Stoff für eine Fallstudie: Der Suez-Kanal ist dicht (Nachträge)
Es ist kein direktes Thema der Sicherheits- oder gar der Verteidigungspolitik – und dennoch von Bedeutung: Was passiert eigentlich, wenn der Suez-Kanal, durch den geschätzt zehn Prozent der weltweiten Warenströme laufen, einfach dichtgemacht wird? Genau das ist jetzt passiert: Der taiwanesische Frachter Evergiven ist im Kanal steckengeblieben – und blockiert die Handelsschiffahrt auf dieser Route seit Tagen.
Den bisherigen Ablauf der Ereignisse hat die Nachrichtenagentur AFP hier zusammengetragen
Megaship blocks Suez Canal: What we know
und die Suez Canal Authority, die Kanalbehörde, erklärte am (heutigen) Donnerstag eine zeitweise Aussetzung der Schiffahrt im Suez-Kanal. Die wohl noch eine Weile anhalten wird:
Admiral Osama Rabie, Chairman and Managing Director of the Suez Canal Authority has announced today; Thursday March 25th, 2021, that navigation through the Suez Canal is temporarily suspended. That is only until the floatation works of the large Panamanian container vessel EVER GIVEN; that ran aground at the 151 km area (Canal Marking), are complete.
Zu den Bemühungen, den 400 Meter langen und knapp 60 Meter breiten Riesenfrachter wieder flottzukriegen, gibt es jede Menge Berichte, und das Bild vom einsamen Bagger unter dem gigantischen Rumpf (Foto oben) ist längst ein Meme in den sozialen Medien geworden. Auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft, in Asien wie im Westen, angesichts immer mehr wartender Schiffe oder aber der Aussicht auf eine lange Passage südlich um Afrika sind in allen Medien Thema.
Ergänzung: Ein Satellitenbild (vom Airbus-Satellitensystem Pléiades) – in erstaunlicher Qualität, es handelt sich um kommerziell verfügbares Material:
Hier auf Augen geradeaus! passt es thematisch zwar scheinbar nicht – dann aber doch: es ist die Fallstudie, was passiert, wenn einer der choke points (auf Deutsch nicht ganz so bedrohlich meist mit Nadelöhr übersetzt) der internationalen Seeschiffahrt tatsächlich dicht ist. Deshalb erstmal als Merkposten: die Lessons Learned auch für Streitkräfte werden interessant.
Nachtrag 1: Es ist wohl nicht das erste Mal, dass dieser Frachter aus dem Ruder läuft – wenn es auch in Hamburg-Blankenese nicht so spektakulär war wie jetzt im Suez-Kanal:
Nach der Kollision des Containerschiffs „Ever Given“ mit einer Fähre in Hamburg-Blankenese ist der Sachschaden groß. Die Polizei ermittelt nun gegen den Kapitän des Frachters. #Blankenese #EverGiven #Elbe @ndr pic.twitter.com/1T0WKdHlhQ
— Blankeneser Bürger-Verein e.V. (@BBVeV) February 11, 2019
Nachtrag 2: Ein Leser erinnert daran, dass die Deutsche Marine so vor sieben Jahren mal das Thema Abhängigkeit vom Transport über die Weltmeere thematisiert hat, was damals angesichts der Videoclips ein bisschen belächelt wurde…
Update 26. März – von der Betreibergesellschaft des Schiffes:
Media Statement
Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM), technical manager of the containership EVER GIVEN (IMO: 9709257), continues to support the ongoing efforts coordinated by the Suez Canal Authority to re-float the vessel following a grounding incident on 23 March 2021 in the Suez Canal.
Smit Salvage has been assigned with the salvage operations. The focus is now on dredging to remove sand and mud from around the port side of the vessel’s bow. A specialised suction dredger, which can shift 2,000 cubic meters of material every hour, arrived on site on 25 March 2021 to support the ongoing dredging operations.
Arrangements are also being made for high-capacity pumps to reduce the water levels in the forward void space of the vessel and the bow thruster room.
