Weiter neue Namen für Bundeswehr-Standorte: Marine verabschiedet sich von Tirpitz und Scheer (Nachtrag: Marine-Mitteilung)
Die Umbenennungen von Kasernen und Liegenschaften der Bundeswehr in der Folge des neuen Traditionerlasses von 2018 gehen weiter: Die Marine wird sich in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel vom kaiserlichen Großadmiral Alfred von Tirpitz als Namensgeber für den Marinehafen verabschieden. Auch die Benennung einer Mole im bisherigen Tirpitzhafen nach Admiral Reinhard Scheer, dem deutschen Kommandeur in der Skagerrakschlacht, soll aufgegeben werden.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte am (heutigen) Dienstag einen entsprechenden Bericht der Kieler Nachrichten (Link aus bekannten Gründen nicht). Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer habe auf Antrag des früheren Marineinspekteurs Andreas Krause entschieden, auf Tirpitz und Scheer als Namensgeber zu verzichten. Die Stadt Kiel und das Land Schleswig-Holstein hätten dieser Absicht, die auch von den Angehörigen des Standorts unterstützt werde, bereits zugestimmt.
Eine formale Umbenennung ist für den Sommer vorgesehen, wenn das Segelschulschiff Gorch Fock nach mehrjähriger Instandsetzung wieder in seinen Heimathafen zurückkehren soll. Als neuer Name ist bislang nur für den Stützpunkt an der Kieler Förde insgesamt die Bezeichnung Marinestützpunkt Kiel-Wik offiziell bestätigt. Nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur vom Februar ist für die bisherige Tirpitzmole der Name Brandtauchermole vorgesehen, nach dem ersten deutschen U-Boot. Die derzeitige Scheer-Mole soll nach dem U-Boot-Kommandanten Oskar Kusch benannt werden, der als Wehrmachtsoffizier wegen kritischer Äußerungen über das Nazi-Regime hingerichtet wurde.
Die Umbenennungen in Kiel sind nur einige einer Reihe von neuen Kasernennamen, mit denen problematische Namensgeber aus der deutschen Geschichte nicht mehr als Sinnbild für die Bundeswehr stehen sollen. So hatte Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz Ende März angekündigt, die Unteroffizierschule der Luftwaffe künftig nach dem Lufthansa- und Starfighter-Piloten Jürgen Schumann statt wie bisher nach einem Jagdflieger der Wehrmacht zu benennen. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Kaserne in Rotenburg an der Wümme den Namen eines Offiziers der Befreiungskriege an Stelle des Namens eines anderen Wehrmachtspiloten erhalten.
Eine andere Kaserne in Schleswig-Holstein soll demnächst nach einem Wehrmachtsoffizier benannt werden – allerdings nach einem Oberst, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv am Aufbau der Bundeswehr beteiligte. Das Aufklärungsbataillon 6 Holstein in Eutin soll künftig in der Oberst-Hermann-Kaserne unterkommen, dem ersten Kommandeur dieses Bataillons in den neu aufgestellten Streitkräften der Bundesrepublik. Der bisherige Namensgeber Oberst Karl von Rettberg war nach jüngerer Forschung an deutschen Kriegsverbrechen im ersten Weltkrieg in der belgischen Stadt Löwen beteiligt.
Nachtrag 21. April: Die Mitteilung der Marine dazu:
Die Tradition der Deutschen Marine steht auf dem Boden des Grundgesetzes und ist fester Bestandteil der Inneren Führung der Bundeswehr. Mit der Neufassung des Traditionserlasses wurde bereits 2017 festgelegt, dass der Kern unseres Traditionsverständnisses künftig in unserer eigenen, über 60-jährigen Geschichte, der freiheitlich, demokratischen Grundordnung sowie im Widerstand gegen Diktaturen und Gewaltherrschaft liegt. Der Rückgriff auf andere deutsche Streitkräfte ist damit zwar weiterhin ein Teil unserer Geschichte, aber nicht mehr das bestimmende Element unserer Traditionspflege.
Infolgedessen hat der Inspekteur der Marine angewiesen, alle bestehenden Namen von Kasernen sowie weiteren Infrastrukturelementen auf ihre Traditionswürdigkeit im Sinne des Traditionserlasses hin zu überprüfen und da wo notwendig, eine Umbenennung zu veranlassen.
Für den Marinestützpunkt Kiel – Tirpitzhafen sind die dort stationierten Soldatinnen und Soldaten der Marine in Übereinstimmung mit dem neuen Erlass zu der Überzeugung gelangt, dass insbesondere die Namen Tirpitz und Scheer nicht mehr zeitgemäß und traditions- beziehungsweise identitätsstiftend sind. Als Name wurde daher die Bezeichnung „Marinestützpunkt Kiel-Wik“ vorgeschlagen. Mit der zukünftigen Benennung des Stützpunktes nach dem Stadtteil, in dem die Marine seit ihrer Gründung präsent und ein integraler Bestandteil ist, wird die enge Verbindung zwischen der Stadt Kiel und der Marine zum Ausdruck gebracht werden. Aber auch die über 150-jährige Geschichte des Stützpunktes selbst und die daraus erwachsene gegenseitige Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Kiel und der Marine klingt in diesem Namen an.
Die Tirpitzmole wird in Gorch-Fock-Mole umbenannt werden, um auf den langjährigen angestammten Liegeplatz unseres Segelschulschiffes, welches gleichermaßen Symbol für die Marine und ein Wahrzeichen der Stadt Kiel ist, zu verweisen.
Die Scheermole wird zukünftig nach Oskar Kusch benannt werden, der als Oberleutnant zur See der Kriegsmarine wegen regimekritischer Äußerungen 1944 auf dem Schießplatz in Kiel-Holtenau hingerichtet wurde und dem dort mit der Oskar-Kusch-Straße bereits ehrendes Gedenken durch die Stadt Kiel zu Teil wird.
Mit diesen neuen Namen zeigt die Marine, dass sie sich weder der Geschichte noch ihrem Erbe verweigert, aber auch gewillt ist, mit der Zeit zu gehen und eine eigenständige Interpretation von Traditions- und Erinnerungswürdigkeit zu etablieren.
(Vorsorglicher Hinweis: Nein, die Debatte, ob es sich bei den Vorkommnissen in Löwen um Kriegsverbrechen handelt, führen wir an dieser Stelle nicht.)
(Archivbild: Blick auf das Segelschulschiff Gorch Fock an der Tirpitzmole beim „Open Ship“ während der Kieler Woche am 22.06.2014 – Christian O. Bruch/Bundeswehr)
GUT so – und bitte weiter so ! ……. und, wenn AKK dann insbesondere bei Marine & Luftwaffe auch noch die ‚alten‘ UNIFORMEN, hmm….. ins 21te Jh. holen täte …?! M.S.
Verzichtet man auf Tirpitz wegen seiner Rüstungspolitik, oder wegen seiner politischen Tätigkeit und der Gründung der Vaterlandspartei?
