Drei Mal ist ein Trend: Russland meldet erneut Abfangjäger gegen Orion der Deutschen Marine
Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit haben die russischen Streitkräfte den Start von Abfangjägern gegen Seefernaufklärer der Deutschen Marine über der Ostsee öffentlich gemacht – da vermutlich die deutschen Orion P-3C regelmäßig in diesem Luftraum unterwegs sind, ist diese Häufung auffällig und reiht sich ein in die zunehmenden Meldungen über solche Aktivitäten in dieser Region.
Am (heutigen) Dienstag lief diese Meldung über die russische Nachrichtenagentur TASS:
Ein russisches Su-27-Kampfflugzeug der Baltischen Flotte ist am Dienstag gestartet, um ein Orion P-3C der deutschen Luftwaffe abzufangen. (…)
Nach Angaben des Zentrums wurde am 1. September mit russischen Mitteln zur Luftkontrolle über neutralen Gewässern der Ostsee ein Luftziel gefunden, das sich der Staatsgrenze Russlands näherte. (…)
Das Militär gab an, dass die Su-27 nach dem Abdrehen des deutschen Flugzeugs von der russischen Staatsgrenze sicher zum Basisflugplatz zurückkehrte. Eine Verletzung der Grenze war nicht erlaubt.
Das wäre ein Einzelfall, wenn es nicht schon am (gestrigen) Montag eine ähnliche Meldung gegeben hätte:
Ein russischer Su-27-Jäger der Ostseeflotte startete am Montag, um vier Flugzeuge aus Deutschland, Dänemark, den USA und Schweden über der Ostsee abzufangen. (…)
Nach Angaben des Zentrums fand die russische Luftkontrolle über neutralen Gewässern der Ostsee am 31. August vier Luftziele, die sich der russischen Staatsgrenze näherten. (…) „Die russische Jagdbesatzung identifizierte Luftziele als strategische Aufklärungsflugzeuge RC-135 der US-Luftwaffe, Gulfstream-Aufklärungsflugzeuge der schwedischen Luftwaffe, Challenger-Aufklärungsflugzeuge der dänischen Luftwaffe und P-3C Orion-Patrouillenflugzeuge der deutschen Marine“, heißt es in dem Bericht. Es gab keine Verletzungen der russischen Staatsgrenze.
Am weitesten reichend waren die russischen Angaben allerdings am 24. August:
Nach Angaben des Militärs hat das russische Radar am Montag drei Luftziele entdeckt, die sich über den neutralen Gewässern der Ostsee der Staatsgrenze Russlands näherten. (…) Die russische Kampfflugzeugbesatzung identifizierte die Luftziele als ein strategisches Aufklärungsflugzeug RC-135 der US-Luftwaffe, ein Gulfstream-Aufklärungsflugzeug der schwedischen Luftwaffe und ein Orion-Patrouillenflugzeug der deutschen Marine“, sagte das Zentrum.
Das deutsche Flugzeug sei in einer niedrigen Höhe von 500 Metern und mit einer niedrigen Geschwindigkeit von 250 km/h über dem Meer geflogen , um eine verstohlene Annäherung an die russische Staatsgrenze zu erreichen.
(alle Übersetzungen mit deepl.com)
Dass die Flüge des deutschen Aufklärungsflugzeugs stattgefunden haben, dürfte sicher sein (die Marine hatte das am 24. August zunächst dementiert, am Tag danach aber einen Aufklärungsflug über der mittleren Ostsee bestätigt). Und ebenso sicher dürfte sein, dass solche Flüge, sowohl die der Deutschen Marine als auch die der Verbündeten, Routine sind als Teil der NATO-Aktivität und des formal neutralen, aber eng mit der Allianz verbundenen Schweden. Ebenso dürften Aufklärungsflüge russischer Maschinen über der Ostsee Routine sein.
Allerdings: die Meldungen über militärische (Übungs)Aktivitäten beider Seiten an der Nordostflanke der NATO nehmen in jüngster Zeit zu: Im August zum Beispiel, zeitgleich mit der russischen Meldung über die Annäherung der Flugzeuge aus den USA, Deutschland und Schweden der Bericht über eine Verstärkung des Militärs auf der schwedischen Insel Gotland:
The Swedish Armed Forces has initiated a high readiness action in the south-eastern and southern Baltic Sea, due to the current, extensive military activity in the Baltic Sea region. (…)
„There is currently extensive military activity in the Baltic Sea, conducted by Russian as well as Western players, on a scale the likes of which have not been seen since the Cold War“, says Jan Thörnqvist, the Swedish Armed Forces’ Commander of Joint Operations.
