Bundeswehr im Schnee-Einsatz: Jetzt mit den großen Hubschraubern
Das Schneechaos im Süden Bayerns hält an, und die Bundeswehr ist weiterhin im Einsatz. Nach den Zahlen der Streitkräftebasis vom (heutigen) Dienstag waren fast 1.500 Soldaten eingesetzt, weitere knapp 250 stehen in Reserve. Und erstmals setzte die Luftwaffe neben den Unterstützungshubschraubern der Spezialkräfte auch ihre größeren Transporthubschrauber vom Typ CH-53 ein.
Aus der Mitteilung der Gebirgsjägerbrigade 23 vom Dienstagabend:
Da nach wie vor Lawinengefahr besteht, führte ein Helikopter des Hubschrauberregiments 64 im Raum Ruhpolding Erkundungsflüge durch, um gefährdete Bereiche zu identifizieren. Ein zweiter Hubschrauber transportierte 25 Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 231 und des Gebirgsversorgungsbataillons 8 nach Reit im Winkl, um dort weitere Dächer vom Schnee zu befreien. Für Mittwoch sind weitere Hubschraubereinsätze geplant.
In den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen wurde zwar nach Angaben der Brigade der Bundeswehreinsatz beendet, weil dort der Katastrophenalarm aufgehoben wurde. In anderen Orten bleiben die Soldaten aber gefordert; ab dem (morgigen) Mittwoch werden auch 145 Reservisten der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU) Oberbayern eingesetzt.
Die Übersicht der Streitkräftebasis mit Stand Dienstag 15.00 Uhr:
20190115 Infoflyer Nr 7 PIZ SKB – Bw-Link
Nachtrag: Einen Punkt der Debatte im vorangegangenen Thread zu diesem Thema greife ich hier noch mal auf: Den Erfahrungsbericht, den ein Kommentator mit dem Nick Schneeleopard, offensichtlich mit Erfahrung in der aktuellen Operation Schneelage, dazu hier eingestellt hat – und den ich für wichtig halte. Nicht zuletzt seine Aussage zum Material:
Ich bin die letzten 5 Tage auf Industriedächern, Hallendächern, Hotels, Privathäusern und Schulen rumgekrabbelt und habe Sicherungsanlagen für Truppenteile aufgebaut, die die Fähigkeit zum Aufbau von Sicherungsanlagen nicht haben.
Rate mal wovon ich nicht einen gefunden habe? Richtig, zertifizierte Anschlagpunkte die irgendwas mit den Ansprüchen an industrieller PSAgA (Abkürzung: Persönlicher Schutzausstattung gegen Absturz) zu tun hatten. Keinen einzigen.
Der Anspruch scheitert gleich mehrfach an der Realität.
1. Auf einem Dach, das unter 1,50m bis 2,00m Schneedecke liegt, findet man nicht mehr mal Schornsteine und Fenster. Über Anschlagpunkte brauchen wir nicht reden
2. EN-zertifizierte Anschlagpunkte sind in der Regel auf Hotels, Schulen und Privathäusern im oberbayrischen Baustil nicht vorhanden.
3. Mobile Sicherungspunkte lassen sich auf einem Blechdach oder Ziegeldach unter 1,5m Schnee nicht anbringen. Und selbst wenn, hat die Armee das Material nicht, braucht es nicht und hat in der Situation nicht ansatzweise die Zeit dafür.
Fakt ist, alle Ansprüche der Arbeitsschutzklamotte zur Arbeit in Höhen scheitern an der Realität. Jetzt kann man sich unten mit dem Arbeitsschützer zurück lehnen und zuschauen wie die Buden einkrachen, oder man gibt den soldatischen Anspruch nicht ganz auf, sondern „adapt and overcome“, fast wie im Krieg.
Und trotzdem war es professionell und zu 100% sicher für die eingesetzten Soldaten, weil es von Profis aufgebaut wurde, die weit über dem Anwenderniveau für PSAgA oder dem ollen „Bediener von Rettungsgerät zur Rettung aus Höhen“ ausgebildet sind.
Im übrigen fand da auch kein Material im Sinne der Arbeitssicherheit Anwendung, das war alles Bergsportmaterial, mit dementsprechend breiteren Nutzungsfeld. Gott sei Dank.
Und genauso sicher und professionell wie es war, genauso notwendig war es.
Dass der einzelne Soldat mal nicht angeseilt ist – Herr Gott ja. Jeder war soweit ausgebildet dass er sich selber an Sicherungsanlagen sichern kann, jeder wusste um die Gefahren und jeder hatte die Möglichkeit sich zu sichern.
Ich glaube den Vorwurf von Unprofessionalität braucht sich hier kein Bergführer gefallen lassen. Der Vorwurf zeugt eher von einer totalen Verkennung der Realität.
Und jetzt kommen wir zu dem hart unprofessionellen Part an der ganzen Geschichte:
Es mangelt dermaßen an Brust-/Sitzgurten, so dass Material bei den Bergwachten, zivilen Alpinschulen und sonstwo ausgeliehen wurde und zum Teil wohl sogar Cash im örtlichen Bergsportgeschäft gekauft werden musste.
Warum? Weil die Nachbeschaffung von Gebirgsmaterial, insbesondere Gurte, total verzögert ist und gefühlt seit Jahren nichts was die 10-Jahres Grenze ab Produktion erreicht hat und ausgesondert werden muss, ersetzt wird.
Wiedermal war das Material das eigentliche Trauerspiel. Vom Handschuh, über den 5-Farb Nässeschutzsack bis hin zu den angesprochenen Gurten.
(Foto: Ein Feuerwehrmann weist eine CH53 beim Landeanflug ein – Schaffner via GebJgBrig23)
@Schneeleopard:
Respekt und Anerkennung! Sehr gute Arbeit! Und vielen Dank für diesen Blick in die Realität vor Ort!
OT: Meine Kollegen der Feuerwehr-Höhenrettung benutzen übrigens generell keine zertifizierten Anschlagpunkte, sondern bauen immer ihre eigenen Sicherungsanlagen. Liegt wohl daran, dass Dachdecker dabei sind, die in ihrer Zivillaufbahn solche Anschlagpunkte errichtet haben.
Da kann ich nur beipflichten. Die geschilderte Situation spiegelt sich ja prinzipiell in der ganzen Gebirgsausbildung wider und setzt sich bis hin zur Anzahl der Skier und LVS (LawinenVerschüttetetnSuch) Gerät weiter fort. So werden die einfachsten Übungs- und Ausbildungsvorhaben zur Qual.
Der Nachtrag kann ja mal wieder nicht überraschen, daß selbst den Gebirgsjäger das Material fehlt, weil es nicht ersetzt wurde oder jetzt in Bergsportgeschäften schnell gekauft oder bei Bergwachten ausgeliehen werden muss. Jedenfalls ist es peinlich, daß selbst die Gebirgsjägertruppe unzureichend für eine Schneekatastrophe ausgerüstet ist.
