Bundeswehr verkleinert Kontingent für Corona-Amtshilfe – Aber mit hoher Einsatzbereitschaft

Die Bundeswehr wird ihr Kontingent zur Unterstützung ziviler Behörden in der Coronavirus-Pandemie ab dem 1. Juli auf 15.000 Soldatinnen und Soldaten reduzieren, aber für weitere Unterstützung in hoher Bereitschaft bleiben. Aktuell ist die Truppe noch mit rund 8.400 Soldaten in der Amtshilfe zur Unterstützung tätig.

Die Verringerung der Zahl von Soldatinnen und Soldaten, die die Bundeswehr in der Pandemie vorhält, hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bereits vor gut drei Wochen angekündigt. Angesichts sinkender Fallzahlen und Inzidendenzen sollte das Corona-Kontigent, das im März 2020 mit rund 15.000 Soldaten aufgestellt worden war, nach zwischenzeitlicher Erhöhung auf 25.000 Soldaten im Februar dieses Jahres wieder auf 15.000 verringert werden.

Im Gegensatz zu den Anfangstagen, als ein Teil der damals 15.000 Soldatinnen und Soldaten in einer Zwei-Wochen-Bereitschaft stand, sollen jetzt aber 12.000 Soldaten innerhalb von zwei Tagen für die Amtshilfe einsatzbereit bleiben, die übrigen 3.000 als Reserve in Fünf-Tage-Bereitschaft. Der stellvertretende Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Jürgen Weigt, begründete das am (heutigen) Dienstag damit, dass es bei möglichen neuen Anfragen nach Bundeswehr-Unterstützung auf eine schnelle Reaktionsfähigkeit ankomme.

Aktuell sind nach Weigts Angaben derzeit 8.100 Soldatinnen und Soldaten aus allen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen in der Amtshilfe aktiv, außerdem weitere 270 Spezialisten aus dem Sanitätsdienst. Den größten Anteil habe derzeit die Unterstützung der Impfzentren mit rund 2.800 Soldaten und die weitere Amtshilfe in Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung. In den vergangenen Monaten waren insgesamt zeitweise doppelt so viele Soldaten im Einsatz gewesen.

Die Bundeswehr wird sich nach den Worten des Generalleutnants in den nächsten Wochen nicht plötzlich aus ihrer Unterstützung in der Pandemie zurückziehen. Es werde eine gemäßigte Exitstrategie gefahren, um darauf vorbereitet zu sein, dass angesichts der zunehmenden Verbreitung der Delta-Variante und zum Ende der Ferienzeit wieder mehr Probleme entstehen könnten. Wir helfen so lange wie Hilfe notwendig ist, sagte Weigt.

Die Anforderungen aus den Bundesländern sind derzeit nach Angaben des stellvertretenden SKB-Inspekteurs sehr unterschiedlich: So habe Schleswig-Holstein bereits seit drei Monaten die Soldaten in den Gesundheitsämtern durch zivile Kräfte ablösen können. Andere Länder seien dagegen noch nicht so weit.

Weigt betonte, dass die Truppe langsam auch wieder zu ihrer Hauptaufgabe zurückkehren müsse – die Bundeswehr müsse sich auf ihre Verteidigungs- und Einsatzaufgaben vorbereiten und könne nicht dauerhaft zivile Strukturen ersetzen. Langfristig müsse der Staat klären, wie er in Krisensituationen den Bedarf an zusätzlichem Personal sichere, auch und gerade wenn die Bundeswehr nicht in dem Umfang zur Verfügung stehe wie jetzt in der Pandemie. Dabei gehe es nicht nur um Krankheiten, sondern auch um die Vorsorge für andere Krisensituationen wie Ausfälle der Infrastruktur durch Cyberangriffe oder einen großflächigen längeren Stromausfall.

Für die Streitkräfte würden die Auswirkungen durch die Amtshilfe voraussichtlich erst langfristig sichtbar werden, sagte Weigt. So hätten manche Ausbildungen praktisch eingestellt werden müssen – und so etwas wie fehlende Schulung von Kraftfahrern durch die zeitweise Schließung der bundeswehreigenen Fahrschulen würden manche Verbände erst viel später merken.

(Archivbild Dezember 2020: Oberstabsarzt Sandra KrüŸger  im Einsatz mit einem mobilen Impfteam in Pasewalk – Anke Radlof/Landkreis Vorpommern-Greifswald)