Drei Monate für eine Fliegerkombi: Wehrbeauftragter beklagt Bürokratie in der Bundeswehr (O-Töne Bartels, von der Leyen)
Bis zu drei Monaten Wartezeit für eine neue Fliegerkombi. Ein hochmoderner Schützenpanzer, bei dem die Soldaten nicht zu groß sein dürfen – aber auch nicht zu klein. Leere Übungshäuser für den Ortskampf mit maximal sechs Geschossen (Foto oben), sonst wäre ein Aufzug nötig. Zwölf Dienststellen, die für die Betreuung des – betagten – Kampfjets Tornado zuständig sind: In seinem jüngsten Jahresbericht hat der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, eine überbordende Bürokratie in den Streitkräften als ein wesentliches Problem in den Vordergrund gestellt.
Natürlich enthält der 126 Seiten umfassende Bericht, den Bartels am (heutigen) Dienstag dem Parlament übergab (Bundestagsdrucksache 19/7200), wie in den Vorjahren die Hinweise auf Probleme beim Umgang mit Personal und Beförderung, auf Mängel bei Ausrüstung und Verfügbarkeit von Großgerät. Gezielt nannte der Wehrbeauftragte diesmal aber gleich zu Beginn Probleme, die sich Verteidigungsministerium, nachgeordnete Behörden und die Bundeswehr selber einbrocken – durch unüberlegte Vorschriften, die gedankenlose Übernahme von zivilen Regelungen und durch ein Absicherungsdenken im Apparat.
Verantwortungskultur in Zeiten der Überorganisation, überschrieb Bartels seine Anmerkungen zum Bericht vor der Bundespressekonferenz. Ein Sofortprogramm vor allem im Bereich der Beschaffung wäre gut, und viele Probleme seien aus den Vorjahren bekannt – ohne dass sich bislang wirklich etwas ändern würde. Ich würde gern berichten: Es ist Frühling, alles wird neu, sagte der Wehrbeauftrage. Aber die Wahrheit lautet: Es ist immer noch Winter. Immerhin gibt es jetzt Pläne für den Frühling, etwa das neue Fähigkeitsprofil.
Bartels‘ Pressekonferenz im Audio zum Nachhören:
(Schwankungen in der Tonqualität – am Anfang zu laut, dann bisschen leise – bitte ich zu entschuldigen)
Dabei, das machte der Wehrbeauftragte auch deutlich, liegt viele der aufgezeigten Probleme nicht an mangelnden Mitteln für die Truppe: Am fehlenden Geld muss nichts mehr scheitern. Jedenfalls wenn das Koalitionsziel mit 1,5 Prozent vom BIP bis 2024 Bestand hat.
Die Beispiele im aktuellen Bericht dürften vielen Lesern von Augen geradeaus! bekannt sein, und hier im Blog gibt es ja auch immer wieder Details dazu. Den ganz normalen bürokratischen Wahnsinn in den Streitkräften haben Bartels und seine Mitarbeiter aber anschaulich zusammengestellt.
Wie das Engpassmanagement für Fliegerbekleidung. Den Verfahrensweg zeichnete ein (Heeres)Soldat dem Wehrbeauftragten gleich mit einer passenden Skizze zur Verfügung auf:
1.) Antragsteller erstellt Antrag (digital)
2.) Materialbewirtschaftungsfeldwebel der Einheit prüft Antrag (gem. Bekleidungs- und Ausrüstungsnachweis)
3.) S4 Abt [Logistik) Verband prüft Antrag
4.) Division Abt G4 prüft Antrag
5.) Kommando prüft Antrag
6.) Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) entscheidet über Antrag
7.) Bundeswehr-Bekleidungsmanagement liefert aus an zuständige Servicestation
8.) Kommando Heer informiert Division Abt G4
9.) Division Abt G4 informiert Antragsteller
… und schon nach bis zu drei Monaten hat der Pilot oder Bordmechaniker eine neue Fliegerkombi.
Der Bericht selbst stellt genügend solcher Skurrilitäten anschaulich dar, deshalb nur noch ein paar Fundstücke: Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass die künftigen Panzergrenadiere nicht mehr größer sein dürfen als 184 Zentimeter – sonst passen sie nämlich nicht mehr in den Puma, den laut Bundeswehr modernsten Schützenpanzer der Welt. Allerdings dürfen die Soldaten und vor allem Soldatinnen wiederum auch nicht zu klein sein: Ein Ausbilder machte darauf aufmerksam, dass gleichfalls Probleme für kleine Soldatinnen und Soldaten bestehen, die auf dem PUMA ausgebildet werden. Die persönliche Ausrüstung der Panzergrenadiere „Infanterist der Zukunft ES GLADIUS“ sei für sie zu schwer und sperrig und schränke ihre Beweglichkeit ein.
Ausnahmeregelungen für die Streitkräfte gibt es durchaus, man muss allerdings auch von ihnen Gebrauch machen. Und manches militärspezifische Regelungsdetail sollten verantwortliche Vorgesetzte lageabhängig für verzichtbar erklären, wenn ihr Widersinn offensichtlich ist, forderte der Wehrbeauftragte und hatte auch dafür gleich ein Beispiel parat: als ein Kommandeur mit seinem Führerkorps zum Teambuilding ein Ferienhaus anmietete, musste die Küche erst einmal auf die hygienischen Bedingungen überprüft werden – von einem Bundeswehr-Veterinär. Und die neue Übungsstadt Schnöggersburg in der Altmark hat keine Gebäude, die höher als sechs Stockwerke sind – sonst hätte nämlich nach den Bauvorschriften in die unbewohnten, unmöblierten Häuser für den Ortskampf auch ein Aufzug eingebaut werden müssen.
Neben den alltäglichen, immer dichter werdenden Regelungen gibt es jedoch auch strukturelle Probleme, die unter Umständen sogar die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte gefährden. Dass zwölf verschiedene Dienststellen, vom Luftfahrtamt der Bundeswehr bis zum Zentrum Elektronischer Kampf in Kleinaitingen für die technische und elektronische Betreuung des Tornados zuständig sind, erleichtere den Einsatz des Kampfjets nicht: Es erscheint schwer vorstellbar, dass die technische Komplexität des seit den 70er Jahren altver- trauten TORNADO-Projektes durch die wachsende Komplexität der militärischen Betreuungsstruktur beherrschbarer wird, mahnte der Wehrbeauftragte.
Abhilfe scheint da allerdings ebenso wenig in Sicht wie bei einem Grundproblem, mit dem sich die Truppe seit fast zwei Jahrzehnten herumschlagen muss: Ohne die für das Managemnt von Wartung und Betrie genutzte Software des deutschen Herstellers SAP, eingeführt unter der Bezeichung SASPF, fährt und fliegt nichts. Aus dem Bericht:
Während eines Truppenbesuches in Nörvenich kritisierten Soldaten, der Flugbetrieb des Waffensystems EUROFIGHTER werde durch die Benutzung von SASPF eingeschränkt. Bei Serverwartungen müsse der Flugbetrieb vollständig eingestellt werden. Darüber hinaus würden die Dokumentationspflichten in SASPF die Hälfte des Arbeitsalltags ausmachen. Insgesamt sei man abhängig von einem System, dessen Zusatznutzen in keinem Verhältnis zum Zusatzaufwand stehe. Auch das auf SASPF-Basis arbeitende nationalisierte Engineering Support System erfordere einen erheblichen administrativen Aufwand. Ohne das Einverständnis dieses Systems dürften die am Boden befindlichen und eigentlich nach Checkliste für flugtauglich befundenen Flugzeuge nicht starten.
Die technischen Probleme bei diesem Kampfjet, warnte der Wehrbeauftragte, seien auch ein offensichtlicher Grund für eine Kündigungswelle unter Eurofighter-Piloten im vergangenen Jahr.
