„Bundeswehr der Zukunft“: Vier Dimensionen für die Kriegführung, schneller Einsatzbereit
Die Bundeswehr soll künftig an den vier Dimensionen Land, Luft- und Weltraum, See und Cyber- und Informationsraum ausgerichtet werden, um besser auf künftige mögliche bewaffnete Konflikte vorbereitet und schneller einsatzbereit zu sein. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn legten dazu Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft vor, die einen in Teilen raschen Umbau der Streitkräfte vorsehen. Die Gesamtstärke der Truppe soll aber ebensowenig angetastet werden wie die Standorte in Deutschland.
Bereits im Februar hatten Kramp-Karrenbauer und Zorn in einem Positionspapier die wahrscheinlichsten Herausforderungen für die Streitkräfte skizziert. Mit dem am (heutigen) Dienstag vorgelegten Eckpunktepapier sollen die aus ihrer Sicht nötigen Anpassungen der Bundeswehr begonnen werden. Zum Teil werden sie allerdings frühestens in der kommenden Legislaturperiode umgesetzt werden können.
Das 27-seitige Papier, das Augen geradeaus! vorliegt, fordert von der Truppe vor allem, ohne lange Vorlaufzeiten auf eine Konflikteskalation zu reagieren, d.h. „Kräfte der ersten Stunde“ insbesondere an den Außengrenzen des Bündnisses einzusetzen. Dafür sei abgestuft eine Kaltstartfähigkeit, eine hohe Reaktionsfähigkeit sowie Durchsetzungsfähigkeit gegen vorhandene gegnerische „Anti-Access/Area Denial (A2/AD)“ Architekturen erforderlich – und damit auch eine hohe Einsatzbereitschaft bereits in Friedenszeiten.
Neben einer grundsätzlichen Ausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung (und damit auf den Kriegsfall an Stelle der bisherigen Struktur mit Auslandseinsätzen zur Stabilisierung im Mittelpunkt) soll konkret die Führungsorganisation der Streitkräfte angepasst werden. Dafür sollen die so genannte Streitkräftebasis und der Zentrale Sanitätsdienst aufgelöst werden. Unter anderem ist vorgesehen:
• zwei operative Kommandos mit Weisungsbefugnis, die die Einsätze außerhalb Deutschlands und die Bundeswehr im Inland führen, jeweils direkt dem Generalinspekteur unterstellt. Damit wird neben das bereits bestehende Einsatzführungskommando ein nationales Kommando mit erweiterten Befugnissen das bereits existierende Kommando Terroriale Aufgaben aufwerten; es soll im Sinne der Resilienz an den zwei Standorten Berlin und Bonn angesiedelt werden
• vier so genannte Dimensionskommandos für die Dimensionen Land, Luft/Weltraum, See und Cyber, die einsatzbereite Streitkräfte bereitstellen. Der Dimension Land, also konkret: dem Heer, werden dafür das ABC-Abwehrkommando, das Kommando Feldjäger und das CIMIC-Kommando zugeordnet. Die Dimension Luft wird um ein Weltraumkommando der Luftwaffe erweitert. Die Dimension Cyber soll die Führungstrukturen verschlanken; ein Joint Intelligence Center als Element des Militärischen Nachrichtenwesens wird dem Inspekteur Cyber- und Informationsraum unterstellt
• wie bisher – allerdings in anderer Struktur – soll es streitkräftegemeinsame Elemente geben
• An die Stelle des bisherigen Zentralen Sanitätsdienstes tritt ein Kommando Gesundheitsversorgung der Bundeswehr. Der bisherige Inspekteur des Sanitätsdienstes wird Generalarzt der Bundeswehr, der im Verteidigungsministerium selbst angesiedelt wird
• Die Verantwortung für die Waffensysteme wird in Systemhäusern für die vier Dimensionen gebündelt – damit soll auch die Verlagerung der Nutzungsveranwortung vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) zurück in die Truppe einher gehen
• Es sollen für eine schnellere Verfügbarkeit eingespielte und kampfkräftige Einsatzverbünde geschaffen werden; die Details werden allerdings noch untersucht. Geplant ist eine neue Systematik der Einsatzbereitschaft, die Truppen in drei Bereitschaftsständen vorsieht:
– Einsatzphase: Verlegung in den Einsatz mit 7 bis 30 Tagen Vorlauf
– Phase erhöhter Einsatzbereitschaft: Vorlaufzeit vor Verlegung 30 bis 90 Tage
– Basisphase: Regeneration und geringere Verfügbarkeit mit Vorlauf von mehr als 90 bis maximal 360 Tagen
(Randbemerkung: Das bedeutet unter anderem, dass jede Einheit nach spätestens einem Jahr voll einsatzbereit sein soll)
• Offen ist vorerst, wo das Logisitikkommando der Bundeswehr, das Streitkräfteamt und das Multinationale Kommando Operative Führung in Ulm angesiedelt werden, die bisher zur künftig nicht mehr existierenden Streitkräftebasis gehören.
