Sicherheitshalber, der Podcast Folge 29: „Die Welt ist fertig!“ Endet die Hegemonie der USA? | Frieden und/oder Sicherheit?
Sicherheitshalber ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 29 sprechen Ulrike Franke, Frank Sauer, Carlo Masala und ich über die Vormachtstellung der USA im internationalen sicherheitspolitischen Gefüge, die aktuellen Anzeichen für Wandel und die Konsequenzen für Europa. Im zweiten Teil diskutieren wir den Unterschied zwischen Friedens- und Sicherheitslogik und fragen sich, ob Sicherheitshalber ein bisschen mehr Friedenshalber gut tun würde.
Abschließend dann wie immer der Sicherheitshinweis, der kurze Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen – diesmal mit einem Buch- und einem Serientipp (ja, die Zeiten schreien nach Ablenkung), dem Aufstand der Anständigen (Militärangehörigen) in den USA und der Verschärfung des Soldatengesetzes in Deutschland.
Thema 1: „Die Welt ist fertig!“, oder: Endet die Hegemonie der USA? 00:03:11
Thema 2: Frieden und/oder Sicherheit 00:45:00
Sicherheitshinweise: 01:08:18
Grimme Online Award Publikumspreis: https://w1.grimme-online-award.de/goa/voting/ext_voting.pl
Unser Shop: https://shop.spreadshirt.de/sicherheitshalbershop
Erwähnte und weiterführende Interviews, Literatur und Dokumente:
Thema 1 – „Die Welt ist fertig!“, oder: Endet die Hegemonie der USA?
Deichkind: Die Welt ist fertig (aus dem Album “Niveau Weshalb Warum”)
https://www.youtube.com/watch?v=N3152Ji61WU
SIPRI Daten zu weltweiten Militaerausgaben
https://www.sipri.org/media/press-release/2020/global-military-expenditure-sees-largest-annual-increase-decade-says-sipri-reaching-1917-billion
IISS Military Balance https://www.iiss.org/publications/the-military-balance
New York Times, Pentagon Eyes Africa Drawdown as First Step in Global Troop Shift, 24.12.2019
https://www.nytimes.com/2019/12/24/world/africa/esper-troops-africa-china.html
Hermann J. Cohen, “Pulling Troops Out of Africa Could Mean Another Endless War”, War on the Rocks 13.5.2020
https://warontherocks.com/2020/05/pulling-troops-out-of-africa-could-mean-another-endless-war/
New York Times, U.S. Military Cutting Medevac Flights for Troops in West Africa, 18.4.2020
https://www.nytimes.com/2020/04/18/world/africa/west-africa-special-operations-medevac.html
Hal Brands, Peter Feaver, Stress testing the foundations of American Grand Strategy, War on the Rocks, 13 December 2016, https://warontherocks.com/2016/12/stress-testing-the-foundations-of-american-grand-strategy/
Heritage Foundation, Introduction: An Assessment of U.S. Military Power, 30 October 2019 https://www.heritage.org/military-strength/assessment-us-military-power
Barry Posen: “Command of the Commons: The Military Foundation of U.S. Hegemony.” Quarterly Journal: International Security, vol. 28. no. 1. (Summer 2003):
https://www.researchgate.net/publication/238425200_Command_of_the_Commons_The_Miltary_Foundation_of_US_Hegemony
Rede von Bundeskanzlerin Merkel im Rahmen der Veranstaltung „Außen- und Sicherheitspolitik in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft“ der Konrad-Adenauer-Stiftung am 27. Mai 2020
https://youtu.be/7GKYCVITFts
20200527_Merkel-Rede_KAS
Thema 2 – Frieden und/oder Sicherheit?