Natürlich nehmen wie jedes Jahr die Probleme bei der Personalgewinnung in Bartels‘ Bericht breiten Raum ein – aber auch dort findet der Wehrbeauftragte selbstgemachte Probleme: Während beispielsweise an einem Gymnasium die Schulleitung zusammen mit dem Sekretariat und dem Hausmeister nur wenige Personen umfasst, leistet sich die Bundeswehr für jede ihrer Truppenschulen einen ganzen Stab mit allen Stabsabteilungen von Personal bis IT. Bedarf es wirklich der gleichen Struktur wie in einem Kampfbataillon, um an einer Truppenschule zu guten Ergebnissen zu gelangen?
Dabei, warnt der Wehrbeauftragte, muss sich die Bundeswehr darauf einstellen, in den nächsten Jahren angesichts geburtenschwächerer Jahrgänge noch schwerer an Freiwillige für den Dienst in der Truppe zu kommen – und könne den Schwund nach Dienstantritt schon jetzt kaum verkraften: Von den eingeplanten Bewerberinnen und Bewerbern haben im Jahr 2017 zwei Prozent ihren Dienst gar nicht erst angetreten, weitere 18 Prozent haben innerhalb der ersten sechs Dienstmonate von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch gemacht. Von weiteren zwei Prozent hat sich die Bundeswehr selbst innerhalb der ersten sechs Dienstmonate getrennt. Insgesamt verliert die Bundeswehr somit allein 22 Prozent der eingestellten Soldatinnen und Soldaten gleich am Anfang wieder.
Bartels wies auch auf einen wunden Punkt hin, der hier bei den regelmäßigen Statistiken zur Personalstärke auch immer wieder Thema ist: Einen nicht unerheblichen Teil ihres Aufwuchses in jüngster Zeit erreichte die Bundeswehr schlicht dadurch, dass eigentlich ausscheidende Zeitsoldaten doch länger blieben. Vertragsverlängerung ist das Heilmittel für die wachsende Bundeswehr, warnte der Wehrbeauftragte. Das könne aber nur für eine begrenzte Zeit funktionieren.
Ehe es zu ausführlich wird: Der komplette Bericht steht im Internet und enthält noch viel mehr Details. Deshalb nur noch eine der süffisanten Anmerkungen aus dem Bericht im Kapitel zur Ausstattung mit Ausrüstung und Bekleidung für den Einsatz:
Die Bundeswehr muss bei der Steuerung und Kontrolle der eigenen Warenströme besser werden. Es ist peinlich, wenn man im 21. Jahrhundert nicht in der Lage ist, über ein leicht bedienbares Materialverwaltungssystem die Zu- und Abgänge sowie den Schwund zu erfassen, um übersichtlich anzuzeigen, was nachzubestellen ist. Dieses System muss nicht kompatibel mit der Flugplanungssoftware des EUROFIGHTER sein.
Zur Ergänzung: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nahm – ohne Fragemöglichkeit – zu dem Bericht des Wehrbeauftragten Stellung; das Audio aus dem Ministerium:
(Archivbild: Richtfest und Teilübergabe der Übungsstadt „Urbaner Ballungsraum Schnöggersburg“ auf dem Bundeswehr-Truppenübungsplatz Altmark am 26.Oktober 2017)
Den letzten Satz des Zitats aus dem Thesenpapier des Kommando Heer zur Rüstung digitalisierter Landstreitkräfte:
„[…] So ist die zu fordernde und mit Recht von Streitkräften zu erwartende Einsatzbereitschaft bereits heute – erst recht unter den Rahmenbedingungen künftiger Inno- vationszyklen – nicht zu erreichen, sicherzustellen und zu halten.“
finde ich nach wie vor bemerkenswert. Gab es dazu letztes Jahr eigentlich irgendwann noch eine Stellungnahme seitens BMVg?
@marine1993
Würden Sie also den fliegenden Besatzungen empfehlen auf feuerfeste Unterwäsche, Fliegerjacke und Kombi zu verzichten? Weil sie halt gerade nicht lieferbar sind?
Dann war es ja eine super Idee, so ein System für möglichst alles einzuführen! Vor der Einführung von SASPF konnte viele Altwaffensystem praktisch unbegrenzt lange geflogen und gewartet werden. Heute stehen die gleichen Waffensysteme am Boden, wenn es keine Internetverbindung gibt und ein Equipment gewechselt werden muss. Und selbst wenn alles funktioniert, dann habe ich gegenüber früher kaum Vorteile für die eigentliche Wartung. Sowas kann ich machen, wenn ich mich wie Lufthansa im tiefsten Frieden auf eigene Wartungscenter abstützen kann die immer angebunden sind. Im miltärischen Bereich halte ich das für grob fahrlässig. Gerade die SOF und die Marine finden das auch nicht wirklich toll (Stickworte: Lokale Handydatenkarte für SASPF vor dem ersten Einsatz (oder EUA Krücke) und SASPF Kurs der Schiffe)
Außerdem wurden die Bereitschaftsmeldungen mit SASPF so hingebogen, dass die Verbände gut aussehen. Jeder Einsatzoffizier kennt die Tricks um den gemeldeten Klarstand hoch zu halten und die Kommandobehörden setzen alles daran um das Ganze noch mal etwas besser aussehen zu lassen.
Ich warte auf den Tag, wo die IBUK mal die Anzahl von Luftfahrzeugen gleichzeitig in der Luft sehen will, die für diesen Tag einsatzklar gemeldet worden sind. Vor allem die Aufarbeitung hinterher dürfte spannend werdem.
Das, was aus dem BI Tool ganz oben ankommt, hat leider mit der Realität nichts mehr gemein.
Da wir aus den Fehlern bei SAP auf der Entscheidungsebene anscheinend immer noch nichts gelernt haben, steht nun mit DokMBw das nächste Bürokratiemonster vor der Einführung.
Dieses System dient zukünftig zur revisionssicheren Bearbeitung der „Geschäftsprozesse“. Allerdings kann mir bis heute noch niemand erklären welche Geschäftsprozesse hier eigentlich genau gemeint sind.
Und auch hier erfolgt seit einem Jahr eine Umprogrammierung der Software dahingehend, das auch alle vorhandenen Ebenen und “wichtigen“ Leute weiterhin beteiligt werden müssen, anstatt die ganzen Strukturen in den Stäben und Kommandobehörden gleichzeitig radikal zu verschlanken. Die Erstschulung (1 Tag!) in unserer Dienststelle ist mittlerweile schon ein Jahr her, ohne das bis heute mit der Software gearbeitet werden kann. Das war allerdings damals auch schon abzusehen. Trotzdem wurden die Schulungsplätze eingekauft und wahrscheinlich auch teuer bezahlt. Geld verschwendet ohne Sinn, weil keiner den Mut hatte die Schulungen zu verschieben. Jetz sind zwar alle geschult, aber 90% haben schon wieder alles vergessen. Zumal 1 Tag nie und nimmer ausreicht.
Jetzt ist der 01.04. als Einführungstermin angekündigt. Bin gespannt ob es diesmal funktioniert und wie die Software im Vergleich zum Ende 2017 aussieht. Allerdings ist immer noch nicht entschieden was wir damit eigentlich machen wollen. Ganz zu schweigen davon, dass auch jeder OrgBereich das für sich selber definieren wird.
Auch das Thema Datenmigration aus der Altwelt in DokMBw wird bestimmt noch sehr spannend. Auch hier wurden kritische Fragen bisher weitgehend negiert oder mit “Das sehen wir dann“ beantwortet.
Geld alleine macht es auch nicht besser. Es muss in der Industrie auch jemand da sein, der liefern kann. Die Kapazitäten sind z.T. gar nicht mehr vorhanden, weil sie wegen Auftragsmangel in den letzten 20 Jahren abgebaut wurden. Von dem Wissen und der Erfahrung, das da vernichtet wurde, mal ganz abgesehen.
Dazu noch der Perfektionismuswahn der Bürokratie und schon steht die Kiste.
Hoffentlich haben alle dem GI zugehört, als er sagte, „ich habe lieber eine 80%-Lösung sofort, die funktioniert, als eine 100%-Goldrandlösung in 15 Jahren“. In meinen Augen eine eindeutige Aufforderung zu Kompromissen und Zwischenlösungen.
Dann ist die Auswahl auch größer und schnelle Lieferzeiten kann ein Kriterium sein.