Der angestrebte Personalumfang von insgesamt 203.000 Soldatinnen und Soldaten – davon bis zu 12.500 Freiwillig Wehrdienst Leistende und 4.500 Stellen für Reservisten – soll unverändert bleiben. Derzeit beträgt die Personalstärke allerdings rund 184.000 aktive Soldatinnen und Soldaten und bis zu 5.500 Reservisten; die Zahl der Stellen für Reservisten Dienst Leistende (RDL) wurde nur für die Dauer der Coronavirus-Pandemie von 4.500 auf 5.500 erhöht und soll danach wiede reduziert werden.)
(Wird später ergänzt)
(Foto: Ein Sanitäter des Fallschirmjägerregiments 31 versorgt einen simulierten Verwundeten bei der Übung ‚Swift Response 21‘ am 15. Mai 2021 auf dem Übungsplatz Babadag in Rumänien – U.S. Army photo by Sgt. Audrequez Evans)
Da drängt sich die direkt die Frage auf: Mit welchem Material?
Über Führungsstrukturen hat man sich Gedanken gemacht, über Personal auch. Fehlt noch ein „bisschen“ Material….
Also ich lese hier nichts davon, dass der Sanitätsdienst „schlanker“ werden soll…im Gegenteil…zu den 3 existierenden Kommandos kommt ein 4. hinzu…naja irgendwo müssen die ganzen Dienstposten A14 aufwärts ja unterkommen…
Die Nato als Verteidigungsbündnis hat keine „Außengrenze“. Die Mitgliedsstaaten haben ihre nationalen „Außengrenzen“. Entweder zu Nato oder NichtNato-Staaten..
Stäbe auflösen klingt erst einmal toll… aber was bringt der Oberstleutnant A15, den ich im Kommando X einspare der Truppe? Soll der dort MG-Schütze werden?
Wie verhält es sich mit der Stärkung Dimension Land, wenn ich die Anzahl der mobilen Logistiktruppen nicht erhöhen kann? Ist mit der Auflösung der Streitkräftebasis also wirklich etwas gewonnen? Der Befürworter der Reform wird dies mit einem „Ja“ beantworten, weil es weniger Schnittstellen gäbe.
Ich frage mal so in den Raum, ob hier nicht einfach die „Adressschilder“ ausgetauscht werden?
Denn wenn die Division in den Einsatzraum verlegt und die Folgeversorgung geregelt wissen will, dann fragt sie jetzt eben nicht mehr bei der Streitkräftebasis an, sondern bei einem anderen Kommando. Wohlmöglich direkt beim BMVg.
Und das soll jetzt der große Wurf sein?
Über die Sanität wurde ja schon vieles im anderen Leitfaden geschrieben, brauche ich nicht wiederholen.
Interessant wird auch die Entflechtung ZMZ/Inland (Landeskommandos, BVK, KVK, VKdo/Ausland) und ZMZ/Ausland (CIMIC), zumal der Personalkörper bei den Aktiven in Teilen der selbe ist.
Weshalb wird eigentlich immer noch so viel an BMVg im Rheinland gehalten?
Sollte es nicht irgendwann mal zur absoluten Mehrheit in/um Berlin sein?
Wird im Bereich BMVg auch Bundesverwaltung verstärkt in den neuen Ländern aufgebaut?
