherlich für eine Kaserne angemessen, aber der Standortname tut es auch. Es ist eine Kaserne, kein Einheitenname. Zu Otto Lilienthal zurückzukehren erschiene für eine Heereseinheit in der Tat als unpassende Wahl.
BTW, gibt es beim Ministerium oder der Bundeswehr eigentlich eine Liste potentieller Traditionsnamen, so als Hilfe für den Fall, daß noch etwas umbenannt oder neuerstmals benannt werden soll, oder ist das jetzt immer eine Einzelfallsuche vor Ort mit nachgelagerter Historikerbewertung?
Unser politisch korrekte Bundeswehr benennt gehorsam alles um. Gern landschaftsbezogen. Orte sind unverfänglich und auch sehr friedlich. Auch politisch korrekt. Meistens.
Krieger, Kämpfer und Warrior – nein Danke. In der Geschichte der Bundeswehr selbst gibt es nur sehr wenig Beispiele für Tapferkeit.
Die Wehrmacht ist tabu.
Der „deutsche Frontsoldat“ – aus beiden Weltkriegen auch tabu.
Die NVA – tabu.
Krieger der Verbündeten, ich weiß es nicht – vermutlich auch ungern genommen.
Beispiel Rommel – ein Ausnahmesoldat? Rommel – ein Vorbild für die Soldaten der Bundesrepublik? Nein, geht nicht.
Es gibt weitere Beispiele.
Kasernennamen spiegeln den neuen Zeitgeist wieder. Jeder schaut auf frühere Kasernennamen und betont: „Es gibt wahrlich bessere Vorbilder für junge Soldaten.
Neue Vorbilder für eine demokratische, der Friedenserhaltung dienenden Armee werden gefunden und verordnet, welche aber sprechen Soldaten wirklich an? Was also steht für die Bundeswehr von heute? Hat man keine Vorbilder, dann hilft der geographische Bezug. „Ostseekaserne“, „Dünenkaserne“, „Hafenkaserne“.
Wenn es konkret wird, folgen wir also zunehmend den pazifistischen Strömungen im Land.
Die Bundeswehr kann nach Überzeugung vieler pazifistisch orientierter Bürger allein den Zweck haben, den Frieden zu erhalten, das am besten ohne Gewalt, friedlich halt. Überall da, wo die Bundeswehr in Missionen zum Einsatz kommt, muss die Priorität sein, möglichst ohne Einsatz von Waffen friedenserhaltend zu agieren.
Kasernennamen sollen also gern zeigen, wie wichtig der friedfertige Charakter der Bundeswehr ist. Bundeswehr als Armee der Gewaltlosigkeit?
Da die Bundeswehr allerdings in weiten Teilen nicht einsatzbreit ist, können wir auch Blumennamen verwenden. “ Tulpenkaserne“
„Ich habe sein Handeln stets bei Gelöbnisfeiern für wehrpflichtige Soldaten unter Hinweis auf die Pflicht, „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“, als beispielhaft hervorgehoben, ohne den Krieg zu verherrlichen oder dessen Völkerrechtswidrigkeit zu verschweigen.“
GENAU deshalb ist die Umbenennung richtig. Wir leben in einer gottlob anderen Zeit und so kann ich damit sehr gut leben , dass eben diese Form des Wehrmachtsbezuges als nicht mehr passend abgeschafft wird. Finde ich sehr gut.
Diese ganze Scheindiskussion die hier und an anderen Plattformen geführt wird, zeigt auf sehr erschreckende Form, auf was sich leider viel zu viel junge Soldaten meinen beziehen zu müssen. Das ne Menge Wehrmacht wie eben auch 1 WK in Taktiken, Bezeichnungen etc drin ist, damit kann ich leben. Personen aber die damals treui gedient haben, sind eben keine Vorbilder. Für mich in nix, weil der falsche Arbeitgeber.Als lebenslanger Infanterist habe ich dafür kein Verständnis und so begrüße ich die Umbennung….wird Zeit bei solchen Sachen aus den Knobelbechern nicht nur weiter rauszuwachsen, sondern sie endlich auf der Haufen der Geschichte zu packen.
N alter Staber, der den Helm an den Nagel gehängt hat.
Eine Tradition beinhaltet immer auch Vorbilder, die auf exzellente Art und Weise die Eigenschaften verkörpern, die von den Mitgliedern einer Organisation verlangt werden. Eigenhändig 18 Kampfpanzer abzuschießen (und sich dabei ansonsten nichts zu Schulden kommen zu lassen), stellt zweifellos eine exzellente militärische Leistung dar. Einen solchen Namen sollte man nur dann canceln, wenn man jemanden an seine Stelle setzen kann, der eine größere militärische Tat vollbracht hat. Alternativ eignet sich auch ein Symbol, etwa der Ort einer wichtigen Schlacht. Das Delmetal steht hingegen für gar nichts. Die Botschaft an die Soldaten ist, dass man von ihnen nicht exzellente militärische Leistungen erwartet, sondern Anpassertum. Die frühen Schriften zur Inneren Führung haben dieses noch ausdrücklich verurteilt, weil deren Autoren wussten, wohin das führen kann.
@Neue Nelke
„Kasernennamen spiegeln den neuen Zeitgeist wieder.“
Ja, aber Traditionsbewußtsein erfordert den Respekt damaliger Entscheidungen (Bsp.: Tirpiz-Mole), ggf. mit Erläuterungen.
Wenn in einigen Jahren der AFG-Einsatz als nicht-traditionswürdig bewertet würde, würde man dann ebenfalls die Namen der dort Gefallenen und ggf. den Erinnerungsstein entfernen?