Another attempt to re-float the vessel earlier today, 26 March 2021, was not successful. Smit Salvage team on board confirm there will be two additional tugs of 220 – 240 T bollard pull arriving by 28 March 2021 to assist in the re-floating of the ship.
At the time of the incident the EVER GIVEN was transiting northbound through the canal en route to Rotterdam, Netherlands with two canal pilots onboard. Initial investigations suggest the vessel grounded due to strong wind.
All 25 crew are safe and accounted for and they remain in good health and spirits. All crew are Indian nationals and remain onboard. They are working closely with all parties involved to re-float the vessel. The hard work and tireless professionalism of the Master and crew is greatly appreciated.
There have been no reports of pollution or cargo damage and initial investigations rule out any mechanical or engine failure as a cause of the grounding.
BSM’s continuing priorities are to safely re-float the vessel and for marine traffic in the Suez Canal to resume.
BSM is grateful for the continued efforts of the Suez Canal Authority and those involved in ongoing re-floating operations and BSM will continue to work closely with all parties involved in this operation.
Once re-floated, the vessel will undergo a full inspection and BSM will cooperate fully with the authorities in any investigations.
More information will be provided when there are material developments.
(Foto oben: Suez Canal Authority; Foto unten: Airbus Defence&Space/Centre National d’Études Spatiales)
Eine Parabel für globale Abhängigkeiten einer bedeutenden Ex/Importmacht und ihres Bündnisses, die zur Sicherstellung ihrer Interessen befähigt sein muss.
Sicherheits- und letztkonsequentlich auch militärische Interessen sehe ich daher durchaus berührt.
Was kann dazu festgestellt werden?
a. Ökonomisch
– Zu beiden Seiten des Havaristen ankern 100 (+) Schiffe im Stau
– Die freie Schifffahrt berührt nicht nur Europa, auch die USA importieren aus den VAE, dem KSA
– Der Ölpreis hat bereits reagiert.
– Der Umweg um das Kap der Guten Hoffnung beträgt ca 7000-7500 km je nach Zielhafen und dauert +/- 10 Tage, – und kostet.
b. SiPo
– Das Mittelmeer ist von Arabischer See/Indo-Pazifik zunächst abgeschnitten, btw. stehen Kriegsschiffe in der Warteschlange?
– Die Bedeutung kritischer Meerengen, hierzulande kaum wirklich beachtet, ist in Peking im Fokus.
– Die 1. Reise der HMS QE Strikegroup und der Fregatte Bayern, beide in den Ostpazifik, darf neu geplant werden.
– Global denkende Terrorgruppen werten die Lage aus, schmieden Pläne?
– das Bab al Mandeb (am Südende des Suez), die Straße von Hormus, Gibraltar, der Bosporus, der Panama, die Taiwan-Straße, Madagaskar-Straße, Straße von Malakka, Formosa-Straße u.a. haben unbestreitbare ökonomische Relevanz. Zwingend fordert dies eine militärische Aufmerksamkeit, da bei Unterbrechung von Freedom of Navigation der freie Welthandel nachhaltig beeinträchtigt würde.
Peking hat dies erkannt und handelt in seinem Interessenbereich, siehe Südchinesisches Meer/Formosa-Straße mit Marinepräsenz.
Eine Blockade des Suez-Kanals halte Ich absolut für ein verteidigungs(politisches) Thema. Jetzt sieht man mal den Ernstfall eines blockierten Kanals wegen dieses Unfalles, aber kriegführende Länder könnten schon auf die Idee kommen den Kanal zu blockieren um den Feind vom Nachschub aus Ostasien abzuschneiden. Oder umgekehrt die Verlegung einer Flotte in den indischen oder pazifischen Ozean zu behindern.
@Sommerbiwak
Die Blockade / Sperrung ist ja nicht neu, das gab es bereits – und auch deutlich länger:
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-288.html
https://www.hapag-lloyd.com/de/news-insights/insights/2015/06/caught-in-the-great-bitter-lake_41175.html
[Mir scheint allerdings, dass sich der Welthandel in den vergangenen Jahrzehnten doch ein klein wenig verändert hat… T.W.]