Wie verhält sich die Umstrukturierung dazu?
spannend ist dieser Ausschnitt aus dem Papier:
„Der Anspruch muss sein, jetzt rasch die Einsatzbereitschaft zu erhöhen, um für NATO und EU
– in der Dimension Land eine nationale Division,
– in der Dimension Luft die Führung und den Kern einer Multinational Air Group sowie
– in der Dimension See die ständige Führung von oder Beteiligung an bis zu vier
maritimen Einsatzverbänden der NATO oder auch von alliierten Partnern sowie die
Übernahme der Raumverantwortung Ostsee (Baltic Maritime Coordination Function),
– in der Dimension Cyber und Informationsraum eine anlehnungsfähige Cyber and
Information Domain Task Force sowie für die Ebene Joint Force Command eine
Combined Joint Operational Communication Task Force und ein Multinational GeoMeteorological and Oceanographic Support Coordination Element.
– einschließlich der dafür jeweils nötigen Unterstützungskräfte
bereitzustellen“
„- in der Dimension Land eine nationale Division, “
-> man verabschiedet sich also von dem Plan auf Heeres-Seite zwei reine nationale + eine multinationale Divison bereitzustellen und auszurüsten!? so wie das mal vorgesehen war (Stichwort Division 2027 und 3 Divisionen 2031)?
das ist dann der große Hebel bei dem gespart werden soll?
oder soll eine Division immer parat stehen, im Hintergrund habe ich aber noch 2 weitere vor Einsatz- Vor- und Nachbereitung?
die restlichen Kräfte sind so wie in der ursprünglichen Planung
Das Papier auf der Seite des BMVg:
https://www.bmvg.de/resource/blob/5083294/2841bc319369f8c88ffebbb6b052fdde/eckpunktepapier-data.pdf
@ pio fritz. Wo ist dass Problem? 90% des Materials is dual use und sofort verfügbar. Zelte, Lkw, Generatoren sonstige Logistik. Alles da. Sogar Raketenartellerie. Und Containerkozepte.
@Pio-Fritz: +1
Das hatten wir bereits im anderen Faden. Daher bleibt die nächste Koalition entscheidend. Ansonsten wären wir weiterhin bei der Quadratur des Kreisen ;-)
Die zwei operativen Kommandos machen hinsichtlich ihrer Ausgestaltung neugierig.
Dass ABCAbw, Feldjäger und CIMIC zurück zum Heer kommen, kehrt richtigerweise die Fehlentwicklungen 2011 ff um.
Die Resilienz-Begründung zu den zwei Standorten Berlin und Bonn kommt als Politkrücke daher. Eher wird Bonn nach Berlin „eingemeindet“, als dass die Bundesstadt Teile BMVg abgibt.
Die Details der Neuausrichtung in kommender Legislatur bleiben abzuwarten.
Wenn ich das lese, frage ich mich ehrlich gesagt, ob hier das BMVg nochmal zurückgerudert hat. Die andere Möglichkeit wäre, dass Medien wie ‚Business Insider‘ übertrieben oder verzerrt berichtet haben, als sie Details wie die Abtretung der San-Verbände ans Heer als Gegebenheit darstellten.
Dass die künftige Struktur noch zu untersuchen sei, ist einerseits natürlich ein Zeichen von Professionalität – IBuK und GI haben ihre Vorstellungen kundgetan, jetzt ist es an der Zeit, sie en detail auf die beste Weise umzusetzen. Andererseits wundere ich mich doch über die stellenweise Vagheit des verlinkten Dokuments.
@Pio-Fritz
Freilich, aber: Der Materialbestand sollte sich nach der Struktur richten und nicht umgekehrt. Gut möglich, dass diese Reform aufgrund fehlenden Materials niemals in letzter Konsequenz umgesetzt werden kann, aber andererseits wird dieses Fehl ohne eine Zielsetzung erst recht nicht beseitigt werden.
Cyber, Space, Sea, Air, Land + Gesundheit = die 5+1 Dimensionen des zukünftigen Gefechtsfeldes sind gut erkannt und das Papier ist ein guter Start – endlich ! 2 Anm.: 1. die Bw hat höchsten Aufholbedarf vor allem in den ersten 3 Dim., weil diese per se GLOBAL ! 2. bei den Herren der Luftwaffe waren die Augen größer als der Magen, denn es gilt (Kompetenz-)Schnittmenge : Space | Air –<<– Space | Cyber; aber das werden sie dann wohl noch selber merken … :) M.S.