Ernst Otto Czempiel: Friedensstrategien: Eine systematische Darstellung außenpolitischer theorien von Machiavelli bis Madariaga, Opladen 2. Aufl. 1998
John Gledhill, Jonathan Bright:Studying Peace and Studying Conflict: Complementary or Competing Projects?, in: Journal of Global Security Studies, Volume 4, Issue 2, April 2019, Pages 259–266 https://academic.oup.com/jogss/article-abstract/4/2/259/5377571
Peace by Peace Podcast
https://peacelab.blog/debatte/peacebypeace
Christoph Schneider-Harpprecht 2018: Sicherheit neu denken – von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik. Ein Szenario bis 2040. Evangelische Landeskirche in Baden,
https://www.ekiba.de/html/media/dl.html?i=136521
Sicherheitshinweise
Rike: Soft War, Roman von Thierry Breton und Denis Beneich
Frank: Space Force, Netflix Serie,
https://www.imdb.com/title/tt9612516/
Carlo: “Aufstand der Anständigen” in den USA
Peter D Feaver: Armed Servants: Agency, Oversight, and Civil-Military Relations, Harvard University Press 2005
Thomas: Soldatengesetz
Kabinett bringt Neufassung des Soldatengesetzes auf den Weg: Fristlose Entlassung innerhalb von acht Jahren, Augen geradeaus!, 03.06.2020
https://augengeradeaus.net/2020/06/kabinett-bringt-neufassung-des-soldatengesetzes-auf-den-weg-fristlose-entlassung-innerhalb-von-acht-jahren/
Aber können die Deu und die Eu wirklicht keine Autonomie? Im grunde ist doch rudimentär alles vorhanden rein Wirtschaftlich. Muss man halt machen. Ist halt die Frage wie die USA dass alles bei sich finanzieren. Und wovor haben die USA eigendlich angst? Die haben ihren eigen kontinent. Glauben die dass china in new york einmaschiert? Oder ist dass eher ego?
Leider für mich der schwächste Podcast.
Vieles wird recht oberflächlich und diskussionswürdig wiedergegeben.
Reservewährung sind Euro, Brit. Pfund, Schweizer Franken und Japanischer Yen.
Der US-Dollar nicht.
Was US-amerikanische Tv-Serien mit ähnlichen Kulturen zu tun hat, weiß ich nicht.
Oder haben wir das gleiche Rechtssystem, oder Krankensystem, weil bei uns Kojak und Chicago Hope laufen?
Sie betonen, daß die Innenpolitik nicht Thema ist.
Dennoch kommen Sie immer wieder auf die Rassen Unruhen zu sprechen. O. T.!
Wie und warum die USA global präsent sind, wie dies finanziert wird… wird leider ausgeblendet.
Stichwort : Irakkrieg und Zahlung durch Öl.
Querverweis auf die frühere Bindung des US-Dollar an Gold, während des Vietnam Krieges an das Öl.
Irak Krieg auch als Reaktion auf die Ankündigung von Saddam Hussein, sein Öl nicht mehr in US-Dollar abzurechnen.
Weiterhin der Hinweis, daß die US-Truppen in Deutschland etc von Deutschland bezahlt werden. Die erfolgt nun auch in Japan.
Chinesische Präsenz in Asien statt US-Präsenz- in welchen Bereichen? Leider doch recht unpräzise.
Insgesamt leider recht ungenau.
Ein Gast aus dem Bereich Außenwirtschaft, Interkulturelle Studien hätte gut gepasst.
„die Frage wie die USA dass alles bei sich finanzieren?“
Durch Schulden, ganz einfach…
Ohne Corona war 2020 eine Schuldenaufnahme von 984 Milliarden US-Dollar vorgesehen.
Allein 686 Milliarden US-Dollar für das Verteidigungsministerium. Dazu kommen aber noch viele Milliarden für Bereiche, die man teilweise oder komplett der Verteidigung zurechnen müsste (z.B. Veteranen, Homeland Security) – aber das ist immer schwierig wegen der Nicht-Vergleichbarkeit internationaler Staaten.
Dazu sind viele soziale Unterstützungsmaßnahmen im Vergleich zu Europa nicht vorhanden (Beispiel Arbeitslosenversicherung/Kurzarbeitergeld).
Am Ende hat man im Vergleich zu EU-Ländern weniger Ausgaben für soziale Bereiche, macht mehr Schulden insgesamt (also mehr „Einnahmen“) und kann daher auch mehr ausgeben für Verteidigungsbereiche (Sicherheit).
Würde die EU im gleichen Maße verfahren, hätten wir auch tolle Flugzeugträger, eine riesige Luftflotte und massig Bodeneinheiten.
Aber dafür dann weniger Sozialabsicherungen und am Ende einen Schuldenberg, der irgendwann zu einem Problem werden würde.
(Schulden an sich sind nicht schlimm, aber zumindest einen Teil muss man immer mal wieder abbauen)
Zum Podcast:
Am Anfang diese Aufzählung von wegen Technologieführer:
Da kann man auch ganz viele Produktbereiche aufführen, in denen keine US Firmen Marktführer sind.