Ich halte es für falsch die Kaserne umzubenennen. Soldaten brauchen nunmal Vorbilder, die sich besonders im Kampf bewährt haben. Der Kampf gegen Aufständische in Afghanistan bietet dazu relativ wenige Vorbilder. So kommen diese zwangsläufig aus den beiden Weltkriegen, wo in einer Intensität gekämpft wurde, die sich heute keiner mehr vorstellen kann, die aber bei LV/BV durchaus wieder aktuell ist. Eine Tradition der Bundeswehr alleine oder hauptsächlich aus der Bundeswehr funktioniert allein deshalb schon nicht.
Der Bundeswehr wäre es also gut daran gelegen fundierte Traditionslinien angefangen bie den preußischen Reformern und dem Freiheitskampf gegen Napoleon aufzubauen und auch herausragende Kämpfer aus den Weltkriegen als Vorbilder herauszustellen, sofern diese nicht an Verbrechen beteiligt oder überzeugte Nazis waren. Feldwebel Lilienthal würde sich nach den aktuellen Informationen also eignen. So könnte die Bundeswehr bewusst Tradition lenken. Aktuell läuft es darauf hinaus, dass man bloß nirgendwo anecken möchte und eine sehr weichgespülte Linie fährt. Das läuft meiner Meinung allerdings dann darauf hinaus, dass sich Soldaten selbstständig Vorbilder, wie bspw. Wittmann suchen und das ganze damit in eine sehr falsche Richtung läuft.
@Mitleser – Eine solche Liste existiert mKn nicht. Es ist ja immer die Truppe vor Ort gefordert, einen passenden Namen vorzuschlagen, mit dem sie sich identifizieren kann.
In diesem Jahr steht ja wohl noch die Umbenennung der USLw in Appen an. Da haben die Kollegen der Luftwaffe doch mit Jürgen Schumanm einen äußerst würdigen Vorschlag gemacht. Und auch dort verdammt niemand Marseille, dessen fliegerische Expertise außer Frage steht. Ebenso wie die Tatsache, dass er einem verbrecherischen Regime diente.
Jede Zeit hat ihre Helden, in 100 Jahren wird man auf die heutigen schimpfen, eine geografische Beschreibung ist da recht unverfänglich. Das Thema Traditionserlass dürfte damit aber noch nicht abgeschlossen sein…
@ dirk wege Ich dachte da eher an die Spezialeinheit Brandenburg im Wk2 Und Friedrich Bollmann soll dort tatsächlich beim Angeln anno dunnemals fast ertrunken sein. Nun aber OT…..
Na, dann vielleicht eine einfachere Lösung, angelehnt an US-Straßenbezeichungen?
1 für Heer, dann die Kasernennummer
2 für Luftwaffe …
3 für Marine …
4 für SKB …
5 für ???
Zugegeben, wer 1, wer 5 – aber auch da wird es eine Lösung geben. Zuordnung nach den alten WBK? Oder Telefonvorwahlen oder PLZ … ?
Ich dachte immer, die Bundeswehr hätte Probleme, die an die Wurzeln gehen. Stichwort „Armee ohne Dach“ etc. Aber ja, „SARC OFF“ – natürlich!
Nur eine Frage @Neue Nelke; Wie weit ist der Weg vom heldenhaft an der Ostfront kämpfenden Panzerjäger Lilienthal zum Knabenchor von Rukla?
@Neue Nelke
„Kasernennamen spiegeln den neuen Zeitgeist wieder.“
Sie meinen den erlassenen, den befohlenen militärischen Zeitgeist. Sicher, der Erlass-Geber gibt den Zeitgeist vor. So lobt die IBuK sich das.
„Wär doch gelacht, wenn ich die Truppe nicht umbiege“?
Gute und wichtige Entscheidung!
Die Bundeswehr ist die Armee der Bundesrepublik Deutschland und hat ihre eigene Geschichte. Und genau diese Geschichte sollte auch weiter geschrieben werden.
@DD
Sie bringen es auf den Punkt. Allerdings würde ich den Beginn der Traditionslinien noch vor den Befreiungskriegen ansetzen. Graf Baudissin begann in seiner Herleitung der Tradition der Bundeswehr beim Rittertum bzw. beim Ritter als dem „Urbild des abendländischen Soldaten“.
.Es ist für mich mittlerweile lächerlich was dieser Traditionserlass auslöst.
Werden wir demnächst auch die Bismarck-Kaserne umbenennen, es könnte sich ja irgendjemand daran echauffieren, dass es ja auch ein Schlachtschiff mit diesem Namen gegeben hat? Schließlich gibt es auch folgendes von ihm:
„Bismarck und die Juden« seine Rede vor dem vereinigten preußischen Landtag vom 15. Juni 1847 zitiert. Dort sagte er: »Ich bin kein Feind der Juden … Ich liebe sie sogar unter Umständen. Ich gönne ihnen auch alle Rechte, nur nicht das, in einem christlichen Staate ein obrigkeitliches Amt zu bekleiden.“
Wie wäre es mit Major-Florian-Pfaff-Kaserne. Ein standhafter Soldat, der einen rechtswidrigen Befehl nicht ausgeführt hat, der gegen alle Widerstände und Sanktionen gekämpft hat und dieses vom Bundesverwaltungsgericht Leipzig bestätigt bekommen hat. Ein Mann, der in bester Tradition der „Inneren Führung“ des Grafen Baudessins und des Soldatengesetzes handelte.