Murphy’s Law of Combat Operation:
„No combat ready unit has ever passed inspection.
No inspection ready unit has ever passed combat.“
erweitere ich zu:
Eine klimaneutrale Bundeswehr wird niemals einsatzbereit.
Eine einsatzbereite Bundeswehr wird niemals klimaneutral.
Aber was weiß ich schon…
Ist ja alles wunderbar – ABER: Ich frage mich wie durch die Reduzierung der Stabslastigkeit, auch langfristig, Personal für die Truppe – also für den eigentlichen Kern jeder Armee – gewonnen werden soll! Es handelt sich um überwiegend lebensältere Dienstgrade, die für diese Aufgaben wohl weniger bis gar nicht geeignet sind (bitte nicht abwertend verstehen).
Zudem hält man am Ziel 203.000 Soldaten fest. Wie diese ernsthaft gewonnen werden sollen, erschließt sich mir nicht. Ganz zu schweigen von einer n a c h h a l t i g e n Struktur der Reserve (derzeit sind nur ca. 35.000 Reservisten b e o r d e r t, bei gleichzeitig n u r f r e i w i l l i g e r Teilnahme an sogenannten Reservedienstleistungen!!).
Ich glaube, man wird primär um eine Änderung der Soldatenlaufbahnverordnung (Ziel: Schwerpunkt des Personals im Altersbereich von 18 bis 40) nicht herumkommen, ansonsten wird das mit der Einsatzfähigkeit und Einsatzbereitschaft für den Schwerpunkt LV/BV nichts. Ansonsten bleibt die Frage: Wohin mit all den Dienstgraden ab OStFw und OTL aufwärts? Wieder in die Stäbe, die man ja verschlanken möchte?
Positiv finde ich u. a. dass im Bereich der Beschaffung mehr auf marktverfügbare Optionen zurückgegriffen werden soll! Und die Wirtschaft darf sich freuen, dass im Infrastrukturbereich 20 Mrd. EUR investiert werden sollen.
Nebenbei bemerkt, dieser Punkt:
… hat ja zuletzt für Kritik gesorgt unter den Lesern, aber die Begründung …
… ergibt tatsächlich Sinn, und sollte sie selbst vorgeschoben sein. Man stelle sich beispielsweise vor, es wäre in Berlin während der Pandemie zu Zuständen wie in Madrid 2020 gekommen. Das Kommando wäre potentiell lahmgelegt gewesen.
@muck
Die älteren Kameraden im KdoSKB wird man kaum zum Umzug nach Berlin bewegen können, und zudem fehlt dort auch die Infrastruktur zur Unterbringung zusätzlicher großer Stabsanteile.
Na, dann ist das Papier doch besser als erwartet. Für mich sind das alles stringente Ableitungen. Bezüglich der einzelnen Aspekte San bzw. Log wird also doch noch untersucht und auch das ist gut. Warten wir doch ab, was nun passiert.
@muck sagt: 18.05.2021 um 15:19 Uhr
„Der Materialbestand sollte sich nach der Struktur richten und nicht umgekehrt. Gut möglich, dass diese Reform aufgrund fehlenden Materials niemals in letzter Konsequenz umgesetzt werden kann, aber andererseits wird dieses Fehl ohne eine Zielsetzung erst recht nicht beseitigt werden.“
Sie benutzen den konjunktiv schon ganz richtig. Und das, wo man schon 2016 vollmundig angekündigt hat, die Fehlbestände des dynamischen Verfügbarkeitsmangements aufzufüllen. Das ist bis heute auch nicht geschehen. Aber anscheinend wurde es mal wieder Zeit für eine neue Strukturreform.
@Dante sagt: 18.05.2021 um 15:04 Uhr
„@ pio fritz. Wo ist dass Problem? 90% des Materials is dual use und sofort verfügbar.“
Wie meistens habe ich Probleme mit Ihren kryptischen Posts im Twitter-Style. Von welcher Basis gehen Sie bei 90% Verfügbarkeit aus? Von der Soll-Org? Tatsächlicher verfügbarer Bestand?
