Afghanistan: Der nächste US-Kommandeur
Fürs Archiv: In einer Zeit anhaltender Unsicherheit in Afghanistan hat ein neuer US-Befehlshaber das Kommando über die internationalen Truppen am Hindukusch übernommen. Am (gestrigen) Sonntag übergab US-General John Nicholson die Führung der Resolute Support Mission an den US-General Austin Scott Miller.
Der scheidende Kommandeur ordnete den anhaltenden Krieg in Afghanistan ein wenig ein – und dabei wurde auch offensichtlich, wie die westliche Wahrnehmung dieses Einsatzes zurückgegangen ist, berichtet die New York Times:
Then, General Nicholson, 61, echoed a call to immediately begin peace negotiations, an approach that has become an American priority that the Trump administration hopes will allow it to diminish its presence in the country, while also warning the Taliban that the United States would continue to fight.
His departure comes as the war seems to spiral deadlier even as it recedes from American attention — General Nicholson did not meet once with President Trump in the 20 months since he moved into the White House.
Nach 17 Jahren des US-Krieges in Afghanistan (und ebenso langem Einsatz der Truppen weiterer Länder unter NATO-Kommando) kommt auf den neuen Kommandeur die Aufgabe zu, kein weiter so zuzulassen, heißt es in der Washington Post (die auch ein bisschen mehr zur Person Millers hat):
Army Lt. Gen. Austin “Scott” Miller faces a stark central question as he becomes the United States’ newest commander in Afghanistan this weekend: With local forces struggling and questions swirling about President Trump’s support for the war, how long will America persist? (…)
His mission to bring the United States’ longest war to a close is made more difficult by political upheaval in Kabul and Trump’s ambivalence about costly foreign wars.
Miller will be the first commander whose mission is as much diplomatic as military, as the Taliban’s resilience fuels a new drive to secure a peace deal allowing for a dignified U.S. drawdown.
(Foto: Der italienische General Riccardo Marchio, Kommandeur des NATO Joint Forces Command Brunssum, übergibt die Truppenfahne der Resolute Support Mission an Miller, l. – Foto Resolute Support/Tech. Sgt. Sharida Jackson)
Wurde ja auch in den großen Nachrichtensendungen berichtet. Bezeichnend, das bei Amtsantritt gleich ein dringlicher Appell an die Taliban gerichtet wurde, doch endlich für Friedensverhandlungen an den Verhandlungstisch zu kommen.
Man scheint von US-Seite sehr darauf erpicht zu sein, in der Region Ruhe zu bekommen und zu haben. Darunter muss man wohl auch die Streichung der Militärhilfe für Pakistan wegen andauernden Misserfolgs in der Bekämpfung von extremistischen Gruppierungen einordnen.
„Miller will be the first commander whose mission is as much diplomatic as military, …“
Diplomatische Kompetenz wurde von U.S. Generalität seit Eisenhower nicht mehr erwartet.
Wie sich die quasi Gleichsetzung von Kampf und diplomatischer Anstrengung auf die vor allem operative Verwendung der [U.S.] Truppe auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Bei den RSM Partnern kann sich eine Erwartung ausbreiten die da lautete: „Die Amerikaner setzen zunehmend auf Diplomatie, was brauch’s da noch unsere Truppe“?
In der Folge kann eine unsägliche Diskussion mit dem Ziel weiterer, einseitiger Truppenreduzierung einsetzen. Genau das nutzt nur dem Talib.
Ja klar, Ruhe sollte schon herrschen. Denn der große Dealmaker ist sehr darauf erpicht, seinen Mega-Deal mit den Taliban in Afganistan auszuhandeln. Da kann er endlich mal zeigen, was für ein toller Kerl er ist. Zu blöd, daß die Taliban keinen Bock drauf haben und einfach kämpfen, wo und wie sie wollen.
Afganistan ist, vom Ergebnis her gesehen, für Amerika genau so ein Desaster wie für die Russen. Allerdings ein hausgemachtes, denn die Amerikaner werden im wahrsten Sinn des Wortes mit den eigenen Waffen geschlagen.
wenn Du nicht weisst, wie die zielvorgaben lauteten, kann man nicht von niederlage sprechen.
was demokratie angeht, ist irak weiter…
afganisches optium beliert 85%+ der weltproduktion, wurde nicht mal kritisiert….heroinlabore sind auf der pak/afg. grenze – hat offenbar auch keinen gestört.
17 jahre nach dem einmarsch – zumindest die rad. islamisten hatten/haben neue ziele vorgelegt bekommen und auch eingehalten. 6 tote us soldaten in AF dieses jahr – verloren und rausgedrängt – aber nach 17 jahren müsste doch einer der historiker uns die vorborgenen ziele mal erklären können ;)
@ peter.n
Bitte in vollständigen, verständlichen Sätzen schreiben. Ich jedenfalls mache mir nicht die Mühe, aus diesen Wortbrocken einen Sinn herausdeuten zu wollen.
Afghanistan, the never ending Story.
Nicht nur ein Desaster sondern auch auf dem besten Weg ein weiteres Vietnam aus US-Sicht zu werden.
Was soll General Miller denn verhandeln? Frieden, der nicht gewollt wird?
Aus welcher Situation heraus denn bitte?
Da die ANDSF tagtäglich weiterhin die räumliche Kontrolle an die INS verlieren,
wird Das keine starke Verhandlungsposition sein!
Was will die „Coalition of the willing States“ denn noch in AFG?
Bis heute gibt es keinen definierten Endstate und es wird auch zukünftig keine Definition geben.
Daher, so beschämend es ist, raus aus AFG und keine weiteren Kameradenleben mehr riskieren. Es ist zu spät!
Soll der Dealmaker es lösen!
Besser für die Zukunft des Landes ist es, wenn das Land und die arabischen Partner, den Konflikt versuchen zu beseitigen, auf ihre Weise.
Denn wir Westler können uns weder in dieses System hineindenken noch darin bewegen, geschweige Etwas verändern.
@Aufklärer 19 | 04. September 2018 – 13:43
Ich stimme Ihnen komplett zu.
Nur interessiert dieser Konflikt niemanden mehr. Er wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, geschweige den diskutiert. Selbst hier im Forum ist es, gemessen an der Zahl der Kommentare, nur noch ein Randthema.
Ergo macht man weiter so, dann muss man sich nicht damit beschäftigen.