Mir ist ehrlich gesagt, egal, ob „jeder SAP-Fachmann“ vorher gesagt hat, dass wir Prozesse an die Software anpassen müssen. Das ist nämlich Kokolores, denn sonst hätten wir ja den Standard SAP, nicht SASPF, welches für teures Geld von SAP auf Bw-Bedürfnisse zugeschnitten und teilweise neu programmiert werden musste: pardon: hätte werden sollen!
Eine neue Software einzuführen, ohne vorher die nötige Prozessabbildung und -kritik vorzunehmen (d.h., sich vor Augen zu führen, was man eigentlich den ganzen Tag wie genau tut), ist nun einmal Mumpitz. Das gilt ebenso für die Bundeswehr wie auch für den kleinen mittelständischen Betrieb aus der produzierenden Wirtschaft.
Wenn man dann auch nicht auf Führungsebene Bw den Hintern in der Feldhose hat, dem Minister/der Ministerin zu sagen: Nein, das läuft so nicht, das führt ins Desaster, oder der Minister/die Ministerin will das partout nicht hören, weil die vielen Berater das hochgejazzte System als Kostensparkuh anpreisen, dann stinkt der Fisch eben vom Kopf her.
So doof das auch klingen mag, aber eine Armee, in der der Leutnant seinen Gruppenführern mit dem AR-Tablet die Geländebesprechung macht, sieht im Frieden sehr gut aus, aber jede Armee, in der man nicht auch noch das Handwerk mit Bleistift und Meldeblockskizze beherrscht, ist da im Ernstfall rettungslos verloren. Dasselbe gilt für die Logistik.
Und wenn es da mit der Technik noch nicht einmal im Frieden funktioniert…
Mich überrascht, wie lapidar BMVg/IBuK den (erwartbar ungünstigen und überhaupt nicht Hoffnung weckenden) Bericht abschütteln. „Bericht ist uns Ansporn – aber die Bw ist auf einem guten Wege“ und fertig.
Das funktioniert (nicht erst seit gestern) m.E. eigentlich nur deshalb leidlich, weil niemand in Sicht ist, der die Verantwortung des/der BM(‚in) übernehmen wollte. Und haben wir uns schon damit zufrieden gegeben, dass im nächsten Bericht nicht anderes steht?
Versorgung ist ggf. aufgrund der zu beachtenden Vorgaben und erforderlichen Beschaffungsprozesse nicht ganz einfach.
Die Bundeswehr schafft aber -seit Jahren und auch diesmal wieder vom Wehrbeauftragten bemängelt-nicht mal ein funktionierendes Beurteilungswesen.
Seit Jahren werden die vorgegebenen verbindlichen Richtwerte nicht eingehalten.
Dabei ist beurteilendes und stellungnehmendes Personal in der Regel extra ausgesuchtes Führungspersonal-die Nichteinhaltung der Richtwertvorgaben sagt hier einiges über Haltung und Verantwortungsbewusstsein.
Wenn nicht mal die internen Beurteilungen funktionieren, was will man da bei Prozessen mit externer Beteiligung erwarten?
Und noch ein Irrsinn aus der Mat-Beschaffung der Bw, aus meinem Bereich ZMZ-Inland.
Bisher haben die Verbindungskommandos zu den Kreisen und Regierungspräsidien eine „voll mobile IT-Ausstattung“: Notebooks mit guten Akkus und handliche, tragbare Drucker mit Akkus sowie einen Flachbettscanner. Im Rahmen der „Regeneration IT-Gerät“ wurden letztes Jahr neue Notebooks zur Verfügung gestellt – läuft hervorragend. Und jetzt sind die Drucker und Scanner dran: Tragbare Drucker und Scanner kommen weg. Dafür gibt es jetzt ein „Multifunktionsgerät“: Farblaserdrucker mit eingebautem Scanner – natürlich auch als Kopierer verwendbar. Das gute (,teure?) Gerät auch noch in einem TuLB (=“Transport- und Lagerbehälter“) verpackt. Bruttogewicht 40kg! Vorher: ~1,5kg. Benötigte Stellfläche ca. 0,4 m² (vorher: DIN-A4). Wenigstens wird im Befehl des S6 auch darauf hingewiesen, dass man zum Entladen des Gerätes aus dem Fahrzeug und Transport Unterstützung braucht. Da hat bestimmt der zuständige betriebliche Gesundheitsmanager mitgeschrieben.
Da habe ich auch schon überlegt, ob das ein Fall für Herrn Bartels ist…
@JMWSt
Ja, diese neue Ausstattung ist eine Frechheit. Vorher waren wir in einem Landkreis flexibel, jetzt brauchen wir alleine von der Ausstattung gefühlt EMP geschützte Behälter. Der Stab wird IMMER in einer festen Unterkunft sein, wir fahren dahin mit privaten Autos (nicht geländegängig). Aber EMP, Nuklear und sonstwas geschützte Perepheriegeräte. Die Notebooks sind aber handelsüblich, keine Rockys.
Die Kisten kann man nichtmal in jedem Fahrzeug transportieren.
Guten Tag!
Meine persönliche Meinung: Ich bin in bestimmten Bereichen resigniert! Es werden Millionen verbrannt für Software, für die Umsetzung ziviler Bauvorschriften, für Werbekampagnen die teilweise lächerlich wirken. Die Vorschriftenlage ist unbeherrschbar geworden. Vorschriften ändern sich via Online-Zugang in immer kürzeren Intervallen ohne, dass es jemanden interessiert. Den Soldaten und Soldatinnen wird Ausbildung und Ausrüstung vorenthalten- Warum eigentlich?! Westen, Kampfanzüge, Helme, Tragesysteme und Kälteschutz werden einfach nicht beschafft. Wären im letzten Jahr die 150 Millionen nicht in irgendwelche Beraterfirmen investiert worden, sondern direkt in die persönliche Ausstattung der Soldaten- Wir wären mit Sicherheit weiter. Und die Zulieferer hätten gute Geschäfte.
Mit Outsourcing ist die Truppe vernichtet worden. Die Kommandobehörden sollten sich eigentlich verschlanken. Stattdessen wurde schöngerechnet und es wurden weitere Behörden erschaffen oder umbenannt. Das ist so, als würde man einen Alkoholiker auffordern, sich selbst einen Plan zu erstellen um Trocken zu werden. Man könnte ganze Stäbe von heute auf morgen streichen und keiner würde etwas vermissen. Ab einen gewissen Punkt muss man sich die Frage stellen, ob eine Streitkraft so viele Regierungsbeamte und Stabsoffiziere braucht.
Aber wer entscheidet das?!
Was muss ich da auf Seite 21 lesen: „Während beispielsweise an einem Gymnasium die Schulleitung zusammen mit dem Sekretariat und dem Hausmeister nur wenige Personen umfasst, leistet sich die Bundeswehr für jede ihrer Truppenschulen einen ganzen
Stab mit allen Stabsabteilungen von Personal bis IT. Bedarf es wirklich der gleichen Struktur wie in einem Kampfbataillon, um an einer Truppenschule zu guten Ergebnissen zu gelangen?“
Möglicherweise, …
Weil der Schüler Pfeiffer (mit 3 f!) sein Buch „Latein Grammatik“ nicht in der Waffenkammer einlagern, nach der Benutzung reinigen und einölen sowie in wiederkehrenden Fristen durch einen Buchbinder mit der Zulassung für alte Sprachen auf Funktionsfähigkeit, Sicherheit und Maßhaltigkeit überprüfen lassen muss.
Weil der Schüler Pfeiffer in der Unterstufe des Gymnasiums nur an wenigen Tagen im Schuljahr einen Ausflug macht und dafür seine Brotzeit von daheim mitbringt oder beim Bäcker um die Ecke kauft. Herr Feldwebel Pfeiffer hingegen pendelt im Rahmen seines Hörsaals täglich zum nächstgelegenen Truppenübungsplatz oder ins Gelände, um dort über Nacht oder gar für Wochen zu verbleiben.
