Neues Spürfahrzeug passt in den Hubschrauber: Spür-Mungo gebilligt (m.Korrektur)
Die Bundeswehr bekommt ein neues leichtes Spürfahrzeug zur Aufklärung von atomarer und chemischer Belastung und Bedrohung. Der Haushaltsauschuss des Bundestages billigte am (heutigen) Mittwoch die Beschaffung der leichten A/C-Aufklärungsausstattung auf Basis des geschützten Mungo-Transporters. Neun (Korrektur*) dieser Spür-Mungos sollen zum Preis von 55 Millionen Euro gekauft werden; in dem Paket sind auch Ausbildung, spezielles Werkzeug, Ersatzteile für das mobile Labor und die Aufrüstung eines Vorserienmodells enthalten.
Der Spür-Mungo findet sich zwar schon in der Broschüre Waffensysteme und Großgerät des Verteidigungsministeriums vom Oktober 2016, ist meines Wissens bislang aber noch nicht in der Truppe angekommen. Entwickelt wurde dieses System bereits 2010.
Nach Angaben der Herstellerfirma Krauss-Maffei Wegmann, die den Mungo auch in anderen Varianten – vor allem als luftverlastbaren Transporter für die Fallschirmjägertruppe – baut, kann die dreiköpfige Besatzung des Spür-Mungos aus dem Fahrzeug Umweltproben nehmen und analysieren, ohne die geschützte Kabine zu verlasten. Das funktioniert zwar auch beim Spürpanzer Fuchs – im Unterschied zum Fuchs passt der Mungo aber auch in einen CH53-Hubschrauber. In den Transportflugzeugen vom Typ C130, C160 und A400M können sogar bis zu drei Fahrzeuge gleichzeitig transportiert werden, heißt es in der KMW-Produktinformation.
Die Beschaffung dieses Aufklärungsfahrzeugs dürfte damit eine Folge der zunehmenden Bedeutung von Landes- und Bündnisverteidigung sein. Für Auslandseinsätze ist bislang, wenn es überhaupt Bedarf an solchen rollenden und geschützten Laboren gibt, auch der Transport eines Spür-Fuchses plan- und machbar. Eine schnelle Verlegung eines solchen Aufklärungssystems schien dagegen bislang nicht so die Priorität zu haben, was sich mit der jetzigen Vorlage und Entscheidung offensichtlich geändert hat. Aus der Beschreibung der Aufgaben des Spür-Mungo in der Bundeswehrbroschüre:
Die leichte A/C-Aufklärungsausstattung ist ein in den Hubschrauber CH-53 luftverladbares Aufklärungsfahrzeug zur vorläufigen Identifikation von A/C-Kampfstoffen und vergleichbaren Gefahrenpotenzialen. Sie ist für den Einsatz im Verbund mit leichten, luftbeweglichen Kräften vorgesehen.
*Korrektur nach entsprechenden Angaben des Verteidigungsministeriums hier
(Foto: KMW)
Na toll!
Da wird JETZT also ein mäßig mobiles und so lala geschütztes Fahrzeug mit geringem Raumangebot und null Aufwuchspotenzial eingeführt, dessen einziger Vorteil darin besteht, dass es IN der CH-53 luftverladbar ist. Und wenn es dann mal einsatzreif ist, beginnen wir, die CH-53 auszusondern…
Na ja, wenn es in die derzeitige CH53 passt, passt es auch in den Nachfolger, egal welchen… Von daher verstehe ich diese Kritik jetzt nicht so ganz?
@TW: IN glaube ich eher nicht :-(
@Sehenden Auges
Dann schätzen sie den Mungo 2 größer und / oder den CH53 kleiner ein, als beide sind, glaube ich.
Interessant. Gibt es Informationen warum hier auf B-Aufklärung verzichtet wird?
Das hat mit „Glauben“ doch relativ wenig zu tun ;-). Der Mungo passt sowohl in den Chinook als auch den CH-53K hinein, daher sehe ich das Problem nicht.
Das macht Sinn. Es gibt nicht nur militärische sondern auch zivile NBC-Bedrohungen (verursacht durch mangelnde Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen).
Gerade in den Szenarien der Auslandseinsätze wird man mit diesen zivilen Sicherheitsrisiken viel eher konfrontiert als bei uns in Deutschland. Spontan fällt mir dazu das Kraftwerk KEC (wenn ich mich recht erinnere wurde der von DEU entwickelte,gebaute und bezahlte Filter bereits auf dem Transport geklaut…ähh … umgeleitet, jedenfalls wurde er nie eingebaut…) sowie die geschliffene Batterie-Fabrik in Mitrovica ein (beides im Kosovo). Am Niger-Bogen in Mali wüsste ich auch die eine oder andere Stelle an der ich keine Patrouille zu Fuß drüber schicken würde.