Anstatt sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Lehren aus derselben zu ziehen – und hier betrachten wir bitte nicht nur 1000 Jahre, die nur 12 dauerten – wird sie getilgt. Als müsse sie versteckt werden oder als gäbe es sie nicht mehr. Die Ideen, Pläne und Errungenschaften zur damaligen Zeit waren etwas herrausragendes. Dies hat von Tirpitz und Scheer ihren Platz in der Entwicklung der Marine eingeräumt, die genau deswegen heutzutage so ist, wie sie ist. Wir alle haben aus der Geschichte gelernt.
Ohne die Diskussion um den Traditionserlass wieder aus der Versenkung zu heben, mag es jedoch erlaubt sein zu hinterfragen, mit welchem historischen Datum man aufhören möchte, geschichtliche Ereignisse aus heutiger Sicht und heutigem Verständnis heraus beurteilen zu wollen. Nachdem man im Remter der Marineschule Mürwik symbolisch den Marinen der beiden Weltkriege den Rücken gewandt hat, sieht man nur noch fassungslos zu, wie eine Cancel Kultur um sich greift. Auch die Reichsflotte von 1848 wurde von alten weißen Männern geführt, die Mittel anwandten, um zum Sieg zu gelangen, die heute vermutlich keinen Bestand in der Bewertung haben. Trotzdem feiert die Marine noch immer den Geburtstag der Deutschen Marine mit dem Datum 14. Juni. Konsequent zu Ende gedacht bliebe nur der Geburtstag der Bundesmarine vom 2. Januar 1956 übrig und nur absolut tadellose Soldaten dieser Marine als Namensgeber von Kasernen, Piers und Schiffen.
Manchmal wünscht man sich wieder etwas wie gesunden Menschenverstand …
Ich bin ja grundsätzlich immer unglücklich, wenn ohne konkreten Anlass langjährige Traditionen über Bord geworfen werden (kleines Wortspiel).
Aber bei Tirpitz ist vielleicht in der Tat nicht das beste Vorbild. Obwohl er aus damaliger Sicht DEU zweifelsohne nach besten Kräften, treu und ehrenhaft gedient haben, so hat Tirpitz eine im Ergebnis erfolglose, ja gar verhängnisvolle Strategie entworfen und dickköpfig und beratungsresistent durchgesetzt.
Bei Scheer bin ich ambivalenter, bei ihm stehen Operationserfolg und Misserfolg etwas ausgeglichener da. Aber im Ergebnis war auch er nicht erfolgreich. Das will ich ihm nicht abschließend zum Vorwurf machen – am grünen Tisch ist es immer einfach im nachhinein zu erklären was man alles hätte besser machen können – aber ein leuchtendes Vorbild erscheint auch er mir nicht.
PS
Damit meine ich natürlich keineswegs, dass beide der „damnatio memoriae“ unterfallen müssen. Beiden kann man immer noch ehrend gedenken, aber vielleicht nicht mehr an so exponierter Stelle oder in so exponierter Form.
Frage an alle:
Gibt es eigentlich eine offizielle Zusammenstellung der Bundeswehr, warum beispielsweise eine Kaserne in X den Namen Y trägt?
Was soll mit der bestehenden Namensgebung verdeutlicht werden? Welche Werte werden damit herausgehoben?
Über Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Das ist eben das schön Einfache an einer Armee: Da muss man nicht diskutieren (ist viel zu mühsam) sondern lässt unliebsame Teile der Geschichte einfach per Befehl verschwinden.
Einige scheinen zu glauben, wenn eine Kaserne einen anderen Namen bekommt, würde der bisherige Namensgeber so was wie Voldemort und sein Name dürfe nicht mehr genannt werden. Leute, werdet mal realistisch.
@ Reinhard Koch
Die Bundeswehr hat doch mit den vorherigen Armeen Deutschlands nichts zu tun.
Hier wird also keine Geschichte ausradiert.
Ich finde es richtig, dass man nach der Umbenennung von Straßen in deutschen Städten nun auch bei der Bundeswehr aktiv wird und den einen oder anderen Namen ersetzt.
Es gibt mit Sicherheit eine ganze Reihe von Personen, die durch verschiedenste Verdienste für die Bundeswehr oder unser Land so zu Ehren kommen könnten.
@TW
Durch den Akt der Umbenennung wird dem Namensgeber ja die Traditionswürdigkeit aberkannt.
Ich erinnere daran, daß ein Schiff der Bundesmarine den Namen LÜTJENS trug (D185, Namensgeber der Schiffsklasse), das wäre heute wohl unvorstellbar.
Neubenennungen haben sicherlich ihren Zweck. Aber eine Armee, die in der FDGO verankert ist (noch) und in einer Zeit, in der wir stärker werdende Kräfte links und vor allem rechts (AFD, Coronaleugner etc.) haben bin ich mir nicht sicher, ob das mit dem Widerspruch als hinreichende Begründung für Tradition so eine gute Idee ist („Jana aus Kassel“ als Beispiel).
Das heißt natürlich nicht, dass Umbenennungen nicht gerechtfertigt seien – bei einigen bisherigen Namensgebern steht Verklärung auch deutlich vor Exzellenz in Moral und Tat (wie oben zu Tirpitz und Scheer beschrieben).
Der Tirpitzhafen wurde also nicht nach dem berühmten Schlachtschiff des 2. Weltkriegs der dt. Kriegsmarine benannt?
@Florian Staudte
Ihre Fragen beantwortet der Traditionserlass. Gute Hinweise finden Sie auch in den unterschiedlichen Fäden zum Thema hier bei AG .
@T. Wiegold
Stichwort Voldemort:
Ich bin mir sicher, die in „Ungnade“ Gefallenen werden in offiziellen Gesprächen tendenziell mittelfristig entfallen.
Wer mglw rein militärisch herangeht und jeweilige taktische/operative Leistung betont, landet unmittelbar in der rechten Ecke. Die Namen sind gebrandmarkt.
Herr Wiegold,
Sie können doch hier nicht den Namen dessen der nicht genannt werden darf nennen. :o)
Tirpitz, Scheer & Co. haben nicht nur in einer anderen Zeit, sie haben in einer anderen Welt gelebt – und gedient. Das einzige was sie mit unserer heutigen (Marine)-Welt verbindet ist ihre damalige Marinezugehörigkeit. Ich finde, man sollte sie respektieren, aber nicht geradezu kriminalisieren wie es einige gern tun. Eine Umbenennung des Marinestützpunktes halte ich für angemessen, gerade Oskar Kusch hat ein Gedenken in der gedachten Form verdient. Für mich persönlich ist er ein Held, dessen Name leider landläufig unbekannt ist ( was übrigens auch auf Alfred Kranzfelder zutrifft, den Namensgeber des Eckernförder Marinehafens und den in Eckernförde kaum ein Mensch kennt).
Mein Aber: Das alles wußte man schon 20 Jahre vorher. Ob wohldotierte Offiziere und Beamte sich in Zeiten, in denen sich auf der Ostsee zunehmend gefühlt mehr russische Marineeinheiten tummeln als Fische in ihr, man sich mit derartigen Themen beschäftigen sollte – ich habe da wenig Verständnis.
@T.W.
Oh, contrair.
