Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr: Tests für Reiserückkehrer – und mehr Soldaten ins Gesundheitsamt (Nachtrag)
In der anhaltenden Coronavirus-Pandemie wird für die Bundeswehr neben der Unterstützung bei Tests von Reiserückkehrern die Hilfe für Gesundheitsämter zunehmend zum Schwerpunkt. Größtes neues Einsatzgebiet wird dabei Berlin: In der Bundeshauptstadt sollen 180 weitere Soldatinnen und Soldaten bei der telefonischen Nachverfolgung von Infektionsketten aushelfen. In Berlin und in anderen Städten ist die Bundeswehr allerdings schon länger mit dieser Hilfeleistung aktiv.
Die Unterstützung der Gesundheitsämter, das wird öffentlich meist übersehen, hatte bereits Mitte April begonnen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte nach Anträgen aus den Ländern diese Hilfeleistung gebilligt; Voraussetzung ist allerdings, dass die Soldaten dabei keine hoheitlichen Aufgaben wahrnehmen – also zum Beispiel keine Quarantäne anordnen dürfen. Das bleibt den Amtsärzten in diesen Behörden vorbehalten.
In Berlin waren bisher schon rund 60 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz; angesichts der steigenden Infektionszahlen hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci weitere Unterstützung beantragt. Am (heutigen) Montag nahmen die ersten 130 Soldaten, davon 70 aus dem Wachbataillon und dem Kommando Territoriale Aufgaben, die Arbeit vor allem bei der telefongestützten Kontaktnachverfolgung und in der Quarantänebetreuung auf.
Weitere 50 sollen in den nächsten Tagen hinzukommen, eingesetzt werden sie in den Gesundheitsämtern aller Berliner Bezirke außer Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg. Damit wird die Hauptstadt voraussichtlich der Ort mit der höchsten Zahl von Soldaten in der Pandemie-Unterstützung.
Insgesamt sind derzeit für die Test von Reiserückkehrern knapp 560, für die Unterstützung der Gesundheitsämter bundesweit knapp 530 Soldatinnen und Soldaten vorgesehen; die aktuelle Einsatzzahl von Soldaten ohne medizinische Fachkenntnisse liegt derzeit etwas unter 1.000. Hinzu kommen rund 160 Soldatinnen und Soldaten aus dem Sanitätsdienst. Allerdings sollen, wie in den Gesundheitsämtern, auch die Hilfeistungen in den Testzentren an Flughäfen, Bahnhöfen und Grenzen verstärkt werden.
In der Bundeswehr selbst schwankt unterdessen zwar die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten, allerdings nicht allzu stark – die Zahlen des Sanitätsdienstes:
22. September
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 649,
Soldatinnen und Soldaten: 82 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 599, davon kumuliert genesene Fälle: 417
23. September
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 658,
Soldatinnen und Soldaten: 69 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 602, davon kumuliert genesene Fälle: 533
24. September
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 660,
Soldatinnen und Soldaten: 56 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 605, davon kumuliert genesene Fälle: 549
25. September
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 664,
Soldatinnen und Soldaten: 53 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 607, davon kumuliert genesene Fälle: 554
28. September
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 671,
Soldatinnen und Soldaten: 63 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 623, davon kumuliert genesene Fälle: 560
In den Auslandseinsätzen wurden – erneut – in der EU-Trainingsmission in Mali Infektionen festgestellt. Zwei Soldatinnen und ein Soldat, die mit dem Virus infiziert waren, wurden am (gestrigen) Sonntag mit einem MedEvac-Airbus A310 ausgeflogen. 32 deutsche Soldaten in der EU-Mission wurden vorsorglich isoliert.
*Nachtrag: In den aktuellen Übersichten der Bundeswehr haben sowohl Kreuzberg-Friedrichshain als auch Lichtenberg auf Unterstützung durch Soldaten verzichtet. Nach aktuellen Meldungen örtlicher Medien soll Lichtenberg nun doch diese Unterstützung wollen – ich warte mal, bis die entsprechende Amtshilfe beginnt,
(Archivbild 10. August: Bundeswehrsoldaten unterstützen das Deutsche Rote Kreuz bei der Registrierung ankommender Reisender amdie ZOB in Berlin bei Corona-Tests im Rahmen der Amtshilfe – Tom Twardy/Bundeswehr)
@PatrickSensburg
Hohe Ansteckungszahlen. Elf Berliner Bezirke fordern Soldaten an. Und dabei sind wieder viele Reservistinnen und Reservisten.