Und was bitte ist „dual use“? Kann man im Einsatz und bei LV/BV nutzen?
Es ist bei der Bundeswehr wie in der Wirtschaft alle 10-15 Jahre drehen sich die Konzepte um 180°. Ist schon alles da gewesen die Systemhäuser die z.B. mal WaSysKdoLw oder Abteilung V Heeresamt hießen. Es soll also in der Nutzung dezentralisiert werden einerseits und Frage Stäbe, Org.-Bereiche zentralisiert werden.
Wenn ich ehrlich bin überzeugt mich dieses Konzept nicht. Mir ist nicht klar, wie das System Bw hier effizienter und mehr Traktion auf die Straße gebracht werden soll.
Das Grundproblem bleibt eine Mangelwirtschaft innerhalb der Streitkräfte und ein überalterter Personalkörper. Es hilft nur in der Personalführung neue Wege mittels Up-or-Out und nachhaltig finanzierten Rüstungsprojekten, um einsatzbereites Material auf dem Stand der Technik verfügbar zu haben. Wird hier nichts getan ist auch diese Umorganisation Stückwerk und wird langfristig nicht erfolgreich sein.
D.h. dass die TSK in Zukunft Dimensionen heißen werden und CIR diesen vollkommen gleichgestellt wird?
Ich bin gerade irritiert zu lesen, dass das Territoriales Führungskommando der Bundeswehr auch folgende Aufgabe wahrnehmen soll…
…. Es koordiniert den Aufmarsch der Streitkräfte im Rahmen von NATO- und EU-Operationen…
wurde da nicht, sehr kuerzlich, die Gruendungsurkunde JSEC unterzeichnet, welches genau das fuer die NATO abbilden soll +gruebel+
Müsste die Fähigkeit Weltraum nicht eigentlich in die Marine? Einen Hauptmann kann ich mir irgendwie schwer als Raumschiffskommandant vorstellen ;) /Witz
Spannendes Papier, wenngleich einiges davon ja bereits aus vorangegangenen Leaks bekannt war. Schade nur, dass die Dimension Cyber- und Informationsraum im Dokument hauptsächlich auch die Komponenten Cybersicherheit und militärisches Nachrichtenwesen beschränkt bleibt. Ich hätte mir noch ein paar Ausführungen zum Thema Eloka, OpKom und IT gewünscht. Von daher warte ich gespannt auf die Ausführungsbestimmungen.
Gestern hat der Business Insider in einem Artikel noch durchgestocheh, dass der Bereich CIR künftig ein Uniformträgerbereich werden soll („Neue Streitkräfte-Reform: Teile der Bundeswehr sollen neue Uniformen bekommen“). Von der bloßen Tatsache, dass neue Uniformen die Herzen von Anzugsordnungspuristen höher schlagen lässt, würde diese Aufwertung ja auch noch Verpflichtungen einher gehen. Momentan werden die Offiziere und Unteroffiziere des CIR teilweise an Heeresschulen wie OSH oder USH ausgebildet. Ein eigener UTB sollte sein Personal schon selber ausbilden.
[Nicht jedes Gerücht hat einen wahren Kern; und wir sollten diesen Randaspekt hier bitte lassen. T.W.]
Das ABCAbwKdoBw und das KdoFJgBw gehen zurück ins Heer, so weit so gut.
Im Sinne des Ziels „Mehr Truppe, weniger Stab“ wäre dann ja anzunehmen, dass die jeweiligen Schulen unter das Ausbildungskommando kommen, die Verbände auf die Divisionen verteilt werden und die Kommandostäbe wieder eine Fußnote im Geschichtsbuch werden, oder?
Das geht insgesamt in die richtige Richtung, doch es bleiben Fragen.
Eigentlich gehört die Dimension Weltraum zu dem Bereich Cyber, schließlich ist der einzige Weg, mit Satelliten zu interagieren, das elektromagnetische Spektrum zu nutzen und der Inhalt dieser Interaktion dreht sich hauptsächlich um Information. Die Nähe zur Luftwaffe ist strukturell nur oberflächlich gegeben.
Oder übersehe ich hier etwas? Gibt es militärfachlich überzeugende Gründe für die Zusammenlegung der Dimensionen Luft/All?