Korrektur zu 25.03.2021 um 14:47 Uhr
Bab al Mandeb (am Südende Rotes Meer)
Ich schließe mich @Sommerbiwak an. Oben beschriebenen Vorfall kombiniert mit einer Brise hybride Kriegsführung und die halbe Welt leidet mit.
Mal ne dumme Frage: Kann soetwas zufällig auch an der Straße von Hormuz passieren? Da sinkt so ein Ding quasi an der falschen Stelle oder so?
Deshalb, auch wenn es einigen nicht schmecken wird, ist die politische Nähe zu Russland wichtig.
Denn es wird höchstwahrscheinlich weiter so mit der Erderwärmung gehen und weiterhin das Nordpoleis immer mehr zurück gehen.
Dann ist eine ganzjährige schiffbare Route über den Norden von Russland möglich.
China/Japan – Beeringstraße – Karasee – Murmansk – Norwegen – Rotterdam/Hamburg
(auch Nordostpassage genannt)
Die Streckenlänge ist je nach Start und Ziel die gleiche oder kürzer als über den Suezkanal, aber ohne Suezgebühren und ohne langsamere Fahrt (inklusive Wartezeit) über den Suezkanal.
Selbstverständlich wird Russland für Vorhaltung von Eisbrechern und Seenotkräften auch Gebühren verlangen, aber die werden mit Sicherheit geringer sein als das was momentan der Suezkanal kostet.
Für die Ölfrachter aus dem arabischen Raum ist das natürlich keine Alternative, aber für die LNG Frachter aus Sachalin und die Containerfrachter aus China/Japan/Südkorea.
@Tom Cruise
Die Tanker fahren ums Kap, da sie über SUEZMAX sind.
@AoR
Obwohl das Wasser in der Fahrrinne nicht so tief ist (60m, glaube ich) kann man um ein Wrack herumfahren. Das Versenken eines Schiffes sicher reicht nicht aus außer wenn es tatsächlich komplett quer läge.
@AOR das „Sinken an de falschen Stelle“ (oder andere Schweinereien) kann nicht nur an den bekannten choke points sondern gerade auch in Fahrwassern großer Häfen massive Auswirkungen haben. Eine Blockade von Rotterdam hätte, selbst als Teilblockade nur für „große Pötte“, wohl ähnliche globale Auswirkungen (oder stärkere) wie die von einer Fahrtrinne des Suezkanals und würde insbesondere die Schweiz stark treffen. National für Deutschland (und die Slowakei und Tschechien) hätte eine Blockade des Hamburger Fahrwassers noch mehr Auswirkungen (gibt in Deutschland zwar noch Bremen/Bremerhaven/Wilhelmshaven und evtl. Emden aber das reicht nicht aus, bedient nicht die Elbeschifffahrt und Bahn/Strassenanbindung dort hat jeweils auch Kapazitätsgrenzen).
Auf jeden Fall zeigt dieses Schiff wunderbar, dass man durch das Versenken, oder Stranden von Schiffen an der richtigen Stelle sehr viel bewegen, bzw blockieren kann.
Eigentlich eine Blaupause für terroristische Aktionen unter Beteiligung ziviler Schiffe.
Gar nicht gut.
In Panama würde eine ähnliche Aktion auch funktionieren.
@Thomas Melber
Nein, die Fahrrinne ist nur ungefähr 25 Meter tief und die 60 Meter kenne ich jetzt nicht, aber vielleicht ist der Bittersee so tief.
Der See ist aber nicht das Nadelöhr, sondern der Kanal.
Es gibt in der Summe eine riesige Zahl an Tankern, die den Suezkanal durchqueren können und nur die absolut größten Tanker fahren dort nicht durch. Im Roten Meer liegen selbst ein paar Häfen für Öl und Ölprodukte.
Leider würde ein „kluges“ Versenken schon ausreichen, aber es ist dann wie in Pearl Harbor.
Da das Schiff nur 5 Meter tief sinkt, kann man es viel leichter heben. Die Struktur wäre ja höchstwahrscheinlich noch größtenteils intakt und „nur“ ein Loch wäre im Rumpf.
Natürlich dauert diese Bergung Wochen oder Monate und das wäre schon ein Super-Gau für die Weltwirtschaft.
