Gemeinsame europäische Verteidigung? Ham‘ wa keine Bilder von. (Nachtrag: Video entfernt)
Das Bild hier oben wird Augen geradeaus!-Lesern vielleicht bekannt vorkommen: Es erinnert doch sehr an die gemeinsame Übung von deutschen Gebirgsjägern mit Hubschraubern der U.S. Marines beim NATO-Großmanöver Trident Juncture kürzlich in Norwegen – siehe die Bildergalerie hier. Und was könnte besser für die EU als Verteidigungsunion werben als der Dreiklang von norwegischer Landschaft (Norwegen ist kein EU-Mitglied), US-Hubschraubern (die USA sind nicht in der EU) und deutschen Soldaten?
Das Bild ist ein Screenshot aus einem Image-Video der EU, auf das zuerst die Kollegen von Politico gestoßen sind. Denen war aufgefallen, dass Norwegen als Double für EU-Länder herhalten muss.
Das Video soll in verschiedenen Besucherzentren der Europäischen Union laufen, unter anderem in Brüssel und Berlin, und dort den Besuchern den Sinn einer europäischen Verteidigungsunion nahebringen.
Dummerweise wurde vorher wohl beim Briefing für die Agentur gespart, oder der Sinn einer EU-Verteidigungsmission war nicht so recht zu vermitteln. So muss ausgerechnet diese Szene als Beispiel für erfolgreiche militärische Mobilität in der EU herhalten: deutsche Gebirgsjäger vor einem CH-53 der U.S. Marines…
… und überhaupt ist das NATO-, aber eben nicht EU-Mitglied Norwegen Lieferant der meisten Landschaft im ganzen Video. Aber es ist ja auch schön da.
Aber hey, es gab halt gutes (und vermutlich auch kostenloses) Bildmaterial. Da nimmt man dann auch in Kauf, dass bei der Aufzählung der Vorzüge von PESCO, der strukturierten EU-Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik, ein Soldat mit gut sichtbarer dänischer Flagge auf dem Arm im Bild ist.
Ja, im Unterschied zu Norwegen ist Dänemark EU-Mitglied. Nimmt aber gar nicht an PESCO teil. Na gut, man kann nicht alles wissen. Hauptsache schöne Bilder.
Nachtrag: Das Video wurde am (heutigen) Donnerstagvormittag von der Seite entfernt; der Link geht ins Leere.
(Danke für die Leserhinweise)
(Fotos: Screenshot aus dem Video)
„Hauptsache schöne Bilder“?? Die Ironie ist doch, dass zeitgleich die Relotius-Affäre aufzeigt, dass schöne Texte (oder schöne Bilder wie in diesem Video) auch nur ein anderes Wort für FakeNews sind. Aber was soll’s, das Video kommt ja von der guten Seite der Macht.
Na ja, „Fake News“ setzt die Absicht voraus, Texte/Bilder bewusst falsch einzusetzen. Das habe ich niemandem unterstellt. Aber vielleicht wissen Sie ja mehr.
@TW
Herr Wiegold,
welcher dänische Soldat? Leider kann ich das Video nicht anschauen, sehe aber hier vor der CH-53E nur drei deutsche und einen norwegischen Soldaten nebst Diensthund.
Es sei denn, die Dänen nutzen seit neuestem Norwegischen Tarndruck.
Dennoch, Danke für den Aufmacher!
[Na ja, wenn Sie das Video nicht ansehen, können sie auch den Dänen nicht entdecken…. T.W.]
Danke für den Beitrag. Das verlinkte Video ist leider mittlerweile offline – Wahrscheinlich wurde die Agentur informiert.
[Danke für den Hinweis; habe das oben nachgetragen. T.W.]
@T.W.
Ich weiß natürlich nicht mehr, aber:
Die EU hat wieviele hunderte Organisationen und zehntausende Menschen, die für sie arbeiten? Darunter ist niemand, der nach der Produktion dieses Videos eine Qualitätskontrolle durchgeführt hat, ob das alles schlüssig ist, was da dem (EU)-Bürger vorgesetzt wird?
Aber um den OT zu beenden und den Weihnachtsfrieden nicht zu gefährden, will ich der EU glauben, dass es schlicht ein Versehen war.
Frohe Weihnachten…
Wenn es nur nicht so symptomatisch für die Lage der EU insgesamt wäre! Das war kein Versehen, sondern Unfähigkeit gepaart mit Unwissen.