Weiter gedacht: Ist nicht das elektromagnetische Spektrum selbst eine Dimension? Die russischen Streitkräfte zumindest bejahen dies
Allerdings wird das Heer, was ja bereits in der Diskussion war, mit Aufstellung des JIC (ist bereits in Durchführung) große Teile des MilNW verlieren bzw. abgeben / kommandieren müssen.
@der Taucher
Indirekt gehört das JSEC ja über das MN HQ ULM zur SKB. Ich weiß nicht ob es der NATO unterstellt ist, sonst könnte man es ja direkt dem „neuen“ – dann quasi „hauptamtlichen“ – NatTerrBefH unterstellen.
@MajorTom: ganz bei Dir.
Bei dem Papier ist die Rechnung allerdings ohne den Wirt gemacht worden, denn:
a) der große Kassensturz nach der Corona-Pandemie steht noch aus und
b) wird im Herbst gewählt – wer weiß, was der/die neue IBuK dann vorhat.
Beides wird sich ziemlich sicher in den Untersuchungsergebnissen zum Eckpunktepapier widerspiegeln und unsere derzeitige Vorstellung der zukünftigen Bundeswehr noch durcheinanderwirbeln.
Unabhängig vom EP14 muss man jetzt entschieden die Entbürokratisierung anpacken.
Verwaltungsvorschriften, Ausschreibungsverfahren, tausendfache Rückversicherungen – selbst bei einfachsten Vorgängen, eine Regelungslandschaft, in der jeder meint, er müsse seine persönlichen Befindlichkeiten in Regelungen gießen – obwohl die neue Regelungswet ja das gegenteilige Ziel hatte….
Der Papierkram lähmt die Truppe – ganz im Sinne des vielzitierten Hufnagelerlasses.
Die Abteilung R des BMVg soll sich endlich mal damit Beschäftigen, wie bürokratische Fesseln und gesetzliche Auflagen (die für Wirtschaft und zivile Behörden durchaus Sinn machen können) armeetauglich und mit Augenmaß, quasi auf der Busspur, „umgangen“ werden können.
@all
Es gibt einen neuen Thread dazu, eine Zusammenfassung vor allem mit Material (und Audio-Mitschnitt) der Pressekonferenz von Ministerin und GI. Bitte die Debatte dort fortsetzen…
https://augengeradeaus.net/2021/05/plaene-fuer-die-bundeswehr-der-zukunft-weniger-staebe-mehr-einsatzbereitschaft-neufassung-m-pressekonferenz/
@ StillerMitleser sagt:
18.05.2021 um 17:36 Uhr“
Das ABCAbwKdoBw und das KdoFJgBw gehen zurück ins Heer, so weit so gut.
Im Sinne des Ziels „Mehr Truppe, weniger Stab“ wäre dann ja anzunehmen, dass die jeweiligen Schulen unter das Ausbildungskommando kommen, die Verbände auf die Divisionen verteilt werden und die Kommandostäbe wieder eine Fußnote im Geschichtsbuch werden, oder?„
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[..]. Dazu werden das ABC- Abwehrkommando, das Kommando Feldjäger und das Multinational CIMIC Command umfangs- und ressourcenneutral als geschlossene Fähigkeitskommandos der Dimension Land zugeordnet.
Die Fähigkeitskommandos sollen geschlossen überführt werden, Wie das am Ende aussieht, bleibt abzuwarten.
Ich würde darin auch keinen Vorteil sehen, z.B die Feldjägerverbände den Divisionen zu unterstellen und dadurch, die, durchaus bewährte Führung aus einer Hand wieder aufzugeben.
JSEC ist der Nato unterstellt. Das MN Kdo ist quasi Personalspender. Eine ziemlich beknackte Konstruktion, die man sich da ausgedacht hat, weil man das MN Kdo doch nicht so Recht auflösen wollte?
@Feldjäger
Die FJgTr im Heer halte ich für eine unglückliche Lösung, da deren Aufgaben doch überwiegend „territorial“ sind, wie z.B Verkehrslenkung und die Aufnahme und Untersuchung von möglichen Straftaten gegen die Bw.
Bei der ABCAbw müßten die (territorialen) Schutzaufgaben ausgegliedert werden.