Es scheint einiges los zu sein in der Region. Wahrscheinlich werden die nächste Zeit wohl je nach Entwicklung auch weitere Infos dazu auftauchen.
Als Ergänzung zur Situation über und an der Ostsee noch das vom NATO Air Command:
In the late afternoon of Friday, August 28, a B52 bomber of the United States Air Force was intercepted by a Russian Su-27 fighter in international airspace over the Baltic Sea. The intercept occurred as the B52 bomber was closing in on Danish airspace in the vicinity of the Island of Bornholm. The Russian Su-27, flying from Kaliningrad, followed the B52 well into Danish airspace over the island, committing a significant violation of airspace of a NATO nation. (…)
The unauthorised intrusion of sovereign airspace is a significant violation of international law. Friday’s incident is the first of this kind for several years and indicates a new level of Russian provocative behavior.
(Archivbild Juli 2019: Seefernaufklärer Orion P-3C der Deutschen Marine bei Nordholz – Stefan Fax)
Und was bedeutet dass jetzt? Es ist doch erstmal gegenseitiges ident. Und ein wenig show.
@Dante
Show of Force of both sides, business as usual.
Aufmerksamkeit sollte den Schweden gegeben werden, nicht nur wegen Gotland, s.o., sondern wegen Wiedereinführung der Wehrpflicht, mit RUS Bedrohung in der Herleitung.
Die Türken und Griechen spielten das auch öfter. Nun las ich kürzlich, das man es mit Stealth Flugzeugen nicht spielen soll. Es wird dann zuviel über die Radarsignature preis gegeben.
Kontext ist immer wichtig: Da ist die gefäschte Wahl in Belarus, Moskaus Zugriff dort und der wahrscheinlich staatliche Anschlag auf Nawalny.
Mir scheint, daß in dieser Betrachtung die finnische Region mit einbezogen werden sollte. Mir ist bekannt, daß russische Staatsbürger finnische Inseln aufkaufen und diese tw. mit Landungsstegen und Hubschrauberlandeplätzen versehen, was in Finnland für gewisses Erstaunen gesorgt hat (Stichwort: midget submarines).
[Ja, die Geschichte ist aber schon ein bisschen älter, und die Finnen haben darauf reagiert…
https://www.nytimes.com/2018/10/31/world/europe/sakkiluoto-finland-russian-military.html
und
https://www.foreigner.fi/articulo/moving-to-finland/non-european-citizens-will-need-special-permit-to-buy-real-estate-in-finland/20191028145549003298.html
T.W.]
Die TASS-Meldungen unterstützen Lukashenkas Behauptungen über NATO-Aufmärschen nahe Belarus, das hilft bei der Diskreditierung der Demonstranten in Minsk. Ganz einfach.
Ob die Häufung der Meldungen dem Inland Gefahr von Aussen suggerieren soll? Oder macht jemand in einem Pressestab nur seine Arbeit und prodoziert Meldungen? Oder soll deutschen und anderen Lesern deren Militär als Bösen suggeriert werden? Die deutsche Luftwaffe nähert sich verstohlen der russischen Grenze. Was nur für verquaste Formulieren dachte ich beim Lesen.
„Luftkontrolle über neutralen Gewässern “ und? Wer auf den Bus wartet ist noch kein Schwarzfahrer.
@“Ottone sagt: 01.09.2020 um 19:48 Uhr Kontext ist immer wichtig: Da ist die gefäschte Wahl in Belarus, Moskaus Zugriff dort und der wahrscheinlich staatliche Anschlag auf Nawalny.“
WHAT? Corona auch von Russland gesteuert? Bitte keine Verschwörungstheorien.
Der verlinkte schwedische Artikel hilft weiter: mehr Aktivität in einem Raum wird dazu führen, dass wir uns an solche Meldungen gewöhnen werden müssen. Und halt von beiden Seiten! Man erinnere sich an die GBR Reaktion, als RUS Schiffe den Ärmelkanal passierten. Warum um alles in der Welt sollten die Russen das anders machen? Ziel ist, der eigenen Bevölkerung zu zeigen: „Wir sind wachsam“.