Mit dem hier zu beobachtendem Gehorsam der Generalität kommt ein Spiralprozess weiter in Gang, in dem die Position gestärkt wird, politische Vorgaben, wie Umbenennung von Kasernennamen, als Mehrheitsmeinung bejubelt wird.
Satt klarer Bekenntnis, dass Soldaten reale Vorbilder wollen, Menschen, die spezifischen Risiken des Soldatenberufs ehrenvoll trugen, nun zunehmend rigorose Moralisten, die ihr Leben mit absolut politisch korrekten Ansichten über die Welt zutapezieren.
Wer noch Karriere machen will gerät, wird sofort unter Druck gesetzt, sich zu denselben Werten zu bekennen.
Offiziell werden nun die neuen Kasernennamen begrüßt, wenn man unter sich ist, wird anders gesprochen. Soldaten wollten und wollen oft Kasernennamen behalten.
Davor werden die Augen verschlossen.
Der Imperativ der Angepasstheit ist eine Zumutung. Plötzlich finden alle, dass „überfällig“ wäre, die letzten nach Wehrmachtssoldaten benannten Kasernen umzubenennen.
Deswegen will das BMVg gute, nein perfekte historische Beispiele für Tradition. Geeignet sei alles, was „zeitlos gültige soldatische Tugenden“ verkörpere, also etwa „Tapferkeit, Ritterlichkeit, Anstand, Treue, Bescheidenheit, Kameradschaft, Wahrhaftigkeit, Entschlussfreude und gewissenhafte Pflichterfüllung“ oder auch „militärische Exzellenz“ wie „herausragende Truppenführung“. Vorbilder für Verantwortungsbewusstsein und Pflichtgefühl. Führung von vorne und eigenes Vorbild.
Solche Beispiele mit Bezug zu den ausschließlich „sauberen“ Phasen der Geschichte zu finden, ist schwer. Zahlreich sind sie nicht.
Bald werden im Umbenennungswahn die viele alten Wehrmachtssoldaten, die die Bundeswehr nach dem Krieg mit aufgebaut hatten, auch nicht mehr traditionswürdig sein.
Anstelle sich mutig diesen Dingen zu stellen, das Gespräch, die Debatte zu suchen, findet man wachsweiche Heimatbezüge. „Stadt – Land – Fluß“ für Kasernen.
Das Prinzip Angepasstheit ist also weiter auf dem Vormarsch. Sich gegen den vermeintlichen Konsens zu stellen ist mühsam, oft unmittelbar mit unangenehmen Folgen verbunden und erfordert aktives, oft mutiges Handeln. Doch wir wissen, bei der Personalauswahl setzen unsere Führungskräfte immer noch auf angepasste Unterstellte. Leider.
Geografische Bezüge im Namen sind m.M.n. gut, wobei bei der Diskussion hier im Büro die Frage aufkam, ob Kasernen überhaupt Namen brauchen, Das Argument war, das die Post auch nur Nummer (PLZ) braucht um etwas zu adressieren und wer hätte nicht gerne einen Patch mit der Aufschrift „Area 51“.
Blücher Kaserne oder noch besser Akademie!
Wo darf ich unterschreiben?
Aber bedaure , militärische „Leistungen“ im Dienste einer der verbrecherischsten Sachen der Menschheitsgeschichte kann ich nicht von der Sache trennen.
Daher fehlt dieser Leistung jene Komponente, die sie IMPOV vorbildhaft macht.
Können und Furchtlosigkeit genügen dafür mMn nicht.
Wer Krieger als Vorbild will, Otto I oder der rote Konrad vielleicht?
Oder vielleicht die Spartiaten ?
Kasernen einfach durchnummerieren ?
Der Bezug der Soldaten vor Ort zum Kasernennamen ist doch durch die vielen Umwidmungen oft längst verloren. (Bsp. SanRegiment in einer Rommel-Kaserne ohne Panzer (da ist es bislang nur die Gemeinde, die den Namen behalten will))
Mittlerweile finde ich diese Diskussion, ob Name ja oder nein, welcher Bezug etc. sehr ermüdend. Ich habe als (damals noch) Wehrpflichtiger Mitte der 80er in Adelheide gedient. Die Namensgebung und ihr Hintergrund war ein-/zweimal in der Erwähnung in PolBil oder anderen Vorträgen. Irgendwie hat das meine soldatische Einstellung auch nicht beeinflusst. Wie den meisten Soldaten war mir der Name der Kaserne ziemlich egal, ist er heute auch noch. Also Traditionsbildung gleich null.
Selbst in den USA fängt man an, seine Kasernen und Liegenschaften umzubenennen und die „Helden“ der Konföderation auf den Parkplatz der Geschichte zu befördern. Manche Dinge funktionieren einfach nicht mehr oder sind gesellschaftlich nicht opportun.
Hm, Bilderstürmer unterwegs? Diesen Verdacht hatte ich bereits, als im voraus eilenden Gehorsam die „Helmut Schmidt-Uni“ umgetauft wurde! Diente er doch in der Wehrmacht. Und das geht für manchen links-grünen Gutmenschen gar nicht. Auch wenn H.S. ein ausgewiesener Demokrat war…Geistes-Zensur wie zu Zeiten des 3. Reiches oder DDR!
[Was hier nicht läuft, sind falsche Behauptungen. Solche fake news wie dass angeblich „im voraus eilenden Gehorsam die ‚Helmut Schmidt-Uni‘ umgetauft wurde“ lassen wir hier. Und nein, die Debatte über ein kritisiertes Bild, die dazu von den einschlägig interessierten Kreisen auch noch verzerrt wiedergegeben wurde, führen wir hier nicht. T.W.]