Es geht nicht darum, dass Kasernen umbenannt werden. Es geht darum, dass die Geschichte, die eine Teilstreitkraft wie z.B. die Marine zu dem gemacht hat, was sie ist, erhalten bleibt. Warum wird denn die Marineschule Mürwik noch immer so genannt und nicht Offizierschule der Marine? Richtig, weil daran eine Tradition verknüpft ist. Die Tradition des sich Weiterentwickelns ohne das zu vergessen, was dort Großes oder eben auch nicht geleistet wurde. Und nur in der Reflexion kann man daraus Schlüsse für das Heute und die Zukunft ziehen. Das geht aber nicht, wenn ich diesen teil der Geschichte – auch durch Umbenennen von Kasernen – aus der miltärischen Geschichte zu tilgen suche.
Ich bin tatsächlich offen für Umbenennungen von Kasernen mit einem Namensträger, dessen militärische Errungenschaften und die Akzeptanz bzw. Unterstützung eines Unrechtsregimes Hand in Hand gingen. Etwas anderes ist es, militärisch hervorragende Soldaten als Namensgeber nicht mehr opportun erscheinen zu lassen, weil sie nach heutigen Maßstäben vor 70, 80 oder über 100 Jahren falsch gehandelt haben. Eine Lütjens würde man zu Recht heutzutage umbenennen, bei einer Rommel wird es etwas schwieriger, ein Mölders ist noch etwas schwieriger. Jeder Soldat stützt die Regierung, für die er bereit ist sich und die ihm unterstellten/anvertrauten zu opfern. Das mag in der Retroperspektive falsch gewesen sein, unter dem Maßstab der damaligen Zeit nicht. Weder von Tirpitz noch Scheer haben aus dem damaligen Verständnis ihres Berufes heraus Unrecht getan. Dass das Ergebnis nicht so eingetroffen ist, wie sie sich das gedacht haben – geschenkt. Das haben andere auch. Keiner denkt darüber nach, einen Sherman oder einen Sheriden nicht mehr als Namensgeber einer Kaserne zu nutzen. Und bei beiden kann man sehr wohl ungeteilter meinung sein, dass beide umenchlich, wenn nicht barbarisch handelten.
Man denke nur einmal daran, sie hätten Erfolg gehabt?
@ Der Realist sagt: 20.04.2021 um 22:18 Uhr
„Die Bundeswehr hat doch mit den vorherigen Armeen Deutschlands nichts zu tun.“
Das ist ahistorisch und entspricht übrigens auch nicht dem Traditionserlass. Selbst mit der eindeutig nicht traditionswürdigen Wehrmacht hat die Bundeswehr natürlich bis zu einem gewissen Maße eine sachliche und personengebundene Verbindung.
Dazu gehören neben ganz praktisch militärisch-hanndwerklichen Dingen wie Operationsgeschichte auch Kernbestandteile des heutigen Selbstverständnisses der Bundeswehr wie Auftragstaktik, Gewissensfreiheit. Ja selbst die Vertrauensperson ist ja keine Erfindung der Bundeswehr, sondern der deutschen Armee im Übergang von kaiserlicher Armee zur Reichswehr.
Aber diese Fakten haben wir hier in den Kommentarfäden des Blogs doch schon ein dutzend Mal durchexerziert! Die Frage ist doch nicht ob eine (mehr oder weniger starke, und mehr oder weniger traditionswürdige) Kontinuität besteht, sondern hier im diesem konkreten Fall ob zwei spezifische Personen DEU treu und vorbildhaft gedient haben und ob daraus im positiven Sinne auch heute noch DEU Soldaten schöpfen können.
Und da wird es dann halt knifflig. Es gibt Argumente für beide, aber es gibt auch starke Argumente gegeben beide. Im Ergebnis bin ich der Meinung, dass die Umbenennung gerechtfertigt ist. Aber das kann man sicherlich auch anders sehen…
Gute Entscheidung! Warum ambivalente Namenstraditionen fortsetzen wenn es bessere Alternativen gibt! Die Stadt Kiel hat ja bereits vor Jahren das ehemalige „Hindenburgufer“ in „Kiellinie“ umbenannt.
Als nächstes gleich dann bitte diesen Schandfleck von Seebataillon umbenennen. Es ist mir schleierhaft warum die Marine diesen Namen 2014(!) ausgegraben hat und völlig geschichtsblind und ethiktaub auch noch stolz die Traditionslinie zur kolonialen Mördertruppe in Übersee geschlagen hat. Vorher hieß die Truppe Marinesicherung bzw Marineschutzkräfte – was auch unkritisch ihren Auftrag wiederspiegelte (die Luftwaffe nennt ihre Sicherungskräfte ja ähnlich „Objektschutzkräfte“)
Aber auf einmal faselte die Marine wieder was von Marineinfanterie und weltweiten amphibischen Angriffs- und Landungsoperationen mit ihrem Seebataillon. Anstatt den „Irrtum“ sofort wieder zurückzunehmen hat man der Truppe danach sogar noch gestattet sich wieder „Seesoldaten“ (der Name der insbesondere im Kolonial-imperialen Kaiserreich für die Soldaten verwendet wurde und in den SeeBtl der Bundeswehr bis dato keine Verwendung fand). Wer meint das deutsche Kolonialgeschichte traditionsstiftend sei, weil im Traditionserlass nicht explizit ausgeschlossen, der sollte das Dokument in Gänze lesen oder dem sei Folgendes ans Herz gelegt:
https://d-nb.info/1060847949/34
„Den erbarmungslosen Einsatz der zwei Seebataillone in China untersucht 2010 Bernd Martin in einem Aufsatz in der Militärgeschichtlichen Zeitschrift.22
Susanne Kuß vergleicht 2012 sehr detailliert und aufschlußreich in ihrem Werk über „Deutsche Militärs auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ die Gewaltanwendung deutscher Soldaten während des Boxeraufstands mit Einsätzen deutschen Militärs gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrkia sowie den Majimaji in Deutsch-Ostafrika“
Heute brüstet man sich Seit an Seit mit dem Korps Mariniers (West Guinea?) und sieht sich wieder im Geiste amphibischer Stoß- und Interventionstruppen von anno dazumal.
Wie solch eine Darstellung, Traditionslinie und Werteverständnis mit unseren freiheitlich demokratischen Werten (wir lassen mal eine Bewertung der Niederländischen Werte außen vor) vereinbar sein soll – ist mir persönlich schleierhaft.
Und das alles ohne Zwang. Die Marine hat Objektschutzkräfte. Prima! die braucht es auch. Also nennen wir sie doch so. Die Lw kriegt das hin – warum die Marine in die richtig düstere Kiste greifen musste weiß wohl nur sie selbst… das muss sich ändern!
Bei Soldaten der Wehrmacht kann ich den Umbenennungsantrieb noch verstehen, aber hier geht mir das Verständnis allmählich aus. Erstens, ich sage es noch einmal, erscheint es mir unredlich, Gegner des NS-Regimes für ein konstruiertes, nicht gewachsenes Geschichtsbild derart zu vereinnahmen; es erinnert an die Rosinenpickerei der Deutschen nach 1945, als plötzlich alle im Widerstand gewesen sein wollten.