Und wenn selbst die Gebirgstruppe, die nur in Bayern vorhanden ist, unzureichend ausgerüstet ist, dann muß jede Schneekatastrophe außerhalb Bayern die BW noch schlimmer treffen, weil in einem Fall, wie der Schneekatastrophe wie in Norddeutschland 1978/79, können die Gebirgsjäger auch nicht mehr so einfach nach Norddeutschland verlegt werden, weil z.b. die Autobahnen Schneeverstopft sind.
Dann können nur BW-Verbände helfen, die vor Ort sind. Und da sind einige Bundesländer sehr schlecht gerüstet dafür, weil in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg existieren keine Kampftruppen der BW mehr. Und die Pioniertruppe ist erst Recht zu klein und in Berlin, Brandenburg, Sachsen, MV, Bremen, Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz existieren keine Pioniertruppen. Und in Baden-Württemberg und im Saarland existier nur je eine Pionierkompanie!
Und vermutlich nur um Pioniermaterial zu sparen, wurden die beiden Reservepionierbataillone an aktive Pionierbataillone angebunden, anstatt diese dort zu stationieren, wo im weiten Umkreis keine aktiven Pionierverbände existieren.
Die Dislozierung der BW-Verbände ist folglich in vielen Bundesländern suboptimal für den Katastrophenfall. Und wenn die BW jetzt schon vergrößert wird, sollte die BW eben mal darüber nachdenken, ob es nicht wieder Gebirgsjäger außerhalb von Bayern geben sollte und ob wir nicht noch ein paar Pionierbataillone brauchen, seien es aktive oder Reserveeinheiten mit Material, um besser für den Katastrophenschutz aufgestellt zu sein.
Was war denn der Auftrag der CH ??? Die 25 Mann?
@Closius
Ich erinnere nur daran, dass laut Grundgesetz der Bund „Streitkräfte zur Verteidigung“ und nicht „Streitkräfte für den Katastrophenschutz“ aufstellt; die flächendeckende Dislozierung viel billiger und schneller erreicht wird, wenn man das Geld dann doch lieber direkt dem THW gibt, und bitte ansonsten darum, diesen OT hier zu beenden.
Schneeleopard! Deine Kameraden und du bist super, höchste Anerkennung, weiter so! Horridooh.
VG, NG.
Das erklärt auch, warum in dem gestern auf dem Bundeswehr Kanal veröffentlichten YouTube Video groß von Sicherung getönt wird und 20 sec später die Hälfte der Soldaten freihändig auf den Dächern rumturnt. Ggf hier verlinken?
[Ist im vorangegangenen Thread schon passiert und war Ausgangspunkt der Sicherungs-Diskussion… T.W.]
@T.Wiegold
Bzgl. der „Streitkräfte für den Katastrophenschutz“ sollte man wenn man auf formale Einordnung Wert legt aber dann auch bedenken dass der originäre Auftrag des THW der Zivilschutz ist, das THW ist somit originär ebenfalls rein für den Verteidigungsfall aufgestellt worden. Die Einsätze des THW im Katastrophenschutz sind reine Amtshilfeeinsätze und das THW is keine originär für KatS zuständige Einheit.
(Einheiten *ausschließlich* für den KatS gibt es nach meinem Wissen in Deutschland garkeine mehr, die sogenannten Regieeinheiten, überwiegend ABC- und Fernmeldezüge, wurden alle noch unter der Regierung Kohl aufgelöst).
Es gibt mehrere BOS *im* KatS, die formale Zuständigkeit liegt dann in der Regel bei den Feuerwehren (für die KatS auch nur Zweitauftrag ist, aber zumindest in eigener Zuständigkeit), welche das THW zur Amtshilfe anfordern *können* (oder eben je nach Lag auch die die Bundeswehr).
Ab von diesen Details: Ich habe erhebliche Zweifel daran ob eine bessere materielle Ausstattung des THW mit PSA in solchen Fällen hilft. Die personelle Ausstattung des THW ist flächendeckend nicht besonders gut, insbesondere wenn sie den im Ehrenamt immer existierenden Faktor zwischen „gemeldeter Zahl aktiver Mitglieder“ und „tatsächlich einsatzfähiger Mitglieder“ berücksichtigen, der bei allen ehrenamtlichen Einheiten mit wenigen Einsätzen schnell mal in Richtung von 0,5 geht.
Ich habe die letzten Tage öfter darüber nachgedacht wie glücklich (naja, ganz glücklich ist es nicht, es ist ja kein Zufall das Gebirgsjäger im Gebirge stationiert sind) die Situation hinsichtlich der Verfügbarkeit der Gebirgsjäger für diese Lage doch ist, eben weil sonst *niemand* PSA gegen Absturz – insbesondere Komplettgurte + Anschlagmittel – in solchen Stückzahlen wie hier benötigt vorhält *und* über ausreichend Spezialisten (hier Heeresbergführer) verfügt um Kräften mit Grundbefähigung eine sinnvolle Nutzung ermöglichen zu können.
Bei den Feuerwehren (die auch in der aktuellen Lage sicher den *mit Abstand* größten Teil der Kräfte stellen, aber Aufgrund der Kommunalen Organisation eben keine zentrale Pressestelle haben die dies vermarktet und daher regelmäßig in Medienberichten vergessen werden) ist die Situation nach der „Schneekatastrophe Bayern 2006“ bundesweit ingesamt besser geworden, da die DIN14800-17 „Gerätesatz Absturzsicherung“ 2007 in Kraft getreten ist und die Erfahrungen aus 2006 – mit mehren Schwerverletzten und dem sehr bekannt gewordenen Fall einen nach Sturz durch ein schneebedecktes Oberlicht verstorbenen Kameraden – sehr zur schnellen Verbreitung beigetragen haben. Die örtliche Umsetzung ist unterschiedlich gelaufen, vielerorts wurden Facheinheiten Absturzsicherung/EHRT gegründet. Das Problem der im Einsatz nie vorhandenen „Norm-Anschlagspunkte“ kennen diese Kräfte auch und viele Einheiten können damit auch umgehen. Für solche „Massenlagen“ wie zur Zeit wird aber auch dort massiv das Material fehlen um Kräfte mit Grundbefähigung in ausreichender Zahl sichern können (zudem ist das Qualifkationsniveau des Fachpersonals definitiv im Mittel sicher *weit* unter dem eines Heeresbergführers).
Unterm Strich denke ich nach wie vor das *nur* die Gebirgsjäger für solche Einsätze in dieser Menge geeignet sind. Ich bin bisher aber auch davon ausgegangen das die Bundeswehr zumindest für den überwiegenden Teil ihrer Gebirgskräfte Gurte+Anschlagmittel vorhält. Ich halte das unterm Strich für die sinnvollste Investition.