Weil der Schulweg des Schülers Pfeiffer mithilfe des Mama-Taxis, des öffentlichen Nahverkehrs, mit Schulbussen sowie (mit abnehmender Tendenz) zu Fuß oder per Fahrrad zurückgelegt wird. Der Kfz-Marsch des Feldwebel Pfeiffer mit den Mungos im Rahmen seines Zuges und der Lufttransport mit Drehflüglern zum Ausbildungsort binden da schon mehr Ressourcen bei Planung und Vorbereitung.
Weil der Schüler Pfeiffer Hefte, Bleistift und Radiergummis im Schreibwarenladen kaufen kann; der Jäger Pfeiffer kann sich hingegen seine Handwaffenmunition und seine Ersatzteile für die Granatmaschinenwaffe nicht ohne weiteres bei A****n oder e**y bestellen. Das klappt nicht mal bei Batterien, Knicklichtern oder Klebeband problemlos.
Weil der Schüler Pfeiffer i.d.R. im Hotel Mama wohnt, nach Ende des Unterrichts das Schulgebäude verlässt und sich seine Lehrer üblicherweise nicht darum kümmern müssen, wenn sich sein unkanalisierter, jugendlicher Tatendrang medienwirksam an Dritten entlädt (zugegeben: in Hogwarts und ähnlich gelagerten Internaten mag dies nur mit Einschränkungen gelten).
Weil der Schüler Pfeiffer normalerweise keine Funkgeräte bedient, deren Frequenzen gemanagt werden müssen oder deren Betrieb eine Betriebsberechtigung voraussetzt.
Weil der Schüler Pfeiffer meist keine Leistungskurse belegt, für welche Übungsräume angefordert, Biwakholz beschafft, mobile Toilettenanlagen (blau/rosa/grün) bereitgestellt, Außenlandungen genehmigt und mehrgeleisteter Dienst bürokratisch einwandfrei bearbeitet wird.
Weil weder der Schüler Pfeiffer noch sein Lehrer, der alte Schnauz, eine Ü2 für die Teilnahme am Unterrichtsfach „Natur und Technik“ brauchen (für Latein auch nicht). Und wenn der Schüler Pfeiffer Ferien auf Saltkrokan macht, dann will auch niemand wissen, ob Saltkrokan auf der Länderliste mit besonderen Sicherheitsrisiken steht oder ob ihm da einer einen Lolli geschenkt hat.
Weil die Anordnungen des Schulamtes und des Kultusministeriums nicht morgens vor Unterrichtsbeginn (im Stehen!) allen Schülern verlesen und schriftliche Belehrungen darüber ausgefüllt werden, sich die Schulbehörden oberhalb des Gymnasiums ohnehin auf einige wenige Hierarchiestufen beschränken und eher zurückhaltend mit Anweisungen sind, die sich nicht vorrangig mit Fachlichem befassen. Das kennt der Oberstabsfeldwebel Pfeiffer aber ganz anders.
Weil der alte Schnauz (mindestens) ein Staatsexamen und ein Referendariat hinter sich gebracht hat, bevor er an seiner Klasse herumpädagogisieren darf. Der junge Hauptfeldwebel Ungestüm bedarf – gerade am scharfen Ende der Ausbildung – doch eher der engeren Begleitung und Dienstaufsicht, damit der Jäger Pfeiffer sich das mit dem Rücktrittsrecht vielleicht doch erst nächste Woche überlegt.
Weil der Schüler Pfeiffer (wenigstens im zutiefst paradiesvorstufigen Bayern) sein Smartphone während des Unterrichts nicht benutzen darf. Das hat er mit dem Jäger Pfeiffer gemein, aber dessen weiße oder grüne IT muss beschafft, bewirtschaftet, regeneriert, von Viren befreit, upgedated und in länglichen F3-Reports nachgewiesen werden.
Weil der Schüler Pfeiffer an der Gültigkeit des landestypischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes sowie der Schulordnung ausreichend Halt und Orientierung findet. Der Feldwebel Pfeiffer hingegen kämpft im Lawinenabgang des Regelungsmanagements ums Überleben.
Weil der Schüler Pfeiffer jedes (Halb-)Jahr ein Zeugnis bekommt, auf dem der Klassenlehrer und der Direktor unterschreiben. Das war´s. Am Ende der Schullaufbahn auch. Niemand käme auf die Idee, den Schüler Pfeiffer alle zwei Jahre zu beurteilen, und sonst gerne auch immer zwischendrin, wenn er nun doch in den neusprachlichen Zweig wechseln wollen oder plötzlich einen Leistungskurs Literatur wählen würde. Der alte Schnauz wird übrigens nur alle drei Jahre beurteilt, und wenn er noch so steil zum Oberstudiendirektor ansteht.
Wir sehen: der Gründe gibt es gar viele. Und weil die Schulen, Ausbildungszentren, -stützpunkte und dergleichen nicht sagen können: „Wir sind eine Schule, lasst uns gefälligst mit dem Rest der Bundeswehr in Ruhe!“ wird das wohl zunächst so bleiben.
@ Pio-Fritz | 30. Januar 2019 – 8:29
„Hoffentlich haben alle dem GI zugehört, als er sagte, „ich habe lieber eine 80%-Lösung sofort, die funktioniert, als eine 100%-Goldrandlösung in 15 Jahren“. In meinen Augen eine eindeutige Aufforderung zu Kompromissen und Zwischenlösungen.“
Die Spezialisten in der Truppe werden dann feststellen, dass es immer die falschen 20% sind, auf die im Sinne von Kompromiss und Zwischenlösung verzichtet wurde.
Und summiert man alle von Spezialisten aufgeführten Mängel auf wird man feststellen, dass auch die 100% Lösung gar nicht 100% ig war.
Wenn sie aber beschreiben sollen, was sie brauchen, können sie nur Hersteller/Modell benennen aber benötigte Eigenschaften nicht aufführen. So funktioniert Beschaffung in den seltensten Fällen.
@Obristlieutenant | 29. Januar 2019 – 17:19
Volle Zustimmung!
…und ja sie haben richtig gehört „ein großer Ansporn für uns als Truppe“, “ …durchschnittlich ein Pz, ein Flugzeug, ein Hubschrauber pro Woche“.
Immerhin wurde gestern Abend im TV betont, das jeder Soldat der an Trident Juncture teilgenommen hat auch seine persönliche Ausrüstung hatte….
„Für uns als Truppe“ ein Schlag ins Gesicht, werden wir doch gerade wieder aufgefordert Ausrüstung/Rucksäcke per Befehl abzugeben, damit diese dann an TrTeile die für die XYZ-Force vorgesehen sind zu übergeben. Mangelverwaltung wie im Sozialismus.
Fehler eingestehen kann man, bedarf jedoch Rückgrat und Haltung. Mit Haltungsproblem nicht zu bewerkstelligen. Ein für mich unglaubwürdiger, für meine Frau schon fast peinlicher Auftritt. Etwas zu viel „Augenblinzeln“.
Man kann nicht nicht kommunizieren!
@Panzerspezialist NVA | 29. Januar 2019 – 19:54
Ich akzeptiere ihre Meinung und ihre Entscheidung von vor 25 Jahren!
Sie haben die Konsequenzen gezogen…die wahre Auftragstaktik jedoch nie kennengelernt.
Es wäre einfacher gewesen wenn der Vorgang in Ermangelung an militärischen Bergemitteln sowie mangelhafter Ausbildung eine Eingabe an den Wehrbeauftragten wert gewesen wäre. Somit ist es OffTopic.
@Herr Wiegold
Entschuldigung, aber den letzten Absatz musste ich los werden.
@ Escrimador
Zitat:
„Wenn sie aber beschreiben sollen, was sie brauchen, können sie nur Hersteller/Modell benennen aber benötigte Eigenschaften nicht aufführen. So funktioniert Beschaffung in den seltensten Fällen.“
Das ist auch nicht die Aufgabe des Anwenders von technischen Gerät, von Truppenangehörigen. Das ist die Aufgabe von Kdo-Behörden und die sollten in der Lage die technischen Daten des Produktes vom Herstellerdatenblatt in das Anforderungsblatt (Abschießende Funktionate Forderung) für ein neu zu beschaffendes Produkt zu übertragen.