Das sind nur die offensichtlichen Firmen, die jeder auch permanent nutzt. (Ich glaube nicht, dass in China Office von Microsoft vorherrscht)
Im Bereich Kultur (Hollywood) färbt die USA natürlich seit Jahrzehnten in den westlichen Kulturbereich und Englisch als „Weltsprache“ ist auch nicht zu unterschätzen. Diese Punkte machen für mich auch einen größeren Anteil an „Dominanz“ in der Welt aus als Technologieführer wie Apple, Microsoft etc.
Die USA sind militärisch auf dem Papier natürlich dominant („Komplett-Militär“ war gut gewählt), aber:
Können sich die USA überhaupt einen großen Krieg leisten? (nicht nur finanziell)
Die Militärgüter und das ausgebildetes Personal vorhalten ist die eine Seite der Medaille.
Aber ein richtiger Krieg hat doch noch eine ganz andere Seite der Medaille. Da werden auch viele Flugzeuge abgeschossen und Schiffe versenkt und Soldaten sterben und ob die US-Bevölkerung wirklich gewillt ist, dann wieder die Kriegsmaschinerie in Gang zu setzen und Unmengen an Schulden aufzunehmen (Kriegsanleihen etc.) um diesen Krieg am Laufen zu halten, kann bezweifelt werden.
Zumindest dann bezweifelt werden, wenn dieser Krieg nicht direkt gegen die USA gerichtet ist. Also beispielsweise China will sich Taiwan einverleiben und die USA versuchen China davon abzuhalten und China greift nicht Pearl Harbor oder US-Pazifikinseln an. US-Soldaten also nur in Übersee zur Verteidigung anderer Staaten.
Für mich hat der Irakkrieg 2003 gezeigt, dass in den USA auch sehr viele Kriegsgegner vorhanden sind und selbst die Familien mit Militärangehörigen waren nach den vielen Toten auch nicht mehr von einem Krieg in Übersee überzeugt. Da war für mich klar, die Zeit der Militärmacht USA ist vorbei und auf einem absteigendem Ast. (der Abstieg dauert natürlich viele Jahrzehnte)
Während im Kalten Krieg die direkte Bedrohung allgegenwärtig war und wahrscheinlich jeder US-Bürger davon überzeugt war ein großes Militär zu haben und auch einzusetzen um ihre Freiheit zu verteidigen (oder die Freiheit des Systems Demokratie/Kapitalismus – „kein Kommunist zu werden“), ist heute ein direkte Gefahr dieser Freiheit nicht einmal von China zu befürchten, von Russland schon mal gar nicht mehr.
Nur die Vormachtsstellung im Bereich Technologie, Rohstoffe, Wirtschaft, Einflussbereiche ist in Gefahr, nicht aber das System an sich.
Ob die Mehrheit der US-Bevölkerung aber dafür bereit sind einen großen Krieg in Übersee zu führen?
Ich glaube nein.
Daher ist für mich diese „Militärmacht USA“ auch nur bei kleinen Gegnern wirklich zutreffend. Diese kleinen Länder haben gegen die USA keine Chance, aber schon einer der großen Militärmächte ist ebenbürtig. Eben weil dann die Durchhaltefähigkeit und Entschlossenheit viel wichtigere Punkte sind, als bloße militärische Fähigkeiten.
@friedrichder2. Dass es durch Schulden finaziert wird ist klar. Mich wundert es nur dass die amerikanische Befölkerung dass zum teil mitträgt. Man überlege sich in Deu würde jemand auf die Idee kommen diverse sozial und Krankenversicherungen zu streichen (Alg 1 bis10) und dafür ernsthaft über die verdoppelung des Wehretats nachdenken auf über 3% Bip. Ist halt paradox.
@Ex-Grenni: Ich weiss ja nicht, worueber Sie sprechen, aber selbstverständlich ist der Dollar die Reservewährung Nummer 1. Danach der Euro und der Yen.
Mein Fazit zur Diskussion um Krieg und Frieden:
Das Land der Dichter und Denker hat dereinst die beiden wesentlichen Schriften hierzu hervorgebracht:
„Zum ewigen Frieden“ (Kant) und „vom Kriege“ (v. Clausewitz).
Ersteres wurde ja kurz erwähnt, zweiteres bezeichnenderweise nicht.