Und @Edgar Lefgrün: Vorsicht mit automatischen Übersetzungen wie „verstohlen“. Die treffen selten die richtige Bedeutung und Ton in der Originalsprache. Getarnt/gedeckt ist als Übersetzung ebenso geeignet [keine Kritik am Hausherren, lediglich eine Feststellung]
Die eigentlich interessante Meldung steht in dem Artikel am Schluss und geht daher leider unter: die Verletzung des dänischen Luftraumes (und damit Hoheitsgebietes) durch eine russische Su-27, derentwegen die dänische Regierung den russischen Botschafter einbestellt hat.
„Erfahrungsgemäß“ navigieren die russischen Besatzungen sehr zuverlässig, wenn auch gerne knapp an den Grenzen entlang.
BTW:
@Edgar Lefgrün: „Die deutsche Luftwaffe nähert sich verstohlen der russischen Grenze.“
Nein, es war die Marine. ;)
Ob die genannten Luftfahrzeuge, als Teil einer übergeordneten strategischen und operativen Planung, einen gezielten und provokanten Einsatz geflogen sind, halte ich für sehr gewagt. Sehr wahrscheinlicher ist, dass sie zwangsläufig nicht einmal voneinander wussten oder als Teil des Briefings genannt wurden aber nur im Interesse der Flugsicherheit. Das Russland diese Routine im Rahmen der „Information Warfare“ nutzt, kann gerne angenommen werden. Diese Art „Vorfälle“ könnten ansonsten jede Woche gemeldet werden und das seit dem die Ostsee beflogen wird. Zudem gibt es im internationalen Luftraum nichts „abzufangen“, genau so wie auf hoher See, Schiffe. „Showing the flag“ ist was anderes, machen wir ja auch. Die Schweden „fangen regelmäßig P3C ab“. Die Ostsee liegt in der Einflusssphäre vieler Staaten, insofern wundert es nicht, dass sie sich ab und zu mal zeigen oder einfach mal schauen was da so vor sich geht.
Ich gehe da mit „Langnase“ mit.
Beide Seiten fliegen in neutralem Luftraum über neutralen Gewässern, nah genug an der jeweiligen „Systemgrenze“ und prüfen, ob die Luftabwehr der jeweils anderen Seite noch wach ist.
So weit, so normal.
Aber wir sind schon mitten im „Storytelling“ beider Seiten.
Die NATO hat ihre Präsenz mit U-Booten im Bereich offenbar sehr verstärkt und die Weltumkreisung einer B52 ist wohl auch nicht nur der Langeweile geschuldet.
Schweden hat die Wehrpflicht wieder eingeführt und die Beschaffung hochgefahren.
Zum einen ist – dank der Klimaerwärmung – die Nordkappe unseres Planeten bald nicht mehr nur mit U-Booten ganzjährig passierbar, sondern auch mit „normalen“ Schiffen.
Die Überwachung der Zone wird also grundsätzlich einfacher, aber auch offensichtlicher (Peilbojen, etc.) und direkter.
Hier versuchen beide Seiten jetzt die Deutungshoheit in den Medien zu gewinnen.
Weißrussland bauscht schon seit Jahren das Air-Policing etc. aus propagandistischen Gründen auf.
Und Russland zeigt jetzt bei jeder Kleinigkeit mit dem Finger.
Dass hier beide Seiten etwas nervöser reagieren sieht man an der Verletzung des dänischen Luftraumes. Man sieht, das beide Seiten die extrem nah an der jewiligen Grenze der Grenze operieren und manövrieren.
Vor diesem Hintergrund ist vielleicht auch zu sehen, dass die US-Streitkräfte bei der „Strafexpedition Truppenabzug in Deutschland“ gewisse Truppenteile NICHT in Polen stationiert haebn, sondern eher von Russland weg (Belgien, Italien), als auf Russland zu (Polen).
Wenigstens gibt es dadurch immer schöne Videos auf Youtube, wenn wieder ein Flugzeut zu nah an irgendeiner Grenze flieg (B52, Tu95, Su27, ….)
@Langnase: War auch mein Gedanke…
Kopiert Lukaschenko bald das Assad-Playbook und es kommen Grüne Männchen wie in der Ukraine?
[Vorsorglich der Hinweis, dass es kein Belarus-Thread ist und auch nicht werden sollte… T.W.]