@ Georg | 30. Januar 2019 – 13:34
Damit zeigen Sie, dass sie nicht verstanden haben, dass es um Fähigkeiten von Gerät geht, nicht um das Abschreiben von technischen Daten.
Wenn Sie technische Daten so abgeschrieben haben möchten, dass am Ende Ihr gewünschter Hersteller/Modell rauskommen hat das mit CPM nichts zu tun.
Es passt hier thematisch nicht rein, aber da etliche es hier in die Kommentare schreiben wollen: Erneut gibt es eine Panne mit einer Maschine der Flugbereitschaft; der Bundespräsident ist in Äthiopien gestrandet. Ich greife das gesondert auf.
(Und es ist weder eine Meldung von Bild oder Welt, sondern von dpa.)
@Escrimador | 30. Januar 2019 – 14:05
Es muss ja nicht immer so kompliziert sein, wie Großgerät.
Wenn z.B. dringend Schutzwesten SK IV gebraucht werden, diese aber in Flecktarn absehbar nicht verfügbar ist, was spricht dagegen, eine Schutzweste in einem anderen Tarndruck zu kaufen. Natürlich nur, wenn der Rest stimmt. Und dann leitet man zeitgleich die Beschaffung für Flecktarn ein und hat die entstandene Lücke schnell und zur Zufriedenheit aller geschlossen.
Mitte der 90erjahre wurde so verfahren, es hat keinem geschadet. Zumindest nicht bei den kleinen UN-Missionen, die ich mitbetreuen durfte.
Manchmal hapert es ja nur an Kleinigkeiten. Und so habe ich den GenInsp verstanden.
Vielleich sollte man das Heer von Beratern einmal für mindestens 6 Monate Dienst verpflichten, damit sie alle auch selbst persönliche „Erfahrungen“ sammeln können um zu wissen, was im KLEINEN klemmt. Es würde das Heer der „Berater“ sicher ausdünnen, doch wo die Chefs nichts können müssen, da wird auch das ganze Laden, letztlich noch KÖNNEN.
In einer Diskussion mit Unternehmensvertretern zum Thema Brexit hat uns das Gefühl beschlichen, dass 70 Jahre Frieden in Mitteleuropa dazu geführt haben, dass in Deutschland das Gefühl und historische Wissen dafür verloren gegangen ist, dass Katastrophen passieren. Das und eine unglaubliche Wurstigkeit auf vielen Ebenen der Regierung/Verwaltung scheint dazu geführt zu haben, dass die Priroritäten völlig aus dem Ruder gelaufen sind.
Anders kann ich mir diesen völligen Vorrang von bürokratischen Regelungen, die totale Unfähigkeit zur Beschaffung simpelster und vergleichsweise günstigster Ausrüstungsgegenstände nicht erklären.
Wir leisten uns in allen Bereichen eine unglaubliche Geldverschwendung bei völliger Einschränkung der Leistung in der Kernaufgabe. More Buck less bang. Es ist beschämend. Ich bewundere die Soldaten, die trotzdem ihren Dienst versehen. Da können wir nur dankbar sein.
Werte Mitforisten,
sehen Sie den Tatsachen ins Auge: Der Zustand der Bundeswehr wird sich in den nächsten Jahren nicht verbessern, möglicherweise sogar weiter verschlechtern.
Der Grund ist die einfache Tatsache, daß Ministerposten nicht nach Sachkunde und Befähigung vergeben werden, sondern nach Parteibuch und Politproporz. Frau von der Leyen hat bereits auf ihrem vorherigen Ministerposten gezeigt, daß sie nicht geeignet ist, ein Ministerium zu führen, dazu eine Selbstdarstellerin und fachlich schlecht beraten. Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Rohrkrepierer namens „Internet-Stopschild“. Nach der Vorleistung und dem Fehlen von Sachkunde im Verteidigungsbereich war eine bessere Arbeit als Verteidigungsministerin nach menschlichem Ermessen nicht zu erwarten. Da heutzutage Politikerrücktritte aufgrund eigener Fehler oder Unfähigkeit die absolute Ausnahme sind, ist und bleibt sie Verteidigungsministerin, solange die Bundeskanzlerin das wünscht.
Bundeswehrangehörige haben kein Mitspracherecht, als Militärangehörige können sie sich ihre Vorgesetzten nicht aussuchen. Es bleibt also bei der Bundeswehr alles beim Alten, mindestens für diese Legislaturperiode.
Als Bundesbürger kann man ebenfalls keine Minister abwählen. Zumindest nicht direkt. Indirekt allerdings schon. Es stehen Landtagswahlen an, deren Ergebnisse sowohl die Zusammensetzung des Bundesrates verändern als auch eine gewisse Wirkkraft auf die Bundesparteien haben, bzw. deren politisches Spitzenpersonal durch Wahlsiegen oder Wahlniederlagen. Wem also die Belange der Bundeswehr und der Landesverteidigung besonders wichtig sind und wer zu den glücklichen Bundesbürgern gehört, in deren Bundesländern 2019 Landtagswahlen anstehen, hat hier die Chance, auf demokratischem Wege „bundeswehrfreundlichen“ Parteien zu mehr Gewicht zu verhelfen. Eine nachfolgende Verbesserung des Zustandes von Bundeswehr und Verteidigungspolitik ist dann nicht völlig ausgeschlossen…
[Mir ist schon klar, wen Sie mit „bundeswehrfreundlichen Parteien“ meinen, und das ist jetzt hart an der Grenze. Schon die Behauptung, über den Bundesrat könne dann Einfluss auf die Bundespolitik bzgl. Bundeswehr genommen werden, ist – vorsätzlich? – falsch. So bitte hier nicht. T.W.]
@ Reiner07 | 30. Januar 2019 – 15:11
Es sind nicht wenige Beamte, die vorher Soldaten waren, oft ehemalige ZugFhr oder KpChefs. Und in BMVg, Planungsamt, BAAINBw tun nicht wenige Soldaten Dienst.
Fachkenntnis fehlt überall.
Nach meiner Erfahrung trifft das allerdings auch auf die Truppe zu, auch da, wo es um ihre Aufgaben geht, spätestens bei den ungeliebten Randgebieten.
@ StMarc | 30. Januar 2019 – 15:17
Könnte es sein, dass die unglaubliche Wurstigkeit schon beim Einzelnen anfängt, der ein gewaltiges Anspruchsdenken entwickelt hat meint, der Staat wäre für alles verantwortlich?
Krieg ist in der Regel chaotisch, Katastrophen auch-sonst sind es keine. Landesverteidigung wird vermutlich auch mit schlechter Ausrüstung erfolgen. Und wer sich als Soldat verpflichtet hat wusste, dass die Ausrüstung suboptimal ist oder hat geschlafen.
Verbesserungsvorschläge ok, aber nicht jammern.
(Jammern ist erst ab einem tieferen Einblick erlaubt als Truppe ihn hat. : ))
Zu SASPF: „Wenn sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben sie einen scheiß digitalen Prozess.“ Thorsten Dirks, CEO von Telefónica Deutschland
Wie auch schon andere Foristen geschrieben haben – das Problem ist, dass man bestehende Prozesse in Software abgebildet hat und nicht zuerst die bestehenden Prozesse hinterfragt und optimiert hat, bevor sie umgesetzt wurden. Leider ist dies auch Teil des Geschaeftsmodells von SAP.
Stichwort Internetverbindung: SHF (X Band) Satellite Communication hilft auch im Einsatz. Ich kenne nicht den aktuellen Stand, aber in den 2010er Jahren waren z.B. die F124 mit der Anlage ausgeruestet, aber wir hatten sie nie in Betrieb. Stattdessen wurden Tausende Euro ausgegeben, indem eine Modemverbindung (so etwa 128k) mit INMARSAT hergestellt wurde (!!!) … ich kann nur hoffen, dass es heute besser aussieht …
Und weiter oben bereits der Verweis auf Lufthansa – ich bin mir ziemlich sicher, dass man einiges von der Lufthansa Technik oder anderer internationaler Fluggesellschaften mit ausgezeichneten Operations (z.B. Delta) lernen koennte …
Zum Thema SASPF:
Ich habe hier viele Kommentare gelesen die sich an SASPF abarbeiten.