Beide Bücher sind deutlich tiefgründiger und differenzierter als oftmals angenommen.
Wie absurd die Debatte in Deutschland ist zeigt der oben verlinkte Beitrag der evangelischen Kirche in Baden.
Passenderweise soll 2040 die Bundeswehr abgeschafft sein. 100 Jahre nach dem Sieg im Westen. Nachdem Frankreich jahrelang pazifistisch (Friedenslogik) dachte.
Wer es besser verstehen will, der lese Bloch („Die seltsame Niederlage“).
Die #drohnendebatte2020 zeigt auch wie wenig wirklich über die Grundfragen von Krieg und Frieden in diesem Land nachgedacht wird.
Das Eingangsstatement von Ulrike Franke zu Vergleichen ähnlicher Gesellschaftsstrukturen in den USA und DEU mit folgenden Rückschlüssen auf Rassismus dort und hierzulande kann ich nicht nachvollziehen. Weder sind beide Gesellschaftssysteme auch nur näherungsweise vergleichbar, von demokratischen Systemen abgesehen, noch sind Rassismus dort und hier ursächlich oder in den Auswirkungen auf einer Stufe.
Der Rassismus in den – späteren – Vereinigten Staaten von Amerika beginnt vor 400 Jahren mit dem Sklavenhandel der Engländer, die noch keine Briten waren, und der Niederländer. In Deutschland war/ist Rassismus latent immer gegeben, wie sicherlich in allen sonstigen Gesellschaften. Seit der Wende im Osten, seit der Flüchtlingskrise 2015/16 bundesweit nimmt Rassismus zu. Eine Parallele zu den USA verbietet sich somit aber historisch und in ihrer Dimension.
Tagesaktuell aufhorchen lassen kann die Einführung des Begriffs „staging area“ durch Prof. Massala. Demnach wird Europa also allein noch als Verfügungsraum (staging area) für die Services für Einsätze in Osteuropa, aktueller aber in MENA, genutzt. Zur Einordnung, ein Verfügungsraum gibt Truppe Zeit und Ruhe zur Vorbereitung auf eine andere Verwendung. Damit dürfte die Realität getroffen sein. Von Europa aus sind naher/mittlerer Osten und Afrika nun einmal einfacher erreichbar als von Nordamerika aus, die Operationen im Irak haben das seit beiden Bushs bewiesen. Zur Beruhigung, seinen Weltmachtanspruch können die USA ohne ihre europäische Gegenküste in der östlichen Hemisphäre nicht realisieren.
Sorgen muss uns, siehe Nachbarfaden :
„Reuters und WSJ:
U.S. President Donald Trump has ordered the military to remove nearly 9,500 troops from Germany, a senior U.S. official said on Friday …“
Das ist zwar keine Abkehr von einsatznaher Dislozierung der 34.500 U.S. Truppen in DEU, jedoch eine eindeutige politische Reaktion gegen Berlin in Sachen Nichterreichung 2%-Zusage von 2014 und, bedeutsamer, gegen die Kanzlerin in Sachen Absage ihrer Teilnahme am G7-Gipfel/Florida, der ff insgesamt abgesagt wurde und in der Causa Grenell.
Gemäß Tagethemen soll auf Nachfrage der „United States National Security Council (NSC)“ den Bericht zum Abzug nicht bestätigt haben.
Die deutsche Außenpolitik hat Beschäftigung, das Kanzleramt auch, ganz neben Corona und Konjunktur. Eine normale Sommerpause wird es kaum geben können.
@Dante
Das ist nicht paradox, das ist Teil der Kultur.
Wir haben hier halt eine andere als die USA.
Bei uns gab es „von Anfang an“ die soziale Marktwirtschaft.
(in der DDR zumindest das „Soziale“ – dort war jeder versichert und musste sich zumindest um Grundbedürfnisse keine Sorgen machen)
In den USA heißt es schon immer „du bist deines Glückes Schmied und kannst alles erreichen“. Das macht dann diejenigen, die nichts erreichen können (kein Erfolg/Glück), zu faulen Leuten und Taugenichtse.
Da kann sich ein Sozialsystem nur sehr schwer etablieren oder vergrößern. weil ein Sozialsystem kostet natürlich im ersten Moment immer. (weniger Netto vom Brutto jeden Monat/Woche vom Lohnscheck)
Wenn aber etwas etabliert ist, dann wird es sehr schwierig es wieder abzuschaffen. „Obamacare“ gibt es selbst unter Trump noch, wenn auch verändert.