Salve,
ob die Leute, die das Image Video, dass ich dann auch nicht sah, gemacht haben, vorsätzlich gehandelt haben, ist vorerst nicht feststellbar.
Allerdings werden sie dafür eine Menge Geld erhalten haben, für Arbeit die sie nicht geleistet haben. Wird das zu Unrecht gezahlte Geld jetzt zurücküberwiesen? Erhalten Politiko und der Hausherr nun eine Gratifikation? Natürlich nicht. Trotzdem ist es ein Betrugsfall, da Geld für mangelhafte Leistungen gezahlt wurde.
Und für die, die jetzt sagen ist nicht so schlimm, es ist ja kein Schaden entstanden, denken sie einfach bei nächsten Inspektionstermin ihres Autos, nach dem Blick auf die Rechnung und
gratulien dem Meister und sagen ihm, das ja kein Schaden entstanden ist, und sie sich schon von Herzen auf die nächste Inspektion freuen.
Das ist kein Bashing gegen Kfz Werkstätten, aber auch wenn sie alles richtig machen, fühlt man es anders. Aber wenn sie beim Reifentauch die Radmuttern nicht nachziehen, dann ist der Aufschrei groß. Dabei kann man gar nicht das Rad verlieren, außer man ignoriert selbst vorsätzlich die Geräusch im Auto und die Laufunruhe.
Ja, ist mir selbst passiert und ich habe es bemerkt und auf der Autobahn die Schrauben festgezogen. Es ist tatsächlich kein Hexenwerk. Aber vom OT zurück.
Das den Menschen heutzutage vermehrt auffällt, daß Nachrichten eher schlecht recherchiert scheinen, ist ein neues systemisches Problem.
Denn Nachrichten sollen schnell sein und Wert zu spät kommt verlier Geld. Da heutzutage die Nachrichten minütlich abgerufen werden können, KANN es keine Qualitätskontrolle mehr geben.
Was dann leider bedeutet, das alle Nachrichten erst einmal potentiell Kandidaten für Fake-News sind.
Man kann nur dann aus dieser Fälle kommen, wenn man Informationen erst nachprüft bevor sie online gehen.
Das aber wäre etwas, was einen anderen Menschen erfordert. Soll glaube ich, schon ein paar mal versucht worden sein. Auch „1984“ läßt da schön grüßen.
Fazit: Informationen immer gegenchecken. Und zudem hoffen, das man auch Zugriff zu unabhängigen Quellen hat.
[Ich bitte darum, juristisch relevante Begriffe wie Betrug sehr zurückhaltend zu gebrauchen. Danke. T.W.]
Mal am Rande: Es gibt derzeit einen sehr merkwürdigen Trend, irgendwelche anderen Themen hier irgendwo reindrücken zu wollen. Irgendwas zu Marine? Passt unter den Gorch-Fock-Eintrag. Ungarn bestellt neue Rüstungsgügter? Prima, rein damit in den Thread zur EU-Verteidigungsunion. Neue A400M? Passt super zum Thema Regierungsflieger.
Leute, so bitte nicht. Was ihr sucht, ist ein Forum, wo jeder seine Lieblingsthemen unterbringen kann. Ist das hier aber nicht.
@Couthon | 20. Dezember 2018 – 13:12:
Es geht im aufgezeigten Fall aber nicht um „Breaking News“, wo man schneller als die Konkurrenz sein will oder muss, heutzutage.
Es geht um einen Imagefilm, sprich eine möglichst professionelle Darstellung der eigenen Institution und deren Kernbotschaften. Bei sowas sollte man eine entsprechende Qualitätskontrolle haben, ob die Botschaften deutlich und unmissverständlich sind. Das ist hier beeindruckend ins Beinkleid gegangen. Gut das bei der EU Geld keine Rolle spielt…
Oder um Ihr KFZ-Beispiel zu nutzen. VW macht einen Werbespot über die überlegene Qualität und Langlebigkeit seiner Pkw. Im Spot stehen 3 Autobesitzer jeweils neben Ihrem KFZ und äußern sich positiv. Von den dreien, steht einer neben seinem Dodge, der andere neben seinem Volvo, der dritte, der einzige VW-Besitzer steht neben einem alten VW Diesel mit roter Abgasplakette. Würde VW sowas heuer freigeben?