Aber es gibt eben auch eine Möglichkeit zur Umfahrung (bisher nur Südafrika). Anders als beispielsweise bei der Elbeinfahrt zum Hamburger Hafen. Beim Airbuswerk sind es „nur“ 400 Meter von Ufer zu Ufer und die Fahrrinne ist bedeutend schmaler.
Die Pandemie hat uns aber allen gezeigt, wie anfällig selbst kleine Verzögerungen bei den Lieferketten mittlerweile die Wirtschaft treffen.
@Tm Cruise
Die WT bezog sich auf die Straße von Hormuz. Klar, daß der Suez-Kanal nicht so tief ist.
https://www.cvce.eu/en/obj/view_of_the_suez_canal_obstructed_by_ships_that_have_been_damaged_and_sunk_by_the_egyptian_authorities_port_said_1956-en-8aae5917-eabb-459e-979a-00633c171b6e.html
@Der Realist
Beim Panama-Kanal würde es ausreichen, die Schleusentore zu zerstören / zu beschädigen.
So alle die sich Sorgen machen um die Sicherheit des Suezkanals, können sich beruhigen. Die Ägypter können den seit Jahrzehnten erfolgreich sichern. Der Kanal wird von ganzen Divisionen bewacht mit großzügigen Sperrzonen drum herum die vom Militär energisch verteidigt werden.
Zum Vergleich…. Die Innerdeutsche Grenze wurde nur von einem Bruchteil der Mannstärke gesichert die die Sperrzonen um den Kanal sichert. Schließlich wissen die Ägypter ganz genau das ihr wirtschaftliches Überleben an dem Kanal hängt und der Sinaie ist bekannt als Terrorhochburg.
Sorgen muss man sich um andere Verkehrsknoten machen…. Rote Meer. Bab El Mandep / Straße von Hormuz Malakka Straße / Südchinesisches Meer….. welche im Konfliktfall schnell durch Gegner mit Sperrwaffen (Seeminen) U-Booten oder Land gestützten Seeziel FK für die Globale Schifffahrt gesperrt werden können (siehe Tankerkrieg in den 80’er Jahren) da bedarf es dann Schlagkräftiger See-&Luftstreitkräfte um die offen zu halten und an eines glaube ich fast dogmatisch…. Die US Navy kann das global zumindest bei zwei gleichzeitigen Konflikten garantieren! GO NAVY!
@Küstengang01
Ich glaube, den meisten ist klar, dass es hier nicht primär um die Sicherheit des Suez-Kanals geht – sondern um ein Fallbeispiel dafür, was passiert, wenn einer der choke points der weltweiten Handelsschiffahrt blockiert wird. Und da ist dieser Kanal nur einer von mehreren.
Ansonsten, on a lighter note: Wer das, was da passiert, mal Kindern erklären muss…
https://defector.com/big-boat-stuck-a-story/
@T.W.
Klar, ist dieser Seeunfall exemplarisch für unsere Abhängigkeit von gewissen Nadelöhren. Im kleinen wie im Großen. Ich erinnere da immer gerne an den Alt Bundespräsidenten Horst Köhler, welchen Shitstorm hat dieser geerntet für ein simples Zitat aus dem Weißbuch der Bundesregierung.
Eine meiner persönlichen lieblings Aussagen über Deutschland lautet… „Die deutschen stehen mit dem Rücken zum Meer.“
Wenn man sich den Zustand der Marine anschaut, in dem Land das als Exportweltmeister mit unter die höchste Abhängigkeit von der Globalen Seeschifffahrt und Freiheit der Meere hat, dann trifft diese Aussage wirklich wie Faust auf Auge.
Aber vielleicht kommt das Thema durch diesen Vorfall Mal wieder ins Blickfeld, wenn Audi und Co. einen Ruhetag einlegen müssen wegen fehlender Teile.
Also danke für den Artikel und natürlich auch für die nach wie vor gute Journalistische Arbeit. Weiter so.
@Küstengang
https://www.stern.de/politik/ausland/-cosco-asia–beschuss-video-zeigt-terrorangriff-auf-frachter-im-suezkanal-3906540.html
Terrorangriffe gab es bereits.