@T.W: sorry
Ist ja Teil der Handlungsanalyse welche immer auf Strukturen (Der Macht /Strukturationstheorie) gerichtet ist.
Und die Strukturen eingedenk Baltic/Nordostflanke Nato scheinen weniger Ziel der RU Aktivität als die Wahrnehmung in weiterem Theatre, welches wahrscheinlich (leider) SiPo Relevant unter zukünftigen Thread werden wird.
Die P-3C ist jedenfalls nicht sonderlich geeignet, den russischen Luftraum oder Belarus auszuspähen, sondern nach meiner Kenntnis ein Seefernaufklärer für die U-Boot-Jagd. Die Fähigkeit zur Überwachung von Zielen über Land ist doch recht begrenzt, im Vergleich zur E-3A.
Dass die russische Luftwaffe mit dem Abfangen der Orions ihren Luftraum schützt, oder es um Belarus ginge, ist nicht wahrscheinlich. Vermutlich entfaltet die russische Marine im Ostseeraum eher eigene U-Boot-Aktivitäten, bei der die Orion stört. Schweden hatte ja vor einiger Zeit (2014?) eine größere U-Jagd-Aktion in den Schären vor Stockholm durchgeführt, nachdem dort ein U-Boot von Segelschülern gesichtet wurde und wohl auch verschlüsselte Übertragungen auf russischen Frequenzen aufgezeichnet werden konnten.
Das Puzzlestück der besonders eifrigen Abfangjäger würde gut zur derzeitigen russischen Linie passen.
Siehe dazu auch Röttgen heute morgen im DLF :
Röttgen: Die einzige Sprache, die Putin versteht, ist Erdgas
https://www.deutschlandfunk.de/nawalny-vergiftung-roettgen-die-einzige-sprache-die-putin.694.de.html?dram:article_id=483493
Diesmal zieht die Bundesregierung von Beginn an das Tempo an – mal schauen, wie weit es trägt …
@ Pham Nuwen:
Bitte immer im Auge behalten, dass Norbert R. eines der expositioniertesten Mitglieder der Atlantok-Brücke ist.
Hier geht es sicher auch darum, sich im Wahlkampf um den CDU-Vorsitz zu profilieren und sich weiter als Hardliner gegenüber Wladimir P. zu profilieren. Seine Vergangenheit als Lobbyist sollte hier auch nicht komplett vergessen sein, so dass seine Aussagen – bei aller Putin-/Russland-Kritik – doch auch und vor allem als folgenloses Säbelrasseln eines sehr zahnlosen Tigers zu sehen ist.
@Pham Nuwen
Wenn ich den Gedanken eingedenk des Blogeintrages IbuK zu Regime Putin weiterspinne, geht es jetzt um die real-politische Bestrafung Russlands. Vorab, keiner Will Erdogan belohnen.
Ich erinnere mich aber da ein ein weiteres Goldstück Wiegoldscher SiPo-Tiefe als er im letzten Sicherheitshalber dazwischenfunkte, wer die Ausbeutung des Erdgases im Schwarzen Meer eigentlich bezahlen würde? Oder, man kann ja North Stram 2 fertigstellen, wer sagt dass da in nächster Zeit gezapft wird? Und wenn mittelfristig die Türkei als Gasabnehmer auch noch versiegt, dann würde es verdammt Eng in Moskau…. just my 5 cent…
(Schluss mit OT)
Zitat aus dem Bericht des NATO AIR COMMAND:
„…In the late afternoon of Friday, August 28, a B52 bomber of the United States Air Force was intercepted by a Russian Su-27 fighter in international airspace over the Baltic Sea…“
– Ich stelle mir gerade vor, wie die Kommentare in den westlichen Medien bzw. aus der Politik lauten würden, wenn die folgende Meldung durch die Medien ging:
„in the late afternoon of Friday, August 28, a Tupolev Tu-160 bomber of the Russian Air Force was intercepted by a US- Air Force fighter jet in the international airspace over the Gulf of Mexico close to US-territorial waters.“
Vermutlich wäre die Reaktion:
„Ganz normales Routineverhalten der Russen, kein Problem für uns, ist zwar ein Nuklearwaffenträger, aber wir wissen ja, dass es nur eine Routineübung der russischen Luftstreitkräfte ist“. (SARC OFF)
Ich habe die Wahrnehmung, dass die NATO Russland militärisch provozieren möchte. Und ich habe die Sorge, dass das nicht dem Frieden in Europa dient und dass die „risikoaffinen Spieler“ zunehmend an Einfluss in Politik und Militär gewinnen . Vermutlich sind wir Europäer wieder einmal zu lange Zeit von einem richtigen Krieg in Europa verschont geblieben, sodaß die katastrophalen Konsequenzen eines realen Krieges – nicht play-station games – in den Köpfen der „jungen Wilden“ nicht mehr präsent sind.