Zur Erklärung: Ich selber arbeite jeden Tag mit SAP und finde, es ist eigentlich gut.
Ich bekomme alle Informationen die ich haben will, und das sehr schnell.
Die Erklärung zu „eigentlich gut“ ist, dass ich Einnahmen nicht richtig nachvollziehen kann.
Ich arbeite in einer Kommunalverwaltung, also natürlich nicht mit der Bundeswehr zu vergleichen.
Worauf ich hinaus will:
2025 wird das SAP ERP (die jetzige Plattform) abgeschaltet. Punkt. Ende. Aus.
Meine Frage an die Spezialisten:
Denkt die Bundeswehr bereits an den Übergang zu S4Hana?
Alles was wir bisher bei SAP kennen wird sich ändern,
das kann ja auch eine Chance sein,
Werferfehler
Eine kleine Anmerkung, diese Probleme sind nicht BW spezifisch.
So problematisch wir irritierend die aufgezeigten Mängel sind, unsere Armee ist da leider kein Einzelfall.
Prominente Beispiele aus anderen Bereichen Bologna Prozess, Stuttgart 21, Hauptstadtflughafen, Hamburger Elbphilharmonie (jetzt fertig aber zu teuer, zu spät, Kuppel gerissen), Zustand der Brücken, deutsche Bahn usw.
Überall Geld versenkt und keine oder unterdurchschnittliche Ergebnisse bis teilweise zur Unnutzbarkeit.
Ich denke das wie hier schon einer angemerkt hat die Organisierung von Verantwortungslosigkeit (Stichwort Beraterfirmen, Arbeitkreise, geteilte Zuständigkeiten) neben Vorteilsnahme (Beispiel, beim Segelschulschiff wird deswegen ermittelt, Beispiele aus andern Bereichen herauszusuchen bin ich jetzt zu faul) das eigentliche Problem ist.
Eine Amthaftung für Mandatsträger (also nicht nur der Beamte oder Sachbearbeiter kann drangekriegt werden, sondern auch Politiker und politische Beamte), wie es sie in der Schweiz gibt, könnte das Problem zumindest eindämmen.
@Obsidian | 30. Januar 2019 – 12:11
LOL! Made may day :)
@Mitleser | 30. Januar 2019 – 15:45
[Mir ist schon klar, wen Sie mit „bundeswehrfreundlichen Parteien“ meinen, und das ist jetzt hart an der Grenze. Schon die Behauptung, über den Bundesrat könne dann Einfluss auf die Bundespolitik bzgl. Bundeswehr genommen werden, ist – vorsätzlich? – falsch. So bitte hier nicht. T.W.]
Herr Wiegold, der Bundesrat hat nicht nur Einfluß auf zustimmungspflichtige Gesetze, er hat auch das Recht zur Gesetzesinitiative. Ist vielleicht weniger bekannt, aber es exisitert. Zumindest theoretisch könnte der Bundesrat in Sachen Bundeswehr und Verteidigungspolitik vorlegen. Außerdem ist es Erfahrung, das Gesetzesvorhaben und Gesetzesinhalte gern so verfaßt werden, daß sie den Bundesrat erfolgreich passieren. Die Konstellation der im Bundesrat vertretenen Parteien hat also durchaus einen Einfluß auf die Verteidigungspolitik, wenn auch keinen unmittelbaren.
Ich wollte ja die FDP vorschlagen, habe mich aber in Ihrem Sinne (hoffe ich mal) für eine absolut neutralen Formulierung entschieden. In der fortbestehenden Situation erscheinen mir Wahlen als das einzige demokratische Mittel, um noch etwas am Zustand der Bundeswehr ändern zu können. Ich weiß, daß viele Menschen resignieren und nicht von ihrem Wahlrecht gebrauch machen. Stichwort „Politikverdrossenheit“. Das halte ich aber für einen großen Fehler. Leute, geht wählen! Egal ob Bundeswehrangehöriger oder Zivilist!
Kennen Sie (neben dem Artikulieren von Mißständen durch Ihren Blog) einen weitern Weg, um einen Anstoß zur Verbesserung der Lage der Bundeswehr zu erreichen? Ich habe Sie das anläßlich eines Blogtreffens in Berlin schon einmal persönlich gefragt, aber wir waren beide ratlos in der Frage. Leider. Gibt wrkliich kaum Möglichkeiten dazu von Außen und wenig Hoffnung auf Veränderung von Innen. Falls Sie natürlich eine Empfehlung in Bezug auf „bundeswehrfreundliche“ Parteien haben, die Bereitschaft zur Verbesserung der Lage zeigen…?
[Bei „Leute, geht wählen“, stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Und es gibt gerade bei Landtagswahlen viele Gründe hinzugehen. Aber was die Länder, den Bundesrat und die Verteidigungspolitik angeht: das halte ich für, nun ja, eher theoretisch… Und das sprengt dann hier einfach den Rahmen. T.W.]
@ Escrimador 14:05
Mir ist schon klar was sie sagen wollen. In der Praxis geht es aber meist nicht um CPM sondern um das Anfertigen einer Planungsnummer, Planungsbegriff und die prägenden technischen Daten dazu. Da ist dann oft so, dass sowohl die Truppe als der Sachberabeiter beim BAAINBw genau weiß was gebraucht wird. Vieles was beschafft wird ist ja keine Neuentwicklung sondern ein gängiges marktverfügbares Produkt (siehe Fliegerkombi).
Dann werden halt die Daten des marktverfügbaren Produktes in den Planungsbegriff aufgenommen. Theorie trifft Praxis !
Ausgangspunkt unserer Diskussion war aber, dass die Truppe meist nur sagen kann das Produkt A,B, oder C ist nicht geeignet, Produkt D ist gut geeignet (mit Begründung). Das reicht auch als Aussage der Truppe für den Gerätebearbeiter im Amt. Der kann dann weiterarbeiten.
@ Werferfehler
Wenn 2025 die jetzige SAP-Version abgeschaltet werden sollte, dann gehen bei der Bw vermutlich die Lichter aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die über 100 Anpassentwicklungen in SASPF bis dahin auf die neue Version angepasst sind.
@Escrimador
Haben sie ein Jammern von Soldaten vernommen?
Kennen Sie Kritik und den Sinn einer Fehlerkultur?
Ja, man kann auch mit guter Unterwäsche einen Konflikt gewinnen und das Kleidung eine entscheidende Rolle in einem Gefecht spielen kann ist historisch belegt.
……..und wer sich als Soldat verpflichtet hat der wußte…….
Das ist das unqualifizierteste was ich hier seit langem gelesen habe und im Ergebnis führt dies zu keiner erhöhung der Schlagkraft. Genau dieses Denken führt in Situationen welche wir jetzt haben.
Werferfehler | 30. Januar 2019 – 17:11
Denkt die Bundeswehr bereits an den Übergang zu S4Hana?
Alles was wir bisher bei SAP kennen wird sich ändern,
das kann ja auch eine Chance sein.
Ja, ist bereits entschieden. S4 Hana folgt.
Stimmt, sehr viel wird sich damit ändern. Daher hat der BV bereits damit begonnen, von oben nach unten für die notwendige Veränderungsbereitschaft (Umdenken), zu werben.
Die Bretter sind jedoch sehr dick.
Ich habe ihre Ergüsse an andere Stelle geflissentlich überlesen, aber der Obige stellt selbst für Sie einen neuerlichen Tiefpunkt dar. Darf man hoffen, dass Sie bereits a.D. sind (ich meine diesbezüglich etwas gelesen zu haben…)? Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben – mangelhafte Ausrüstung hat in der jüngeren Vergangenheit bereits Menschenleben gekostet.
@Voodoo | 30. Januar 2019 – 18:36
„mangelhafte Ausrüstung hat in der jüngeren Vergangenheit bereits Menschenleben gekostet.“
Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge?!
ISAF-Einsatz – FzAusstattung mit MUNGO, besonders aber DURO bzw. YAK.
@Escrimador
Darf ein ehemaliger Wehrpflichtiger, der sich nie verpflichtet hat, jammern?