Zweitens werden allmählich die Parallelen zu dem gegenwärtig um sich greifenden Neo-Ikonoklasmus unübersehbar, einer schizophrenen, aus demokratischer Sicht bedenklichen Bewegung, die Zeitgenossen früherer Jahrhunderte zum Vorwurf macht, dass sie nicht die Werte der Progressiven des 21. Jahrhunderts verkörperten.
Nicht zuletzt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hier um reine Symbolpolitik handelt. Ich verfolge das Thema Rechtsextremismus in der Bundeswehr jetzt seit den Hitlergrüßen an der Luftlandeschule in den 1990ern und das Schema ist immer dasselbe, ungeachtet der immer drastischeren Maßnahmen.
Irgendjemand verursacht einen Skandal; die Bundeswehrführung lässt ein paar Bilder abhängen, etwas umbenennen; die Sache gerät in Vergessenheit; alles wieder auf Anfang. Ist schon mal jemand darauf gekommen, dass mehr politische Bildung, v.a. aber mehr Verankerung in der Gesellschaft hundertmal erfolgversprechender sein könnten?
@muck sagt: 21.04.2021 um 2:08 Uhr
Ich bin angesichts meiner Äußerungen hier im Blog ja hoffentlich unverdächtig ein geschichtsvergessener Gutmensch zu sein, aber die konkreten Umbenennungen sehe ich nicht so kritisch wie Sie. Beide erscheinen mir auch bei Anlegen eines klassisch-konservativen, traditionellen Soldatenverständnisses nicht so vorbildhaft zu sein, dass man sie heutigen Soldaten als traditionsgebend vermitteln sollte.
Ich habe Angst vor der von Ihnen leider amS zutreffend beschriebenen „großen Linie“, aber den konkreten Fall kann ich mittragen.
@Jas sagt: 21.04.2021 um 1:27 Uhr
Angesichts der potentiellen Aufgaben des Seebataillons greift mEn der Vergleich mit dem Objektschutz der Lw zu kurz. Der Objektschutz hat eine rein defensive Sicherungsaufgabe.
Das Seebataillon hat, zumindest nach dem Wunsch mancher in der Marine, auch offensive Funktionen (anteilig Aufträge einer „Marineinfanterie“). Und diese Fähigkeiten brauchen wir nun einmal im großen Werkzeugkasten der Bundeswehr. Ich persönlich sehe aus Effiziengründen die Aufgabe der amphibischen Anlandung zwar weiterhin lieber bei der FschJgTr gesehen (da war sie bisher), aber das kann man sicherlich so oder so bewerten.
Mit Blick auf diese erweiterte Aufgaben ist da eine Umbenennung sicherlich keine schlechte Idee.
Und der Verweis auf die „kolonialen Mördertruppe“ naja. Auch Begriffe wie „Soldat“, „Matrose“, „Marine“, etc. sind ja schon von Verbrechern getragen worden. Wir sollten nicht in sprachliche Identitätspolitik abgleiten.
@Koffer
Ich denke den festgeschriebenen Auftrag des SeeBtl können sie genauso gut wie ich im Intranet, in deren Organisationsweisungen nachlesen. Den der (anscheinend im Auftrag unterschätzten) Objektschützer Lw auch. Bin jetzt kein Experte – aber wenn ich mir beide ansehe ist der Unterschied die Uniform.
Auch ich sehe diese Marine-internen Strömungen mit offensiven Phantastereien – bin bei der Aufgabenwahrnehmung aber auch bei ihnen – mWn liegt sie da auch noch. (Also Landungstruppen sind die des Heeres). Man hätte auch den Namen „spezialisierte Einsatzkräfte Marine“ weitertragen können, wenn man seine Bandbreite zum Ausdruck bringen möchte.
Aber es geht hier nicht um allgemeine militärische Begriffe wie Soldat und Matrose und Zufälligkeiten der Namensgebung, sondern um ganz bewusste Entscheidungen der Marine einigen ihrer Truppen Traditionsnamen und Begriffe, sowie ein militärisches Selbstverständnis einer Truppe zu geben, die für die teilweise schlimmsten Gräueltaten außerhalb des 2. Weltkrieges steht.
Und die Truppe brüstet sich damit auch noch – „Endlich wieder Seesoldaten“ publizierte man und entschied sich explizit sogar das Zeichen (gekreuzte klare Anker) des kaiserlichen SeeBtl zu ihrem Verbandswappen zu machen. Das sind ja keine Zufälle sondern eben alles bewusste Entscheidungen.
Aber ich finde es beschämend und erbärmlich wenn im 21. Jahrhundert deutsche Soldaten wieder Traditionsnamen tragen, die bei verschiedenen Volksgruppen weltweit Schauder und Wut auslösen – das kann und darf nicht die Message der Bundeswehr sein. Da muss uns was besseres einfallen.
Ich finde es ein Stück weit unprofessionell, dass die Bundeswehr selbst gar nicht so genau sagen kann, warum eine Kaserne in X den Namen Y trägt. Das sollte dringend geändert werden. In jeder Kaserne sollte nach einem einheitlichen Muster transparent gemacht werden, warum die Kaserne den Z trägt. Die vom Namensgeber verkörperten Werte müssen klar benannt werden. Auch ggf. kritische Bereiche der Person müssen offen angesprochen werden.
Als Heeressoldat habe ich den Eindruck, dass Marine und Luftwaffe deutlich proaktiver sind bei der Umsetzung des aktuell gültigen Traditionserlasses.
Ich kann mich noch an einen Inspekteur der Marine erinnern, der nach der Wiedervereinigung in abendlicher Runde erklärte, ein Umzug des Verteidigungsministeriums „in diese Liegenschaft am Tiergarten“ käme erst dann in Betracht, wenn „die Straße vorn wieder von Reichpietsch- in Tirpitzufer umbenannt“ würde.
Sic tempora mutantur.
Ich kann die Entscheidungen nachvollziehen, bleibe aber bei Tirpitz, vor allem aber Scheer etwas ratlos zurück… Mit gleicher Argumentation müsste die Luftwaffe sich dann auch von Boelcke (hat überwiegend auch „nur“ militärischen Vorbildcharakter) oder Richthofen (hat ausschließlich militärischen Vorbildcharakter) verabschieden. Es erscheint daher, als habe man der Marine befohlen, sie „müsste auch mal was umbenennen und so.“
@ Jas
Hat das kaiserliche Seebataillon sich darum beworben, rücksichtslos in den Kolonien eingesetzt werden zu dürfen oder liegt die Verantwortung da nicht deutlich und im Wesentlichen bei der politischen Führung, den Offizieren und dem rassistischen Weltbild der westlichen Großmächte im 19. Jahrhundert? Etwas weniger Emotionalität würde Ihrer Argumentation nicht schaden und ich finde ein „Seebataillon“ per se nicht verwerflich. Auch wird in der Welt sicher niemand mehr bei der Nennung des Namens erschaudern, weil sich außer Fachhistoriker niemand an die Truppe erinnert.
Wahrscheinlich gehöre ich auch zu den „geschichtsvergessenen Gutmenschen“, wenn es um die Namensgebung von Kasernen, Standorten oder wie bei der Marine sogar Molen geht, wie ein Mitkommentator schrieb.