Bravo, von wegen bedingt einsatzbereit – man muss der Marine schon gratulieren, immerhin hat sie es geschafft, innerhalb einer Woche gleich dreimal eine Orion in die Luft zu bringen!
@Pete:
Ihr Vergleich hinkt etwas, da Russland meiner Kenntnis nach keinem Militärbündnis angehört, das an den Golf von Mexico grenzt.
Aber Russland grenzt gewissermaßen an Alaska:
https://www.airforcetimes.com/news/your-air-force/2020/06/10/norad-f-22s-intercept-russian-bombers-near-alaska/
Sollte also alles beiderseits im unaufgeregten Normalbereich liegen.
@Pete:
Den Sarkasmus können Sie sich sparen. Dass die Russen regelmäßig Bombermissionen in die unmittelbare Nähe des NATO-Luftraums (USA wie Europa) fliegen, die auch als „simulierte Angriffe“ im Approach auf potenzielle Ziele in NATO-Staaten verstanden werden könnten und die Reaktionsfähigkeit der NATO-Luftwaffe testen, ist ein uralter Hut. Beispiele dafür gibt’s genug;
2014: https://www.bbc.com/news/world-europe-29832879
2016: https://www.bbc.com/news/world-europe-37562499
2018: https://www.bbc.com/news/av/uk-42698491
2020: https://www.bbc.com/news/uk-scotland-north-east-orkney-shetland-51643125
Spioniert wird übrigens auch weiterhin fleißig: https://www.bbc.com/news/world-europe-53966407
Das ist eine glasklare Fortsetzung der sowjetischen Vorgehensweise im kalten Krieg. Und umgekehrt macht das die NATO selbstverständlich auch, wenngleich in aller Regel weniger renitent gegenüber der zivilen Luftraumkontrolle und ggf. sogar mit vorheriger Ankündigung, aber aus russischer Sicht durchaus auch mit der vermuteten Absicht, potenzielle Zielanflüge zu beüben, etwa auf die Krim oder Kaliningrad.
Zuletzt ist ja eine russische SU-27 m.W. in dänischen Luftraum eingedrungen als sie Ende August (28.08.) eine B-52 über der Ostsee verfolgt hatte. Und „zufällig“ sind dann auch häufig RC-135 V/W Rivet-Joint Eloka-Flugzeuge in der Nähe, die begierig alles an Daten sammeln, was die Sensoren über die russische Luftabwehr und Jagdflugzeuge so hergeben. Und in den russischen Flugzeugen dürfte alles alles über die F-22 festgehalten werden, was die Radargeräte an Informationen liefern.
Das ist in der Tat ein Stück weit „business as usual“. Hüben wie drüben.
Details, Leute, Details.
Die Russen sagen wer, was, wo. Auffallend neutral und sachlich formuliert.
Die NATO sagt, dass die bösen Russen signifikant internationales Recht verletzeten, indem sie in schwedischen Luftraum eingedrunden sind und provozieren würden. Dass da von NATO-Seite kein nicht mit einem Aufklärungflugzeug, was man noch hinnehmen könnte, sondern mit einem Bomber rumgespielt wurde, die B52 ist ein Langstreckenbomber, Russland also nicht von Aufklärung oder Spionage, sondern von einem Angriff ausgehen muss, die Provokation also von der NATO ausging, vermutlich um genau diese Meldung rauszubekommen, erkennt man nur beim genaueren Blick.
„Die russische Jagdbesatzung identifizierte Luftziele als strategische Aufklärungsflugzeuge RC-135 der US-Luftwaffe, Gulfstream-Aufklärungsflugzeuge der schwedischen Luftwaffe, Challenger-Aufklärungsflugzeuge der dänischen Luftwaffe und P-3C Orion-Patrouillenflugzeuge der deutschen Marine“
Vier Aufklärungsflugzeuge aus vier Staaten zusammen. Das ist auch keine Aufklärung, das ist klare Provokation.