Anders beim Militär:
Eine riesige Industrie ist im kalten Krieg entstanden. Ganze Ortschaften/Landkreise (Counties) sind von den Rüstungsfirmen abhängig und diese wiederum von Staatsaufträgen. Der Privatmann kauft ja eher selten einen Panzer/Flugzeugträger.
Die Politik muss Rücksicht auf die Wähler (Arbeitnehmer) nehmen und wird deshalb schon förmlich getrieben um diesem Industriezweig Aufträge zu geben.
(Ähnliches passiert ja auch im US-Gefängnissystem, der Bau und Betrieb !!! von Gefängnissen ist oft privatwirtschaftlich, und dann stehen die Betreiber (Privatunternehmen) im krassen Gegensatz zu dem Ziel des Staates.)
Den US-Wähler interessiert es einfach nicht, ob der Staat Schulden aufnehmen muss – denn wenn er jetzt seinen Job verliert, weil Staatsaufträge fehlen, sitzt er in den USA sehr schnell auf der Straße (wortwörtlich) und muss betteln. Da ist es ihm egal, ob in 40 Jahren die Schuldenblase platzt. (verständlich)
Deshalb ist auch die These:
„Die USA haben ein so großes Militär, weil sie die Welt dominieren wollen“
meiner Meinung nach auch falsch.
Sie haben es durch Lobbyismus und normales menschliches Verhalten (Wahlen, Versprechungen) einfach nicht geschafft das Militär und die Rüstungsindustrie kleiner zu machen oder klein zu halten nach dem kalten Krieg.
Man nutzt als Staat jetzt nur die vorhandenen Mittel um abzuschrecken oder zu intervenieren.
In Wahrheit wären die USA auch mit der Hälfte der militärischen Stärke ein für jedes Land auf der Erde ernstzunehmender Gegner und unbesiegbar (den Willen zum Sieg vorausgesetzt).
In diesem Teufelskreislauf haben die Beteiligten auch die selben Interessen, denn zum einen benötigt die Armee immer neues Gerät (Verluste in Konflikten, Abnutzung durch Übung) und zum anderen kann man durch die Interventionen auch die immensen Ausgaben rechtfertigen. (man hat die militärischen Mittel benötigt, also waren die US-Dollar richtig angelegt)
Die Rüstungsfabrik kann Panzer bauen, der Wähler hat einen Job und der Politiker wird gewählt.
(„militärisch industrieller Komplex“ finde ich aber trotzdem eine Verschwörungstheorie, weil so einen großen postulierten Einfluss hat die Rüstungsindustrie dann doch nicht)
Nicht das man mich hier falsch versteht.
Daher glaube ich auch an den möglichen zukünftigen Isolationismus der USA nicht.
Man stelle sich mal vor, 20 Jahre lang gäbe es keinen bewaffneten Auslandseinsatz der USA mehr.
Dann würden die Stimmen schon lauter werden, die Rüstungsausgaben zu beschränken.
Es wird wie im Podcast genannt eine Kräfteverschiebung in Richtung Pazifik geben, es wird aber weiterhin Intervenierungseinsätze geben (also US geführte wie Irakkrieg, keine Blauhelmeinsätze).
In Südostasien wäre das aber zu gefährlich (China), daher denke ich eher an Afrika oder weiterhin mittlerer Osten.
Gerade in Afrika fallen mir da spontan ein paar Staaten ein, die befriedet werden müssten und auch Rohstoffreich sind.
Durch Rückzug kann man nämlich die Lage auch schön eskalieren lassen – ich bin mir sicher, es war (nach erfolgreichem Abzug) nicht der letzte Einsatz in Afghanistan.
Ein sehr gutes Beispiel für die absurde Diskussion in Deutschland über Krieg und Frieden: https://twitter.com/fritzfelgentreu/status/1269015840952909824
Der entschlossene Kampf scheint also manchmal doch notwendig zu sein, aber bitte durch andere. Sonst wird Barkhane ja von der SPD gerne kritisiert.
Das Sankt-Floriansprinzip der deutschen Sicherheitspolitik, die eben fortlaufend versucht außenpolitischen Notwendigkeiten (Sicherheitslogik) und vermeintlich pazifistische Einstellungen der Wähler (Friedenslogik) zu verbinden, wird hier wieder deutlich.