Ich empfehle, die Kasernen, Molen etc. einfach nach geografischer Lage oder besonderen geografischen Merkmalen zu benennen. Das ist völlig neutral und unverfänglich und erfüllt seinen Zweck. Das erspart jede Menge Diskussionen, denn was heute politisch opportun erscheint, kann morgen schon wieder völlig falsch sein. Wozu sich diesem Risiko aussetzen? Dafür ist das nicht bedeutend genug, den traditionsstiftenden Sinn muss man schon mit der Lupe suchen.
@Jas sagt:
21.04.2021 um 8:43 Uhr
+1*
„Jeder Soldat stützt die Regierung, für die er bereit ist sich und die ihm unterstellten/anvertrauten zu opfern. Das mag in der Retroperspektive falsch gewesen sein, unter dem Maßstab der damaligen Zeit nicht.“ Genau, Herr Filbinger: Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein!?! Das sowas hier noch frisch in die Tastatur gehackt und dann gepostet wird, kann nur als Provokation gewertet werden. Der man sich offensichtlich vollkommen konsequenzfrei hingeben kann.
Und dann noch noch Personen, die wie Sherman & Sheridan im US-Buergerkrieg erfolgreich das Sklavenhalterregime der Suedstaaten militaerisch bekaempft haben, in die selbe Kategorie „Militaerhandwerker ohne ethisch-moralischen Kompass“ á la Rommel, Luetjens, Moelders einreihen. Aber nur so kommen schliesslich diese Endlosschleifen in den Debatten zustande. Ich wuenschte aber, innere Fuehrung im wahrsten Sinne des Wortes wuerde hier bei allen zur (Selbst-)Anwendung kommen, damit dieser Mumpitz unterlassen wird.
Standorte nach Personen zu benennen, die besondere Leistungen in Gefechten gezeigt haben, ist zweifellos archaisch und hat auch mit der Lebenswirklichkeit der Bundeswehr, die Gefechte weder führt noch führen könnte, nichts zu tun. Insofern sind die Umbenennungen konsequent und überfällig. Aber ist wirklich sichergestellt, dass die neuen Namen den gewünschten Zweck erfüllen? Wie lange wird es dauern, bis jemandem auffällig, dass der „Brandtaucher“ der technische Wegbereiter der U-Boot-Waffe im Ersten und Zweiten Weltkrieg war? Ich schlage daher vor, Namen zu verwenden, die a) historisch vollkommen unbelastet sind und b) symbolisch für unsere Bundeswehr und ihren Geist stehen. Warum nicht Kasernen nach Hasen, Rehen oder Wieseln benennen? Die sind völlig unbelastet und geben die Unfähigkeit zur Führung von Angriffs- und sonstigen Kriegen symbolisch gut wieder
@ Koffer
@ all
wie wäre es mit Friedrich Kurz für ihre Kaserne?
auch für Sie ein Vorbild?
[Es wäre sinnvoll, dazu ein bisschen was zu erläutern – ich vermute, Sie meinen diesen Friedrich Kurtz (nicht Kurz):
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Kurtz
T.W.]
@Voodoo sagt: 21.04.2021 um 9:26 Uhr
„Ich kann die Entscheidungen nachvollziehen, bleibe aber bei Tirpitz, vor allem aber Scheer etwas ratlos zurück… Mit gleicher Argumentation müsste die Luftwaffe sich dann auch von Boelcke (hat überwiegend auch „nur“ militärischen Vorbildcharakter) oder Richthofen (hat ausschließlich militärischen Vorbildcharakter) verabschieden.“
Sorry, aber das flutscht doch deswegen nicht, weil im Gegensatz zu Boelcke und Richthofen ja Scheer und vor allem Tirpitz ja eben nicht umfassend militärischen Vorbildcharakter haben. Sie haben in den strategisch-politischen Aufgaben keine herausragenden Leistungen erbracht.
Genau damit unterscheiden sie sich von Boelcke und Richthofen.
@Pio-Fritz sagt: 21.04.2021 um 9:39 Uhr
„Ich empfehle, die Kasernen, Molen etc. einfach nach geografischer Lage oder besonderen geografischen Merkmalen zu benennen. Das ist völlig neutral und unverfänglich und erfüllt seinen Zweck.“
Dieser Vorschlag wird ja regelmäßig gemacht und kommt auch und vor allem bei der Truppe nicht an.
Unabhängig davon vergibt man damit nun auch mal Chancen für Traditionsbildung und Geschichtsvermittlung.
Aber wie gesagt, es kommt halt auch bei denen für die es da ist einfach nicht gut an.
Diese Namensgebungen (Umbenennungen) waren wenigstens im Falle Tirpitz überfällig. Und wer sich dann doch mal intensiver mit den Namensgebungen in der frühen Geschichgte der Bundeswehr befassen will, wird nicht umhinkommen festzustellen, dass damals – ab dem Verteidigungsminister von Hassel und besonders bis 1969, aber in Einzelfällen dann auch noch später – ohne Not und großes Überlegen mit der Gieskanne Ritterkreuzträger (u.a. tapfere Soldaten) über die Bundeswehr ausgeschüttet wurden. Der reine Ehrenschild der Wehrmacht wurde so noch mal gehörig aufpoliert. Souffliert wurde das Ganze von ehemaligen Generalen der Wehrmacht und den hinter ihn stehenden Traditionsvereinen. Umgesetzt wurde es durch Minister, die sich (nicht FJ Strauß, aber gerade v. Hassel und Schroeder) mit der besonderen Selbstwahrnehmung der Bundeswehr als der Armee der Inneren Führung scheinbar weniger anfreunden konnten.
Insofern ist gerade die Marseille-Kaserne richtigerwiese demnächst die Jürgen-Schumann-Kaserne.
Bemerkenswert ist nur das lange Beharrungsvermögen der Streitkräfte und der Minister, wenn es in der Vergangengenheit um Fritsch-Kasernen u.a. ging.
Petitesse: Als Paul von Lettow-Vorbeck verstarb, sogrte Minister von Hassel für großes militärisches Ehrengeleit, ließ ein paar Askaris einfliegen und am Grab spielte man „Heil Dir im Siegerkranz“. Und das 1964. Heia Safari!
@Voodoo
Oder weil ihr Völkermord so erfolgreich war? Sehen das die Herero und Nama auch so? Es gibt Dinge – die darf man imho nicht verteidigen oder schönreden. Ich weiß aber auch dass sie das garnicht wollen.
Da haben sie wohl recht, auch wenn ich mich meiner Emotionalität für meine Marine nicht schäme. Ich habe in den letzten 20 Jahren zu viel erlebt um bei einigen Dingen ruhig zu bleiben. Und ich habe für mich mitgenommen bereits kleinste Strömungen zu bekämpfen bevor aus ihnen reißende Fluten werden.