Und dann schreien, der andere würde provozieren. Standardvorgehen des Westens seit Jahrzehnten.
[Ihr erster Kommentar hier, habe den mal zugelassen: Russischer Kampfjet im Luftraum eines NATO-Landes: Hat die NATO doch selbst provoziert! Vier Aufklärungsflugzeuge im internationalen Luftraum: Klare Provokation! Sie müssen sich natürlich dann auch den Hinweis gefallen lassen, das Standardvorgehen der Sowjetunion bzw. der Russischen Föderation seit Jahrzehnten hier zu praktizieren. T.W.]
@Der Blick:
Wie ist denn nach Ihrer kritischen Meinung dann wohl das immer wieder vorkommende „Herumspielen“ Russlands mit eigenen Langstreckenbombern in unmittelbarer Nähe zu NATO-Luftraum (teilweise weitab von russischem Luftraum UK, Frankreich, Spanien, Portugal) zu bewerten? Teilweise nur noch 35 nm vom Eindringen in den Luftraum entfernt? Können TU-95, TU-22M und TU-160 etwa keine potenziell nuklearen Marschflugkörper tragen? Sind das jetzt seit neuestem keine Langstrecken-Angriffswaffen mehr?
Wunderbar(!) Schon mit dem ersten Kommentar so aufzutreten. Immer wieder erfrischend, dass in Moskau offenbar immer noch geglaubt wird, активные мероприятия würden irgendwen beeindrucken, der sich nicht gerade mit dem Hammer die Mütze aufsetzt…
@Der Blick sagt: 07.09.2020 um 21:05 Uhr
Bei dem Nick hätte ich mehr erwartet, Ihr „Blick“ ist doch sehr einseitig. Der Hausherr hat Sie auch darauf hingewiesen.
@Metallkopf
Das ist selbstverständlich ganz genauso zu bewerten, wenn die Russen mit Bombern rumspielen. Das ist aber aktuell nicht die Situation. Ich bezog mich auf die von Thomas Wiegold widergegebene und zitierte aktuelle Situation.
Aber mir Propaganda für Moskau vorzuwerfen, wo Sie es sind, der sich dem Whatabaoutism bedient, den man immer der russsichen Propaganda vorwirft. starkes Stück. Aber, ach, Sie haben bestimmt nichtmal gemerkt was Sie reden.
Propaganda ist nicht, was objektiv ist (und nachprüfbar!) und Ihrer Propaganda-Interpetation nicht entspricht, @Metallkopf, @T.W.
@Pio-Fritz @T.W.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich habe NICHT, wie T.W. behauptet hat, gesagt, dass die NATO ein russisches Kampfflugzeug im Luftraum eines NATO-Landes provoziert hat. Weil
1. Das russsische Flugzeug befand sich, wie die USA von Ihnen zitiert zugegeben haben, auf einer Abfangmission gegen einen US-BOMBER, dem es folgte. Bomber werfen Bomben ab. Eine Interpretation als Angriff wäre gerchtfertigt gewesen, den Bomber zu verfolgen ist geradezu zurückhaltend. Nicht unprovoziert in wessen Luftraum auch immer. Ich würde einen Bomber mit Kurs auf mein Territorium sofort abschießen lassen, ist er er nämlich über dem Territorium ist es zu spät. Das ist übrigens auch Vorgehen der Bundeswehr. Feindliche Kampfflugzeuge werden VOR ERREICHEN DES LUFTRAUMS abgedrängt oder bekämpft, NICHT IM EIGENEN LUFTRAUM.
2. Weil das nicht der Luftraum eines NATO-Landes, wie Sie behaupten, sondern schwedischer Luftraum war. Ja, ja, da kann man schonmal durcheinander kommen, wenn Schweden sich immer als neutral bezeichnet und sich gleichzeitig wie ein NATO-Mitglied verhält.
Ich habe auch nicht gesagt, dass vier NATO Aufklärungsflugzeuge im internationalen Luftraum eine Provokation seien, sondern dass vier Aufklärungsflugzeuge,
1. drei von der NATO und eins von Schweden sind, also Daten gegenseitig zugänglich sind und
2. ZUSAMMEN
nahe dem russsichen Luftraum operierten und dass DIESE KOMBINATION EINE PROVOKATION DARSTELLT. Die initiale übrigens, Zeitablauf beachten.