@hansg sagt: 06.06.2019 um 7:53 Uhr
„Interessant. Gibt es Informationen warum hier auf B-Aufklärung verzichtet wird?“
Die Aufklärung von biologischen Waffen hat sich bisher auch auf das sammeln von Proben beschränkt. Da es sich im Regelfall um Viren oder Bakterien handelt, brauchen Sie ein Labor für den Nachweis. Ich gehe davon aus, in dem Mungo ist das schlicht ein Platzproblem.
@Sehenden Auges
„Glauben“ heißt „nicht wissen“.
Mit Vergleich von Abmessungen und Zuladung/Luftverladefähigkeit ergibt sich, der MUNGO passt, egal welchen STH Bw wählt.
@ Pio-Fritz
„…da es sich im Regelfall um Viren oder Bakterien handelt, brauchen Sie ein Labor für den Nachweis. “
sehe ich anders, mobiles genome sequencing ist heutzutage machbar, mit entsprechendem gerät und probenvorbereitung leiße sich auch in situ art der „B“ Kontamination feststellen, ist eben die frage, ob genug raum auf dem vehikel vorhanden ist und/oder ob andere dinge priorität haben.
@wacaffe sagt: 06.06.2019 um 11:14 Uhr
So war die Aussage des Kommandeurs des ABC-Abwehrbataillons 7, Höxter, bei einem Vortrag mit statischer Waffenschau für das Landeskommando Niedersachsen. Die Aussage ist allerdings ca. drei Jahre alt.
Aber Sie reden ja auch von einem Labor, nur eben mobil. Und die Platzfrage ist wohl die entscheidende Beschränkung.
Nochmal in aller Deutlichkeit: Der EINZIGE VORTEIL dieses Fahrzeugs ist m.M.n., dass es IN der CH-53 luftverladbar ist.
Soll heißen: Selbst wenn der MUNGO A/C Spür problemlos in die CH-53K und die CH-47 passt (inklusive Be- und Entladung über die Laderampe) gibt es m.E.n. mit absehbarem Wegfall der CH-53 keinen vernünftigen Grund, weitere dieser Fahrzeuge zu beschaffen, schon gar nicht zu den aktuellen Preisen.
@Sehendes Auge
Ihre Argumentation erschließt sich mir nicht. Die Fähigkeiten der CH-53 werden ja durch das Nachfolgemuster vollumfänglich und erweitert ausgefüllt. Welches Gerät wurde hier denn besseren Wissens und trotz besserer Eignung vernachlässigt?
Cheers
Flip
@Sehenden Auges sagt: 06.06.2019 um 15:23 Uhr
Ihre Kritik an dem Fahrzeug verstehe ich nicht. Auch der TPZ Fuchs in der ABC-Version hat einen Großteil seiner Geländegängigkeit und die Schwimmfähigkeit komplett eingebüßt. Und der ist ja nun auch nicht besser geschützt. Diese Spürausstattung ist eben „sauschwer“.
Und dieses Argument mit der CH53 verstehen wahrscheinlich nur Sie. Luftverlastbarkeit hängt doch nicht am Hubschraubertyp sondern an den Abmessungen und Gewicht des zu transportierenden Fahrzeugs und den Kapazitäten des Transporthubschraubers.
Das Fahrzeug wird uns bei Bündnisverteidigung echt viel helfen. Und dann gleich satte neun Fahrzeuge, Hochachtung vor der ABC Truppe, die sich mit sowas dem Feind entgegenstellt, und man komme mir jetzt bloß nicht mit: die sind konzeptionell für was anderes da.
Und wieder eine heutige Antwort auf die Probleme von gestern.
Ich dachte bei der Meldung hier zuerst an einen Aprilscherz! Ausgerechnet eine Fehlkonstruktion Mungo als Basis zu nehmen ist nicht nachvollziehbar. Für die weichen Themen wird Mal wieder Geld verschwendet, denn in den Irak, Syrien, Iran oder wo die Fähigkeiten sonst in Krisenzonen Gebraucht würden, wird die Bw WG Feigheit der Politik nicht gehen oder bleiben dürfen. Für Litauen reicht der Fuchs. Die Bw braucht Kampf und Schützenpanzer statt ABC Geldverschwendung!
Wenn man in Zukunft mit Einsätzen rechnet, wo es darum geht in Krisenregionen Chemische-Kampfstoffe nachzuweisen, dann ist das System aus Mungo und CH53 Nachfolger eine äußerst interessante Fahigkeit.