@Voodoo
Mangelhafte Ausrüstung dürfte im Verhältnis wohl erheblich mehr Soldaten Gesundheit und Leben gekostet haben als direkte Feindeinwirkung
@Voodoo | 30. Januar 2019 – 21:14
„ISAF-Einsatz – FzAusstattung mit MUNGO, besonders aber DURO bzw. YAK.„
Sehr spekulativ…
@Georg | 30. Januar 2019 – 18:03
Ich weiß nicht ob er Hausherr den Link zulässt.
https://www.golem.de/news/anzeige-wofuer-die-bundeswehr-saps-s-4hana-einsetzt-1901-138744.html
Die BWI spricht von 40000 Anpassentwicklungen….
[Natürlich lasse ich den Link zu, denn es ist ja, wie markiert, eine Anzeige und hat mit redaktionellem, gar journalistischem Inhalt nichts zu tun. (Noch hoffe ich, dass die Verlage nicht so tief sinken, dass sie das von ihnen durchgedrückte Leistungsschutzrecht auch für bezahlte Anzeigen in Anspruch nehmen wollen, aber wer weiß…)
/edit: Habe die Anzeige mal zum Anlass für einen eigenen Beitrag genommen. 40.000 Anpassentwicklungen und die nötige Schulung von 60.000 Bundeswehrangehörigen ist ein Wort…
T.W.]
@ ThoDan | 30. Januar 2019 – 21:25
Ja. Die Wehrpflichtigen hatte ich vergessen. Und die dürfen „jammern“, würde ich in dem Fall sogar schöner bezeichnen wollen, fällt mir aber eben nix ein.
Auch der Wehrpflichtigen muss aber ahnen, dass die pers. Ausrüstung für LV nie die beste war oder sein sollte.
@ Voodoo | 30. Januar 2019 – 18:36
Grundsätzlich ist Soldat ein gefährlicher Beruf, der durch den Feind noch gefährlicher wird.
Niemand hat Ihnen versprochen, Sie so auszurüsten, dass nichts mehr passieren kann.
Und wenn es mal versucht wird (Route clearance package) nutzen die Soldaten es nicht, weils zu umständlich/ unbequem ist.
Ich erinnere mich, dass hier über ungeschützte Fahrzeuge für den Einsatz diskutiert wurde und ein paar Helden meinten, die brauchen wir unbedingt, weil man mit geschützten nicht überall hinkommt.
Wollen Sie jedem Einzelnenseine Wunschausstattung kaufen?
Sie hätten lesen, nicht überlesen sollen was ich geschrieben habe. Sie könnten sicher noch was lernen.
[Hatte ich nicht drum gebeten, dass wir hier am Ton arbeiten? Ihr letzter Satz legt nahe, dass Sie das vergangene Wochenende nicht genutzt haben… T.W.]
@Escrimador
Es gab nur 3 Stück persönlicher Ausrüstung die was taugten, Winterfeldmütze, Pullover und Taschentücher,
In der Hinsicht frage ich mich was schlimmer war, hat der Major uns an Tag 1 belogen als er sagte die Ausrüstung wäre gut oder wusste er es nicht besser?
@ ThoDan | 31. Januar 2019 – 0:50
„Es gab nur 3 Stück persönlicher Ausrüstung die was taugten, Winterfeldmütze, Pullover und Taschentücher“
Ich kenne auch noch die Zeit, als es in Steingrau-Oliv mit Unterhemd, Feldbluse, Feldhemd, Feldbluse, Pullover und Feldjacke gab. Der Schlafsack mit Ärmel hat „damals“ im Hochschwarzwald gereicht und war wie die anderen Ausrüstungsgegenstände gut.
Die Menschen verändern sich aber und werden auch ein Stück bequemer (sonst bräuchten wir vielleicht auch keine Grundausbildung, in der die Soldaten erst physisch ertüchtigt werden müssen).
Ich stimme Ihnen aber zu, dass in 2019 marktverfügbare (und bessere) Ausrüstungsgegenstände wie Winterunterwäsche etc. querschnittlicht verfügbar sein müssen, gerade dann wenn ich mit anderen Arbeitgebern „um die besten“ werbe.
Wenn ich einzelne Beschwerden im Bericht des Wehrbeauftragten lese, frage ich mich schon, ob die Soldaten wussten, dass sie sich bei einer Armee beworben haben und dass diese kein Anbieter eines individuell abgestimmten 24/7 Wohlfühlprogramms sein wird.
@ ThoDan | 31. Januar 2019 – 0:50
Ich nehme an, Sie haben noch Olivgrün getragen?
Ich auch, und auch im Außendienst.
Ich habe angefangen mich über den Parka zu ärgern, als ich feststellte, dass die US-Feldjacke 2-lagig, der Parka einlagig ist und bei einer Geländebesprechung in einem wirklich kalten Winter der Wind durchpfiff. (Und ich weiß auch, wie kalt ein Panzer im Winter wird, wenn die Heizung nicht geht.)
Alles vielleicht nicht optimal, aber mehr gabs nicht wirklich zu meckern. Wäre unsoldatisch gewesen.
Ansonsten war ich froh, die Filzlaus nicht tragen zu müssen.
@ThoDan | 31. Januar 2019 – 0:50
„Es gab nur 3 Stück persönlicher Ausrüstung die was taugten, Winterfeldmütze, Pullover und Taschentücher,
In der Hinsicht frage ich mich was schlimmer war, hat der Major uns an Tag 1 belogen als er sagte die Ausrüstung wäre gut oder wusste er es nicht besser?“
Sorry, aber über solche Aussagen kann ich nur den Kopf schütteln.
Ich habe wahrscheinlich das 30, 40 oder 50fache Ihrer Außendienststunden und ich habe diese sowohl in oliv, als auch in Flecktarn absolviert.
Weder ist die Ausrüstung querschnittlich schlecht noch, noch stimme ich Ihrer Aufzählung der „Highlight“ zu.
Zum Zeitpunkt der Einführung der jeweiligen Bekleidungssysteme waren sie gut und bis zuletzt sind/waren sie zumindest hinreichend.
Gab und gibt es bessere? Ja klar. War mit einem vertretbaren Aufwand zum Zeitpunkt der Einführung ein besseres Gesamtprodukt einfühlbar? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Ist es im Jahr 2019 wieder mal an der Zeit für ein neues Ausrüstungssystem? Ja. Kommt es? Ja. Wäre es schön, wenn es schneller kommen würde? Ja. Haben wir das Geld dafür? Nein.
@MA & Escrimador
Ja, Olivgrün und das Problem ist es war Baumwolle einschliesslich „Kälte“schutz und wenn Baumwolle feucht wird, wird es zur Kühlschicht und trocknet nicht in der Hitze gut – Nachts z.B. und im Winter allerdings Cotton kills.
Der Schlafsack ohne Ärmel mit Unterlegmatte in einem eher milden Winter in der Dackelgarage nicht gereicht, mieses Design und die Unterlegmatte kann mkn nicht mal mit einer leichten Sommer ISO Matte mithalten an Isolation ist aber schwerer
Beim Parka war als Brllenschlange meim Problem die Kapuze, bei Regen war meine Brille immer unbrauchbar Schiffchen war ebenso nutzlos
Ich frage mich ob man bei Vorgesetzten mal ne Ausbildung und Prüfung in Minimalstandard Umgangsformen und Fürsorge einführen müsste.
Möglicherweise beginnt die BW organisatorische Schritte einzuleiten um zu verhindern, das Jugendliche Wache u.ä. schieben.
@ThoDan | 31. Januar 2019 – 10:56
„Ich frage mich ob man bei Vorgesetzten mal ne Ausbildung und Prüfung in Minimalstandard Umgangsformen und Fürsorge einführen müsste.“
Natürlich wird das ausbildet und regelmäßig auch bewertet.
„Möglicherweise beginnt die BW organisatorische Schritte einzuleiten um zu verhindern, das Jugendliche Wache u.ä. schieben.“
Schon seit Jahrzehnten eine rechtliche Vorgabe. Jugendliche werden weder im Wachdienst eingesetzt noch vor ihrem 18. Geburtstag in Auslandseinsätze entsandt.