Vielleicht muss ich das deutlich machen, damit es verständlich wird:
– Ein Aufklärungsflugzeug in internationalem Luftraum ist KEINE PROVOKATION, wenn es in internationalem Luftraum ist und seine Sensoren nicht weiter als bis zum internationalen Luftraum reichen.
– Ein Aufklärungsflugzeug in internationalem Luftraum IST EINE PROVOKATION, wenn es in internationalem Luftraum ist und seine Sensoren bis in fremdes Territorium reichen.
– Wenn vier Aufklärungsflugzeuge ZUSAMMEN, GLEICHZEITIG in intenrationalem Luftraum NAHE DER GRENZE ZU FREMDEM TERRITORIUM herumfliegen, DIE SENSOREN ALSO KLAR IN FREMDES TERRITORIUM REICHEN und das obwohl ein einzelnes Aufklärungsflugzeug ausreichend gewesen wäre um die gleichen Daten zu sammeln, weil alle NATO und Schweden mit gegenseitigem Datenzugriff auf Aufklärungsdaten, ist das eine klare Provokation und offensichtluich die einzige Absicht. Eine Provokation, die seitdem immer weiter intensiviert wird. Erst waren es einzelne Aufklärungsflugzeuge, dann mehrere zusammen, dann war es ein Bomber, dann sechs Bomber (alles NATO/Schweden). Innerhalb weniger Tage. Das, nur soweit es in der Presse stand, vermutlich nicht vollständig. Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Was glauben Sie denn, würden deutsche Alarmrotten bei sowas machen? Die starten schon, wenn ein Leichtflugzeug 500 m vom Kurs abkommt. Aufklärungsflugzeuge, schon eines, würde Alarmstarts von BEIDEN Alarmrotten und die sofortige Besetzung der Reserve auslösen! Das entspricht nicht nur der zurückhaltenden Interpretation als Provkation, sondern als Angriff.
Eigentlich wäre von einem Journalisten zu erwarten gewesen das herauszuarbeiten statt einfach nur copy&paste durchzureichen. So formuliert und so sortiert dass es von unbedarften Lesern (auch vom Journalisten?) missverstanden werden muss. Ich wüsste, das würde mich wirklich mal interessieren, auch nicht, wie man ein ganzes Journalismusstudium von 3, 4 Jahren mit dem Erlernen von copy&paste füllen kann. Da müsste doch eigentlich mehr sein.
@Pio-Fritz
Sie hätten mehr gefunden, wenn Sie in der Lage gewesen wären, es zu verstehen. Haben sie offensichtlich leider nicht. Es ist ja auch einfacher zu „lesen“ was man sehen will und glauben soll, statt was wirklich passiert.
Der Gipfel der Dummheit ist natürlich, wenn man von jemandem auf die Vorgänge wie sie da stehen, wie man sie hätte lesen können, wäre man dazu in der Lage gewesen, hingewiesen wird und den dann verspottet, wie falsch das sei und dabei offenbart, dass man es selbst nicht verstanden hat. Trotz gut gemeinter Erklärung nicht.
Ist es heutzutage Journalismus zu verdrehen was gesagt wurde und dann zu schreiben das sei ja alles falsch?
[Ja, da kann man schon mal durcheinander kommen, weil, Schweden ist ja nicht NATO-Land, und dann darf man natürlich in den Luftraum reinfliegen, schon klar. Nach Ihrer eigenen Logik übrigens sind die zahlreichen Flüge russischer Aufklärungsmaschinen im internationalen Luftraum entlang der baltischen Staaten eine klare Provokation, weil die Sensoren bis in den Luftraum der baltischen Staaten und damit NATO-Gebiet reinreichen, das ist Ihnen sicherlich bewusst.
Sie haben jetzt Ihren Standpunkt deutlich machen können, den „Gipfel der Dummheit“ haben Sie auch ablassen können, und ansonsten pöbeln Sie bitte woanders. T.W.]
Sie sind ja wirklich putzig @Der Blick:
Whataboutism wäre es, wenn man einen völlig unzusammenhängenden Sachverhalt an den Haaren herbeizöge, um vom eigenen Fehlverhalten abzulenken. Das habe ich indes nicht getan, sondern exakt gleich gelagerte Vorfälle aus der jüngeren Vergangenheit angeführt, in denen Russland exakt dasselbe tut, was nun hier von Ihnen als „klare Provokation“ bezeichnet wurde. Die Vorfälle mit den russischen TU-142 Seefernaufklärern vor Alaska habe ich aufgrund des Fokus auf das europäische Gebiet mal beiseitegelassen. Die Bewertung des ganzen stammte ja von Ihnen. Sie müssen sich schon entscheiden, wie sie derartige Angelegenheit nun drehen wollen.
