Brand auf der Schleswig-Holstein: Verschmorte Kabel, zehn Verletzte
Die Deutsche Marine muss erneut an Bord eines ihrer Kriegsschiffe eine Havarie hinnehmen, deren Folgen noch unklar sind: Am (gestrigen) Montagabend kam es an Bord der Fregatte Schleswig-Holstein in der Ostsee zu einem Brand in einer elektrischen Schalttafel. Der Schmorbrand, der über die Kabel weitere Bereiche des Schiffes erfasste, führte zu einer starken Rauchentwicklung, die Besatzung konnte den Brand aber unter Kontrolle bringen und die Fregatte nach Kiel einlaufen lassen.
Durch die starke Rauchentwicklung wurden nach Angaben des Marinekommandos zehn Soldaten verletzt. Einer von ihnen wurde von einem Seenotrettungskreuzer aus Laboe noch in See abgeholt und ins Krankenhaus nach Kiel gebracht. Weitere sechs Besatzungsmitglieder wurden ebenfalls in einem Kieler Krankenhaus behandelt, die übrigen drei im Schiffslazarett. Alle konnten laut Marine aber bereits am Dienstag wieder ihren Dienst antreten können.
Neben der Suche nach der Ursache beschäftigt die Marine nun die Frage, wie lange die Reparatur des Schadens an der Schleswig-Holstein dauern könnte. Durch technische Probleme sind bereits U-Boote und Tanker lahmgelegt, auch mit anderen Schiffen gab es Probleme: Im Juni musste die Korvette Erfurt nach einer Grundberührung zur Kontrolle ins Dock.
(Archivbild: Die Schleswig-Holstein vor dem sizilianischen Hafen Catania im Juli 2015)
BRAVO ZULU an die Kameraden der Brandangriffs-/abwehrtrupps! Braende an Bord sind eine sehr gravierende Herausforderung – elektrische Braende umsomehr!
Die Instandsetzung wird sicherlich einige Monate dauern, wenn sich der Brand ueber die Kabel durch verschiedene Abteilungen „gefressen“ hat. Erneuerung von Kabeln und insbesondere den Kabeldurchbruechen zwischen den Abteilungen sind eine ziemliche aufwendige Angelegenheit.
An Land gibt es bei Kabeldurchführungen Brandabschottungen. diese bestehen meist aus einem Material, welches sich bei Hitze ausdehnt. Das sieht ein wenig aus als hätte man Bauschaum auf eine Stelle gesprüht. Durch das Ausdehnen wird die Luftzufuhr unterbunden und die Brände sollen sich dadurch nicht weiter ausdehnen.
Frage an die Leute hier die zur See gefahren sind: Gibt es auf Kriegsschiffen nicht auch solche Materialien? Wenn nein, hat das einen Grund?
Von einer Schalttafel auf weitere Bereiche des Schiffs…
Ich kenne mich nicht mit Schiffen aus, aber verbaut man dort keine Sicherungen, FI und ähnliches, damit so etwas eigentlich nicht passieren sollte?
@Peter: Wenn die Kabelisolierungen erst mal brennen/schmoren bringen Sicherungen und FI-Schalter nichts.
Peter | 19. September 2018 – 10:18
„Ich kenne mich nicht mit Schiffen aus, aber verbaut man dort keine Sicherungen, FI und ähnliches, damit so etwas eigentlich nicht passieren sollte?“
doch natürlich. Aber es gibt Konstellationen, wo die nix nützen. Wenn z.B. ein Kabel nur noch mit 1 Ader am Anschluß hängt oder ein Anschluss vergammelt bzw. nicht korrekt befestigt ist, hat man plötzlich einen unplanmäßigen Übergangswiderstand, der für Erwärmung und mit Pech auch für Brand sorgen kann. Da helfen weder Sicherung noch FI-Schalter.
Denkbar ist natürlich auch eine Veränderung in der Schaltung (Klassiker: noch einen weiteren Verbraucher an die Leitung gehängt und „gehofft“, dass die bestehenden Sicherungen den auch noch verkraften). Aber ich denke doch, dass derartige „Basteleien“ auf den Schiffen der Marine ausgeschlossen werden können.
@ Peter
Und wir reden hier wahrscheinlich weniger von Beleuchtung und Steckdosen, wo vielleicht ein FI Sinn machen könnte, wenn ein entsprechendes Netz gefahren wird. Sondern wir reden eher von Leistungskabeln für Antriebe, da gibt es sowas einfach nicht oder von Signalleitungen da erst recht nicht. Und wenn ein Kabelbrand entsteht, dann sieht man da erst zum Schluß offenes Feuer.
Technische Anmerkung:
Ein Fehlerstromschutzschalter ist insbesondere bei größeren Spannungen / Strömen sinnvoll, und insbesondere bei besonderen Gefahrenlagen.
Da ein Schiff sehr viel Metall enthält und ein Körperschluss also das Schiff „unter Strom setzt“, ist ein Fehlerstromschutzschalter zwingend.