Wenn explizit „keine Verurteilung“ des Namensgebers erfolgte – mit anderen Worten, wenn sich Lilienthal nichts hatte zuschulden kommen lassen –, so ist diese Umbenennung also ein Ausdruck bloßer Bürokratie. So befördert man keine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, sondern würgt sie ab.
Einen Nährwert in puncto politische Bildung bietet die Maßnahme auch nicht; sie verwischt nur den Blick auf das rechte Maß. Kriegsverbrechern und überzeugten Nazis den Rücken zu kehren, war richtig und überfällig – aber wenn an der Person Lilienthals nicht auszusetzen ist, so ist seine Erklärung zur Unperson unsinnig.
Eine im Kern sinnvolle Kampagne gerät somit mehr und mehr in den Geruch politischer Korrektheit – nicht anders, als wenn ein Schokokeks nicht mehr „Afrika“ heißen darf, weil dies rassistisch sei. Und dass ein Abstimmungsergebnis übergangen wurde, dürfte antidemokratische Tendenzen eher fördern als bekämpfen.
Ich stimme @Pio-Fritz sagt: 18.06.2021 um 9:03 Uhr in EINEM zu, nämlich dass das ganze sehr ermüdend ist.
Was die Truppe von solchen Umbenennungen hält, hat die 2/3 Mehrheit der Soldaten der Kaserne in 2017 gegen eine Umbenennung ja gezeigt und auch an anderer Stelle sind die Abstimmungen ja vergleichbar (siehe die Befragung in Rotenburg).
Das das dann doch immer wieder ignoriert wird, zeigt, dass die Führung von der ursprünglichen Idee „Tradition muss von unten wachsen“ wenig hält und das hierbei die Mitbestimmung der Inneren Führung schneller über Bord geworfen wird, als man bis 3 zählen kann.
Und was mich hier besonders betrübt, ist das man noch nicht einmal wie in Rotenburg aus der Not eine Tugend gemacht hat und einen guten Namen gesucht hat. Einen Namen mit dem vielleicht endlich mal die Bundeswehreigene Tradition gestärkt worden wäre. Aber naja geographische Bezeichnungen haben ja so unglaublich viel mit Tradition zu tun.
Geschenkt :(
@Jan-Peter Brodersen sagt: 18.06.2021 um 1:21 Uhr
„Wie wäre es mit Major-Florian-Pfaff-Kaserne.“
LOL, im ersten Moment gibt bei mir der Puls hoch und ich wollte schon kommentieren, bis ich erkannte, dass Sie das ironisch gemeint haben. Kudos!
@Muck
„Wenn explizit „keine Verurteilung“ des Namensgebers erfolgte – mit anderen Worten, wenn sich Lilienthal nichts hatte zuschulden kommen lassen –, so ist diese Umbenennung also ein Ausdruck bloßer Bürokratie. So befördert man keine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, sondern würgt sie ab.“
Die Entscheidung, eine Person als traditionswürdig für die Bundeswehr zu betrachten, hat in der Tat nicht unbedingt etwas damit zu tun, sie zu verurteilen. Das war aber schon immer so, dass eben Traditionswürdigkeit etwas ganz Anderes ist als eine fachlich-historische Evaluation der Person und wiederum z.B. auch Gedenken oder das Heranziehen einer historischen Begebenheit zur Vermittlung eines handwerklichen Lehrinhalts.
Diese Differenzierung wird aber in der Diskussion häufig vergessen. Sie nehmen völlig zu Unrecht an, dass die bloße Tatsache, nicht zur Traditionspflege geeignet zu sein, Lilienthal zur „Unperson“ erklärt.
Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte im Rahmen der Bundeswehrtradition ist übrigens auch nur dann hilfreich, soweit es sich eben um eine sinnstiftende Auswahl daraus handelt. Im Traditionserlass ist entsprechend auch ausdrücklich festgeschrieben: „Tradition ist nicht Geschichte […]“.
Eines ist jedenfalls für mich wichtig: Die Bundeswehr ist die Streitkraft der Bundesrepublik Deutschland. Hier liegt ihre Daseinsberechtigung verankert, bei ihrer Gesellschaft und ihren Werten. Es ist essentiell, dass eben die militärische Tradition diese Bindung und diese Realität in den Mittelpunkt stellt und nicht zum rückwärtsgewandten Klammern an Personen und Taten verkommt, die gar nichts mit diesem Selbstverständnis zu tun haben.
Wer übrigens denkt, dass die militärische Leistungsfähigkeit tatsächlich wesentlich von einem solchen verkorksten und sich selbst verleugnenden Traditionsbewusstsein abhängt, der irrt sich mMn ganz entscheidend. Wesentlich für die Einsatzbereitschaft und Fähigkeit im Kampf zu bestehen sind hervorragende Ausbildung, Ausrüstung, Führung sowie Klarheit hinsichtlich Sinn und Zweck des Ganzen.
All das können Bundesrepublik und Bundeswehr ihren Soldaten liefern ohne bei ihren Kasernennamen an weitgehend unbekannten Wehrmachtsfeldwebeln zu klammern. Es wäre teils jedenfalls besser, auf die genannten Bereiche die beachtenswerte Mühe aufzuwenden, die von vielen Seiten für diese Lilienthal-Diskussion aufgewandt wurde.
@ Dante
Ich war lange Zeit in BRANDENBURG AN DER HAVEL stationiert. Ich weiß, worauf Sie hinauswollten. Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass es eine Brigade „BRANDENBURG“ schon mal gab. Mit der KURMARK-Kaserne in STORKOW gibt es auch Trödel. Da war auch was mit der Wehrmacht, wenn ich mich recht erinnere. In Coburg hat man mit der Benennung von einer Straße nach Max Brose weniger Probleme. Na Hauptsache, das Geld stimmt.