Check ”Mindset”
Ich kann nur mit Kopfschütteln zur Kenntniss nehmen, dass die Anzahl der Schreibtischflieger und Etappenkommandeure in Deutschland zunehmend steigt.
Egal welche Notlage;
Eiswinter, Vogelgrippe, Schneekatastrophe, Überschwemmung etc. kommt als erstes
die Prüfung der Nichtzuständigkeit.
Nicht das ”Wie erfüllen wir den Auftrag unter Abwiegung aller Faktoren um den Menschen die JETZT in Not sind zu helfen?”
Nein, das ” Gibt es nicht jemand, der das für uns machen sollte, damit wir nicht gegen eventuelle Vorschriften, VMBl, wirtschaftliche Verwaltungsempfehlungen, Betriebsvereinbahrungen usw. verstossen.
Was ist hier das höhere Gut und wichtiger ?
Die Schule, die n i c h t unter den Schneemassen einstürzt, weil ein mutiger ”Schneeleopard” sofort gehandelt hat und sich und seinen Kameraden eine nicht zertifizierte aber operative Eigensicherung gebaut hat, oder der Tod von Schülern und Lehrern, die warten mussten weil die Papierprüfschleife für den möglichen Einsatz noch läuft.
An alle Operateure : BZ und macht weiter so.
Der Dank in den Augen der Geretteten wird Euch für den ”Anschiss der Papiertiger” mehr als entschädigen.
@T. W.
Naja, laut Grundgesetz stellt der Bund auch keine „Streitkräfte zur Beteiligung an (nicht-)internationalen bewaffneten Konflikten“ auf. Und trotzdem befindet sich die Bw weltweit in verschiedensten Einsätzen unterschiedlicher Mandatierung; eben weil das GG dies (an anderer Stelle) ausdrücklich zulässt. Übrigens genauso wie in Fällen von Naturkatastrophen i. R. d. Nothilfe gem. Art. 35 II GG. Und ebenso wie in Fällen der Beteiligung an Auslandseinsätzen, sollte den Streitkräften auch bei Einsätzen im Katastrophenschutz das entsprechende Material in ausreichendem Umfang bereitgestellt werden, damit diese den jeweiligen Auftrag erfüllen können, wenn man es schon von ihnen erwartet.
Im Übrigen sollte man sich nicht über OT beschweren, wenn man oben im Beitrag schon auf eine vorangegangene OT-Debatte verweist.
Leute, die Lust an der Detaildebatte über die Organisation des Katastrophenschutzes in Deutschland, der eben nicht die primäre Aufgabe der Bundeswehr ist, lebt ihr bitte woanders aus.
(Und diese „bist doch selbst Schuld“-Hinweise finde ich auch nicht so lustig.)
@ Seaking
Volle Zustimmung !
Die Bundeswehr ist auch dazu da in einer Notlage im Inland zu helfen.
Das hat schon Helmut Schmidt 1962 bei der Flutkatastrophe in Hamburg erkannt und hat den seinerzeitigen gesetzlichen Rahmen für den Einsatz wohl überschritten.
Die Soldaten im Hilfseinsatz leisten einen hervorragende Arbeit und dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung der Gesellschaft. Ich bin mir sicher, dass dies auch nach der Bewältigung der diesjährigen Schneekatastrophe in den Alpen erfolgen wird.
Gottseidank ist die Mehrzahl der örtlichen Vorgesetzten und Entscheider diesem altruisten Hilfsmotiv für einen Soldaten verpflichtet.
Wenn man sehen will, wie es bei einer zersplitterten Entscheidungskompetenz für die Einsatzkräfte z.B. der Feuerwehr läuft oder wenn der zivile Dienststellenleiter event. verwaltungstechnisch korrekt, aber nicht zielführend, in die Anforderung der Hubschrauberunterstützung nicht den Passus „Gefahr für Leib und Leben “ aufnehmen will, kann man anhand des vierwöchigen Moorbrandes in Meppen nachvollziehen.
Dann lieber Vorgesetzte die entscheiden und notfalls Entscheidungen auch auf die eigenen Kappe nehmen wenn es der Sache dienlich ist. Genau deshalb werden höhere Vorgesetze als Entscheider auch höher bezahlt.
@SEAKING | 16. Januar 2019 – 8:14
oder
Werferfehler | 11. Januar 2019 – 15:45 bei „Schneechaos in Bayern, …“ mit:
„erst die Lagebeurteilung, dann der Entschluss.
Und wenn die Lagebeurteilung ergibt dass Hilfe notwendig ist, dann ab dafür.
Den Rest klären wir später,“
Wer von Lagebeurteilung redet sollte wissen, dass dazu z.B. gehört, festzustellen, was Absicht der übergeordneten Führung, was der eigene „Auftrag“ ist und welche „Auflagen“ zu beachten sind.
Gesetze und Vorschriften stellen Auflagen dar.
Eine Lagebeurteilung muss realistisch bleiben. Eine Eilbedürftigkeit oder Gefährdung hineinzuinterpretieren, die so nicht gegeben ist, kann keine Entscheidung rechtfertigen.
Das ist vielleicht der Unterschied zwischen der Sturmflut und Helmut Schmidts Entscheidung und dem Einsatz der Häglunds um Schüler nach Hause zu fahren.
Warum reite ich so darauf rum? Nicht weil ich was gegen die Hilfe durch die Bw habe, sondern weil ich glaube, dass sie auch unter der Beachtung der Auflagen möglich ist. Weil ich glaube, das am Anfang immer eine realistische Lagebeurteilung und nicht eine Wunschbeobachtung zur Rechtfertigung eines beabsichtigten Handelns stehen muss. Und weil auch ROE Auflagen darstellen. Wenn sie im Einsatz meinen, sie könnten sich um zu helfen über die ROE hinwegsetzen kanns problematisch werden.
Ansonsten: Nicht über die Gorch Fock aufregen. Ist kaputt. Muss schnell repariert werden wegen anstehender Lehrgänge. Neubau hätte genausoviel gekostet. Fragen?
@Schneeleopard
Offensichtlich hat sich doch jemand um (Arbeits)Sicherheit Gedanken gemacht und diese kann auch nach den Vorschriften der Arbeitssicherheit auf verschiedenen Wegen erreicht werden.
Wenn Sie schreiben: „Jeder war soweit ausgebildet dass er sich selber an Sicherungsanlagen sichern kann, jeder wusste um die Gefahren und jeder hatte die Möglichkeit sich zu sichern.“ verkennen Sie die Pflichten des nicht mal militärischen Vorgesetzten, auf Einhaltung der SiBest hinzuwirken.
Ihr Vorwurf der Verkennung der Realität fällt auf Sie zurück, weil Hausdächer ersetzbar sind, Menschenleben nicht.
Und wenn die Bw im normalen Dienst keine Sitzgurte benötigt (täte sie dies hätte sie welche) braucht sie die nicht für den Schneekatastrophenfall vorhalten. Die Beschaffung kann dann genauso flexibel erfolgen wie die Hilfe. Und bei der Hilfe wollen hier doch alle flexibel sein.