Und einiges was ich an Entwicklungen bei „den 76ern“ mitbekommen habe erregt hier und da Besorgnis – oder wie beim Traditionsverständnis des SeeBtl auch Wut und Empörung. Egal ob „deutsche Flaggen auf Kreta hissen“, „Vorfälle im Umgang mit Waffen und Munition“ oder wie ich Anfang des Jahres zufällig erfahren habe, dass einer der Kompanien ihr Wappen geändert hat und nun stolz ein umgekehrtes Schwert (Spitze nach unten) trägt – eine Symbolik die es meines Wissens nach so nur im Wappen der „Brandenburger“ „Spezialeinheit“ der Wehrmacht gab.
https://de.wikipedia.org/wiki/Seebataillon#/media/Datei:Wappen_der_Bordeinsatzkompanie_1.png
https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburg_(Spezialeinheit)#/media/Datei:Brand1942w.svg
Vielleicht bin ich auf dem historischen/rechten Auge auch empfindlich – aber da zitiere ich dann gerne aus den KSK Fäden: Ich erkenne zwar noch kein Netzwerk oder gar Verschwörung – gefallen müssen mir solche Entwicklungen aber deswegen noch lange nicht – ganz im Gegenteil.
@T.W.:
Sehr schön, danke für den Lacher. Das wäre doch mal was: Die „Dumbledore-Kaserne in XY“. Oder warum nicht Literaten mit einem Gespür fürs militärische, etwa die Karl-Herbert-Scheer-Kaserne in Friedrichsdorf im Taunus(!)
Ich habe durchaus Verständnis für eine erweiterte Sensibilisierung für die Rolle von Namensgebern, und das kann auch durchaus dazu führen, dass man eine Kaserne nach einer Gesamtbetrachtung umbenennt, aber es sollte durchaus schon im Rahmen bleiben. Wenn man irgendwann Angst hat, schlechterdings eine Person in Form einer Namensgebung einer Liegenschaft zu ehren, weil eben nicht zu 100% ausgeschlossen ist, dass der oder die Betreffende einem Cousin des Enkels von Himmlers Kraftfahrer vielleicht mal auf einer Dienstfahrt einen Kaffee spendiert haben könnte (Übertreibung beabsichtigt), dann wird es nachgerade absurd.
Es wäre viel wirkungsvoller, wenn die Kasernen vielleicht weiterhin so hießen, aber eine kritische Auseinandersetzung mit den Personen und ihren konkreten Hintergründen erfolgt. Es erweckt den Anschein, als sei die Umbenennung mehr ein Versuch, Schlussstriche zu ziehen, und die ggf. notwendige Auseinandersetzung mit der eigenen Tradition und den darin gewählten Vorbildern zu scheuen, indem ein „aus den Augen, aus dem Sinn“ betrieben wird. Nur, dass das selten klappt.
Denn was war, bleibt als gewesenes; die Historie lässt sich nicht auslöschen. Dem Porta-Nigra-Platz in Trier wird beispielsweise auch für alle Zeit anhaften, dass er von 1933 bis 1945 „Adolf-Hitler-Platz“ hieß. Das war eben so und es gibt keinen Grund so zu tun, als sei es nicht so gewesen, sondern man muss damit so oder so umgehen.
[Um bei ihrer Argumentation zu bleiben: Der Platz in Trier hätte den Namen, den er von 1933 bis 1945 trug, behalten sollen? T.W.]
P.S.: Das soll jetzt nicht als Argument missverstanden werden, um die zwischen 1933 und 1945 auch nach NS-Größen benannten Kasernennamen irgendwie zu legitimieren oder „reinzuwaschen“. Wie gesagt, manche „Vorbilder“ sind eben offensichtlich keine. Nur ist eine kritische Auseinandersetzung mit Fällen, die in die Grauzone fallen mögen, oftmals vielleicht sogar wertvoller als die Flucht in die Umbenennung.
Na dann werden ja bald auch die Traditionsnamen Richthofen, Immelmann und Boelcke verschwinden müssen – wenn man der in diesem Falle kolportierten Begründung folgt, nachdem Personen des 1. Weltkrieges per se nun auch nicht mehr traditionsstiftend sind. Das wird zwar – außerhalb Deutschlands – niemand nachvollziehen können, zumal mir zumindet ein Nachfahre eines der o.g. bekannt ist, der auch in der Bw dient und dessen Nachname bei westeuropäischen Verbündeten – erlebtermaßen – Hochachtung und Respekt hervorruft. Aber gut, wenn das so sein soll, es wird sich ja schon jemand etwas dabei gedacht haben.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Hätte man auf die Person Tirpitz‘ abgehoben, dann hätte ich das ganze ja noch halbwegs verstanden, aber dass nun Personen, die im 1. Weltkrieg gedient haben, per se nicht mehr traditionsstiftend sein können, das war mir neu und kann ich nicht so recht nachvollziehen.
[Hm. Wo steht das denn? T.W.]
@Pio-Fritz
„Ich empfehle, die Kasernen, Molen etc. einfach nach geografischer Lage oder besonderen geografischen Merkmalen zu benennen. Das ist völlig neutral und unverfänglich und erfüllt seinen Zweck.“
Bei einer „Westerwald-Kaserne“ wären Assoziationen zu historisch belastetem Liedgut unvermeidlich, ebenso bei einer „Rhein-Kaserne“ („Wacht am Rhein“) oder gar einer Niedersachsen-Kaserne („sturmfest und erdverwachsen“). Vielleicht wäre eine Benennung nach geographischen Koordinaten als Übergangslösung akzeptabel, zumindest solange hier keine szenetypischen Zahlencodes vorkommen. Das alles kann aber nur ein Anfang sein, wenn man bedenkt, dass z.B. einige Dienstgradbezeichnungen immer noch mit denen der Wehrmacht identisch sind, Telefonnummern wie die der Bw-Vermittlung verdächtige Botschaften enthalten und man zudem nach einem neuen „Sturmgewehr“ sucht, so als sei dieser Begriff unbelastet. Hier ist also noch viel zu tun.
@Koffer sagt: 21.04.2021 um 8:05 Uhr
„Unabhängig davon vergibt man damit nun auch mal Chancen für Traditionsbildung und Geschichtsvermittlung.“
Möglich, das es solche Kameraden/innen gibt. Ansonsten gehen unsere Ansichten hier nicht kompatibel zusammen. Ehrlich gesagt, kann ich mich an die meisten Kasernennamen in meiner Zeit als Soldat gar nicht mehr erinnern oder müsste lange scharf nachdenken. Und das waren einige in den letzten 35 Jahren.
Wahrscheinlich bin ich auch nicht der Einzige, dem es so geht.
@Matthias Hake sagt: 21.04.2021 um 10:17 Uhr
„wie wäre es mit Friedrich Kurz für ihre Kaserne?
auch für Sie ein Vorbild?
[Es wäre sinnvoll, dazu ein bisschen was zu erläutern – ich vermute, Sie meinen diesen Friedrich Kurtz (nicht Kurz):
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Kurtz
T.W.]“
Wenn das was auf Wikipedia zu finden ist zutrifft, dann spricht mEn nicht gegen einen Traditionsrückgriff z.B. im Sinne einer Kasernenbenennung.