@ S Peters
„Im Traditionserlass ist entsprechend auch ausdrücklich festgeschrieben: „Tradition ist nicht Geschichte […]“.“
für so was gehört der Schulabschluss des Verfassers in den Schredder geworfen und der von jedem der es zitiert gleich hinterher.
Wen schon auf dieser Argumentationsschiene, dann „Tradition ist nicht nur unsere Geschichte“.
Wobei das für die Bundeswehr auch nicht zu treffen kann, habe ich doch live erlebt wie im Camp Marmal die Name „Leonidas“ „Spartianer“ und „Barbara“ überpinselt werden mussten auf TPz´s. Während der Norwegische TPz „Darth Vader“ schon den Zweitnamen „Unsterblicher“ hätte bekommen können so oft wie der schon wieder instandgestetzt worden ist. Da hat sogar das Taliban Auge getränt, den mit jedem 10€ Fernglas konnte man beobachten wie dieser nach mühsamen kaputt sprengen mit jedem Tag wieder mehr und mehr in Leben und Dienst zurückkehrte.
MfG Sebastian
@Markus
„Die Bundeswehr ist die Armee der Bundesrepublik Deutschland und hat ihre eigene Geschichte. “
Die Bundeswehr hat nicht bei Null angefangen, sondern wurde fast ausschließlich von Soldaten aufgebaut, die zuvor in Reichswehr und Wehrmacht gedient hatten, die wiederum von der preußischen Tradition geprägt waren, und die wiederum hat noch ältere Vorläufer.
Tradition umfasst auch das Erfahrungswissen einer Organisation und die vielen praktischen Antworten, mit denen sie den an sie gestellten Forderungen begegnet. Dass es in diesem Sinne eine Traditionslinie zwischen Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr gibt, ist eine Tatsache. Dies zu leugnen, wäre Geschichtsklitterung. Wem diese Tradition nicht passt, der müsste die Bundeswehr komplett neu aufstellen.
Es gibt gute Gründe für einen vollständigen Bruch mit der NS-Ideologie, aber vor seiner eigenen Geschichte kann man nicht fliehen oder so tun, als existiere sie nicht. Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann hat sich viel mit diesem Thema beschäftigt und wies darauf hin, dass man letztlich keine Wahl habe, als sich der eigenen Geschichte zu stellen. Wo dies gelungen ist, hat man an die guten Elemente des Vergangenen angeknüpft und aus den schlechten Lehren gezogen, so dass sie sich nicht wiederholen. Die FDGO braucht die besten Verteidiger, die sie bekommen kann, und diese brauchen die besten soldatischen Vorbilder, die es in der deutschen Geschichte gab.
Wenn hatte eigentlich der einfache Wehrmachtssoldat als Vorbild, bevor der 2. Weltkrieg losging, Soldaten aus der Reichswehr vielleicht oder gar der kaiserlichen Armee, obwohl der Krieg sich doch so deutlich Unterschied?Fall es zum Lv/Bv kommen sollte, werden durch den Krieg selbst noch genug Helden geschaffen und wenn nicht kann man welche erfinden ( Hitler wurde ja auch Kriegdheld dargestellt). Der nächste größere Krieg wird vermutlich sowieso kaum noch Helden brauchen, da die Technik schon sehr weit fortgeschritten ist und immer mehr automatisch ablaufen wird. Es ist außerdem merkwürdig einerseits die mil. Führung zu kritisieren, die nach Meinung bloß der Politik/Zeitgeist folgen und anderseits Soldaten die auch nur bloß dem “ damaligen Zeitgeist “ gefolgt sind oder nur Befehlen gehorcht haben, zu loben. Eigentlich muss man nicht erwähnen, dass auch wenn der Soldat in keinster Weise sich an Kriegsverbrechen sich beteiligt hat, doch durch seine Taten im Krieg, es ermöglicht das die Verbrechen im Hintergrund weitergehen können.
Und noch was anderes. Wieso statt “ drittklassigen “ Heldentaten von Bundeswehrsoldaten oder “ zweitklassiger “ Heldtaten von Wehrmachtssoldaten, wieso nicht den Horizonterweitern und sich erstklassige Helden wie Samson zum Vorbild nehmen. Er scheint sich statt um sein Amt ( Richter von Israel) zu kümmern ( vermutlich unpolitisch) mehr Interesse an Frauen gehabt zu haben und hat nachdem er gefoltert ( daher das Recht auf seiner Seite ) wurde mit etwas Muskelkraft und viel Glauben, ein Haufen Feinde mit in den Tod gerissen. Mir kam leider ein Forist zuvor was historische Helden angeht
@Schaddedanz
Tradition ist nun einmal zu unterscheiden von bloßer Historie und Archivführung. Ich habe ja erklärt, dass es eben um die Auswahl sinnstiftender geschichtlicher Vorbilder geht. Und das ist schon ein großer Unterschied im Vergleich zu reiner Geschichte gesehen als bloß faktische Reihung der Ereignisse. Das können Sie gerne nachlesen, der Erlass ist da recht eindeutig und auch in sich schlüssig.
Und es so, dass ein Feldwebel Lilienthal nun einmal eine militärisch hervorstechende Leistung vollbracht hat, was aber ja von hunderttausenden anderen Menschen in der Geschichte auch vollbracht wurde. Nur das reicht nicht aus um eine der Bundeswehr angemessene Tradition stiften zu können, denn man hat sich bewusst entschieden eben mehr zu fordern und zu sein als nur handwerklich gewandt; sondern will eben Soldaten mit einer an den Werten der Verfassung orientierten geistigen Haltung, einen Staatsbürger in Uniform.