@Thomas Melber
Ja Versuche hat’s gegeben und waren die erfolgreich? Nein!
Und 2013 ist nun auch lange her, hat eine Terrorgruppe in den letzten 20 Jahren irgendeinen Erfolgreichen Angriff auf den Kanal ausführen können? Wieder Nein. Fahren da regelmäßig westliche Kriegsschiffe durch, inklusive ganzer USN Carrier Strike Groups. Und ist denen in den letzten Jahrzehnten bei der Passage irgendetwas passiert? Ebenfalls Nein. Da würde ich behaupten die Ägypter können den Kanal hinreichend beschützen.
spannendes Thema… das bietet Potential für den nächsten Tom Clancy Roman :-P
Thema 1:
Terrorgruppe XY legt weltweite Warenströme lahm… durch die gleichzeitige Sperrung diverser wichtiger Handelsrouten
Sperrung des Suez Kanals (Schiff versenkt)
Straße von Hormus (versenken 2-3 Schiffe)
Sperrung des Panamakanals (Schleusen zerstört)
oder
Thema 2:
China sperrt das südchinesische Meer
und zusätzliche die o.g. Routen
mit dem Ziel/Erpressung der Übernahme Taiwans
Thema 3
oder der IRAN
sperrt die Straße von Hormus mit AntiSchiffs Raketen, Minen und Schnellbooten
und weitere Routen
Sperrung des Panamakanals (Schleusen zerstört)
Sperrung des Suez Kanals (Schiff versenkt)
Sperrung von Gibraltar (geheime AntiSchiffs FK in NordAfrika Angriff auf US Verband)
um Israel anzugreifen und von Nachschub zu isolieren
oder um andere Dinge zu erpressen
@Küstengang01
Bravo Zulu!
Genau so sieht es aus am Suezkanal.
@obibiber
Tankerkrieg im Golf hatten wir schon mal. Das ist lange her. Heutzutage schießen die Iraner vor Nervosität bereits eigene Flugzeuge ab, wenn die Amerikaner mal ein wenig mit ihren Streitkräften rappeln. Iranische Angriffe auf die Straße von Hormus wären für den Iran suizidal.
Und wer bitte soll mit Antischiffs-FK von Nordafrika aus die Straße von Gibraltar sperren? Die dortigen Regierungen haben alle ein sehr strenges Regime gegen Islamisten und Terroristen. Von der anderen Seite aus monitort Großbritannien von Gibraltar aus das weite Vorfeld und hat genug Einsatzmittel zur Hand, die Sicherheit des Stützpunktes und der Passage zu gewährleisten. Die Royal Navy war in der Vergangenheit noch nie zögerlich, die „Freie Passage“ im Mittelmeer zu gewährleisten, wo nötig auch mit Waffeneinsatz. Zum Thema „FK-Angriff auf US-Verband“ bitte auch noch mal die Angriffe am 09. Oktober 2016 von Jemen aus nachlesen. Die Nulkas funktionieren hervorragend, den Rest erledigt die bordeigene Flugabwehr, und danach sorgt die US Navy dafür, daß es keine gegnerischen Seezielflugkörper und auch keine Gegner mehr an der Küste gibt…
@ Küstengang
Niemand könnte den Kanal schützen, wenn es mehrere Selbstmordattentate mit einer einhergehenden Sprengung einiger weniger durchfahrenden Schiffe geben würde.
Die würden dann wunderbar den Kanal und alle Schiffe darin blockieren.
Inklusive möglicher Trägergeschwader oder anderer Kriegsschiffe.