Ich habe durchaus auch angemerkt, dass diese Vorgehensweise absolut vom Völkerrecht gedeckt ist. Wenn man im internationalen Luftraum befindliche Flugzeuge im internationalen Luftraum abfängt und identifiziert und so vom eigenen Staatsgebiet fernhält, ist das in Ordnung. Niemand hat aber einen Anspruch darauf, dass Radarwellen oder Sensorreichweiten an der eigenen Staatsgrenze zu enden haben. Nicht Russland und auch nicht andere Nationen. Und Russland kann auch der US-Airforce nicht verbieten, im internationalen Luftraum zu navigieren. Die Russen selbst begnügen sich allerdings manchmal auch nicht mal damit, knapp am schwedischen Luftraum vorbei zu fliegen, sondern fliegen gern auch mal rein mit ihren eigenen Aufklärungsflugzeugen zuletzt 2019 – inklusive Jagdschutz: https://www.srnnews.com/sweden-russian-military-planes-briefly-violated-airspace/
Was allerdings nicht normal oder völkerrechtlich gedeckt ist, ist, bei der Verfolgung von fremden Flugzeugen, die sich nie im eigenen Luftraum befunden haben, anschließend fremden Luftraum zu verletzen. Überdies handelte es sich um schwedischen Luftraum (wie auch immer das nun einen Unterschied darstellen soll), sondern um dänischen, also durchaus NATO-Luftraum, und zwar den über Bornholm. Welches zu Dänemark, nicht zu Schweden gehört. https://ac.nato.int/archive/2020/russian-fighter-jet-violates-nato-airspace-over-bornholm-island
Der russische Botschafter in Kopenhagen wurde diesbezüglich übrigens von der dänischen Regierung einbestellt. Macht man eigentlich nicht, wenn der russische Jäger in schwedischen Luftraum eingedrungen wäre. Aber wenn womöglich im eigenen Weltbild die Krim schon zu Russland gehört, kommt man vielleicht auch auf den Gedanken, Bornholm sei schwedisch. Wer weiß das schon?
Nach Ihrer säbelrasselnden Meinung hätten die Dänen die Flanker folglich also sofort abschießen dürfen? Denn wenn schon ein einzelner Bomber* in internationalem Luftraum auf einer angekündigten Mission, die den Überflug aller 30 NATO-Länder beinhaltet hat, neben der Anwesenheit von Aufklärungsflugzeugen für sie schon eine solche PROVOKATION(!) ist, dass Sie da sofort den Finger krumm machen würden, dann stellt doch wohl erst recht die tatsächliche Verletzung souveränen Luftraums durch ein Jagdflugzeug auf Abfangkurs zu einem verbündeten Flugzeug einen solchen Grund dar, oder? Anders kann man Ihre doch recht deutlichen Worte doch wohl kaum auslegen.
Bornholm liegt auf meinem Globus auch definitiv nicht in der Nähe der Enklave Kaliningrad, von wo die SU-27 kam. Und die B-52 war schon vor dem Abfangen auf einem Vektor in Richtung der Insel, entfernte sich also eindeutig längst wieder vom „heiligen“ russischen Luftraum…
* Insgesamt waren zwar sechs Bomber in der Luft, vier in Europa, zwo über Nordamerika, aber so wie ich es begriffen habe, flogen nicht alle stets am gleichen Ort.
P.S.: Wer Flugbewegungen von NATO-FLugzeugen (und auch zivilen Flugzeugen) live verfolgen will… https://globe.adsbexchange.com/ Eine E-3A, Rufzeichen NATO 06 wird übrigens offenbar gerade jetzt (seit ca. 9:25) östlich Aberdeen in der AARA 3 betankt (derzeit ist nur die amerikanische KC35R zu sehen). Bin mal gespannt, ob die weiter nach Norden fliegt, oder ob’s nur eine Übungsrunde ist. Und 54+21 ist gerade im Landeanflug auf Amari, Estland.
[Ok. Damit haben wir diesen Diskussionsstrang erschöpfend abgearbeitet – und man muss nicht auf jede Provokation eingehen. T.W.]