Das ist das Ziel und wer das nicht mag muss sich meiner Ansicht nach die Frage stellen ob er dann in die Bundeswehr passen kann. Denn das ist eigentlich sehr klar definiert trotz gewisser Altlasten wie diesen Wehrmachts“helden“, nach denen einige Standorte noch benannt sind. Ich denke auch, dass man durch falsches Klammern an diesen Figuren und Namen auch neue Soldaten verwirrt und die eigentlich schlüssige Traditionsauffassung verwässert.
@Markus
Sie vertauschen leider auch die Begriffe Tradition und Geschichte.
Selbstverständlich gibt es eine geschichtliche Verbindung zwischen Wehrmacht und dem Figurenkreis, der wesentlich am Aufbau der Bundeswehr beteiligt war. Das leugnet doch niemand. Aber diese Verbindung impliziert ja für sich genommen in keinster Weise die Existenz einer pflegenswerten Tradition, denn die ehemalige Mitgliedschaft in der Wehrmacht an sich stiftet den Streitkräften der Bundesrepublik Deutschland ja überhaupt keinen Sinn, was eben aber Kern einer Traditionswürdigkeit wäre.
Es hat also auch gar nichts mit Geschichtsklitterung oder -leugnung zu tun, entsprechend gepflegte Traditionen nicht fortzuführen bzw. nicht zuzulassen.
Sie schreiben, die bestmöglichen Verteidiger der FDGO bräuchten die besten soldatischen Vorbilder. Das stimmt. Jetzt müssen Sie nur noch den (allerdings ganz essentiellen) gedanklichen Schritt hin zur Erkenntnis tun, dass die besten soldatischen Vorbilder eben nicht solche Menschen sind, die sich willig und unkritisch im Dienste eines verbrecherischen Krieges verheizen ließen.
@ S Peters: Wonne! oder auch BZ
Hypothetischer Dialog zwischen Soldat BW und Soldat befreundete Nation, der ich wegen irgendwas in Kaserne von Soldat BW aufhält (ich nehme mal ISR):
Soldat ISR: „Wieso heisst Eure Kaserne eigentlich „Feldwebel-Lilienthal-Kaserne“?
Soldat BW: „Feldwebel Lilienthal ist ein Vorbild in soldatischen Leistungen, Mut und Pflichterfüllung gewesen.“
Soldat ISR: „Ah, interessant. Er war Soldat der Bundeswehr, nehme ich an?“
Soldat BW: „Äh, nein, Wehrmacht.“
Soldat ISR: „Ah, uppsi. Was hat er denn gemacht?“
Soldat BW: „ Es gelang ihm u.a., 18 feindliche Panzer zu vernichten. Eine auch nach den Maßstäben des damaligen Vernichtungskrieges eine schier unglaubliche Einzelleistung. Von seinen Vorgesetzten wurde er ob seines Pflichtbewusstseins, seines unbedingten Kampfeswillens und seiner großen Tapferkeit gelobt.usw usf…“
Soldat ISR: „Ach so. Aber ihr erinnert jetzt nicht lediglich deswegen heute noch an ihn, weil er gut im russische Panzer ausknipsen in Hitlers Vernichtungskrieg an der Ostfront war? Ist ja klar, dass er selber als junger Kerl sich das nicht komplett aussuchen konnte, aber jeder Erfolg der Wehrmacht hat am Ende diesen unsäglichen Krieg und die Nazi-Herrschaft doch nur verlängert – da muss doch noch irgendwas anderes sein, was ihn würdig macht, heute noch Namenspatron zu sein?
Soldat BW: „……. (lange Denkpause)…“
Solange Soldat BW dann nichts substanzielles zum Antworten hat, finde ich eine Umbenennung sinnvoll.
(Ja, dass manche Soldaten befreundeter Nationen manchmal überraschend entspannt mit dem Thema Wehrmacht ungehen, ist klar. Ändert für mich nichts. Das kann man übrigens auch auf eine Situation mit deutschem Gesprächspartner beziehen, der die gleichen Fragen stellt.
Schönes Schild. Ich dachte bei Del-Metal allerdings zuerst an eine mir bisher unbekannte Musikrichtung…wozu die Metallschrift dann auch gut passt ;-)
Das Problem ist doch, dass wir hier wieder einmal eine typisch deutsche Vorgehensweise an den Tag legen.
Etwas ist nur dann „traditionswürdig“ wenn es perfekten oder zumindest weitgehend perfekten Maßstäben genügt.
Zwar sagt der Erlass, dass man eine ganzheitliche Bewertung einer Person vornehmen muss, aber ausgenommen Rommel (bei dem das tatsächlich geschah) nutzt die Bundeswehr das nicht.
Alleine die „umfassende“ Definition von Traditionswürdigkeit, es jemand muss schon mindestens überlebensgroß gewesen sein und die FDGO als ganzes weitergebracht haben… Pfff, vollkommen unrealistisch.
Vielleicht wäre es einfacher Tradition als das abstrakte zu betrachten, eben die „großen“ Linien wie Widerstand, Preußen, Auftragstaktik, menschwürdige- und menschengerechte Führung von Untergebenen etc.
Bei Menschen im Einzelfall aber mit viel engerem Fokus von „Vorbildern“ zu sprechen.
Es kommt noch hinzu, dass Soldaten sich psychologisch viel einfacher mit jemand identifizieren können anhand konkreter und einzelner Taten, als auf der Basis eines umfassenden, dass gesamte Leben und alles Gutachtens.