„Nur Friedrichshain-Kreuzberg lehnt den Einsatz von Militär ab.“
Der Bezirk ist seit 1. August 2013 durch Monika Herrmann „grün“ regiert.
An niedrigen Fallzahlen wird der Verzicht des Bezirks, schön im Zentrum gelegen, sicher nicht liegen, SARC.
[Eine Falschmeldung wird durch Wiederholung nicht richtiger. Berlin hat zwölf Bezirke, zehn rpt zehn haben Soldaten angefordert – Friedrichshain-Kreuzberg ist nicht der einzige Bezirk, der abgelehnt hat, siehe oben. T.W.]
Ok, es wird zumindest offenbar allein über Friedrichshain-Kreuzberg berichtet/gepostet, warum auch immer?
[Wenn Sie auch den Text lesen, den Sie kommentieren, dann wissen Sie, dass nicht allein über XHain berichtet wird. Siehe oben. T.W.]
@all
Siehe Nachtrag oben.
Auch wenn der Moderator gereizt reagiert, sei darauf hingewiesen, daß Lichtenberg politisch ähnlich strukturiert ist wie F-K. Damit ist der „Friedrichshain-Kreuzberg ist nicht der einzige Bezirk, der abgelehnt hat“ nur bedingt gültig. In Zeiten von Extremismusdebatten ist es da nicht unangebracht, solche Dinge anzusprechen.
Für mich sind diese Zahlen immer noch lächerlich niedrig.
Die Bundeswehr hat 184.000 Soldaten, davon sind natürlich nicht einmal ansatzweise alle abkömmlich.
Rund 1200 Soldaten in allen Bereichen zur Unterstützung zu schicken, ist für mich ein Tropfen auf dem heißen Stein – gerade weil oft kommuniziert wird, dass Infektionsketten nachvollziehen die wichtigste Aufgabe ist!
Wenn ich mich umschaue, sind mindestens 10 % aller Soldaten abkömmlich – natürlich fallen bestimmte Vorhaben weg – Ausbildungen/Weiterbildungen etc. aber das ist im großen Lagebild verschmerzbar.
Bei Unwetterkatastrophen werden auch Tausende Soldaten mobilisiert.
@Emil93
Die Bw wird erst dann tätig, wenn sie gerufen wird. Natürlich sind grundsätzlich deutlich mehr Soldaten verfügbar (sehr spezielle Spezialisten / Spezialfähigkeiten einmal ausgenommen).
@Emil93
Außerdem müssen ja wohl leider Die Soldaten in den Gesundheitsämtern sitzen. Dort muss dann auch Platz und Technik (Telefon) vorhanden sein. Daran hapert es wohl auch. Das interne Telefonnetz der GA ist wohl scheinbar am Anschlag (Anzahl der Amtsleitungen), da heute im Frühstücksfernsehen ein Sprecher des GA dringend die Zuweisung der zugesagten Gelder des Bundes angemahnt hat Personal und SIM-Karten für die Nachverfolger zu beschaffen.
Auf WELT Online erklärt Katina Schubert, Landesvorsitzende Die Linke Berlin, warum sie gegen den Einsatz der Bw in Gesundheitsämtern ist.
Kernaussage: „Diese Vermischung von Militärischem und Zivilem ist problematisch“
h/t @robinalexander_
Frage: Warum darf die Bundeswehr in @BA_Xhain nicht helfen, die Kontakte von Corona-Infizierten anzurufen?
Antwort: „Lehre aus dem Nationalsozialismus“.
Es geht also stets noch ärger, @Thomas Melber, Soldaten der Demokratie leiten über zum Nationalsozialismus, linkes Staatsverständnis.
Bei Welt.de
@Thomas Melber: Wenn die auch bei den Linken kapieren würden, dass den Soldaten da potentiell jeder der rumläuft Fachvorgesetzt ist, würde man merken, dass da einfach nur ausgeholfen wird…
Wehe die treten vor dem Amt an… /SCNR