Aber was hat das mit dem Thema zu tun?!?!
@ThoDan | 31. Januar 2019 – 10:56
„Möglicherweise beginnt die BW organisatorische Schritte einzuleiten um zu verhindern, das Jugendliche Wache u.ä. schieben.“
Allmählich wird es unverständlich.
Welche Jugendlichen? Sie können erst mit 17 zur Bw und dann ohne Dienst an der Waffe. Also erst ab 18 wache schieben und somit als Erwachsener.
Und Wache schieben? Militärische Wachen sind mittlerweile zur Rarität geworden, das machen meist Wachunternehmen.
Das ist wie mit Ihren Anmerkungen zur alten Ausrüstung, eben alt – Geschichte – verklärte Erinnerung. Aber eben 25 Jahre her und nicht mehr relevant für den heutigen Bericht des Wehrbeauftragten.
@ ThoDan | 31. Januar 2019 – 10:56
Da lag wohl vieles an schlechter Ausbildung.
Der Schlafsack hält auch keine Splitter oder Geschosse ab. Da muss der Soldat ggf. schanzen.
So was ähnliches geht gegen Kälte auch.
Zu Baumwollzeiten gabs das Sturmgepäck und das enthielt einen Satz Unterwäsche.
Musste man nur wechseln.
Es gab auch Zeiten, da wurde erst befohlen, dann verboten zu kontrollieren, ob die Soldaten die lange Unterhose anhatten. War bei Kälte ggf. ratsam, hat aber nicht jeder verstanden.
@ Obsidian:
Ihre erschöpfenden Ausführungen zum Unterschied zwischen einer normalen Schule und einer Truppenschule der Streitkräfte in Ehren, ich halte die Fragestellung aus dem Wehrbeauftragtenbericht, ob man denn tatsächlich komplette Stäbe zum Betreiben der Truppenschulen braucht, für die absolut richtige!
Ein kleines Beispiel aus der Praxis: Ein mir bekannter Offizier hat mit einem winzigen Organisationsstab, S 2/S3 Offz (in einer Person) einem S4 und einer Hand voll Fw und Mannschafter ein FA-Bataillon aufgestellt.
Es hat alles wunderbar funktioniert. Mit der Zeit wurde die STAN von diesem Bataillon immer neu aufgebohrt (der Verband selber hat weder beantragt, noch benötigt!) und nun hockt die doppelte Anzahl an Soldaten dort rum und produziert Papierarbeit, mit der sie sich gegenseitig beschäftigen. Das ist der blanke Irrsinn und gelebte Realität. Wer kennt sie nicht die ganzen Seniorenheime und Elefantenfriedhöfe, es fängt doch schon bei bei den Brigadestäben an und nach oben hin wird es immer verrückter. Dort ist unheimlich viel Potential um Personal einzusparen bzw. für die Truppe freizumachen, Geld einzusparen – dass in Infrastruktur, Ausrüstung und Übung investiert gehört und vor allem weniger Papier und Bürokratie zu produzieren.
@ ThoDan | 31. Januar 2019 – 10:56
Und trotzdem haben Sie wie ich auch überlebt und durchgehalten.
Ich bin nicht erst seit heute der Auffassung, dass die Soldaten nicht lernen müssen zu frieren. Dass hat Mutter Natur jedem in die Waage gelegt (hoffe dass ich jetzt nicht das weibliche Geschlecht diskriminiert habe).
Aber sie müssen bis zu einem gewissen Grad lernen, auch mit Härten zu leben, lernen sich selbst und anderen zu helfen etc.
Natürlich ist es „schlimm“ wenn bei TJ Soldaten im Grossraumzelt und nicht in den erwarteten Containern und das mit mehreren Personen untergebracht wurden.
Da klingt aus meiner Sicht eine gehöriges Anspruchsdenken heraus. Auch bei NRF 15 in Norwegen waren die Soldaten z.B. in Niederländischen Zelten (ohne Innenzelt etc.) untergebracht oder haben in Polen in alten Waggons der Reichsbahn übernachtet.
Warum? Das 4-Seasons und das Hilton waren leider ausgebucht (scnr).
Oder ein JTAC der beklagt, dass er erst im Einsatz an seiner Ausrüstung ausgebildet wurde.
Ja, deren Ausstattung ist ein Bereich in den kaum einen Verband über die Ausrüstung, geschweige denn die komplette verfügt.
Aber es gibt nationale Lehrgänge z.B. für die vollständige Fm-Ausstattung (auch AN/PRC 117) und internationale Lehrgänge wie an der NCIS Schule, bei denen die Nutzung u.a. UHF-SATCOM ausgebildet wird.
Auch sind Dienststellen der Bw die für die Einsatzvorausbildung der FAC/JTAC und JFST mit nationaler Zertifizierung verantwortlich.
Da scheint dann grundsätzlich etwas schilfgelaufen zu sein, wenn der Soldat ohne vorgeschriebene Geräteausbildung in den Einsatz verlegt hat oder vielleicht wird schlichtweg das falsche Personal in diesen Dienststellen verwendet.
@Escrimador
Rangerbed, Jägerbett etc. sind mir prinzipiell bekannt aber solche Behelfe müssen praktikabel möglich sein, warum legt sich der Soldat ansonsten nicht in einen Haufen Laub, Stroh etc. wäre die Ausrüstung gut, bräuchte man es nicht.
Das enthielt nen Satz Kleidung, damit sollte man eigentlich trocken in den Schlafsack und am nächsten Morgen wieder zurück wechseln.
@MA
Sicher Härte gehören zum Soldatenleben, mit der Tradition dummer, sinnloser Härten die Leistungsfähigkeit und Leben kostet sollte spätestens mit dem GG Schluss gewesen sein.
Ein Soldat hat jedes Recht so gut wie möglich vorbereitet, ausgebildet und adäquat ausgerüstet zu sein, und er hat DAS ABSOLUTE Recht jedweden Mangel daran anzuprangern wie ihm gutdünkt solange er damit nicht seine Kameraden gefährdet.
Train as you fight, know your kit, fight as you Train.
Das ihre Schlachten blutigen Übungen und ihre Übungen unblutigen Schlachten gleichen.
Flavius Josephus
Die Debatte unter dem Motto „mit nichts als einem Zahnstocher in der Arktis überleben“ macht sicherlich etlichen Spaß, hat aber inzwischen mit dem eigentlichen Thema nichts mehr zu tun. Bitte diesen OT beenden.
@Mackiavelli | 31. Januar 2019 – 12:46
„Ein kleines Beispiel aus der Praxis: Ein mir bekannter Offizier hat mit einem winzigen Organisationsstab, S 2/S3 Offz (in einer Person) einem S4 und einer Hand voll Fw und Mannschafter ein FA-Bataillon aufgestellt.“
Sorry, aber der Lehrbetrieb in einem UA/FA-Btl ist um ein vielfaches einfacher als der an einer Truppenschule.
In einem UA/FA-Btl gibt es nur wenige verschiedene Lehrgangstypen, wenige Kurzlehrgänge und einen sehr standardisierten Ausbildungsbetrieb. Zudem sind die UA/FA-Btl untereinander auch noch stark vergleichbar.
Die Truppenschulen hingegen haben unzählige unterschiedliche Lehrgänge mit einer großen Heterogenität in Länge, Ressourcenbedarf, Lehrgangskomplexität etc. etc.
Alleine nur die Idee, dass z.B. an der Infanterieschule (heute AusbZInf) die für die Führerausbildung in der Infanterie zuständigen drei Inspektionen keinen VU/VDF/MatBewFw (oder wie Sie ihn auch immer nenne wollen) haben dürfen, weil an einer Schule das ja nicht notwendig ist oder das der Infanterischule nur zwei Munbewirtschaftungsfeldwebel zugestanden wurden obwohl sie im Heer vermutlich einer DER Großverbraucher an Klein- und mittelkalibriger Munition ist oder oder oder
@Obsidian hat vollkommen Recht Truppenschulen mit zivilen Schulen zu vergleichen zeugt von wenig Sachkenntnis des Ausbildungsbetriebs auf Seiten des WB.