Um es mal hier am Fw Lilienthal zu sagen: es ist doch viel einfacher einem Landser oder einem jungen Uffz/Offz jemand anhand persönlicher Tapferkeit soldatische Tugenden vor Augen zu führen als mit abstrakten und übergreifenden Konzepten.
Nun muss man sagen, dass diesen Fehler nicht die Bw alleine macht, die Bundesrepublik tut sich ja aus vergleichbaren Gründen so schwer einen vernünftigen, tragenden Nationalethos aufzubauen, weil wir viel zu weit versuchen zu greifen und nicht akzeptieren, dass sich eine große Idee aus vielen kleinen begreifbaren Teilen zusammensetzt.
@Koffer sagt: 18.06.2021 um 16:55 Uhr
Das Problem ist doch, dass wir hier wieder einmal eine typisch deutsche Vorgehensweise an den Tag legen.
Etwas ist nur dann „traditionswürdig“ wenn es perfekten oder zumindest weitgehend perfekten Maßstäben genügt.
…
Auch diese gibt es. Selbst im 3. Reich. Ich erinnere an Oberst Gerhadt Katsch, genauer Oberstarzt Professor Katsch, Soldat im 1. und 2. Weltkrieg, u. a. verwundet an der Somme, der Ende April 1945 als dienstältester Sanitätsarzt zusammen mit dem Standortältesten und dem Dekan der Universität Greifswald kampflos an die Rote Armee übergab und damit viele Leben rettete, Zivilisten wie Militärangehörige, unter erheblicher Gefahr für sein eigenes. Es gab noch genug deutsche Soldaten, die ihre Pflichterfüllung in der Treue zum Führer sahen und mit Parlametären kurzen Prozeß machten. Außerdem hat er im 3. Reich jüdischen Kollegen zur Emigration verholfen und sich in der DDR für Bürgerrechtler eingesetzt. Von seinen Verdiensten um das Gesundheitswesen ganz zu schweigen. Eine nach Historikermeinung ohne Einschränkungen traditionswürdige Persönlichkeit.
Könnte man sich vielleicht vormerken, falls für eine Saneinheit oder ein Bundeswehrkrankenhaus mal ein Name gesucht wird.
Also: Ja, es gibt neben Stauffenberg noch andere traditionstaugliche Personen in der jüngeren deutschen Geschichte, sogar in der Wehrmacht.
Die BW schafft sich mal wieder selbst ab. Voraussetzung der Schaffung der BW waren die Ehrenerklärungen von Adenauer, und Gen. Eisenhower für die Wehrmachtssoldaten, die ehrenvoll für Deutschland gekämpft haben. Wäre die BW dabei geblieben, so hätten wir bis heute fast keine Diskussionen über die Umbenennung von Kasernen und Marinehäfen. Denn der Namensgeber hatte ehrenvoll für Deutschland gekämpft, indem er 18 russische Panzer vernichtet hat. Hinweise darauf, daß er ein Nazi war, hat die BW trotz „Gutachten“ offensichtlich nicht gefunden. Zu Recht hat General Hansen den Feldwebel für sein vorbildliches Verhalten gelobt. Mit der Namensänderung macht sich die BW deshalb lächerlich und undemokratisch ist die Umbenennung erst Recht, nachdem die Soldaten mehrheitlich gegen die Umbenennung waren. Mit Staatsbürger in Uniform verträgt sich die Umbenennung deshalb mal wieder nicht. Vielmehr beweist der Vorgang, daß die oftmalige Behauptung der BW, daß die Umbenennungen von unten ausgehen sollen oder würden, mal wieder nicht stimmt. Der Feldwebel kann sich nicht mehr zur Umbenennung seiner Kaserne äußern, niemand ernsthaftes hat sich an dem Namen gestört, Lächlerlich ist auch, daß hier ein neuer Name gewählt wird, obwohl mit Boelke und Otto Lilienthal zwei frühere, untadelige Namen zur Verfügung standen.
[Die Bundeswehr schafft sich selbst ab, weil eine Kaserne nicht mehr nach einem Wehrmachtssoldaten benannt ist? Können wir mal zur Realität zurückkehren? T.W.]
@ Koffer sagt:
18.06.2021 um 16:55 Uhr
„ Nun muss man sagen, dass diesen Fehler nicht die Bw alleine macht, die Bundesrepublik tut sich ja aus vergleichbaren Gründen so schwer einen vernünftigen, tragenden Nationalethos aufzubauen, weil wir…“
Das eigentliche „weil wir“ ist doch: Weil die verbrecherischen Nazi-Unmenschen die Schraube des Nationalethos völlig überdreht hatten. Nach fest kommt eben ab.
@Mitleser sagt: 18.06.2021 um 19:50 Uhr
„Also: Ja, es gibt neben Stauffenberg noch andere traditionstaugliche Personen in der jüngeren deutschen Geschichte, sogar in der Wehrmacht.“
Dem möchte ich ja gar nicht widersprechen (wobei das mit den Bürgerrechtlern uns ja in der Bw nicht weiterbringt), aber mein Punkt war doch: das ist der falsche Weg!
Nichts gegen die „Verehrung eines Heiligen“, das braucht man auch. Aber bevor wir für 100 Kasernen 10 Heilige finden wären mir die 90 „einfachen“ Vorbilder viel wichtiger. Ist einfach eine Frage der Reichweite ;)
Und verstehen Sie mich nicht falsch: DIE Tradition muss natürlich etwas perfektes, heiliges, überhöhtes haben um emotional zu tragen. Aber die vielen kleinen Bausteine dahin können doch menschlich sein!