Allerdings müssen wir aufpassen, dass wir bestimmte militärisch-charakterlichen Aspekte nicht zu lasten anderer ebenfalls wichtiger sosehr überbetonen, dass die anderen ebenso wichtigen Untergehen.
amS spricht daher nichts gegen eine Würdigung von herausragenden Taten im Zusammenhang mit Widerstand, (sog.) Zivilcourage o.ä. Aufrechtes und charakterfestes Handeln auch ggü. der eigenen Führung ist zweifelsohne traditionswürdig. Aber wir dürfen halt Aspekte wie charakterfestes Handeln im Angesicht des Feindes (aka Mut, Tapferkeit, Initiativfreude etc.) und militärisch handwerklich-technisches Können nicht vernachlässigen.
Es sollte amS nicht entweder oder, sondern sowohl als auch heißen! Nur im Konzert aller Teilfacetten soldatischer Tugenden kann Tradition und Vorbilder erwachsen.
@Heiner Möllers sagt: 21.04.2021 um 10:41 Uhr
„Diese Namensgebungen (Umbenennungen) waren wenigstens im Falle Tirpitz überfällig.“
„Insofern ist gerade die Marseille-Kaserne richtigerwiese demnächst die Jürgen-Schumann-Kaserne.“
Sie nennen hier in einem Post zwei Aspekte die mEn nichts mit einander zu tun haben.
Tirpitz war ein strategisch-politischer Soldat. Sein Vorbildcharakter (oder der Mangel dessen) ergibt sich aus vollkommen anderen Fragen/Kategorien als für das „Truppenvorbild“ Marseille.
Ich würde davon abraten diese beiden in einem Atemzug zu nennen. Die Argumente warum (oder warum nicht) beide traditionswürdig sind einfach zu unterschiedlich.
@Hans Dampf sagt: 21.04.2021 um 11:18 Uhr
Ich kann mich der Frage von T.W. nur anschließen! Woher haben Sie die Kenntnis, dass Soldaten aus dem I. WK grundsätzlich aus der Traditionspflege ausgeschlossen werden sollen?
Nach meinem Verständnis sind Tirpitz und Scheer nicht wegen der Epoche aus der Traditionswürdigkeit rausgefallen, sondern wegen ihrem konkreten Handeln. Also eine personengebundene Einzelfallentscheidung.
Und bei Tirpitz ist die Frage nach dem „warum“ glaube ich relativ einfach. Bei Scheer finde ich es schwieriger, aber auch da kann man mEn zu dem Ergebnis kommen, dass er persönlich einfach nicht vorbildhaft war.
Irgendwie wird dieser PC Kram so langsam absolut lächerlich.
Wollen wir als nächstes den Karlspreis wieder umbenennen ? Immerhin hat Karl der Große ja einen genozidalen Krieg gegen die Sachsen geführt …
https://de.wikipedia.org/wiki/Sachsenkriege_Karls_des_Gro%C3%9Fen
Vielleicht schlagen wir unseren Amerikanischen Verbündeten, wo wir gerade dabei sind, noch vor, auf deutschem Boden alle Benennungen von Einrichtungen nach Georg Washington zu unterlassen? Der hat ja nach heutigen Maßstäben auch als Oberbefehlshaber den ein oder anderen Genozidalen Vorfall auf dem Gewissen …
https://en.wikipedia.org/wiki/Sullivan_Expedition
Vielleicht sieht die CDU ja nach der kommenden BT Wahl ein, dass es ihr und dem Land langfristig nicht guttut, wenn sie versucht die Grünen links zu überholen …
Eine erfolgreiche Organisation erkennt man daran, dass sie die wichtigen Probleme erkennt, priorisiert und dann mit Hochdruck beseitigt.
Es ist schön zu erfahren, dass die Bundeswehr keine Probleme mehr hat und es sich jetzt leisten kann, ästetische Schwerpunkte zu setzen.
Ich würde Tirpitz & Co. heute nicht mehr als Namensgeber neuer Einrichtungen wählen. Aber es ist die oben schon genannte Cancel Culture, die mich aufbringt.
Und das fing schon vor Jahren an, als ich mal Hinterbänkler-Gast bei einer Veranstaltung zur Neugestaltung der Aula (nicht des Remter) der Marineschule Mürwik war. Begründet wurde die Absicht, die Orientierung des Raumes (wieder) umzudrehen, mit dem in der Tat anderen Originalzustand Anfang des letzten Jahrhunderts. Zwischen den gesprochenen Worten war für mich jedoch augenblicklich die gezielte Attacke gegen die (schon vielfach auf politische Unkorrektheiten überprüfte) Gestaltung der damaligen Rückwand erkennbar. Da sollten wohl einfach einige Deko-Artikel, z.B. ein oder zwei schwarz-weiß-rote Fahnen, verschwinden, damit nichts, aber auch garnichts, irgendwen auf unerwünschte Gedanken und Fragen bringen könnte. Ich empfand die m.E. den wahren Beweggrund verschweigende Begründung als unlauter. War übrigens auch schon zu Zeiten des oben zitierten ehemaligen Inspekteurs.
Die Umbenennung ist offiziell angekündigt, es wird nicht die „Brandtauchermole“, sondern die „Gorch-Fock-Mole“:
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/marine/aktuelles/umbenennungen-marine-kiel-wik-5012342
Ja, genau, löscht alle Erinnerungen an die Vergangenheit aus. Aber macht es ja konsequent! Ich freue mich ja schon auf die „Angela Merkel“ und die „Annelena Baerbock“, die ersten Kriegsschiffe der Marine, die von Wind- und Sonnenenergie im Verbund mit guten Wünschen angetrieben werden. (Kommentar kann Spuren von Sarkasmus enthalten)
der Historiker Götz Aly hat es mal zutreffend als „deutschen Putzfimmel“ bezeichnet.
Kasernen einfach durchnummerieren ?
Aber wahrscheinlich gibt es auch da wieder „historisch belastete Zahlen“
@J10 sagt:
21.04.2021 um 9:57 Uhr
„Genau, Herr Filbinger: Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein!?! Das sowas hier noch frisch in die Tastatur gehackt und dann gepostet wird, kann nur als Provokation gewertet werden. Der man sich offensichtlich vollkommen konsequenzfrei hingeben kann.“
Nun, das sehe ich deutlich anders. Es geht nicht darum, Personen zu honorieren, die Recht zu Unrecht machten, sondern die zu betrachten, deren militärisches Denken und Handeln aus der damaligen Situation beispielgebend für heutige Soldaten sein kann. Einen Herrn Filbinger schließe ich genauso aus wie einen Höß oder ähnlich geartete. Aber das war ja nicht mein Punkt.
„Und dann noch noch Personen, die wie Sherman & Sheridan im US-Buergerkrieg erfolgreich das Sklavenhalterregime der Suedstaaten militaerisch bekaempft haben, in die selbe Kategorie „Militaerhandwerker ohne ethisch-moralischen Kompass“ á la Rommel, Luetjens, Moelders einreihen.“
Nun Sherman ist der Erfinder des Krieges der verbrannten Erde, des Totalen Krieges – wirklich sinnstiftend für Soldaten. MMn ist auch ihm der ethisch-moralische Kompass abhanden gekommen, den Sie hier so hervorheben. Und jetzt bitte nicht mit dem Argument kommen, das ging ja gegen die Bösen liege ja außerdem weitere 100 Jahre zurück.
