Afghanistan: Neue schlechte Nachrichten aus Kundus und ein Rückblick (m. Nachtrag)

Die aktuellen Nachrichten aus Afghanistan klingen eher nicht positiv: Kundus scheint – erneut – vor dem Fall an die Taliban zu stehen; das dürfte Auswirkungen auf die Friedensgespräche zwischen den USA und den Taliban haben. Eine Reduzierung der US-Truppen scheint beschlossene Sache. Und rückblickend? Da haben NDR-Kollegen die Auswirkungen dieses Krieges auf die Bundeswehr nachgezeichnet.

Was am (heutigen) Samstag aus Nordafghanistan zu lesen ist, gibt Anlass zur Besorgnis: Rund um die nordafghanische Provinzhauptstadt gibt es wieder Kämpfe zwischen afghanischen Regierungstruppen und den Taliban – die anscheinend erneut die Chance haben, die Stadt einzunehmen, wie der Kollege Bilal Sarwary berichtet:

Bereits zuvor hatten afghanische Medien berichtet, dass die Telekommunikationsverbindungen nach Kundus zum großen Teil gekappt wurden:

Vor dem Hintergrund, dass die laufenden Verhandlungen über einen Frieden in Afghanistan Fortschritte zu machen scheinen, hat diese Entwicklung über Kundus hinaus Bedeutung: Die Verhandlungsposition der Taliban düfte damit gestärkt werden.

Noch immer sind mehr als 1.000 deutsche Soldaten im Norden Afghanistans stationiert – und einige von ihnen immer wieder als Berater zeitweise in Kundus eingesetzt. Die Bundeswehr steht nicht mehr in Gefechten wie vor rund zehn Jahren, aber der seit Anfang 2002 andauernde Einsatz hat die Truppe verändert.

Wie sich der Einsatz im Norden Afghanistans und einzelne schwer wiegende Auseinandersetzungen wie das so genannte Karfreitagsgefecht 2010 auf die Bundeswehr ausgewirkt haben, haben sich die Kollegen vom NDR näher angeschaut und in einer Serie von Radiobeiträgen und Podcasts aufgearbeitet:

Killed in Action – Deutschland im Krieg

heißt ihre Serie, und es ist ein bisschen schade, dass zunächst die Kritik von Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg an Bundeskanzlerin Angela Merkel die Wahrnehmung dieses Rückblicks bestimmt hat. Da geht es nämlich um viel mehr.

Nachtrag: In den aktuellen Auseinandersetzungen in Kunduz traf es auch das Camp Pamir, wo derzeit über 80 deutsche Soldaten im Einsatz sind. Aus der Mitteilung der Bundeswehr:

Am 31. August um 10.57 Uhr Ortszeit wurde das Camp Pamir bei Kunduz in Afghanistan beschossen.
Ein Geschoss traf das Lager. Bei dem Angriff kam es zu keinen Personenschäden.
Zurzeit befinden sich über 80 deutsche Kräfte im Camp Pamir.
Stand: 31. August, 11.25 Uhr

Nachtrag 2: Zur Lage in Kunduz aus dem englischen Dienst der dpa:

Afghan air forces have slowed down a new Taliban offensive on parts of the north-eastern city of Kunduz, officials said on Saturday.
Various militant locations were targeted inside the city, said provincial councillor Gulam Rabbani Rabbani, in fighting that has being going on for about 12 hours. (…)
The city’s main electricity supply building, provincial hospital, and the third police district are among the most important locations already taken over by the Taliban, according to local officials.

(Foto: Ein Personnel-Recovery-Team der Bundeswehr sichert während einer Rettungsübung in der Nähe von Mazar-e Sharif/Afghanistan im Rahmen der Mission Resolute Support am 10.07.2019 – Andrea Bienert/Bundeswehr)