@Escrimador | 16. Januar 2019 – 10:55
Dann sind wir uns ja einig.
M e i n e Lagebeurteilung gibt die Rechtfertigung eines beabsichtigten Handelns.
Schönen Tag noch in der Etappe :-)
@ SEAKINKG und Schneeleopard:
Als Schreibtischtäter und §§-Reiter kann ich nur sagen: „So ist es“ und „Machen“!
Und im Fall des Falles hoffen, – militärische – Vorgesetzte zu haben, die hinter einem stehen und sich vor einen stellen.
@Escrimador | 16. Januar 2019 – 11:07
„Und wenn die Bw im normalen Dienst keine Sitzgurte benötigt (täte sie dies hätte sie welche) braucht sie die nicht für den Schneekatastrophenfall vorhalten.“
Hm. Also die Bundeswehr hat alles, was sie im normalen Dienst benötigt? Nun gut.
Kann mich daran erinnern, dass hier vor einiger Zeit (nach eigenen Aussagen) ein Angehöriger der Gebirgstruppe schrieb, dass er/sie gerne für jeden Soldaten einen Gurt und ein Paar Skier hätte.
@Armchairgeneralist-Diskussion:
Können wir hier ein typisches Internet-Phänomen begutachten, dass es nur schwarz und weiß geben kann, aber nichts dazwischen und auch keine Mischung?
Man darf den Einsatz der Bundeswehr unterstützen und loben, auch wenn man kritische Fragen zum Drumherum hat. Der DBwV schreibt ja selbst: „Natürlich würden am Rande dieser Hilfe auch Fragen gestellt, etwa wie sich dieser Einsatz mit der Soldatenarbeitszeitverordnung in Einklang bringen lasse.“
Deswegen ist man doch noch lange kein Verhinderer oder Schwarzmaler.
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/news/bundeswehr-einsatz-in-bayern-im-kampf-gegen-den-schnee/
@Ungesichert auf dem Dach:
Schwierig. Mit der Ferndiagnose ist das halt immer so ne Sache…
In jedem Fall ist es unglücklich, wenn Wort und Bild im Beitrag nicht zusammenpassen.
@SEAKING | 16. Januar 2019 – 11:46
„M e i n e Lagebeurteilung gibt die Rechtfertigung eines beabsichtigten Handelns.“
Genau wie ich es mir gedacht habe:
Es gibt zuerst ein beabsichtigtes Handeln, die Lagebeurteilung wird passend gemacht.
Hat nichts mit Etappe zu tun.
@K.B. | 16. Januar 2019 – 12:15
“ … ein Angehöriger der Gebirgstruppe schrieb, dass er/sie gerne für jeden Soldaten einen Gurt und ein Paar Skier hätte.“
Wenn die Bw „wünsch dir was“ spielt, wo kann ich meinen Wunschzettel abgeben?
Wer den Auftrag gibt stellt die Mittel. Ggf ist der Auftrag anhand dieser Mittel zu interpretieren.
@ all:
Langsam hat der Faden aber nix mehr mit der eigentlichen Überschrift zu tun.
@ Escrimador 13:53 Uhr
Wenn Sie eine andere Lagebeurteilung haben, mit welchen Kräften hätten Sie denn die einsturzgefährdeten Dächer auf öffentlichen und privaten Gebäuden von der Schneelast befreit?
Wenn Sie meinen die Evakuierung der Kinder und Lehrer in Buchenhöhe mit den geschützen Kettenfahrzeugen der Gebirgstruppe wäre übertrieben gewesen (siehe ihren Beitrag um 10:55 Uhr), wie hätten Sie es denn gemacht ?
Vielleicht mit zivilen Kleinbussen auf die dann zufällig ein Baum fällt, der unter der Schneelast bricht und eine Katastrophe auslöst ? Muss also erst ein Unglück passieren, damit man ein gesichertes Transportmittel einsetzt ?
Ich nehme mal an allzuviele zivile Kettenfahrzeuge für den Personentransport stehen auf dem zivilen Markt zumindestens kurzfristig nicht zur Verfügung. Aus meiner Sicht bot sich keine zivile Alternative in der Situation.
Bei der Lagebeurteilung kommt eben auch der Punkt „Gefahr im Verzug“ hinzu. Dann muss man eben auf die Mittel zurückgreifen, die man kurzfristig organisieren kann.
Abgesehen davon, auch formal sehe ich bei den Hilfseinsätzen keinen Regelverstoß. Dies dürfte alles durch Amtshilfe nach Art. 35 GG abgesegnet sein.
@ Problem „Fehlende Ausrüstung, hier Sitzgurte“
Der Kommentator @Schneeleopard hat ja eindeutig geschrieben, dass die Sitzgurte zur Ausrüstung der Gebirgsjäger zählen. Wenn hingegen „abgelaufenes“ Material nicht kontinuierlich ersetzt wird, dann hat dies nichts mit „wünsch dir was“ zu tun, sondern mit „sozialistischer Mangelwirtschaft“ in einem der reichsten Länder der Welt !
Escrimador | 16. Januar 2019 – 13:53
Keine Einigkeit ? Auch nicht bei Gebrauch Ihrer eigenen Definitionen? So be it.
Mir wird es jetzt zu bürokratisch.
Fakt ist, das wenn ich meine SAR Einsätze mit ihrem Mindset geflogen hätte,
viele Menschen nicht mehr in unserem schönen Land leben würden.
Zum Glück denken die Kameraden in Bayern so wie ich.OUT
Mir scheint, hier soll wieder mal den Bote dran glauben. Dieses mal in Gestalt von @Escrimador.
Der Personentransport an der Schule kann Amtshilfe gewesen sein – wenn der Richtige es mit der richtigen und zutreffenden Begründung angefordert hat. Oder er war keine – wenn die Begründung nicht passte oder ein Falscher sie angefordert hat.
Egal wie, nichts genaues weiß man (öffentlich) nicht. Ist aber egal, Hauptsache alle sind unverletzt geblieben.
Ja, so viele private Kettenfahrzeuge gab es im näheren Umkreis vermutlich nicht. Deswegen war es wohl schon iO. Aber auch ein Hägglund bleibt nach einem Baumtreffer nicht mehr in Form.
Und ja, Schneeräumen ist keine originäre Bw-Aufgabe. (Bei Privatgebäuden nicht einmal unbedingt Aufgabe der Kommune.)
Der Bedarf und Bestand an Sicherungsgeschirr wird somit auch nicht anhand eines Schnee-Einsatzes definiert. Sondern aus dem militärischen Soll. Und nur das ist ausschlaggebend. Nur an diesem Soll-Ist-Delta kann (und muss) auf dem Dienstweg dort nachgefordert werden.