„Aber nur so kommen schliesslich diese Endlosschleifen in den Debatten zustande. Ich wuenschte aber, innere Fuehrung im wahrsten Sinne des Wortes wuerde hier bei allen zur (Selbst-)Anwendung kommen, damit dieser Mumpitz unterlassen wird.“
Wenn Innere Führung keine Worthülse sein soll, dann muss man sich auch mit der Geschichte auseinandersetzen und sich nicht ausschließlich eine auf die heutigen ethischen und moralischen Grundsätzen und Kenntnissen der Schuldfrage konzentrieren. Das ist mir zu einfach und wird dem Sinn der inneren Führung nicht gerecht. Bei ihr gilt es nämlich die Soldaten erkennen zu lassen, wie man vermeidet aus einer rein militärisch ausgerichteten Sicht eben doch ethisch-moralisch zu Übersteuern.
Bilderstürmerei?
Im öffentlich beworbenen Berufsbild handeln Soldaten als Technikfreaks, sitzen am Radarbildschirm, fahren zur See oder sind Fahrlehrer und Sanitäter. Überproportional häufig als wohl anzusehende junge Damen, Zufall, Absicht? Absicht!
Die Berufsidentität der Kämpfer jedoch sieht sich in der Traditionslinie beispielgebender, meist taktischer Leistungen, in den untersten und unteren Führungsebenen vom Trp bis zum Btl.
Handwerkliche Exzellenz wird gesucht und gefunden, logischerweise dann meist in Wehrmachtsstrukturen, auch solchen der Fremdenlegion, die der eigenen Truppengattung entsprechen. Der Luftlander hat dann sofort Kreta, Monte Cassino und Dien Bien Phu im Sinn, der Panzermann auf jeden Fall Rostow/Don oder Kursk.
Alles Orte, die, in welcher Ableitung auch immer, mit dem Gedankenbild im Traditionserlass nicht stimmig sind, nicht stimmig sein können. Dennoch, die Bilder bleiben,
Tatsache bleibt nämlich, der MG-Schütze ebenso wie ein Richtschütze in Puma, Leopard oder Boxer tritt an seine Waffe in der Logik des Krieges heran, nicht des Betriebs im Impfzentrum. Der Infanterist betreibt habituell die Anpassung an Vorbilder im Kampf.
Die politische Führung der Bundeswehr ignoriert diesen Umstand pflichtschuldigst und hofft, vergeblich wie ich meine, auf die heilende Wirkung der Zeit und das Placebo Inneren Führung. Das Kriegerhandwerk besteht fort, wie sich 2009 – 2011 bei ISAF zeigte. Traditionsnamen, in Auffassung dieser Männer und Frauen, sind Teil davon.
Edit/geht die Bw an I. WK heran, dann noch schnell an 1870/71? Rommel/Hindenburg(-Kaserne) und Moltke sind dann gleichfalls auf dem Index?
@Konrad Vogeler sagt: 21.04.2021 um 12:41 Uhr
„Es ist schön zu erfahren, dass die Bundeswehr keine Probleme mehr hat und es sich jetzt leisten kann, ästetische Schwerpunkte zu setzen.“
Es wird Sie überraschen zu hören, aber die Bw kann mehrere Dinge gleichzeitig!
@ein_versuch sagt: 21.04.2021 um 13:35 Uhr
„Die Umbenennung ist offiziell angekündigt, es wird nicht die „Brandtauchermole“, sondern die „Gorch-Fock-Mole“:
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/marine/aktuelles/umbenennungen-marine-kiel-wik-5012342“
Schade.
@CeMoi 21.04.2021 um 13:53 Uhr:
Danke, dass Sie meine Argumente „gewuerdigt“ haben, aber Bewertungen und Folgerungen passen in Ihrer Replik nicht zusammen.
Grundsaetzlich ist kein militaerisches Handeln von seinem politischen Zweck zu trennen; schon garnicht darf militaerisches Handeln Selbstzweck werden. Also: Alle die fuer das 2. Deutsche Kaiserreich und/oder fuer Zombie-Deutschland unter Herrn Hitler gekaempft haben: Als Personen nicht traditionswuerdig, so sie nicht Heldentaten vorzuweisen haben, die ueber die Verfasstheit der jeweiligen Regime hinausweisen (Tresckow/Stauffenberg).
Aber nur weil Herr Hitler mal „Guten Abend!“ gesagt hat, muss diese Grussformel genausowenig abgeschafft werden, wie Taktiken, Verfahren oder Technologien, die ihren Mehrwert fuer fragwuerdige Zwecke generiert haben, aber diesen operativen Mehrwert auch fuer uns heute fuer unsere Zwecke „erwirtschaften“ koennen. Deswegen muss ich aber nicht deren Erfinder und exzellenten Anwender mit Monumenten und Namenstafeln ehren.
Ich persoenlich halte nicht viel von Personenkult, aber es gibt ja Leute, die brauchen Gesichter / Namen, an denen sich die Geschichte, die wir ueber uns selbst erzaehlen wollen, manifestiert. Namen, die mit dem Kampf fuer das perspektivisch richtige Deutschland verbunden sind, gibt es wohl in ausreichender Zahl in der Geschichtsschreibung der Befreiungskriege, der Nationalen Revolution von 1848 und der Bundeswehr zu finden.
Dazu sollte man aber Geschichte auch richtig lesen und interpretieren. Sherman = Totaler Krieg ist Unsinn. Verunglimpfung des Unionsgenerals oder Verharmlosung des „totalen“ Kriegsbildes des 20. Jh.. Wenn Sie da mal nicht der Geschichtsklitterung der „Daughters of the Confederacy“ aufgesessen sind…
Was, bitte, gibt es bei Tirpitz und Scheer an traditionswürdigen Zügen?
Gerade Tirpitz hat maßgeblich daran mitgewirkt, dass zweite Kaiserreich in einen Krieg zu treiben. Dass auf der anderen Seite ähnliches passiert ist, ändert an der speziellen Verantwortung von Tirpitz nicht das Geringste (kein „whataboutism“).
Die kaiserlichen Admirale haben dann den von ihnen so dringend gewünschten Krieg mit Pauken und Trompeten vergeigt, als Militärs schlicht versagt.
Sie haben dann zum Kriegsende, als sie wussten dass der Reichskanzler Max von Baden längst auf ein Ende des Krieges hingearbeitet hat, gegen ausdrücklichen Willen und Weisunge der politischen Führung versucht, eine Angriffsoperation zu starten um „heldenhaft unterzugehen“. Das bewegt sich im Bereich von Hochverrat und offenem Militärputsch und hätte nach den Kriegsartikeln mit dem Strick geahndet werden müssen.
Und zum guten Schluss haben die militärisch wie politisch auf der ganzen Linie gescheiterten Hochverräter in Admiralsuniform sich nicht entblödet, auch noch kräftig an der Dolchstoßlegende zu stricken.
Was in aller Welt ist an solchen Figuren traditionswürdig für unser Militär? Was haben die Jungs und Deerns unserer Marine verbrochen, dass man sie damit in Verbinbdung bringen will?