Dabei driftet Deutschland immer weiter ab in Realitätsferne. Deutschland ist in der internationalen Diskussion hierbei auch schon in der wissenschaftlichen und politischen Debatte nicht mehr wirklich beitragsfähig (das gilt insbesondere für die stark normativ geprägte deutsche Politikwissenschaft, wie ja auch die obige Diskussion gezeigt hat).
Das Land der ehemals wichtigsten Vordenker zu diesem Kernthema der menschlichen Existenz hat sich selbst aus der ernsthaften Diskussion abgemeldet, will aber weiterhin alle anderen belehren.
Eigentlich schon bizarr.
Da bleibt wohl nur noch mit Goethe zu enden:
„Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
wenn hinten, weit in der Türkei,
die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus
Und segnet Fried und Friedenszeiten.“
@Emil Link: Zitat Frau Franke „…die USA sind die Wirtschaftsmacht Nummer eins auf der Welt, Reservewährung,…“.
Weltweit ist der US-Dollar die Leitwährung.
Global werden die meisten Waren, Güter und Dienstleistungen in US – Dollar abgerechnet.
Beispiel : 1 Barrel Öl.
Hm. Können wir die Scheindebatte Leit- vs. Reservewährung mal beenden? Wer ist denn auf die irre Idee gekommen, dass das eine das andere auschließe?
@Ex-Grenni & @tw: Exakt – natuerlich schliesst das eine das andere nicht aus, im Gegenteil. Nur will Herr Ex- Grenni unbedingt Frau Franke widerlegen, die mit ihrer Aussage zu 100% recht hat. Die Banken der Welt haben Dollars als erste Reservewaehrung. Das kann man auch durch googeln herausfinden.
Die weiteren Informationen zu den oben verlinkten Vorschlägen der evangelischen Kirche in Baden
(https://www.ekiba.de/html/content/download_bestellen_bersetzungen.html) zeigen ziemlich gut wie stark diese Argumentationen Fakten negieren und faktenbasierte Argumentationen als unterentwickelte Sicherheitslogik kategorisiert wird.
Besonders deutlich wird dies bei den Argumenten zur Bekämpfung des IS.
Dabei dann auch – als evangelische Kirche – den Papst in seine Argumentation einzubauen ist dann die Krönung.
Ähnliche Denkmuster spielen in Politik und Presse durchaus eine Rolle, wobei oftmals nicht klar wird, wie konsequent pazifistisch oder schlichtweg opportunistisch gedacht und gehandelt wird.
Wirklich offen darüber diskutiert wird leider nicht. Auch deswegen ist die aktuelle Debatte um bewaffnete Drohnen so bezeichnend.
Zur Debatte um Sicherheitslogik und Friedenslogik hier noch einige Grundlagen der Debatte:
https://wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?dossierID=079
Hier zeigt sich eigentlich deutlich wie alt die Debatte ist – zumal diese auch nur ein neues Format der sog. Friedenswissenschaften bzw. – forschung ist.
Alldas sind normative Wissenschaftsansätze. Dass derlei von Dr. Sauer als sinnvolle Grundlage für weitere Diskussionen betrachtet wird, ist dann schon interessant. Dachte bisher die Forschung und Lehre an der UniBw orientiert sich an Karl Popper.
Aber normative Forschung ist ja oftmals auch bequemer, da man seine Prämissen gar nicht hinterfragen muss. Denn man steht ja schon auf der richtigen Seite. Vorallem wenn es um Frieden geht.
Dabei ist dann auch interessant wer so alles diese Friedenslogik fortlaufend in die Diskussion einbringt (politisch und religiös motivierte Pazifisten, sog. Anti-Militaristen, Wissenschaftler mit Nähe zur Friedensbewegung, etc).
Das in dem Sicherhaltspodcast auch mal der Blick etwas weitergefasst wird, fand ich sehr gut selbst wenn es nicht perfekt/umfassenend in allen Einzelpunkten sein sollte. Danke dafür.
Die durch Trump vertretene Linie kann ich strategisch nicht nachvollziehen: Die USA sind rund 300Mio, China 1,3Mrd. Wenn die USA (und auch die EU) ihre gemeinsamen Werte und Interessen in der Welt verteten wollen (und ja, sie haben diese aus meiner Sicht), dann können sie es nur zusammen. Daran kommt auch America First nicht vorbei. Es sein denn die USA möchten die ersten Könige über die EU und Russland aber unter einem Kaiserreich China sein.