Wenn es beim Schnee-Einsatz besonders auffällt und sich auswirkt, dass Material fehlt, dann ist das so. Aber es ist nunmal keine Anforderungsgrundlage. Weder vorab noch im Nachgang. Eilige Notbeschaffung vor Ort mag funktionieren, aber ganz sauber ist sie auch nicht. Denn jede Behörde hilft mit ihrem Material, nicht mit extra dazu beschafftem Fremdmaterial.
Und ja, auch die Konkurrenz zur Privatwirtschaft ist zu beachten. Deutschland hat ein gut ausgebautes Straßennetz. Binnen Stunden kann man von jedem Ort in/an den Einsatzgebieten sein. Auch dank unserer Kommunikations- und Informationsgesellschaft reicht es somit nicht mehr aus, zu prüfen, ob im absoluten Nahbereich keine passenden privaten Dienstleister verfügbar sind.
Die Bw hilft im Katastrophenfall nicht mit allem was sie hat und kann. Sondern mit dem was angefordert wird und was der zuständige nicht selber hat oder anderweitig sicherstellen / einkaufen kann.
Wie @K.B. oben schrieb, die Welt ist nicht nur schwarz-weiß.
Konkrete Kritik oder auch nur Nachfragen / Kontrollfragen machen einem nicht zum Gegner der Bw. Und sie richten sich noch weniger gegen den individuellen Einsatz der Kameraden vor Ort.
@Georg | 16. Januar 2019 – 14:51
„Ich nehme mal an allzuviele zivile Kettenfahrzeuge für den Personentransport stehen auf dem zivilen Markt zumindestens kurzfristig nicht zur Verfügung. Aus meiner Sicht bot sich keine zivile Alternative in der Situation.“
Zur Buchenhöhe bis dahin einverstanden. Ich hätte also wohl auch BV 206 gewählt.
„Bei der Lagebeurteilung kommt eben auch der Punkt „Gefahr im Verzug“ hinzu. Dann muss man eben auf die Mittel zurückgreifen, die man kurzfristig organisieren kann.“
Und „Gefahr im Verzug“ war eben nicht gegeben. Aber wozu benötigt man diese Ausrede nach ordentlicher Lagebeurteilung noch?
Fehlende Sitzgurte: Der KPz Leopard gehört zur Ausrüstung der PzTr. Vollausstattung war bisher gar nicht geplant.
@SEAKING | 16. Januar 2019 – 15:08
Wo haben Sie „meine“ „Definitionen“ angewandt? Haben Sie meinen Kommentar von 11:46 überhaupt verstanden?
Woher kennen Sie mein mindset?
Ich werfe mal die Bitte in die Runde, in der Debatte nicht persönlich zu werden.
Ist das Bild ein aktuelles Bild?
[Lt. GebJgBrig23 vom 15. Januar. T.W.]
Ich kann hier nur für die Jager sprechen. Fakt ist, dass wir mit allem helfen was verfügbar ist. (Ja wir schaufeln immer noch, auch noch am heutigen 18.01. um 1700).
Gleichzeitig haben wir uns auf andere Aufgaben im außereuropäischen Ausland vorzubereiten. Wer eine entsprechende Vorbereitung mitgemacht hat weiß, was da alles drinstecken muss. Dementsprechend ist unser Personalkörper bis zum letzten Mann/Frau verplant. So gesehen haben wir mit diesen zwei Aufträgen keine Reserven mehr.
Ich kann Schneeleopard nur in allen Punkten zustimmen. Die Sicherungslage auf den Dächern ist anfangs immer aus der Hölle. Auftrag ist es, Dächer vor dem Einsturz zu bewahren. Wenn man an ein Gebäude rankommt, sich unterhalb des Gebälks schon der Putz großflächig vom Mauerwerk löst und der Bauchfachberater vom THW von „Höchster Eisenbahn“ spricht, dann löst man das Problem auf militärischem Wege unter Inkaufnahme von Risiken.
Diese bestehen nur für den ersten Mann der aufs Dach hochsteigt und die Sicherung reinlegt. Aber genau dafür haben wir fachlich hochprofessionell ausgebildetes Einzelpersonal, welches tritt- und steigfest genug ist um sich auch durch 2,5m Schnee zu kämpfen, einen Schornstein freigräbt und aus Seil- und Sicherungsmaterial eine professionelle Sicherung zusammenbaut die das Abrutschen (nicht den klar definierten Fangsturz oder das Abstürzen) verhindert. Wenn man von außen an Dachfetten/Dachbalken herankommt umso besser. Aber nicht immer möglich. Sobald aber eine Sicherung drinliegt kann mit ruhigem Gewissen gearbeitet werden. Unser Material ist für größere Belastungen ausgelegt.
Aber genau für einen solchen Einsatz wurden wir angefordert. Bis auf die Bundespolizei sind alle eingesetzten Kräfte (Feuerwehr, THW, Gebirgsjäger) in der Lage sich auf den Gebäuden selber zu sichern. Alle müssen mit dem klarkommen, was auf den Dächern oder an den Gebäuden vorhanden ist. Alle lösen es auf die gleiche Art und weise. Warum?
Weil, wie Schneeleopard bereits ausgeführt hat, bis ich auf eine perfekte Sicherung unter schulmäßig abgesicherten Aufbaubedingungen warte, das Haus bereits nicht mehr zu retten ist.
Ich bin kein Jurist. Für mich klingt der Begriff „Gefahr im Verzug“ hier zutreffend und passend. Entsprechend handle ich. So wie hunderte Kameraden aus den verschiedenen Organisationen auch.
Zum Punkt Material: Ja es ist zu wenig da. Warum: Weil die Soll/Org nicht aufgefüllt ist. Schlingen und Bandmaterial muss in der BW nach 10 Jahren ausgesondert werden. Bei Beschädigung schon vorher. Unser Material leidet im Einsatz unter Gefechtsbedingungen im Gebirge. Mehr, als beim zivilen Klettern. Entsprechend ist der Verschleiß und die Aussonderungsrate. Insbesondere bei Seilen geht die BW kein Risiko ein und das ist auch gut so.
Auch wenn hier alle von der Bundeswehr reden, das THW, die Feuerwehr und auch die Bundespolizei leisten einen ebenso großen Beitrag. Vor Ort, in den betroffenen Ortschaften ist eine Unterscheidung eh nur an der Uniform erkennbar. Alle ziehen am gleichen Strang, tauschen Material aus und unterstützen sich gegenseitig mit Fahrzeugen, Verpflegung und sonstigen Dingen. Insbesondere die Freiwilligen Feuerwehren und das freiwillige THW sind hier hervorzuheben. Diese Kameraden nehmen alle einen Verdienstausfall in Kauf und sind teilweise auch seit letzter Woche Donnerstag am schüppen. Das verdient große Anerkennung.
Horrido!
[Danke! Dennoch der Hinweis: Heute ist der 16.1. – nur dass jetzt nicht Verwirrung herrscht. T.W.]