Das kann auch heftiger ausgehen, siehe Zerstörer Mölders 1987:
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6lders_(D_186)#cite_note-1
Und wieder ein ungeplanter Unfall der die Einsatzbereitschaft der Flotte gefährdet.
@TW
Da jetzt durch den Brand auf der SH schon wieder eine Fregatte der Marine für wahrscheinlich einige Monate ausfällt……
wissen Sie etwas über den Sachstand der Sachsen, evtl. Gründe des „Hängers“
Danke im voraus!
[Sorry, habe keinen neuen Sachstand; aber vielleicht stünde ja mal ein Überblick über die Situation bei der Marine an… T.W.]
@Sommerbiwak
Schön das Sie das so lapidar abtuen…
Die Marine leidet unter der Intensivnutzung, infolge eines zu hartem Sparkurses.
Die Einheiten werden in zu kurzen Intervallen in See geschickt, wobei der Verweis auf Verzögerungen beim Zulauf neuer Einheiten, wohl auch korrekt sind, jedoch gleichzeitig die überbordende Unterfinanzierung vertuschen versucht.
@F_K: Beim Bordnetz handelt es sich um ein IT-Netz. Ein Körperschluss wandelt es in ein TN/TT-Netz, der nächste Fehler wäre kritisch. Bis dahin schlägt aber der Iso-Wächter an.
Die Angelegenheit scheint insgesamt noch glimpflich ausgegangen zu sein: Die Kieler Nachrichten berichten heute ein paar weitere Details. Der Schaden soll in Kiel kurzfristig reparabel sein, so dass die Fregatte nach umfangreichen Reinigungsarbeiten und Reparatur von Schalttafel und Kabeln bereits kommende Woche wieder auslaufen könnte.
@ Navales: Danke für den Hinweis zu den Kieler Nachrichten.
@ TW, zum Sachstand bei den Fregatten: Laut Kieler Nachrichten sind nur vier von neun Fregatten voll Einsatzfähig.
Die anderen fünf sind in der der Werft oder warten auf einen Platz bei einer Werft.
Und 2 von 6 UBooten
0 Tanker
Maximal 2 von 3 EGV
Und maximal 4 von 5 Korvetten
demnächst müsste doch auch wieder eine aktuelle Liste bzgl der Thematik kommen!?
Am 31.08. stand in unserer Regionalpresse, dass es auf einem 100m langen U-Boot-Versorger während eines Werft-Aufenthaltes in Wewelsfleth gebrannt hat. Hat weiter kein Mensch drüber berichtet scheint mir. Natürlich weiss ich nicht ob es sich dabei um ein aktuelles Marineschiff handelt oder nicht…
[Hm, ein Schiffsname wäre vielleicht hilfreich? T.W.]
Nur der Tender Main ist auf Uboote zugeschnitten.
@ TW: Schiffsnamen gab es dort nicht. Lediglich 100m Uboot-Versorger. Als Quelle wurde NDR angegeben.
Bei denen Widerrum kann das sowohl Audio als auch Video gewesen sein und ich finde da nichts.
Allerdings spuckt Google wenigstens einen Treffer beim sh:z aus – allerdings ist der Artikel hinter der Paywall.
In unserer Zeitung stand außerdem, das die FF Brunsbüttel dort mit zugegen war (Schiffsbrandbekämpfungseinheit des Landes SH). Deren Einsatzbericht gibt das auch wieder:
http://ff.feuerwehr-brunsbuettel.de/einsaetze/feuer-im-schiff/
Aber alles leider sehr bedeckt und ohne Details.
@Alpha November, Ottone
Danke für den Hinweis – laut letztem AIS-Track vom 31. Juli ist der Tender Main in die Peters-Werft in Wewelsfleth eingelaufen. Wäre wohl ne Nachfrage wert.
Die Länge des Tenders Main (und die der baugleichen Klassenschiffe) käme laut Wikipedia auch verblüffend genau hin.
Unser Bericht liesst sich als hätte es mehr Rauch als Feuer gegeben und es sei nicht allzu schlimmes passiert. Für einen Papierkorbbrand lässt man aber nicht die Schiffsbrandbekämpfung antanzen…
@ Alpha November
Eher doch, gerade bei viel Rauch, unklarer Lage und im Prinzip nur Wachmannschaft holt man lieber Hilfe, das macht die Werft schon von sich aus.
Im PfP(man ist das lange her)hatte ich einen mit Rauchgasgenerator simulierten Brand der mit Hilfe eines anderen Bootes gelöscht werden sollte, als deren BAT die Abteilung öffnete, kam soviel Rauch raus, das die gleich wieder zurück bei sich an Bord sind und nur noch die Notevakuierung meiner Besatzung angeboten haben. Wie gesagt, das war NUR Rauch.
@Small
Laut offizieller Marine – Seite (Stand 20.09.18) sind sechs von neun Fregatten einsatzklar (inkl. reparierter Fregatte „Schleswig-Holstein“). Drei liegen planmäßig in der Werft.