@Thomas Melber: das ist nicht richtig…das JSEC ist eine eigenständige Dienststelle und gehört zur NATO. Das MN JHQ ist personell abgeschmolzen und nimmt nur noch die EU Aufgabe wahr als preferred (O)HQ für die EUBG. Dann verstärkt durch augmentees.
@Thomas Melber
Die Aufgaben der Feldjäger sind in LV/BV alles andere als territorial. Aufbau der Verkehrsleitorganisation vom Verfügungsraum zur Ablauflinie oder Unterstützung beim Betrieb von Kriegsgefangenenlager mal als zwei Beispiele. Ich glaube da sind die drei Regimenter gut beschäftigt.
@PzH2000
Die Beispiele, die Sie nennen, verorte ich aber beim NatTerrBefH.
DEU FJgKr werden wohl kaum im Baltikum die Verkehrsleitung organisieren oder durchführen, höchstens mit unterstützen.
Dass die Feldjäger zum Heer kommen und nicht dem NatTerrBefH unterstellt werden, wundert mich auch ein wenig. Andererseits sind Heer und NatTerrBefH ja keine sich ausschließenden Kategorien. Der NatTerrBefH und das Einsatzführungskommando klingen für mich nach querschnittlichen (dimensionsübergreifenden ;-)) Kommandobehörden, denen dann im Ernstfall nach Lage und Auftrag Truppenteile aus den vier Dimensionen unterstellt würden (*). Und ja, wahrscheinlich wäre dann ein Großteil der Feldjägertruppe beim NatTerrBefH.
(*) Im Fall des NatTerrBefH zusätzlich zu den Heimatschutzverbänden, die natürlich nur dort aufgehängt sein können.
@Thomas Melber:
So wie das (derzeitige) Einsatzführungskommando „Ausland“ keine eigenen festen Truppenkörper hat, benötigt auch das zukünftige Einsatzführungskommando „Inland“/ NatTerrBefh in Friedenszeiten m.M.n. keine eigenen Truppenkörper.
Diese werden ihm dann im Bedarfsfall von den 4 zukünftigen Dimensionskommandos bereitgestellt.
Das können je nach Auftrag dann halt ganze Einheiten oder Verbände mit den zugehörigen Unterstützungselementen (wäre zu bevorzugen) sein oder halt auch Einzelfähigkeiten.
Der Truppensteller (Dimensionskommando) ist dann dafür zuständig, dass Personal und Material fertig ausgerüstet, ausgebildet und beübt auf dem Hof steht.
Ab dann übernimmt n.m.V. der NatTerrBefh „Joint Commander Inland/ Rückwärtiger Bereich“ setzt ein und „führt“.
(Ja, es wird spannend zu sehen, wie das in der Realität dann klappt).
@Fux
Nur daß die FJg auch bundeswehrweit Aufgaben im Grundbetrieb haben und es daher einen „single point of contact“ braucht wenn ich FJgKr anfordere und „Einsatz Inland“ mir diese dann quasi reserviert und zusagt, sofern möglich.
Wenn die Kräfte aber truppendienstlich z.B. einer Division unterstellt sind kann ich nie sicher sein die Kräfte auch tatsächlich zu erhalten.
Zudem: wer macht denn dann die Planung und Durchführung bei HNS, z.B. bei Operationen wie DEFENDER EUROPE 2021 (DEF20), wo es mehrere Bewegungsachsen durch das Bundesgebiet gab?
„Wenn die Kräfte aber truppendienstlich z.B. einer Division unterstellt sind kann ich nie sicher sein die Kräfte auch tatsächlich zu erhalten.“
Da sowohl das Feldjäger- als auch das ABC-Abwehrkommando geschlossen ans Heer gehen sollen, wäre auch denkbar, dass man sie in dieser Form erhält und einfach direkt dem Kommando Heer unterstellt. Dann könnten bei Bedarf Teile sowohl an die Divisionen bzw. das Einsatzführungskommando gehen, als auch an das Territorialkommando.
@Thomas Melber
Das KdoFJ geht als ganzes ans Heer, bleibt damit als „Single Point of Contact“ vorhanden.