@ Tom | 16. Januar 2019 – 15:48
„Der Personentransport an der Schule kann Amtshilfe gewesen sein – […]. Oder er war keine – […].
Egal wie, nichts genaues weiß man (öffentlich) nicht.“
Doch. Der DBwV schrieb: „Der Erste Bürgermeister von Berchtesgaden, Franz Rast, wendet sich mit einem dringenden Eilhilfeersuchen direkt an das Gebirgsjägerbataillon 232.“
Und weiter heißt es dort: „Insgesamt helfen aktuell (Stand: 14. Januar) rund 1200 Soldaten der Bundeswehr […]. [Darunter auch] viele Reservisten aus den Kreisverbindungskommandos.“
Hört sich für mich ganz vernünftig und regelkonform an.
PS: Habe mal in das Bayerische Katastrophenschutzgesetz hineingestöbert. Auf der Basis sehe ich kein Argument, was gegen den Einsatz der Bundeswehr spricht…
Salve,
da ich die Debatte mit angestoßen hatte, möchte ich versuche Sie zu beenden.
Ich hatte ja geschrieben, daß ich unseren Soldaten für ihre Arbeit danke.
Die Leute vor Ort haben, für eine gute Sache, ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Das ist ihnen hoch anzurechnen. Das sie es z. T. ohne PSA durchführen mußten, spricht ja nicht gegen sie… Das Flachdächer so gebaut werden, daß man nicht auf ihnen arbeiten darf, spricht gegen die Planer und nicht die Helfer.
Unprofessionell ist nicht die Hilfe, sondern die Zurschaustellung im Netz. Es wird sich ja auch zurecht aufgeregt, wenn man bei Rot über die Ampel geht. Wenn man Gesetze nicht beachten will, braucht man diese dann am Besten gar nicht verabschieden, dann spart man sich nämlich die Überwachung.
Denn wenn, was Gott (oder wer auch immer) verhüten möge, ein Soldat ungesichert vom Dach fällt, was wird dann aus ihm? Vermutlich als untauglich entlassen und HARTZ 4 Empfänger. Das hat dann wieder niemand bedacht.
Also, gut, daß die Soldaten gehandelt haben, aber denn bitte diese Bilder ins Netz stellen. Kann bei der BW jeder ungeprüft Bilder / Filme ins Netz stellen? Das ist unprofessionell.
@Couthon | 16. Januar 2019 – 19:34
„Unprofessionell ist nicht die Hilfe, sondern die Zurschaustellung im Netz.“
Schauen Sie sich bitte die Szenen nochmals genau an. Ich sehe da NICHTS, was nicht zulässig wäre.
„Denn wenn, was Gott (oder wer auch immer) verhüten möge, ein Soldat ungesichert vom Dach fällt, was wird dann aus ihm? Vermutlich als untauglich entlassen und HARTZ 4 Empfänger. Das hat dann wieder niemand bedacht.“
Pfff, natürlich denkt jeder (gute) Vorgesetzte an die Gesundheit seiner Männer. Erst Recht bei den GebJg wird die Gefahr im Schnee und im Berg ja von Anfang an jedem UA/FA/OA mit eingeimpft.
Dennoch: am Ende gilt es einen Auftrag zu erfüllen und selbst wenn das gefährlich ist, dann gehört das halt zum Auftrag dazu.
Soldat sein. Und so…
Aber nochmals: aus den gezeigten Bildern sieht man jetzt nix, was nicht i.O. wäre…
@K.B. | 16. Januar 2019 – 19:07
„PS: Habe mal in das Bayerische Katastrophenschutzgesetz hineingestöbert. Auf der Basis sehe ich kein Argument, was gegen den Einsatz der Bundeswehr spricht…“
Das ist im übrigen auch gar nicht einschlägig wäre.
Aber Ihre Konklusio ist ja absolut richtig: Hilfe wurde gebraucht. Hilfe wurde (legal) gewährt. Alles gut.
Wenn kein materieller Schaden entsteht, warum sollte man die Ausrüstungs- und Gesetzeslage verbessern wollen? (vgl. Mono- vs Binokularnachsicht bei den Kraftfahrern)
„Gettin‘ the job done“ mag zwar ehrenhaft sein, @Couthon, aber ohne Aufmerksamkeit für die Probleme erweist man sich einen Bärendienst.
Es ist in der Tat auch eine Haftungsfrage.
Hier Eindrücke aus Österreich, gepostet vom Pressesprecher des Militärkommandos Oberösterreich:
https://twitter.com/milkdoooe/status/1085578505818198017
Couthon | 16. Januar 2019 – 19:34
Salve,
da ich die Debatte mit angestoßen hatte, möchte ich versuche Sie zu beenden.
Ich hatte ja geschrieben, daß ich unseren Soldaten für ihre Arbeit danke.
Die Leute vor Ort haben, für eine gute Sache, ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Das ist ihnen hoch anzurechnen. Das sie es z. T. ohne PSA durchführen mußten, spricht ja nicht gegen sie…
Genau das ist aber ja der Punkt, der nicht stimmt. Obwohl keine FAS oder Arbeitsschützer das abnicken würde, weil es nicht in sein Schema passt: es gefährdet keiner seine Gesundheit.
Niemand wurde, zumindest dort wo ich eingesetzt war, ohne PSA auf ein Dach befohlen. Das Gegenteil war der Fall. Wer keine PSA hatte durfte nicht, wer Höhenangst oder Angst vor Leitern hatte musste auf kein Dach. Gab und gibt hier genug anderes zu tun.
Gleichzeitig war es befohlen, sich ständig selbst zu sichern, außer es wurde ausdrücklich für den Einzelfall anders befohlen. Wer sich nicht dran hält, wusste um die Konsequenzen und verstößt gegen gültige Befehle. Und natürlich haben die Gruppenführer diesen Befehl auch durchgesetzt und immer wieder eingegriffen, wenn aus Eifer, Sorglosigkeit oder (Über)Motivation nicht gesichert wurde.
Ich kenne das Dach nicht, dass auf dem Video gezeigt wurde und werd mich echt nicht an Spekulationen über das eine Dach beteiligen. Vielleicht sollte sich der ein oder andere da auch etwas zurück nehmen, der auch nicht dabei war.
Ich kenne aber andere Hallen, auf die man raufspazieren konnte, weil der Schnee bis zur Dachkante reicht. Wo also soll man dort hinfallen? Wozu also eine Sicherungsanlage? Die Einfahrt in meine Tiefgarage ist auch nicht mit einem Seilgeländer ausgestattet und genauso absturzgefährdet wie das ein oder andere Dach.