Denke, wir brauchen das jetzt noch nicht unbedingt, jedoch betrachtet man Syrien als Schlachtfeld der Zukunft und überträgt dies auf Baltikum/Balkan (neues, modernes BV Szenar), oder sonstwo…
Da kann Deutschland eine Schlüsselkompentenz erhalten, welche in der EU-NATO so in der Tiefe nicht besteht.
Bei einer Reichweite von 1500km (bei welchem Payload?) kommt der CH-53K nicht so weit. Ob wohl dabei der Luftwiderstand bei Transport außerhalb eine signifikante Rolle spielt, ist eine interessante Frage. Ist ein STH bei der ABC-Aufklärung überhaupt sinnvoll?
@Alex
Von was für einer Entfernung gehen Sie denn überhaupt bei Drehflüglern aus? Ein strategisches Bomberszenar ist sicherlich kaum vergleichbar… zudem wie war nochmal die Entfernung Flensburg Münchnen? Ca. 750km… reicht oder?
Der STH erhält eine Betankungssonde, damit erweitert sich der Einsatzradius erheblich.
Die deutsche ABC-Abwehr erhält damit eine innovative, weltweite Unikatfähigkeit, welche den heutigen und zukünftigen Einsatzrahmenbedingungen und -anforderungen in der beweglichen A/C-Aufklärung sehr gut entspricht. Damit können zentral in einem Einsatzgebiet oder auch im Inland bereitgehaltene ABC-Aufklärungskräfte schnell an einen Einsatzort verlegt und die Aufenthaltszeit in verstrahlten Gebieten minimiert werden. Bei verbesserten Aufklärungsfähigkeiten und erhöhtem A-Schutz des Personals senkt dieses zugleich den „Enablerbedarf“. Schwächen anderer MUNGO-Varianten für deren Verwendungszweck, etwa in den Bereichen Geländegängigkeit und ballistischem Schutz, spielen aufgrund der vollkommen anderen Anforderungen in der A/C-Aufklärung keine Rolle. Da kommt es auf ganz andere Dinge an. Selbst dann, wenn der Spür-Mungo mit dem STH nur als Außenlast transportiert werden können werden sollte, ist das Fahrzeug ein Gewinn. Nach einem Einsatz, in kontaminiertem Zustand, wird man es ohnehin als Außenlast zur nächsten Dekontaminationseinrichtung verlegen.
@closius sagt: 06.06.2019 um 17:53 Uhr
„Ausgerechnet eine Fehlkonstruktion Mungo als Basis zu nehmen ist nicht nachvollziehbar.“
Zustimmung. Den Mungo als Basis zu verwenden ist eine bedenkliche Entscheidung, je mehr Spezialfähigkeiten, wir auf diesem Muster aufbauen, desto schwerer wird es ihn irgendwann endlich mal loszuwerden und durch ein sinnvolles Muster zu ersetzen :(
„Die Bw braucht Kampf und Schützenpanzer statt ABC Geldverschwendung!“
Das sehe ich nicht so. Gerade in Zeiten von LV/BV ist ABC von großer Bedeutung.
@Closius
„Die Bw braucht Kampf und Schützenpanzer statt ABC Geldverschwendung!“
Nicht dermaßen apodiktisch, zumal wenn gerade aktuell nachweislich falsch. Es kann schon lange nicht mehr Bw national gedacht werden.
Am Beispiel SYRIEN erweist sich regelmäßig, dass jedenfalls „C“ DASS (!) angesagte Mittel der Wahl asymmetrischer Kampfführung darstellt zu der auch militärische Habenichtse befähigt sind.
Die Bundeswehr als zentrale europäische Streitkraft mit der Funktion als Anlehnungsmacht betreibt mit zugeordneten Partnern Lastenteilung und bildet damit Fähigkeiten ab, die kleinere nicht/nur begrenzt vorhalten können. ABCAbw/NBRC stellt eine solche Fähigkeit dar.
Wenn nicht wir, wer dann in NATO-Europa hält bei Landstreitkräften uneingeschränkt die gesamte Bandbreite von Fähigkeiten vor?
Der Link zum „panzerbaer“ zeigt aber auch, dass es sich beim A/C „Spür-Mungo“ um ein lange verschlepptes (Klein-)Programm handelt, das dazu im Umfang auch noch auf ein gutes Drittel (von ursprünglich 25 auf 9 (+ 1 umzubauendes Altfahrzeug)) eingedampft worden ist.
Insofern ist der Hype, der darum auf der Seite des Verteidigungsministeriums gemacht wird, nicht so ganz nachvollziehbar. Insgesamt wird ja einer Zeit jeder kleine „Fortschritt“ mit Fanfarenstößen angezeigt wird, in der die „LOYAL“ bereits fürchtet, der „Trendwende Material und Personal“ gehe die Luft aus.