Für Ihre 2. Frage müssen Sie unterscheiden:
Planung und Koordination von HNS im Rahmen BV (auch Übung) wird dann Aufgabe des neuen Einsatzführungskommando „Inland“.
Dafür brauche ich aber in der Planungsphase keine unterstelle Truppe und für die Durchführung einer solchen Großübung wird sie vom Truppensteller bedarfsgerecht wie heute bei jeder anderen nationalen oder multinationalen Übung auch an die übungsdurchführende Stelle bereitgestellt.
Dann ist ggf. das neue Einsatzführungskommando „Inland“ für den Bereich HNS innerhalb Deutschlands der Supporting Commander für das Übungsführende Kommando auf NATO Ebene. Führt die hierzu notwendigen logistischen und militärpolizeilichen Kräfte. Aber auch nur diese und nicht die Kampftruppe.
Und um die territorialen Fragen in Polen kümmert sich ein polnisches Kommando.
Das interessiert die durchrollende Kampftuppe aber nur peripher.
Anders sieht es beim rein nationalen Einsatz im Rahmen der Amts- und Katastrophenhilfe bzw. LV aus.
Dann wird das EinsFüKdo „I“ auch die ihm für diese Aufgabe bereitgestellten „Kampf“Kräfte mit Sandsack, Schneeschaufel, „Infiziertennachverfolgungs-Excel-Blatt“ oder Baumrindenschaber bzw. (bei LV) scharfem Schießstock im Einsatz führen.
@Symmachont
„Gibt es militärfachlich überzeugende Gründe für die Zusammenlegung der Dimensionen Luft/All?“
Der logische empfundene Zusammenhang ergibt sich aus der räumlichen wahrgenommen Anordnung (Erde/Land -> Luft -> Weltraum), welches Prestige und Stolz der Luftwaffe anspricht.
Zu dem ist Raumfahrt ein aktuell treueres Pflaster, was den Anteil der Luftwaffe am Militärhaushalt entsprechend begünstigt.
Das wirkliche Problem haben sowohl Sie als auch die Luftwaffe und auch das BMVg in der für alle gleich zutreffen Annahme „schließlich ist der einzige Weg, mit Satelliten zu interagieren, das elektromagnetische Spektrum zu nutzen“ gezeigt. Bildlich gesprochen stehen sie all drei am Kai des Jade-Weser-Port und fühlen sich als aufstrebende Seemacht, da sie geklärt haben wer die Hafeneinfahrtsboje frisch gestrichen hält.
Tatsache ist wir sind technisch in der Lage, das Sonnensystem nutzbringend zu erschließen, Bergbau auf Asteroiden zwischen Mars und Jupiter, erste Außenposten auf Mars oder Europa. Der Schutz dieser Werte ist die Aufgabe der Bundeswehr.
Und in den Punkten gelebtes Verhalten und operative Herangehensweise ist das deutlich mehr eine Baustelle der Marine. Den ein Raumschiff hat mehr mit einem U-Boot gemeinsam als mit einem Tornado, entsprechend können Ausbildungen, taktische Ansätze und Waffenpalette bereits heute übernommen/vorbereitet werden. Ohne untätig herumzusitzen und später als getriebenes Kind den eigenen Versäumnisse hinterher zu rennen.
Und wen es doch die Luftwaffe machen soll, dann gehören konsequenterweise die Fallschirmjäger (zukünftig Atmosphärenjäger) auch wieder der Luftwaffe unterstellt. Die Marine kann übrigens mit der Marineinfanterie schon eine Grundbefähigung bieten.
CIR ist für mich übrigens auch nur ein weiterer Teil der Elektronischen Kriegsführung und gehört genau wie, ELOKA, ECR Tornado´s oder Sonar, aufgabenbezogen zur jeweiligen Teilstreitkraft. Auf dem gleichen Eigenständigkeitslevel wie Sani oder Logi.
Für Professionalität in Seekriegführung und Interoperabilität im Bündnis:
@chiefdeunavy
„VTC mit dem 1. Sea Lord der Royal Navy. Guter, herzlicher Austausch.
Wir sind eingeladen, in den Carrier Strike Groups der RN mitzuarbeiten. Das ist unsere Chance. Wenn sich die Gelegenheit bietet, greifen wir zu“.