Ein ziemlich großes Problem… INS „Rahav“ fährt in Süden Richtung auf der Bab-el-Mandeb. https://twitter.com/ndvori/status/1374080985202102279 .אילת היום. 23.03.2021 (Eilat heute)
Hoffen wir das Beste, denn in zwei Wochen müssen um Afrika segeln. Marinestützpunkt in Haifa… (smiley)
@Der Realist
Wie man auf den Luftaufnahmen sieht gibt es durchaus Uferbebauung am Kanal, so daß man sich ihm gedeckt annähern kann. Auch Fischerboote verkehren dort.
https://ctc.usma.edu/attacks-in-the-suez-security-of-the-canal-at-risk/
Zudem werden die Schiffe im Kanal wohl – wie üblich – von Lotsen gesteuert. Da reichen dann zwei „radikalisierte“ Lotsen um den Kanal für mehrere Wochen zu sperren: einer legt das Schiff quer (wie passiert), der andere rammt den Havaristen damit er sinkt bzw. kentert.
mit tragbaren Waffen a la Stinger auf Fischerbooten oder Yachten kann man 2-3x wirken, dann gilt wirkt die Angst. Eine reduzierte Durchfahrtsmenge ist auch ein relevanter Schaden.
Der Spiegel bereits 1956 zum Thema:
„ Jede dieser harmlos aussehenden Wellen….kann im [Sues-]Kanal …bei einem falschen Steuerdruck einen gut 20 Meter breiten und rund 170 Meter langen 15 000-Tonnen-Tanker (ach, waren die Schiffe damals klein, aber der Kanalquerschnitt ist seitdem ja auch etwas gewachsen) im Kanal querstellen, wie es Ende 1954 an der Kanalbrücke von El Ferdan einem großen Schiff passierte.“
https://www.spiegel.de/politik/die-lotsen-jagd-a-03eabeaa-0002-0001-0000-000043063913
Sowas kann ab und an halt vorkommen. Das Ding ist wie eine extrem dicht befahrene Autobahn mit schmalsten Fahrspuren für rasende Brummis, und jetzt gibt es eben Vollsperrung nach einem recht komplizierten LKW-Unfall. EGY wird sich ggf. veranlasst sehen, die zweite Fahrtrinne zügig durchgehend auszubauen. CHN hilft vielleicht gerne, weil deren „Maritime Seidenstrasse“-Strategie extrem stark auf Sues setzt.
Dass der Kanal dicht ist, ist zwar für Lieferketten nervig, aber es wird doch wohl für DEU nicht zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität kommen. Am stärksten leidet real wohl EGY wegen der Einnahmeausfälle. Wenn es länger dauert bis der Kahn wieder flott ist, fährt man halt ums Kap. „Unser“ Problem sehe ich eher in der offenbar geringen Resilienz und hohen Nervosität bei solchen Ereignissen (Mein Auto wird zwei Wochen später ausgeliefert? Zeter und Mordio!) und ggf. in der fehlenden Krisenvorsorge hins. Lieferketten.
Was die Konsequenz aus den beschriebenen „islamistische Terroristen etc.“ Szenarien sein soll, begreife ich nicht so ganz. Sollen wir die Küstenstreifen also besser selbst besetzten?
Ich finde die Situation mit Strait-of-Hormuz nicht wirklich vergleichbar. Da ist halt Sackgasse, Sues ist „nur“ eine Abkürzung. Wenn der Ölverbrauch in den kommenden Jahren so zurückgeht, wie es für unseren Planeten das Beste wäre, wird sich das Hormuz-Thema dann auch von selbst stark reduzieren. Die Saudis hätten längst auch einfach die „dünne“ East-West-Pipeline zum Roten Meer ausbauen können, auch dann träte eine starke Risikobegrenzung für KSA und deren Verbündete hins. Hormuz ein. Mir ist übrigens etwas rätselhaft, warum KSA das nicht schon längst gemacht hat, dann würden alle Trümpfe hins Hormuz längst dort liegen. Die Tapline-Pipeline ans Mittelmeer hatte KSA sich ja auch selbst gekappt. Vielleicht nützt der dauernde Krisenmodus in der Ecke ja auch der KSA-Seite. Aber OT.
Die „dünne“ East-West-Pipeline zum Eilat (Israel) ausbauen können. Eilat-Ashdod (Mittelmeer) Pipeline hatte lange und sehr mächtig. Aber Ägypten! Let’s see how he takes the „surprise“… (smiley) Die Regierungen sind sich darüber im Klaren.
https://en.globes.co.il/en/article-israel-to-propose-saudi-israel-oil-pipeline-1001343034 Wir haben alles Nötige, wo ein Wille… (google) „Der Export von Öl nach Europa über eine israelische Landpipeline würde den Golfstaaten helfen, die gefährlichen und kostspieligen Schifffahrtsrouten der Straße von Hormuz und des Suezkanals zu umgehen.