@Landmatrose3000 sagt: 18.06.2021 um 20:35 Uhr
„Das eigentliche „weil wir“ ist doch: Weil die verbrecherischen Nazi-Unmenschen die Schraube des Nationalethos völlig überdreht hatten. Nach fest kommt eben ab.“
Damit mögen Sie in der Analyse ja recht haben, aber es bringt uns halt nicht weiter im hier und jetzt!
@S Peter
Zum Stichwort „willig und unkritisch“: Feldwebel Lilienthal wurde im Rahmen der Wehrpflicht zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen. Dafür, dass er den NS-Staat unkritisch gesehen hätte, gibt es keinerlei Hinweise. Die bekannten Fakten lassen solche Pauschalurteile nicht zu.
Und wenn nur „Soldaten mit einer an den Werten der Verfassung orientierten geistigen Haltung“ als traditionswürdig anerkannt würden, wäre dies paradoxerweise eine Annäherung ausgerechnet an das NS-Traditionsverständnis, das nur den „politischen Soldaten“ als traditionswürdig anerkennen wollte. Zugleich wäre ein solches Traditionsverständnis ahistorisch, da man sich vor 1949 gar nicht an der erwähnten Verfassung hätte orientieren können. Außerdem wäre es unehrlich, weil die real vorhandenen Wehrmachtstraditionen in der Bundeswehr ja weiterbestehen würden, auch wenn man gerne so tut, als habe man 1955 alles neu erfunden.
Wenn der gegenwärtig um sich greifende Purismus und Moralismus anhalten, macht sich die Bundeswehr zum Spielball von Aktivisten, die immer wieder neue Bezüge zur Wehrmacht und zu Schlimmerem finden werden, weil diese bis in die Gegenwart integraler Bestandteil der Bundeswehr sind, ohne etwas mit der NS-Ideologie zu tun zu haben. Die Väter der Inneren Führung empfahlen aus eigener Erfahrung übrigens vor allem eine preußische Tradition hochzuhalten, die im NS unerwünscht war, nämlich den Mut, der öffentlichen Meinung zu widersprechen und nicht über jedes Stöckchen zu springen, das einem hingehalten wird.
Kein Wehrmachtssoldat und keine „Leistung“ der Wehrmacht, kann Traditionsstiftend für die Bundeswehr sein. Die Umbenennung ist überfallig.
@ Bo sagt: 18.06.2021 um 21:46 Uhr
„Kein Wehrmachtssoldat und keine „Leistung“ der Wehrmacht, kann Traditionsstiftend für die Bundeswehr sein. Die Umbenennung ist überfallig.“
Absolutism sind nach meiner Erfahrung fast immer schlecht.
Ich halte Ihnen mal drei Beispiele entgegen.
– Ludwig Beck (Kaiserreich, Reichswehr, Wehrmacht)
– Johannes Steinhoff (Wehrmacht und Bundeswehr)
– Vertrauenspersonen (Kaiserreich, Reichswehr, Wehrmacht, Bundeswehr)
@Closius
Science marches on
@Koffer
Dann sollten wir auf den perfekten Soldaten auch verzichten.
Nett wenn man ein brilliantes Vorbild haben kann, aber ich wäre mit einem mehr als zufrieden gewesen, das weniger brilliant aber dafür mehr auf der ethischen Seite zu bieten hatte als von Feldwebel Lilienthal bekannt ist
@Gandamack
Also alles was wir über Feldwebel Lilienthal wissen ist das er im Dienst des 3ten Reiches militärische Leistungen vollbracht hat!
Das ist im Kontext der Verbrechen von Wehrmacht und des 3ten Reiches jetzt IMPOV nicht so vorbildhaft.
Die Taten fanden in einem Kontext statt
@ThoDan sagt: 19.06.2021 um 12:23 Uhr
„Dann sollten wir auf den perfekten Soldaten auch verzichten.“
Wenn es ihn gibt, gerne. Wenn nicht, gebe ich mich bereits mit „vorbildhaft“ im bestimmten „Teildimensionen“ zufrieden.
Man muss ja immer bedenken wofür das alles da ist. Tradition, Vorbilder, Erzählungen, etc. haben in der Armee einen ganz praktischen Auftrag. Sie sollen die Armee schlagkräftiger machen.
Wenn man ein vollkommen überhöhtes, theoretisches Konstrukt verfolgt, dann wird es damit weder greifbar noch handhabbar. Ergebnis: es wirkt nicht!
Also: begrenztere Ziele setzen, weniger „deutsch perfektionistisch“ sein. Pragmatischer im Einzelfall ohne den hohen Anspruch für die „Gesamterzählung“ auch nur irgendwie einzuschränken.
Wann endlich wird eine Kaserne der Bundeswehr nach OTL Andreas von Mirbach (1931 – 1975) benannt? Er war jener deutsche Stabsoffizier, der bei der Geiselnahme von Stockholm von Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) ermordet wurde. Oberstleutnant von Mirbach opferte sein Leben für unsere Grundwerte Recht, Freiheit und Menschenwürde. Ehre seinem Andenken!
Ich bin ja gespannt, ob die Rettberg-Kaserne in Eutin nun nach OTL Stephan Leistenschneider (+ 2010) benannt wird.
Zu guter Letzt meine uneingeschränkte Anerkennung an die Bundeswehr: Vor genau fünf Jahren, zum 70. Jahrestag des Angriffs auf die SU, wurde die Kaserne in Blankenburg (Harz) neu benannt nach Feldwebel Anton Schmid (1900-1942).