Sammler: Moorbrand bei der WTD91 im Emsland

Seit dem 3. September, also seit bald drei Wochen, brennt es im Emsland: Schießversuche der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91 in Meppen haben einen Moorbrand ausgelöst, der sich unterirdisch weiterfrisst und bislang trotz – inzwischen koordinierter – Bemühungen von Bundeswehr, Feuerwehr(en) und Technischem Hilfswerk nicht unter Kontrolle zu bekommen ist. Die Rauchwolken sind inzwischen, auch wenn keine Gesundheitsgefahr bestehen soll, eine echte Belästigung der Bevölkerung.

Zu dem Thema kann ich bislang auch nur aufgreifen, was ich an Veröffentlichungen zu sehen bekomme, deshalb hier erst mal der Versuch eines Info-Sammlers:

• am (heutigen) 20. September hat die Bundeswehr bzw. das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen eine erste zusammenfassende Meldung* dazu herausgegeben; die wesentlichen Passagen:

Schießversuche der Wehrtechnischen Dienststelle 91 (WTD 91) in Meppen haben am 3. September 2018 einen Moorbrand ausgelöst, der bis heute andauert. Trotz des sofortigen Einsatzes der Bundeswehrfeuerwehr Meppen hat sich dieser – moorbrandtypisch unter der Oberfläche – ausgebreitet und betrifft jetzt eine Fläche von ca. 4.000 x 2.000 m einschließlich des abgebrannten und bereits gelöschten Geländes. Das betroffene Gebiet steht im ausschließlichen Bundeseigentum.
Derzeit befinden sich insgesamt rund 1.000 Kräfte der Bundeswehr, des THW, ziviler Feuerwehren und der Polizei im Einsatz. Die Koordination aller Löschmaßnahmen erfolgt durch das Zentrum für Brandschutz der Bundeswehr. Um Entlastung für diejenigen zu schaffen, die mit hoher Expertise an vorderster Front gegen den Brand vorgehen, wurde heute zudem das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr angewiesen, die Einsatzkräfte sowohl personell, als auch mit Dienstleistungen und Material zu unterstützen.
Die WTD 91 hat am 3. September wie vor jeder Versuchsreihe üblich eine Koordinierungsbesprechung durchgeführt. In dieser wurden mögliche Risikofaktoren einschließlich Brandrisiken erörtert. Aufgrund der großen Trockenheit des Moorgebietes fanden zuletzt nur noch hoch priorisierte Versuche statt. Demnach durften nur noch solche Versuche durchgeführt werden, bei denen das Risiko der Ausbreitung von Bränden als insgesamt gering und beherrschbar bewertet werden.
Wie bereits an drei vorangegangenen Tagen mit vergleichbaren Schießversuchen stand auch am 3. September eine funktionstüchtige Löschraupe bereit, um mögliche Brände im Moorgebiet umgehend löschen zu können. Erst nach dem Abschuss zweier Raketen und nach dem erfolgreichen Löschen des vorderen Brandherdes auf dem Weg zum zweiten Brandherd fiel die Löschraupe durch einen technischen Defekt aus. Durch die Verzögerung bei der Brandbekämpfung konnte der Brand nicht rechtzeitig gelöscht werden, sodass tiefere Schichten des Moores in Brand gerieten.

• Ebenfalls am 20. September besuchte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius gemeinsam mit Staatssekretär Gerd Hoofe aus dem Verteidigungsminsterium den Brandort. Interessant aus dem Statement des Ministers bei dieser Gelegenheit: Von dem Brand, genauer: von seiner Ausdehnung erfuhr das Land Niedersachsen erst, als die örtliche Feuerwehr um Unterstützung bat – vorher hatte wohl keiner von der Bundeswehr in Hannover angerufen.

Aus Pistorius‘ Statement:

Ich bin sehr froh, dass dieses Treffen hier heute so zustande gekommen ist, weil es ja in der Tat in den letzten Tagen zu einigen Irritationen gekommen ist, die jetzt aber ausgeräumt und die entsprechenden Defizite beseitigt wurden. So sind wir jetzt zu Arbeitsstrukturen gekommen, die es erlauben und gewährleisten, dass wirklich alle kompetenten Stellen in Land, Bund und Kommune hier zusammen an einer Seite des selben Stranges ziehen. Das heißt, dass Anforderungen gesteuert werden können – auch nach Kapazitäten, Ressourcen und auch Kompetenzen – und, dass wir gleichzeitig wissen, was hier passiert. Wir haben jetzt zwei Verbindungsleute hier im Stab vor Ort direkt auf dem Gelände. Es ist sehr wichtig, dass wir jetzt die Kommunikation auch weiter mit begleiten können und das BMVg, in Person von Herrn Hoofe, hat ebenfalls schon gesagt, dass die Öffentlichkeitsarbeit weiter intensiviert werden soll, damit die Öffentlichkeit hier ganz klar den glaubhaften Eindruck vermittelt bekommt: Es wir hier alles getan, um das Feuer weiter unter Kontrolle zu bekommen und es besteht aktuell keine Gesundheitsgefahr für irgendjemanden.

Das Audio dazu:

Der Brand beschäftigt inzwischen auch die Staatsanwaltschaft, wie der Norddeutsche Rundfunk berichtet:

Auch nach über zwei Wochen kämpfen Hunderte Feuerwehrleute bei Meppen weiter gegen den Moorbrand auf dem Waffentestgelände WTD 91 der Bundeswehr. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wie Sprecher Alexander Retemeyer dem NDR sagte. Es gebe einen Anfangsverdacht für verschiedene Delikte – unter anderem Brandstiftung und Umweltdelikte. (…) Neben der Frage, wer für den Ausbruch verantwortlich ist, prüfen die Juristen demnach auch die Frage, ob alle Maßnahmen ergriffen wurden, um eine Ausbreitung des Brandes zu verhindern.

Interessant ist dabei der Verdacht auf Brandstiftung – auf einem ohnehin gesperrten, bei Schießversuchen noch mal gesondert abgesicherten Bundeswehrgelände?

Nachtrag 1: Einige Kommentatoren weisen korrekt darauf hin, dass Ermittlungen wegen Brandstiftung auch den Verdacht der Fahrlässigen Brandstiftung einbeziehen.

Nachtrag 2: Das Ausmaß der nötigen Brandbekämpfung verdeutlichen die Berichte und Fotos auf der Webseite des Technischen Hilfswerks (danke für den Leserhinweis):

13. September: Dauerbrenner

17. September: Hunderte THW-Kräfte bei Moorbrand im Einsatz

18. September: Immer mehr THW-Einheiten beim Moorbrand

19. September: Dritte Wasserförderstrecke in Betrieb

Mal sehen, wie das weitergeht.

*Vorsorglich der Bundeswehr-Text auch als pdf:
Moorbrand in Meppen

(Foto oben: Luftbild einer Löschraupe im Einsatz bei diesem Brand – WTD91; Foto unten: Hochleistungspumpe des Technischen Hilfswerks – THW/Michael Schott)