Israel wird vorschlagen, dass die VAE den Bau einer Landpipeline zwischen Saudi-Arabien und Israel für Öl und Destillate für den Transport von der Mittelmeerküste nach Europa und Nordamerika unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur der Eilat Ashkelon Pipeline Co. Ltd. (EAPC) fördern. . Ein solcher Plan würde Israel finanziell zugute kommen und für die Golfstaaten billiger und sicherer sein, wenn gefährliche Seewege und der teure Suezkanal umgangen würden“. Umweltschützer protestieren! Schöne Woche.
„(Mein Auto wird zwei Wochen später ausgeliefert? Zeter und Mordio!)“
Es geht ja nicht um die Auslieferung, sondern um die Produktion.
Wenn Teile für die Produktion fehlen, weil Lagervorräte kostentechnisch klein gehalten werden, steht die Produktion still.
Steht die Produktion, kann man weniger produzieren und hat trotzdem hohe Kosten.
Da mittlerweile alle Wirtschaftsbereiche auf Effizienz getrimmt wurden, ist diese Produktion nicht mehr so effizient wie geplant. (geplant waren 365 Tage Produktion, nun sind es 360 Tage – als vereinfachtes Beispiel)
Das macht sich am Jahresende auch in den Bilanzen bemerkbar.
Natürlich sind das nur gaaaaz kleine Prozentzahlen – aber in der Summe sind das eben deutschlandweit oder europaweit oder eben sogar weltweit sehr viele Milliarden Euro/Dollar.
Ich persönlich halte das auch nicht für ein Problem und gerade Corona hat ja gezeigt, dass ein herunterfahren der Wirtschaft nicht der Untergang der Menschheit ist.
Der Kapitalismus sieht das aber eben anders und will alles in Zahlen pressen und die stimmten wegen „Kanal dicht“ nicht mehr. Und Zahlen sind heute leider ganz wichtig.
Mit Ihrem OT haben Sie Recht. Gerade diktatorische System profitieren vom Krisenmodus oft sehr stark und es ist so wie Sie es beschrieben haben. Alle (!) in dieser Region sind mit dem Status Quo ganz glücklich. Egal ob Iran, Israel oder KSA.
Anerkennung für Ägypten.
https://www.nzz.ch/amp/wirtschaft/die-aegypter-haben-es-der-welt-gezeigt-ld.1609323?mktcid=smch&mktcval=twpost_2021-03-30&__twitter_impression=true
Das interne Havariekommando leistet mit NLD Schlepperhilfe ausgezeichnete Arbeit.
Die Schutz wichtigster Seestraßen, die Meerengen oder gefährdete Seegebiete befahren müssen, steht trotzdem auf strategischer Tagesordnung exportorientierter Nationen.
https://en.globes.co.il/ (google) „Es gibt eine beispiellose Reihe von 57 Schiffen vor Israels Häfen, die auf einen Liegeplatz in den Häfen von Ashdod oder Haifa warten, damit sie ihre Waren entladen können. Es gibt 20 Schiffe, die darauf warten, im Hafen von Ashdod vor Anker zu gehen, und weitere 37 Schiffe, die darauf warten, in den verschiedenen Häfen in der Haifa-Bucht vor Anker zu gehen. Einige der Schiffe müssen möglicherweise länger als eine Woche warten, bis sie einen israelischen Hafen erreichen können. Die israelische Schifffahrtskammer hat die Häfen aufgefordert, Hunderte von Zeitarbeitern einzustellen, um beim Entladen der Schiffe zu helfen… Die Blockierung des Suezkanals dürfte ein wichtiger Katalysator für die Finanzierung der Pläne zum Bau alternativer Handelsrouten über Israel sein.“ Wenigstens ist etwas Gutes dabei rausgekommen. (smiley)