Die einzigen die ihre Gesundheit gefährden sind halt die Bergführer während die Sicherungsanlagen aufgebaut werden. Sonst gehen die in der Dienstzeit Eisklettern an gefrorenen Wasserfällen oder Eisrinnen weils der Beruf verlangt. Gefährlicher als sonst ist der Auftrag auf nem Hausdach also auch nicht. Das gleiche gilt vermutlich für Fallschirmjäger auch. Gesundheitsfördernd ist das vermutlich auch nicht, aber auch im Frieden Teil des Berufs. Technik und Taktik machen das Risiko beherschbar
Die Diskussion über Vollausstattung oder dynamisches Verfügbarkeitssystem mit Leopard und Puma, Klettergurten und Zahnbürsten dürft ihr gerne weiterführen, da bin ich raus.
Es ist schön zu sehen, dass die Luftwaffe wieder in der Lage ist die CH-53 GS für Hilfseinsätze im Inland einsetzen zu können. Die Einsatzlage bei den Hubschraubern scheint sich ja dann deutlich verbessert zu haben, wenn mittlerweile wieder das Einsatzmuster für solche Einsätze im Inland herangezogen werden kann.
Hallo, liebe Kameraden.
Ich möchte meine Ausführungen mit der Frage von @Schorsch52 beginnen:
Was war der Auftrag der CH? Waren es tatsächlich nur die 25 Sdt zu verbringen? Und wenn ja, warum? Verkehrswege nicht mehr befahrbar? Und wenn die Verkehrswege nicht mehr befahrbar waren oder sind, wie sieht es dann mit der Versorgungslage der Bevölkerung aus? Dann kommen ja auch keine Lebensmittel etc. mehr durch. Oder wurden auch andere Lasten befördert ( Bspw. Radlader, BV206 etc. )? Oder war einfach nur Eile geboten?
Bitte nicht falsch verstehen! Es geht mir nicht um Kritik am Einsatz der CH. Ich möchte es nur verstehen um evtl. Rückschlüsse ziehen und Vorschläge unterbreiten zu können.
@SEAKING
Mal rein Interesse halber: Wie schaut’s denn da mit dem Downwash bei Schnee? Bei Bäumen kann ich mir das noch halbwegs vorstellen. Aber auch nicht ganz. Wenn ich mir meinen Lufttransp.-LG an der LL/LTS ( nach gefühlten 20 Jahren ) in Erinnerung rufe ( im Winter ), dann hatten wir bei Neuschnee beim Außenlasttransport unter CH53 Sichtweiten von 5 bis 6 Nanometern. Wenn der Schnee allerdings eher feucht und oder gefroren war, wurde dort rein gar nichts „weggeweht“. Naja, wir vielleicht. Quer über’n Absetzplatz.
Von daher: Gibt#s da Erfahrungswerte oder Verfahren, wie man mittels fliegendem Großgebläse gefrorenen Schnee von Bäumen bläßt? Oder sind das Erfahrungswerte? Wie weit würdet ihr gehen? Was ist möglich mit dem alten Hobel?( Also ich kenne Staublandungen in Afg. Da war die Sichtweite unter 5 Nanometern )
(PS: Wenn Du mal nen alten Falli mit Tochter als Innen- oder Außenlast brauchst , bin dabei. @Koffer auch :-))
Warum ich es verstehen möchte:
( Herr Wiegolt, ich möchte Sie an dieser Stelle bitten, mir meine im folgenden teils sarkastische und ironische Schreibweise zu verzeihen :-) )
Man munkelt, dass gefrorenes Wasser in kristaliner Form sich womöglich in jährlichen Zyklen dergestalt darbietet, dass es schneien mag. Dieser Gedanke impliziert jedoch irgendwo, dass sich die Bevölkerung in Regionen jenseits der einhundert Höhenmeter dessen bewusst sein sollten. Ebenso der bunte, unsere Verein. Ich lehne mich dementsprechend mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte: die Mädels, Jungs und Neutrums der längerdienenden, älteren Generation, die ihren Dienst in der Region um Bayern vollenden, wissen das auch. Von daher sei mir die Frage gestattet, warum es keine Pläne aus der Schublade gibt? Damit meine ich keinen Katastropheneinsatz! Ich meine das eine mit dem anderen zu verbinden!
Ein Beispiel:
Ich weiß, es schneit alle Jahre wieder in Bayern.
Ergo identifiziert man mit Hilfe der FW und des THW neuralgische Punkte ( große Sporthalle, what ever ) und packt diese in einen Notfall- und Ausbildungsplan, der bei extremen Wetterlagen aktiviert wir. ( Denke 48 h Vorwarnung kriegt MilGeo hin )
Bei Aktivierung fliegen CHs etc. los, sammeln Inf. aller Art ein und verbringen diese, als Übung, an Bereitschaftpunkte. Danach halten sie sich auf der Base für Außenlasten bereit. Truppe macht Winterbiwak mit Ausbildung Sicherung. Meinetwegen direkt an ziv. Objekten. Im Anschluss Außenlasten. Mit Radlader, BV206, Mat und co.
Was würde dagegen sprechen und was dafür?
@Schneeleopard | 16. Januar 2019 – 22:19
„Ich kenne aber andere Hallen, auf die man raufspazieren konnte, weil der Schnee bis zur Dachkante reicht.“
Genau das. Wenn man sich den Film genau ansieht, sieht man das bei 0:28 auch. Da steigt ein Soldat ohne Leiter auf ein Dach…
Ich finde es schon sehr erstaunlich, wo hier Sicherheitsverstösse von dem einen oder anderen Kommentator herbeigeredet werden.
Manchmal habe ich echt dem Eindruck es wird nur um des kritisieren Willen rumgenörgelt :(
Trennung.
Und selbst wenn an der einen oder anderen Stelle ein Vorgesetzter entschieden hätte (nach pflichtgemäßem Ermessen und unter sorgsamer Abwägung von Auftrag und Risiko) etwas anderes zu befehlen/zu machen.
Ja und? Soldat sein halt und so. Treu und tapfer und so.
@Nokrazul
Moin,
Keine Erfahrungswerte bei Baumschneebefreiung. Wir haben nicht soviel Wald auf den Inseln. :-)
Die Herausforderung ist immer die Sicht, analog zur Sandlandung und die “ Icing Conditions“
( Flüge in kalter und gleichzeitig feuchter Luft gibt Eisansatz an Zelle und Rotor)
… Dienstlicher Mitflug… „Winchopfer“ für SAR Training sind immer wilkommen.
Check Einsatzoffizier 1. Staffel MFG 5 Nordholz.
Glück ab ?
@ Koffer: Sie sprechen mir aus der Seele. +1
Treffen wir uns doch alle bei der Gorch Fock wieder.
a hat auch eine Lagebeurteilung ergeben:
Wird gebraucht. Ist kaputt, muss repariert werden.
Dann ist doch da auch alles gut.
@Escrimador | 17. Januar 2019 – 16:27
Ich erkenne den Zusammenhang zwischen den beiden Themen nicht.
Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge…
Salve,
@Koffer:
ja wenn Sie das so sehen, dann muß es wohl wahr sein.