Allerdings sehe ich auch die Idee/Tendenz, dass sich die EU in ihre eigenes Schneckenhaus zurückzieht, sehr kritisch. Normalerweise beendet so ein Verhalten eine Beziehung und es bleiben nur Scherben zurück, pardon monsieur le président.
@Dante, 05.06.2020 um 12:49 Uhr
Ich glaube, dass die Antwort durchaus in der Vergangenheit liegt. Sowohl im ersten wie auch im zweiten Weltkrieg lernten die USA, dass sie sich nicht raushalten können und früher oder später eingreifen müssen bzw werden. Danach haben sie halt Stützpunkte um die Welt verteilt um schlimmeres zu verhindern oder rechtzeitig eingreifen zu können. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre scheint diese Lehre aber in Frage zu stehen. Es erscheint mir also weniger eine Frage der Angst oder Ego sondern eine Frage der fehlenden Vision.
@T. Wiegold
Könnten Sie vielleicht in nächster Zeit einen Artikel zu Libyen schreiben.
Bin durch Zufall auf einen (ihnen wahrscheinlich bekannten) Artikel gestoßen und bin doch sehr überrascht über das Ausmaß an eingesetzter Technik.
„Largest drone war in the world“
https://www.aljazeera.com/news/2020/05/libya-battle-sky-air-superiority-changed-war-200527135230131.html
Pantsir S-1 Systeme von den Arabischen Emiraten werden von der Türkei gejammed und können die türkischen Drohnen nicht abschießen.
Ist vielleicht ja sogar ihr Spezialgebiet (Drohnen), aber wahrscheinlich haben sie schon genug um die Ohren.
Eine schöne Folge, hat mir relativ gut gefallen. Ein Aspekt, der aber immer wieder auftrat und der den Wert der Diskussion geschmälert hat, ist der Eurozentrismus. Den solltet ihr öfter kritisch diskutieren und vielleicht auch kontextualisieren.
Zu dem Thema Imperium: Die USA sind rein formell heute ein Imperium. Mit den Amerikanischen Jungferninseln, Guam und Ost-Samoa haben sie gleich drei Einträge auf der Liste der ‚United Nations list of Non-Self-Governing Territories‘. Hinzu kommen die halb-souveränen Staaten, die auch formell nicht in der Union gleichberechtigt sind (Puerto Rico und die Nördlichen Marianeninseln). Darüber hinaus kommt noch ein informeller halb-kolonialer Einfluss in weiten Teilen des Pazifiks und der Karibik hinzu. Von dem militärischen, politischen und ökonomischen Einfluss auf anderen Kontinenten noch gar nicht zu reden.
Der Aspekt, bei dem mir der Eurozentrismus besonders aufgefallen ist, war die Erwähnung des Isolationismus. Den hat es so ja nie wirklich gegeben. Die USA waren in den 1920er und 1930er Jahren eine Kolonialmacht mit riesigen Territorien in Zentralamerika, der Karibik und dem Pazifik (einige der oben genannten sowie die Philippinen, die Panamakanalzone, Alaska und Hawaii – beide letztere waren ja noch keine US-Bundesstaaten). Doch nicht nur das: Die USA stritten sich sogar mit Großbritannien in den 1930er Jahren um neue Kolonien im Pazifik:
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10314617708595565
Hinzu kamen halb-koloniale Besitzungen in Marokko (Beteiligung an Tanger) und China (Jangtse-Patrouille, Tientsin etc.). Fun Fact: George C. Marshall, der den Marshall-Plan konzipierte, diente 1924–1927 als Kommandeur der US-Kolonialstreitkräfte in Tientsin.
Die USA zogen sich militärisch in den 1920er Jahren aus Europa zurück – aber in anderen Weltgegenden (Afrika, Asien, Mittelamerika und dem Pazifik) blieben sie halbkolonial und kolonial Weltmacht. Einzig und allein aus einer europäischen Perspektive kann man da von einer „Isolation“ reden.
Zusammenfassend will ich nur sagen: Es würde dem Podcast immer mal wieder gut tun, außereuropäische Blickwinkel zu bedenken und in die eigene Diskussion mit einzubauen.