Drei Mal ist ein Trend: Russland meldet erneut Abfangjäger gegen Orion der Deutschen Marine

Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit haben die russischen Streitkräfte den Start von Abfangjägern gegen Seefernaufklärer der Deutschen Marine über der Ostsee öffentlich gemacht – da vermutlich die deutschen Orion P-3C regelmäßig in diesem Luftraum unterwegs sind, ist diese Häufung auffällig und reiht sich ein in die zunehmenden Meldungen über solche Aktivitäten in dieser Region.

Am (heutigen) Dienstag lief diese Meldung über die russische Nachrichtenagentur TASS:

Ein russisches Su-27-Kampfflugzeug der Baltischen Flotte ist am Dienstag gestartet, um ein Orion P-3C der deutschen Luftwaffe abzufangen. (…)
Nach Angaben des Zentrums wurde am 1. September mit russischen Mitteln zur Luftkontrolle über neutralen Gewässern der Ostsee ein Luftziel gefunden, das sich der Staatsgrenze Russlands näherte. (…)
Das Militär gab an, dass die Su-27 nach dem Abdrehen des deutschen Flugzeugs von der russischen Staatsgrenze sicher zum Basisflugplatz zurückkehrte. Eine Verletzung der Grenze war nicht erlaubt.

Das wäre ein Einzelfall, wenn es nicht schon am (gestrigen) Montag eine ähnliche Meldung gegeben hätte:

Ein russischer Su-27-Jäger der Ostseeflotte startete am Montag, um vier Flugzeuge aus Deutschland, Dänemark, den USA und Schweden über der Ostsee abzufangen. (…)
Nach Angaben des Zentrums fand die russische Luftkontrolle über neutralen Gewässern der Ostsee am 31. August vier Luftziele, die sich der russischen Staatsgrenze näherten. (…) „Die russische Jagdbesatzung identifizierte Luftziele als strategische Aufklärungsflugzeuge RC-135 der US-Luftwaffe, Gulfstream-Aufklärungsflugzeuge der schwedischen Luftwaffe, Challenger-Aufklärungsflugzeuge der dänischen Luftwaffe und P-3C Orion-Patrouillenflugzeuge der deutschen Marine“, heißt es in dem Bericht. Es gab keine Verletzungen der russischen Staatsgrenze.

Am weitesten reichend waren die russischen Angaben allerdings am 24. August:

Nach Angaben des Militärs hat das russische Radar am Montag drei Luftziele entdeckt, die sich über den neutralen Gewässern der Ostsee der Staatsgrenze Russlands näherten. (…) Die russische Kampfflugzeugbesatzung identifizierte die Luftziele als ein strategisches Aufklärungsflugzeug RC-135 der US-Luftwaffe, ein Gulfstream-Aufklärungsflugzeug der schwedischen Luftwaffe und ein Orion-Patrouillenflugzeug der deutschen Marine“, sagte das Zentrum.
Das deutsche Flugzeug sei in einer niedrigen Höhe von 500 Metern und mit einer niedrigen Geschwindigkeit von 250 km/h über dem Meer geflogen , um eine verstohlene Annäherung an die russische Staatsgrenze zu erreichen.
(alle Übersetzungen mit deepl.com)

Dass die Flüge des deutschen Aufklärungsflugzeugs stattgefunden haben, dürfte sicher sein (die Marine hatte das am 24. August zunächst dementiert, am Tag danach aber einen Aufklärungsflug über der mittleren Ostsee bestätigt).  Und ebenso sicher dürfte sein, dass solche Flüge, sowohl die der Deutschen Marine als auch die der Verbündeten, Routine sind als Teil der NATO-Aktivität und des formal neutralen, aber eng mit der Allianz verbundenen Schweden. Ebenso dürften Aufklärungsflüge russischer Maschinen über der Ostsee Routine sein.

Allerdings: die Meldungen über militärische (Übungs)Aktivitäten beider Seiten an der Nordostflanke der NATO nehmen in jüngster Zeit zu: Im August zum Beispiel, zeitgleich mit der russischen Meldung über die Annäherung der Flugzeuge aus den USA, Deutschland und Schweden der Bericht über eine Verstärkung des Militärs auf der schwedischen Insel Gotland:

The Swedish Armed Forces has initiated a high readiness action in the south-eastern and southern Baltic Sea, due to the current, extensive military activity in the Baltic Sea region. (…)
„There is currently extensive military activity in the Baltic Sea, conducted by Russian as well as Western players, on a scale the likes of which have not been seen since the Cold War“, says Jan Thörnqvist, the Swedish Armed Forces’ Commander of Joint Operations.

Es scheint einiges los zu sein in der Region. Wahrscheinlich werden die nächste Zeit wohl je nach Entwicklung auch weitere Infos dazu auftauchen.

Als Ergänzung zur Situation über und an der Ostsee noch das vom NATO Air Command:

In the late afternoon of Friday, August 28, a B52 bomber of the United States Air Force was intercepted by a Russian Su-27 fighter in international airspace over the Baltic Sea. The intercept occurred as the B52 bomber was closing in on Danish airspace in the vicinity of the Island of Bornholm. The Russian Su-27, flying from Kaliningrad, followed the B52 well into Danish airspace over the island, committing a significant violation of airspace of a NATO nation. (…)
The unauthorised intrusion of sovereign airspace is a significant violation of international law. Friday’s incident is the first of this kind for several years and indicates a new level of Russian provocative behavior.

(Archivbild Juli 2019: Seefernaufklärer Orion P-3C der Deutschen Marine bei Nordholz – Stefan Fax)