Und wenn jemand freiwillig ungesichert auf ein Dach steigt und runterfällt, zahlen Sie dann auch persönlich seine folgenden Lebenskosten?, dann die BW wird das sicher nicht machen, der Soldat wird entlassen und gut (also nicht für den ehemaligen Soldaten). Falls das Gegenteil der Fall wäre würde mich das wirklich freuen, aber dazu wäre eine Gesetzes-Quelle notwendig.
Ich freue mich ja auch wenn unsere Soldaten auch mal positive Nachrichten schreiben können, beim dem ganzen Dilemma das auf sie herunterfällt.
Aber es wird doch Kritik geübt werden dürfen, denn darum gibt es doch die BW. Zur Verteidigung der Demokratie, denn wenn die fällt wäre ja auch die BW überflüssig. Sie würde dann anders heißen… :(
@Couthon | 17. Januar 2019 – 20:34
„Und wenn jemand freiwillig ungesichert auf ein Dach steigt und runterfällt, zahlen Sie dann auch persönlich seine folgenden Lebenskosten?, dann die BW wird das sicher nicht machen“
Niemand tut hier etwas „freiwillig“. Wenn Soldaten in Erfüllung ihrer Dienstplichten handeln tun sie es, weil es ihre Pflicht ist.
Deswegen sichert sie die Bundesrepublik Deutschland ja auch ab. Hierzu einfach mal das Soldatenversorgungsgesetz ansehen.
Wenn es zu einem Dienstunfall bei einer besonders gefährlichen, dienstlichen Verrichtung kommt auch mit erhöhten Sätzen.
Und nochmals. Die (mögliche) Gefahr in Erfüllung unseres Auftrages gehört nun mal zu unserem Beruf dazu. Wer das nicht will, der darf nicht Soldat werden bzw. bleiben.
Unabhängig davon ist das in diesem Fall ja gar nicht problematisch, denn wenn Sie sich den Film mal genau ansehen, dann können Sie erkennen, dass ja gar nichts besonders gefährliches gezeigt wird.
„Aber es wird doch Kritik geübt werden dürfen, denn darum gibt es doch die BW.“
Wenn es etwas kritikwürdiges gibt können Sie gerne kritisieren. Aber Schlechtreden und Rumnörgeln muss nicht sein. Ist zwar ihr grundgesetzlich verbrieftes Recht, macht es aber deswegen nicht wahrheitsgemäßer…
@Koffer | 17. Januar 2019 – 18:22
Die Lagebeurteilung beim Thema Gorch Foch war ähnlich gründlich und realistisch wie sie der eine oder andere zur „Amtshilfe“ in Sachen Schneekatastrophe anstellt.
Hauptsache das Ergebnis stimmt – hat man bei der Gorch Fock wohl auch gedacht.
(Und das Wunschergebnis kannte man schon vorher)
@Koffer | 17. Januar 2019 – 22:58
Ist Ihnen entgangen, dass Soldaten inzwischen bei Umzügen von Dienststellen nicht mal mehr Möbel tragen sollen?
Es könnte ja einem was auf den Fuß fallen.
@Escrimador
„…. dass Soldaten inzwischen bei Umzügen von Dienststellen nicht mal mehr Möbel tragen sollen?“
Und Polizisten, Beamte und Krankenschwestern auch nicht.
Warum sollten Soldaten Arbeiten im Grundbetrieb leisten für die Sie nicht eingestellt worden? Nicht jeder Soldat (m/w/*/d) (Alter, Geschick und Fitness) ist in der Lage einen Schrank ordnungsgemäß zu bewegen.
Für Umzüge gibt es Profis mit Profiausstattung. Soldaten sind Spezialisten in ihren Verwendungen und keine Hilfsarbeiter außerhalb ihrer Profession.
@Zimdarsen | 18. Januar 2019 – 12:22
Immerhin denken wir schon mal über „ordnungsgemäß“, zu leistende Arbeiten und Profis nach.
Nicht jeder Soldat ist in der Lage einen Schrank ordnungsgemäß zu bewegen. Das überzeugt mich, denn im Gegensatz dazu ist jeder in der Lage ein Dach vom Schnee zu befreien.
Ich gebe auf.
@ Escrimador
Bei jeder Unterhaltung gehört es dazu, sein Gegenüber verstehen zu wollen !
Also jetzt schauen Sie sich die eingesetzten Einheiten mal näher an. Es sind fast ausnahmslos Gebirgstruppen. Das Wesen der Gebirgstruppe ist es unter anderem sich in in steilen, schneebedeckten Gelände bewegen zu können. Jetzt haben ja schon verschiedene Kommentatoren erklärt, dass die absoluten Spezialisten, die Heeresbergführer als erstes auf das Dach gehen und dort die Sicherungseinrichtungen anbringen, damit weniger spezialisierte Soldaten gesichert das Dach räumen könnnen.
Also zu einem Gebirgsjäger gehört es zur Ausbildung dazu sich gesichert in Fels, Eis und im Tiefschnee bewegen zu können. Wenn sie so wollen, um auf ihren Vergleich mit dem Umzug einzugehen, ein „Umzugsfacharbeiter“.
Eigentlich ist es doch gar nicht so schwer, wenn man sein Gegenüber verstehen will, oder ?
@Georg | 18. Januar 2019 – 14:01
+1
Ich hatte nicht das Gefühl, das mich hier jemand verstehen wollte.
(Stimmt nicht ganz, einige Ausnahmen waren dabei).
Ich habe nichts gegen die Hilfe. Ich bin nur der Meinung, man sollte auch die gesetzlichen und sonstigen Auflagen berücksichtigen.
Wer das nicht tut ist sicher mutig, vielleicht sogar tapfer (wenn der Unterschied noch bekannt ist), gegenüber der Schneegefahr, aber blind gegenüber der rechtlichen Gefahren.
Wenn sie nur helfen können, wenn sie aus Angst oder Unkenntnis die rechtlichen Aspekte außer Acht lassen, ist das eingeschränkt bewundernswert.
Wenn sie die rechtlichen Argumente im nachhinein nicht hören wollen, nehme ich an, sie wurden bei der Lagebeurteilung nicht berücksichtigt und sie möchten jetzt nicht wissen, was sie übersehen haben.
Ansonsten hätte auch eine vollständige Lagebeurteilung ergeben, dass man hilft. Trotz – und nicht in Unkenntnis- der rechtlichen Fragen.
Ich habe auch (wenn man es verstehen wollte) darauf hingewiesen, dass ROE im Einsatz ggf zwingend zu beachten sind.
@Koffer | 18. Januar 2019 – 14:42
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@Escrimador | 18. Januar 2019 – 16:16
„Ich habe nichts gegen die Hilfe. Ich bin nur der Meinung, man sollte auch die gesetzlichen und sonstigen Auflagen berücksichtigen.“
Nach allem was uns hier bekannt ist, wurden alle gesetzlichen und sonstigen Auflagen nicht nur berücksichtigt, sondern auch eingehalten.